- -
- 100%
- +
»Dort werde ich mein Vorgehen präsentieren!«, äffte sie verärgert nach. »Was soll der Blödsinn? Bevor ich festlegen kann, wie ich vorgehen will, muss ich verdammt noch mal wissen, worum es eigentlich geht. Heute Morgen habe ich noch nichts von einer Operation Spider geahnt, und jetzt soll ich einen Plan gegen Saboteure haben? Entschuldige Hendrik, aber bei aller Liebe …«
Sie verzichtete auf das Ende des Satzes. Er kannte ihre Temperamentsausbrüche und versuchte zu beschwichtigen:
»Ich habe mich etwas ungeschickt ausgedrückt.«
»Kann man wohl sagen«, schnaubte sie.
Er beugte sich vor und dämpfte die Stimme. Das sollte sie beruhigen.
»Du weißt doch, wie der Hase läuft. Die Herrschaften wollen dich nur beschnuppern. Sie wollen sich einreden, die Sache wäre in guten Händen. Alle werden verstehen, dass du dich zuerst einarbeiten musst. Du kannst gar nichts falsch machen.«
»Das beruhigt mich ungemein. Und jetzt werdet ihr mich entschuldigen. Ich muss mich einarbeiten.«
Staatsanwältin Winter erwachte aus ihrer Starre, wagte aber nicht, zu widersprechen. Hendrik rief ihr schmunzelnd nach:
»Viertel vor vier am Empfang im Kanzleramt.«
Haase besaß den sechsten Sinn. Vielleicht dachte er auch nur logisch konsequent. Jedenfalls lag ein dickes Dossier mit der Aufschrift SPIDER auf dem Schreibtisch, als sie in ihr Büro zurückkehrte. Wie immer hatte er eine lückenlose Faktensammlung bereitgestellt inklusive prägnanter Zusammenfassung auf zwei Seiten. Management Summary nannte er diesen Teil. Quintessenz fand sie angemessener. Es war auch schon vorgekommen, dass seine Zusammenfassung aus einem einzigen Wort bestand: Blabla. Diesmal nicht. Trotzdem gab die Akte nicht viel her, denn die Operation Spider war noch nicht wirklich angelaufen. Die Kollegen hatten im Wesentlichen Daten, Kontakte und Beweise für illegale Waffenlieferungen zusammengetragen. In keinem einzigen Fall konnte bisher die Spur der Waffen lückenlos zum Hersteller in Deutschland zurückverfolgt werden.
»Das gibt‘s doch nicht«, sagte sie zu Haase. »Bei jeder Scheiß Pistole wird die Nummer beim Verkauf registriert. Der Verkäufer weiß genau, wem er wann welche Waffe verkauft hat, und bei Panzerfäusten soll das nicht möglich sein?«
Er blätterte kurz in seiner Akte. Die Seite, die er aufschlug, war die Kopie eines Lieferscheins.
»Alles ganz legal, wie Sie sehen«, sagte er mit spöttischem Lächeln. »Die Herstellerfirma verkauft die Waffe einer Firma in Schweden, die für die dortigen Streitkräfte arbeitet. Die Lieferung geht auch tatsächlich nach Stockholm. Nur bei der schwedischen Armee kommt sie nie an.«
Sie nickte nachdenklich. »Verstehe, und die Firma, die das Zeug gekauft hat, existiert nicht mehr. Habe ich recht?«
»Genau so ist es. Der Geldfluss kann übrigens auch nicht nachvollzogen werden. Die Zahlung an die Herstellerfirma erfolgte völlig unverdächtig über eine Schweizer Bank.«
»Unverdächtig, na klar, und niemand hat eine Vorstellung, woher das Geld stammt.«
Haase zuckte die Achseln. »Vorstellung schon aber keine Beweise.«
Damit schlurfte er zur Kaffeemaschine. Gegen Mittag hatte sie noch immer keine Ahnung, was sie den Herrschaften im Kanzleramt erzählen sollte – außer der Frage, was denn eigentlich ihr Job sei. Eine weitere Stunde verging, ohne dass sie Hunger verspürte. Ein wenig Brennstoff und Wasser musste sie zu sich nehmen, wollte sie nicht Gefahr laufen, um vier aus den Latschen zu kippen. Ärgerlich schmiss sie den Bettel hin und stand auf, um die Cafeteria aufzusuchen. Sie war noch nicht an der Tür, als sie wie angewurzelt stehenblieb.
»Ich dumme Kuh!«, rief sie aus.
Eilig kehrte sie an den Schreibtisch zurück. Es hatte die ganze Zeit vor ihr gelegen. Eine der Firmen auf der Liste der Verdächtigen war ein international operierender Logistikkonzern mit Hauptsitz in der Schweiz, die Basler SARTRAG. Als Gründer und Hauptaktionär zeichnete ein gewisser Louis Sarasin. Die Firma besaß Frachtschiffe, die hauptsächlich von Bremerhaven aus operierten. Bremerhaven, Bremen!
»Das ist doch ein Anfang«, murmelte sie.
Wie durch ein Wunder war plötzlich auch der Appetit da.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.