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Jeder, der betroffen ist vom gefährlichen und auch destruktiven Missverständnis, dass vieles leichter fällt unter Drogen oder Alkohol bis hin zur sozusagenen Versklavung des Ichs durch diese Dinge, erkennt vieles schwerlich. Es hat nichts mit der sogenannten Intelligenz zu tun. Ein Leben ohne diese Stimuli erscheint kaum noch möglich. Die Geschichten der Betroffenen zeigen, dass wohl fast jeder oder viele in einer Situation an diese Beendigung gedacht haben. „Ich sauf mich jetzt tot“, hört man des Öfteren. Da beginnt es. Mediziner benennen, dass diese die schlimmste, sehr lange dauernde Wahl eines Suizids ist. Wenn man sich vor einen Zug wirft, ertrinken möchte, sich erschießen will oder sehr viele Tabletten nimmt, seine Pulsader aufschneidet, sich den goldenen Schuss, oder was es sonst noch so gibt, setzt, geht es wohl schneller. Entschuldigung, ein böses Thema. Dieses ist aber Realität. Gehen wir mal sehr naiv an diese Situation einer Entscheidung. Wir wollen und beginnen das eben Genannte. Der Körper kann sich kaum wehren gegen unsere Entscheidung. Wenn wir uns jedoch vornehmen, uns sukzessiv dem Alkohol zu widmen bzw. sind ihm schon verfallen in einer Todessehnsucht, wird es sehr lange dauern und schwierig. Wie meine ich das? Hierbei meine ich keinesfalls „nur“ unser Hirn. Selbstverständlich auch das Hirn, da kaum etwas veränderbar ist, ohne „Mitwirkung“ dessen. Ein simples Beispiel, wie ich es meine. Wir nehmen zu viel Alkohol zu uns, wir müssen uns übergeben, uns wird schlecht. Eine natürliche Reaktion der Organe, auch des Hirns. Suizid mit „nur“ Alkohol wird ausgebremst. Wir trinken, schwanken, fallen um, schlafen eventuell ein. Die Organe sagen uns: „ Stopp“. Eine Reaktion des Hirns in Verbindung mit unserem Gleichgewicht. Die Beine versagen. Weitertrinken bis zum Suizid, auch schwierig. Eigentlich möchte ich nur benennen, es ist schwierig und auch gut so, da der Körper uns sagt, dass wir aufhören sollen mit dem Unsinn und über eine Lösung des vernünftigen Weiterlebens nachdenken sollten. Täglich dieses zu veranstalten mit umfallen, übergeben usw. wird natürlich irgendwann zum Tode führen durch Organversagen, jedoch ist das wohl ein längerer Weg. Ich gestehe, ein seltsamer Abschnitt, aber warum soll man nicht darüber schreiben. Hier möchte ich das wunderbare gesellschaftsträchtige und lebensechte Buch „Wer einmal dem Blechnapf frisst“ von Hans Fallada (1896-1947), der eigentlich Rudolf Ditzen heißt, erinnern. Der Held des Buches Willi Kufalt, ein Gangster, der durch eigene Schuld irgendwie aus der gesellschaftlichen Existenz geworfen wird und nach einem seltsamen Leben dorthin zurückkehren möchte, wo er sich aufgehoben fühlt. Im Gefängnis. Der Inhalt des Buches mit Alkohol und Drogen ist doch Realität, dass viele Betroffene sich aufgeben, eventuell auch weitermachen bis der Körper, der Geist, das Hirn nicht mehr kann oder will. Im übertragenen Sinne dieser Geschichte mit Willi Kufalt aus Falladas Buch, wie der Buchtitel es besagt, sollte sie uns doch aufrichten, um zurückzukehren vom Blechnapf im Gefängnis zum normalen Teller zu Hause. Zu diesem Thema sollte es uns nicht passieren, auch wenn es Aspekte gibt, die mit denen vom Helden aus dem Buch übereinstimmen.
Nicht aufgeben heißt es für uns. Es ist doch ein Gesellschaftsthema geworden. Wechseln wir mal zu einer Lösung. Es gibt die chinesische Weisheit:
„Gehe immer der Sonne entgegen,
dann bleibt der Schatten hinter Dir.“
oder
„Wende dein Gesicht zur Sonne,
dann bleiben die Schatten hinter dir.“
Khalib Gibran (1883-1931), ein libanesisch-amerikanischer Maler und Philosoph sagte:
„Man sieht nur Schatten,
wenn man seinen Rücken der Sonne zudreht.“
Hört sich gut an, ist schwierig. Der Schatten und oder die Schatten sind schon nachdenkenswert.
Etwas anderes hierzu noch:
„Es ist egal, wie schnell sich das Licht bewegt.
Die Dunkelheit war und ist immer schon vorher da.“
Es ist ein Naturgesetz. Können wir es für uns Menschen wertvoll anwenden?
Haben wir einen oder mehrere Schatten? Ein toller Unterschied, den wir oft kaum bedenken. Dennoch sagt dieser Spruch sehr viel aus. Lasst es nie zu, dass der Alkohol vorneweg geht und wir in seinem Schatten stehen. Dieses, was ich noch schreibe, ist kein lesbares Buch von der ersten Seite bis zur letzten, sondern fordert eher auf, mal quer zu lesen. Mal vorn, mal in der Mitte, mal hinten. Es ist keine lesbare Geschichte wie ein Roman, in dem man sich auf der ersten Seite kennenlernt und in der Mitte heiratet und zum Schluss stirbt oder ein Krimi, in dem jemand ermordet wird, der Kommissar ermittelt und zum Schluss kommt die Verurteilung. Manchmal sind hier drei, vier Sätze eine Geschichte zum Nachdenken. Trotzdem viel Spaß.
Warum schreibt man über dieses Thema? Warum habe gerade ich irgendwie die Idee, darüber zu schreiben. Ganz einfach „mathematisch“ erklärbar. Bald werde ich 65 Jahre alt. Das erste Drittel dieser bisherigen Zeit waren Kindheit und Jugend, dann die Zeit des Alkoholversuchs. Mit 14 Jahren bei einer Feier mit Eierlikör, dann wohl später die Überschreitung zur Abhängigkeit, ab dem 40. Lebensjahr mithilfe einer gelungenen Therapie die Alkohol-Abstinenz erreicht und das neue Leben begann. Da beginnt auch etwas, was uns wohl alle betrifft. Der Anlass der Alkohol-Therapie. Freiwillig mit dem Erkennen, dass man Probleme hat? Familienangehörige, Freunde, wer auch immer gibt Anlass zum Schritt in eine Therapie? Ich bekenne, bei mir war es der Führerscheinentzug nach einer Alkoholfahrt, die vor Gericht endete. Die Promillegrenze wurde erheblich überschritten. Nein, kein Unfall und Schädigung Unbeteiligter. Landung im Straßengraben. Die Polizei „fragte“:…nanu, wieso ist das Auto verbeult, wie kommst du denn hier hin und du riechst so seltsam … Das Gericht legte eindeutig fest, wenn ich den Führerschein jemals wieder bekommen möchte, muss ich vorher zur Entziehungskur. Die beste Entscheidung eines Richters für mich und die weiteren Schritte zu einer gelingenden Abstinenz. Also, ein sozusagen von „außen“ einwirkender Anlass, keine Eigenentscheidung. Nennen wir es doch „Der Höhepunkt der Trinker-Karriere“ .Nach einem Höhepunkt ist die Erreichung des Normalen eine wertvolle Aufgabe. Wie sagt man oft? „Die Treppe hinauf, die hinab führt“ .Hierbei ist es jedoch positiv gemeint und nicht, wie man es oft bei Managern „traurig“ hört, die Karriereleiter hoch, bis der Absturz erfolgt. Bei diesem Thema ist es positiv. Die Alkoholtreppe hinauf; dann der sogenannte Höhepunkt, wie zum Beispiel ein Delirium oder eben vor Gericht wegen einer Alkoholfahrt und dann die Treppe hinunter zum normalen Ich. Ich nenne bzw. spreche oft vom Ich oder der Rückkehr zum Ich usw. in seltsamen Situationen, da wir ja nicht als Alkoholiker, Hassender oder Gangster geboren wurden. Mir hat das Urteil des Richters sehr geholfen, ich bin abstinent seitdem und dem Richter sehr dankbar. Dieses war 1991 und … hält an. Die Gefährdung bleibt täglich.
Das neue Leben bitte ich nicht zu sehr überzubewerten, da „das andere Leben“ auch o.k. war und zu mir gehört. Mit dem persönlichen Hinweis, niemals das eigene Leben infrage zu stellen. Jede Minute des eigenen Lebens hatte einen Sinn in der und für die augenblickliche Situation. Wenn es falsch war, entgegen Regeln der Zivilisation, gibt es Gerichte usw., deren Entscheidungen man anerkennen sollte. Härte hilft, das eigene Handeln zu überdenken. Mit dem Begriff Bereuen hab ich so meine Schwierigkeiten. Man hat etwas getan, bereut es. Ändert es etwas, es ist doch geschehen. Vor Gericht hört man wohl öfter … ich bereue meine Tat … Es kommt gut an, da es wohl betroffene Opferangehörige aufnehmen sollen als sogenannte Entschuldigung und des guten Eindruckes der Höhe des Strafmaßes wegen. Nun gut. Es gibt wohl dennoch ehrliches Bedauern. Dieses Bereuen ist nur ein Wort, mit dem wir uns angewöhnt haben umzugehen. Zielt es aber auf Werte hin? Man bereut, dass man nicht gut in der Schule war. Man bereut, nicht aufgepasst zu haben, was wohl wichtig ist, falschen Leuten vertraut zu haben, falsche Partner gewählt hat, Manipulationen erlegen war und was es sonst noch so alles gibt. Dieses Fehlverhalten hatte jedoch wohl eine Ursache. Dieses Bereuen bringt nichts, es gehört zu uns, was wir gemacht haben. Der Ursache vernünftig beim Bemerken von Übermäßigkeit entgegenzutreten, ist bedeutend besser, als hinterher weinend zu bereuen. Der Mensch ist auf dieser Welt, um Fehler zu begehen und Fehlentscheidungen zu tragen. Anlass zu Änderungen muss geschehen, jedoch das Bereuen hilft nicht. Lernen daraus, das ist es. Rückerinnerungen auf das Fehlverhalten sollte man schon zur Verbesserung zulassen und bewusst annehmen.
Nehmen wir mal meine Rückerinnerung. Die wichtigste Frage der bewussten Rückerinnerung ist wohl, wann man die Grenze von einem Genusstrinken zur Abhängigkeit überschritten hat. Nicht so einfach, da wir unser Hirn nie steuern können, dass und ob es zulässt, dass es passiert. Ich glaube einfach für mich und denke, bei mir war es zur Zeit des Studiums mit vielleicht 23 Jahren. Viel gefeiert im Kreis der Kommilitonen, morgens aufgewacht und diesen Nachdurst, diesen „Brand“ nach kühlem Etwas gierig bemerkt. Plötzlich gab es Momente, wo man keinen Nachdurst mehr verspürte, sondern eine gewisse „Gier“ nach Alkohol. Diese seltsame Verlagerung von Nachdurst zu einer -irgendwie- Notwendigkeit, bei der man bei sich etwas Seltsames verspürte und bemerkte. Wenn man dieses macht, kann man wieder aktiv sein und der Tag kann besser beginnen. Der Volksmund sagt wohl in Überzeugung und den Erfahrungen entsprechend:
„Beginne den Morgen mit dem, womit du abends aufgehört hast.“
Ein Fehler wäre es, das, was vorher war, infrage zu stellen oder zu bereuen. Nein, es war so! Ich erlaube mir nicht, entsprechend meinem positiven Egoismus zu versinken in einem schlechten Gewissen. Manch andere erwarten eventuell darüber, was man Eltern, Freunden, Menschen, die man lieb gewonnen hat, in dem Sinne angetan hat, eine Reue. Schwierig. Alles gehört zu mir. Diese Dinge wie bereuen, ach hätte ich mal usw., könnte das Hirn nie in vernünftige Bahnen bringen. Wir wären destruktiv, eventuell sogar in einer Disharmonie oder Labilität des Ichs, auch eventuell in Depressionen gelandet. Wir hätten ein ewiges Gewitter im Kopf. Also, lass den Schatten hinter dir. Auch für alles Mögliche und Überraschungen des Lebens soll dieser Spruch gelten. Ebenso alles, was geschehen ist, sollte man nicht zu sehr „bereuen“. Schlussfolgerungen ziehen und immer wieder das eigene ICH befragen, das wäre sinnvoll. Für uns wichtige Menschen haben die Stärke, wie sagt man, … zu verzeihen. Die eben genannte Depression ist doch nichts anderes als ein sehr schlimmer, krankhafter Symptomenkomplex. Eine Antriebslosigkeit, eine traurige Verstimmung des Daseins, Interessenlosigkeit, auch eine motorische Hemmung mit psychischen Gründen. Das Haus nicht mehr zu verlassen und sich zu verkriechen. Wir haben uns das tolle Wort Dysthymie für die Schwermut, also auch Melancholie ausgedacht. Es macht sich immer gut, lateinische Wörter für etwas, was uns betrifft, zu benutzen. Warum wohl? Eine These. Damit, wenn sich Ärzte über uns unterhalten, wir nicht mitbekommen, was mit uns ist, da wir es im Ursprung nicht verstehen sollten. Es ist auch in Ordnung, die lateinische Sprache für Krankheiten zu benutzen. Wir würden sonst schon im Arzt-Sprechzimmer in Ohnmacht fallen. Egal. Es bilden sich sogar schwerwiegende Neurosen und Phobien (Angstneurosen) für alles Mögliche und wir versinken immer mehr in einer nicht gewollten Disharmonie mit uns selbst.
Eine sehr einfache Methode ist, uns selbst zu fragen:
„Wenn mein Körper ein Gebrauchtwagen wäre,
würde ich den selbst kaufen?“
Die Frage ist nicht so schwierig, wenn wir vermeiden, nach links und rechts zu sehen und nicht so sehr werden wollen wie der oder die anderen. Eckart von Hirschhausen sagte schon sehr richtig:
„Du willst anders sein?
Andere gibt es schon genug!“
Auch der andere hat Fehler. Diese Frage kann man auch mit dem gewollten Rausch als Mittel zur Bewältigung von Ungereimtheiten mit dem geringen Widerstand in Verbindung bringen. Ich bekenne, dass ich Alkoholiker bin. Ein trockener Alkoholiker seit 1992. Jetzt haben wir das Jahr 2015. Kein Abstinenzler, da die Definition Abstinenz, aus dem Lateinischen kommend, die Enthaltsamkeit gegenüber Genüssen bedeutet. Meistens verbinden wir es mit dem Alkoholthema. Andere Genüsse wie Schokolade, dicke Steaks, auch Rauchen und besonders Kaffee mag ich aber. Dies zur Erläuterung, warum ich mich trockener Alkoholiker nenne und, ganz wichtig, dazu stehe. Bedeutungsvoll ist auch, wie ich es nenne, dass ich nicht sage: „Ich war mal … Alkoholiker“. Nein, ich bin es! Das Gehirn vergisst nie. Die Nase wird sowieso gerümpft. Alkohol hat auch gute Seiten. Es liegt an uns, zu erlernen, damit vernünftig umzugehen. Wichtig wäre auch, dass man verinnerlicht, was ein Philosoph gesagt hat.
„Wichtig wäre es, dass wir unserem nicht so positiven ICH
… nicht begegnen.
Dem ICH von … früher.“
Andererseits stimmt es in jeder Generation und ist der Realität entsprechend nicht anzweifelbar:
„Der Mensch hat ein Recht auf Rausch.“
Im Grundgesetz steht es wohl nicht. Die Grünen und auch Teile der Linken überlegen wohl, ob es „verankert“ werden kann im Persönlichkeitsrecht.
Es mag seltsam erscheinen, wenn ich das als sozusagen Betroffener sage. Genau darum geht es ja. Mit diesem Phänomen Alkohol vernünftig umzugehen, sich selbst zu beobachten, durch vermehrte Zugabe von Alkohol sein Ich nie zu vernachlässigen und auffällig zu werden. Darum geht es, jedoch nie darum, Alkohol zu verdammen. Es hilft der Gesellschaft und dem Umgang der Menschen untereinander. Alkohol ist wichtig für die Gesellschaft. Bitte nachdenken! Andere Räusche wie zum Beispiel die Freigabe von Cannabis wird diskutiert in politischen Gremien. Es ist eine Heilpflanze, diese Cannabispflanze und sehr wichtig für die Medizin. Wie in allen Dingen zeigt es uns, dass es auf die Dosierung ankommt. Ob Droge oder Alkohol. Jedoch ist die Verführung sehr hoch.
Falls etwas seltsam erscheint oder widersprüchlich oder was auch immer, bitte ich um Entschuldigung, da ich keinerlei Anspruch als Experte in wissenschaftlichen, therapeutischen oder psychologischen Aspekten erheben kann. Es sind nur Gedanken. In manchen Dingen auch eigene Erfahrungen! Es gibt Religionen, in denen Alkohol verpönt ist. Viele Menschen dort legen sich ein Tuch um den Kopf und trinken oder essen exotische verbotene Speisen und Früchte in der Annahme, dass ihr Gott es nicht sieht. Gott sieht alles, so sagt man. Gott vergibt immer. Ist es aber ehrlich? Ist es richtig für unser Ich, wenn ich etwas tue und danach um Vergebung bitte? Das Bekennen zu etwas, auch Schlussfolgerungen zu ziehen, das entspricht unserem wichtigen Ich. Leider möchte die Gesellschaft es nicht und wir gewöhnen uns Ausreden, auch Lügen an und unsere Selbstbestimmtheit ab. Wie kam es dazu, was hat man erlebt, wie kann man aufhören und vieles andere. Ich nenne es Probleme. Ganz wichtig, wie verändert man sich? Was geschieht mit der Psyche, die Wirkung auf andere und primär, was macht Alkohol mit mir, dem ICH und mit uns? Ich habe nach jahrzehntelanger Alkoholabstinenz festgestellt, wenn man es als Kampf betrachtet, dass man nie siegen kann. Jeder Tag zählt. Den Krieg kann man nie gewinnen! Jeden Tag eine Schlacht schon! Ich nenne es sehr bewusst Krieg und Schlacht mit diesem … nicht besiegen, sondern jeden Tag gewinnen. Gegen wen kämpft man? Doch eigentlich nur gegen sich und mit sich selbst. Auch gegen die Verführungen der Gesellschaft. Jedoch muss man ernsthaft verinnerlichen, niemals jemanden anzuklagen, immer bei sich selbst zu suchen und Stärke zeigen. Kritisch sollte man sein, einen kritischen Optimismus nenne ich es. Man verliert sogenannte Freunde. Es ist ein einsamer Kampf trotz Hilfestellungen von Medizinern, Therapeuten, auch Familie und Freunden. Ich selbst war zur monate-langen Entziehungskur. Diese Tragödie (Trauerspiel, Unglück), als Krankheit bezeichnet, gilt für alle Schichten der Gesellschaft. Eine Entziehungskur, die ich eben sogar als Tragödie, weil manche Menschen es so betrachten, bezeichnet habe, ist das Beste, was passieren sollte. Voraussetzung ist, dass man erkennt, man ist gefährdet oder es ist schon „passiert“. Niemals von sich selbst denken, dass man intelligent sei, studiert hat, eventuell sogar einen Doktortitel hat, seine Arbeit verrichten kann, ein gutes Wohnumfeld hat, auch Geld oder solche Dinge. Es muss aus dem Hirn, dass Alkoholismus „nur“ zutreffend ist für den, der in einer Gesellschafts-Hierarchie irgendwie unten steht. Sei nicht so hart mit und zu dir selbst. Ist es ein Widerspruch? Nein. Lieber überlegenswert handeln als zu große Härte mit sich selbst führen. Dies kann zerstörend sein für das Ich. Alkoholgefährdung oder pathologisch alkoholkrank sein hat nichts, auch gar nichts mit dem Stand in der Gesellschaft zu tun. Ich gebe zu, ein Satz des Arztes, der auch forensischer (gerichtlicher) Psychiater war, hat mir sehr geholfen, ins dritte Jahrzehnt der Alkoholabstinenz zu kommen. Er sagte: „Sauf dich doch tot, es ist mir egal, ich werde immer viel zu tun haben“. Nicht hätscheln oderoh du armer Kranker- hilft, sondern auch harte Worte sind angebracht. Die biochemischen Prozesse im Hirn zur Veränderung der Psyche oder des Handelns bei Zufuhr von Alkohol sind kaum beeinflussbar, jedoch die Vermeidung des ersten Schluckes, darauf muss man Einfluss nehmen. Das kann und hat man selbst in der Hand, nicht später weinerlich sich selbst bemitleiden und sagen, dass man verführt wurde. Man findet immer Gründe zum Trinken oder bastelt sich Gründe. Dieses Gründe suchen nimmt leider einen Großteil der Gedanken ein, macht sogar „Spaß“ und man belohnt sich, wenn der Grund sehr schnell gefunden ist. Sehr oft ist es gerade dieses Weinerliche, man sei ein schlechter Mensch, auch alle anderen haben Schuld, setzt sich fest und verhindert oft den Ausweg. Alkoholprobleme sind ein Komplexvorgang. Ich konnte es sehr bewusst bemerken im Zusammensein mit den anderen Betroffenen bei Therapiegesprächen in der Suchtklinik. Vor Sorgen zu trinken, sagen sehr viele, die meisten.
Der österreichische Schriftsteller Robert Musil (1880-1942) nannte sehr bewusst:
„Es hat keinen Sinn, Sorgen im Alkohol
ertränken zu wollen, denn Sorgen sind gute Schwimmer.“
Leider wahr. Wird es aber verinnerlicht auf der Suche nach einem Grund zu trinken? Ja, Alkoholiker sind fast immer auf der Suche nach einem Grund. Es klappt wunderbar, Gründe zu finden. Es hat aber auch andere gute Seiten, dieses Zeigen von Stärke bei sogenannten Verführungen und dieses Überdenken von Gründen. Doch, es gibt Verführungen, aber oftmals oder meistens verführt man sich selbst oder will sogar verführt werden, um eine sogenannte Entschuldigung für sich selbst zu besitzen. Schuld, Entschuldigungen und diese Dinge sind oft primär im Verhalten. Man flüchtet sich in ein Wechselspiel von Traurigkeit, Belohnung und dem wichtigen falsch verstandenen Ich und der Verfestigung des Glaubens,, dass keiner einen versteht. ….Ihr versteht mich nicht … macht sich fälschlicherweise im Hirn breit. Ich erlaube mir hier, kritisch gegenüber der Gesellschaft zu sein. Dieser Widerspruch, dass wir den Trinker auf der Straße nicht mögen und ihn verurteilen. Genüsslich nehmen wir aber im Fernsehen auf, wie sich Schauspieler, oder wer auch immer, also Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, benehmen. Ähnlich wie der auf der Straße. Sprechen wir doch einfach mal mit dem auf der Straße. Wir würden staunen; oftmals ein bemerkenswerter Typ. Entscheidend kommt hinzu, dass wir diese sogenannte Streitkultur verlieren. Streiten, konstruktiver Streit ist sehr wichtig für das Miteinander in der Gesellschaft; auch Familie und Freunde, auch Feinde eingeschlossen. Man verlernt das richtige Streiten, da man meistens Recht haben möchte oder will es als sogenannte Entschuldigung für sich selbst benutzen. Man möchte einfach, dass einem keiner auf die „Schliche“ kommen soll, was man wirklich denkt. Geht es uns nicht oft so, unabhängig vom Thema Alkohol oder so … wenn ihr wüsstet, was ich denke … Diese Sätze prägen sich ein. Sind extrem falsch und beängstigend für einen selbst. Ein Hauptgrund des Trinkens. Jedenfalls, wie ich meine. Dieses Stille in sich. Man kann arbeiten, sogar auch sehr gut. Gedanken, das wahre Ich kommen im stillen Kämmerlein. Eine Idee. Man sieht sehr, sehr viele Menschen mit Tätowierungen. Sehr oft Kunstwerke, auch viel Unsinn ist dabei (Entschuldigung). Wäre es nicht eine Idee, dass jemand, der wenig Selbstvertrauen in sich hat, seinen Namen, für ihn leserlich, eintätowieren lässt und, bei Zweifel an sich selbst, darauf sehen sollte und verinnerlichen..“.Ja, ich bin es“. Ich bin etwas wert.. Klingt das albern?
Wir können doch nicht abstreiten, dass wir oft mit dem Alkohol der Realität entfliehen wollen. Wir bilden es uns ein. Ein Trugschluss, weil wir oft anders sein wollen als wir sind. Diese verdammte fehlende Akzeptanz unseres Ichs. Geben wir den Medien die Schuld? Nein, immer bei uns selbst beginnen. Nur dieser Weg zählt. Hört sich das besserwisserisch an? Ja! Es ist aber so. Man erfährt aber auch Achtung und Verständnis, wenn man sich überwunden hat, zu nennen … “Ja, ich bin Alkoholiker“. Hiermit hilft man auch den anderen Mitmenschen, zu erlernen, damit umzugehen, auch auf gleicher Höhe zu diskutieren. Es ist sehr provokant, was ich jetzt nenne. Wenn jemand keinem zur sogenannten Last fällt, nicht auffällig wird, nicht strafbar, Dinge der Gesellschaft anerkennt und dementsprechend vernünftig handelt, jedoch trinkt. Kann man es verurteilen? Dieser Mensch kennt sich und weiß vielleicht sogar schmerzhaft, dass er, wenn er etwas trinkt, als Mensch trügerisch besser funktioniert. Ohne Alkohol ist er kaum in der Lage, sein Ich zu verwirklichen oder gar wahrzunehmen. Sobald er trinkt, kann er lachen, Gedanken sortieren, fähig sein. Kann man dieses verurteilen, da Alkohol verpönt ist und man es immer nur negativ bei … den Anderen sieht, kaum bei sich selbst? Beachte, es ist keine Hommage (Huldigung) für dieses Phänomen Alkohol. Nur ein Gedanke. Es gibt sie aber. Es ist nur eine Theorie, jedoch hat der Mensch ein Recht auf Zufriedenheit. Kann er, wie erwähnt, unter mäßigem Alkoholeinfluss lachen und hat Freude am Leben, haben wir kein Recht als Nachbar, Arbeitskollege bzw. als Gesellschaft den oder die zu verurteilen. Die Gesellschaft zeigt uns jedoch mit vielen schlechten Beispielen, wie zerstörerisch Alkohol und Drogen sein können unter Vernachlässigung des Einzelnen, dem es hilft. Trauen wir uns, den Rudolf Ditzen (als Hans Fallada bekannt), den Hemingway, den Charles Bukowski und viele andere trinkende Größen zu verurteilen? Nein, den Nachbarn belächeln wir nicht nur, sondern stellen ihn als Negativum menschlichen Verhaltens hin und überspielen oft die eigenen Mängel, da es sich als Argument gut darstellen und verkaufen lässt. Geben wir doch einfach zu, dass der wahre Alkoholismus sehr schwerlich und wahrhaftig zu definieren ist. Nur oberflächlich, da wir zu wenig Kenntnisse über unsere Hirnstränge, Synapsen und Verknüpfungen im Hirn haben. Wie denn auch, wenn wir zaghaft nennen, dass 2 cm hinter der Stirn Billionen von Zellen herumschwirren? Unergründlich, wie auch der wahre Weltraum mit seinen Dimensionen unfassbar ist. Könnten Leute wie Hemingway, Charles Bukowski, James Joyce jemals diese Weltliteratur schaffen ohne Stimuli Alkohol? Wurde Alkohol nicht bestimmender Teil des Alltags für den Lauf der Gedanken im Hirn? Merkwürdiger- weise wissen wir, dass viele Schriftsteller, Komponisten, Denker oder Schauspieler, um nur einige zu nennen, von der gewissen Trunksucht profitieren und wir, wir bewundern sie wegen besonderer Leistungen. Den unmittelbaren Nachbarn, der zwar trinkt, aber Teil der vernünftigen Gesellschaft ist, den verurteilen wir jedoch. Ich denke, wir machen den Fehler, bei kaum auffälligen Trinkern, bei denen wir aber wissen, sie trinken, den Menschen zu verkennen und stellen das Problem Alkohol über das Wesen Mensch. Alkohol hat auch etwas Gutes. Um unser Verborgenes im Hirn herauszuholen. Leider auch viel Negatives. Es ist schon manchmal seltsam, dass man sagt:






