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Doch das größte Problem dieser Medikamente ist, dass sie nur die Symptome Ihrer Autoimmunerkrankung, nicht aber ihre Ursache behandeln. Die moderne Medizin bietet keine Erklärung dafür, warum Ihr Immunsystem nicht ordnungsgemäß arbeitet, und wenn Sie das nicht herausfinden, dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich mit den Symptomen zu arrangieren, anstatt die Krankheit vollständig auszuheilen.
Hat ein Schulmediziner den Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung, veranlasst er als Erstes einen Test auf antinukleäre, das heißt, gegen den Zellkern gerichtete Antikörper (ANA). Mit diesem Test wird nicht nach einer bestimmten Autoimmunerkrankung gesucht, er ist vielmehr ein allgemeiner Suchtest auf systemische Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes. Ihr Arzt könnte natürlich auch Tests auf verschiedene organspezifische Krankheiten wie Hashimoto oder Morbus Basedow machen lassen. Wie schon erwähnt, zielen die Antikörper in einem gesunden Immunsystem auf fremde Eindringlinge ab, die Infektionen und Krankheiten verursachen können, und greifen sie an. Entwickelt sich ein autoimmuner Zustand, richten sich die Antikörper gegen das eigene Gewebe und oft zeigen sich in den Labortests die antinukleären Antikörper als Erste. Ist der ANA-Test positiv, folgen spezifische Tests auf Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom, Sklerodermie, Mischkollagenose, Polymyositis (systemische entzündliche Erkrankung der Skelettmuskeln) oder Dermatomyositis (idiopathische Muskelerkrankung bzw. -entzündung mit Hautbeteiligung, idiopathisch bedeutet, dass keine klare Ursache erkennbar ist; Anm. d. Übers.). Fallen alle diese Tests negativ aus und lediglich Ihr ANA-Test ist positiv, wird die Diagnose Autoimmunerkrankung nicht gestellt. Zumindest noch nicht. Der schulmedizinische Ansatz ist hier, zu beobachten und zu warten, ob die Symptome schlechter werden und ein Test schließlich positiv ausfällt. Dies geschieht alles in der Erwartung, dass Sie eines Tages eine der spezifischen Erkrankungen entwickeln werden.
Dieses Beobachten, Abwarten und Nichtstun verstößt gegen alle Prinzipien sowohl der Präventivmedizin als auch der funktionellen Medizin, denn es gibt so vieles, was man tun kann, damit sich Autoimmunerkrankungen nicht voll ausprägen. Es zeigt sich, dass ein ANA-Test schon jahrelang positiv sein kann, bevor man eine dieser Erkrankungen entwickelt oder irgendwelche Symptome hat. Beispielsweise können Sie über viele Jahre hinweg Antikörper gegen die Schilddrüse haben, bevor Sie feststellen, dass es sich um ein Problem mit Ihrer Schilddrüsenfunktion handelt. Sie können viele Jahre eine Immunreaktion gegen Gluten haben, bevor Sie Anzeichen einer Zöliakie zeigen, wie beispielsweise eine Schädigung des Dünndarms. Mein Ziel und das der Präventiv- und der funktionellen Medizin ist es, die Antikörper früh abzufangen, herauszufinden, warum das Immunsystem nicht richtig funktioniert, und es dann in Ordnung zu bringen. So können wir die Aktivität der T-Killerzellen und der Antikörper herunterfahren und sie daran hindern, Gewebeschäden anzurichten und sich zu einem ausgeprägten Krankheitsbild zu entwickeln.
Sie wissen jetzt, dass Antikörper und T-Killerzellen wichtig sind im Einsatz gegen schädliche Bakterien, Viren oder Krebszellen. Sie sollen aber nicht unser eigenes, gesundes Gewebe angreifen, denn dadurch wird eine Kaskade von Schäden, Entzündungen und schließlich Funktionseinschränkungen in Gang gesetzt. Bei Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis zum Beispiel können die Antikörper, die sich in den Gelenken ablagern, zu Deformationen in diesen Gelenken führen sowie Schmerzen und Funktionsstörungen verursachen. Beim Lupus erythematodes können die Antikörper die Endothelzellen, die die Blutgefäße auskleiden, angreifen und an diesen Stellen eine Störung der Blutzufuhr zu den Organen verursachen. (So kommt es bei Menschen mit einem Lupus erythematodes oft zu Nierenschäden.) Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Antikörper schon früh zu finden, bevor es Schäden in den Gelenken, den Blutgefäßen oder anderswo im Körper gibt. Es gibt Nachweise aus der Forschung, dass dies möglich ist, und ich weiß es ganz sicher, denn darin besteht mein Praxisalltag – und so habe ich mich selbst geheilt. Dieses Buch zeigt Ihnen wie.
Es gibt Hoffnung
Mit diesem Buch habe ich mir zum Ziel gesetzt, Ihnen eine Botschaft der Hoffnung zu bringen. Sie brauchen nicht dazusitzen und darauf zu warten, bis Sie eine Krankheit bekommen, die man verhindern kann. Und ebenso wenig brauchen Sie zu beobachten, wie sich Ihre Krankheit verschlechtert, und zu denken, dass man nichts dagegen tun kann. Auch wenn Ihre Diagnose bereits feststeht, ist es noch nicht zu spät. Es gibt sie, die Alternativen jenseits der lebenslangen verschreibungspflichtigen Medikamente. Und es ist mein Ziel, Ihnen zu helfen, dass Sie das erkennen. Mithilfe dieses Buches können Sie sich wieder gesund fühlen (Sie haben richtig gelesen, gesund!), und Ihre Krankheit kommt zum Stillstand.
Lassen Sie mich zuerst eines klarstellen. Ich bin nicht gegen Medikamente. Wenn Ihre Erkrankung wieder aufflackert, Ihre Symptome also schlechter werden, die Schmerzen zunehmen und Sie sich krank fühlen, können die schulmedizinischen Arzneimittel sehr hilfreich und notwendig sein. Ist die Krise aber überwunden, sollten Sie sich wieder auf die Ursache der Fehlsteuerung Ihres Immunsystems kümmern und dafür sorgen, dass es in Ordnung kommt. Die funktionelle Medizin ist keine Alternativbehandlung. Ich bin Ärztin, ich arbeite mit Schulmedizinern zusammen und behandle Patienten, auch wenn sie Medikamente einnehmen. Ich arbeite daran, das Fundament ihres Immunsystems in Ordnung zu bringen, sodass alle Symptome und Antikörper verschwinden. Wenn sie soweit sind, entscheiden ihr Arzt und ich gemeinsam, wie wir ihre Medikamente am besten ausschleichen können.
In diesem Buch stelle ich Ihnen meine vier Behandlungsprogramme zur Verfügung. Auch wenn Sie Arzneimittel für Ihre Autoimmunerkrankung einnehmen, können Sie diese Programme trotzdem umsetzen. Wenn Sie Bedenken haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Denken Sie immer daran, dass viele Vorschläge und Behandlungen in einer Veränderung der Lebensweise bestehen und nichts von Ihnen verlangt wird, was Ihnen oder Ihrem Arzt unangenehm sein könnte. Aber wenn Ihr Arzt mit einigen Dingen, die ich vorschlage, nicht vertraut ist, dann heißt das noch lange nicht, dass sie gefährlich sind und Ihnen schaden. Es heißt lediglich, dass er die Studien nicht gelesen und sich mit diesem Ansatz nicht beschäftigt hat. Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen. Ich habe festgestellt, dass in meiner Umgebung viele Ärzte, die der funktionellen Medizin einmal skeptisch gegenüberstanden, mir nun bereitwillig Patienten schicken und mit mir zusammenarbeiten. Warum ist das so? Weil sie sehen, dass diese Methode große Vorzüge bei sehr geringem Risiko bietet. Ich vertrete sie leidenschaftlich, denn sie ist bezüglich der Ursache der Autoimmunproblematik wirklich ein logischer Behandlungsansatz. Sie geht über die bloße Symptomenbehandlung hinaus. Das bedeutet, dass es eine reale Hoffnung gibt, etwas, das wir tun können, um Ihnen zu helfen, Ihre Krankheit zu behandeln, zum Stillstand zu bringen oder zu verhindern.
Die häufigsten Autoimmunerkrankungen
Die häufigsten Autoimmunerkrankungen, die ich in meiner Praxis zu Gesicht bekomme, sind Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis, systemischer Lupus erythematodes (wie die formelle Bezeichnung lautet), Multiple Sklerose (MS), rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom und Zöliakie. Ich sehe auch andere Autoimmunerkrankungen wie die Glomerulonephritis (eine Nierenerkrankung), Diabetes mellitus Typ 1, perniziöse Anämie (Zerstörung der roten Blutkörperchen) und Vitiligo (Weißfleckenkrankheit der Haut). Für unseren Zweck konzentriere ich mich auf die sieben Autoimmunerkrankungen, die mir am häufigsten begegnen. Ich gebe Ihnen Informationen über Hintergründe, die Symptome und die wichtigsten Tests, die man bei einem Verdacht machen lassen sollte. Aber vergessen Sie nicht, dass es eigentlich keine Rolle spielt, ob Ihre Erkrankung auf dieser Liste steht oder nicht. Wenn Sie an einer Autoimmunerkrankung leiden, müssen Sie in jedem Fall Ihre grundlegenden Systeme in Ordnung bringen.
Zöliakie
Diese Krankheit – beim Erwachsenen auch Sprue genannt – wird durch eine Allergie auf Gluten verursacht und ist durch die Zerstörung der mikroskopisch kleinen, fingerartigen, Villi genannten Ausstülpungen der Dünndarmschleimhaut gekennzeichnet. Sie können einer Belastung durch Gluten schon viele Jahre ausgesetzt sein, bevor die Villi zerstört werden und ein Labor bestätigt, dass Sie an Zöliakie leiden, doch in der Zwischenzeit, also vor der Diagnosestellung, kann das Gluten noch andere verdauungsbedingte und autoimmune Probleme verursachen. Zöliakie wurde zur bekanntesten Autoimmunerkrankung, weil sehr viele Menschen glutenempfindlich geworden sind.
Symptome der Zöliakie
Gluten kann außer im Darm auch noch in anderen Organen eine Autoimmunerkrankung verursachen, daher gibt es eine breite Symptomenpalette von Taubheit und Kribbeln in den Extremitäten bis zu Müdigkeit durch eine Schilddrüsenunterfunktion. Einige häufige Symptome sind:
● Arthritis
● allgemeine, eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit, „Nebel im Gehirn“
● allgemeine Müdigkeit
● Verdauungsstörungen wie Durchfälle, Gasbildung und Blähbauch nach dem Essen sowie Sodbrennen
● Anämie
Tests, die Sie bei Ihrem Arzt oder Behandler anfordern sollten
Über die Art und Weise, wie eine Zöliakie zu diagnostizieren ist, herrscht eine Menge Verwirrung. Gastroenterologen stellen diese Diagnose nur nach einer Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe), die eine Schädigung der Villi im Dünndarm zeigt. Das ist sehr restriktiv, denn Sie könnten über Jahrzehnte hinweg eine stumme (oder asymptomatische) Zöliakie haben, bevor dieser Test positiv ist. Bitten Sie Ihren Arzt stattdessen, einen Anti-Gliadin-Antikörpertest und einen Test auf Antikörper gegen desaminiertes Gliadin zu veranlassen. Diese Tests sind empfindlicher beim Aufspüren einer Glutenallergie und können viele Jahre positiv sein, bevor Ihr Dünndarm geschädigt wird. Sind sie positiv, ist das ein Zeichen dafür, dass irgendwo in Ihrem Körper ein Autoimmunangriff stattfindet. In diesem Fall sollten Sie davon ausgehen, dass Sie eine Zöliakie in einem sehr frühen Stadium haben, die Ihren Darm noch nicht geschädigt hat, aber doch schon eine Menge Schaden in Ihrem Körper anrichtet und sich eventuell als Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow, Multiple Sklerose oder eine andere Autoimmunerkrankung zeigt.
Und um die Verwirrung noch ein bisschen größer zu machen: Wenn alle die obigen Tests negativ sind, kann bei Ihnen trotzdem eine Glutenempfindlichkeit vorliegen. Denn alle diese Tests sind nur für die Entdeckung der Zöliakie konzipiert, Gluten kann aber auch andere Autoimmunerkrankungen verursachen. Wenn Sie also eine Autoimmunerkrankung haben – egal welche und nicht unbedingt eine Zöliakie –, dann ist es gut, diese Tests machen zu lassen. Fallen sie aber negativ aus, sollten Sie aufgrund der Forschungsarbeiten, die eine Verbindung zwischen Gluten und vielen anderen Autoimmunerkrankungen zeigen, trotzdem glutenfrei leben.
Morbus Basedow
Zum Morbus Basedow kommt es, wenn Ihr Körper Antikörper bildet, die Ihre Schilddrüse stimulieren und sie zur Freisetzung einer großen Menge des Hormons Thyroxin (auch unter dem Namen T4 bekannt) veranlassen. Diesen Zustand nennt man Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion).
Symptome von Morbus Basedow
– Gewichtsabnahme
– hoher Puls
– hervortretende Augäpfel
– Schlafstörungen
– Wärmeempfindlichkeit bzw. Schwitzen
– Ruhelosigkeit
– Durchfälle
– Reizbarkeit
– Herzrasen
Tests, die Sie bei Ihrem Arzt oder Behandler anfordern sollten
– Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH)
– freies T4
– freies T3
– TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK)
Diese Testergebnisse würden Sie erwarten, wenn Sie an Morbus Basedow leiden:
– TSH ist niedrig, typischerweise unter 0,5 mlU/l, oft niedriger oder unter der Wahrnehmungsschwelle.
– Freies T4 ist erhöht, meist über 2,5 ng/dl.
– Freies T3 könnte normal sein, ist aber meist über 4,0 pg/ml.
– TSH-Rezeptor-Antikörper ist positiv; ist er negativ, haben Sie keinen Morbus Basedow.
Dieses Muster ist ein Beispiel dafür, wie die Werte bei einem klassischen Fall von Morbus Basedow aussehen. Manchmal liegt jedoch nur ein Wert außerhalb des Normbereichs, zum Beispiel ein hohes freies T4 bei normalem TSH. Das ist ein Zeichen, dass Sie das Problem früh erwischt haben und dies der perfekte Zeitpunkt für die vier Schritte in diesem Buch ist, um das Problem zu stoppen, bevor die Krankheit ausbricht.
Hashimoto-Thyreoiditis
Sie wird auch chronische Autoimmunthyreoiditis genannt und ist die häufigste Autoimmunerkrankung. Dabei dringen die Immunzellen in die Schilddrüse ein und verursachen eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). In der Frühphase der Erkrankung funktioniert die Schilddrüse noch ziemlich gut, wenn Ihr Arzt also nur TSH überprüft und die Antikörper nicht bestimmt hat, könnten die Frühformen der Krankheit übersehen werden. Das ist bedauerlich, denn die Frühphase ist die perfekte Gelegenheit, die Antikörper zu stoppen und Schaden an der Schilddrüse zu vermeiden. Hält der Immunangriff zu lange an, kann die Schilddrüse dauerhaft geschädigt werden; dann ist eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormon erforderlich.
Symptome der Hashimoto Thyreoiditis
– Vergrößerte Schilddrüse (Kropf)
– bei aktiver Entzündung der Schilddrüse gelegentlich Halsschmerzen
– Müdigkeit
– Haarausfall
– Gewichtszunahme
Tests, die Sie bei Ihrem Arzt oder Behandler anfordern sollten
– TSH
– freies T4
– freies T3
– Antithyreoglobulin und antithyreoidale Peroxidase
Diese Testergebnisse würden Sie erwarten, wenn Sie an einer
Hashimoto-Thyreoiditis leiden:
– Einer Ihrer Antikörperspiegel ist erhöht, entweder die antithyreoidale Peroxidase oder das Antithyreoglobulin. Sind beide normal, haben Sie keine Hashimoto-Thyreoiditis.
– TSH, freies T4 und freies T3: Sind diese Werte normal, haben Sie keine Schilddrüsenunterfunktion. Bei der Frühform von Hashimoto können Sie jedoch die Autoimmunerkrankung haben und trotzdem die richtige Menge Hormone bilden. Das ist der perfekte Zeitpunkt für die vier Schritte in diesem Buch, denn Sie haben das Problem früh entdeckt, während es noch umkehrbar ist und die Schilddrüse vor Schaden bewahrt werden kann. Hier sind die Werte, die ich als Normwerte für die Suchtests vorschlage:
● TSH < 3,0 mU/l
● freies T4 > 1,0 ng/dl
● freies T3 > 2,6 pg/ml
– Ist TSH über 3,0 oder das freie T4 unter 1,0 und das freie T3 unter 2,6, könnten dies die ersten Zeichen einer Schädigung Ihrer Schilddrüse durch die Autoimmunerkrankung sein. Sie können mit Ihrem Arzt besprechen, ob es gut wäre, sich ein Schilddrüsenhormonpräparat verschreiben zu lassen.
In Kapitel 14 gehe ich näher auf die Behandlung der Hashimoto-Krankheit ein.
Lupus erythematodes
Der systemische Lupus erythematodes, so der offizielle Name, betrifft mehr Gewebe im Körper als andere Autoimmunerkrankungen, weil der Körper hier Antikörper gegen die eigene DNS bildet. Da jede Zelle unseres Körpers DNS enthält, kann diese Erkrankung letztendlich den ganzen Körper erfassen. Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen können die Folgen sein. Dabei können die Symptome kommen und gehen, denn die Krankheit verläuft oft zyklisch, das heißt, sie geht zeitweise in Remission und ist dann wieder aktiv. Leider erkranken viele Lupus-Patienten sehr schwer. Viele sterben, weil die kleinen Blutgefäße ebenfalls betroffen sind und die Krankheit in alle Organe tragen, auch in Nieren und Herz. An Lupus erythematodes erkranken mehr Frauen als Männer, insbesondere zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, was Forscher zu der Annahme führte, dass Östrogen bei der Verursachung oder Auslösung der Krankheit eine Rolle spielt. Mehr dazu erkläre ich in Kapitel 11.
Symptome von Lupus erythematodes
– Müdigkeit
– Muskelschmerzen und Schwächegefühl
– Fieber während des Schubs
– Symptome, die für das betroffene Organ spezifisch sind, wie zum Beispiel Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und Atembeschwerden
– Schmetterlingsförmige Ausbreitung einer Rötung über Wangen und Nase, die nach Sonneneinstrahlung erscheint
– Haarausfall (aber keine Kahlheit)
– nicht schmerzhafte Geschwüre an Mund oder Nase
– kälte- oder emotional bedingter Wechsel der Hautfarbe an den Fingern und Füßen
Tests, die Sie bei Ihrem Arzt oder Behandler anfordern sollten
– antinukleäre Antikörper (ANA)
– Antiphospholipid-Antikörper
– Antikörper der doppelsträngigen DNS
– Antikörper gegen Smith-Antigene
Der ANA-Test ist der erste Suchtest für Lupus erythematodes. Wie bereits erklärt, bedeutet ein positiver Test nicht, dass Sie daran erkrankt sind, es sei denn, einer der anderen drei Tests ist ebenfalls positiv.
Multiple Sklerose
Alle Nerven Ihres Körpers sind von einer schützenden Hülle aus Myelin umgeben. Bei MS-Patienten ist das Myelin im Gehirn und im Rückenmark jedoch geschädigt. Diesen Schaden nennt man Sklerose. An MS erkranken vorwiegend Frauen nordeuropäischer Abstammung im gebärfähigen Alter. Meist kommt es zu Beginn zu einer Störung im Zentralnervensystem, zum Beispiel zu einer Entzündung des Sehnervs. Dabei kommt es zu Augenschmerzen, die bei Augenbewegungen, egal in welche Richtung, schlimmer werden. Manchmal verschwinden die Symptome von allein. Jedes Mal, wenn sie wiederkehren, spricht man von einem Schub oder Symptomenschub.
Symptome der Multiplen Sklerose
– Augenschmerzen
– Taubheit, Prickeln oder nadelstichartige Sensationen überall im Körper, die länger als zwei Wochen bestehen
– Schwellungen an den Gliedmaßen oder am Rumpf
– intensiver Juckreiz, insbesondere im Bereich des Nackens
Tests, die Sie bei Ihrem Arzt oder Behandler anfordern sollten
Für MS stehen keine Antikörpertests zur Verfügung. Die Diagnose wird aufgrund der im Magnetresonanztomogramm (MRT) sichtbaren Läsionen im Gehirn oder Rückenmark gestellt. Bitte beachten Sie, dass diese Diagnose nur dann gestellt wird, wenn es zweimal zu neurologischen Symptomen gekommen oder ein zweiter Schub aufgetreten ist, der im Gehirn oder Rückenmark eine zweite Läsion hinterlassen hat. Ein einmaliger Schub, der sich nie mehr wiederholt, wird nicht als MS betrachtet.
Rheumatoide Arthritis
Wenn Sie unter Arthritis leiden, ist die Unterscheidung zwischen den Symptomen einer rheumatoiden Arthritis (RA) und den häufigen Arthroseschmerzen und Schwellungen, die altersbedingt oder nach einer Verletzung auftreten können, oft schwer. Zu einer RA kommt es, wenn die Immunzellen die eigenen Gelenke befallen und Gewebeschäden, Entzündungen und Schmerzen verursachen. Sie ist eine ganz spezielle Form der Arthritis, und manchmal besteht die einzige Möglichkeit herauszufinden, welche Form der Arthritis man hat, darin, dass man sich den weiter unten folgenden Bluttests unterzieht.
Symptome der rheumatoiden Arthritis
– Muskelschmerzen
– Müdigkeit
– leichtes Fieber
– Gewichtsabnahme
– Depressionen
– Morgensteifigkeit, die über sechs Wochen hinweg mindestens eine Stunde lang anhält
– Schwellungen an drei oder mehr Gelenken über mindestens sechs Wochen
– symmetrische Gelenkschwellung
– Knoten oder Beulen unter der Haut und über einem betroffenen Gelenk
Tests, die Sie bei Ihrem Arzt oder Behandler anfordern sollten
– Röntgenbild der Hand
– Bluttests auf ANA, Rheumafaktor (RF) und auf Antikörper gegen das cyklische citrullinierte Peptid (Anti-CCP)
– Bluttests auf Entzündungen: Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und hochsensitives C-reaktives Protein (hs-CRP, auch Cardio-CRP genannt)
Diese Bluttests sollten Sie alle machen lassen, denn sie klären, ob Sie eine rheumatoide Arthritis haben. Es ist möglich, dass der ANA-Test positiv ist und alle anderen Tests negativ ausfallen. In diesem Fall leiden Sie nicht unter einer rheumatoiden Arthritis. Das Gegenteil kann aber auch der Fall sein: Sie können RA haben, weil Ihre Rheumafaktoren oder das Anti-CCP positiv sind, der ANA-Test aber negativ ist. Die Blutsenkungsgeschwindigkeit und das hochsensitive CRP sind Indikatoren für die Anzahl der Entzündungsherde; sie helfen, das Aufflammen der Erkrankung zu überwachen.
Sjögren-Syndrom
Das Sjögren-Syndrom, das allein oder in Verbindung mit rheumatoider Arthritis auftreten kann, ist ein Angriff auf die Schleim produzierenden Drüsen, der eine verminderte Sekretion zur Folge hat. Oft wird das zum ersten Mal an den Speicheldrüsen im Mund und an den Tränendrüsen wahrgenommen. Neunzig Prozent der Patienten sind weiblich.
Symptome des Sjögren-Syndroms
– Trockener Mund und trockene Augen
– Scheidentrockenheit, Trockenheit der Haut, der Lunge, der Nebenhöhlen und des Verdauungstrakts
– Müdigkeit
– Gelenkschmerzen
– Muskelschmerzen
– Störung der geistigen Leistungsfähigkeit
Tests, die Sie bei Ihrem Arzt oder Behandler anfordern sollten
– ANA, SSA- und SSB(La)-Antikörper (SSA/B = Sjögren-Syndrom A/B)
Erhöhte Spiegel von SSA- oder SSB-Antikörpern sind Diagnosekriterien für das Sjögren-Syndrom.
Symptome, die man ernst nehmen muss
Es folgt eine Checkliste von Symptomen häufiger Autoimmunerkrankungen. Wenn Sie einige der schräggedruckten bei sich feststellen, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen und sich auf die von mir erwähnten Erkrankungen testen lassen. Die anderen Symptome (in Normaldruck) in den Listen sind nicht spezifisch, das heißt, sie können außer von Autoimmunerkrankungen von vielen anderen Dingen verursacht werden. Haben Sie vier oder mehr der nicht spezifischen Symptome und sie stimmen alle mit einem Krankheitsbild überein, dann sollten Sie den vorgeschlagenen Test oder einen ANA-Suchtest machen lassen. Passen alle Ihre Symptome zum Beispiel zu Lupus erythematodes, doch Sie haben keine spezifischen Lupus-Symptome, sollten Sie sich trotzdem testen lassen. Das ist sehr wichtig, denn bei vielen dieser Krankheitsbilder sind nicht die Symptome, sondern die Laborergebnisse für die Diagnose entscheidend. Ich habe dieser Checkliste noch weitere Autoimmunerkrankungen hinzugefügt, denn sie sind ziemlich leicht zu identifizieren und zu testen.
Allgemeine Symptome
– Müdigkeit: alle Autoimmunerkrankungen
– allgemeines Missbehagen, Unwohlsein oder Krankheitsgefühl: alle Autoimmunerkrankungen