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Am wirtschaftlichsten ist die Verfügbarkeit eines modernen und leistungsfähigen Maschinen- und Geräteparks mit überschaubarer Typenvielfalt. Parallel dazu sollten regelmäßig überalterte Bestände ausgemustert werden, um diesbezügliche Sachkosten zu vermeiden.
Zusammenfassung
Mit dem Aufbau des Grünflächenmanagements besteht die Chance, die Qualität des Grüns nach den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten einer Kommune zu steuern und zu steigern. Erfahrungsgemäß wächst die Anerkennung für die Mitarbeiter in den Grünflächen in dem Maße, in dem die Tätigkeiten sichtbar sowie Zeit- und Kostenfresser transparent gemacht werden.

28 Das Rationalisierungspotenzial durch Mechanisierung ist ein geschicktes Zusammenspiel von Mensch und Maschine. © Monika Böhm
Für die Entwicklung, Pflege und Steuerung einer nachhaltigen Grünflächenpflege und Unterhaltung ist jedoch ein langer Atem, der Wille zum strukturierten Arbeiten und gezielt eingesetzte finanzielle und personelle Unterstützung notwendig.
Der Lohn dafür sind nicht nur „blühende Landschaften“, sondern zeitgemäß nutzbare sowie pflegbare Grünanlagen für die Bürger der Städte und motivierte Mitarbeiter.
Literatur
[1] Geschäftsstelle Entente Florale: Juryexpertise für Rheinfelden. 2014.
[2] Böhm, Monika u. a.: Parkpflegemanagement. Berlin: Patzer 2015.
[3] Bertram, Till/Berg, Silvia: Außenanlagen und Grünflächenmanagement. Leitfaden zur Qualitätssicherung bei Planung, Bau und Bewirtschaftung landeseigener Liegenschaften. Stuttgart: Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg, 2018.
[4] GALK Arbeitskreis Organisation und Betriebswirtschaft: Grünflächenmanagement Planen, bauen, bewirtschaften – Grünflächen effizient und effektiv steuern. Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz 2018.
[5] Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.: Empfehlungen für die Vergabe und Durchführung von Leistungen für das Management von Freianlagen, Bonn: 2016.
[6] Böhm, Monika: Pflegeinstrumente zur Qualitätssicherung und Kostensenkung, in: Der Gartenbau, Heft 24 2013, S. 18–20.
[7] Böhm, Monika: Möglichkeiten des differenzierten Umgangs mit Straßenbegleitgrün am Beispiel der Stadt Konstanz, in: Neue Landschaft, Februar 2010, S. 59–62.
[8] Niesel, Alfred: Grünflächen-Pflegemanagement, Stuttgart: Ulmer 2006.
[9] GALK/Arbeitskreis Organisation und Betriebswirtschaft (2002): Leitfaden zur Erstellung und Fortschreibung eines Grünflächeninformationssystems (GRIS).
Praxisbeispiel Osnabrücker Service Betrieb (OSB)
Der OSB (www.osnabrueck.de/osb) ist als Eigenbetrieb der Stadt Osnabrück kommunaler Dienstleister und als solcher für das öffentliche Grün, aber auch für das Grün im Konzern Stadt Osnabrück zuständig – inklusive fachlicher und planerischer Kompetenz mit eigener Budgethoheit (Wirtschaftsplan). So wird das hoheitliche Grünflächenmanagement abgebildet und in Auftragnehmerposition agiert.
Im Stadtgebiet mit ca. 172.000 Einwohnern unterhält der OSB für die Menschen, die Wirtschaft und die Besucher:







Insgesamt (ha): 105
GIS System
In einer schnittstellenoptimierten Software trägt der jeweilige Vorarbeiter über ein mobiles System die Arbeitsleistung in Stunden pro Arbeitstag nach Pflegestufe und (Teil-)Fläche zugordnet ein (Abbildung 3). So ist über Jahre hinweg eine große Datenbasis entstanden, die es ermöglicht, ein Controlling zu etablieren. Neben dem Controlling erlaubt aber das Pflegestufensystem mit definiertem Leistungsverzeichnis je Pflegestufe ein relativ autarkes Arbeiten der Kolonnen. Anders ausgedrückt, fördert dieses Instrument stark die Eigenverantwortlichkeit der operationalisierten Beschäftigten und führt zu einer stärkeren Eigenmotivation.
Dienstvereinbarung zum „Demografischen Wandel“
Gestützt wird diese Arbeitsweise durch eine Dienstvereinbarung zwischen Personalrat und der Betriebsleitung zum „Demografischen Wandel.“ Die Dienstvereinbarung ist das finale Ergebnis eines gemeinsamen Projektes aus Betrieb, Personalrat, Beschäftigten, ver.di und einem Berater. Die Arbeitszeiten sind neu definiert worden. So kann der Beginn der Arbeitsaufnahme je Kolonne zwischen 6 Uhr und 8 Uhr frei gewählt werden. Hell- und Dunkelarbeitszeiten kann die Kolonne so eigenverantwortlich steuern. Ferner gibt es ein Arbeitszeitkonto, welches Plus- und Minusstunden erlaubt. An Regen- oder Hitzetagen kann die Kolonne einen Arbeitsabbruch beschließen und das Arbeitszeitkonto belasten. Als Motivationsfaktor trägt der OSB anteilig Ausfallstunden. So werden „unproduktive Arbeitsstunden“ vermieden, die Motivation gestärkt und den wertvollen Gütern Arbeitszeit und Gesunderhaltung wird Rechnung getragen.
Das Projekt lebt in der Initiierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) weiter. Jede Kolonne erhält für die Abstimmungsprozesse Teambesprechungszeiten, ebenso die Vorarbeiter unter sich.

1 Beispiel GIS Osnabrück – die grünen Punkte zeigen den Baumbestand im Stadtgebiet © Axel Raue OSB
Die flächenzugeordnete Steuerung der Arbeitsprozesse bedingt jedoch den Blick über den Tellerrand. Der OSB ist als kommunaler Dienstleister letztendlich für das städtische Erscheinungsbild (öffentlicher Raum) verantwortlich.

2 Beispiel GIS Osnabrück © Axel Raue OSB

2a Legende zur Abbildung 2 © Axel Raue OSB
Management des öffentlichen Raums
Die Straßenreinigung ist, wie die Grünflächenpflege, in ein und derselben Abteilung verankert. Die Abfallentsorgung aus den Grünflächen sowie die Papierkorbentleerung ist schon seit Jahren in die Straßenreinigung verlagert, ebenso wie die Reinigung der befestigten Wege in Grünanlagen und auf den Friedhöfen. Die Straßenreinigung erbringt ca. 40 % ihrer Leistungen – durch interne Abrechnungsprozesse gesteuert – für die Grünflächenpflege.
Dies hat wirtschaftlich vorteilhafte Effekte im Budget der Grünflächenunterhaltung, insbesondere bleibt so aber auch das Zeitkontingent und die Fachlichkeit der „Grünen Kompetenz“ für die originären Aufgaben gewahrt. Dennoch werden die integrativen Arbeitsprozesse (integrales Arbeiten) nicht aus dem Betrachtungswinkel entlassen und weiterhin gefördert. Das Einräumen von Vorarbeiterbesprechungen unterschiedlicher Abteilungen (Straßenreinigung, Grünflächenunterhaltung) hilft zunächst die gegenseitige Akzeptanz zu stärken. Die Trennung in den Abrechnungsprozessen zwischen Gebührenrefinanzierung und Aufwandsbereich erfolgt auf Basis der digitalen Erfassung der Leistungserbringung durch die Vorarbeiter.
Die Standards in der Straßenreinigung wurden aktuell auf Basis des FLL-Bildqualitätskatalog Freianlagen 2016 (BK FREI) der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. neu erhoben und definiert (Abbildungen 3 und 4). Im Kontext des Prozesses wurde auf Basis des erstellten Leistungsverzeichnisses eine Personalbedarfsermittlung erstellt. Die Stadt wurde so in die Qualitätsstufen A und B eingeteilt; wobei A den Innenstadtbereich abdeckt. Wahlweise können auch Gewerbegebiete aufgenommen werden.



Weiterentwicklung
Die wesentliche Weiterentwicklung gegenüber den Pflegestufenkonzepten aus dem grünen Bereich ist die Visualisierung. Diese wurde im weiteren Verlauf dafür verwendet, den Bürgern und insbesondere der Politik zu vermitteln, mit welchen monetären Mitteln (im Wesentlichen Personalstärke), welche optischen Ergebnisse in den Standards abgebildet werden können.
Ein weiterer Baustein ist die nachweisbare Messbarkeit der Leistungserbringung. Im Beschwerdefall aber auch zur Leistungskontrolle können Beurteilungen und Messungen erfolgen, die politischen oder im öffentlichen Raum interessierten Bürgern dargestellt werden können.
Adaption in Objektartenkatalog Freianlagen (OK FREI) und Bildqualitätskatalog Freianlagen (BK FREI)
Die Systematik wird aktuell auf die Grünflächenpflege adaptiert. Das Pflegestufenkonzept des OSB mit den Leistungsverzeichnissen je Pflegestufe wird faktisch einem Update unterzogen. Dabei wird die Systematik des Freiflächenmanagements inkl. OK-FREI der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) als künftige Basis übernommen und wird auch der Leistungserfassung der Kolonnen dienen. Zudem erfolgt die Visualisierung aus dem BK-FREI der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. Eine konsequente Weiterentwicklung.
Der öffentliche Raum in Osnabrück wird in Zukunft über ein einheitliches System transparent und nachvollziehbar gesteuert. Insbesondere können in Zukunft Veränderungen im Personalkörper direkt und für jeden nachvollziehbar visualisiert werden. Jeder Personalabbau kann per Bildentwicklung prognostiziert werden; ebenso kann aber auch jeder Wunsch nach einer erhöhten Qualität in den Standards über den Flächenschlüssel im GIS und dem Bildqualitätskatalog abgebildet werden.
Die Standards im Management des öffentlichen Raums sind politisch beschlossen in der Beratungsfolge: Betriebsausschuss OSB, Verwaltungsausschuss und RAT.
Controlling
Die Steuerung der Grünflächenpflege und der Straßenreinigung sowie die Dokumentation und das Controlling als auch die Benchmark-Fähigkeit werden dargestellt und ebenso auf den Fuhrpark übertragen. Die Großgeräte wie Lkw, Rasenmäher, Schlepper mit Anbaugeräten usw. werden analog gesteuert. Über die Flächenzuordnung bei der Mahd und den zugeordneten Stundenaufwendungen ergeben sich über viele Jahre hinweg auf Quadratmeter bezogene Mittelzeiten (Soll-Ist-Vergleich), die mit dem Baustellenmittellohn multipliziert den Quadratmeteraufwand in Euro ergeben.

3 Auszug BK-FREI 2016 der FLL © GRISCONSULT Gageler

4 Auszug BK-FREI 2016 der FLL © GRISCONSULT Gageler
Sämtliche Kleingeräte werden über ein Strichcodesystem im Materiallager verwaltet und kolonnen - bzw. auftragsbezogen vergeben. Somit können in etwa die Stundenleistungen, aber auch die fälligen Sicherheitsüberprüfungen und Aufwendungen der OSB-internen Landmaschinenwerkstatt nachgehalten werden. Die Lebenszykluskosten einer Maschine werden so erfasst und fließen in die Bewertung von Neuanschaffungen ein.
Effizienzsteigerung
Die beispielhafte Kennzahlenermittlung ist jedoch von vielen Faktoren abhängig: Der Witterung der Flächenzuordnung der Lage im Stadtgebiet usw.
Kennzahlen, auch im Benchmark-Vergleich mit anderen Kommunen, sind in jedem Fall zu interpretieren und zu hinterfragen. Die aktive Mitgestaltung in einem Benchmark macht deutlich, dass Kennzahlen intern sehr gut zu einem Hinterfragen geeignet erscheinen, jedoch im interkommunalen Austausch nicht immer zielführend sind. Die innere Effizienz ergibt sich sowohl aus einer hohen Dimensionierung an Verantwortungsübertragung auf die Vorarbeiter und Fahrer, die ihr Tun digital dokumentieren, als auch aus der inneren Organisation, bei der die Großmaschinen (wie Lkw) bereichsübergreifend in den Sparten Grün, Friedhöfe, Straßenreinigung inklusive Winterdienst, Straßenunterhaltung (Bauhof) und Abfallwirtschaft eingesetzt werden. Hier liegt einer der großen Kostenvorteile eines eigenverantwortlichen, mit Steuerungsfunktion versehenen, kommunalen Dienstleisters.
Infolge der hohen Kostentransparenz im OSB werden keine Leistungen in der Grünflächenunterhaltung extern vergeben. Die Planung von Neuanlagen bzw. die Renovierung von Grünanlagen erfolgt gemäß dem Grundsatz der GALK: Planen, Bauen und Bewirtschaften aus einer Hand. In der momentanen wirtschaftlichen Situation rechtfertigen die quadratmeterbezogenen Kosten keine externen Vergaben. Insbesondere bei witterungsbedingten Extremereignissen scheitert die externe Vergabe an hohen Nachforderungen der Unternehmen in der Unterhaltung. Neubaumaßnahmen werden im Markt zur Ausschreibung jedoch platziert.
Ausbildung von Fachkräften
Die Grüne Kompetenz wird zielführend im OSB gehalten und die Berufsausbildung zum Gärtner, Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau ist in 2018 auf zwölf Auszubildende nach oben gefahren worden. Der demografische Faktor und der hohe Altersdurchschnitt machen diese Maßnahme alternativlos. Im OSB werden darüber hinaus gezielt junge Mitarbeiter/-innen angesprochen und zu einem Studium motiviert. Die Kooperation mit dem Fachverband Garten- und Landschaftsbau, der Hochschule aber auch den gärtnerischen Unternehmen zeigen den Weg in die Zukunft.

5 Messergebnis GRIS CONSULT Gageler © Axel Raue OSB
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