Multiple Sklerose erfolgreich behandeln - mit dem Paläo-Programm

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Pam J., Pecatonica, Illinois
Um genau zu verstehen, wie all das funktioniert, müssen Sie wissen, was eine Zelle ist, und insbesondere, wie eine Zelle von den Mitochondrien genannten Organellen in ihrem Inneren angetrieben wird.
Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass Sie zu Schulzeiten im Biologie-Unterricht eine Zelle zeichnen mussten, aber was genau Sie gezeichnet haben, wissen Sie vermutlich nicht mehr. Im Allgemeinen enthält eine Zelle einen Zellkern, indem sich die DNS, die genetischen Anweisungen für den Organismus, befindet. Der Zellkern (fachsprachlich Nucleus) ist das „Herz“ der Zelle, dort sind alle Informationen gespeichert. Doch in diesem Zellraum befinden sich auch noch andere Dinge: die „Kraftmaschinen“, die die Zelle antreiben. Diese Maschinen heißen Mitochondrien, eine einzelne nennt man Mitochondrion.
Die Entwicklungsgeschichte der Mitochondrien
Vor etwa eineinhalb Milliarden Jahren, als Bakterien die einzige Lebensform auf der Erde waren, drangen kleinere Bakterien in größere ein. Doch anstatt ihren Wirtsorganismus zu schädigen, waren sie ihm nützlich, indem sie auf effizientere Weise Energie für ihn produzierten.
Damit eröffneten diese kleinen „Eindringlinge“ die Möglichkeit zur Spezialisierung, sodass die größeren Bakterien sich zu noch größeren mehrzelligen Organismen entwickeln konnten, aus denen schließlich die Tiere entstanden. Und aus den kleineren Bakterien wurden die Mitochondrien, die Energielieferanten. Interessanterweise scheint bei Pflanzen ein ähnlicher Prozess abgelaufen zu sein: Cyanobakterien umflossen kleinere Bakterien, die zur Fotosynthese fähig waren, und diese entwickelten sich zu Pflanzen, die über Chloroplasten, d. h. Organellen, in denen die Fotosynthese abläuft, verfügten. Diese hoch wirksamen, nährstoffreichen, Energie produzierenden Chloroplasten sind einer der Gründe, warum der Verzehr von frischem grünem Blattgemüse so gut für uns ist.
Die meisten Zellen unseres Körpers enthalten Mitochondrien, manche sehr viel mehr als andere. Je höher der Energiebedarf einer bestimmten Zelle ist, desto mehr Mitochondrien braucht sie zur Produktion dieser Energie. Das Gehirn, die Netzhaut, das Herz und die Leberzellen enthalten wesentlich mehr Mitochondrien als die meisten Zellen anderer Körperteile, denn Denken, Sehen, Bluttransport und Toxinabbau sind sehr energieintensive Prozesse.
Zellen benötigen Energie für vielfältige Funktionen: zum Aufbau, zur Erhaltung und zur Reparatur des Organismus sowie zum Abtransport von toxischen Abfällen. Letztere können von Medikamenten, Pestiziden, Herbiziden und aus Verschmutzungen stammen sowie als Nebenprodukte der Grundfunktionen der Zellen entstehen (jede „Maschine“ produziert Abfallstoffe). Zu viele Gifte können Zellen und Organe überlasten, doch zum Glück versorgen die vielseitigen und schwer arbeitenden Mitochondrien die Zellen mit ausreichend Energie zur Verarbeitung fettlöslicher Giften, die sie in eine wasserlösliche Form überführen und die von der gleichermaßen schwer arbeitenden Leber und den Nieren ausgeschieden werden können.
Die Mitochondrien sind auch für den Zelltod verantwortlich. Alle Zellen sterben letztendlich ab und ein zeitgerechter Zelltod ist für die Gesundheit unerlässlich. Auf ein Signal der Mitochondrien hin öffnet die Zelle eine Kalziumschleuse und stirbt durch eine Art zellulären „Selbstmord“ oder vorprogrammierten Zelltod ab. (Der Fachbegriff hierfür ist Apoptose.) Die Zellen, die nicht sterben, wenn ihre Zeit abgelaufen ist, wachsen auf Kosten aller anderen Zellen weiter und werden zu Krebsgeschwulsten.
Die Rolle der Mitochondrien im Lebenszyklus der Zelle

In diesem Zusammenhang sollten wir auch kurz auf ATP eingehen: Die Mitochondrien bilden einen Stoff namens ATP (Adenosintriphosphat), der Energie in den Bindungen zwischen den Molekülen speichert. Mithilfe von ATP bildet der Körper Proteine und Antikörper. ATP ist der „Treibstoff“, den unsere Zellen für all die chemischen Prozesse benötigen, für die sie zuständig sind. Ohne ihn könnten unsere Zellen nicht ordnungsgemäß arbeiten und würden vorzeitig absterben.
Zur effektiven ATP-Bildung brauchen die Mitochondrien bestimmte Stoffe: Glukose oder Ketonkörper aus Fett (davon wird in Kapitel 7 ausführlich die Rede sein) und Sauerstoff sind die wichtigsten Substanzen. Bereits mit diesen drei Stoffen könnten die Mitochondrien ein wenig ATP bilden, allerdings noch im „Stottergang“. Um die volle Leistung zu erbringen, brauchen sie aber auch Thiamin (Vitamin B1), Riboflavin (Vitamin B2), Niacinamid (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), Mineralstoffe (insbesondere Schwefel, Zink, Magnesium und Mangan) sowie Antioxidanzien. Die Mitochondrien benötigen außerdem reichlich Alpha-Liponsäure, Kreatin und Ubiquinon (das auch Coenzym Q, Coenzym Q10, CoQ oder CoQ10 genannt wird), um Spitzenergebnisse zu erzielen.2 Außerdem müssen sie vor Giftstoffen wie Blei, Quecksilber und Arsen geschützt werden.
Wenn Sie nicht mit all diesen Nährstoffen versorgt oder zu vielen Toxinen ausgesetzt werden, leidet die Effektivität Ihrer ATP-Bildung, und daraus ergeben sich zwei Probleme:
1.Die Zellen bilden weniger Energie, sodass sie eventuell nicht all ihren Aufgaben gerecht werden können.
2.Die Zellen produzieren mehr Abfallstoffe als nötig in Form freier Radikale.
Fehlen die richtigen Nährstofflieferanten für die ATP-Bildung in den Mitochondrien – die wiederum zur Energiebildung für die lebenserhaltenden zellulären Prozesse gebraucht wird –, verhungern die Mitochondrien buchstäblich. Die Zelle kann ihre Arbeit nicht erfolgreich erledigen. Werden die Mitochondrien darüber hinaus zu stark beansprucht, beginnen sie sich aufzulösen. Je weniger Mitochondrien in der Zelle vorhanden sind, desto mehr werden die übrigen belastet, damit die benötigte Energie geliefert werden kann. Diese Beanspruchung der Mitochondrien kann zu einem Todessignal an den Zellkern führen, sodass es dann zu einem vorzeitigen „Selbstmord“ der Zelle kommt. Die Folge ist eine schnellere Alterung der Organe und des ganzen Körpers, vor allem des Gehirns, für das die Arbeit der Mitochondrien ganz besonders wichtig ist. Das kann schließlich zu einer Art „Gehirnnebel“ (Verwirrtheit, Gedächtnisschwund, „neben sich stehen“) und sogar einer Schrumpfung des Gehirns führen.
Fassen wir unsere bisherigen Erkenntnisse zusammen: Die Mitochondrien erbringen dann Spitzenleistungen, wenn den Zellen die Energie zur Verfügung steht, die sie für ihre Arbeit benötigen, sodass der Körper erwartungsgemäß funktioniert, ohne einen Energie- und Nährstoffmängel kompensieren zu müssen. Die Zellen bilden weniger freie Radikale und dadurch kommt es seltener zu Zellschäden. Die richtige Ernährung erleichtert diesen ganzen Prozess, während eine falsche Ernährung ihn zum Entgleisen bringt. Es kommt zu einer Überlastung der Mitochondrien, einer raschen Alterung und häufiger zu einer oder mehreren sich verschlechternden chronischen Krankheiten.
Wissenswertes
Bei allen chemischen Prozessen entstehen auch Abfallprodukte, und freie Radikale gehören zu dem Abfall, der in Ihrem Körper bei der benötigten Energiegewinnung anfällt. Freie Radikale sind Atome oder Moleküle mit mindestens einem ungepaarten Elektron; eine oder mehrere Stellen sind also nicht besetzt, wodurch sich ihre chemische Reaktionsfähigkeit enorm erhöht. Freie Radikale können in den Zellen zu Problemen führen, da sie sich unbedingt binden wollen und dazu nach einer Oxidationsmöglichkeit suchen (mit anderen Worten, sie müssen ein oder mehrere Elektronen aus einer anderen Bindung herauslösen, also zerstören), um dann diese freie Stelle zu besetzen. Freie Radikale können dadurch Probleme verursachen, dass sie die Form eines Proteins, einer Zellmembran oder der DNS verändern, wodurch sich auch deren Funktion verändert. Ist der Zellschaden durch freie Radikale zu groß, kann die Zelle ihre Funktionen nicht mehr richtig ausüben und sogar vorzeitig absterben. Kommt es allzu häufig zu vorzeitigem Zelltod, führt das schließlich zu einer schnellen Alterung Ihrer inneren Organe, mit anderen Worten: Sie altern schneller.
Antioxidanzien leisten erste Hilfe! Pflanzliche Antioxidanzien stimulieren die Bildung von Enzymen in unseren Zellen, die diese freien Radikale neutralisieren, bevor sie Zellschäden anrichten können. Sie erhöhen die Wirksamkeit der biochemischen Mechanismen zum Schutz der Zelle vor freien Radikalen erheblich.
Stellen Sie sich einmal vor, wie Ihr Haus aussähe, wenn Sie es nie sauber machen oder den Abfall entsorgen würden. Müll und Schmutz würden schließlich die Entlüftung und die Rohrleitungen verstopfen, das elektrische System stören, und die gesamte Bausubstanz würde verfallen, bis das Haus nicht mehr bewohnbar wäre. Antioxidanzien sind Ihre „Putzkolonne“, ihre zellulären Reinigungskräfte, die die freien Radikale in Schach halten. Sie kümmern sich um die Entsorgung des bei der ATP-Produktion entstandenen Abfalls. (Ich werde später noch auf die besten Lieferanten für Antioxidanzien aus der Nahrung eingehen.)
Anzeichen für Nahrungsmangel in den Mitochondrien
Nun können Sie bestimmt ermessen, wie wichtig die Mitochondrien für Ihre Gesundheit sind, und damit haben Sie recht! Sie denken sich vielleicht auch, dass Sie mehr Nährstoffe brauchen, sodass die Mitochondrien bestens für die ATP-Produktion gerüstet sind – zum Beispiel B-Vitamine und Mineralstoffe, Coenzym Q und Antioxidanzien. Auch damit haben Sie wahrscheinlich recht: Die meisten Menschen sind mit den Nährstoffen, die ihre Zellen brauchen, unterversorgt.
Aber woher wissen Sie, ob Ihre Mitochondrien richtig ernährt werden? Sie können nicht einfach in den Spiegel schauen, um nachzusehen, ob sie gesund sind. Es gibt jedoch ein paar Anhaltspunkte, die ich im Laufe meiner Arbeit entdeckt habe, Anzeichen und Signale, die darauf hinweisen, dass die Mitochondrien eventuell nicht ausreichend versorgt werden, um Ihr System aufrechtzuerhalten und es bei höchster Leistungsfähigkeit zu betreiben:
–Sie fühlen sich müde. Wenn Sie sich immer erschöpft fühlen und unter Energiemangel leiden, auch wenn Sie ausreichend geschlafen haben, erhalten Ihre Mitochondrien vielleicht nicht genügend Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidanzien zur Energieproduktion in den Zellen. Dieser zelluläre Energiemangel kann sich auf körperlicher Ebene bemerkbar machen.
–Sie ernähren sich stark zucker- und stärkehaltig. Zu viel Weißmehl, Zucker und Maissirup mit hohem Fruktosegehalt können Ihre Mitochondrien „verkleben“, sie arbeiten dann weniger effizient. Zucker und raffinierte Kohlenhydrate schaden dem Körper auf zweierlei Weise: Sie enthalten erstens viele Kalorien, haben aber nur einen geringen Nährwert, sodass Sie zwar satt werden, sich aber nicht die benötigten Nährstoffe zuführen und Ihre Zellen hungern; zweitens begünstigen sie das Wachstum unerwünschter Bakterien und Hefen im Darm, was zu vielen weiteren Problemen führen kann. (Damit werden wir uns im Laufe des Buches noch ausführlich befassen).
–Sie sind älter als 50 Jahre. Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit zur Bildung von Coenzym Q, einem wichtigen Nährstoff für gesunde und leistungsfähige Mitochondrien, allmählich ab. Das hat zur Folge, dass die Leistungsfähigkeit Ihrer Mitochondrien ebenfalls langsam abnimmt, wenn Sie sich nur suboptimal ernähren.
–Sie müssen Statine einnehmen. Diese Medikamente senken den Cholesterinspiegel und werden daher von vielen Ärzten empfohlen, wenn das Risiko einer Herzerkrankung besteht oder ein hoher Cholesterinspiegel vorliegt. Manche Ärzte empfehlen sie sogar vorbeugend. Die Arzneimittelklasse der Statine, die häufig gegen erhöhte Cholesterinwerte verschrieben werden, erschweren den Zellen jedoch die Bildung von Coenzym Q. Da ältere Menschen tendenziell einen höheren Cholesterinspiegel haben, nehmen sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch Statine ein. Wer über 50 Jahre alt ist, hat aber ohnehin oft schon Probleme mit der Bildung von Coenzym Q, was das Problem weiter verschlimmert. Aus mehreren Studien geht hervor, dass sich die Symptome bei Patienten mit einer neurodegenerativen Gehirnerkrankung durch eine Verbesserung des Coenzym-Q-Spiegels verringern.3 Wenn Ihnen Statine verschrieben wurden, setzen Sie diese nicht einfach ab, ohne mit Ihrem Arzt zu sprechen; doch Sie sollten sich aufgrund dieser Informationen überlegen, ob Sie nicht die Zufuhr von Coenzym Q zum Ausgleich erhöhen.
–Sie nehmen regelmäßig rezeptfreie Medikamente ein. Viele häufig verschriebene und frei verkäufliche Medikamente sind Vitamin-B-, Mineralstoff- und Coenzym-Q-Räuber. Je länger Sie dieser Präparate einnehmen, desto mehr kann ihr Spiegel absinken.
Im Folgenden zähle ich einige Medikamente auf, die Coenzym Q beeinträchtigen:






Zu den Medikamenten, die die Vitamin-B-Resorption und Ihren Stoffwechsel beeinträchtigen können, gehören:










–Diuretika und Präparate, die den Magensäurespiegel senken, können die Resorption von Mineralstoffen ebenfalls beeinträchtigen. Die mit der Langzeiteinnahme von Arzneimitteln einhergehende Verarmung an Nährstoffen kann ein Faktor sein, warum viele Krankheiten trotz medikamentöser Behandlung weiter fortschreiten.4
–Sie leiden unter chronischer Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Es gibt einen Zusammenhang zwischen chronischen Spannungskopfschmerzen und einer Fehlfunktion der Mitochondrien.5
–Sie sind von einer chronischen Krankheit betroffen. Die Liste der gesundheitlichen Probleme, die mit einer Störung in der Mitochondrienfunktion zusammenhängen, wird täglich länger und umfasst nun auch Diabetes, Herzinsuffizienz, Hepatitis C, Fibromyalgie, Schizophrenie, affektive Störungen, Epilepsie, Schlaganfälle, Gedächtnisprobleme und Autoimmunerkrankungen.6
Eine Störung der Mitochondrien über einen langen Zeitraum manifestiert sich am offensichtlichsten in chronischen Krankheiten. Wenn die Mitochondrien den Körper nicht richtig mit Energie versorgen, werden Störungen in Form einer negativen Kettenreaktion in Gang gesetzt, die sich schließlich als Zellalterung, organische Funktionsstörung und chronische Krankheit äußert. Die Wissenschaft zeigt in zunehmendem Maße auf, dass mitochondrialer Stress ursächlich für die meisten chronischen Krankheiten der modernen Gesellschaft ist. Wenn Sie also gesund werden möchten, dann sollten Sie dafür sorgen, dass Ihre Mitochondrien wiederhergestellt werden, um Ihrer Gesundheit bestmöglich zu dienen.
Treffen einzelne oder alle dieser Symptome oder Kategorien auf Sie zu, werden Ihre Mitochondrien in hohem Maße von einer „Runderneuerung“ profitieren. Das hier vorgestellte Programm nützt der Funktionsfähigkeit Ihrer Mitochondrien direkt oder indirekt in jeder Beziehung, doch nichts trägt mehr dazu bei als die Verbesserungen, die Sie in Bezug auf Ihre Ernährungsweise vornehmen. Sie werden Ihren Körper mit den B-Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidanzien und Aminosäuren überschwemmen, die er für seine Mitochondrien benötigt, sodass jeder Bereich Ihrer Gesundheit – und zwar bereits auf zellulärer Ebene – damit beginnen kann, sich selbst zu helfen.
Erfahrungsbericht
Im Januar 2003 wurde eine schubförmig remittierende MS diagnostiziert, als ich 46 Jahre alt war, obwohl ich die Krankheit schon viele Jahre vorher hatte. Ich nahm jahrelang dieselben gängigen Medikamente ein, doch es ging immer weiter abwärts. Mein Neurologe schlug mir ein anderes Präparat vor, doch ich zögerte wegen der gefährlichen Nebenwirkungen und suchte nach einem anderen Weg. Das führte mich zu Dr. Terry Wahls.
Ich halte mich jetzt seit 6 Monaten an ihr Paläo-Programm und verwende auch das Gerät zur Elektrostimulation. Ich bin klarer im Kopf, mein Zustand hat sich endlich nicht weiter verschlechtert, und es kommt auch ein wenig Kraft zurück. Die Farbe meiner Beine ist besser, und ich übe täglich 20 bis 30 Minuten, meditiere, atme tief und verbringe viel Zeit im Freien. Dr. Wahls ist mein Vorbild und in vielerlei Hinsicht meine Heldin. (Ich habe auch eine weibliche Partnerin und zwei eigene Kinder, die jetzt junge Erwachsene sind.) Jahrelang habe ich die Ärzte immer wieder nach dem Zusammenhang zwischen Ernährung, Sport und Stress gefragt, aber sie wischten meine Fragen einfach vom Tisch. Ich schätze die Intensität ihrer Forschungsarbeit und ihre Bereitschaft, von ihrer persönlichen Erfahrung zu berichten, sehr. Sie ist eine Lebensretterin!
Ann P., Houston, Texas
Ihr neues Rezept: Nahrungsmittel
Ihre Zellen beherbergen etwa 4000 verschiedene Enzymsysteme, die mehr als 1000 chemische Signale aussenden und jede Sekunde zigtausend chemische Reaktionen durchlaufen.7 Bisher wurden mehr als 250 verschiedene Nährstoffe identifiziert und wahrscheinlich gibt es noch Tausende mehr, die zwar noch nicht erforscht, aber für eine optimale Gesundheit wichtig sind.8 Nehmen Sie alle diese Substanzen zu sich? Wohl eher nicht.
Und kann Ihr Darm auch all das, was Sie essen, richtig verdauen und die notwendigen Nährstoffe resorbieren, die Ihre Zellen ausreichend mit Vitaminen, Mineralstoffen, essenziellen Fettsäuren und Antioxidanzien versorgen, die sie für ihr Gedeihen brauchen? Auch das könnte ein Problem darstellen.
Die Biochemie ist kompliziert und die Mechanismen des menschlichen Körpers sind ebenfalls unvorstellbar kompliziert und verwickelt. Obwohl wir viel über den Nährstoffbedarf der Mitochondrien wissen, haben wir weder jedes einzelne mitochondriale Bedürfnis verstanden, noch können wir ganz genau sagen, wie genau die verschiedenen Zellen in unserem Körper ernährt werden müssen. Wenn ich von „umfassender Ernährung“ spreche, also davon, was unser Körper insgesamt braucht, dann ist das so zu verstehen, dass wir zwar wissen, dass es diese Nährstoffbedürfnisse für Tausende verschiedener Funktionen gibt, dass wir sie aber noch immer nicht alle verstanden haben.
Aber die Natur schon. Deshalb reicht es für eine optimale Gesundheit nicht aus, wenn wir uns lediglich auf die Vitamine und Nährstoffergänzungen verlassen, die wir zusätzlich zu unserer üblichen Ernährung einnehmen. „Echte“ Nahrungsmittel enthalten alle Geheimnisse, die uns bislang verborgen sind, und genau deshalb habe ich mein Paläo-Programm spezifisch konzipiert, damit Sie sich auf besondere Weise mit diesen „echten“ Nahrungsmitteln versorgen können, sodass sie wiederum dem riesigen Nährstoffbedarf Ihrer Zellen gerecht werden – auch den vielen Tausenden von Anforderungen, die wir noch nicht verstanden haben.
Was wir aber wissen, ist, dass es mit der Gesundheit ganz eindeutig abwärts geht, wenn die Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidanzien im Körper das optimale Niveau unterschreiten. Das ist nicht nur Theorie. Ein typisches Beispiel: Der Biochemiker Dr. Bruce Ames, der sich mit der Erforschung der Ernährung auf zellulärer Ebene beschäftigt, liefert Hinweise, die veranschaulichen, dass ein Mensch mit größerer Wahrscheinlichkeit schneller altert und an Krebs erkrankt, wenn er sich nur unzureichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt, selbst wenn er momentan gesund zu sein scheint.9 Ist zum Beispiel die Vitamin-K-Versorgung eingeschränkt, dann setzt der Körper Prioritäten bei der Verwendung dieses begrenzten Vorrats. Er bildet zwar noch die Proteine, die Ihre Blutgerinnung in Gang setzen, wenn Sie sich geschnitten haben, aber er eben nicht mehr jene, die Sie brauchen, damit die Blutgefäße und die Herzklappen langfristig flexibel bleiben. Sie werden im Moment bei einer Verletzung also nicht gleich verbluten; bleibt der Mangel aber langfristig bestehen, verursacht dies Probleme mit den Herzklappen und/oder dem Blutdruck.10 Infolgedessen könnte es sein, dass Sie sich irgendwann einer Herz-OP unterziehen oder Blutdrucksenker einnehmen müssen.
In einer interessanten Studie wurde im Blut älterer Menschen der Spiegel von mehr als 31 verschiedenen Vitaminen, Mineralstoffen, essenziellen Fettsäuren und Antioxidanzien bestimmt, von denen man dachte, dass sie die Gesundheit des Gehirns beeinflussen können, und man untersuchte diesen Einfluss auf die Größe des Gehirns und auf die Denkleistung. Die Oregon Brain Ageing Study (zu Deutsch etwa: „Oregon-Studie über die Gehirnalterung“) untersuchte 104 Erwachsene (mit einem Durchschnittsalter von 87 Jahren). Die Wissenschaftler analysierten den Blutspiegel verschiedener Nährstoffe, die Größe des Gehirns (mittels Kernspintomografie) und die Denkfähigkeit anhand verschiedener neuropsychologischer Tests und machten dann eine Regressionsanalyse, um die Beziehung zwischen den Nährstoffspiegeln, der Größe des Gehirns und der Gedächtnisleistung zu bestimmen.11 Die Ergebnisse waren aufschlussreich: Das Vorliegen großer Mengen der Vitamine B1, B2, B6, B9, B12, C, D und E sowie von Fettsäuren waren die aussagekräftigsten Indikatoren für die Gesundheit des Gehirns. Zudem deckten sich hohe Spiegel von Vitamin A und K sowie Antioxidanzien mit einem vermehrten Gehirnvolumen und einer besseren Gedächtnisleistung.
In der Studie wurden auch schädliche Substanzen, sogenannte „antinutritive Stoffe“ untersucht. Auffallend war, je mehr Transfette (gehärtete Pflanzenöle) im Blut waren, desto kleiner war das Gehirn und desto geringer die Denkfähigkeit, die durch das Abschneiden der Probanden bei Denkaufgaben ermittelt wurde.12 Mit anderen Worten: Wenn Sie Ihre Gesamtkalorienzahl über Nahrungsmittel aufnehmen, die voller Nährstoffe für das Gehirn sind, so ist dies wahrscheinlich das Wirkungsvollste, was Sie zum Schutz Ihres Gehirns tun können. Wer an einem kleinen Gehirn interessiert ist, das nur schlecht denken kann, muss lediglich mehr antinutritive Stoffe wie Fertiggerichte voller Transfette essen. Essen Sie täglich oder auch nur dreimal pro Woche Fast Food – und Sie sind auf dem besten Weg in die Frühdemenz!