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Vor Jahren hielt ich im Rahmen eines beruflichen Ausbildungsprogramms des Center for Mind-Body Medicine einen Vortrag vor lauter Fachleuten aus dem Gesundheitsbereich. Ich ging auch darauf ein, wie wichtig es ist, Nahrung als Medizin einzusetzen, und dass so einfache Dinge wie die Atmung und Entspannung zur Heilung einer Krankheit beitragen können. Verblüfft musste ich feststellen, dass diese wichtigen Prinzipien, die das Leben verändern können, für die meisten der 200 Menschen im Publikum neu waren. Und dabei waren sie Fachleute im Gesundheitsbereich! Ich konnte es nicht glauben. Wie sollten diese Ärzte in der Lage sein, ihren Patienten solche Dinge zu vermitteln, wenn sie sie selbst nicht verstanden und praktizierten? Damals erkannte ich, dass es an der Zeit war, mich in einem größeren Rahmen zu Wort zu melden als nur bei meinen Patienten und bei meinen Vorträgen.
Wie die funktionelle Medizin Ihnen helfen kann
Nach mehreren Jahren der Planung (und noch vielen weiteren, die ich damit verbrachte, von solch einer Möglichkeit zu träumen), eröffnete ich 2010 das Blum-Gesundheitszentrum in Rye Brook, New York, dessen Schwerpunkt eine umfassende Integration von funktioneller, Mind-Body- und Präventivmedizin ist. Zum Zentrum gehört auch eine Kochschule, in der Patienten und Klienten lernen können, sich gesund zu ernähren, sowie ein Zentrum für Körper, Geist und Seele, in dem eine breite Palette von Entspannungstechniken gelehrt wird – nicht nur, um chronischen Krankheiten vorzubeugen, sondern auch, um sie zum Stillstand zu bringen. In Kombination mit der Behandlung nach den Prinzipien der funktionellen Medizin, die ich als Ärztin anbiete, führt dies bei meinen Patienten zu außergewöhnlichen Ergebnissen, die ihr Leben verändern.
Ich bin nicht die Einzige, der gesagt wurde, man brauche einfach nur ein paar Tabletten einzuwerfen und wie bisher weiterzumachen. Und ich bin sicher nicht die Einzige, die dachte, dass es einen besseren Weg geben müsse. In meiner Praxis im Blum-Zentrum erzählen mir Patienten oft, was ihre schulmedizinischen Ärzte nach der Diagnose einer Autoimmunerkrankung zu ihnen gesagt haben: „Gewöhnen Sie sich an die Schmerzmittel. Sie werden sie für den Rest Ihres Lebens brauchen.“ Oder: „Wir wissen nicht, warum Menschen diese Krankheiten bekommen.“ Und: „Man kann Ihr Immunsystem nicht behandeln.“ Das sind nur ein paar Beispiele, doch der sich wiederholende Tenor zeugt von Hoffnungslosigkeit. Dahinter steckt der Gedanke, dass man seine Diagnose einfach akzeptieren sollte, ebenso wie den lebenslangen Kampf mit den Schmerzmitteln, den Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken und den Nebenwirkungen, die beide haben (von denen einige verheerend und nachhaltig sein können). Ich habe mich schlicht geweigert zu akzeptieren, dass ich nichts für mich und die anderen 23,5 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner, die mit einer Autoimmunerkrankung leben, tun konnte. Da diese Erkrankungen auf dem Vormarsch sind, weiß ich, dass sehr, sehr viele Betroffene es nie in meine Praxis schaffen werden. Also schrieb ich dieses Buch, damit ich meine Therapie – eine wirksame und gesunde Methode – einem breiteren Publikum anbieten konnte.
Viele Schulmediziner meinen, dass Sie sich mit der Krankheit abfinden müssen – was dazu führen wird, dass Sie sich völlig machtlos fühlen. Mehr noch, eine solche Haltung verschlimmert die Krankheit sogar, denn sie untergräbt den natürlichen Selbstheilungsprozess des Körpers. Die Verbindung zwischen Körper und Geist ist Realität und ein machtvolles Instrument. Viele Studien zeigen es: Je ausgeprägter das Gefühl ist, eine Situation im Griff zu haben, desto höher sind die Heilungsraten. Menschen kommen besser zurecht, sie fühlen sich besser und sie leben besser mit ihrer gesundheitlichen Situation, wenn sie das Gefühl haben, dass sie etwas für sich tun können. Und das können Sie! Das ist eines der Grundprinzipien der funktionellen Medizin und als Expertin auf diesem Gebiet ist es meine Aufgabe, Ihnen zu zeigen, wie viel Kontrolle Sie über Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlergehen haben können.
Wer oder was genau ist ein Experte für funktionelle Medizin? Zuerst einmal möchte ich Ihnen sagen, wer keiner ist. Die meisten Schulmediziner nehmen Ihre Symptome zur Kenntnis und versuchen eine Diagnose zu stellen, unter der sie diese Symptome zusammenfassen können. Davon wird in der Regel Ihre Behandlung bestimmt. Wenn Sie und ein Freund oder eine Freundin dieselben Symptome haben, wird oft dieselbe Diagnose gestellt und Sie bekommen dieselbe Behandlung. Das funktioniert bei Verletzungen, bei einem gebrochenen Bein oder einer Blinddarmentzündung, also bei gesundheitlichen Problemen, bei denen zum Beispiel eine Operation die Dinge in Ordnung bringen kann. Leider funktioniert dieser Ansatz nicht, wenn man versucht, komplexe, chronische Krankheiten wie Autoimmunerkrankungen zu behandeln oder abzuwenden.
Ein Experte für funktionelle Medizin ist wie ein Medizindetektiv, der alle Hinweise aus Ihrer Vergangenheit (wo Sie aufgewachsen sind, Ihre familiäre Situation, traumatische Ereignisse, Ihre Krankengeschichte usw.) und aus der Gegenwart (potenzielle Toxinbelastung in Ihrer Umgebung, soziale Kontakte, Stresspegel, Beziehungen, Ernährung, Trainingsprogramm, Schlafgewohnheiten, Symptome usw.) zusammenträgt. Aufgrund dieser Informationen versucht ein Experte für funktionelle Medizin herauszufinden, in welcher Weise und warum Ihr Körper nicht richtig funktioniert. Diese Art von detektivischer Arbeit biete ich allen meinen Patienten im Blum-Gesundheitszentrum, und mit ihr habe ich mich auch von meiner schweren Autoimmunerkrankung befreit. Genau das biete ich Ihnen jetzt mit den interaktiven Elementen an, die sich durch das ganze Buch ziehen.
Dr. med. Sidney Baker, ein renommierter Spezialist für Präventionsmedizin, der oft als der Vater der funktionellen Medizin bezeichnet wird, hat einmal gesagt: „Wenn man auf einem Reißnagel sitzt, geht es nicht darum, die Schmerzen zu behandeln, sondern darum, den Reißnagel zu finden und zu entfernen.“ Mein Buch hilft Ihnen dabei, die „Reißnägel“ zu finden, die dafür verantwortlich sind, dass Ihr Immunsystem nicht richtig funktioniert, und sie Stück für Stück zu entfernen. Es führt Sie durch die vier entscheidenden Schritte, die all das aus Ihrem Körper verbannen, was schlecht für das Immunsystem ist, und dann sicherstellen, dass er genau das hat, was er braucht, um richtig zu funktionieren.
Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln
Ich habe dieses Buch geschrieben, um Ihnen eine wichtige Botschaft der Hoffnung und Heilung zu bringen. Es schockiert mich, dass es bisher noch kein Buch gibt, das dem Normalsterblichen erklärt, wie das Immunsystem funktioniert und wie man es in Ordnung bringt. Und genau das werde ich auf den folgenden Seiten ausführlich tun. Ich werde erklären, wie ich Hunderten von Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes, rheumatoider Arthritis, Sjögren-Syndrom, Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow geholfen habe, ihre Symptome zum Stillstand zu bringen und ihren Antikörperspiegel im Blut zu senken.
Antikörper werden normalerweise von Immunzellen gebildet, um Eindringlinge anzugreifen und zu zerstören, doch bei Autoimmunerkrankungen richten sich diese Antikörper gegen Ihr eigenes Gewebe. Viele dieser Leiden sind chronisch, quälend und potenziell lebensbedrohend. Faktisch gehören Autoimmunerkrankungen zu den zehn häufigsten Todesursachen bei Mädchen und Frauen bis zu einem Alter von 64 Jahren.
„Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln“ wird Ihnen helfen herauszufinden, was Sie fühlen, warum Sie bestimmte Symptome haben und wie Sie die Ursachen dieser Symptome behandeln können, damit Ihre Autoimmunerkrankung zum Stillstand kommen kann. Wie kann sich ein Buch mit Ihrer Autoimmunerkrankung befassen, egal welche es ist? Das liegt daran, dass den meisten dieser Leiden ähnliche Dysbalancen zugrunde liegen. Mithilfe der interaktiven Elemente wie Checklisten, Fragebögen und Selbstbeurteilungen werden Sie in der Lage sein, mit diesem Buch so zu arbeiten, wie meine Patienten es bei mir in der Praxis tun. Natürlich können Sie Ihre Blut- oder Stuhluntersuchungen nicht selbst durchführen, doch wenn Sie die vier Schritte anwenden, werden Sie lernen, wie mit Ihrer Autoimmunerkrankung umzugehen ist. Diese vier Schritte sind:
– Schritt 1: Nahrung als Medizin
– Schritt 2: Verstehen, welchen Stellenwert Stress hat
– Schritt 3: Den Darm in Ordnung bringen
– Schritt 4: Die Leber unterstützen
Ich schlage vor, dass Sie sich die vier Schritte der Reihe nach vornehmen, so werden Sie am meisten davon profitieren. Jeder einzelne ist jedoch auch für sich allein wirksam, sodass Sie sich jeweils ein Gebiet vornehmen können, wenn Ihnen das lieber ist. Den vier Schritten entsprechend besteht das Buch aus vier Teilen mit jeweils drei Kapiteln:
– Das erste Kapitel eines jeden Teils bietet eine verständliche Darstellung, wie das Immunsystem durch das jeweilige Thema beeinträchtigt wird – zum Beispiel, wie es auf Stress reagiert oder wie die Gesundheit des Verdauungssystems das Immunsystem beeinflusst.
– Das zweite Kapitel ist der Praxisteil mit Selbstbewertungen. Anhand der Ergebnisse finden Sie hier Ihre individuelle Vorgehensweise. Dieses Kapitel liefert alle Informationen, die Sie brauchen, um meine Methode umzusetzen, mit spezifischen Anweisungen, wie diese „Werkzeuge“ in den Alltag integriert und dauerhafte Veränderungen des Lebensstils möglich gemacht werden können.
– Das dritte Kapitel bietet Rezepte, die Ihnen zeigen, wie Sie Ihre Nahrung als Teil Ihres individuellen Plans einsetzen können. Jedes Rezept enthält Nahrungsmittel, die spezifisch auf jeden der vier Schritte ausgerichtet sind.
Im Laufe dieser vier Schritte erkläre ich Ihnen, warum jeder einzelne wichtig ist, und zeige Ihnen, wie schnell es gehen kann, dass Sie sich besser zu fühlen beginnen. Wenn Sie sich an diese vier Schritte halten, beginnt sich Ihr Immunsystem umgehend zu erholen. Die vier Schritte bilden die Basis des Behandlungsplans, den ich für jeden meiner Patienten aufstelle, und sie sind die einfachste und wirksamste „Medizin“.
Neben vielen anderen gibt „Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln“ Antwort auf folgende Fragen:
– Wie die fünf häufigsten Faktoren Sie krank machen (Antazida, Schmerzmittel, Antibiotika, Alkohol und tierische Nahrungsmittel).
– Warum Ihr Körper die meisten der üblichen Nahrungsmittel einer westlichen Standardernährung fälschlicherweise für Eindringlinge hält und warum das Ihr Immunsystem dazu verleitet, den eigenen Körper anzugreifen.
– Wie häufige Viren wie das Epstein-Barr-Virus, das Pfeiffersches Drüsenfieber verursacht, eine permanente Immunreaktion hervorrufen können, sodass Sie das Gefühl chronischer Schwellungen haben und sich steif, aufgedunsen und müde fühlen.
– Wie es kommt, dass schulmedizinische Behandlungen, die die Immunreaktion blockieren, zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, Gewichtszunahme, Muskelschmerzen, Bluthochdruck und Depressionen führen.
– Wie der Ansatz der funktionellen Medizin mit konventionellen Behandlungsmethoden kombiniert werden kann, um große Vorzüge bei sehr geringem Risiko zu bieten.
– Wie von jedem Virus, das Sie jemals hatten – zum Beispiel Fieberbläschen (Herpes), Windpocken, Herpes Zoster (Gürtelrose), Hepatitis, Epstein-Barr und viele andere – Restpartikel in Ihrem Körper zurückbleiben, die sich zu einer Autoimmunerkrankung entwickeln können, und wie man gewährleisten kann, dass es dazu in Ihrem Körper nicht kommt.
– Warum 70 Prozent des Immunsystems in Ihrem Darm beheimatet sind und warum ein Gleichgewicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Bakterien in Ihrem Verdauungstrakt zu einer optimalen Funktion des Immunsystems führen kann.
– Wie die richtige Menge an Bakterien in Ihrem Darm dazu führt, dass die Häufigkeit von Allergien und Autoimmunerkrankungen verringert wird.
Hilfe für uns alle
Was ich noch anmerken möchte ist, dass dieses Buch, obwohl es die Autoimmunerkrankungen in den Vordergrund stellt, für jedermann eine Hilfe darstellt, der sich ein gesünderes, ausgeglicheneres Immunsystem wünscht. Die hier dargestellten Schritte haben meinen Asthma- und Allergiepatienten geholfen sowie Menschen, die das Gefühl haben, sich jede Erkältung einzufangen, mit der sie in Berührung kommen.
Heutzutage leiden mehr Menschen als jemals zuvor an Autoimmunerkrankungen, und diese geradezu epidemische Verbreitung ist zum Teil einer Umwelt geschuldet, die uns mit giftbelasteter Nahrung, Stress, chemischen Substanzen und Schwermetallen bombardiert. Und obwohl wir nicht unter einer Glasglocke leben können, können wir unsere Gesundheit schützen, indem wir bewusster werden und Veränderungen daran vornehmen, was Eingang in unser Heim, unsere Familie und unseren Körper findet. Jeder Einzelne von uns hat sowohl die Wahl als auch die Verantwortung, für sich zu sorgen.
Am wichtigsten ist es zu wissen, dass wir es sind, die bestimmen, was mit uns geschieht. Ja, die Diagnose Autoimmunerkrankung ist etwas, das man ernst nehmen muss. Aber sie bedeutet nicht „lebenslänglich“ und sollte auch nicht so behandelt werden. Sie brauchen nicht für den Rest Ihres Lebens Schmerzen zu haben oder kräftezehrende Medikamente zu nehmen. Sie können dafür sorgen, dass Ihr Immunsystem wieder gesund wird. Ich weiß das nicht nur, weil ich das bei vielen meiner Patienten gesehen, sondern auch, weil ich es selbst erlebt habe.
„Autoimmunerkrankungen erfolgreich behandeln“ gibt Ihnen das Rüstzeug an die Hand, um einer Autoimmunerkrankung in erster Linie vorzubeugen, aber auch, um sie sogar rückgängig zu machen. Mein Ziel ist es, dass Sie beim Lesen dieses Buches erkennen: Autoimmunerkrankungen sind kein Schicksal und es gibt nachhaltige Lösungen jenseits einer lebenslangen Medikamenteneinnahme. Es gibt Hoffnung, und zwar derart, dass Sie – Sie selbst – für Ihre eigene Gesundung sorgen können. Und Sie sind dabei nicht allein. Ich bin hier und leite Sie auf diesem Weg an – also, worauf warten Sie noch?!
Laut der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde hat die „Grundlagenforschung der letzten zehn Jahre die Erforschung der Autoimmunität zu einem der vielversprechendsten neuen Gebiete für Entdeckungen“ gemacht.
Bevor Sie beginnen
Mir ist klar, dass dieses Buch eine ganze Menge fachlicher Informationen enthält, die überfordernd wirken können. Auch die Behandlungspläne verlangen viele Veränderungen von Ihnen, bezüglich Ihrer Ernährung und Ihres Lebens allgemein. Da kann schon mal das Gefühl aufkommen, dass Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Holen Sie beim Lesen immer mal wieder tief Luft und schauen Sie zwischen den Bäumen hindurch – ich möchte nämlich, dass Sie den Wald sehen. Ich möchte, dass Sie wissen, dass es Alternativen ohne Medikamente gibt – Alternativen, die dazu beitragen können, dass Ihr Immunsystem wieder gesund wird. Und während Sie sich tatsächlich auf die „Bäume“ konzentrieren müssen – also auf die Einzelheiten eines jeden der vier Schritte in diesem Buch – verlieren Sie bitte nicht den Blick auf das Gesamtbild dessen, was wir zu erreichen versuchen: Ihren Körper von Grund auf gesund zu machen.
Ich verfolge mit diesem Buch drei Ziele. Erstens sollen Sie wissen, dass dieser Behandlungsansatz, der Ihr Immunsystem wieder ins Gleichgewicht bringt, von einer Fülle an wissenschaftlicher Literatur gestützt wird. Möglicherweise treffen Sie auf Ärzte, die mit der funktionellen Medizin und einigen der in diesem Buch angeführten Studien nicht vertraut sind. Doch bloß, weil Ihr Arzt diese Informationen nicht hat, heißt das nicht, dass sie falsch sind. Ich möchte Sie mit diesem Buch in die Lage versetzen, Ihre Gesundheit in die eigenen Hände zu nehmen. Ich möchte auch, dass Sie sich trauen, diese Informationen mit anderen zu teilen.
Zweitens möchte ich, dass Sie sich behandelt fühlen, als wären Sie ein Patient in meiner Praxis. Es gibt Millionen von Menschen wie Sie und natürlich können nicht alle zu mir in meine Praxis kommen. Daher habe ich ein Arbeitsbuch entwickelt. Es ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, sodass Sie es weglegen und später wieder aufnehmen können, um ganz in Ihrem eigenen Tempo damit zu arbeiten. Es gibt eine Menge zu tun, aber Sie brauchen das nicht alles in einer Woche oder einem Monat zu machen. Überfordern Sie sich nicht. Sie schaffen das. Und vergessen Sie nicht: Hilfe ist immer nahe. Sie können sich zum Beispiel um einen Arzt kümmern, der in funktioneller Medizin ausgebildet ist und Sie unterstützt, wenn das alles zu viel für Sie ist. Sie können – wenn Sie gut Englisch sprechen – aber auch Hilfe auf unserer Webseite bekommen. (Näheres finden Sie im Anhang.)
Drittens möchte ich Ihnen eine Botschaft der Hoffnung schicken. Es erfüllt mein Herz mit Freude Ihnen sagen zu können, dass Sie nicht kapitulieren und sich in ein Leben des chronischen Leidens und ständiger Medikamenteneinnahme ergeben müssen. Ich wünsche Ihnen allen aufrichtig, dass Sie sich auf einen Weg der Genesung begeben, wenn Sie alle die Veränderungen vornehmen, die – wie ich weiß – dazu beitragen werden, dass es Ihnen besser geht.
KAPITEL 1
Grundlagen
Ein gesundes Immunsystem
Zu Ihrem Immunsystem gehören verschiedene Gruppen von Zellen, die Sie vor Infektionen und Krankheiten schützen. Daher wird es oft als „Zellarmee“ bezeichnet. Jeden Tag tritt es in Aktion, wenn Sie Krankheitserregern wie Viren, Bakterien, Schimmelpilzen, Parasiten und Fremdproteinen in Nahrungsmitteln ausgesetzt sind. Dazu greift es auf viele verschiedene Arten von „Soldaten“ zurück, doch um eine Autoimmunerkrankung verstehen zu können, konzentrieren wir uns auf ein ganz bestimmtes „Bataillon“, die Lymphozyten. Sie gehören zu den Leukozyten (weißen Blutkörperchen), die verantwortlich dafür sind, Sie vor Erregern und damit zum Beispiel vor Infektionen zu schützen. Erledigen sie ihre Arbeit jedoch nicht richtig, sind die Lymphozyten diejenigen Zellen, die Autoimmunerkrankungen verursachen.
Es gibt zwei Arten von Lymphozyten. Da sind zum einen die T-Killerzellen, die alles direkt angreifen, was sie nicht kennen und als Eindringling wahrnehmen. Ich stelle mir diesen direkten Angriff wie einen Kampf von „Zellen gegen Zellen“ vor. Dann gibt es die B-Zellen. Sie bilden Antikörper, die auf alles zugreifen, das Ihr Immunsystem für fremd und gefährlich hält. Sobald sie den fremden Eindringling erwischt haben, leitet das Immunsystem eine größere Reaktion ein, die eine Entzündung verursacht. Hierbei werden neue Substanzen freigesetzt, die den Erreger angreifen, um ihn zu vernichten und aus dem Körper zu entfernen. Sie können sich die Antikörper als Kugeln vorstellen, die von den B-Zellen abgeschossen werden, um den Eindringling unschädlich zu machen. Beide Arten von „Soldaten“ des Immunsystems – die Antikörper produzierenden B-Zellen und die T-Killerzellen – setzen einen Prozess in Gang, der eine Entzündung im Körper zur Folge hat.
Obwohl dieser Prozess unterschiedlich beginnen kann, ist das Resultat, das Sie zu spüren bekommen, im Wesentlichen dasselbe. Ein kompetentes und gesundes Immunsystems zeigt sich vor allem dadurch, dass die T-Killerzellen und die Antikörper produzierenden B-Zellen im Gleichgewicht sind und es daher zu einer ausgeglichenen Immunreaktion kommt. Manchmal spüren Sie, dass etwas vor sich geht, wenn Ihr Immunsystem in Aktion tritt, und manchmal bemerken Sie es gar nicht, je nach Art des Erregers. Beispiele solcher Eindringlinge sind Bakterien und Viren. Bekommen Sie eine Nebenhöhlen- oder Ohrenentzündung, die bakteriell bedingt ist, dann merken Sie vielleicht an der verstopften Nase, den Ohrenschmerzen oder den Schmerzen im Bereich der Nebenhöhlen, dass Ihr Immunsystem arbeitet. Bei einem viral bedingten grippalen Infekt könnten Sie hohes Fieber haben. Diese Symptome kommen daher, dass Ihr Immunsystem versucht, die Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Es ist möglich, dass Sie stark reagieren und die Entzündung in den Muskeln spüren oder in den Gelenken wie bei einer Arthritis. All das sind Zeichen dafür, dass Ihr Immunsystem arbeitet, um die Infektion abzuwehren. Ist es stark, sollte dieser „Kampf“ nach einer oder höchstens zwei Wochen beendet sein. Ist die Sache erledigt, entspannt es sich wieder, kehrt zu seinem Status des Beobachtens und Wartens auf den nächsten Angreifer zurück, und die Entzündung klingt ab. Bei jemandem mit einem intakten Immunsystem ist das ein guter, normaler Prozess; wir brauchen dieser T-Killerzellen und die Antikörper, damit wir gesund bleiben.
Es gibt noch weitere Zellen, die wie die T-Killerzellen zu den T-Zellen gehören: Die T-Helferzellen und die regulatorischen T-Zellen leiten die Immunreaktion ein und beenden sie wieder – sie instruieren somit die T-Killerzellen und die B-Zellen für ihre Arbeit. Damit das Immunsystem nach der Erledigung der Aufgabe wieder richtig heruntergefahren werden kann, müssen die verschiedenen Arten der T-Zellen im Gleichgewicht sein. Auch dieses Gleichgewicht kennzeichnet ein gesundes Immunsystem.
Obwohl Ihr Immunsystem wachsam sein muss, um Sie vor Infektionen und Giftstoffen zu schützen, muss es ebenso sorgfältig darauf achten, die eigenen Gewebe nicht zu verletzen, indem es die körpereigenen Zellen irrtümlich für Eindringlinge hält. Im frühesten Stadium ihrer Entwicklung müssen die Immunzellen daher lernen, zwischen „körpereigen“, also einem natürlichen Bestandteil des Körpers, und „körperfremd“, einer nicht zum eigenen Körper gehörenden Substanz, zu unterscheiden. Diese Unterscheidungsfähigkeit bezeichnet man als Toleranz. Die Fähigkeit, nur Eindringliche anzugreifen und nicht die körpereigenen Strukturen, ist das dritte Kennzeichen eines gesunden Immunsystems.
Ein gesundes Immunsystem ist durch drei Dinge definiert:
1. Das Gleichgewicht zwischen T-Killerzellen und Antikörper produzierenden B-Zellen.
2. Das Gleichgewicht zwischen T-Helferzellen und regulatorischen T-Zellen, die das Immunsystem an- und abschalten.
3. Die Fähigkeit, zwischen Eindringlingen (wie Viren und Bakterien) und körpereigenen Strukturen (wie Zellen und Geweben) zu unterscheiden.
Wenn das Immunsystem aus den Fugen gerät
Ein Autoimmunproblem entsteht dann, wenn das Immunsystem in allen drei Bereichen scheitert. Dann beginnt der Körper, viel zu viele T-Killerzellen oder zu viele Antikörper zu bilden (das variiert je nach Autoimmunerkrankung und wird später eingehend besprochen) und kann dann nicht mehr abschalten, sodass die Immunreaktion nicht aufhört. Diese ersten beiden Probleme können auch bei Asthmatikern und Allergikern beobachtet werden, denn ihr Immunsystem zeigt eine Überreaktion auf Substanzen, die als Allergene bezeichnet werden: Symptome wie Giemen (Atemgeräusch, z. B. bei Asthma) und Schniefen sowie selbst das lebensbedrohliche Anschwellen der Zunge und die Enge im Hals werden durch die Immunreaktion, nicht durch das Allergen selbst verursacht. Doch was für diejenigen unter Ihnen, die von einer Autoimmunerkrankung betroffen sind, am wichtigsten ist: Die Immunzellen greifen Ihr eigenes Körpergewebe an, obwohl sie nur Eindringlinge von außen bekämpfen sollten. Nehmen Sie alle drei Probleme zusammen – und das Ergebnis ist eine Entzündung sowie eine Schädigung Ihrer Zellen und Organe.
Was versteht man unter Autoimmunerkrankungen?
Als „autoimmun“ bezeichnet man nicht eine (einzige) spezifische Krankheit, sondern eine ganze Gruppe von mindestens 100 Erkrankungen. Das mag verwirrend sein, zumal in Bezeichnungen wie Hashimoto-Thyreoiditis, rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, Sjögren-Syndrom, Zöliakie und Multiple Sklerose, um nur einige zu nennen, das Wort „autoimmun“ gar nicht vorkommt. Das ist hier anders als bei den verschiedenen Krebserkrankungen, deren Namen sich immer zusammensetzt aus dem Wort „Krebs“ und dem Gebiet, in dem die malignen Tumoren zu finden sind (z. B. Brustkrebs oder Darmkrebs). Ohne das Wort „autoimmun“ im Namen hören sich die verschiedenen Autoimmunerkrankungen an, als wären sie ganz unterschiedliche Krankheiten. Das jedoch könnte gar nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein.