Vengeful King

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„Ja-jaaa“, wimmerte ich. „Bitte – lass mich los. Du... du tust mir weh!“
„Gut! Und nun, zu deiner ersten Strafe.“
Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück. Ich wusste, dass ich nicht vor ihm fliehen konnte, also versuchte ich es gar nicht erst. Sein Blick war so grausam und verächtlich. Besonders als er an dem nassen Fleck in meiner Jeans hängen blieb. Hitze schoss mir ins Gesicht. Gott, das war so demütigend. Nate hob sein Handy und machte ein Foto von mir. Tränen der Scham und Verzweiflung rannen mir über das Gesicht.
„Bis zum nächsten Mal, Mouse“, sagte Nate mit einem Grinsen und wandte sich ab, um mich einfach stehen zu lassen.
Erst als er zwischen den Bäumen verschwunden war, wagte ich es, mich zu bewegen. Ich blickte an mir hinab und mehr Tränen liefen über meine Wangen. In die Stadt zu gehen konnte ich jetzt wohl vergessen. Mir war auch die Lust dazu vergangen. Alles, was ich wollte, war, aus diesen ruinierten Klamotten heraus zu kommen, in die Badewanne zu steigen und die Begegnung mit dem Teufel von mir zu waschen.
Nate
Das war besser gelaufen, als ich erwartet hatte. Die Kleine hatte wirkliche Angst vor mir. Gut! Das war genau, was ich von ihr wollte. Ich musste sagen, dass ich überrascht gewesen war, als sie sich eingepisst hatte. Für eine Sekunde hatte ich mich beinahe mies gefühlt. Doch dann hatte ich mich daran erinnert, was sie getan hatte, und jegliches Mitgefühl für sie oder schlechtes Gewissen für mein Verhalten hatte sich in Luft aufgelöst. Ich sandte das Foto von ihr an mein Wegwerf-Handy. Dann sandte ich es von dort anonym zu allen Schülern von Sinners High. Der nasse Fleck auf ihrer Jeans und die Tränen in ihren Augen waren deutlich zu sehen. Dies war die perfekte Demütigung für meine kleine Verräterin.
Gregory wartete bei meinem Porsche, als ich zurück zum Schulparkplatz kam. Er hob sein Handy an, mir ein Grinsen schenkend. Er hatte also das Foto bereits gesehen. Und hoffentlich auch viele andere Schüler.
„Guter Job, Dawg“, sagte er. „Was hast du denn mit der Kleinen angestellt, dass sie sich so nass gemacht hat?“
„Nur eine kleine harmlose Unterhaltung“, erwiderte ich schulterzuckend. „Nicht mein Problem, dass die so schnell eingeschüchtert ist. Aber es spielt mir in die Hände, und das Foto war ein guter Auftakt zu meinem Rachefeldzug.“
„Was kommt als nächstes?“
„Weiß ich noch nicht“, sagte ich. „Doch mir wird schon was einfallen. Keine Angst. Die Kleine wird den Rest des Schuljahrs durch die Hölle gehen.“
Gregory nickte und holte sein Tablett aus der Tasche. Das Tablett war Gregorys Waffe und Werkzeug. Er konnte mit dem Teil so ziemlich alles machen. Immerhin war er unser Computergenius. Er tippte darauf herum, ehe er mir das Teil reichte.
„Weißt du, wer die Kleine auf dem Bild ist?“, fragte er.
Ich runzelte die Stirn, als ich auf das Bild schaute, welches Gregory geöffnet hatte. Es war eine Nachtaufnahme und die Gesichter der Leute auf dem Bild waren schwer zu erkennen. Doch ich erkannte Ian an seiner Jacke und den Haaren. Ein Mädchen hing an seinem Arm. Alles, was ich sehen konnte, war, dass sie lange blonde Locken hatte und sie schien Lederklamotten zu tragen. Sie war klein und zierlich. Das Gesicht lag jedoch zu sehr im Dunklen.
„Kannst du das Gesicht irgendwie klarer bekommen?“
Gregory nahm das Tablett zurück und tippte erneut darauf herum, ehe er es mir zurückgab. Diesmal waren die Züge des Mädchens besser zu erkennen, wenngleich es noch immer furchtbar undeutlich war. Eines konnte ich jedoch mit Sicherheit sagen: Sie war kein Mädchen von Sinners High. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen.
„Ich hab keine Ahnung“, sagte ich schließlich. „Aber eines ist sicher. Sie ist nicht von unserer Schule.“
Gregory nickte und steckte das Tablett wieder weg.
„Wo hast du das Foto her?“
„Ich hab eine Suchmaschine, die nach Personen sucht, die auf Fotos im öffentlichen Netz auftauchen. Ich hab ein Foto von Ian eingegeben, um zu sehen, wo er seine Zeit verbringt, wenn er nicht mit uns ist. Und dieses Foto war bei meinen Ergebnissen.“
„Trotz der schlechten Qualität der Aufnahme? – Erstaunlich.“
„Der Computer geht nach festen Gesichtsmerkmalen, die auch bei einem undeutlichen Foto unverändert bleiben. Wo wir mit bloßem Auge nur Undeutlichkeiten sehen, kann der Computer noch die Merkmale ausmachen, die für jedes Gesicht einzigartig sind.“
„Okay. Und? Kannst du diese Maschine auch umgekehrt benutzen, um herauszufinden, wer das Mädchen ist? Oder wo sonst ihr Bild auftaucht?“
„Die Maschine kann mir nicht sagen, wer sie ist, doch zu schauen, wo sie sonst noch auftaucht, ist eine exzellente Idee. Ich werde mich gleich dran machen, wenn ich zu Hause bin.“
„Okay. Mach das. Wir sehen uns morgen. Ich hab heute Familien-Dinner.“
Gregory warf mir einen mitleidigen Blick zu.
„Viel Vergnügen dabei.“
„Herzlichen Dank, Arschloch. Wenn ich einen Weg wüsste, um der Scheiße zu entgehen, dann würde ich.“ Ich seufzte. „Viel Erfolg mit deiner Recherche.“
Ich hasste Familien-Dinner. Warum meine Eltern darauf bestanden, wollte mir nicht in den Kopf gehen. Meine Eltern waren geschieden, seit ich zehn Jahre alt war. Sowohl Dad als auch Mom waren mittlerweile erneut verheiratet und ein Mal im Monat aßen unsere beiden Familien zusammen Dinner. Ich lebte mit Mom und Dan, war aber ein Wochenende im Monat bei Dad. Das war bereits mehr Zeit, als ich mit Chantalle, seiner neuen Frau, und meinen beiden Stiefschwestern verbringen wollte. Ich war froh, dass Dad mit seiner neuen Familie dreißig Kilometer entfernt wohnte. Nicht auszudenken, wenn ich meine beiden Stiefschwestern in der Schule ertragen müsste. Ich wäre nicht in der Lage, sie zu ignorieren. Nach spätestens zwei Wochen würde ich sie erwürgt und im Schulwald verscharrt haben.
„Daddy hat mir ein Auto zu meinem sechszehnten Geburtstag versprochen“, verkündete Kira, eine meiner Stiefschwestern.
Warum sie meinen Vater Daddy nennen musste, war mir schleierhaft. Ich warf Dad einen Blick zu. Ich hatte bis zu meinem siebzehnten Geburtstag warten müssen, um ein Auto zu bekommen. Dad hatte gemeint, dass sechzehn zu jung sei, um auf den Straßenverkehr losgelassen zu werden. Offensichtlich bezog sich das nur auf mich und nicht auf seine Stieftochter. Dad wich meinem Blick aus und schenkte Kira ein seltenes Lächeln. Ich konnte mich nicht erinnern, wann mein alter Herr mich das letzte Mal angelächelt hatte. Kiras Blick ging zu mir und ich sah den Triumph in ihren himmelblauen Augen. Die Kleine sah mit ihren blonden Locken und blauen Augen aus wie ein Engel, doch sie war der Teufel in Person. Ein wenig wie Beth, spielte sie die Unschuld und bekam, was immer sie wollte, während sie in Wahrheit eine manipulative und bösartige Zicke war. Ich ignorierte sie. Es half mir nicht, einen Streit mit ihr vom Zaun zu brechen. Ich konzentrierte mich auf mein Essen und brodelte innerlich vor Zorn. In Rekordzeit hatte ich meinen Teller leer gegessen und erhob mich von meinem Platz.
„Entschuldigt mich. Ich hab noch für einen Test zu lernen“, sagte ich und eilte aus dem Raum.
Es war eine glatte Lüge. Ich hatte keinen Test. Doch wenn ich noch eine Minute länger mit meinen Stiefschwestern an einem Tisch sitzen musste, dann würde ich einen Mord begehen. Kira war die schlimmste der beiden, doch ihre jüngere Schwester Anna war auch nicht viel besser. Sie mochte erst dreizehn Jahre sein, doch sie war eine Hexe wie ihre ältere Schwester. Wahrscheinlich hatten die beiden ihren Charakter von ihrer Mutter geerbt. Chantalle war die Definition eines Gold-Diggers. Sie hatte ihre Schönheit dazu genutzt, um sich meinen Vater zu angeln. Und der war natürlich darauf reingefallen. Manche Männer schalteten ihr Gehirn aus, wenn ihr Schwanz das Denken übernahm. Ich würde niemals so weit gehen. Weiber waren dazu da, mich zu befriedigen und das wars. Meine Pseudo-Beziehung mit Beth hatte auf einen Austausch von Vorteilen beruht und war niemals ernst gewesen. Doch das war ein Geheimnis zwischen mir und Beth gewesen. Nicht einmal die Jungs hatten von der Vereinbarung gewusst, die ich mit Beth hatte. Genauso wenig wussten sie, dass ich mir bei anderen Frauen geholt hatte, was ich brauchte. Ich war nicht so blöd gewesen, es mit Mädchen von der Schule zu treiben. Nein, ich hatte einige gelangweilte Hausfrauen bedient. Ging doch nichts über eine MILF. Diese Frauen wussten, was sie wollten, waren experimentierfreudig im Bett und einhundert Prozent diskret. Schließlich wollten sie nicht riskieren, dass jemand herausfand, dass sie ihre langweiligen Ehemänner mit mir betrogen. Der Gedanke an Beth brachte stets ein wenig Schuldgefühle mit sich. Ich hatte sie nicht geliebt, hatte sie nicht einmal begehrt. Doch zu wissen, dass sie ihr Leben so abrupt beendet hatte, weil sie keinen anderen Ausweg sah, war eine schwere Bürde. Nicht viele hatten gewusst, was in ihrem Inneren vor sich ging. Ich hatte. Und das machte es mir manchmal umso unverständlicher, warum ich sie nicht durchschaut hatte, als sie Abby beschuldigt hatte, sie verletzt zu haben. Wenn es jemanden in Beth’ Umkreis gab, der die Lüge hätte erkennen sollen, dann war ich das. Beth hatte eine Menge Dämonen gehabt. Zum einen der Missbrauch durch ihren Onkel. Der Tod ihres Vaters. Das mangelnde Selbstwertgefühl, welches sie hinter ihrer Zicken-Fassade zu verstecken versuchte. All das fraß sie innerlich auf. Unsere Pseudo Beziehung hatte ihr die Gelegenheit gegeben, vor den anderen dafür beneidet zu werden, dass sie sich den Anführer der KINGS geangelt hatte, wenn sie in Wahrheit nicht in der Lage war, mit einem Typen zu schlafen. Der Missbrauch hatte sie ruiniert. Doch sie wollte die Fassade aufrechterhalten, ein normales Mädchen zu sein. Viele Kerle hatten Geschichten erzählt, dass sie Beth angeblich gefickt hatten. Doch ich wusste, dass dies alles Lügen waren, mit denen die Looser sich wichtig machen wollten. Um die Fassade einer Beziehung aufrecht zu erhalten, hatten wir manchmal ein wenig in der Öffentlichkeit rumgemacht, doch sonst war nie etwas zwischen uns geschehen. Und was mich anbelangte, so hatte ich eine offizielle Freundin, was meinen Dad davon abhielt, mich mit Mädchen verkuppeln zu wollen, die in seine Pläne passten. Seit ich sechzehn war, hatten er versucht, mir einzureden, wie wichtig es war, dass ich die Richtige aussuchte. Ein Mädchen aus guter Familie. Mit Geld wie Heu, natürlich. Verbindungen und Geld waren in unseren Kreisen wichtiger als Gefühle. Nun, ich mochte nicht an Gefühle glauben und war mir sicher, dass ich niemals eine Frau finden würde, die mich in einen Idioten verwandelte, wie Abby es mit Kent angestellt hatte. Doch ich hatte auch nicht vor, jemanden zu heiraten, um meinem alten Herrn zu helfen, mehr Einfluss zu gewinnen und mehr Geld zu scheffeln. Falls ich überhaupt jemals heiraten sollte. Die verheirateten Frauen, die ich fickte, waren Beweis genug, wie wenig solch imaginäre Gefühle wie Liebe mit einer Ehe zu tun hatten. Besonders in unseren Kreisen. Wenn diese Frauen so in ihre Ehemänner verliebt gewesen wären, dann hätten sie nicht mit einem Typen wie mir rumgevögelt. Nein, ich war ein Realist. Liebe. Romantik. Alles Humbug. Weswegen ich auch der beste Kandidat war, um die kleine Verräterin zu knacken. Ian war zu sanft und würde nie in der Lage sein, ein Mädchen zu bestrafen. Seth war zu sehr schwanzgesteuert. Kent war vergeben. Und Gregory? Nun, wenn ich den Fall meinem russischen Freund überließ, dass bestand die Gefahr, dass der Kleinen plötzlich ein Finger oder ein Ohr fehlten. Nein. Ich war der Beste für diesen Job. Ich würde mich nicht erweichen lassen. Ich war auch nicht so schwanzgesteuert, dass ich die graue Maus besteigen würde. Und ich war nicht so sadistisch veranlagt wie Gregory.
Kapitel 4

Sam
Als ich am Freitag durch die Schule ging, begrüßten mich spottende Blicke und Getuschel. Ich konnte nur vermuten, dass es mit dem Foto zu tun hatte, welches Nate von mir gemacht hatte. Ich würde es ihm durchaus zutrauen, dass er das Bild an die ganze Schülerschaft gesandt hatte. Doch es gab absolut nichts, was ich dagegen tun konnte, als den Kopf hochzuhalten und den Tag irgendwie zu überleben. Ich konnte nicht zu meinem Dad gehen, denn dann würde Nate das Video von Daddy mit dem Mädchen veröffentlichen. Zu sehen, wie mein eigener Vater Sex hatte, war schlimm genug. Doch zu sehen, wie er Sex mit einer minderjährigen Schülerin hatte? Das war unbeschreiblich. Ich hatte auf einmal allen Respekt vor meinem Dad verloren. Ich war wirklich sauer. Doch auch wenn ich meinen Vater im Moment am liebsten den Hals umdrehen wollte, ich würde niemals riskieren, dass er für sein unmoralisches Verhalten seinen Job verlor oder gar ins Gefängnis gehen musste. Doch dass ich wegen seinem Vergehen nun erdulden musste, was immer die KINGS auftischten, machte mich noch wütender auf ihn. Hätte er sich nicht mit einem minderjährigen Mädchen eingelassen, dann wäre ich wenigstens in der Lage, zurückzuschlagen. Ob die KINGS etwas mit der ganzen Sache zu tun hatten. Wen wollte ich verarschen? Natürlich hatten sie. Die Frage war, wie waren sie an das Video gekommen? Es gab nur eine Erklärung. Sie hatten das Ganze eingefädelt. Hatten sie das Mädchen gezwungen, Sex mit meinem Dad zu haben? So wie ich die Mädchen hier bis jetzt erlebt hatte, war wahrscheinlich nicht viel Zwang notwendig. Fast alle hier benahmen sich wie Huren. Und auch wenn mein Dad nicht mehr der Jüngste war, so war er nicht übel aussehend. Er hielt sich noch immer in Form. Für manche Mädchen spielte das Alter offenbar keine Rolle. Uargh! Ich würde nie verstehen, was in solchen Mädchen vorging. Ich erwartete ja nicht, dass alle mit dem ersten Mal so lange warteten wie ich, doch die Art, wie sie es mit jedem trieben, war schon irgendwie widerlich. Ich könnte mich niemals einem Typen hingeben, den ich nicht liebte. Selbst mit Paul war ich noch nicht bereit gewesen. Verdammt! Paul. Der Gedanke an ihn und an seinen Betrug versetzte mir einen Stich. Ja, Rose hatte recht, dass ich ihn lange hingehalten hatte. Doch das war kein Grund, hinter meinem Rücken mit einer anderen zu schlafen. Wenn er nicht mehr warten wollte, hätte er es mir einfach sagen können. Dann hätte ich entscheiden können, ob ich ihm endlich meine V-Karte geben wollte, oder ob wir die Beziehung im Guten beendeten. Aber stattdessen hatte er den Verständnisvollen gespielt und sich woanders geholt, was ich ihm nicht geben wollte. Bei meiner besten Freundin. Das war ein doppelter Verrat. Ob ich Rose jemals vergeben konnte, war fraglich. Paul war definitiv für mich gestorben, doch Rose und ich kannten uns seit dem Kindergarten. Wir waren unzertrennlich gewesen. Was es umso schlimmer machte, dass sie mich so hintergangen hatte. Es war schmerzhaft. Beinahe noch schmerzhafter als Pauls Betrug. Seufzend bog ich um die Ecke, als ich gegen eine Mauer prallte. Ich schrie erschrocken auf. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht darauf geachtet hatte, wo ich hinging. Ich wollte schon eine Entschuldigung murmeln, als meine Augen die Gestalt erfassten, die ich angerempelt hatte. Die Worte blieben mir im Halse stecken und mein Magen drehte sich schmerzlich um. Ein spöttisches Grinsen umspielt Nates Mund, als er auf mich hinab sah. Er war um einiges größer als ich und ich musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufzusehen.
„Brauchst du eine Brille, Mouse?“
„Ich... ich war nur...“, begann ich, heftig errötend.
Dann schüttelte ich den Kopf. Warum versuchte ich, mich zu verteidigen? Dies war Nate. Der Typ, der für meine Erniedrigung verantwortlich war. Ein Drogendealer und Raufbold. Menschlicher Abschaum. Er war es nicht wert, dass ich mich entschuldigte. Wenn sich hier jemand zu entschuldigen hatte, dann war er es. Ich funkelte ihn finster an und trat einen Schritt zur Seite, um an ihm vorbei zu gehen. Er fasste mich beim Arm und riss mich zurück. Ehe ich mich versah, stand ich mit dem Rücken zur Wand, Nates großer, harter Körper direkt vor mir. Er stützte seine Arme rechts und links von mir an der Wand ab und lehnte sich zu mir hinab. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht. Er roch nach Leder und irgendeinem holzigen Aftershave. Wie konnte jemand, der so böse und verderbt war, nur so verdammt gut riechen?
„Lass mich gehen!“, forderte ich mit mehr Mut, als ich wirklich empfand.
„Nein.“
„Du hast kein Recht, mich aufzuhalten.“
„Ich hab alles Recht, Mouse“, raunte er, den Kopf weiter senkend, bis sein Gesicht meinem Hals ganz nah war. Sein Atem kitzelte auf meiner empfindlichen Haut und eine Gänsehaut rann über meinen Leib. „Du warst sehr unartig, kleine Verräterin. Und es ist an mir, dich für dein Vergehen zu bestrafen. Und du wirst nichts dagegen unternehmen, wenn du nicht willst, dass Daddy ins Gefängnis geht.“
„Du... du bist ein mieses Schwein“, schniefte ich. „Lass mich in Ruhe.“
„Aber du willst ja gar nicht, dass ich dich in Ruhe lasse, Mouse“, raunte Nate in mein Ohr, entlockte mir einen Schauer, der weniger mit Angst oder Abscheu zu tun hatte, als ich mir eingestehen wollte. „Ich denke, du willst, dass ich dich ein wenig quäle. Hab ich recht, Mouse?“
Anstatt einer Antwort kam ein Keuchen über meine Lippen, als er sanft in mein Ohrläppchen biss. Hitze schoss in meinen Unterleib und mein Herz raste wie wild. Ich musste hier fort. Ich musste schnellstens Nates verwirrendem Einfluss entfliehen. Ein Wimmern löste sich aus meiner Kehle, als Nates lange Finger sich um meinen Hals schlossen. Beim letzten Mal, als er meine Kehle so umfasst hatte, hatte ich mir vor Angst in die Hosen gepinkelt. Diesmal wurde mein Höschen aus ganz anderen Gründen nass. STOPP! Dies durfte nicht geschehen! Ich musste diesem Irrsinn ein Ende bereiten. Mit aller Willenskraft, die ich mustern konnte, legte ich meine Hände auf Nates Brust und schob ihn von mir. Er hatte dies nicht erwartet, und so war ich tatsächlich in der Lage, ihn ein Stück weit von mir zu schieben. Genug, dass ich unter seinem Arm hinweg ducken und fliehen konnte. Verwirrt von dem, was eben geschehen war, rannte ich durch die Gänge und verlangsamte meine Schritte erst, als ich vor dem Klassenraum stand, in dem meine nächste Stunde stattfand.
Nate
Was war da eben geschehen? Verdammt! Das war nicht geplant gewesen, doch als ich Samantha mit dem Rücken gegen die Wand hatte, und ihr Duft mir in die Nase gestiegen war, hatte ich ein solches Verlangen empfunden wie nie zuvor. Die kleine graue Maus hatte mich so hart gemacht, dass ich für einen Moment beinahe vergessen hatte, was auf dem Spiel stand. Sie war keine Eroberung. Und sie würde ihrer Strafe auch nicht entgehen, nur weil mein Schwanz plötzlich in ihrer jungfräulichen Möse versinken wollte. Fuck! Ich war nicht Seth. Ich war nicht schwanzgesteuert, verdammt noch mal! Es wurde Zeit, dass mein Schwanz mal wieder etwas Action sah. Ich hatte einfach zu lange keine Frau mehr gehabt. Das war der einzige Grund, warum ich auf die kleine graue Maus reagiert hatte. Aufgestaute sexuelle Energie, die ich abbauen musste. Nun, wo ich für mein irrationales Verhalten eine vernünftige Erklärung gefunden hatte, fühlte ich mich gleich viel besser.
„Hey, Dawg! Was geht?“, erklang Seths Stimme neben mir, und eine Hand klopfte mir hart auf den Rücken.
„Hast du die Namen für die Audienz?“, fragte ich, anstelle einer Antwort.
„Klar, Mann“, erwiderte Seth und kramte in seiner Tasche herum, bis er ein Stück Papier hervorgezogen hatte. „Hier!“
Ich warf ihm einen harten Blick zu, als ich das zerknüllte Stück Papier annahm. Seth zuckte nur mit den Schultern und war Sekunden später schon wieder abgelenkt, als er einem Minirock hinterher gaffte. Ich boxte ihm hart in die Seite.
„Kannst du mal für eine Sekunde deine Aufmerksamkeit auf die wichtigen Dinge lenken, anstatt Schaufenster-Shoppen zu gehen?“
„Sorry, Boss“, erwiderte Seth mit gespielter Unterwürfigkeit.
Ich unterdrückte den Drang, mit den Augen zu rollen. Seths Verhalten wurde immer schlimmer. Wenn er so weiter machte, würde er nicht einmal seinen Abschluss schaffen. Partys und Weiber war alles, was in seinem Kopf umher ging.
„Wie geht es mit der Kleinen?“, fragte Seth mit einem Grinsen. „Ich hab gesehen, wie du sie gegen die Wand hattest. Wirst du ihre V-Karte fordern?“, fragte er, mit seinen Augenbrauen wackelnd.
„Ich bin nicht DU!“, gab ich scharf zurück. „Manche von uns können ihren Schwanz tatsächlich unter Kontrolle halten.“
„Ist das so? Sah für mich so aus, als wenn dein Wiener mehr als nur interessiert war, ein wenig im Ketchup zu dippen.“
„Glaub mir, die kleine graue Maus zu vögeln ist das Letzte was ich tun würde“, schnappte ich.
„Okay! Dann hast du nichts dagegen, wenn ich meinen Wiener ein wenig nass mache? Jungfrauen sind Fun. So eng. Hmmmm.“
Weißglühende Wut brodelte in meinen Adern. Ehe ich analysieren konnte, was in mir vor sich ging, oder meine Reaktion kontrollieren konnte, hatte ich Seth bei der Kehle gepackt und gegen die nächste Wand gerammt. Seth Augen zeigten Verwunderung, als ich ihm hart in die Augen starrte.
„Finger weg von der Kleinen!“, knurrte ich drohend. „Hab ich mich klar ausgedrückt?“
„Klar, Mann“, erwiderte Seth grinsend. „Die Kleine gehört dir. Hab verstanden.“
„Sie gehört nicht mir“, stritt ich ab. „Ich will nur nicht, dass du mir in die Quere kommst mit dem, was ich für sie geplant habe.“
„Was immer du dir einreden willst“, spottete Seth, der mir offensichtlich nicht abnehmen wollte, dass ich an der Kleinen nicht interessiert war.
„Hüte deine Zunge, Seth. Ich bin noch immer der Boss der KINGS. Zeig mir ein wenig mehr Respekt!“
Seth hob eine Augenbraue.
„Mann, jemand braucht dringend Pussy“, murmelte er kaum hörbar.
„Wie war das?“
„Nichts. Absolut nichts.“
Mit einem Knurren ließ ich ihn los und wandte mich ab. Die Schüler waren stehen geblieben, um das Schauspiel zu verfolgen. Ich warf einen drohenden Blick in die Runde.
„Was gibt es hier zu gaffen!“, fuhr ich die Schüler an. „Verpisst euch!“
Die Menge zerstreute sich eilig und ich marschierte davon, mir vehement einredend, dass Seth unrecht hatte. Dass ich nicht an der kleinen grauen Maus interessiert war. Und dass Eifersucht nichts damit zu tun hatte, warum ich nicht wollte, dass Seth die Kleine fickte.
Lügner! Lügner! Lügner!, sagte eine Stimme in meinem Kopf.
Wir hielten Audienz in der Cafeteria, um uns die Beschwerden der Schüler anzuhören und Streitigkeiten zwischen ihnen zu schlichten. Wir taten dies zwei Mal die Woche. Normalerweise verschaffte es mir ein gutes Gefühl, für Ordnung an der Schule zu sorgen und unsere Macht zu demonstrieren, doch heute war ich irgendwie nicht bei der Sache. Ich wurde von Lust geplagt, die durch meinen Körper strömte wie Dauerstrom. Ich hatte mir bereits vor der Lunchpause auf der Toilette Erleichterung verschafft, doch auch das hatte nicht wirklich geholfen. Ich könnte mir eines der Mädchen schnappen und irgendwo ein stilles Plätzchen finden. Oder ich könnte nach der Schule eine meiner MILFs besuchen. Nein. Bis nach der Schule konnte ich nicht warten. Eines der Mädchen hier würde sich meinem kleinen Problem annehmen müssen. Sie waren alle nur zu willig, dem Anführer der KINGS zu dienen. Es sollte nicht schwer sein, eine Wahl zu treffen. Doch als ich meinen Blick durch die Cafeteria wandern ließ, stach keine der anwesenden Schlampen heraus, die mein Interesse regen könnte. Ich fluchte innerlich. Was zum Teufel war nur los mit mir? Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als Kent mich mit dem Ellenbogen in die Seite stieß.
„Was ist dein Urteil?“, raunte er mir zu.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass die beiden Mädchen vor mir ihren Fall geschildert hatten, ohne dass ich auch nur ein Wort davon mitbekommen hatte. Verdammt! Ich beugte mich zu Kent.
„Was war noch mal ihr Problem?“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
„Candy behauptet, dass Sue mit ihrem Freund geschlafen hat.“






