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antrat. Nach 4 Jahren Gefängnis wurde er vorzeitig entlassen, nachdem ihm Gouverneur O. K.
Allen auf Druck korrupter Beamte, die von Marcellos Vater gratis mit Gemüse beliefert wurden,
Straferlass gewährte. Marcello übernahm die Bar .Brauner Bomber' in Gretna, wo er Drogen an
junge Schwarze verkaufte.
25jährig tritt er dank Frank Todaro der Mafia von Louisiana bei und heiratet 1936 dessen Tochter
Jacqueline. Kurz darauf gründet er mit seinem Bruder Vincent die Spielautomatenfirma "Jefferson
Music Company". Frank Costello kommt nach New Orleans, nachdem Bürgermeister Fiorello La
Guardia in New York seine Spielkästen öffentlich mit einer Axt zertrümmerte. Bürgermeister und
Senator Huey B. Long empfängt Costellos Spielmaschinen mit offenen Armen, weil er damit, so die
Begründung, staatliche Wohltätigkeitsprogramme finanzieren möchte. Long wurde 1928
Gouverneur, machte sich mit publizitätswirksamen Massnahmen einen Namen und befreundete
sich als Senator im New Yorker Jet-set mit Costello. Vom ersten Jahresgewinn der
neugegründeten Pelican Novelty Company von $800'000 gehen monatlich $20'000 an Long und
$600 werden an Wittwen und Waisen ausbezahlt. Carlos Marcello wird Frank Costellos Partner:
Marcello kann 250 der 1000 Spielautomaten Costellos verwalten und zwei Drittel der Einnahmen
davon einstecken. Um das verbotene Spielgeschäft zu sichern, schmiert er den Polizeichef
Beauregard Miller. Mit Waffengewalt werden überall seine Automaten installiert und Marcello
erwirbt sich den Ruf eines unnachgiebigen Eintreibers.
Die Mafia von New Orleans unter Sam Carolla ist, da es keine rivalisierende Banden gibt, die
einzige nicht straff hierarchisch organisierte im ganzen Land. Die bis anhin isolierte Mafia von
Louisiana wird nun Teil des nationalen Syndikats, und Costello, Carolla und Finanzfachmann
Meyer Lansky beschliessen, in New Orleans ein Unterwelt-Kommunikationszentrum zu errichten,
während Crescent City zum Finanzzentrum wird. Long setzt sich für die Interessen des Mob ein
und wird dafür geschmiert. Meyer Lansky schreibt Finanzgeschichte, als er für Long ein
Nummernkonto in der Schweiz eröffnet. Allerdings wird Long 1935 im Zusammenhang mit seinen
Präsidentschaftsambitionen gierig; er verlangt über $3 Mio. Schmiergelder pro Jahr. Seymour
Weiss, Verwaltungsrat der Standard Fruit, dealt mit Costello und Rosenstiel und ist der
Schmiergeldzahler von Long. Roosevelt setzt das IRS auf Long und Weiss an, nachdem Long
Präsidentsschaftsabsichten äusserte, und Long wird daraufhin eliminiert. Offiziell wurde Long von
einem verrückten Arzt erschossen, der dann selbst sofort umgebracht wird. Vermutlich ist Guy
Molony, der in in Zentralamerika mehrere Revolutionen für die Bananenfirmen mitorganisiert hat,
der Mörder Longs. New Orleans Bürgermeister T. Semmes Walmsley hatte den früheren
Polizeichef Molony kurz vorher zurückgebracht. Molony baute beim Zusammenbruch der
Bananenwirtschaft in den 30er Jahren einen erfolgreichen Drogenhandel mit der honduranischen
Staats-Airline TACA auf und wird später durch die CIA geschützt. Seine Konkurrenten im
Heroinhandel, zu denen Marcellos Kollege Nofio Pecora gehören, fliegen auf.
Die Früchtefirmen sind schon seit langem mit der Mafia liiert. Weil ihre Produkte verderblich sind,
können sie leicht mittels Streiks erpresst werden. Um die Gewerkschaften zu kontrollieren,
engagierten die erfolgreichen Firmen Mobsters: in New Orleans arbeitete United Fruit bereits mit
dem Boss Joe Machecha zusammen. Aus den sizilianischen Vaccaro Brothers entstand Standard
Fruit & Shipment. Seymour Weiss von der Standard Fruit kooperiert mit Frank Costello, und der
Enkel von Lucca Vaccaro, Blaise d'Antoni, geschattet mit Paul Frankie Carbo von der Lucchese-
Familie. Mit Longs Mord kann eine ganze Serie von Korruptionsaufdeckungen verhindert werden.
1940 wird allerdings fast der gesamte Hafen von New Orleans angeklagt wegen Erpressung und
Betrug, inklusive Earl Long, Hueys Bruder und Nachfolger.
Carlos Marcello verkauft im März 1938 einem FBI-Agenten 23 Pfund Marihuana, wird verhaftet und
zu einem Jahr Gefängnis und $76'830 Busse verurteilt. Er wird jedoch mit einer Busse von nur
$400 nach 9 Monaten, erneut dank O.K. Allen, freigelassen. Nach der Begnadigung 1935 gibt es
gegen Marcello Anklagen wegen Überfälle und Raub, Steuerhinterziehung, Überfälle mit
Tötungsabsicht eines Polizisten und eines Reporters und Drogenhandels, aber keine kommt je vor
Gericht. Dazu kommen die meist sehr grausamen Morde, denen Marcello verdächtigt, aber
niemals angeklagt wird.
Quellen : Giancana: 64f, Davis(1988): 29-41, Best: 7.
Mafiaverfolgung top
Thomas E. Dewey wird von Bürgermeister Foriello La Guardia zum Sonderankläger von New York
ernannt. La Guardia wurde 1932 gewählt, nachdem sein Vorgänger Jimmy Walker wegen
Schmiergeldern zurücktreten musste, und versucht nun ernsthaft, das Glückspielgeschäft, die
Korruption und die Macht der Tammany Hall zu brechen. Dewey fordert die Bevölkerung über das
Radio zur Mithilfe auf, und im ersten Monat melden sich bei ihm 3000 Informanten. Seine
Verfolgung der Mobster, die ihnen als "the Big Heat" in Erinnerung bleibt, startet mit Dutch Schultz
und seinen Number-Rackets. Schultz, wegen Steuerhinterziehung angeklagt, bittet das Syndikat,
Dewey umzubringen. Aber das Risiko wird als zu gross eingestuft. Am 23.10.35 wird Dutch Schultz
zusammen mit seinem Bankier Otto Berman und seinen Leibwächtern Lulu Rosenkrantz und
Abraham "Abe" Landau im Palace Chop House in Newark, New Jersey, von Charly "the Bug"
Workman und Emmanuel "Mendy" Weiss umgebracht.
Dewey ermittelt danach gegen Lucky Luciano und sein Prostitutionsunternehmen, das diesem $12
Mio. jährlich einbringt. Luciano war unangenehm aufgefallen, weil er die Schauspielerin Thelma
Todd zu Tode prügeln Hess. Da die Angestellten des Paramount-Studios und die Kriminalpolizei
von Santa Monica die Beweise verschwinden Hessen, wurde der Tod als tödlicher Selbstunfall
klassiert. Dewey lässt 68 Zeugen, davon 40 Prostituierte, im Prozess auftreten. Luciano, der sich
bei seinen Dirnen siebenmal mit Tripper und mit Syphilis angesteckt hatte, wird 1936 zu 30 bis 50
Jahre Haft verurteilt, nachdem 3 Prostituierte gegen ihn aussagten. Das einzige Beweismaterial
gegen Luciano kommt von der heroinsüchtigen Strassenhure "Cokey" Flo Brown, die ihre
Geschichte nach mehreren Tagen im Gefängnis ohne Drogen erzählte.
Über Vito Genovese kann Luciano sein Unternehmen von der Zelle in Dannemora aus weiterleiten.
1932 verliebte sich Genovese in eine verheiratete Frau, die er zwölf Tage nach dem Tod ihres
erwürgten Ehemannes heiratete. Nach den Flitterwochen tätigte Genovese ein
Erpressungsgeschäft mit Fernand "the Shadow" Boccia im Spielgeschäft. Anstatt die $150'000 zu
teilen, setzte er zwei Killer auf Boccia an und bezahlte dann den einen der beiden, um seinen
Kollegen zu ermorden. Aber dieser überlebte und ging zur Polizei. 1938 flieht Genovese nach
Italien, um einer Verhaftung durch Dewey wegen dem Mord an Boccia von 1934 zu entgehen, und
Frank Costello ersetzt Genovese.
1936 wird Lepke Buchalter angeklagt, Heroin im Wert von $10 Mio. von Shanghai und Hong Kong
in die USA geschmuggelt zu haben. Anastasia versteckt Buchalter, auf dessen Kopf eine
Belohnung von $1 Mio. ausgeschrieben wird, muss aber immer wieder Zeugen bestechen, weil
Buchalter weiterhin für die Murder Inc. und an Schutzerpressungen von Firmen arbeitet. Lucky
Luciano entscheidet im August 1939 im Gefängnis, Buchalter zu opfern, um dem Sonderermittler
Thomas Dewey den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Kopf der Murder Inc. wird über Meyer
Lansky angewiesen, sich Hoover zu ergeben. Costello trifft sich auf Vermittlung von Lewis
Rosenstiel mit Hoover, der Buchalter am 24.8.39 mit grosser Publizität festnimmt. Dewey und die
Polizei von New York fühlen sich ausgetrickst, da Hoover hinter ihrem Rücken arbeitet und ausser
Prestigeerfolg absahnen nichts zum "Big Heat" beiträgt. Lansky, der Lucianos Drogenhandel und
die Geldtransaktionen weiterführt, gewährt den Rosenstiels daraufhin unbeschränkte Spielkredite
im Hotel Nacional in Havanna. Er profitiert besonders von diesem Deal, lässt ihn doch nicht nur
Hoover, sondern auch Anslinger in Ruhe. Obwohl er in den Berichten von FBN und FBI oft figuriert,
wird er, abgesehen von einer kurzen Periode, in der Robert Kennedy versucht, Licht in die Casinos
von Las Vegas zu bringen, nie abgehört oder genauer unter die Lupe genommen. Als Lansky
schliesslich angezeigt wird, steckt das IRS dahinter.
Da Abraham Reles und Allie Tannenbaum 1940 wegen Immunitätszusicherung zu singen
beginnen, kommen Workman und Weiss wegen dem Mord an Dutch Schultz im Gefängnis. Dank
den Aussagen kann die Polizei 40 Morde der Murder Inc. aufklären, ohne aber einen
Zusammenhang zur Mafia beweisen zu können. "Abe Kid Twist" Reles, dessen Spezialität Mord
mit Eispickeln war, wird am 1 2.1 1 .41 , obwohl unter Polizeischutz stehend, aus dem Fenster des
sechsten Stocks des Half Moon-Hotels geworfen. Er hätte kurz darauf gegen Anastasia aussagen
sollen. Joe Adonis rühmt sich, den Staatsanwalt, der die Untersuchung von Reles Tod nach nicht
mal einem Tag einstellt und Anastasias Namen vom Fahndungsregister streicht, im Griff zu haben.
Zusätzlich zu den ergiebigen Schutzgelderpressungen steigt Adonis in den Zigarettenmarkt ein.
Tausende von Verkaufsmaschinen werden installiert und oft mit gestohlenen Zigarretten von
Lastwagenlieferungen der Konkurrenz gefüllt. Buchalter und Weiss landen 1944 auf dem
elektrischen Stuhl. Buchalter ist der einzige bedeutende Mafiosi der amerikanischen Geschichte,
der legal hingerichtet wird. Shapiro, wegen Mord zu lebenslänglich verurteilt, stirbt im Gefängnis.
Damit verliert die Murders Inc. an Bedeutung, und die jüdischen Namen werden seltener.
Auch Bugsy Siegel wird wegen Mord an Harry Greenbaum, einem Gangster aus dem Umkreis von
Lepke Buchalter, der Siegel verpfiffen hat, verhaftet. In der Zelle, mit allen VIP-Privilegien
ausgestattet, entwickelt er den Plan, dem Dreamland Kuba ein zweites in Las Vegas
entgegenzustellen, weil Nevada 1931 das Glückspiel legalisierte. Dank seinem Jugendfreund und
Bierschmuggler George Raft ist Siegel nach Hollywood gekommen und hat dort sowohl
Filmproduzenten wie auch Schauspielerinnen, die auf ihre grosse Karriere hofften, erpresst. Die
$500'000, die er pro Jahr so erwirtschaftete, investierte er weitgehend in den Drogen- und
Mädchenhandel. Mithilfe seines Verteidigers Jerry Geisler und dem rätselhaften Tod einiger
Zeugen kommt Siegel bald wieder frei und macht sich daran, in Las Vegas ein luxuriöses Hotel mit
integriertem Casino aufzubauen. Der spätere Schauspieler Raft arbeitet in Lanskys Casinos in
Havanna und London.
Quellen : Davis (1994): 59, Delorme: 60, 115ff, Best: 5-8, 19, Summers (1993): 238f, Lacey: 110,
Knorr (1992a): 45.
1937: Hoover, die Nazis und die Mafia top
J. Edgar Hoover bekämpfte bisher die Prostitution und die Erpressungsgeschäfte der Mafia, aber
nicht die verbotenen Wetten der Pferderennbahnen, die nach dem Ende der Prohibition das meiste
Geld einbringen. Hoover liebt die Pferdewetten.
Im Juli 1933 konnte Hoover nur mit viel Lobbying, indem er diffamierende Informationen über
andere Kandidaten streute, und Mord (oder Glück) seine Stelle behalten: Der ihm feindlich
gesinnte Staatsanwalt Thomas Walsh starb zwei Tage vor Amtsantritt als Justizminister an einem
Infarkt. Der neue Justizminister Homer Cummings startete einen Anti-Gangster-Kriegszug,
zusammen mit einer vom Journalisten Henry Suydam geleiteten, breit angelegten PR-Kampagne.
Die Erfolge der Jagd auf Einzelgänger-Banditen wie "Machine Gun" Kelly, "Baby Face" Nelson
oder John Dillinger wurden vor allem Hoover zugeschrieben, der Louis B. Nichols als Leiter der
Crime Records Division für die Public Relation einstellte. Mit der Förderung der G-Man-
Unterhaltungskultur (Filme, Groschenhefte, Comics) kann sich Hoover zum Volkshelden stilisieren.
Er baute eine Zentralkartei für Fingerabdrücke und eine Nationale Polizeiakademie auf und stellte
die FBI-Akten den Polizeidienststellen zur Verfügung, worauf sich die Beziehungen zu den lokalen
Ordnungshütern etwas verbesserte.
Während sich die Mafia als "Organisation" etabliert, gibt Hoover deren Bekämpfung 1937 ziemlich
abrupt auf und behauptet, es gebe keine nationale Verbrecherorganisation. Laut Boss Carmine
Lambordazzi hat die Mafia Hoover in der Tasche. Hoover fährt gelegentlich nach Manhattan und
trifft Frank Costello. Der Mafiosi hatte Hoover in den frühen 30er Jahren auf der 5th Avenue in New
York angesprochen und ihn seither "kultiviert". Hoover und Costello sind Freunde und treffen sich
in Washington, im Central Park, in der Lobby des Waldorf-Astoria, an den Pferderennen oder bei
einem gemeinsamen Freund. Hoover mag es nicht, mit einem monatlichen Geldcouvert geschmiert
zu werden, weshalb Costello Pferderennen manipulieren lässt, um Hoover bei der Stange zu
halten. Frank Erikson, der grösste und mächtigste Buchmacher, informiert Costello über ein
bevorstehendes abgekartetes Rennen, der dann den Chronisten Walter Winchell benachrichtigt,
welcher wiederum Hoover ins Bild setzt. Der FBI-Direktor kann so selbst entscheiden, wieviel er
gewinnen will. Er selbst setzt immer nur die legalen $2, aber einer seiner Agenten oder Clyde
Tolson setzen grosse Summen, im Schnitt $200, und gewinnen immer. Hoover lässt sich auch in
Mafiakreisen sehen wie im Stork Club von Sherman Billingsley in New York, in Joe's Stone Crab
Restaurant von Jesse Weiss in Miami oder bei Del Webb, Casinobesitzer in Las Vegas, der ihn
gratis einquartiert.
Hoover hat Kontakt mit Ed Levinson, John Drew, Ray Ryan, Art Samish, Dub McCanahan, einem
Marcello-Partner, Johnny Roselli oder Irving Davidson. Die Mafia hilft Hoover, solange es nicht um
ihr eigenes Geschäft geht, dafür lässt Hoover die Mobster in Ruhe. Als Costello in den frühen 50er
Jahren von einem fleissigen FBI-Agenten überwacht wird, versetzt Hoover diesen nach einem
Telephonanruf Costellos nach Alaska. Dasselbe passiert einem anderen FBI-Agenten, der Lansky
bewacht und nach Georgia versetzt wird. Costello ist der wichtiste Kontaktmann der Mafia mit der
Oberwelt in den 40er und 50er Jahren, bis er von Gigante angeschossen wird. Danach zieht er
sich dann eine Art Halbpension zurück, wobei er immer noch Deals arrangiert und Streit zwischen
Mobstern schlichtet.
Der Journalist Walter Winchell, Hoovers Freund, kennt auch Owney "the Killer" Madden, Meyer
Lansky, der in New York im selben Haus wohnt, und Joe Kennedy persönlich. Als Kennedy 1933
eine Affäre hatte mit dem Broadway Showgirl Evelyn Crowell, der Wittwe des New Yorker Gansters
Larry Fay, und im New York Journal-American darüber berichtet wurde, besuchte Kennedy
Winchell. Die beiden befreundeten sich, die Story konnte unterdrückt werden und Kennedy wurde
zu einer der Schlüsselquellen für seine Boulevardgeschichten.
Meyer Lansky ist im Besitz von kompromittierenden Photos, auf denen Hoover gut erkennbar
seinem Freund Clyde Tolson einen bläst. Lansky schmiert auch Nahestehende Hoovers und
bekommt sogar FBI-Reports von den FBI-Agenten, die ihn "überwachen" sollen. Der Stillhaltepakt
dauert bis zum Tode Hoovers. Manchmal behindert Hoover aktiv und bewusst ein Vorgehen gegen
die Mafia, zum Beispiel als der Pferderennservicebesitzer James Ragen dem FBI über seine
neuen Konkurrenten alles berichtet, was er weiss. Das FBI startet zwar eine Operation, verweigert
Ragen aber Begleitschutz. Nachdem dieser von Lenny Patrick und Dave Yaras auf Befehl von
Jake Guzik umgebracht wird, weist Hoover seine Agenten an, die Untersuchung abzubrechen.
Der FBI-Direktor, der Homosexuelle in der Öffentlichkeit als pervers bezeichnet, hat auch
fetischistische und pädophile Tendenzen. Er verkleidet sich bei Sexparties als Frau, und die
Sittenpolizei von New Orleans verhaftete ihn Ende der 20er Jahre einmal mit einem minderjährigen
Strichjungen. Da Henry G. C. Corcoran damals intervenierte und eine Strafverfolgung verhinderte,
kann sich dieser im Gegenzug illegale Geschäfte erlauben, ohne mit Strafverfolgung rechnen zu
müssen. Der Ex-Agent Guy Hottel erzählt, wenn er betrunken ist, von Sex-Parties ohne Mädchen
bei Hoover, weshalb Hoover ihn jeweils in Polizeigewahrsam nehmen lässt. Da Hottel aber zuviel
weiss, entlässt Hoover ihn nicht. Hoover lässt jedes Gerücht über seine eigene Homosexualität
unterdrücken und seine Agenten während 23 Jahren gegen die "homosexuals right groups"
vorgehen, um davon abzulenken. Offenbar macht Hoover das Risiko der möglichen Entdeckung
seiner Homosexualität paranoid. Hoover befindet sich von 1941-71 in psychiatrischer Behandlung,
und oft verhält er sich sehr brutal gegenüber Homosexuellen (wie gegen Sumner Welles) und
benutzt Gerüchte angeblicher Homosexualität als politische Waffe (wie gegen Adlai Stevenson).
Hoover besteht darauf, beschlagnahmtes pornographisches Material selbst zu sichten.
Fords rechte Hand Harry Bennett trifft sich als Informant mit J. Edgar Hoover. Bennett ist der
Verbindungsmann zu ehester LaMare, Boss des Detroiter Mafia, der eine Privatarmee gegen
Gewerkschaftsaktivitäten aufgebaute, womit Henry Ford keine Gewerkschaftsprobleme mehr hat.
Im Gegenzug erhalten Gangster wie Joe Tocco, Leo Cellura, Joe Adonis, Tony D'Anna
Beteiligungen bei Ford. Bennett versorgt Hoover mit Informationen über Linke, wobei sich später
herausstellt, dass viele Namen vom lokalen Faschistenführer Gerald Smith stammen.
1934 erhielt Hoover von Roosevelt den geheimen Auftrag, die Nazis und deren Sympathisanten zu
überwachen, wobei alle anderen Aktivitäten gegen Radikale ausdrücklich verboten bleiben. Aber
Hoover arbeitet eng mit der 1923 in Berlin gegründeten Interpol zusammen, in der Heinrich
Himmler, Reinhard Heydrich, Arthur Nebe und andere fanatische Nazis aktiv sind. Auch nach dem
Überfall der Tschechoslowakei und dem Fall Frankreichs tauscht Hoover noch immer
Fahndungslisten mit Interpol aus. Erst drei Tage vor Pearl Harbor stoppt er die Zusammenarbeit.
Nach dem Krieg verlegt Interpol seinen Sitz nach Paris, ernennt Hoover zu Vizepräsidenten und
weigert sich hartnäckig, Nazi-Kriegsverbrecher zu suchen. In den 70er Jahren wird der ehemalige
SS-Offizier Paul Dickopf Präsident der Interpol.
Am 24.8.36 ersuchte ihn Roosevelt wiederum geheim, neben den Faschisten auch die
Kommunisten zu überwachen, was Hoover schon lange machte. Wegen Spionage- und
Sabotagegefahr bewilligte Roosevelt $150'000. Die Abteilung für Spionage heisst Division Five, die
bereits seit 1919 existieren soll, aber erst zu diesem Zeitpunkt offiziell wurde.
Nach einer cleveren Intrige seitens Hoovers beschliesst Roosevelt am 26.6.39, dem FBI die
Leitung bei Spionage- und Sabotagefällen zu übertragen, und nicht der Military Intelligence
Division oder dem Office of Naval Intelligence. Das FBI expandiert von 898 Agenten 1940 auf 4886
Agenten 1945. Hoover eröffnet am 2.9.39 eine präventive Notverhaftungsliste "aller Feinde der
USA". Justizminister Briddle verbietet diese Auflistung als sinnlos, wonach sie Hoover unter
"Security Matter" geheim weiterführt. Eine weitere geheime Archivierung veranlasst Hoover mit
Informationen, die durch illegale Aktionen des FBI wie Einbrüche bei politischen Organisationen,
um beispielsweise Mitgliederlisten zu stehlen, zustande kommen. Obwohl offiziell seit 1934 durch
den Kongress verboten, hat Hoover das Telephonabhören permanent eingesetzt. Am 21 .5.41
legitimiert Roosevelt das geheime Abhören von Subversiven. Roosevelt beauftragt Hoover auch,
Informationen über seine Gegner bei der nächsten Präsidentenwahl zu sammeln.
Alle Präsidenten seit Roosevelt benutzen Hoovers Wanzen auch für eigene politische Zwecke, was
Hoovers Position sichert. Hoover sichert seine Macht auch durch die Mitgliedschaft in vielen
Organisationen: American Bar Association, Boy Scouts, United States Chambres of Commerce,
Kiwanis International, Knights of Columbus, Optimists International, Rotary International, Veterans
of Foreign Wars u.a.m. Am meisten bringt ihm die American Legion, die dem Justizminister
Jackson im Juni 1940 vorschlägt, er solle 1 1'000 Posten der Legion erlauben, die das Land in
Bezug auf "subversive Aktivitäten" flächendeckend überwachen würden. Jackson lehnt ab, aber
Hoover kann es so drehen, dass die Legionäre als Informanten die FBI-Büros kontaktieren können.
Obwohl über die Legion bis im Oktober 1943 60'000 Informanten rekrutiert werden, kommen wenig
Brauchbares über diese Kanäle. Aber sie eröffnen Hoover einen breiten Kontakt mit konservativen
Medienschaffenden und Abgeordneten. Zudem baut Hoover über seinen Freund Carl Mclntire die
Cover-Institution American Council of Christian Churches auf.
Quellen : Theoharis/Cox: 119, 187, 237, Schulz: 82,181, Davis (1988): 237, 267f, Davis (1994): 103-
107, Todd, Brussell: 5f, Summers (1993): 43-91, 91-129, 225-245, Cran, Lacey: 89, Hersh: 48,
Giancana: 247f,
Dezember 1937: Botschafter Kennedy in England top
Joe Kennedy wird, obwohl er über keinen politischen Background verfügt, als Dank für die
Unterstützung von Roosevelts Wiederwahl zum Botschafter in England ernannt. Die beiden Jahre
vorher beschäftigte Kennedy sich mit der Reorganisation der Firmen RKO, Paramount und Hearst
Corporation und schrieb zusammen mit dem Journalisten Arthur Krock das Buch l'm for Roosevelt.
Krock ist der Leiter des New York Times-Büros in Washington und wird von Kennedy mit bezahlten
Ferien, teuren Geschenken und Frauen versorgt.
Nach dem Wahlsieg Roosevelts wurde Kennedy, der eigentlich auf das Finanzministerium hoffte,
zum Direktor der maroden Obersten Handelsschifffahrtsbehörde berufen, ein Job zweiter Klasse,
aus dem Kennedy das Beste macht. Kennedy verbringt Monate mit Lobbying für eine
angemessene Stellung und beackert James Roosevelt. 1933 begleitete der Präsidentensohn
Kennedy nach England, als es um die Neuorganisation und Legalisierung von Alkoholimporten
ging, wobei Joe die Schwächen Roosevelts für Frauen und Reichtum gezielt auszunützen






