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Char erzählte etwas von einem neuen Planeten, den die Crew erkunden sollte, um ein Handelsabkommen abzuschließen und möglichst Ersatz für die dringend benötigten Wandlerkristalle zu finden. Dazu sollten sie eine Xenopsychologin mit an Bord nehmen und den Botschafter. Die Xenopsychologin war anwesend und erklärte, dass sie mit ihrem Team den Funkverkehr der neuen Welt analysiert und die Sprache der Eingeborenen entschlüsselt habe. Automatische Übersetzer seien verfügbar. Sie riet aber dringend, die fremde Kultur noch weiter zu erforschen.
Char gab zu bedenken, dass sie nicht ewig Zeit hätten und dringend die Kristalle brauchten. Die Standardzeit zur Vorbereitung eines Erstkontakts sei von der Sternenlichtvereinigung auf vier Wochen festgelegt worden. Aurora sei nun schon fünf Wochen an der Sache dran. Ob es denn Komplikationen gäbe?
Storm ging das alles ziemlich am Arsch vorbei.
*
Protokoll des Gesprächs mit Major Zaya Karan
Sternenzeit 3166.05.23.15.30, Coach Juli
Turnusmäßig meldete sich heute Major Zaya Karan zum Pflicht-Coaching. Karan ist Kommandantin des Erkundungskreuzers Mag-5 und berichtete in früheren Gesprächen von Autoritätsproblemen mit ihrer Crew. Heute erklärte sie, sie sei mit leichten Kopfschmerzen erwacht und empfinde die Gesamtsituation an Bord der MAGELLAN als belastend. Alle hätten schlechte Laune, nachdem die Schiffsführung die nächste Mission vorgestellt hatte. Die schlechte Stimmung der Besatzung kann nach dem Scheitern unseres letzten Auftrags nicht verwundern. Besonders die Erkundungskreuzer hatten ja hohe Verluste zu beklagen.
Major Karan gab ihrer Verwunderung Ausdruck, dass ihr das Kommando über die Mag-5 nicht entzogen wurde. Schließlich sei die Mag-5 das einzige noch einsatzfähige Erkundungsschiff, und die Kommandantin der Mag-2 sei viel erfahrener und habe gerade nichts zu tun, da die Mag-2 noch in der Reparaturwerft festhinge. Was läge also näher, als die Crews auszutauschen?
Mir lagen alle Daten über Major Karan vor, deshalb wusste ich, dass sie die besten Zeugnisse und exzellente Referenzen von der Flottenakademie mitbrachte. Sie zeichnete sich durch überragende Intelligenz, charakterliche Stärke und körperliche Fitness aus. Ich fragte Major Karan, ob sie Ideen habe, warum sie das Vertrauen der Schiffsführung genieße. Sie antwortete wörtlich: „Ach, keine Ahnung, die glauben doch alle, ich sei zu jung für den Job!“
Auf meine Frage, worin sich das äußere, erklärte sie, dass sich das bei den meisten Mitgliedern ihrer Crew nicht offen äußere, umso mehr allerdings bei Leutnant Eden Sturm, auch genannt Storm, deren Verachtung sie ununterbrochen spüre.
Ich säte bei ihr den Gedanken, dass Storm ihre Verachtung ja vielleicht nicht nur gegen Major Karan, sondern gegen alle Menschen und insbesondere gegen sich selbst richte.
Karan griff meine Anregung auf und überlegte, ob Leutnant Sturm vielleicht deshalb ihre Kriegsverletzung so offen zur Schau trug. Moderne Prothesen konnten schließlich sehr echt wirken, sodass man sie kaum als künstlich wahrnahm. Storm habe aber eine Prothese aus unlackiertem Edelstahl gewählt, womit sie aussah wie ein halber Roboter. Sie trug auch keine Perücke und ließ die gelb gefärbten Haare auf ihrer biologischen Seite abstehen wie Stacheln eines Igels. Aber tat sie das aus Selbsthass, oder war es vielmehr ein verdeckter Hilferuf? Oder eine Anklage, dass man sie mit ihrer Kriegsverletzung alleine ließ?
Da Karan mich fragend ansah, gab ich die Frage an sie zurück: „Was meinen Sie? Haben Sie mit Leutnant Sturm schon einmal darüber gesprochen?“
„Das würde ich niemals wagen“, begehrte sie empört auf. „Storm reagiert absolut allergisch auf jede Art von Psychogedöns und würde hochgehen wie eine Granate!“
Ich nahm zur Kenntnis, dass meine Dienste unter den Besatzungen nicht allzu sehr geschätzt und als Psychogedöns abgetan wurden. Dies war aber keine große Überraschung für mich, da die Leute ja nicht freiwillig zum Coaching kamen, sondern weil es auf ihrem Dienstplan stand.
„Ich möchte eigentlich nur eins wissen“, fuhr Karan fort. „Warum wurde Storm ausgerechnet auf meinen Kreuzer versetzt?“
Ich kannte die Antwort, war aber leider nicht autorisiert, Major Karan über die Hintergründe von Leutnant Sturms Versetzung aufzuklären.
„Und warum wird sie niemals suspendiert, bei all den Dienstverstößen, die sie sich ununterbrochen leistet?“
Die Antwort darauf durfte ich ihr ebenfalls nicht geben. „Man traut Ihnen wohl noch am ehesten zu, mit dieser schwierigen Situation umzugehen“, sagte ich deshalb, um dem Ganzen wenigstens einen positiven Beigeschmack zu verleihen.
3 Erstkontakt
Gael Klein betrachtete die Mag-5, die mit ausgefahrenem Landeschacht ruhig vor ihr im Hangar stand. Wartungspersonal führte letzte Arbeiten aus. Auf ihrem Rumpf prangte der Name CLIFF ALLISTER MCLANE, und darunter stand in kleineren Buchstaben Mag-5. Daneben befand sich die LYDIA VAN DYKE, auch als Mag-2 bekannt. Sie war immer noch nicht einsatzfähig.
Während die Mutterschiffe nach berühmten Entdeckern benannt waren, hatte man den Erkundungskreuzern die Namen von Kriegshelden gegeben. Manche Besatzungen machten daraus eine große Sache, aber der jüngeren Generation, die den Krieg nicht mehr selbst erlebt hatte, ging das ziemlich ab. Für sie war die Bezeichnung Mag-5 genauso gut wie MCLANE, obwohl jener berühmte Namensgeber sogar einmal die Erde gerettet haben sollte. Am Ende hatte es ja nichts gebracht. Die Erde war durch die lange andauernde Kriegswirtschaft immer unbewohnbarer geworden und musste nach vergeblichen Rettungsversuchen aufgegeben werden. Nun drehte sie immer noch ihre einsam gewordene Bahn um die Sonne, und nur wenige Zurückgelassene fristeten dort ihr karges Leben. Ein besseres Symbol für die Sinnlosigkeit des Krieges konnte man sich kaum vorstellen. Aber die Menschheit hatte den Krieg ja nicht gewollt, er war ihr aufgezwungen worden.
Als Gael aus dem Lift trat, fand sie die Kommandantin schon an Bord. Ordnungsgemäß meldete sie sich zum Dienst.
„Willkommen an Bord, nimm bitte gleich deinen Posten ein!“, wurde sie von Zaya empfangen.
Gael stellte sich hinter das Astrogationspult und startete die Testroutinen. Hologramme rasch fließender Texte und sich ständig erneuernder Grafiken flammten vor ihr auf. Gael zog sie mit den Händen zu sich heran und sortierte sie nach Größe, Farbe und Wichtigkeit.
„Botschafter Massimo und Leutnant Schneider melden sich zum Dienst!“, vernahm sie im Hintergrund. Als sie aufschaute, sah sie die Xenopsychologin Aurora Schneider pflichtgemäß salutieren, während der Botschafter gelassen lächelte.
„Willkommen an Bord!“, begrüßte Zaya die Neuankömmlinge. Bitte nehmen Sie Beobachtungsposition im Gästebereich der Brücke ein!“
Gael entschied sich währenddessen, ihre Holos umzusortieren. Statt nach Größe, Farbe und Wichtigkeit ordnete sie sie nun nach Wichtigkeit, Farbe und Größe an. Wenn sie ihre Umgebung immer sauber und aufgeräumt hielt, würde ihr das einige Karmapunkte einbringen, da war sie ganz sicher.
„Hangar 5 an Basis MAGELLAN“, hörte man eine Stimme aus einem Lautsprecher. „Mag-5 in allen Funktionen überprüft. Wir geben das Schiff frei.
„Wo ist Storm, verdammt nochmal?“, fragte Zaya.
Da niemand sonst die Antwort wusste, meldete sich der Bordcomputer ALLISTER mit seiner sonoren Stimme zu Wort. „Sie ist an Bord, in ihrer Kabine“, tat er kund.
„Was soll das, was treibt sie da?“, schimpfte die Kommandantin. „Warum ist sie nicht auf ihrem Posten?“
Neno Chung, der gut aussehende Kommunikationsoffizier, fummelte an seinem Pult herum. „Ich schaue mal, ob ich ein Bild bekommen kann“, murmelte er.
„Du weißt, dass das nicht erlaubt ist“, tadelte ihn ALLISTER entspannt.
Zaya signalisierte Neno mit einer Handbewegung, dass er das sein lassen sollte, und fluchte still in sich hinein.
Gael verstand den Ärger der Kommandantin. Fast schon gewohnheitsmäßig wurde sie von Storm bloßgestellt, und nun auch noch vor dem Botschafter. Warum ließ sie sich das immer wieder gefallen? Warum griff sie nicht härter durch? Stattdessen schluckte sie auch diesmal ihren Ärger runter und arbeitete weiter das Startprotokoll ab.
„Bordkontrolle, Leutnant Swo!“, befahl Zaya.
„Kontrollcenter läuft, Commander“, bestätigte der Bordingenieur.
„Kommandant an Astrogator: Steuerung auf Automatik.“
Gael schreckte zusammen, sie war dran. Nervös suchte sie das Steuerungsholo, das sie dummerweise im Hintergrund vergessen hatte, weil es zwar wichtig, aber blau und klein war. Da war es. „Automatische Steuerung bei CD minus 10“, antwortete sie schnell. „Raumüberwachung läuft.“
„Basis MAGELLAN an den Erkundungskreuzer Mag-5: Sie sind freigegeben zum Start.“
Die Luft im Hangar war abgepumpt worden, und über der Mag-5 öffnete sich die Schleuse.
„Fertigmachen zum Start!“, befahl Zaya. „Erste Beschleunigung!“
Wo war das Startpaneel? Und warum ließ man ALLISTER nicht diesen ganzen Mist machen? Ah, dort. Gael fuhr die Maschinen hoch. Ein automatischer Countdown zählte herunter, und dann verließ die Mag-5 die MAGELLAN. Noch kurz sah man das Mutterschiff auf dem Hauptschirm, dann war es verschwunden.
„Wir brauchen ein paar Stunden, bis wir den Planeten erreichen“, wandte sich Zaya an den Botschafter. „Wir sollten uns eine Pause gönnen.“
„Sehr schön, vielen Dank, Commander!“, antwortete der Botschafter freundlich und zog sich zurück. Die Xenopsychologin Aurora Schneider blieb allerdings auf der Brücke und kräuselte sorgenvoll ihre Stirn.
*
Als der Botschafter die Brücke wieder betrat, beugte sich die Kommandantin gerade über den Hauptschirm. Dort sah man bereits den Wüstenplaneten rotieren. Deutlich zeichneten sich die wenigen isolierten Seen auf der Oberfläche ab. Wolken gab es aufgrund der geringen Luftfeuchtigkeit kaum.
Auch Storm hatte sich mittlerweile auf die Brücke verirrt. Ihr Name stand wohl eher für einen inneren Sturm, überlegte Gael, vielleicht für ein mühsam kontrolliertes Hochdruckgebiet, das in ihrem Hirn rotierte und als Tornado ausbrechen würde, wenn man ihr nicht regelmäßig etwas gab, das sie zu Klump schießen konnte. Gael wollte nicht wissen, welcher Wahnsinnige Storm den Job als Armierungsoffizierin gegeben hatte. Okay, sie wusste es. Es war natürlich die Alte gewesen.
„Wir empfangen einen Funkspruch“, meldete Neno. „Sogar mit Bildsignal. Übersetzung läuft.“
Kurz darauf erschien auf dem Schirm ein grün geschupptes Gesicht mit einer breiten Reptilienschnauze. „Wohlstand und Gelassenheit, friedliches Wesen“, sagte es. „Eine Geschichte ich erzähle, die ist geschehen einem Vetter meiner Frau. Unbekannte sich ihm annäherten und er sie bat zu bleiben. Lebt in Frieden und Beherrschung.“
Die Brückencrew der Mag-5 sah sich verwirrt an.
„Sofort anhalten“, schrie Aurora Klein plötzlich.
Niemand reagierte.
„Astrogator, voller Gegenschub!“, befahl Zaya.
Gael schreckte zusammen. Sie verstand zwar nicht, was los war, aber sie fand die Navigationskonsole und sorgte dafür, dass die Mag-5 Fahrt verlor und im Raum stehen blieb.
„Was ist los?“, fragte Zaya an Aurora gewandt. „Warum sollen wir anhalten?“
„Weil der Skram es von uns verlangt hat“, erklärte die Xenopsychologin.
„Aber er sagte doch, dass die Unbekannten gebeten wurden zu bleiben?“
„Ja, aber da die Unbekannten sich nur näherten und nicht ankamen, ist damit fernbleiben gemeint.“
„Ah ... gut. Das habe ich jetzt gar nicht so verstanden. Aber wenn Sie meinen … Botschafter, Sie sind dran.“
Botschafter Devid Massimo sprach in das Mikrofon des automatischen Übersetzers: „Wohlstand und Gelassenheit, freundliche Bewohner von Skram! Ich, äh, möchte ebenfalls eine Geschichte erzählen: Fremde Wesen näherten sich dem Planeten Skram. Sie kamen in friedlicher Absicht und suchten Kontakt und Austausch.“ Er schaltete das Mikrofon aus und startete die Übersetzung. „Können wir das so senden?“, fragte er Aurora.
„Ich kann es Ihnen nicht sagen, Botschafter. Wir hätten viel mehr Zeit für die Erforschung der Skram-Zivilisation gebraucht.“
„Nun lässt es sich nicht mehr ändern. Wir müssen antworten. Also senden Sie es bitte, Kommandantin!“
„Funkspruch absetzten, Neno!“
Der Kommunikationsoffizier tat seine Pflicht.
Gespannt warteten sie auf eine Antwort.
Nach einigen Minuten meldete sich ALLISTER: „Drei Hyperschallraketen starten von der Planetenoberfläche.“
Jedem war klar, dass die Schutzschirme die Raketen nicht aufhalten konnten. Sie wirkten gegen Energie- und Laserbeschuss, aber nicht gegen materielle Einschläge.
Storm betätigte einige virtuelle Schalter in ihrer Holokonsole. „Alle Raketen erfasst. Werfer bereit zum Abschuss!“
„Kein Abschuss!“, befahl Zaya. „Ich wiederhole: Kein Abschuss! - Astrogator, Ausweichmanöver!“
Gael startete eine Routine für ein automatisches Ausweichmanöver, aber die Raketen hatten sich offenbar auf die Mag-5 aufgeschaltet und hängten sich an sie dran. Eine Alarmsirene heulte auf.
„Sechs weitere Raketen starten von der Planetenoberfläche“, meldete ALLISTER.
„Armierungsoffizier empfiehlt Abschuss! Dringend! Wir können nicht alle gleichzeitig anvisieren, und sie nacheinander abzuschießen braucht ausreichend Zeit!“
„Reiß dich zusammen, Storm!“, verlangte Zaya mit harter Stimme.
„Zwölf weitere Raketen gestartet“, meldete ALLISTER.
„Wie sieht es aus, Gael?“, erkundigte sich Zaya.
„Ziemlich eng!“, presste Gael hervor. ALLISTER schlug ihr eine ständig wechselnde Liste automatischer Ausweichmanöver vor, und sie war vollkommen damit ausgelastet, die Manöver auszuwählen, die den größten Erfolg versprachen. Leichte Panik stieg in ihr auf. Die Raketen kamen jetzt von allen Seiten.
„Lass mich die verdammten Dinger abschiessen!“, knurrte Storm.
Gael war es ein Rätsel, wie Storm mit dem schlechten Karma leben konnte, das sie ständig anhäufte. Aber in diesem Fall fand sie es gar nicht so verkehrt, die Raketen abzuschießen, denn es fiel ihr immer schwerer, passende Ausweichmanöver zu finden. Sie musste schon auf Manöver zurückgreifen, die nur 73 % Erfolgswahrscheinlichkeit versprachen.
Währenddessen lieferten sich Storm und die Kommandantin ein Blickduell. Zaya brannte ihren Blick in Storms Augen uns forderte: „Vergiss es! Wir können den Erstkontakt nicht mit einem kriegerischen Akt beginnen!“
Währenddessen verhaspelte sich Gael mit ihren Routinen. Statt mit einem von ALLISTER vorgeschlagenen Manöver den Raketen auszuweichen, hielt sie direkt darauf zu. Die Brückencrew klammerte sich entsetzt an den Armaturen fest und an allem, was sie greifen konnte. Glücklicherweise reagierten die Raketen zu träge, so dass die Mag-5 an ihnen vorbeirauschte und etwas Zeit gewann. Gael atmete auf. Sie hatte zwar nur Glück gehabt, aber das musste ja keiner wissen. Womöglich würde man ihr das später sogar als geniales Rettungsmanöver anrechnen.
Das Mutterschiff meldete sich, anscheinend hatte die Ortung das Drama mitbekommen: „Basis MAGELLAN an Erkundungskreuzer Mag-5! Sie werden zum sofortigen Rücksturz zur MAGELLAN aufgefordert. Dies ist eine AlphaOrder der Schiffsführung. Ausnahmebefehl an die Mag-5. Sofortiger Rücksturz zur MAGELLAN!“
Die Raketen näherten sich wieder. Storm und die Kommandantin hatten sich immer noch nicht geeinigt. „Wenn wir fliehen, werden die Skram uns nicht mehr ernst nehmen“, behauptete Storm. „Die Raketen müssen abgeschossen werden!“
„Schluss jetzt, wir haben Alpha-Order!“, wischte Zaya ihre Einwürfe beiseite. „Astrogator! Sofortiger Rücksturz zur MAGELLAN! Volle Kraft!“
Gael wischte die Ausweichmanöver beiseite und schlug auf den virtuellen Notschalter. Die Mag-5 beschleunigte mit voller Kraft Richtung Mutterschiff und zog dabei die Raketen hinter sich her.
„Ich empfehle einen kurzen relativistischen Sprung“, meldete sich ALLISTER dezent zu Wort.
Gael blickte Zaya an, die ihre Zustimmung signalisierte. Sie ließ die Wandler hochfahren. Als die Energie ausreichte, gab sie sie auf den Antrieb, der die Mag-5 über die Einstein-Rosen-Brücke direkt zu einer Koordinate in der Nähe des Mutterschiffs schickte.
Die Hyperschallraketen irrten noch eine Weile suchend im Raum umher und blieben trudelnd zurück, als ihnen der Treibstoff ausging.
Protokoll des Gesprächs mit Leutnant Gael Klein
Sternenzeit 3166.05.24.09.00, Coach Juli
Äußerst pünktlich meldete sich heute Morgen Leutnant Gael Klein zu ihrem Coachingtermin. Leutnant Klein ist Astrogatorin der Mag-5 und glaubt an eine alte irdische Religion, die ein ausgleichendes Schicksal annimmt. Zur Berechnung der Schicksalsbilanz werden dabei Karmapunkte herangezogen. In früheren Sitzungen bemängelte Klein gelegentlich das ihrer Ansicht nach lässige Pflichtverständnis der übrigen Crew, die damit jede Menge schlechtes Karma anhäufe, das dem Schiff noch eines Tages zum Verhängnis werden würde. Umgekehrt beklagte die Crew mehrfach die pedantische, fast schon zwanghafte Art von Leutnant Klein. Klein erscheint auf den ersten Blick schüchtern und zurückhaltend, fast wie ein Mauerblümchen, aber wenn das Eis gebrochen ist, erweist sie sich schnell als hemmungslose Plaudertasche.
Da auch Leutnant Klein über leichte Kopfschmerzen klagte, wie schon drei Klienten vor ihr, versuchte ich, mehr darüber herauszufinden. Klein erklärte, dass die Kopfschmerzen morgens am stärksten seien und im Verlauf des Tages etwas nachließen. Außerdem berichtete sie von einem Alptraum, an den sie sich aber nur undeutlich erinnern konnte. Sie träumte, an eine Liege gefesselt zu sein und von den Vlock gefoltert zu werden, wobei unbestimmt blieb, was die Vlock genau mit ihr anstellten. Solche posttraumatischen Flashbacks sind nur allzu verständlich. Die Leute sind psychisch angeschlagen, nachdem uns die Vlock so übel hintergingen.
Leutnant Klein interessierte sich aber wenig für ihre Alpträume und wollte sich lieber an ihrer Crew abarbeiten. Sie bemängelte, dass die Kommandantin die Armierungsoffizierin nicht in den Griff bekäme. Noch schlimmer sei es aber mit Bordingenieur Chivan Swo, der ihrer Meinung nach nur noch Pfusch produziere. Sie zitierte seine Worte: „Wenn das Klebeband nicht hält, war es nicht genug Klebeband.“ Würde sie selbst mit so einer Einstellung ihren Dienst versehen, wäre die Mag-5 vielleicht in die Kanbanianischen Salzsümpfe gefallen, aber mit Sicherheit niemals an ihren Zielpunkten angekommen, behauptete sie. Diese Nachlässigkeit könne sich besagter Leutnant Swo nur erlauben, weil er heimlich in Commander Karan „verknallt“ sei.
Ich erkundigte mich, ob Commander Karan denn über diese heimliche Liebe Bescheid wisse. Leutnant Klein verneinte und gab zu, dass dann ja auch kein Grund für die Kommandantin bestand, irgendwelche Nachlässigkeiten zu dulden. Aber davon abgesehen liefe besagter Bordingenieur Swo auch ständig in ölbefleckten T-Shirts umher und räume nie die Krümel seines Fastfoods vom Boden weg. Ständig müsse sie deshalb die Reinigungsroboter ausrücken lassen, und man würde in den unmöglichsten Situationen über sie stolpern. Ganz anders gepolt sei dagegen der gutaussehende Kommunikationsoffizier Neno Chung. Selbiger sei immer adrett gekleidet und frisiert, und die Klientin verstehe nicht, warum sich niemand ein Vorbild an ihm nehme.
Ich fragte die Klientin, ob sie Möglichkeiten sehe, ihre Probleme mit dem Bordingenieur zu verschlimmern. Sie sah mich verwundert an und verstand nicht, was ich von ihr wollte. „Nun“, erklärte ich ihr, „wenn es Handlungsmöglichkeiten gäbe, die die Lage verschlimmern, dann brauchte man nur das Gegenteil zu tun, um sie zu verbessern.“
Leutnant Klein überlegte eine Weile, und ich genoss währenddessen dankbar die Ruhe.
„Ich müsste mehr herummeckern“, sagte sie dann kleinlaut. „Das würde die Lage mit Sicherheit verschlimmern. Wahrscheinlich würde Swo mir seine fettigen Fritten dann direkt auf das Astrogationspult knallen.“
Ich beließ es dabei, um ihren Erkenntnisgewinn nicht zu verspielen. Statt weiter zu arbeiten, erklärte ich ihr, dass ich sie für das Landungsteam empfehlen würde, das gerade zur Landung auf Skram zusammengestellt wurde. Wie erwartet reagierte Leutnant Klein entsetzt, denn zwanghaft veranlagte Menschen verlassen ungern ihre gewohnte Umgebung. Ich erklärte ihr, dass sie auf Skram als Aufpasserin gebraucht wurde. Jemand musste dafür sorgen, dass das diplomatische Team genauer arbeitete als beim Erstkontakt.
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