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»Was hat Lukas zu Ihrem Plan gesagt?«
»Der hat das sofort verstanden. Er hat mich hundertprozentig unterstützt und das Geheimnis gehütet, genau, wie wir es ausgemacht haben.«
»Warum ist Lukas nicht mit? Wäre das nicht eine bereichernde Erfahrung für Sie als Brüder gewesen?«
Robert Adelhofer schaute Katharina vollkommen verständnislos an. »Das war überhaupt nie ein Thema. Es war klar, dass ich das mach, dass das meine Challenge ist.« Irritiert schob er nach: »Der Lukas hat das genauso gesehen, das weiß ich.«
Schade, dass wir ihn nicht mehr fragen können, dachte Katharina. »Sorgen hat er sich keine gemacht?«
Adelhofer antwortete mit einer wegwerfenden Geste. »Nein, der Lukas war sich sicher, dass ich das pack, wir waren so oft zusammen in den Bergen, der hat gewusst, dass ich jede Situation meistern würde.«
»Aber im Winter monatelang Tag und Nacht in den Bergen, das kannten Sie nicht. Haben Sie sich lange darauf vorbereitet und alle möglichen Situationen durchgespielt?«
Adelhofer lachte laut auf und nahm einen Schluck von dem Cappuccino, den ihm Botox-Perli gerade hingestellt hatte. Katharina hatte sie mit einem ätzenden »Sie wollten ja nichts, Frau äh …« abgefertigt.
»Nein, Frau Langenfels, ein Bub aus den Bergen, der weiß genau, was da auf ihn zukommt, das hab ich nicht durchspielen müssen.«
Langsam begann dieses Gespräch Katharina zu nerven. »Und die Sache mit Ihren Fingern … Da hatten Sie offenbar nicht alles im Griff.«
Wieder lachte Adelhofer herzlich und streichelte die Lücke zwischen Zeige- und Ringfinger. »Kollateralschaden, Frau Langenfels, ein kleiner Kollateralschaden. Es war halt ein paar Nächte arg kalt und die Handschuhe durch und das Feuer aus. Da ist das nicht ausgeblieben.«
»Wie haben Sie das Feuer wieder anbekommen mit fast erfrorenen Fingern?«
»Sie wollen es aber ganz genau wissen, Frau Langenfels, klar, als knallharte Journalistin.« Jetzt zwinkerte Adelhofer ihr nicht nur zu, sondern legte kurz seine Hand auf ihren Oberschenkel. Katharina drehte ihre Beine weg und schaute ihn erwartungsvoll an.
»Na ja, wie man halt ein Feuer anmacht, Steine aneinanderreiben und so weiter.«
»Und das ganze Holz für einen Winter hatten Sie irgendwo aufbewahrt?«
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Einen kleinen Vorrat für die erste Zeit hatte ich tatsächlich in einer Höhle gesammelt, aber nur wenig.«
»Welches Holz brennt Ihrer Erfahrung nach eigentlich am besten? Ich habe meine eigenen schlechten Erfahrungen mit meinem kleinen Kamin zu Hause«, log Katharina.
Kurze Pause – mit dieser Frage hatte beautiful Robert anscheinend nicht gerechnet.
»Oh, Frau Langenfels, man darf halt nicht wählerisch sein, ich hab gesammelt, was rumlag.«
»Aber das Holz, das Sie später gesammelt haben, muss doch ganz feucht gewesen sein. Das hat sicher ewig gedauert, bis es gebrannt hat.«
»Stimmt. Was dich nicht umbringt, macht dich stärker, das war immer mein Motto. Bei dem Finger war ich mir nicht mehr ganz sicher, aber ist ja auch gut gegangen.«
Wie Adelhofer sich auf dem Berg mit seinem Brotzeitmesser den Finger abgeschnitten hatte, damit der Wundbrand sich nicht ausbreitete, das hatte Katharina in einem älteren Interview gelesen.
»Sie müssen unglaubliche Schmerzen gehabt haben.«
»Kann man sagen, ja, und nicht gerade steriles Verbandszeug.«
»Mit Ihrem Wissen nach diesen Monaten könnten Sie wahrscheinlich ein Buch rausgeben mit den besten Wurzel- und Kräuterrezepten aus den Bergen.«
Adelhofers Blick flackerte kurz: »Oh nein, Frau Langenfels, Kochen ist überhaupt nicht mein Ding. Hab ich auch nicht machen können, gab ja nichts. Hab halt von getrockneten oder gebrutzelten Viechern gelebt.«
»Echt? Einen ganzen Winter lang? Welche Tiere haben Sie gegessen?«
»Was ich erwischt hab. Hase, Reh, Schlange, alles Mögliche.«
»Clevere Idee, eine Schlange im Winterschlaf zu überraschen. Und wie haben Sie die verspeist?«
»Das wollen Sie nicht wissen, Frau Langenfels, das wollen Sie nicht wissen.«
Katharina setzte nach: »Doch, das ist total spannend. Schonen Sie mich nicht, ich halte Einiges aus.«
Adelhofer wurde unruhig. »So spannend ist es nicht. Auseinandergeschnitten, überm Feuer gegart und gegessen. Hat ekelhaft geschmeckt.«
»Interessant. Ich habe mal gehört, Schlange schmeckt wie Hühnchen.«
»Die nicht«, antwortete Adelhofer knapp.
Katharina schwieg und beobachtete ihn.
Er trank einen Schluck Cappuccino und fragte förmlich: »Frau Langenfels, kann ich noch irgendetwas für Sie tun?«
»Nur noch zwei Fragen: Als Sie zurückkamen nach dem Bergwinter, ist Ihnen die gute Freundschaft mit Lukas erhalten geblieben?«
»Natürlich. War zwar mit dem Lukas seiner Depression nicht einfach, den Kontakt zu halten. Aber ich hab mein Bestes gegeben. Anscheinend nicht genug.« Jetzt blickte Adelhofer sinnierend in die Ferne.
»Herr Adelhofer, es tut mir leid, dass Sie dieses Gespräch aufgewühlt hat. Eine letzte Frage: Wer ist Jana Waldemat?«
Katharina sah Überraschung in Adelhofers Gesicht. »Jana Waldemat, das war eine Flamme vom Lukas. Als ich aus den Bergen zurückkommen bin, war er kurz mit der zusammen – ist ewig her, drum haben Sie mich gerade auf dem falschen Fuß erwischt. Ich habe mich über den Nachnamen amüsiert, weil er mich an Lord Voldemort von Harry Potter erinnert hat. Dabei hatte die kleine blonde Jana gar nichts von diesem Ungeheuer. Wie kommen Sie auf die?«
»Ach, wir haben sie zufällig auf einem Foto mit Lukas und Ihnen gesehen. Und in einem anderen Zusammenhang ist sie noch mal aufgetaucht. Wissen Sie, was Frau Waldemat heute macht?«
»Keine Ahnung, das ist so lang her. Ich hab nie viel mit dem Mädl zu tun gehabt, wissen Sie, das war ja dem Lukas seine. Sie haben sich dann auch bald getrennt. Danach ist sie nie wiederaufgetaucht.«
»Ah, alles klar, na ja, kann man nichts machen. Vielen, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.« Katharina stand auf und Adelhofer ebenfalls.
»Immer wieder gern, Frau Langenfels. Melden Sie sich einfach in meinem Büro, wenn Sie noch etwas brauchen.«
»Das mache ich. Ach, bevor ich es vergesse: Während ich auf Sie gewartet habe, ist eine E-Mail auf Ihrem iPad angekommen. Jedenfalls war es der gleiche Signalton wie bei meinem, wenn eine E-Mail kommt. Schönen Tag noch.« Katharina lächelte Adelhofer an, drückte kräftig seine Hand und glaubte, ein unsicheres Flackern in seinen Augen zu sehen.
»Katharina, genau diese E-Mail-Adresse, von der die Mail kam, die du abfotografiert hast, habe ich auf Lukas’ Laptop gefunden. Ich weiß nur noch nicht, wem sie gehört. Den Inhalt habe ich auch noch nicht entschlüsselt, kann aber nicht mehr lang dauern.«
Kaum war Katharina aus Adelhofers Büro raus, hatte sie Birgit angerufen und ihre Vermutung mitgeteilt: »Irgendjemand erpresst Robert Adelhofer und hat vielleicht auch Lukas erpresst. Oder Lukas hat mit jemandem gemeinsame Sache gemacht und das wurde irgendwann schwierig.«
»So sieht es aus, das sehe ich genauso. Er hat übrigens seine Handynummer geändert, wahrscheinlich, weil er von irgendwem nicht mehr erreicht werden will. Prominente machen das zwar öfter, aber gerade jetzt … Wäre ein großer Zufall, wenn es nichts mit der aktuellen Situation zu tun hätte. Jedenfalls kann ich leider seine Gespräche nicht mehr mithören.«
»Das macht nichts, Birgit, wir kriegen das hin.« Katharina wollte vermeiden, dass ihre Freundin die nächste halblegale oder verbotene Aktion startete.
Von der kam abgeklärt: »Schon gut. Jedenfalls werden wir mehr wissen, wenn ich in die Mails reinkomme. Was hattest du sonst für einen Eindruck von ihm?«
»Er weicht den Fragen nach dem Überleben in den Bergen aus. Kaum habe ich ihm widersprochen, ist er unsicher geworden. In früheren Interviews hat er nur von Holzsammeln und Wasserschmelzen geredet, Dinge, die jeder weiß, selbst wenn er überhaupt noch nie in den Bergen war. Außerdem könnte er bestimmt mehr über Jana Waldemat sagen. Er ist richtig blass geworden, als ich ihren Namen ins Spiel gebracht habe. Und dann erzählt er von großer Bruderliebe. Dass das nicht stimmt, weiß ich ja schon von Alfred Birnhuber.«
Katharina hörte, wie Birgit auf ihren Computer einhackte, während sie ihrem Bericht lauschte.
»Ich habe mich auf Roberts Konto umgeschaut und auf dem von Lukas. Bei Lukas nichts Auffälliges, außer dass der arme Kerl bedauernswert wenig Kohle hatte. Bekam von Robert jeden Monat 500 Euro, das war’s. Verdient hat er zuletzt wohl gar nichts mehr. Gegessen und geschlafen hat er umsonst auf dem Adelhofer-Hof, große Sprünge konnte er trotzdem nicht machen. Robert lebt allerdings auf großem Fuß. Der hebt monatlich zwischen 5- und 8.000 Euro ab. Da sind die laufenden Kosten wie Miete et cetera nicht drin, die gehen separat vom Konto ab. Mit der Produktionsfirma haben die Kosten auch nichts zu tun, dafür gibt es ein Extrakonto. Auf dem scheint auf den ersten Blick alles realistisch zu sein. Bleibt die Frage: Wofür braucht Adelhofer dermaßen viel Bargeld jeden Monat? Würde deine Erpressungstheorie bestätigen.«
»Weißt du, wie lange er schon so hohe monatliche Beträge abhebt?«
»Das ging los, als er mit ›Krise‹ auf Sendung ging, also seit vier Jahren. Vorher hatte er gar nicht so viel Geld, das er hätte ausgeben können.«
»Und die Sendung bekam er ein halbes Jahr, nachdem er aus den Bergen zurück war, richtig?«
»Richtig, Chefin.«
»Das heißt, entweder lebt er seitdem in Saus und Braus oder er braucht monatlich eine Summe Bargeld für was auch immer.«
»Ich tippe auf beides, Katharina. Was er mit dem Bargeld macht, das musst du rausfinden, da kann ich digital leider nichts tun. Und genau deswegen agiert er mit Bargeld, wenn du mich fragst.«
»Wir sollten irgendwie an Jana Waldemat rankommen. Sie ist komplett aus Lukas’ Unterlagen verschwunden.
Wenn nichts dran ist, auch gut, dann wissen wir wenigstens das. Vorschlag: Du suchst digital nach Infos über sie und ich analog, okay?«
Birgit lachte herzhaft in den Hörer: »Alles klar, Chefin. Viel Spaß bei der analogen Suche.«
Katharina ging nicht mehr ins Büro, sondern holte pünktlich ihre Tochter vom Hort ab. Svenja war recht aufgedreht und erzählte ihr auf dem Heimweg minutiös ihren ganzen Tag. Katharina war nicht ganz bei der Sache.
»Einverstanden, Mama? Das machen wir.«
Katharina merkte jetzt erst, dass Svenja ihr eine Frage gestellt hatte. »Schätzchen, entschuldige, ich war gerade in Gedanken, was hast du gesagt?«
»Oh Mann, Mama.« Svenja rollte genervt mit den Augen, was so süß aussah, dass es Katharina schwerfiel, ernst zu bleiben. »Ich habe dich dreimal gefragt, ob wir uns heute einen Mädelsabend machen mit Pizza und Fernsehen.«
Nach Fischstäbchen war Pizza Svenjas zweite Lieblingsmahlzeit – natürlich nur mit echtem Mozzarella, frischen Tomaten und gegrilltem Gemüse. Gott sei Dank hatte der Italiener am Weißenburger Platz drei Häuser von ihrer Wohnung entfernt genau diese Pizza. »Klar, Svenjalein, können wir machen. Wir sagen gleich Paolo Bescheid, dass wir in einer halben Stunde die Pizza holen kommen, okay?«
»Okeeee, Mama«, jauchzte Svenja und hakte sich bei ihrer Mutter unter.
»Ah, le donne bellissime di Monaco, Svääänja e Katharina, come stai?« Paolo schaffte es sofort, Katharinas Laune zu heben, wenn er sie und ihre Tochter als die schönsten Frauen Münchens begrüßte und in seinem wunderbaren Italienisch fragte, wie es ihnen ging. Sie wartete lächelnd, bis Paolo »Svääänja«, die ihm direkt auf den Arm gehüpft war, runtergelassen hatte. Wie gewohnt nickte sie auf die Frage: »Una Vegetariana e una Quatro Staggione en venti minuti?«, und ging mit zwei Pizzakartons »for bezaubernde Ella e Sibylla, dann brauche sie nicht komme hole« nach Hause. Tatsächlich fand sie ihre beiden Nachbarinnen Ella und Sibylla auch sympathisch, obwohl noch nie Zeit war, länger miteinander zu plaudern. Svenja hatte mehr Kontakt, sie ging regelmäßig Lebensmittel ausleihen, die ihnen fehlten. Katharina hatte sich dafür noch nie revanchiert, wie ihr mit schlechtem Gewissen bewusst wurde. Immerhin eine Glückwunschkarte hatte sie vor Kurzem eingeworfen, als die beiden geheiratet hatten. Ein geschmücktes Auto hatte vor der Tür gestanden und an der Wohnungstür hatte irgendwer ein »just married« angebracht. Ansonsten schienen sie eine Wochenendbeziehung zu führen, Sibylla war selten zu sehen. Heute schienen beide da zu sein, schloss Katharina aus den zwei bestellten Pizzen und klingelte bei Wecker/Sieland. Eine überraschte Sibylla öffnete die Tür und nahm freudig die beiden Kartons entgegen. »Paolo hat sogar netzwerkende Fähigkeiten«, grinste sie. »Wie lange wohnen wir im gleichen Haus und haben bisher kaum miteinander gesprochen?«
»Das stimmt«, lachte Katharina. »Und das, obwohl ich euch noch Einiges für die diversen Dinge schulde, die Svenja bei euch ausgeliehen hat.«
Sibylla winkte ab. »Vergiss es, machen wir gerne.«
»Für Kinder tut meine Gattin alles, musst du wissen«, erläuterte Ella, die auch an die Tür gekommen war und Katharina die Hand reichte.
»Wenn ihr wie wir Paolo-Fans seid, könnte ich mich bei Gelegenheit mit einer Pizza-Einladung revanchieren«, schlug Katharina vor.
»Gerne«, freute sich Ella und ihre Frau nickte zustimmend.
»Was ist eure Lieblingspizza?«, schaltete Svenja sich ein.
»Meine die Vegetariana und Ellas die Quattro Stagioni«, antwortete Sibylla und kam nicht zur Gegenfrage, weil Svenja begeistert schrie:
»Wie bei uns, Mama, wie bei uns. Da müssen wir unbedingt alle hin, dann hat es Paolo leicht, weil er nur zwei verschiedene Pizzas machen muss.«
Alle vier lachten und vereinbarten, baldmöglichst einen Termin zu finden.
Katharina und Svenja hatten eine Viertelstunde später ihre Pizzen auf dem Teller und Katharina schaute sich mit ihrer Tochter wie versprochen alle Vorabendserien an, bis es um 20 Uhr Zeit für Svenja war, sich bettfertig zu machen. Nach einer Gutenachtgeschichte schlief sie sofort ein. Katharina ging zurück ins Wohnzimmer, als ihr Handy klingelte. Tobias, stellte sie überrascht fest.
»Tobias, was gibt’s?«, meldete sie sich etwas unruhig.
»Nichts Dramatisches, Katharina, alles gut.« Er stockte.
»Ist Svenja im Bett? Ich habe extra gewartet mit meinem Anruf, damit sie nicht enttäuscht ist, dass ich nicht mit ihr reden will.«
»Ja, sie ist gerade eingeschlafen.«
»Mir ist unser Gespräch nicht mehr aus dem Kopf gegangen und mir ist eingefallen, dass einer meiner Arbeitskollegen einen Typen kennt, der auch was mit Jana hatte – haben sich indirekt wohl sogar durch mich kennengelernt.« Er lachte verächtlich. »Jana und ich waren zusammen auf einer Fete von besagtem Kollegen, und da war der andere Typ auch. Er scheint einer meiner Nachfolger geworden zu sein. Wenn du willst, kann ich rausfinden, ob der weiß, was sie macht.«
Katharina war sprachlos. »Tobias, klar, gerne. Warum machst du das?«
»Ich habe dir ja gesagt, dass es mir reinlaufen würde, wenn die Dame eins ausgewischt bekäme. Das ist aber nicht der einzige Grund. Ich finde, äh, also ich finde, du hast noch was gut bei mir. Vielleicht kann ich zumindest ein bisschen helfen.«
Katharina schluckte und brachte nur ein »okay, danke« heraus.
Mittwochabend,
München Bogenhausen
»Englischer Garten, Nähe Kleinhesseloher See. Da gibt es einen Baum mit einem versteckten Loch. Anbei der Google-Maps-Link. Am 23. ab ein Uhr nachts steckt dort das Geld. Ab sofort jeden vierten Dienstag im Monat um diese Zeit an diesem Ort. Und schreib mir nie mehr an meinen privaten Account. Auch ich kann ungemütlich werden.«
Wütend knallte Jana ihren Laptop zu. Drohen? Ihr? Warum? Womit? Das wäre ja noch schöner. Und sie sollte ab sofort einmal im Monat mitten in der Nacht im Englischen Garten das Geld holen? Wie eine Verbrecherin? So weit kam es noch.
Bisher war es ein Highlight gewesen. Jeden Monat Lukas’ schmachtende Blicke, wenn er ihr das Geld brachte. Das Treffen jedes Mal in einem anderen Café, in Starnberg, am Ammersee oder am Odeonsplatz. Sie hatte es genossen, dass Lukas sich mit ihr treffen musste. Und sie spürte, wie sehr er sie begehrte. Dass die Affäre vorbei war, das musste er verstehen.
»Ich lieb dich nicht mehr«, hatte sie ihm gesagt, das musste reichen.
Sie hatte es sowieso nur aus dem einen Grund gemacht, besonders erfüllend war es ja nicht gewesen. Auf ihre Kosten war sie nie gekommen. Jana seufzte angewidert. Er hatte nichts von dem, was Jana an einem Mann schätzte: kein Geld, kein Ansehen und – Jana grinste – keine Beziehung, anhand derer sie testen konnte, wie sehr er sie wirklich wollte.
Im Gegenteil, Lukas war ein Ladenhüter, irgendwann hatte sie begonnen, ihn zu verachten. Aber als langfristige Investition hatte die Affäre ja dann doch was gebracht. Und die monatlichen Treffen waren super gewesen. Das durch ein Loch im Baum zu ersetzen, ging gar nicht.
Sie öffnete den Laptop wieder und schrieb – selbstverständlich an den privaten Account: »So geht das nicht. Ich will adäquaten Ersatz für Lukas.«
Sie grinste bei der Vorstellung, welche Wut es bei ihrem Gegenüber auslösen würde, dass sie auf einem unverschlüsselten Account offen Namen benutzte.
Sofort kam die Antwort, natürlich an die verschlüsselte Adresse: »Ich warne dich. Du akzeptierst das, was ich anbiete, und schreibst nie mehr an den privaten Account. Unterschätz mich nicht. Ich kann dich fertigmachen.«
Jana knallte den Laptop zu und rannte ins Bad – Rundumkontrolle im Spiegel: Ihre Frisur saß bombenfest.
»Gut siehst du aus, Kleine, bleib ruhig. Die können dir nichts, es wird nichts passieren. Dann schreibst du ihm eben in Zukunft auf den anderen Account und holst das Geld im Englischen Garten ab, so what.«
Aber irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie dabei war, eine Schlacht zu verlieren – nach Thomas schon die zweite in ihrem Leben. Wobei Thomas nur Spielzeug war, das hier war ernst, sehr ernst.
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