Multiple Sklerose erfolgreich behandeln - mit dem Paläo-Programm

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Wenn Sie sich für mein Programm entscheiden, werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass Sie klarer denken können, dass Ihre Stimmung sich aufhellt und Ihre Energie zurückkommt. Wer über seinem Idealgewicht liegt, wird feststellen, dass es sich ohne zu hungern normalisiert. Alle Patienten, die diese Ernährungsweise konsequent umgesetzt haben, bestätigen meine Erfahrungen, wenn sie nach drei Monaten zur Kontrolluntersuchung kommen. In den folgenden drei Jahren sehe ich normalerweise, wie sie sich „verjüngen“ – bei jedem Besuch sehen sie noch jünger aus, da sich ihre Zellen revitalisieren und der Körper wieder gesund wird.
Wenn ich den Rollstuhl verlassen kann, weil ich meine Lebensweise verändere, dann überlegen Sie doch einmal, wie es Ihrer Familie, Ihren Freunden, Ihrem Land und der Welt gehen würde, wenn alle Menschen ihre Zellen durch ihre Ernährung und Lebensweise optimal mit Energie versorgen würden. Die Menschen wären wieder gesund und vital und das Gesundheitswesen könnte Kosten in Milliardenhöhe einsparen. Wie werden Sie sich entscheiden? Wie möchten Sie Ihr restliches Leben verbringen? Als Invalide – oder voller Vitalität? Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen.
KAPITEL 1
Leben, Krankheit und Sie – wissenschaftlich gesehen
Sie hören Ihren Arzt diese Worte sagen – Multiple Sklerose – und Sie fragen sich, ob Ihr Leben je wieder so sein wird, wie es einmal war. Vielleicht wissen Sie noch nicht ganz genau, was das bedeutet, aber Sie haben es schon gesehen – Sie haben die Menschen im Rollstuhl gesehen, die sich an nichts mehr zu erinnern scheinen, die sich sogar schwer damit tun, ihre Hände zu gebrauchen. Oder Sie sind vielleicht schon an diesem Punkt angekommen, Sie können sich immer schlechter oder allem Anschein nach gar nicht mehr bewegen. Vielleicht glauben Sie, dass Sie auf dem absteigenden Ast sind und es kein Zurück mehr gibt. Nicht in Ihrem Zustand.
Möglicherweise sind Sie von einer anderen Autoimmunerkrankung betroffen, zum Beispiel von rheumatoider Arthritis oder Lupus erythematodes. Sie könnten mit Adipositas (Fettleibigkeit) oder schweren Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Zöliakie, Diabetes oder einer Herzkrankheit geschlagen sein. Vielleicht müssen Sie aber auch Depressionen, Angststörungen oder ADS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) ertragen. Das Einzige, was Sie mit Sicherheit wissen, ist die Tatsache, dass die Zeit, als es Ihnen gut ging, als Sie sich noch nicht so fremd vorkamen, weit hinter Ihnen zu liegen scheint. Ihr Körper verweigert seinen Dienst und Ihr Gehirn mittlerweile auch.
Sie waren wahrscheinlich schon beim Arzt und haben vielleicht eine Diagnose bekommen. Mithilfe einer schulmedizinischen Therapie wird zwar versucht, Ihre Symptome zu lindern, doch chronische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Depressionen, Bluthochdruck, Diabetes und selbst Adipositas kann diese nicht heilen. Möglicherweise hat man Ihnen eine schier unüberschaubare Menge an Medikamenten verschrieben, doch diese werden Ihr Problem durch die Nebenwirkungen und voranschreitende Nährstoffverarmung, die mit einer medikamentösen Langzeitbehandlung einhergehen können, auf lange Sicht wohl nur verschärfen. Die Pharmazeutika, die bei Autoimmunerkrankungen verabreicht werden, heilen die Krankheit nicht. Sie dienen einzig und allein dem Zweck, dass Sie sich ein wenig besser fühlen, was unter Umständen sogar funktioniert, und dass die Krankheit vielleicht langsamer fortschreitet, was auch funktionieren könnte. Oder eben nicht.
Vielleicht sind Sie auch kurz davor, die Hoffnung aufzugeben. Ich möchte Ihnen die Hoffnung zurückgeben.
In diesem Buch geht es um die Hoffnung. Meine übergeordnete Botschaft könnte nicht eindeutiger sein: Sie müssen kein Opfer sein. Die Krankheit ist schon da, das stimmt, aber es gibt viele wichtige Dinge, die Sie tun können, um das Fortschreiten der Symptome zu verlangsamen, um sie zum Stillstand zu bringen oder sie sogar rückgängig zu machen. Medikamente können Ihre Autoimmunerkrankung nicht wegzaubern, aber Ihr Körper kann sich selbst heilen – wenn Sie ihm das richtige „Werkzeug“ geben.
Krankheit ist weit mehr als Ursache und Wirkung. Sie ist eine komplexe Verschmelzung von Kräften, genetischen und umweltbedingten. Zum Glück für uns alle hat der Umweltaspekt eine viel größere Bedeutung als der genetische, und Sie können ab sofort damit beginnen, an dieser Stellschraube zu drehen. Die Lebensweise, für die Sie sich entscheiden, kann tatsächlich Ihre defekten biochemischen Vorgänge neu regulieren und Ihre Vitalität wiederherstellen. Das sind echte Neuigkeiten für all jene, die an einer Autoimmunerkrankung oder einer anderen chronischen Erkrankung leiden. Sie können Ihrem Leben eine neue Wendung geben. Nicht die Schulmedizin. Nicht die pharmazeutische Industrie. Nicht die Pillenschachtel. Sie selbst. Sie halten die Macht in Ihren eigenen Händen.
Tritt eine chronische Krankheit in Folge eines Mangels auf, lässt sich das Problem nicht durch Medikamente lösen. Sicherlich ist Ihnen klar, dass Multiple Sklerose keine Medikamentenmangelkrankheit ist (zum Beispiel, weil Sie ein MS-Medikament wie Copaxone® nicht einnehmen), ebenso wenig, wie Müdigkeit ursächlich auf einen Mangel an Stimulanzien (wie Provigil®) oder Koffein beruhen und Depressionen nicht auf fehlende Antidepressiva (wie Prozac®) zurückzuführen sind.
Nein, diese Probleme haben nichts mit einem Mangel an Medikamenten zu tun, sondern werden durch Mängel in Ihren Zellen ausgelöst, die zu Defekten in den biochemischen Abläufen und einer gestörten Signalweiterleitung zwischen Ihren Zellen führt. Wenn Sie chronische Krankheiten auf diese Weise betrachten, ist es ganz offensichtlich, dass Sie die Mangelzustände in den Zellen behandeln sollten, durch die Krankheiten ursächlich entstehen, anstatt lediglich die Symptome zu behandeln, wie das bei den meisten konventionellen medikamentösen Behandlungen der Fall ist.
Sie müssen verstehen, was Ihr Körper tatsächlich braucht, um vital zu bleiben und um entstandene Schäden zu heilen, sonst können Sie keine fundierten Entscheidungen darüber treffen, wie er überhaupt „funktionstüchtig“ bleiben kann. Sie könnten sich natürlich dazu entschließen, jemandes Rat zum Thema Ernährung anzunehmen, der vielleicht dadurch motiviert ist, Ihnen beim Abnehmen zu helfen oder Sie zu stärken. Dieser Rat könnte sogar durch politische, umweltbedingte, spirituelle oder ethische Überlegungen motiviert sein. Doch solange Sie nicht verstehen, was Ihr Körper wirklich braucht, wissen Sie auch nicht, welchem Rat Sie folgen sollen und welchem nicht. Sie wissen nicht, welche Ernährung in Ihrem Fall die richtige ist. Und Sie wissen nicht, wie Sie Ihre Zellen versorgen sollen, damit das Ergebnis optimale Gesundheit ist.
Hinterfragen Sie, was Sie lesen und was man Ihnen erzählt, beschäftigen Sie sich ein wenig mit Biologie und Biochemie, damit Sie selbst entscheiden können. Wenn wir unsere Ernährung auf zellulärer Ebene betrachten, können wir auf viele hilfreiche wissenschaftliche Studien zurückgreifen. Wir wissen noch längst nicht alles, was es zum Thema Ernährung zu wissen gibt, aber wir wissen eine ganze Menge darüber, wie man viele nötige biologische Reparaturarbeiten erleichtern kann. Es ist längst wissenschaftlich erwiesen, dass es Ihren Zellen nicht nur blendend ergeht, sondern dass sie sogar heilen können, wenn Sie Ihnen all das in ausreichenden Mengen zuführen, was sie brauchen. Enthalten Sie ihnen wesentliche Nährstoffe vor, bauen die Zellen ab. Sie sterben vielleicht nicht ab – zumindest nicht sofort –, aber ihre Funktionsfähigkeit beginnt bald nachzulassen, und genau hier beginnen die Probleme.
Als Ärztin und Wissenschaftlerin sowie als Patientin treffe ich Entscheidungen für meine eigene Gesundheit und für die Gesundheit anderer Menschen auf wissenschaftlicher Grundlage. Ich würde niemals von jemandem verlangen, mir „einfach zu glauben“. Ich möchte, dass Sie verstehen, warum ich mein Programm exakt so und nicht anders konzipiert habe. Ich möchte Sie dazu befähigen, dass Sie selbstbestimmt handeln können, noch bevor wir anfangen – und noch bevor ich Ihnen auch nur den kleinsten Rat gebe, was Sie essen oder nicht essen, trinken, tun oder lassen sollten. Wir beginnen also mit einem Blick auf das Geschehen im Inneren Ihres Körpers.
Wie kommt Gesundheit zustande?
Sie bestehen aus Zellen. Eine Zelle ist die kleinste Einheit eines lebenden Organismus. Manche Organismen bestehen aus nur einer Zelle, eine Amöbe zum Beispiel. Manche Organismen, wie der menschliche Körper, besteht aus Billionen von Zellen. Zellen haben unterschiedliche Größen und Formen und sie haben unterschiedliche Aufgaben, aber sie sind im Wesentlichen die Bausteine Ihres Körpers.
Erfahrungsbericht
Bei meinem ersten Multiple-Sklerose-Schub im Alter von 33 Jahren litt ich unter Taubheitsgefühlen im Gesicht und Schwindel, und während der nächsten sieben Jahre nahmen die Müdigkeit und Wärmeintoleranz zu. Fünf Jahre lang nahm ich Copaxone ein, doch ich setzte es ab, als ich keine vernünftige Stelle mehr am Körper fand, in die ich es hätte injizieren können. Im Laufe der nächsten acht Jahre ließ meine Energie nach, die Wärmeintoleranz nahm massiv zu, ebenso meine Benommenheit und die Müdigkeit, sodass es mir nicht möglich war, mehr als zwei Tage pro Woche arbeiten zu gehen.
Das Paläo-Programm von Dr. Wahls entdeckte ich zufällig, als ich im Internet auf das TEDx-Gespräch stieß. Ich begann im Juli 2012 damit und rief zwei Wochen später meinen Sohn an, um ihm zu sagen, dass ich das Gefühl habe, eine neue Brille zu brauchen – alles war schärfer und deutlicher als es seit Jahren gewesen war. Mein Denken ist viel klarer und die Müdigkeit hat so massiv nachgelassen, dass ich manchmal denke, ich sollte mich kneifen (damit ich weiß, dass ich nicht träume)! Ich kann es wirklich noch immer nicht fassen, dass ich wieder Energie habe und mich nicht mehr jeden Tag zwischendurch hinlegen muss. Meine Schlafqualität hat sich auch verbessert, und wenn ich ein Nickerchen mache, dann nur 10 Minuten. Wenn ich aufwache, habe ich wieder soviel Energie wie am Morgen. Sicherlich verstehen Sie jetzt, warum es mir wie ein Wunder vorkommt!
Jan W., Steamboat Springs, Colorado
Zellen arbeiten jedoch nicht unter allen Bedingungen. Sie brauchen bestimmte Nährstoffe, damit Sie sie am Leben und gesund erhalten können. Ohne diese Nährstoffe funktionieren sie nicht mehr richtig und können sogar absterben. Woher kommen diese Nährstoffe? Aus Ihrer Nahrung – ausschließlich. Wenn Sie Ihren Zellen nicht die richtigen Nährstoffe und das richtige Milieu bieten, funktionieren sie nicht so gut wie sie eigentlich könnten, und eine Funktionseinschränkung auf zellulärer Ebene könnte sich schließlich auf jeden Bereich Ihrer Gesundheit auswirken. Was genau fehlgesteuert wird, mag genetisch bestimmt sein, doch wenn die Zellen nicht bekommen, was sie brauchen, funktioniert der Körper nicht richtig und manches (leider meist mehreres) nimmt eine unglückliche Wendung.
Viele Menschen fragen sich, ob unsere Gesundheit hauptsächlich von unseren Genen abhängt. Hängt es von Ihrer DNS ab, ob Ihre Zellen gut oder schlecht funktionieren? Wenn es tatsächlich nur auf Ihre Gene ankäme, dann wäre es ziemlich egal, was Sie essen und wie Sie leben. Wir wissen jedoch, dass dem nicht so ist.
Ich lebe mit meiner Familie im US-Bundesstaat Iowa. Mais ist hier allgegenwärtig, und so nehme ich ihn als Beispiel für meine Wurzeln im mittleren Westen und als Beispiel dafür, wie wichtig der „Treibstoff“ für die Mitochondrien und infolgedessen für die Zellen, die Organe und den ganzen Körper einschließlich des Gehirns ist. Ein Tütchen Samen kann dieselbe DNS enthalten, doch wenn Sie eine Handvoll Maissamen in die fette, schwarze Erde Iowas einbringen und eine weitere Handvoll auf eine giftige, von einer dünnen Schmutzschicht bedeckten Müllhalde werfen, entwickeln sich aus den Samen völlig unterschiedliche Pflanzen. Auf dem fetten Boden in Iowa wachsen große, kräftige und üppige Pflanzen mit gesunden Maiskolben heran. Aus den auf der Müllhalde ausgesäten Samenkörnern wachsen, wenn sie überhaupt aufgehen und tatsächlich Maiskolben ausbilden, dürre, blasse und wahrscheinlich nicht sehr ergiebige Pflanzen heran. Der Grund: Es standen nicht genügend Nährstoffe zur Verfügung. Dieselben Gene also, aber ein vollkommen anderes Ergebnis.
Ihre Zellen – also Sie – verhalten sich ähnlich wie dieser Mais. Bekommen Ihre Zellen nicht die Nährstoffe, die sie brauchen, um ihre Funktionen ordnungsgemäß zu erfüllen, und werden sie nicht vor schädlichen Giften geschützt, dann werden Sie ebenfalls „eingehen“. Ihre Mitochondrien (mehr zu unseren „Zellkraftwerken“ folgt noch) produzieren nicht genügend oder nicht genügend wirksame Energie, was eine Kaskade von fehlerhaften biochemischen Reaktionen auslösen und schließlich einen chronischen Krankheitsprozesses in Gang setzen kann. (Darüber, wie Toxine Ihre Körperchemie stören können, wird ausführlich in Kapitel 8 die Rede sein).
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Die Genetik spielt natürlich eine Rolle. Unsere Zellen sind auf Enzyme angewiesen, die die chemischen Lebensprozesse erleichtern, und die Bildung dieser Enzyme ist durch unsere DNS genetisch determiniert. Wir wissen, dass es Hunderte – möglicherweise noch mehr – verschiedener Gene gibt, von denen jedes das Risiko, an Multiple Sklerose zu erkranken, ein wenig erhöhen könnte. Das wiederum könnte sich auf eine Reihe von wichtigen Faktoren auswirken: Ob ein Enzym nicht besonders gut funktioniert, ob bei einem Prozess die Kontrolle von Entzündungen beeinträchtigt ist, ob der Umgang mit Toxinen (Giften) ausreichend gut funktioniert oder ob Nährstoffe vollständig resorbiert werden, wie es um die Wirksamkeit Ihrer Hormone und sogar um die Bildung von Neurotransmittern bestellt ist.
Allerdings werden nur wenige Krankheiten allein durch eine einzige Mutation in unserer DNS verursacht. An der überwiegenden Mehrheit sind viele Genen beteiligt – manchmal können es bis zu 50 oder sogar 100 sein –, durch die die Leistungsfähigkeit unserer Enzyme umweltbedingt verändert wird, und dazu kann auch ein Mangel an Nährstoffen oder eine Belastung mit Umweltgiften gehören. Das Milieu bestimmt weitgehend, welche Gene stumm oder „abgeschaltet“ und welche aktiv oder „angeschaltet“ sind. Sie können zum Beispiel eine Tendenz zur Krebserkrankung haben, doch wenn Ihr Körper vollständig mit Nährstoffen versorgt und keiner übermäßigen Toxinbelastung ausgesetzt wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie daran erkranken, trotz dieser Tendenz weitaus geringer. Oder sollte es doch dazu kommen, dann sind Ihre Leukozyten, die weißen Blutkörperchen, vielleicht stark genug, um die Krebszellen schon während ihrer Entstehung zu bekämpfen, und Sie werden nie mit Symptomen oder einer entsprechenden Diagnose konfrontiert sein. Für den Fall, dass der Krebs tatsächlich ausbricht, sind Ihre Chancen, ihn zu besiegen, wesentlich größer. Durch die optimale Wahl Ihrer Lebensweise können Sie dafür sorgen, dass die schädlichsten Gene „abgeschaltet“ und diejenigen, die Ihre Gesundheit am besten fördern, „angeschaltet“ bleiben.
Wissenswertes
Die Wissenschaft von der Epigenetik erklärt, wie die Umwelt, das Milieu, bestimmt, welche Gene aktiv oder „angeschaltet“ und welche inaktiv oder „abgeschaltet“ sind. Gegenwärtig fließen Hunderte von Millionen Dollar in die Epigenetikforschung, da man sich von ihr Antworten darauf erwartet, warum es zu chronischen Krankheiten wie Krebs und altersbedingten Erkrankungen kommt. Auf diesem Gebiet erwarten uns noch viele Informationen – doch warum sollen wir warten, bis Wissenschaftler neue, teure Medikamente auf der Grundlage der Epigenetik entwickelt haben, wenn Sie schon heute mithilfe dieses Programms lernen können, Ihr Milieu und Ihre Gene zu optimieren?
Unter dem Strich spielt Ihre DNS eine bemerkenswert geringe Rolle, wenn es darum geht, ob Sie von einer bestimmten Krankheit wie Multiple Sklerose betroffen sein werden oder nicht, auch wenn sie in Ihrer Familie vorkommt. Die Epigenetik bestimmt, welche Gene aktiv werden und daraus ergibt sich Ihr Risiko. Wissenschaftler glauben, dass das Risiko der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen, Adipositas, Herzkrankheiten und psychischen Problemen zu 70 bis 95 Prozent durch die Umwelt, also durch das Milieu, bestimmt wird.1 Unter „Umwelt“ oder „Milieu“ versteht man all das, was Sie essen, trinken, einatmen, was Sie in Ihr Badewasser kippen, wie Sie sich bewegen und sogar was Sie denken und wie Sie mit Menschen umgehen. Worauf es wirklich ankommt, ist, wie Ihre Gene mit der Vielzahl von Wahlmöglichkeiten zusammenspielen. Daraus ergibt sich, ob Sie mit einer guten Gesundheit ausgestattet sind oder an einer chronischen Krankheit leiden werden. Der Schlüssel ist das Wissen, wie man angesichts seiner angeborenen genetischen Ausstattung die Chancen in Richtung bestmöglicher Gesundheit verschiebt, indem man sein inneres Milieu – die Umgebung seiner Zellen – so vorteilhaft wie möglich gestaltet.
Wissenswertes
Der wissenschaftliche Begriff für eine Mutation in einer DNA-Sequenz ist „Singulärer Nukleotidpolymorphismus“ (SNP) oder „Einzelnukleotid-Polymorphismus“. Wir wissen, dass Menschen mit bestimmten SNP (wir nennen sie „Snips“), die die Bildung von Enzymen für die Verarbeitung von B-Vitaminen oder Schwefel beeinträchtigen, mit größerer Wahrscheinlichkeit Herzkrankheiten, affektive Probleme und/oder Autoimmunerkrankungen entwickeln. Oft ist es jedoch möglich, diesen Problem-Enzymen mithilfe einer besonderen Ernährungsweise beizukommen, wenn man weiß, um welche es sich handelt, und welche Vitamine und Vitaminformen oder Nahrungsmittel dem Betroffenen helfen kann, diesen speziellen SNP zu umgehen. Ist Ihre Familie von einer Krankheit oder einem Leiden betroffen, ist das ein Zeichen dafür, dass Sie und Ihre Angehörigen wahrscheinlich einen speziellen SNP haben. Ein Arzt, der funktionelle Medizin praktiziert, kann aufgrund der Familienanamnese und genetischer Tests einige Vorhersagen über diese SNP treffen und einen speziell auf Sie zugeschnittenen Therapieplan empfehlen. (Mehr dazu erfahren Sie in Kapitel 12.)
Wir sind immer noch dabei zu lernen, wie die Auswirkungen des Lebensstils, zum Beispiel frühere Infektionen, die Ernährung, Umweltschadstoffe, Ausmaß und Art der sportlichen Betätigung, Stress, der Vitamin-D-Spiegel, das Hormongleichgewicht, ja selbst die Geisteshaltung und Lebenseinstellung, schädliche Gene aktivieren, in unsere biochemischen „Fabriken“ eingreifen und zu schädigenden Veränderungen bei der Nährstoffresorption, Hormonbildung, Neurotransmitterfunktion und mehr führen können. Doch wir wissen auch schon, dass sich eine genetische Veranlagung eventuell niemals ausprägt, wenn der Körper immer gesund bleibt und gut ernährt wird. Zelluläre Fehlfunktionen, die jedoch durch einen Mangel an den richtigen Nährstoffen und/oder das Vorliegen von Toxinen – auch denen, die der Körper in Zeiten von extremem Stress selbst bildet – entstehen, reichen bereits aus, um den genetischen Schalter umzulegen.
Mit anderen Worten, unsere Gene sind nicht unser Schicksal. Sie entscheiden über Ihre Lebensweise, und das bedeutet, dass Sie auch Einfluss darauf haben, welche Gene aktiv werden. Selbst wenn Sie bereits eine chronische Krankheit wie MS haben, können Sie immer noch eingreifen. Durch die sofortige Korrektur des Lebensstils wird mehr als nur ein Stillstand der Krankheit erreicht; in vielen Fällen kann sie sogar rückgängig gemacht werden. Eine gesündere Lebensweise kann diese schädlichen Gene abschalten und diejenigen aktivieren, die die Gesundheit am besten fördern.
„Treibstoff“ für Ihre Zellen
Kommen wir zurück zur Zelle. Die Nahrung für unsere Zellen stammt aus der Nahrung, die Sie zu sich nehmen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die Sie aus diesem Buch gewinnen sollen, lautet: All das, womit Ihre Zellen die chemischen Lebensprozesse antreiben, hat seinen Ursprung in all dem, was Sie sich zuführen. Alles hängt von Ihrer Ernährung ab – wie gut Ihre Körperfunktionen ablaufen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass Ihre genetischen Ausprägungen aktiviert werden und ob Sie eine chronische Krankheit bekommen oder nicht; ja, sogar wie gut es Ihnen gelingt, die Behinderungen zu überwinden, die Ihnen durch eine chronische Krankheit zugefügt wurden.
Wenn Sie Zucker in den Tank eines Autos schütten, wird es nicht richtig fahren. Wenn Sie bei einem Spielzeug, das zusammengebaut werden muss, die Hälfte der Teile weglassen, wird es nicht funktionieren. Das Prinzip ist nicht neu, doch aus irgendwelchen Gründen tendieren die Menschen dazu, es nicht auf ihre Zellen anzuwenden. Es besteht die allgemeine Vorstellung, dass „man ist, was man isst“ oder dass bestimmte Nahrungsmittel „gesund“ oder „ungesund“ sind, tatsächlich aber steckt noch viel mehr dahinter. Ihre Ernährung steht in direktem Zusammenhang mit der Funktionsfähigkeit Ihrer Zellen.
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die Ernährung der Zelle ist das A und O. Sie ist die eigentliche Grundlage der Gesundheit. Von den Zellen hängt alles ab, denn wenn sie nicht richtig funktionieren, dann funktionieren schließlich auch die Organe nicht richtig. Wenn die Organe nicht richtig funktionieren, dann funktionieren letztendlich Sie nicht richtig. Die Krankheit, von der Sie heute betroffen sind, hat ihren Ursprung in Ihren Zellen, und auch wenn die Anfälligkeit für diese Krankheit eine genetische Komponente haben mag, liegt es allein daran, was Sie Ihren Zellen zuführen oder vorenthalten, ob diese genetische Variation sich auswirkt oder nicht. Es ist nie zu spät, die Fehlsteuerung Ihrer Zellen umzukehren, doch dafür müssen Sie wissen, was genau Ihre Zellen wirklich brauchen, sonst bleibt das, was Sie tun oder lassen sollten, ein Rätsel.
Sie haben wahrscheinlich schon oft genug gehört, dass man seinem Körper geben soll, was er braucht, doch ich glaube, man sollte lieber fragen, ob auch die Mitochondrien das bekommen, was sie brauchen. Denn hier beginnt alles – bei der Zellgesundheit. Wenn Sie gesund, stark und mit scharfem Verstand gerüstet sein wollen, sind gesunde Zellen die Voraussetzung. Und dafür wiederum braucht es gesunde Mitochondrien. Hier muss man ansetzen, ganz unten an der Wurzel, dort, wo die Fehlsteuerung im Körper ihren Anfang nimmt. Nur so können Sie das Blatt wenden.
Die Mitochondrien gehören normalerweise nicht zu den Dingen, über die man in einem Buch zum Thema Ernährung liest. Information dieser Art findet man eher in einem medizinischen Text. Das Wort ist nicht einprägsam, es geht nicht leicht über die Lippen. Die Mitochondrien sind auch nicht wirklich attraktiv; sie sind die Arbeitstiere der Zelle. Und doch sind sie für unser Leben und unsere Gesundheit von unglaublicher Wichtigkeit. Ohne Mitochondrien wäre eine Zelle wie das Chassis eines Autos. Sie sähe zwar aus wie eine Zelle, doch sie wäre, wie ein Auto ohne Motor, ziemlich nutzlos und würde Sie nicht am Laufen halten. Und wie jede Maschine brauchen auch die Mitochondrien Treibstoff. Nicht einfach irgendeinen – sondern einen von hoher Qualität.
Erfahrungsbericht
Die Diagnose Multiple Sklerose war wahrhaftig ein Weckruf, doch Dr. Wahls hat einen wunderbaren Leitfaden entwickelt, der mir die Bedeutung der Ernährung nahegebracht hat. Ich habe dramatische Verbesserungen erlebt! Nicht nur, dass sich meine körperliche Kondition auf eine Weise verbessert hat, die ich gar nicht genug betonen kann, auch mein Gleichgewicht, die Müdigkeit, die geistige Klarheit, die Nervenschmerzen haben sich erheblich gebessert – und immer mehr Dinge kommen dazu. Das ist wirklich erstaunlich. Seit April 2011 laufe ich ohne Gehstock. Ich habe immer noch MS-Probleme, ich verliere immer noch mein Gleichgewicht und falle gelegentlich hin. Ich habe auch manchmal eine Sehnervenentzündung und ich werde immer noch müde – aber alles ist 10.000 Prozent besser als vorher! Dr. Wahls hat den Nachweis erbracht, wie tief greifend die Ernährung unseren physischen Körper, unsere Krankheit und unsere Denkweise und Klarheit beeinflusst. Das Paläo-Programm bestätigt wirklich das alte Sprichwort: „Du bist, was du isst.“