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Als Sinaloa-Kartell (spanisch Cártel de Sinaloa) bekannt ist die mexikanische Verbrecherorganisation, die Geschäften im Drogenhandel, der Geldwäsche und dem Menschenhandel nachgeht. Das Kartell hat seine Basis in Culiacán, Sinaloa, agiert aber in mehr als 20 mexikanischen Bundesstaaten. Das Kartell ist auch unter den Bezeichnungen Guzmán-Loera-Organisation und Pazifik-Kartell bekannt. Das Kartell wurde auch „Federación“ genannt. Diese „Federación“ löste sich aber mit der Abspaltung der Gebrüder Beltrán Leyva vom Sinaloa-Kartell auf.
Das Sinaloa-Kartell soll 2010 in etlichen lateinamerikanischen Staaten aktiv gewesen sein. Es soll auf die Unterstützung von mexikanischen Behörden auf kommunaler, regionaler und Bundesebene zählen können.
Die United States Intelligence Community bezeichnete 2010 das Sinaloa-Kartell als „die mächtigste Organisation im Drogenhandel weltweit“.[2] Laut dem United States Attorney General ist das Sinaloa-Kartell verantwortlich für den Import und den Vertrieb von über 200 Tonnen Kokain zwischen 1990 und 2008.
Zu Beginn der 2010er Jahre gewann das Verbrechersyndikat aus Sinaloa zunehmend an Einfluss und wird mittlerweile wieder als das mächtigste Kartell Mexikos gehandelt
Der Drogenhandel in Mexiko professionalisierte sich im Laufe der 1980er Jahre. Während früher überwiegend kolumbianische Kartelle, wie das Cali-Kartell und das Medellín-Kartell, dafür sorgten, dass Kokain, Marihuana und Heroin in die USA gelangten, begann sich in den 1980er Jahren ein Kartell mit seiner Basis in Guadalajara, Jalisco, zu bilden. Der ehemalige Polizeibeamte Miguel Ángel Félix Gallardo gründete gemeinsam mit seinen Partnern Ernesto Fonseca Carrillo und Rafael Caro Quintero das Guadalajara-Kartell, welches in seiner Hochblüte in den 1980ern den gesamten Kokainhandel in Mexiko beherrschte.
Gallardo entwickelte Mitte der 1980er ein neues Vertriebsmodell für Kokain, verzichtete dadurch aber auf große Teile seiner Macht. Er unterteilte sein Einflussgebiet in sechs neue Bezirke.
Zu diesem Zeitpunkt war das Guadalajara-Kartell das wohl einflussreichste und mächtigste Drogenkartell in der Geschichte Mexikos.Doch nachdem Miguel Angel Felix Gallardo 1989 verhaftet wurde, entbrannten Kompetenzstreitigkeiten. Da sich jeder der fünf verbliebenen Drogenbosse erhöhten Einfluss sichern wollte, zerbrach letztlich die Federación, und es entstanden mehrere kleine Gruppierungen, die stellenweise bis heute existieren: Sinaloa-Kartell, Golf-Kartell, Tijuana-Kartell, Juárez-Kartell.
Anfang der 1990er entwickelte sich dann das Sinaloa-Kartell, trotz zahlreicher Gefechte mit den verfeindeten Kartellen, zum einflussreichsten Kartell Mexikos. Dies änderte sich, als die Kämpfe intensiver wurden. Besonders die Schmuggelroute über Tijuana nach Kalifornien wurde heftig umkämpft. Es kam vermehrt zu Auseinandersetzungen mit den Arellano-Felix-Brüdern vom Tijuana-Kartell. So entging El Chapo oft nur knapp Attentaten, die auf das Tijuana-Kartell zurückzuführen waren. Immer seltener hielt er sich über längere Zeit an ein und demselben Ort auf. Er nutzte überwiegend Hotelzimmer, blieb oft nur zwei Nächte, um nicht gefunden zu werden. Seine Flucht endete 1993 in Guatemala, wo er gefangen genommen und anschließend in das Hochsicherheitsgefängnis Puente Grande in Jalisco gebracht wurde.
Infolgedessen war das Sinaloa-Kartell sichtlich geschwächt, auch wenn El Chapo die Geschicke aus der Gefängniszelle fortführen konnte. Nach seinem legendären Ausbruch 2001 fand das Sinaloa-Kartell zu alter Stärke zurück. Besonders während der Amtszeit von Felipe Calderón (2006–2012) wuchs die Macht des Kartells stark an. In der jüngeren Vergangenheit wird es wieder als stärkstes Kartell Mexikos bezeichnet. Während andere Kartelle, besonders das Golf-Kartell und die Los Zetas, brutale Auseinandersetzungen mit den mexikanischen Streitkräften hatten, blieb das Kartell aus Sinaloa weitestgehend verschont. Dies führte zur Vermutung einer geheimen Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen Präsident Felipe Calderón und den Führern des Sinaloa-Kartells. Auch der US-amerikanischen Drug Enforcement Administration wurde eine Kooperation mit dem Kartell unterstellt.
Am 30. Juli 2010 wurde Ignacio „Nacho“ Coronel, einer der drei Anführer des Kartells, von mexikanischen Militärangehörigen getötet. Es war der größte Erfolg der mexikanischen Armee im Kampf gegen das Sinaloa-Kartell seit Beginn des Drogenkrieges.
Am 25. September 2010 wurde mit Margarito Soto Reyes der mutmaßliche Nachfolger von Ignacio Coronel von der Polizei verhaftet.
Am 26. Mai 2011 lieferten sich Angehörige des Sinaloa-Kartells, laut Regierungsangaben, in Ruiz auf der Hauptstraße von Tepic nach Mazatlán mit Mitgliedern der Zetas ein einstündiges Feuergefecht aus fahrenden Autos heraus, bei dem 29 Personen, teilweise mit Kampfanzügen und Schutzwesten bekleidet, getötet wurden. Die Polizei konfiszierte 14 Fahrzeuge, darunter zwei gepanzerte, und zusätzlich Gewehre, Munition und Handgranaten.
Am 22. Februar 2014 wurde El Chapo verhaftet. Als Nachfolger galt nun sein langjähriger Vertrauter Ismael „El Mayo“ Zambada. Eine Woche nach der Festnahme Guzmáns demonstrierten mehrere Tausend Anhänger landesweit für die Freilassung des ehemaligen Anführers des Sinaloa-Kartells. Am 11. Juli 2015 brach El Chapo jedoch zum zweiten Mal aus dem Gefängnis aus.Nach sechsmonatiger Flucht wurde er am 8. Januar 2016 von mexikanischen Marineinfanteristen in Los Mochis, zusammen mit seinem Sicherheitschef, Jorge Iván Gastélum Ávila (alias „El Cholo“), verhaftet und am 19. Januar 2017 an die USA überstellt.
Als mutmaßlicher neuer Kartellführer und Nachfolger El Chapos etablierte sich in einem Machtkampf 2016/17 zunächst Dámaso López Núñez, genannt „El Licenciado“ („Der Akademiker“), ein langjähriger Weggefährte und Berater El Chapos, der im Mai 2017 vom mexikanischen Militär festgenommen wurde. Einige Sicherheitsexperten vermuten, er stecke hinter der Entführung der Söhne von El Chapo im August 2016 und sei mit dem Kartell Jalisco Nueva Generación (CJNG) verbündet, um sich gegen das Lager der Familie Guzmán durchzusetzen, das ihn nicht akzeptierte. Bereits seit 2015 soll das Kartell zwischen Anhängern und Gegnern der Familie El Chapos gespalten sein. Seit Jahresbeginn bis Mai 2017 forderten Auseinandersetzungen zwischen der Fraktion von El Licenciado und seinem Sohn „Mini Lic“ auf der einen und dem Bruder und den Söhnen von El Chapo auf der anderen Seite vor allem an der Pazifikküste Mexikos über 140 Menschenleben.
Nun haben sie einen Kleinen Einblick in die Organisationen erhalten.
Italien ist eins der acht mächtigsten Länder der Welt (G8) und Gründungsmitglied der Europäischen Union. Ihr größtes Unternehmen kontrolliert 14,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes - und heißt Mafia.
In den 1970er und 1980er Jahren verging kaum ein Tag, an dem die italienische Presse nicht über die Mafia berichten musste. Mal ging es um die blutigen Kämpfe zwischen den Clans, mal um den Drogen- und Rüstungshandel, mal um die Zusammenarbeit mit „umgelenkten Teilen“ der Geheimdienste und das enge Verhältnis zu korrupten Politikern. Die Liste der Berichte über die Morde an unbequemen Richtern, Journalisten oder Politikern ist lang.
Giuseppe Impastato war ein junger Idealist, der in Cinisi bei Palermo lebte. Er widersetze sich seiner eigenen Familie, weil sie von Mafiosi verseucht war: Der Vater war einer von ihnen. Über einen selbstfinanzierten freien Radiosender berichte Impastato über die Machenschaften der Mafiosi in der Region. Während des Wahlkampfes zu den sizilianischen Kommunalwahlen 1978 setze die Mafia dem jungen Widerstand ein Ende. Beim Warten an einem Bahnübergang wurde Impastato aus seinem Wagen gezerrt, mit einem Stein erschlagen und an die Schienen gefesselt. Anschließend deponierte man einen Sprengsatz neben ihm und zündete diesen fern. Wenig später wurde ein Brief veröffentlicht, der die Tatsache bekräftigen sollte, dass es sich bei der Explosion um einen Selbstmord gehandelt hatte. Impastato wurde 30 Jahre alt.
Ein Jahr später wurden der leitende Polizeibeamte Boris Giuliano und der Ermittlungsrichter Cesare Terranova in Palermo erschossen.
Der ehemalige Präsident der Region Sizilien, Piersanti Mattarella, wurde am 6. Januar 1980 ermordet: Er hatte die Verstrickung zwischen Mafia und Politik (involviert waren auch eigene Parteikollegen) öffentlich verurteilt.
Der General der Carabinieri, Carlo Alberto dalla Chiesa, und seine Frau wurden am 3. September 1982 von der Mafia ermordet. 1983 wurde der Staatsanwalt Rocco Chinnici umgebracht. Er war der Begründer des Antimafia-Pools von Palermo.
Der sizilianische Unternehmer Libero Grassi wurde 1991 getötet, weil er sich öffentlich gegen die Schutzgelderpressungen der Mafia gewehrt hatte. Ein Jahr später wurden die zwei populären Anti-Mafia-Richter samt Eskorte in die Luft gejagt: erst Giovanni Falcone; zwei Monate später sein Freund und Kollege Paolo Borsellino. Ein Jahr nach diesem Anschlag nahm die Polizei einen der Attentäter, Santino di Matteo, fest. Di Matteo begann mit der Justiz zu kooperieren und wurde in staatliches Schutzprogramm für Mafiaaussteiger (Pentiti) aufgenommen. Die Rache der Mafia ließ nicht lange auf sich nicht warten. Sie entführte den zwölfjährigen Giuseppe di Matteo, Sohn von Santino. Nach zwei Jahren Gefangenschaft wurde das Kind erdrosselt. Um die Spuren der Gewalttat zu verwischen, wurde sein Körper in einem Fass Säure aufgelöst.
Vor allem das letzte Beispiel gibt einen Einblick ins Selbstverständnis der Mafia. Sie ist „ein totalitäres System – bestimmt von der Verachtung für das menschliche Leben […] Mafiakultur bedeutet, dass der Einzelne nicht existiert und dass alle Interessen der Mafia untergeordnet sind. Dass es keine Werte gibt, an die man glaubt. Dass ‚Ehre’ und ‚Familie’ nur hohle Floskeln sind, weil stets nur eines zählt: das Weiterbestehen der Mafia. Und dass die Mafia, um dieses Ziel zu erreichen, jeden Einzelnen mit einem ‚Über-Ich’ ausstattet, mit dem Bewusstsein, zu einem auserlesenen Volk zu gehören,“ schreibt die Mafia-Expertin Petra Reski in ihrem neuen Buch „Von Kamen nach Corleone“.
Nur der Cosa Nostra sollen mehr als 5.000 Menschen zum Opfer gefallen sein . Die Tatsache, dass auch viele Polizisten und Richter zu ihnen gehören, zeigt, dass die italienische Justiz in all den Jahren nicht untätig geblieben ist. In dem legendären Maxiprozess war es Giovanni Falcone und Paolo Borselino gelungen, 360 Mafiabosse zu insgesamt 2665 Jahren Haft zu verurteilen [Reski 2010:103]. Als die berüchtigten Paten Totò Riina und Bernardo Provenzano festgenommen wurden, zeigte das italienische Fernsehen zwei alte mitgenommene Männer in Handschellen, die eher einfältigen Schafhirten als mächtigen, brutalen Herrschern ähnelten. Ein trügerisches Bild. Zur Cosa Nostra (so heißt die Mafia in der Region Sizilien), Ndrangeda (Kalabrien), Camorra (Kampanien) und Sacra Corona Unita (Apulien) gehören insgesamt 629 Clans, die auf einer Armee von 20.200 Mitgliedern und fast 220.000 Unterstützern („fiancheggiatori“) zählen . Nur beim Clan Sarno in Neapel stehen 5.000 Personen unter dem Befehl eines Mafia-Bosses . Der Kampf der Justiz gegen die Mafia gleicht dem Kampf gegen einen Tumor: „Mafiosi wachsen nach wie Tumorzellen,“ sagt Nicola Gratteri, leitende Oberstaatsanwalt im kalabrischen Reggio Calabria [Reski 2010:55].
Während früher die sizilianische Cosa Nostra als mächtigste Mafia-Organisation galt, hat in den letzten zwei Jahrzehnten die kalabrische ’Ndrangheta eine steile Karriere hingelegt. „Nach den Morden an den beiden Staatsanwälten Giovanni Falcone und Paolo Borsellino waren die Scheinwerfer des öffentlichen Interesses fast ausschließlich auf Sizilien gerichtet,“ und im Schatten der Cosa Nostra konnte die `Ndrangheta fast unbemerkt wachsen. „Aus den bäuerlichen Clans, die einander Schafe raubten, war die reichste Mafiaorganisation Italiens geworden, mit einem geschätzten jährlichen Geschäftsumsatz von 45 Milliarden Euro“ [Reski 2010:87].
Die Mafia ist die größte italienische Holding, mit einem jährlichen Gesamtumsatz von 135 Milliarden Euro und einem Nettogewinn von 70 Milliarden Euro [4]. Im Oktober 2009 berichtete die englische The Guardian [5], dass die Mafia 14,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes Italiens kontrolliert, das heißt eines Landes, das zu der Gruppe der acht mächtigsten Nationen der Welt gehört (G8).
Die Aktivitäten der Mafia liegen nicht nur in Waffen- und Kokainhandel, Betrug und Fälschung, Mord und Erpressung. Die Mafia braucht auch das legale Geschäft (z.B. Restaurants und Pizzerien), unter anderem um ihr Geld zu waschen. „In Italien gaben die Antimafiafahnder im Sommer 2010 bekannt, dass heute mindestens 5.000 Restaurants Geldwaschanlagen der Mafia sind, in Großstädten wie Rom und Mailand soll sogar jedes fünfte Restaurant der Mafia gehören“ [Reski 2010:111].
Die Mafia mischt auch im Baugeschäft und Finanzhandel kräftig mit.
In Italien pflegt die Mafia seit mehr als einem halben Jahrhundert enge Kontakte zur Politik. Der sizilianische Staatsanwalt und oberste Mafia-Jäger Piero Grasso beschreibt dieses Verhältnis so: „Mafia und Politik verhalten sich zueinander wie der Fisch und das Wasser: Es gibt kein Wasser ohne Fische und keine Fische ohne Wasser. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Politik eher Lust auf die Mafia hat und sich davon nicht wirklich befreien will.“
Die Mafia kontrolliert viele Wählerstimmen und war in Italien immer wieder Teil der Regierung. Mehrere Mafiaaussteiger wie Tommaso Buscetta berichteten vor den Richtern über die Treffen zwischen Giulio Andreotti und den Mafiabossen. Andreotti war 21mal Minister, 7mal Regierungschef, ewiger Strippenzieher der Democrazia Cristiana (DC) und zählt Henry Kissinger und Helmut Kohl zu seinen engen Freunden .
Seit 2010 ist endgültig bewiesen, dass auch Silvio Berlusconi seit Jahrzehnten enge Kontakte zur Mafia pflegt [8]. Der Mediator ist seine rechte Hand Marcello Dell’Utri.
Dell’Utri war leitender Manager von Berlusconi’s Holding Fininvest, Mitbegründet von Berlusconi’s Partei Forza Italia im Jahr 1993, von 1999 bis 2004 Europäischer Abgeordneter in den Reihen des Europäischen Volkspartei (PPE), heute Mitglied des italienischen Senats. Dell’Utri wurde 2004 zu einer Gefängnisstrafe von neuen Jahren verurteilt, wegen externer Beteiligung an einer mafiösen Vereinigung. Im Juni 2010 hat das Berufungsgericht von Palermo die Verurteilung bestätigt, die Gefängnisstrafe jedoch auf sieben Jahre herabgesetzt.
© Davide Brocchi, 15.12.2010
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Was Geheimdienste damit zu tun haben und wie sich so manches verändert hat beschreibt Alfred McCoy in einem seiner gut recherchierten Bücher :
Mit Drogenkriegen Politik betreiben – das gehört seit 50 Jahren zur Strategie der CIA, so Alfred W. McCoy in „Die CIA und das Heroin“. Und er kann es belegen. Was als Abwehrkampf gegen Kommunismus und Terrorismus gedacht war, hatte – und hat – dramatische Folgen.
Ganz gleich, ob in Südostasien, am Hindukusch oder in Südamerika, ob in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts oder in der Gegenwart: Die Drogenkriege der CIA laufen stets nach ein und demselben Muster ab. Lediglich das Feindbild hat sich geändert.
Über Jahrzehnte versuchte die Central Intelligence Agency die Ausbreitung des Kommunismus mit der Geheimwaffe Heroin einzudämmen, nun ist der islamistische Terrorismus als „Staatsfeind Nummer Eins“ in den Fokus gerückt.
Alfred McCoy kann seine Kernthese, ihre Ursachen und ihre Folgen, anhand zahlreicher Beispiele belegen. Das Muster der CIA-Aktionen funktionierte und funktioniert demnach überall so wie in Asien:
In Birma, Laos und Afghanistan sorgte eine gesteigerte Opiumproduktion für die entscheidende Unterstützung der Geheimoperationen. Als die Stammesgesellschaften für die CIA-Geheimkriege mobilisiert wurden, mussten sie Arbeitskräfte vom Subsistenzlandbau abziehen und sie in den Krieg umlenken. Dadurch sank die Lebensmittelproduktion. Um sich dennoch ausreichend versorgen zu können, waren diese Gesellschaften nun auf die vergleichsweise guten Erlöse aus dem marktorientierten und zudem nicht so arbeitsintensiven Mohnanbau angewiesen. Aus Sicht der CIA ersparten ihr die Erlöse aus dem Drogenverkauf hohe, vielleicht sogar unbezahlbar hohe Kosten.
Die Folgen sind stets verheerend: Aus den von der CIA protegierten lokalen Kriegsherrn werden Drogenproduzenten, die an ihrem Geschäftsmodell auch dann noch festhalten, wenn die CIA ihre Dienste nicht mehr benötigt. So entstand in der Mitte des letzten Jahrhunderts mit maßgeblicher Unterstützung des US-Geheimdiensts das so genannte „Goldene Dreieck“ in der Region Laos-Thailand-Birma. Dort wurde im Überfluss hochwertiges Heroin hergestellt, das zunächst buchstäblich tonnenweise von den GIs im Vietnamkrieg konsumiert wurde – und später dann den amerikanischen Markt überflutete.
Die Zahl der Rauschgiftabhängigen wuchs dramatisch an
Aber nicht nur Millionen von US-Bürgern wurden auf diese Weise zu Drogenopfern, die Produkte der riesigen Mohnanbaugebiete fanden überall auf der Welt ihre Abnehmer. Somit führte die fahrlässige Drogenpolitik der CIA ungewollt zu einem dramatischen Anstieg der Zahl von Rauschgiftabhängigen auf allen Kontinenten, während zugleich ganze Regionen und Staaten dauerhaft destabilisiert wurden.
Denn die Bemühungen der USA – und auch das zeigt McCoy in seinem Buch –, die aus dem Ruder gelaufene Heroinproduktion nach dem Abschluss der verdeckten militärischen Operationen zu unterbinden, schlagen in der Regel fehl: Die lokalen Drogenkartelle sind meist mächtig genug sich zu widersetzen, etwa durch eine flexible Verlagerung der Anbaugebiete oder durch Bestechung der korrupten Politiker in ihrer Heimat. So verharrt die Verbreitung von Drogen auf hohem Niveau, mit weltweiten katastrophalen Konsequenzen:
Während der 1990er Jahre speiste die stark steigende afghanische Opiumernte einen internationalen Schmuggel, der Zentralasien, Russland und Europa zu einem riesigen illegalen Markt für Waffen, Drogen und Geldwäsche verknüpfte: Die Drogen flossen aus Afghanistan Richtung Westen nach Europa; Waffen und Geld strömten nach Osten zurück (…) Wo immer dieser unsichtbare Handel Etappe machte, um das Rauschgift zu verarbeiten, zu verpacken oder zu tauschen, verästelte sich das illegale Geschäft rasch und förderte Korruption, Massensucht und HIV-Infektionen. Durch die Alchemie des Kapitalismus entstanden allenthalben Mafiaorganisationen, bewaffnete ethnische Separatisten und eine Kultur der Kriminalität.
Alfred McCoys Buch „Die CIA und das Heroin“, das in den USA erstmals 1972 erschien, gilt längst als Klassiker, der jetzt aktualisiert in deutscher Übersetzung vorliegt. Vor über vierzig Jahren wäre es der CIA beinahe gelungen, eine Veröffentlichung des Buches zu verhindern. Inzwischen ist McCoy ein hoch angesehener Hochschullehrer, der mehrfach als Experte in staatlichen Untersuchungskommissionen zur Verstrickung der CIA in den internationalen Drogenhandel befragt wurde.
Meine einstmals umstrittene These über die Komplizenschaft der CIA im Drogenhandel, die sich aus ihrer engen Zusammenarbeit mit mächtigen Drogenbaronen ergibt, wird von den eigenen Quellen des Geheimdienstes und, wichtiger noch, von der Geschichte selbst untermauert.
Die Alleingänge der CIA sabotierten die US-Außenpolitik
An mehreren Stellen weist der Autor zudem nach, wie sehr sich die CIA mit ihrer Drogenpolitik in Alleingänge verstrickte, die die offizielle Washingtoner Agenda sabotierten:
Indem sie geflissentlich den Drogenhandel ihrer geheimen Bundesgenossen übersah, verletzte die CIA das US-Geheimdienstgesetz und spätere Regierungsdirektiven, die von ihr Informationen zur Unterstützung der Drogenkriege verlangten.
Alfred McCoy beschreibt äußerst detailliert, anschaulich und kenntnisreich die fatalen Irrtümer der CIA-Drogenpolitik. Bei der Lektüre begegnen dem Leser berühmt-berüchtigte Stichworte wie „Medellin-Kartell“, „Iran-Contra-Affäre“ oder „French Connection“, um nur einige zu nennen. In ausführlichen Exkursen, etwa unter dem Titel „Eine kleine Geschichte des Heroins“ liefert der Autor zahllose vertiefende Informationen über sein akademisches Lebensthema, das ihn seit gut einem halben Jahrhundert nicht loslässt. Es ist sein bleibendes Verdienst, dass er diese dunkle Seite einer völlig verfehlten amerikanischen Geheimdienst-Politik ausleuchtet.
Mafia, Geheimdienste und Politik der USA
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Diese Chronik behandelt die Geschichte des Organisierten Verbrechens und der
Geheimdienste in den USA sowie deren Einflüsse auf die Politik.
Schwerpunkte bilden:
-die Präsidentschaften von John F. Kennedy, Richard Nixon, George Bush sen. und jun;
-die Ermordungen von John und Robert Kennedy, Marilyn Monroe und Martin Luther King;
-die Mafia in Chicago, Louisiana und New York;
-die Aktivitäten von CIA, FBI, NSA, Secret Service und der Militärgeheimdienste;
-die Kriege gegen Korea, Kuba, Vietnam, den Irak und Afghanistan;
-der 1 1 .September 2001 und der amerikanische Staatsterrorismus.
Zudem gibt es viele weitere Informationen zu relevanten, zeitlich angeordneten
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Quellen
I Für eine vertiefte Beschäftigung mit dem jeweiligen Ereignis, Akteur oder Land habe
IlTheaterstück-l ich ^' e verwenc| eten Quellen angegeben und in einem
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zusammengefasst.
Diese Chronik ist die Zusammenfassung meiner Recherchen für das Theaterstück
, die ich weitergeführt und aktualisiert habe.
Last update 22. Februar 2006
Mafia, Geheimdienste und Politik der USA
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Die wichtigsten Themen der einzelnen Abschnitte sind:
Die Entstehung und Konsolidierung der Mafia sowie die
Karrieren von J. Edgar Hoover, Prescott Bush und Joe Kennedy.
Die Kooperation von Armee, Geheimdienste, Industrie, Mafia,
Faschisten und Vatikan im 2. Weltkrieg und danach.
9:7/64-9/68
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12:9/80-9/8?
13:10/88-9/0(
14:10/00-9/0 -
15:1 0/01 -20(
Quellen
.eaterstück:
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Mafia, Nixon und den Faschisten.
Die Mafia-Unterstützung für Kennedy und Nixon, die Revolution
in Kuba und die Interventionen der CIA.
Das erste Jahr der Präsidentschaft Kennedys: Aussenpolitik,
Geheimdienste, Mafia und Frauen.
Die Ermordung von Marilyn Monroe und die Kuba-Krise.
Kennedys Konfrontationspolitik und die Entstehung einer
Gegenallianz.
Die Ermordung von John F. Kennedy und die Ermittlungen der
Warren-Kommission.
Der Vietnamkrieg, der Garrison-Prozess und die Ermordungen
von Martin Luther King und Robert Kennedy.
Die Präsidentschaft von Richard Nixon: Vietnamkrieg, Putsch
in Chile und Watergate.





