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Isis Traum
Finde ihn aufgezeichnet in meinem Tagebuch 1991:
Ein Berg, Felsen, alte Bäume. Da ist ein Platz am Hang mit üppigen Pflanzen, eine Art Garten oder Park. Eine Frau wohnt dort. Ich sehe sie nicht, weiß es aber. Sie hat eine Schar von Jüngerinnen, von denen sie verehrt wird, die in ihrem Gefolge sind, wenn sie in Erscheinung tritt. Eine Art Kultplatz, auf dem Rituale stattfinden, ein heiliger Hain. Dort gibt es eine Göttinnen-Statue am Rande des Platzes. Sie ist eingehüllt in eine große Pflanze, deren Blätter sie ganz bedecken. Die Göttin trägt eine goldene Krone mit einer Kugel in der Mitte, auf der linken Seite einen zunehmenden, auf der rechten Seite einen abnehmenden Mond. Ich weiß, dass diese Statue das Zentrum der Macht ist, dass die Priesterin aus dieser Macht lebt. Gefühle von Neid, Hass, und Missgunst, erfüllen mich. Ich will diese Frau stürzen, möchte selbst an die Macht.
Nachdem alle weggegangen sind, kehre ich an den verborgenen Ort zurück, an dem die Statue steht. Ich biege die Blätter auseinander, sehe sie, feuere Schüsse gegen sie ab. Sie stürzt, ich sehe es mit Genugtuung. Dann biege ich die Blätter wieder zurück. Von außen ist nicht zu sehen, dass die Göttin da nicht mehr steht. Sie werden es nicht merken, denke ich, sie achten sowieso kaum noch auf die wirklichen Glaubensinhalte. Ich gehe zur nächsten Versammlung und gebe mich unbefangen. Sie erzählen den Vorfall, ich heuchele Interesse. Sie haben keine Ahnung, denke ich. Sie wissen nicht, dass ich es war. Mit einem Mal sind alle Augen auf mich gerichtet. Wissen steht in allen Augen. Sie wissen es, haben es längst gewusst, denke ich. Vorsichtig, langsam, heimlich verlasse ich den Ort. Außer Sichtweite beeile ich mich. Ich fliehe, seile mich über eine Felswand ab. Im Tal treffe ich eine gute Freundin (Ursula, meine heutige Gefährtin), der ich mich anvertraue. »Sie kommen«, sage ich zu ihr. »Was jetzt geschieht, das muss geschehen, aber ich möchte nicht, dass du dabei zusiehst. Bitte geh jetzt.« Die Freundin geht – und da kommen sie. Schon von weitem kann ich sie sehen.
In einer breiten Reihe marschieren sie frontal zu mir auf, alle gleich gekleidet mit langen weißen Gewändern. Eine Schulter ist unbedeckt. Sie tragen Goldschmuck, sehen alle gleich und mächtig aus. Ihre Augen sind auf mich gerichtet, fixieren mich. Ich spüre große Angst und ich weiß: Es muss geschehen. SIE tritt aus der Reihe hervor, stellt sich mir zur Seite, gegenüber der Front. Auf ein Zeichen mit ihren Augen kommen alle auf mich zu. Ihre Hände sind fest angespannt. Mit ihren ausgestreckten Händen, den Fingerspitzen, stoßen sie in meinen Bauch, von allen Seiten. Ich erleide grauenhafte Schmerzen. Die Hände sind wie Schwerter, aber es blutet nicht. Während sie zustoßen, geben sie kämpferische Laute von sich. Mich windend vor Schmerzen, liege ich zum Schluss am Boden, völlig entkräftet und ich weiß, dass ich in diesem kraftlosen Zustand weiterleben muss.
Erleichtert realisiere ich beim Aufwachen, dass es nur ein Traum war. Ich spüre die Angst noch, und Schmerzen im Bauch. Es war ein sehr wichtiger Traum, das weiß ich. Etwas Altes, aus längst vergangener Zeit – einem früheren Leben, archetypisch, denke ich als Erstes. Ich möchte diesen Traum mit Luka besprechen. Eine Stunde später ruft Luka mich an, der drei Autostunden entfernt wohnt. »Ich bin gerade in der Nähe, können wir uns sehen?« Luka, den ich aus der therapeutischen Ausbildungsgruppe kenne, ist katholischer Priester, Psychotherapeut und Traumdeuter.
Bei der Reiki-Behandlung, die ich Luka nach dem Frühstück gebe, sieht er Bilder von mir. Luka: » »Ich sehe eine Schraube, eine dicke Schraube, sie geht unterhalb vom Nabel durch Deinen Bauch. Hinten ist eine dicke Mutter. Sie ist sehr alt, verrostet, fällt bald ab. Dein Bauch ist eingedrückt und festgehalten. Ich sehe drei Ösen, die eine sitzt an deinem Hals, eine auf der rechten Brust, eine im Rücken, wo die Schraube sitzt. Schnüre verbinden die Ösen, alles ist fest verschnürt.« Ich bin sprachlos.
Es ist das Thema meines Traumes, beziehungsweise das Trauma meines Lebens. Ich fühle meine Kraft auf drei Ebenen arretiert: Hals – Innere Stimme und Kommunikation mit der geistigen Welt, rechte Brust – die sonnenhafte Seite. An dieser Brust wurde während der ersten Schwangerschaft ein Knoten entfernt und später Krebs diagnostiziert. Kreuzbein – Sexualenergie und weibliche Schöpferkraft – Alles ist festgehalten von einer durchgerosteten Mutter(!), die bald abfällt. Das bestätigt mir, was ich fühle, und wie ich meinen Körper wahrnehme, was auch in meinem Horoskop sichtbar ist. Pluto im Quadrat zur Sonne im Geburtshoroskop bedeutet Machtmissbrauch in vergangenen Leben. Meine Kraft ist gehalten, es gab eine Anmaßung, einen Missbrauch von Macht in alter Zeit. Ich habe mir dadurch sehr viele Leiden produziert, und daraus erklärt sich auch meine Angst vor Macht. Zum Zeitpunkt des Traumes bildet Jupiter eine Konjunktion mit Pluto im Geburtshoroskop: Wie oben so unten, die Sonne bringt es an den Tag. Jupiter bringt Licht in das Dunkel meiner Vergangenheit.
Ich erzähle Luka den Traum, hier seine Deutung:
»Reiki bringt dich in Kontakt mit deiner Priesterschaft, es ist eine weibliche Kraft/Energie. Das ist ein Aufklärungs- und zugleich auch ein Warntraum. Du hast gegen die Regeln verstoßen damals, die Statue (Statuten-Regeln) abgeschossen mit einer Kugel durch die Luft, die geistige Ebene. Dafür musst du büßen. Es ist die Reise des Helden. Er bricht Regeln, verstößt gegen Gesetze, und er muss leiden, muss durchs Finstere, bevor er als strahlender Held aus der Unterwelt zurückkehren kann. Die Waffen – Hände – sind Frauenwaffen, direkt, sie heilen, sie töten. Du hast gegen die Regeln verstoßen, die Gesetze gebrochen, jetzt musst du leiden. Mit Deiner Reiki-Einweihung bist du in ein System geistiger Heilung eingetreten. Halte dich an die Regeln. Ich bin Priester, weißt du. Mit heiligen Dingen müssen wir sehr vorsichtig sein.«
Der Traum und Lukas Deutung haben mich zutiefst erschreckt. Ich fühle mich kraftlos, schwindlig und depressiv. Erst Tage später beginne ich, mich mit den Trauminhalten auseinander zu setzen.
Meine Gesundheit, meine Kraft, bleiben über den Sommer eingeschränkt. Im September diagnostiziert die Ärztin eine Gastroenteritis. Sie sagt, der gesamte Magen- und Darmtrakt ist entzündet. Sie sind ernsthaft krank, das heißt Bettruhe, Haferschleim und Kamillentee. Viel trinken. Kohletabletten und ein Magenmedikament verordnet sie auch noch. Für die Dauer von vier Wochen liege ich kraftlos im Bett, bis ich nach dem äußeren und inneren Reinigungs- und Heilungsprozess wieder auf die Beine komme.
Erzengel Chamuel
21. September 2010
Ich bin froh, dass ich gestern schon für diesen Tag eine Engelsitzung mit Ute vereinbart hatte. Im Meditationsraum oberhalb unseres Wohnhauses in Milelja treffe ich mich mit ihr. Ute bittet ihren Engel Metathron, die Verbindung mit meinem Schutzengel herzustellen.
Erzengel Chamuel meldet sich als der Hüter meiner Seele durch alle Zeiten. Liebevolle Präsenz überflutet mich. Ich sei, wie das Kollektiv der Menschheit, in einem Transformationsprozess, würde noch in diesem Jahr eine Herausforderung erfahren, die mein Leben grundlegend verändern werde. Er bittet mich um Geduld, wenn ich nicht gleich verstehe. Ich solle mich des Lebens freuen, mir keine Sorgen machen. Er erinnert mich daran, dass die für mich wichtigen Dinge meinem Bewusstsein zugeführt, mir als Botschaften geschickt würden. Ich solle mich nicht erschrecken über den Traum von Abydos, der mich wachrütteln solle, nicht wieder in alte Muster zu verfallen.
Milelja sei ein alter Heilungsplatz, gefüllt mit dem Energiefeld der kosmischen Liebe. Er diene meiner Heilung, hier würde ich meinen Seelenfrieden finden. Vor tausenden von Jahren sei ich in die Magie der Selbstheilung und Selbsttransformation eingeweiht, mit der universellen Lebenskraft verbunden worden. Es sei mein Auftrag, auf der Erde das Feld der Liebe zu vertiefen und auszubreiten. Diesen Auftrag erfülle ich mit großer Kraft. Ich solle mich nicht klein machen, sondern mir bewusst sein, dass ich etwas zu Ende führe, was ich vor tausenden von Jahren begonnen habe. Wenn mich Selbstzweifel plagten, sei es wichtig für mich, in die Stille dieses Raumes zu gehen, mindestens eine halbe Stunde Zeit am Tag solle ich mir dafür nehmen. Einen Rosenquarz soll ich auf mein Herz oder in meine Hände legen, tief in meinen Bauchraum hinein atmen und mich geborgen fühlen.
Ich sei in viel größerer Weise verbunden, als ich vermute, sagt er. Im Tempel des Lichtes sei ich einst ausgebildet worden, mit der Kraft von Energie, Farben und auch Tönen zu heilen, und das dürfe ich weitergeben. In die Gabe, Dinge aus anderen Realitäten wahrzunehmen, sei ich damals auch eingeweiht worden. Die starken Energien, die jetzt zur Erde kämen und zu größerer Bewusstheit führten, brächten diese Gaben zurück. Dass es der magische Raum sei, aus dem Heilung für mich und für andere geschehe, sei mir schon lange bewusst, auch meine Fähigkeit, auf den Meridianen der Menschen Blockaden zu lösen. Diese Energie soll ich mehr nutzen, da sie mir zum Heilen geschenkt worden sei.
Erzengel Chamuel arbeitet dann noch eine Weile mit mir an meinen Selbstzweifeln und ermutigt mich, meiner Intuition zu vertrauen. Nochmal weist er mich darauf hin, meine Selbstheilungskräfte zu aktivieren, indem ich mich zurückziehe. Ich sei mit ihm schon so viele Leben verbunden. Er kommuniziere über meine Gedanken mit mir, und wenn ich mir die Zeit nähme hinzuhören, zu vertrauen und aufzuschreiben, könne ich neue Gedanken und Ideen entwickeln, Menschen ins Vertrauen führen, und diese bei der Entwicklung ihrer Selbstheilungskräfte unterstützen. Viele Menschen stünden an Schwellen im Moment, sagt er, und bittet mich, den Raum für die Heilige Kraft von Abydos zu öffnen.
Meine Zweifel bezüglich der Peru-Reise beantwortet er mit:
»Der Heilige Raum wartet auf dich.«
Ich solle mir keine Sorgen um die Zukunft machen, mich konzentrieren auf das, was im Moment wichtig sei für mich. Viele Kräfte seien da, um mich zu unterstützen. Der Raum sei zwar dicht, aber erfüllt von unendlichem Licht, und ich solle mich daran erinnern, dass immer eine unterstützende Kraft da gewesen sei, sobald ich vertraute. Auch meine Heilung von Multipler Sklerose sei aus diesem Vertrauen geboren worden.
»Vertraue in dich selbst, in das was zu dir gehört, und vertraue in das, was du ganz deutlich in dir spürst, was dich trägt, dir Wege zeigt. Auch in deinen Träumen sind wir die Öffner von Energien. Habe Geduld. In den nächsten Wochen und Tagen werden sich viele Dinge einfach klären.
Ich, Chamuel, segne dich.«
Nach Beendigung der Sitzung, die eine Stunde gedauert hat, sagt Ute: Das war ganz schön. Seit ich in Peru war, kann ich Bilder und Farben sehen. Da war ganz viel pulsierendes rosa Licht, das sich wie Strahlen in andere Lichter gegeben hat, und im Zentrum warst du. Da wird einiges Neues kommen – sind auch andere Farben eingeflossen. Violett und Gold. Violett ist die Farbe der Transformation, Gold die der göttlichen Energie.
Die Sitzung hat mich tief berührt und auch aufgewühlt. Mehrmals höre ich die Aufzeichnung an, übertrage die Worte von Hand in mein Tagebuch, um zu verstehen. Ich arbeite an meinen Widerständen, die mir nicht erlauben wollen, so viel Gutes für wahr zu halten. Andererseits bin ich versteckt und klammheimlich ganz tief innen sehr glücklich.
Einige Fragen beschäftigen mich. Warum soll ich nach Peru reisen, um den heiligen Raum von Abydos zu öffnen, einem Tempel in Ägypten? Ist Abydos ein Symbol, eine Metapher für eine bestimmte Verhaltensweise? Es soll mich daran erinnern, nicht wieder in alte mir vertraute Muster zu fallen«, hat der Engel gesagt. »Ist nur eine Übung«, war die Information im Abydos-Traum. Ist nicht das ganze Leben Übung und Lernen? In der Zeit der Krankheit habe ich das besonders gespürt. Alle Erfahrungen sind Puzzle-Steine, die dem Bild der Ganzheit fehlen und hinzugefügt werden wollen.
Rückblick
Im Mai 1992 hatte ich bei meiner Einweihung zur Reiki-Meisterin folgende Vision:
Eine große Frau in bodenlangem erdfarbenem Gewand, mit Tüchern in verschiedenen Grüntönen geschmückt, kommt aus dem Wald auf mich zu und übergibt mir einen Heilungsstab als Werkzeug. »Die Gnade der Vergebung wird über dir ausgegossen«, sagt sie. »Jetzt musst du nur noch dir selbst vergeben, und das wird lange dauern.«
Im Juli desselben Jahres, etwa ein Jahr nach dem oben geschilderten Isis-Traum, zeigen sich erste starke Symptome einer Multiplen Sklerose, die im Februar 1993 diagnostiziert wird und mich schachmatt setzt. Das Vollbild der Krankheit ist jetzt sichtbar mit Konzentrations- Koordinationsstörungen, Sprach-, Seh- und Gehbehinderung, partieller Lähmung. Nach vertrauensärztlicher Untersuchung und gegen meinen Willen, werde ich berentet. »Durch Heilmaßen nicht mehr zu verbessern» steht im Gutachten.
Nach anfänglicher Wut und Verzweiflung setzt ein Heilungsprozess ein, in dem ich von der geistigen Welt begleitet werde. Schritte zur Heilung werden mir in meinen Träumen gezeigt, und immer wieder die Aufforderung, loszulassen, zu vertrauen. Botschaften, Bilder, Symbole meiner Träume weisen mir den Weg aus dem Kampf gegen die Krankheit und dem Kontrollieren wollen in die Demut: Dein Wille geschehe, aus der Angst ins Vertrauen. Träumen sei mein schamanischer Heilungsweg, wird mir mitgeteilt. Auch ägyptische Symbole erscheinen in einigen Träumen. Zwei Beispiele dafür:
Ein linkes Auge, von einem Dreieck umgeben, erschien mir im Traum. Das Auge war wie in Gold getaucht und nach allen Seiten gingen goldene Strahlen von ihm aus. Dazu hörte ich eine Stimme: Die Angst vor dem Sterben ist die Angst vor dem Leben.
In einem Traum etwas später sah ich eine Kuh, die mich mit großen liebevollen Augen ansah. Darunter erschien ein Schriftzug in neonfarben blinkend: D’ORO THEA. – Bedeutet das Geschenk der Göttin? Und ist die Kuh nicht ein Hinweis auf die ägyptische Mutter-Göttin? Viele Jahre später fand ich während einer Ägyptenreise im Karnak-Tempel die Antwort. Dort war dasselbe Symbol in eine Säule eingraviert, und die Übersetzung der alten Schriftzeichen lautete: »Gesundheit durch die Gnade der Göttin.«
Tatsächlich haben sich im Verlauf von etwa sieben Jahren die Krankheitssymptome in einem Prozess von loslassen und vertrauen, stirb und werde, aufgelöst. Während der ganzen Zeit fühlte ich mich geführt und getragen von der geistigen Welt, und von irdischen Wesen, insbesondere von meiner Seelengefährtin Ursula, unterstützt. In Träumen wurde mir die nächste Etappe meines Heilungsweges gezeigt, manchmal wurde ich auch auf eine Medizin hingewiesen. Mit neu gewonnener Vitalität und Vertrauen in die mich leitenden geistigen Kräfte konnte ich mich meiner Lebensaufgabe, der Gestaltung des Milelja-Inselgartens, widmen. Auch die vorzeitige Berentung, die mich für diese Aufgabe freistellte, konnte ich jetzt dankbar annehmen. Ursula beschrieb das so: Du musstest krank werden, um gesund zu sein.
In Dankbarkeit blicke ich heute auf diese gnadenvolle Zeit zurück.
Geschenke und Zweifel
September 2010. Etwas hat sich seit dem Chamuel-Channeling in mir grundlegend verändert; nur langsam wird es mir klar. In Liedern hat meine Seele mir schon immer geantwortet. Jetzt wird es aber viel mehr. Texte aus Kirchenliedern und aus der Bibel, die ich in meiner Konfirmandenzeit gelernt habe, bekommen im neuen Kontext eine andere Bedeutung für mich. Auch habe ich den Eindruck, dass mich Informationen aus einer anderen Dimension erreichen.
14.30 Uhr. Ich höre einen vor fast drei Jahren verstorbenen nahen Verwandten sein Lieblingslied singen, mitten in meine Gedanken über Mittagessen und Buchhaltung hinein, als ich nach einem kurzen Mittagsschlaf aufwache. Ich nenne ihn beim Namen, sage: »Ach du bist es.« Mein Kopf wird ganz heiß. Er teilt mir etwas mit. Schreiben soll ich. Meine rechte Hand wird heiß. Immer wieder die gleichen Worte. Ich soll schreiben. Ich stehe auf, setze mich an den Schreibtisch in meinem Arbeitszimmer. Es ist dunkel im Raum. Ich greife nach einem Stück Papier, einem Stift und schreibe. Es ist ein Brief an seine hinterbliebene Witwe, den ich nicht wortwörtlich, sondern nur inhaltlich hier wiedergeben möchte.
Er lässt mich schreiben, dass er sie liebt. Dass alles gut ist, sie soll nicht traurig sein. Es gehe ihm gut. Er wünsche sich, dass sie glücklich ist. Das sei es, worüber er sich freue. Sie sei eine wunderbare Frau, sehr geliebt, mache alles wunderbar. Er sei immer bei ihr. Er bedankt sich für die wunderbare Zeit, die beide miteinander hatten und sagt, dass sie jetzt andere Aufgaben habe. Er liebe sie und er segne sie. Und sie solle nie vergessen, dass sie unendlich geliebt werde. Gott schützt dich, in Liebe dein … endet der Brief. Zwischendurch korrigiert er mich, wenn ich ein Wort nicht ganz genauso schreibe, wie er es will, zum Beispiel Liebste statt liebe … Ein bisschen mulmig ist mir schon, als ich den Brief mit dem Vermerk: »Ich bin ganz sicher, dass mir dein verstorbener Mann diesen Brief diktiert hat. Liebe Grüße Irini«, in ein Kuvert stecke und abschicke. Was war das jetzt? Ein Test, ob ich meiner Intuition vertraue? Ich würde heute noch eine neue Erfahrung machen, hatte der Engel gesagt.
Die Empfängerin dieser Botschaft bedankt sich später bei mir. »Es sind genau die Worte, die er mir auch sagt.«
26. September 2010
Habe einen stillen, schattigen Platz gefunden unter einer Ölweide, ganz nah am Meer. Schaue den Wolken zu, dem glitzernden Licht auf dem Wasser, lausche dem Klang der Wellen. Eine Melodie entsteht in mir. Ich singe sie immer wieder. Worte kommen und vergehen wieder, bis sich der Text formt:
Meeresrauschen und Erde
Dank dir Mutter in mir
Wind und Sonne im Herzen
Dank dir Vater dafür.
Dankbarkeit durchflutet mich, wo ich doch heute Morgen noch so traurig war. Habe getrommelt, um meinen Rhythmus zu finden, bin dann über den Zaun gestiegen und den alten Weg zum Meer gegangen. Ich brauche Zeit, um zu verarbeiten, was ich erfahren habe, brauche Zeit, mich zu lösen von meiner Vorstellung von mir selbst, von alten Mustern und Ideen über mich. Angefüllt bin ich mit Träumen, Klängen, den Worten meines Engels, den Erlebnissen der letzten Tage. Nachdem der Text für den Kanon gefunden ist, liege ich und schaue in den Himmel. Der Wind hat gedreht und treibt die Wolken auseinander.
Ich bin bereit, sage ich, bereit für Abydos.
Mir wird warm, Energie durchflutet meinen Körper, insbesondere meinen Bauch. Ich singe das Lied aus dem Abydos-Traum, alle Strophen, die mir einfallen, laut:
Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein
Ach, wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein
Hier ist Gottes Angesicht, hier ist lauter Trost und Licht.
Ich bin Herr zu dir gekommen, komme du nun auch zu mir
Wo du Wohnung hast genommen, da ist lauter Himmel. Hier
zieh in meinem Herzen ein, lass es deinen Tempel sein.
Mache mich zum guten Lande, wenn dein Samkorn auf mich fällt
Gib mir Licht in dem Verstande und was mir wird vorgestellt
Präge du im Herzen ein, lass es dir zur Frucht gedeihn.
Rede Herr, so will ich hören und dein Wille werd erfüllt
Nichts lass meine Andacht stören, wenn der Brunn des Lebens quillt.
Speise mich mit Himmelsbrot, tröste mich in aller Not.
Dieses Lied wurde zur Einweihung der neu erbauten evangelischen Dorfkirche gesungen in dem hessischen Dorf, in dem ich geboren bin. Zehn Jahre alt war ich damals, und habe es bisher nie wieder gesungen. Ein Einweihungslied – mein Einweihungslied?
Ich bin bereit für Abydos wiederhole ich.
Dein Abydos ist in Peru.
Dein Abydos ist in Peru.
Dein Abydos ist in Peru.
Kommt die Antwort dreimal.
Ich fühle mein Herz beschwert und am Himmel ziehen wieder Wolken auf.
Wie soll das werden?, sagt der Zweifel.
Woher soll ich das Geld nehmen?, sagt der Verstand.
Der Geburtstag unserer Enkelin und die Taufe unseres Enkels fallen in die Reisezeit. Wie soll ich das erklären?, fragt mein Herz. Gott in mir sagt:
Du hast ein heiliges Versprechen gegeben, vertraue!
Da wäre noch das Reiki-Buch, das ich für die Neuauflage überarbeiten muss. Hast du mir nicht auch diese Aufgabe geschickt?
Und habe ich dir nicht immer geholfen, deine Aufgaben zu erfüllen? Vertraue!,
sagt Gott in mir.
Rede Herr, so will ich hören und dein Wille wird erfüllt, antwortet mein Herz. Wenn Gott in meinem Herzen einziehen soll, so muss ich es erst mal leer machen. Von all den Sorgen, die ich mir aufgeladen habe, ist es schwer wie Blei. Sorgen um meine Mutter, meine Schwestern, Kinder und Enkelkinder, mein Patenkind, unser Seminarhaus, den Milelja-Inselgarten, Finanzen. Da muss ich doch gleich wieder umfallen. Ich liege, schaue in den Himmel. Meine Seele singt:
Gott, ich werfe meine Sorgen wie Vögel an den Himmel. Die Nacht ist verflattert. Ein neuer Tag von Deiner Liebe. Gott ich danke dir, ein neuer Tag von Deiner Liebe. Gott ich danke dir.
Laut und herzhaft muss ich lachen. Mein Herz wird leicht, ich bin wieder im Fluss, an die Quelle angeschlossen. Liebe, Frieden, Leichtigkeit breiten sich in mir aus.
Ma-at[1], Du wiegst die Herzen, meines ist jetzt gerade ganz leicht.
Ich liege, schaue in den Himmel, nur noch kleine weiße Wölkchen. Mein Herz wird leicht. Wenn es eine Sünde gibt, so ist es die, sich von der Quelle der Liebe, aus der alle Informationen und alles Leben fließen, selbst zu trennen. Meine Seele singt in mir, singt seit ich geboren bin, so auch gerade jetzt:
Möge Heilung geschehen, ein Lied von Amei Helm,
und ein Lied von Christian Bollmann:
Gesegnet sei der Ort
Gesegnet sei die Reise
Gesegnet sei das Wort
Gesegnet sei die Weise.
Gesegnet sei die Zeit
Gesegnet sei die Erde
Gesegnet sei das Sein
Und alles was noch werde.
Ich denke an Ursula, meine Lebensgefährtin und Seelenverwandte. Seit einundzwanzig Jahren begleitet Sie mich auf so vielen Wegen. Wir haben das Zentrum für Heilung und Tanz, den Milelja-Inselgarten, gemeinsam geplant und errichtet. Es ist unser geistiges Kind. Dass sie nicht mitkommen kann, belastet mein Herz auch, hatte sich ganz unten im letzten Zipfel versteckt. Es ist nicht leicht für sie, doch sie wird mich reisen lassen, spüre ich. Meine Idee war immer, dass wir die Peru-Reise gemeinsam machen. Der Himmel gibt uns andere Entscheidungen. Wir gehen einen nahen, eng verbundenen Weg, und doch müssen wir auch unabhängig voneinander eigene Erfahrungen machen. Die Liebe befreit uns von Ängsten und Illusionen. Noch ein schwerer Stein geplumpst. Ich glaube, Ursula weiß es schon.
Habe jetzt Hunger, mein Magen grummelt. Vielleicht gibt es im Delfinia-Hotel noch etwas Gutes zu essen. Es ist 15.30 als ich am Pool-Restaurant eintreffe. Das Essen kommt schnell, und hastig haue ich die ersten Bissen hinein.
Nimm dir Zeit und nicht das E r l e b e n,
sagt der Engel in mir. Ich schmunzele und genieße den Wind im flatternden Sonnenschirm und auf meiner Haut, die Sicht aufs Meer, die Sonne und das köstliche Mahl, das ich mit Eis und Eleniko, einem griechischen Kaffee, abrunde, bevor ich zu meinem Platz an Meer zurückkehre.
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nie vergeh‘n.
Mit diesen Worten aus dem Markusevangelium, Kap. 13, v. 31-32, wache ich aus meinem Verdauungsschläfchen auf. Es ist 17.30 Uhr. Der Himmel ist wolkenlos. Träume und andere Erfahrungen soll ich noch aufschreiben, sagt Gott in mir. Für jetzt gerade ist es genug, ich bin müde, antworte ich.
27. September 2010
Um 6.40 Uhr wache ich auf mit der Botschaft:
Was du immer tun wolltest, tu es jetzt. 2010 ist das Jahr dafür. Es wird dir einfach gelingen.
Dann ist wohl jetzt die Zeit reif für Peru. Meine Gesundheit ist gerade stabil. Ich schaffe es.