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Die Aktionen der CIA in Italien, Kambodscha, Indonesien, Iran,
Afghanistan, Nicaragua und Irak unter Ford und Carter.
Der Iran-Contra- und der Sparkassenskandal während der
Reagan/Bush-Regierung.
Die Präsidentschaften von George Bush und Bill Clinton mit
der Panama-Invasion und dem Golfkrieg.
George W. Bush und das Terror- Attentat vom 1 1 . September
2001.
Die Folgen von 9-1 1 : Anthrax, Patriot Act, die Kriege gegen
Afghanistan und den Irak.
Mafia, Geheimdienste und Politik der USA
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Übersieh
Einleitung:
1865-1938
1939-1948
1949-1955
1956-1960
Zum Text
Die einzelnen Ereignisse und Biographien dieser Chronik sind
unterschiedlich genau dargestellt, weil ich im Rahmen meiner
Recherchen für das Theaterstück primär die
Hintergründe für Präsident Kennedys Ermordung verstehen wollte. Ich
habe jedoch auch andere wichtige Ereignisse und spätere
Entwicklungen (vor allem die Präsidentschaften von Nixon und Bush
sen. und jun.) in diese Chronik miteinbezogen. Der Text, eine
komprimierte Zusammenstellung von Fakten, Personen und ihren
Verbindungen, ist in 15 Abschnitte unterteilt.
1963-11/1
11/63-6/196'
7/1 964-9/1 9(
10/68-8/197'
9/1974-8/19?
9/1980-9/19?
10/88-9/200 (
10/00-9/20(
10/2001- 200
Quellen
.eaterstück:
Kontakt:
Methodologische Grundsätze
Staaten und Institutionen sind soziale Konstrukte. Wörter wie
"Regierung", "CIA" oder "Mafia" verweisen auf kollektive Illusionen, die
für die Koordination menschlichen Verhaltens handlungsrelevant sind.
Die Konstruktionen in den Köpfen werden durch Handlungen zu Fakten
(Faktum = Gemachtes). Wir haben keine andere Wahl, als am
Selbstverständnis der Akteure anzusetzen und diese Konstruktionen
ebenfalls zu verwenden, um das Funktionieren von Politik, Gesellschaft
oder Wirtschaft rekonstruieren zu können. Die begrifflichen Traditionen
erleichtern die historische Analyse, beinhalten aber die Gefahr der
alltagstheoretischen Selbstverständlichkeit. Denn "Staatsschutz",
"nationale Sicherheitsinteressen" oder "Gesetze" sind im Wesentlichen
Legitimationsformeln, um bestehende Macht- und
Herrschaftsverhältnisse aufrecht zu erhalten.
Da die Geheimdienste und die Mafia keine schriftlichen Quellen
hinterlassen oder diese meist nur ungenügend zugänglich sind, bleibt
die Historiographie ihrer Aktivitäten und Wirkungen ein delikates
Unterfangen. Die mangelnden 'Beweise' müssen durch mehrschichtige
Rekonstruktionen, systematische Vergleiche und detailierte
Fallanalysen kompensiert werden, entsprechend der
kriminalpolizeilichen Doktrin Ciceros: "Cui bono?"
Trotzdem bleiben Rekonstruktionen wie diese Chronik anfällig für die
Diffamierung als "Verschwörungstheorien." Jede Theorie und jede
Geschichtsschreibung muss die Komplexität der Ereignisse und
Zusammenhänge auf die wichtigen Faktoren reduzieren und mit
Generalisierungen arbeiten. Es gibt keine Person oder politische
Gruppe, die die Welt beherrschen könnte, sondern nur unzählige
Akteure, die jedoch gruppenspezifische Interessen verfolgen. Von ihren
Überzeugungen und Intentionen muss jede historische Analyse
ausgehen und diese in Bezug auf die Kontexte rekonstruieren, indem
sie nach den Möglichkeiten, Bedingungen und Effekte der
Handlungsfelder fragt. Politik ist das Feld der institutionalisierten
Machtkämpfe, bei dem die inoffiziellen Kampfmittel nicht ausgeblendet
werden dürfen.
Politische Einschätzungen
Die politische Struktur der der USA lässt sich am besten als
Faschismus charakterisieren, weil die Grosskonzerne, die
Geheimdienste, die Armee, die beiden Parteien und kriminelle
Organisationen personell und institutionell eng miteinander verflochten
sind und sich die Macht teilen. Demokratische Entscheidungen gibt es
in den USA noch weitgehend auf der lokalen Ebene, während die
Einzelstaaten und die Bundesregierung von einem plutokratischen Filz
korporativer Eliten beherrscht werden. Die Verflechtungen von
Industrie, Militär, Polizei, Medien, Regierung, Mafia und der
Geheimdienste lassen 'die Demokratie' zu einer Fassade verkommen.
Dies funktioniert in den USA besonders gut, weil die grosse Mehrheit
der Amerikaner über ein geringes politisches Bewusstsein verfügt, das
mit einer starken Religiosität gekoppelt ist und deshalb sehr einfach
manipuliert und kontrolliert werden kann. Kein anderes westliches Land
definiert sich so stark über den Verweis auf Gott und glaubt, dessen
Werk im auserwählten Land zu verwirklichen. Deshalb ist die
Religiosität gekoppelt mit einem Patriotismus, der mit dem Mythos der
Gründerväter und einer 'sakralen' Verfassung identifiziert wird und
immer noch als Primärtugend gilt, eine Tragödie. Die Verehrung der
Flagge bleibt ebenso unhinterfragt wie die Verdrängung die Geschichte
der Verklavung der Afroamerikaner und der Genozid der Ureinwohner
(es gibt in Washington D.C. ein Holocaust-Denkmal, aber keines für
Sklaven).
Ebenso unbekannt bleibt meist die Bedeutung der 'underground'-
Organisationen. Geheimdienste sind Manipulations- und
Unterdrückungsapparate, die jeder Idee von Demokratie
widersprechen, da sie weitgehend unkontrolliert und unter Ausschluss
von Öffentlichkeit arbeiten. Aufgrund der Möglichkeiten zur
Mittelbeschaffung und -anwendung in einem rechtsfreien Raum ist das
Kriminalitäts- und Gewaltpotenzial der Geheimdienste zwangsläufig
hoch, und die Assoziation mit (anderen) kriminellen Organisationen
naheliegend. Geheimdienste und Mafiaorganisationen sind die grössten
Bedrohungen eines friedlichen und vernünftigen Zusammenlebens der
Menschen, sowohl auf regionaler wie globaler Ebene. Der wirksamste
Schutz der Bürger vor den klandestinen Organisationen ist die
Veröffentlichung der Geheimnisse und die Einforderung demokratischer
Kontrollen. Nicht nur auf politischer, sondern auch auch wirtschaftlicher
Ebene.
lic. phil. Richard Kohler
Mafia, Geheimdienste und Politik der USA
Teil 1 (1865 bis 1938)
Dieser Teil der Chronik behandelt die Entstehung, Immigration und Konsolidierung der
Mafia, die US-Politik in Lateinamerika und die Aktivitäten von J. Edgar Hoover, Prescott
Bush, Joe Kennedy und Franklin D. Roosevelt.
Die zentralen Themen und Personen sind:
Entstehung der Mafia , Ermordung von Abraham Lincoln , Gründung des Secret Service,
Immigration der Mafia , Lateinamerika-Politik der USA , Monroe-Doktrin, Krieg gegen
Spanien, Interventionen in Kuba, Honduras, Nicaragua, Panama und Guatemala, Erster
Weltkrieg , Kooperation von Prescott Bush, Avereil Harriman und George Herbert Walker,
Prohibition , Konsolidierung der Mafia, Die Karriere von Joseph Kennedv , Partner Frank
Costello, J. Edgar Hoover beim FBI , AI Capone in Chicago , Flucht der Mafia aus Sizilien,
Börsenkrise 1929 , Die Mafia in New York : Lucky Luciano, Meyer Lansky, Benny Siegel, Joe
Masseria, Castellammare-Krieg, Salvatore Maranzano, Amerikanisierung der Mafia, Murder
Ine, Albert Anastasia, Roosevelt und Kennedv , Das Kartell der Erdölgesellschaften , John D.
Rockefeiler, Aristoteles Onassis, Das Attentat auf Roosevelt , Aufhebung der Prohibition ,
Glückspielgeschäft, Gewerkschaften, Heroinhandel, Meyer Lansky, Upton Sinclair , Die
Mafiakarriere von Carlos Marcello , Mafiaverfolgung , Hoover, die Nazis und die Mafia ,
Botschafter Kennedv in England .
Der Text umfasst ca. 24 Seiten.
Home Vorwärts zu Teil 2
1865: Die Entstehung der Mafia
Nach 1812 wurde der Feudalismus in Sizilien nach und nach gesetzlich abgeschafft. Da die
Landadeligen und Feudalherren die Bauern nicht mehr zur Arbeit zwingen konnten, verpachteten
sie ihre Latifundien an skrupellose Dorfhonoratioren, die die Bauern notfalls mit Schlägertruppen
auf die Felder treiben. Gegen die Franzosen entstand eine Untergrundbewegung in Form einer
Geheimgesellschaft, die mit dem Slogan "Morte Alla Francia Italia Anela!" Aufstände anzettelt.
Mithilfe der Bauern können die Truppen Garibaldis 1860 die Bourbonen stürzen und Sizilien wird
ein Teil des Königreiches Italien. Aber statt der ersehnten Freiheit von den parasitären
Landbesitzern folgen nach der Proklamation des italienischen Nationalstaates die Truppen und
Polizisten der Bourgoisie aus dem Norden und beuten den Süden wie eine Kolonie aus. Politisch
bleibt jedoch ein Vakuum, in dem lokale Herrscher sich durchsetzen können. 1865 schliessen sich
die sizilianischen Grossgrundbesitzer zu einer grossen Geheimgesellschaft, der "onorata societä",
zusammen. Mitglieder dieser "Ehrenwerten Gesellschaft" erobern die Kontrolle der
Stadtregierungen und des Managements der Fabriken. Um 1900 gibt es im westlichen Drittel der
Insel kaum eine Ecke, die sich dem Einfluss der Mafia entzieht. Der Begriff "Mafia" wird 1865 das
erste Mal von einer Strafverfolgungsbehörde für Gruppen von kleinen Hehlern und Organisatoren
von Verbrechen verwendet. Bald darauf wird er nur noch auf kriminelle Vereinigungen bezogen,
die von einem Boss geleitet werden und über Klientel-Beziehungen ihre Umwelt beherrschen.
Diese Mafiosi mit ihren Schlägertruppen hatten nie die Absicht, die Bauern und Kleingewerbe
gegen Unterdrücker zu verteidigen, sondern sie wollten sie selbst ausbeuten. Das insulare
Misstrauen gegen die italienische Staatsautorität hat allerdings zu einem gewissen Schutz
mafioser Geschäfte durch manche Bevölkerungsgruppen geführt. Obwohl es einen capo di tutti
capi gibt, um 1900 ist dies Don Vito Cascio Ferro, der bei Interessenkonflikten und Streitigkeiten
oberste Autorität geniesst, bleiben die Mafiosi lokale Herrscher.
Während es in Sizilien nie eine einheitliche Organisation mit Zentralleitung gibt, hat sich in Neapel
ein uniformes, straff hierarchisierstes Stadt-Gangstertum entwickelt. Im Unterschied zur Mafia
besetzen Camorra-Bosse keine hohen politischen Positionen und können jederzeit ausgewechselt
werden. Bei der Mafia steht die Familie im Vordergrund; dagegen rekrutiert die 'ndrangheta in
Kalabrien ihre Mitglieder aus den untersten Schichten, die gegenüber Sozialrevolutionären Ideen
viel aufgeschlossener sind. Ihre kriminellen Tätigkeiten liegen im Agrarsektor
(Schutzgelderpressung für Plantagen, Beherrschung der grünen Märkte) und im politischen
Bereich (Wahlstimmenbeschaffung und Einschüchterung von Gegnern) und haben durchaus auch
gewerkschaftliche Aspekte. Der Widerstand des von Fremdherrschaft gezeichneteten Südens
gegen die Zentralregierung und die damit verbundene Schwäche der staatlichen Institutionen
eröffnen jenes Machtvakuum, in dem das Briganten-Gangstertum und die organisierte Kriminalität
entstehen kann.
Quellen : Raith: 48-82, Davis (1994): 20-22, Best: 2.
April 1869: Ermordung von Abraham Lincoln top.
Präsident Abraham Lincoln wird vom 21jährigen Schauspieler John Wilkes Booth, einem angeblich
verrückten Einzeltäter, am 16.4.1865 ermordet. Gleichzeitig mit Lincoln werden zwei seiner
Kabinettsmitglieder an verschiedenen Orten in Washington ermordet. Die Motive des Täters und
der Tathergang bleiben im Dunkeln, wichtige Beweismaterialien verschwinden, und Booth wird
später im Gefängnis umgebracht. Diese Ermordung im typischen Mafiastil ist wie eine Vorlage für
das Kennedy-Attentat.
Im gleichen Jahr wird der Secret Service zur Verfolgung von Falschgeldherstellern gegründet,
weshalb er dem Finanzministerium untersteht. Obwohl schon am 10.1.1835 ein bewaffneter Angriff
auf Präsident Andrew Jackson missglückte, wird erst 1881, nach dem Anschlag auf Präsident
James A. Garfield, eine Polizeibewachung des Weissen Hauses organisiert. Secret Service-
Agenten übernehmen Begleitschutzaufgaben, als Präsident Grover Cleveland 1884
Morddrohungen erhält. Und erst nach der Ermordung von Präsident William McKinley am 6.9.1901
verfügt der Kongress einen Vollzeitschutz durch den Secret Service. Nach einem Mordversuch an
Harry S. Truman 1951 wird der Begleitschutz auch auf Familienangehörige und den
Vizepräsidenten ausgedehnt.
Quellen : Scott (1993): 295, Marrs: 240f.
1869: Immigration in die USA top
Während dem 19. und 20. Jahrhundert emmigrieren über eine Million Sizilianer in die USA. Die
italienischen und sizilianischen Einwanderer haben das organisierte Verbrechen nicht als erste in
die USA gebracht. Es gibt bereits irische und jüdische Gangster, die sich organisieren. Die Iren
haben kein Sprachproblem und alliieren sich mit den Politikern, für die sie Wähler einschüchtern
oder gegnerische Wahlveranstaltungen stören.
Die Sizilianer spezialisieren sich zuerst auf die Erpressung ihrer Landsleute und auf
Falschgeldherstellung. In Louisiana formieren sich 1869 vier von der italienischen Polizei aus
Palermo ausgewiesene Banditen zu einem Bund, den sie "Stoppagherra Society" nennen und der
eine Art Kolonie der sizilianischen Mafia darstellt. Kurz nach dem Bürgerkrieg organisiert der Sohn
eines sizilianischen Einwanderers, Joseph Macheca, die erste Familie in New Orleans, die
mehrheitlich im Hafen aktiv ist. Der sizilianische Mafioso Giuseppe Esposito flüchtet nach der
Ermordung seines Bosses De Leoni nach New Orleans und versucht als "Radzo" den Lokalboss
Tony Labruzzo zu entmachten. Dieser schaltet die Polizisten Mike und David Hennessy ein, worauf
Esposito verhaftet und nach Italien abgeschoben wird. Labruzzo wird daraufhin von Giuliano
Ardotta umgebracht, und auch Mike Hennessy wird erschossen. Ende der 80er Jahre entwickelt
sich die Organisation zur ersten voll organisierten Verbrecherfamilie in den USA. An ihrer Spitze
stehen als Nachfolger Machecas die Brüder Charles und Tony Matranza, die mit etwa 300
Mitgliedern den French Market für die Standard Fruit Company kontrollieren und die Werften und
Kais der gegnerischen Provenzanos ebenfalls unterjochen wollen. David Hennessy, alliiert mit den
neapolitanischen Provenzanos, schaltet sich in den entstehenden Krieg ein und wird am
15.10.1890 umgebracht. 19 Mitglieder der Matranza-Bande werden angeklagt, aber dank
Todesdrohungen und Bestechungen freigesprochen. Die erzürnte Bevölkerung stürmt unter der
Führung von William S. Parkinson das Gefängnis und lyncht 1 1 der Mobster. Nachfolger der
Matranzas wird Sam "Silver Dollar" Carolla, der die Kontrolle der Territorien der Provenzanos
sichert.
Zwischen 1890 und 1920 kommen insgesamt mehr als 18 Millionen neue Bürger in die Vereinigten
Staaten, darunter sehr viele Kinder, die durch öffentliche Bildung integriert werden müssen. Als das
Stück des jüdischen Autors Israel Zangwill The Melting Pot 1908 in Washington Premiere hat,
befinden sich die Vereinigten Staaten mitten in der grössten Einwanderungswelle, die das Land je
erlebt hat. Die Metapher des "Schmelztiegels" verweist nicht einfach auf Ideologie, wenn man die
Institutionen der Integration betrachtet, also die Schulen und öffentlichen Bildungseinrichtungen.
Das Ziel der sozialen und kulturellen "Verschmelzung" kann nur mit einer integrativen Schulung
erreicht werden, die mit grossem Mittelaufwand angestrebt wird. Alle Einwanderergruppen bringen
kriminelle Organisationen hervor. Beispielsweise sind die Banden von Jesse Woodson James in
den Südstaaten Anglo-Saxen.
In Pennsylvania formen Stefano LaTorre und Santo Volpe "The Men of Montedoro", da um die
hundert Familien aus diesem sizilianischen Ort stammen. Ihr Einfluss auf die Kohleminenarbeiter
führt zur ersten Kontrolle einer Gewerkschaft, der United Mine Workers.
In Chicago werden nach sozialistischen Agitationen auf dem Haymarket und einer Verschwörung
des Managements vier Gewerkschaftsführer zum Tod verurteilt und am 1 .5.86 gehängt. Dieser Tag
wird seither jedes Jahr als Gewerkschaftstag begangen. Ende des Jahrhunderts entstehen die
irische Organisation unter Charles Dion O'Bannion und sizilianische und italienische Gangs wie die
"Camoras", die "Secret Hands" oder die "Mysterious Hands", die ihre Landsleute terrorisieren und
erpressen. Die bekannteste Gang wird die sizilianische "Black Hands". Deren Chef ist ab 1905
Diamond Joe Esposito, der dank seiner Korruptionstaktik und seinen Beziehungen zur Politik zum
Boss aufsteigt. Der zweite wichtige Mann ist Big Jim Colosimo, der seine Karriere bei einer
Puffmutter begann und nun die Prostitution kontrolliert. Die zunehmende Konkurrenz der Gangs
führt zu Kämpfen und erfordert immer wieder Verstärkung: Esposito lässt die Genna-Brüder aus
Sizilien kommen, Colosimo wird Johnny Torrio aus New York holen, und die lokalen Gangs von
jungen Kriminellen werden rekrutiert.
Die sizilianischen Immigranten in New York lassen sich mehrheitlich in Harlem, die
neapolitanischen vor allem auf der Lower East Side nieder. Die Sizilianer Ignazio Lupo Saietta und
Giuseppe Morello rekrutieren aus diesen Quartieren die Mitglieder ihrer Gang, die um die
Jahrhundertwende die grösste der Stadt sein wird. Auch hier gibt es eine "Black Hand", in die sich
der Polizeileutnant Joseph Petrosino infiltrieren kann. Als er die Polizeiarbeit gegen die Mafia mit
italienischen Fahndern koordinieren will, wird er in Sizilien angeblich von Don Vito Cascio Ferro
persönlich ermordet. Bekannt sind auch die "Five Points" und die "James Street Gang" von Johnny
Torrio, dem Neffen von Colosimo. Die Politik von New York City wird durch die Tammany Hall, ein
ämterverteilender Wahlapparat der Demokratischen Partei, beherrscht. Irische und dann auch
jüdische Gangster schmieren die Politiker der Tammany Hall, stellen ihnen die Wahlhelfer und
Schläger zur Verfügung, damit sie von Polizei und Justiz in Ruhe gelassen werden. Nach
bewaffneten Strassenschlachten im August 1903 zwischen der 1200 Mann starken jüdischen Gang
von Monk Eastman mit rivalisierenden Gangs greifen die Behörden ein, allerdings nicht, um die
Gangs zu eliminieren, sondern nur, um einen Waffenstillstand zu vermitteln.
Quellen : Davis (1988): 20-28, Delorme: 17-33, Giancana: 28ff, Marrs: 157, Best.
1898: Lateinamerika-Politik der USA top.
Bereits am 2.12.1823 verkündete Präsident James Monroe die nach ihm bekannte Doktrin, die den
Europäern jeglichen Einfluss in den amerikanischen Kontinenten verbietet. Die Briten wollen das
bröckelnde Kolonialreich der Spanier beerben, was die USA zu verhindern verstehen. 1824 erfolgt
eine militärische Intervention der USA in Puerto Rico, 1831 in Argentinien, und 1845 und 1847 in
Mexico, worauf die USA die Hälfte des Territoriums annektieren. Nach dem Ende des Bürgerkriegs
proklamierte Präsident Ulysses Grant seinen Glauben an die "offenkundige Bestimmung" der USA,
den gesamten Kontinent unter ihre Vorherrschaft zu bringen. Zur "Verteidigung der Demokratie"
werden laufend Unabhängigkeits-Bewegungen abgeklemmt.
Meist wird der amerikanische Imperialismus religiös legitimiert: Schon im Krieg gegen die
Mexikaner in den 1840er Jahre wurde mit Rekurs auf die Prädestinationslehre behauptet, Gott
selbst habe die Pferde und Kanonen der Vereinigten Staaten gesegnet. 1859 verteidigte Horace
Greeley die Massaker an den Prärieindianern mit derselben Logik: "Diese Leute müssen
aussterben - es kann ihnen niemand helfen. Gott hat die Erde denen gegeben, die sie sich
Untertan machen und sie zu kultivieren verstehen; es wäre vermessen, sich seinem gerechten
Auftrag zu widersetzen."
Die Depression im Winter 1893/94 brachte grosse Arbeitslosigkeit, gewalttätige Streiks in den
Stahlwerken von Pennsylvania und den Kohlebergwerken von West Virginia. Der Aufruhr zwang
die Oligarchen an der Ostküste, etwas zu finden, um den "Eiter aus dem anarchistischen,
sozialistischen und populistischen Furunkel zu ziehen", wie ein Banker aus Philadelphia sich
ausdrückt. Präsident William McKinley setzt auf die Idee eines amerikanischen Empire: Seit 1895
führte Jose Marti den zweiten Unabhängigkeitskrieg in Kuba, und McKinley nahm die Explosion
des Panzerkreuzers USS Maine im Hafen von Havanna zum Anlass, Spanien den Krieg zu
erklären. McKinley untergrub alle Versuche der Spanier zu verhandeln. Die Pressezaren Joseph
Pulitzer von World und William Randolph Hearst vom New York Journal behaupteten mehrere
Wochen lang, die Spanier hätten eine Mine gelegt. Die USA erobern Puerto Rico und unterstellen
es bis zur formalen Annektion von 1952 einem US-Gouverneur. Beim Feldzug auf den Philippinen
massakrieren die Marines 200'uOO Einwohner.
Albert Beveridge, republikanischer Senator aus Indiana, meint 1901 : "Wir werden nicht klein
beigeben im Auftrag, unserer Rasse, unter Gottes Wille weltweit als Treuhänderin der Zivilisation
zu wirken, und wir werden mit unserem Werk weitermachen, ohne wie Sklaven, die zu ihrer Arbeit
gepeitscht werden, unseren Schmerz herauszuschreien, sondern mit Dankbarkeit für ein
Unternehmen, das unserer Kraft würdig ist, mit Daknbarkeit gegenüber dem allmächtigen Gott,
dass er uns als sein auserwähltes Volk bezeichnet hat, das fortan seine Heilung der Welt anführen
darf."
191 1 kommt eine Untersuchungskommission zum Schluss, ein Explosionsunglück im
Maschinenraum habe den Untergang des Schiffes und den Tod von 260 Seeleuten ausgelöst. Die
USA dirigieren die Innenpolitik und intervenieren bei Widerstand militärisch: 1906, 1912 und 1917,
wonach bis 1934 eine US-Militärverwaltung besteht.
Wegen der Kontrolle der Häfen und der Hafengewerkschaften arbeiten die Import- und
Exportfirmen, vor allem wenn sie mit schnellverderblichen Gütern handeln, mit der Mafia
zusammen. In der Revolution von 191 1 in Honduras spielt die Mafia von New Orleans eine





