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Alle Themen wurden von mir nach sorgfältiger Recherche und Praxiserfahrung erstellt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird explizit nicht erhoben. Eine individuelle Beratung durch eine Fachkraft für Arbeitssicherheit und/oder den Betriebsarzt kann keinesfalls ersetzt werden. Eine Haftung wird daher ausgeschlossen. Außerdem wurde versucht, alle Themen für die Arbeitssicherheit so darzulegen, dass sie verständlich und weniger medizinisch sind. Dafür sei auf die entsprechende Fachliteratur verwiesen.
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Autors gestattet. Die Verwendung oder Verbreitung durch unautorisierte Dritte in allen gedruckten, audiovisuellen, akustischen oder anderen Medien ist untersagt. Die Textrechte verbleiben beim Autor, dessen Einverständnis zur Veröffentlichung hier vorliegt. Für Satzfehler übernehmen wir keine Haftung.
Nico Biedermann
„Was hat der Pawlowsche Hund mit Arbeitssicherheit zu tun?“
www.arbeits-und-brandschutz.de
Copyright © 2021 Nico Biedermann
Alle Rechte vorbehalten.
INHALT
Inhalt
Impressum
INHALT
Vorwort
Was ist ein STOP – Prinzip?
Was bedeutet Maßnahmenhierarchie?
Was ist ein Arbeitsschutzausschuss (ASA)?
Was sind Schutzziele?
Wie ist der Arbeitsschutz in Deutschland organisiert?
Wie lassen sich die allgemein formulierten Schutzziele erreichen?
Was versteht man unter Vermutungswirkung?
Was passiert, wenn sich die beschriebenen Maßnahmen nicht umsetzen lassen?
Welche innerbetrieblichen Akteure helfen dabei, das Schutzziel zu erreichen?
Welche Aspekte können helfen, die Schutzziele zu erreichen?
Worin liegt der Unterschied zwischen Verhaltensprävention und Verhältnisprävention?
Lässt sich Sicherheit durch Prävention erreichen?
Was bedeutet Verhaltensprävention?
Was ist Verhältnisprävention?
Was ist der Unterschied zwischen Verhaltensprävention und Verhältnisprävention?
Sind Beschäftigte im Ausland versichert?
Ist eine Auslandstätigkeit versichert?
Welche Rolle spielt eine Befristung?
Sind Mitarbeiter im Ausland rund um die Uhr versichert?
Was ist der Unterschied zwischen Einweisung und Unterweisung?
Was ist eine Einweisung?
Was ist der Unterschied zur Unterweisung?
Kann man die Einweisung und die Unterweisung verbinden?
Was bedeutet Fürsorgepflicht der Vorgesetzten?
Was bedeutet unterlassene Hilfeleistung von Vorgesetzten?
Wie sieht es bei Erkältungskrankheiten mit der Fürsorgepflicht aus?
Wann verstößt eine Führungskraft gegen die Fürsorgepflicht?
Wie sieht es mit Beschäftigten im Lebensmittelgewerbe aus?
Ist die Konzentration bei Krankheiten eingeschränkt?
Was ist die Ursache von Präsentismus?
Worin liegt das große Problem für die Erfassung des Krankenstandes?
Was ist die klassische Konditionierung?
Was ist Asbest?
Was macht Asbest so gefährlich?
Was ist schwachgebundener Asbest?
Was ist festgebundener Asbest?
Wer darf mit Asbest arbeiten?
Handelt es sich um Abbrucharbeiten, wenn Asbest im Rahmen von Instandhaltungsarbeiten vollständig entfernt wird?
Handelt es sich um Instandhaltungsarbeiten, wenn Asbest dabei vollständig entfernt wird?
Gibt es einen Unterschied zwischen Fachkunde und Sachkunde?
Was legt die Behörde fest?
Gibt es eine Definition für „fachkundig“?
Wer darf sich sachkundig nennen?
Was ist die richtige Beleuchtung am Arbeitsplatz?
Wieso ist die Beleuchtung zum Sehen und Erkennen wichtig?
Welche Bedeutung hat das Licht für die Psyche?
Wieso müssen die Lichtverhältnisse beurteilt werden?
Was bedeutet Sichtverbindung nach außen?
Gibt es Ausnahmen für die Sichtverbindung nach außen?
Gibt es eine Übergangslösung?
Was bedeuten Blaufilter und Night Shift?
Was bedeutet Farbtemperatur und wozu dient der Blaufilter?
Wieso sind Rot, Grün und Blau eine Temperatur?
Warum ist die Farbtemperatur für uns Menschen wichtig?
Wieso sind Laptop, iPad und Smartphone unsere Schlafkiller?
Helfen Blaufilter gegen Schlafstörungen?
Stört Blau die innere Uhr?
Gibt es einen Unterschied zwischen Schall und Lärm?
Was bedeutet das Minimierungsgebot für den Schallpegel?
Welche Regeln gelten für die Akustik am Arbeitsplatz?
Wie lassen sich Gehörschäden durch Lärm vermeiden?
Was genau bedeutet Sprachverständlichkeit?
Was regelt die ASR A3.7 „Lärm“?
Welche Einflüsse können durch extra-aurale Lärmwirkungen entstehen?
Wodurch wird die Sprachverständlichkeit beeinflusst?
Welche Schallpegel für Hintergrundgeräusche werden empfohlen?
Welche Grenzwerte schreibt die ASR A3.7 „Lärm“ nun zusätzlich vor?
Was versteckt sich nun hinter den Tätigkeitsstufen I bis III?
Welche Wege gibt es in Arbeitsstätten?
Was gibt es über Fluchtwege zu sagen?
Ist ein Fluchtweg immer ein notwendiger Flur?
Was sind Verkehrswege?
Was sind Fluchtwege?
Wann wir ein Flur zu einem notwendigen Flur?
Ist ein notwendiger Flur immer auch ein Fluchtweg?
Wieso gibt es den Fluchtweg immer und überall?
Was heißt eigentlich "gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur"?
Gibt es ein Temperaturmaximum?
Haben Arbeitnehmer das Recht auf eine Klimaanlage?
Was bedeutet das Recht auf eine gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur?
Gibt es auch ohne Recht auf eine Klimaanlage Höchstwerte?
Was ist, wenn die Temperatur durch eine hohe Außentemperatur kommt?
Gibt es ein Recht auf eine Klimaanlage, wenn all das nicht hilft?
Wieso ist eine Klimaanlage kein Allheilmittel?
Lagern oder Bereithalten von Druckgasbehältern?
Wieso ist die strikte Unterscheidung in Lagern und Bereithalten wichtig?
Was ist Bereithalten von Druckgasbehältern?
Worin liegt nun der Unterschied zum „Lagern“?
Wieso gibt es verschiedene Anforderungen?
Welche Besonderheit gilt für Räume unter Erdgleiche?
Muss der Arbeitgeber Sitzmöglichkeiten zur Verfügung stellen?
Wieso ist ein Wechsel von Bewegen und Entspannen wichtig?
Was sagt der Gesetzgeber?
Wieso muss sich der Mensch bewegen?
Wieso ist die Bewegung so wichtig?
Wie hilft die Gefährdungsbeurteilung?
Welche Schutzmaßnahmen können umgesetzt werden?
Was bedeutet FOMO?
Ist FOMO Freude durch Belohnung?
Wieso ist es so schwierig, wichtige und unwichtige Informationen zu filtern?
In wie fern ist Ablenkung während der Arbeit gefährlich?
Welche Rolle spielt das Sozialleben am Arbeitsplatz?
Besteht ein Zusammenhang zwischen FOMO und der ständigen Erreichbarkeit?
Wieso ist ein Gesundheitsmanagement sowohl betrieblich als auch persönlich wichtig?
Sind Arbeitnehmer im Homeoffice gesetzlich unfallversichert?
Nicht versichert auf dem Weg in die Küche?
Ist eine Friseurmeisterin auf dem Weg zur Waschmaschine versichert?
Von der Wohnung zum Büro in den Keller versichert?
Arbeitsunfall auf dem Weg vom Kindergarten ins Homeoffice?
Wieso lassen sich Fehlzeiten nicht für die Beurteilung des Gesundheitszustandes der Belegschaft heranziehen?
Lassen sich arbeitsbedingte Einflüsse vielleicht doch auf den Krankenstand durch Fehlzeitenmanagement ermitteln?
WORIN LIEGT der Unterschied zwischen Absentismus und Präsentismus?
Was ist der Unterschied zwischen einer Dienstaufsichtsbeschwerde und Fachaufsichtsbeschwerde?
Wer darf die Behörde einschalten?
Welche Institutionen gibt es in Deutschland?
Was tun, wenn die Behörde nichts unternimmt?
Was ist eine Dienstaufsichtsbeschwerde?
Was ist eine Fachaufsichtsbeschwerde?
Welche Rolle spielt die Fachkraft für Arbeitssicherheit bei einer Fachaufsichtsbeschwerde?
Schlussbemerkung
ÜBER DEN AUTOR
Vorwort
Ein Pawlowscher Hund am Arbeitsplatz? FOMO als Sicherheitsrisiko und an Steharbeitsplätzen brauchen wir etwas zum Hinsetzen? Schuld soll die Venenpumpe sein? „Night Shift“ am Tablet hilft die optimale Beleuchtung am Arbeitsplatz zu erklären?
Das klingt alles sehr verwirrend, aber die optimale Gestaltung des Arbeitsplatzes ist mit den Alltagsphänomenen erklärbar. Ich habe versucht ein kleines Büchlein zu schreiben, dass sich an Angestellte und Unternehmer richtet. Es soll helfen, interessante Fragen zu den gesetzlichen Vorgaben mit dem Verständnis unserer Anatomie in Verbindung zu bringen. So erfahren Mitarbeiter, was sie tun können, wenn der Chef nicht „spurt“. Der Arbeitgeber erfährt, was er tun muss, damit die Mitarbeiter gern an den Arbeitsplatz kommen. Die Erkenntnisse lassen sich dann am Arbeitsplatz und zu Hause umsetzen. Die Einrichtung des Arbeitsplatzes ist eben kein Hexenwerk!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und verstehen, warum die gesetzlichen Vorgaben so sind wie sie sind…
Herzliche Grüße,
Ihr Nico Biedermann
Was bedeutet Maßnahmenhierarchie?
Was ist ein STOP – Prinzip?
Der Start in dieses Buch soll mit dem Grundprinzip der Arbeitssicherheit beginnen. Dabei eignet sich das Beispiel der Gefahrstoffe.
Nicht immer ist eine belastende Atemschutzmaske notwendig. Nämlich dann nicht, wenn es nichts Gefährliches zum Einatmen gibt. Nach diesem Prinzip funktioniert der gesamte Arbeitsschutz. Doch das ist jetzt sehr abstrakt und soll nun etwas mehr Praxisbezug bekommen.
Bei der Diskussion über Gefährdungen und die zu ergreifenden Maßnahmen taucht immer wieder der Begriff STOP-Prinzip oder TOP-Prinzip auf. Dabei darf der Chef nicht irgendwas machen. Wer mit flüchtigen Substanzen arbeitet, die beim Einatmen schädlich sind, sollte nicht auf gut Glück eine Atemschutzmaske bekommen. Das ist erst dann zulässig, wenn es keine technischen Maßnahmen gibt, die umgesetzt werden können.
Kann der Stoff nicht durch einen weniger gefährlichen ersetzt werden (S für Substitution), dann muss ein Abzug installiert werden (T für Technische Maßnahme). Das STOP-Prinzip ist ein Gebot im Arbeitsschutz, welches besagt, dass die Persönliche Schutzausrüstung /(PSA) immer erst der letzte Schritt ist. Deswegen steht das „P“ bei TOP an letzter Stelle. Strenggenommen sprechen wir aber statt von einem TOP-Prinzip von einem STOP-Prinzip, denn das oberste Gebot lautet, dass erst zu prüfen ist, ob der Stoff, von dem eine Gefahr ausgeht, komplett durch einen weniger gefährlichen ersetzt werden kann. Deswegen steht das „S“ für Substitution. „T“ für Technische Maßnahme wurde bereits geklärt. Nun fehlt noch das „O“ für die organisatorischen Maßnahmen, denn das „P“ haben wir auch schon geklärt. Doch nun sortieren wir das einmal.
Was bedeutet Maßnahmenhierarchie?
Durch das STOP Prinzip wird eine Hierarchie für die umzusetzenden Schutzmaßnahmen vorgegeben, also in welcher Reihenfolge welche Maßnahmen umzusetzen sind.
Beim STOP Prinzip bedeuten die Buchstaben folgendes:
S – Substitution (ersetzen)
T – Technische Schutzmaßnahmen
O – Organisatorische Schutzmaßnahmen
P – Persönliche Schutzmaßnahmen
Demzufolge ist bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen immer zu prüfen, ob ein Ersatz möglich ist. Wenn nicht, stellt sich die Frage:
Gibt es technische Schutzmaßnahmen? Wenn nein:
Lassen sich die Gefährdungen durch organisatorische Maßnahmen verringern?
Erst wenn das auch nicht möglich ist, gilt es die optimale persönliche Schutzausrüstung (PSA) festzulegen. Aber eben auch erst dann! Darauf achtet auch die Behörde, wenn eine Begehung stattfindet.
Beispiele dieser Hierarchie:
Substitution Werden Gefahrstoffe oder Arbeitsmittel durch weniger gefährliche (Stoff, mit dem das gleiche Arbeitsergebnis umgesetzt werden kann, der aber weniger gefährlich ist) ersetzt, wenn es die Möglichkeit gibt?
Technisch Werden technische Schutzmaßnahmen vorrangig eingesetzt? (Gefahrstoffabzug statt Maske)
Organisatorisch Werden die Mitarbeiter regelmäßig qualifiziert oder muss durch zeitliche Regelungen die Aufenthaltsdauer reduziert werden?
Persönlich Ist geeignete PSA vorhanden und wird diese auch benutzt?
Solch ein Ablauf der Überprüfung erfolgt i.d.R. als Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung.
Was ist ein Arbeitsschutzausschuss (ASA)?
In der Regel muss der Arbeitgeber in Betrieben mit mehr als zwanzig Beschäftigten einen Arbeitsschutzausschuss (ASA) bilden. Dieser berät über aktuelle Themen des Arbeitsschutzes und dient auch dem Informationsaustausch.
Die Verpflichtung zur Organisation dieses mindestens vierteljährlich zusammentretenden Kreises ergibt sich aus §11 (ASiG) „Arbeitsschutzausschuß“ und setzt sich auf jeden Fall aus dem folgenden Personenkreis zusammen:
dem Arbeitgeber oder einem von ihm Beauftragten,
zwei vom Betriebsrat bestimmten Betriebsratsmitgliedern,
Betriebsärzten,
Fachkräften für Arbeitssicherheit und
Sicherheitsbeauftragten
Wer sonst noch an einem ASA teilnehmen kann, ergibt sich aus den zu besprechenden Themen, bzw. wenn andere Fachkompetenzen gefragt sind.
Wie ist der Arbeitsschutz in Deutschland organisiert?
Was sind Schutzziele?
Für die Sicherheit im Betrieb definiert die Gesetzgebung den Rahmen und legt sogenannte Schutzziele fest. Bei der Umsetzung dieser abstrakten Vorgaben kommen verschiedene Akteure ins Spiel. Doch welche Player sind wann beteiligt? Welche Rolle spielen die Fachkraft für Arbeitssicherheit und der Betriebsarzt?
Wie ist der Arbeitsschutz in Deutschland organisiert?
Um Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten zu gewährleisten, hat der Gesetzgeber verschiedene Regelwerke geschaffen. Darin sind sogenannte Schutzziele festgelegt, die den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter gewährleisten sollen. So kann bspw. ein Schutzziel sein, dass eine übermäßige Belastung durch Lärm ausgeschlossen wird. Dabei kann sich Lärm auf eine langfristige Schädigung des Gehörs auswirken, Lärm kann aber auch die psychische Gesundheit der Mitarbeiter verschlechtern. Das gleiche gilt für die Beleuchtung. Zu wenig Beleuchtung kann dafür sorgen, dass sicherheitsrelevante Hinweise nicht wahrgenommen werden. Das falsche Beleuchtungsspektrum sorgt dafür, dass das psychische Wohlbefinden verringert wird. Also sind die Schutzziele die übergeordneten Ansprüche, die wir erfüllen müssen.
Es muss ausreichend Licht zur Verfügung stehen, das Spektrum der Beleuchtung muss zum psychischen Wohlbefinden beitragen und die Geräuschkulisse darf das Gehör nicht schädigen. Gleichzeitig muss die eigene Sprache verständlich bleiben, damit es nicht so anstrengend ist, einem Gespräch zu folgen. Das allgemein formulierte Schutzziel besteht also darin, die Belastungen zu reduzieren.
Dabei werden Schutzziele durch gesetzliche Verordnungen, wie z. B. die Arbeitsstättenverordnung und die Betriebssicherheitsverordnung, festgelegt.
Wie lassen sich die allgemein formulierten Schutzziele erreichen?
Nun klingt es doch ziemlich allgemein und abstrakt zu sagen, dass das Gehör nicht geschädigt werden darf und die Beleuchtung ausreichend sein muss. Was genau ist denn darunter zu verstehen?
Um übergeordnete Verordnungen zu konkretisieren, haben Bund und Länder in mehreren Arbeitskreisen weitere Regelwerke erlassen. So gibt es beispielsweise die Arbeitsstättenregeln, die bestimmte Maßnahmen aufzeigen.
Was versteht man unter Vermutungswirkung?
Bei der Umsetzung der dort geforderten Maßnahmen kann man sich auf die Vermutungswirkung berufen.
Vermutungswirkung heißt, dass wir durch die Umsetzung der aufgeführten Maßnahmen davon ausgehen können, dass die übergreifend geforderten Schutzziele erreicht werden. So gibt es in der ASR A3.7 „Lärm“ verschiedene technische Vorgaben und in der ASR A3.4 „Beleuchtung“ ebenfalls.
Was passiert, wenn sich die beschriebenen Maßnahmen nicht umsetzen lassen?
Jedes Mal, wenn sich die geforderten Maßnahmen der Arbeitsstättenregeln nicht umsetzen lassen, hat der Arbeitgeber die Möglichkeit, über eine Gefährdungsbeurteilung nachzuweisen, dass auch alternative Varianten das gleiche Schutzziel erreichen. Es gibt Arbeitsbereiche, in denen es überwiegend dunkel sein muss. Die Arbeitsaufgabe an Mikroskopiearbeitsplätzen kann nicht immer Tageslicht vertragen. Auch bei Ultraschalluntersuchungen ist es meist dunkel. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Ärzte, die solche Untersuchungen durchführen, genau deswegen eine Depression bekommen. Allerdings ist es auch ohne viel Aufwand möglich, Kompensationsmöglichkeiten anzubieten. Diese können u.a. darin bestehen, regelmäßige Pausen an der frischen Luft, im Pausenraum mit Tageslicht oder im Büro anzubieten.
Auch wenn persönliche Schutzausrüstung in der Maßnahmenhierarchie erst am Schluss aller Schutzmaßnahmen getroffen werden dürfen (siehe STOP-Prinzip), so ist es nicht möglich, jede Werkzeugmaschine zu kapseln. Denn das wäre bezogen auf den Lärm eine wirksame, technische Maßnahme. Die meisten Arbeiten erfordern aber auch in der heutigen Zeit noch Handarbeit. Demzufolge ist auch das Tragen von Gehörschutz möglich. Sofern der Gehörschutz geeignet ist, ist das Schutzziel erreicht. Eine Gehörschädigung wird verhindert.
Welche innerbetrieblichen Akteure helfen dabei, das Schutzziel zu erreichen?
Damit der Arbeitgeber nicht alleine überlegen muss, welche Maßnahmen zu treffen sind, gibt es verschiedene Akteure im Arbeits- und Gesundheitsschutz, die ihn dabei unterstützen. So ist die Fachkraft für Arbeitssicherheit ein wesentlicher Ansprechpartner, der dabei hilft, die geltenden Vorgaben zu ermitteln, zu bewerten und die Umsetzung im Betrieb zu implementieren. Nicht jede Vorschrift lässt sich 1 zu 1 umsetzen, dafür sind die Betriebe viel zu verschieden. Es ist auch nicht immer notwendig.
Die Fachkraft für Arbeitssicherheit berät und unterstützt den Arbeitgeber dabei, ein gewisses Gefährdungspotenzial abzuwägen und Alternativen vorzuschlagen. Wenn es speziell darum geht, die gesundheitlichen Auswirkungen bestimmter Arbeitsbedingungen zu bewerten, ist auch der Betriebsarzt ein wichtiger Ansprechpartner. Dieser ist noch eher in der Lage, die medizinischen Auswirkungen einzuschätzen. Das kann Bereiche der Ergonomie betreffen, aber auch Hautbelastungen und Feuchtarbeit. Wichtig ist, dass sowohl die Fachkraft für Arbeitssicherheit als auch der Betriebsarzt Hinweise an die Führungskräfte oder den Unternehmer geben, wenn Defizite bestehen oder sicherheitsrelevante Mängel aufgezeigt werden müssen. Um das zu tun, weisen beide Akteure immer wieder auf zentrale Elemente des Arbeitsschutzes hin. Das kann die Bestellung von Sicherheitsbeauftragten sein, die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und die regelmäßig durchzuführenden Unterweisungen. Gerade die Gefährdungsbeurteilung ist ein zentrales Element des Arbeitsschutzes, in dem alle relevanten Gefährdungen gesammelt und bewertet werden müssen, damit entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden können. Diese Schutzmaßnahmen haben das Ziel, das Gefährdungspotenzial zu senken und eine sichere Arbeitsumgebung zu schaffen.
Welche Aspekte können helfen, die Schutzziele zu erreichen?
Schutzziele lassen sich durch verschiedene Maßnahmen umsetzen. Dabei kann es sich um technisch einfach zu realisierende Maßnahmen handeln. So kann die Beschaffung eines ergonomisch sinnvollen Tisches in Betracht kommen, eine Änderung des Beleuchtungskonzeptes oder die Beschaffung von Gehörschutz.
Oftmals zielen die Schutzziele auch auf die organisatorische Ebene ab. Müssen Unterweisungen vielleicht öfter durchgeführt werden? Fehlen Unterweisungsthemen? Gibt es genügend Sicherheitsbeauftragte? Wird das Arbeitszeitgesetz eingehalten?
Das Spektrum an Maßnahmen ist schlichtweg unbeschränkt, denn viele Wege führen nach Rom. Der einfachste Weg ist immer ein Blick in das untergesetzliche Regelwerk, wie die Arbeitsstättenregeln (ASR) die Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS) oder auch die Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS). Aber auch arbeitsmedizinische Erkenntnisse zählen zum Stand der Technik und müssen primär in die Betrachtung einbezogen werden.
Bei all dem Paragraphen-Dschungel berät die Sicherheitsfachkraft und gibt wertvolle Hinweise, um die Schutzziele zu erreichen und dabei die Vorgaben mit den betrieblichen Belangen in Einklang zu bringen.
Lässt sich Sicherheit durch Prävention erreichen?
Worin liegt der Unterschied zwischen Verhaltensprävention und Verhältnisprävention?
Im Betrieblichen Gesundheitsmanagement und im Bereich der Arbeitssicherheit tritt ein Begriff immer wieder in den Vordergrund: Prävention! Doch auch dieser Begriff teilt sich in zwei Bereiche auf, so dass sich die Frage stellt: Was ist der Unterschied zwischen Verhaltensprävention und Verhältnisprävention?
Lässt sich Sicherheit durch Prävention erreichen?
Arbeitsunfälle können vermieden werden, wenn der Arbeitsplatz sicher ist. Sicher heißt in dem Zusammenhang, dass das Risiko für einen Arbeitsunfall sehr gering ist. Um Arbeitsunfälle zu verhindern, muss die Arbeitsumgebung frei von Gefährdungen sein. Aber auch die Aufgabe selbst muss sicher durchführbar sein. Das setzt natürlich die Abwesenheit von Gefährdungen in der Umgebung voraus. Das Vorbeugen ist Prävention!
Was bedeutet Verhaltensprävention?
Aber auch die Mitarbeiter selbst müssen sich so verhalten, dass sie ihre eigene Gesundheit nicht in Gefahr bringen. So setzt die Verhaltensprävention am Bewusstsein der Beschäftigten an. Sie sollen lernen so zu handeln, dass die geforderte Arbeitsaufgabe sicher gestaltet werden kann. Dazu gehört die Kenntnis darüber, welche Schutzmaßnahmen wirkungsvoll sind und umgesetzt werden müssen. Welche Schutzeinrichtungen gibt es? Welche persönliche Schutzausrüstung muss ich tragen? Natürlich ist der Konsum von Suchtmitteln untersagt, wenn gefährliche Maschinen bedient werden müssen. Es dürfen keinerlei Stoffe konsumiert werden, die das Reaktionsvermögen soweit herabsetzen, dass einer Gefährdung nicht schnell genug begegnet werden kann. Auch das Risiko selbst wird unter dem Einfluss bewusstseinsveränderter Substanzen geringer eingeschätzt. Das leuchtet jedem ein. Wenn durch die Aufgabe andere Beschäftigte gefährdet werden, so ist der Bereich weitgehend zu sichern. Auch diese Maßnahmen liegen oft im Einflussbereich der Mitarbeiter.