- -
- 100%
- +



Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 9783865066480
© 2011 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelgrafik: fotolia
Satz: Satzstudio Winkens, Wegberg
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
www.brendow-verlag.de

Cover
Titel
Impressum
LOVE ATTACKS – LIEBESATTACKEN
ATTACKE # 1: KEIN SEX IM WHIRLPOOL
ATTACKE # 2: SCHREIBE AN ODER ÜBER JEMANDEN, DER DICH INSPIRIERT
ATTACKE # 3: BABYSITTING-SERVICE FÜR ALLEINERZIEHENDE
ATTACKE # 4: »OPERATION FATTY« ODER: SCHMEISST EINE PARTY, UM JEMANDEN ZU EHREN
ATTACKE # 5: POSITIV BLEIBEN
ATTACKE # 6: DRECK WEG!
ATTACKE # 7, # 8 UND # 9: GUTE NACHRICHTEN!
ATTACKE # 10: KLINGELING UND WEG
ATTACKE # 11: DIE ABGELAUFENE PARKUHR IST DOCH NICHT ABGELAUFEN
ATTACKE # 12: WERDE EIN FAN!
ATTACKE # 13: ZUSAMMEN ESSEN
ATTACKE # 14: SAG WAS NETTES (IN MÖGLICHST VIELEN SPRACHEN)
ATTACKE # 15: PATENSCHAFTEN
ATTACKE # 16: HIT AND RUN
ATTACKE # 17: MIT 10 EURO DIE STADT VERÄNDERN
ATTACKE # 18: DIE UNTERBRECHUNG … ZU EHREN VON
ATTACKE # 19: LASS JEMANDEN SITZEN
ATTACKE # 20: »SEI DIE VERÄNDERUNG, DIE DU DIR FÜR DIESE WELT WÜNSCHST!« (MAHATMA GANDHI)
ATTACKE # 21: HAUSAUFGABENHILFE
ATTACKE # 22: SPIELPLATZ
ATTACKE # 23: DER ALTERNATIVE ADVENTSKALENDER
ATTACKE # 24: TARGET-PARTY
ATTACKE # 25: TALENTVERSTEIGERUNG
THINK IT OVER # 1: GESTRANDET
ATTACKE # 26, # 27 UND # 28: ETWAS TUN FÜR DIE, DIE SCHON ETWAS TUN
ATTACKE # 29: SCHICK JEMANDEN IN DEN URLAUB!
ATTACKE # 30: JEMANDEN ZUM ESSEN EINLADEN, OHNE DASS DER ES WEISS
ATTACKE # 31: KOMPLIMENTE
ATTACKE # 32: UMZUGSSERVICE
ATTACKE # 33: DIE SINLGE-MOM-MAFIA
ATTACKE # 34: LADE EINEN BETTLER ZUM ESSEN EIN
ATTACKE # 35: Brief An Einen Manager
ATTACKE # 36: GROSSER BRUDER, GROSSE SCHWESTER
ATTACKE # 37: FRAG NACH! FRAG ANDERE NACH IHREN ERFAHRUNGEN
ATTACKE # 38: SPENDE 10 STUNDEN PRO WOCHE
ATTACKE # 39: WERDE EIN ANONYMER SPASS-SPENDER!
ATTACKE # 40: EHRENTITEL
ATTACKE # 41: WEINEN IST MEDIZIN
ATTACKE # 42: LACHEN AN DER RICHTIGEN STELLE
ATTACKE # 43: FLASHMOB
ATTACKE # 44: DIE LIEBLINGSLISTE
ATTACKE # 45: TALENT-TAUSCHBÖRSE
ATTACKE # 46: RETTE EIN HUHN!
ATTACKE # 47: HUNGRY PLANET
ATTACKE # 48: »ADVENTS-KONSPIRATION«
ATTACKE # 49: ST. NIKOLAUS
ATTACKE # 50: »WEIHNACHTSDATE«
ATTACKE # 51: »HAT NICHT EINER BOCK ZU HELFEN?«
ATTACKE # 52: NACHHALTIG FREIWILLIG MELDEN
NACHWORT: EINE KLEINE GESCHICHTE ÜBER DEN URSPRUNG DER LIEBESATTACKEN
THINK IT OVER # 2: DAS GEMÜSEBEET UND DER FIESE NACHBAR

Lasst uns aufeinander achten! Wir wollen uns zu gegenseitiger Liebe ermutigen und einander anspornen, Gutes zu tun.
HEBRÄER 10, 24
Das ist einer meiner absoluten Lieblingsverse: Passt aufeinander auf, und wenn ihr zusammen seid, dann spinnt ein bisschen rum, unterhaltet euch, wie ihr gemeinsam anderen Menschen etwas Gutes tun könnt! Spornt euch immer wieder zu kreativen Liebesattacken an, mit denen ihr eure Umwelt erfreuen könnt!
Das englische Wort für »anspornen« ist übrigens »spur«, das man unter anderem auch mit »Sporen« übersetzen kann – diese spitzen Dinger also, die der Cowboy hinten am Stiefel hat, um sein Pferd zu ärgern und es zu Höchstleistungen anzutreiben. In diesem Sinne kann man den Vers auch als eine Aufforderung verstehen, seine Freunde ein bisschen zu nerven, bis sie endlich den Hintern hochkriegen, um Gutes zu tun.
Wie das praktisch aussehen kann, wenn Leute diesen Vers tatsächlich ernst nehmen, bekommt unsere Familie immer wieder am eigenen Leib zu spüren. Gute Freunde von uns probieren diesen Vers tatsächlich ab und zu aus, und bei diesem Rumspinnen und Anspornen sind schon ein paar richtig coole Aktionen entstanden.
Liebesattacken sozusagen!
Und die sind ganz wichtig! Ich glaube, dass Jesus seine Botschaft nicht als theoretischen, theologischen Diskussionsstoff verstanden hat, damit wir am Ende alle das Richtige glauben, sondern vielmehr als revolutionäre Ideen, wie, ganz praktisch, mit Gottes Hilfe, eine neue Welt entstehen könnte.
Vor einiger Zeit hatten wir während eines Sommercamps unsere Camper aufgefordert, sich geheime Liebesattacken füreinander auszudenken. Es gab nur drei Regeln:
1. Spielt einem anderen Zimmer einen »guten Streich«!
2. Keiner darf jemals wissen, wer den »guten Streich« gespielt hat.
3. Das »attackierte« Zimmer muss innerhalb von 24 Stunden gemerkt haben, dass es »liebesattackiert« worden ist!
Und so geht die Geschichte weiter: Als am nächsten Tag kleine und große Camper hin und her flitzen, um sich gegenseitig die Zimmer aufzuräumen, Blumen und Schokolade und Liebesgedichte zu hinterlassen – der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt –, kommt ein Zeitungsreporter ins Camp, um den Leiter zu interviewen. Er bemerkt die Liebesattacken und denkt, dass dieser Umgang miteinander hier normal ist. Am nächsten Tag erscheint ein langer Artikel, in dem der Reporter die Camper in den höchsten Tönen lobt und träumt: »Wie würde unser Land aussehen, wenn alle mitmachen würden beim Liebesattackieren? Ist eine neue Welt vielleicht doch möglich?«
Genau das war die inspirierende Botschaft von Jesus Christus!
Auf den nächsten Seiten findet ihr deshalb ein paar Ideen, wie das ganz einfach und ganz praktisch aussehen könnte.


Die Idee:
Während einer richtig stressigen Zeit bei uns zu Hause kam eines Abends ein Anruf: »Habt ihr morgen Abend schon was vor?« Hatten wir nicht, zum Glück. »Dann nehmt euch auch nichts vor! Wir kommen rüber. Essen machen oder Aufräumen ist nicht nötig!« Nach und nach wurde uns der Plan klar.
Es folgte Attacke Schritt Nummer 1:
Die Familienparty, zu der wir nicht eingeladen waren.
Russ, Julie und ihre vier Kinder kamen zu uns nach Hause, brachten Pizza und eine DVD mit, kümmerten sich um unsere drei kleinen Kinder und schickten uns zu unseren anderen Freunden, Dave und Sue. Der Auftrag lautete: Wir sollten Badesachen mitnehmen und uns ruhig Zeit lassen. Julie wollte unsere Kinder ins Bett bringen und warten, bis wir irgendwann spät wieder eintrudeln würden.
Dann Attacke Schritt Nummer 2:
Die Party, zu der nur wir eingeladen waren.
Als wir, mit Badeanzug und -hose bewaffnet, bei den anderen Freunden ankamen, die nebenbei auch noch einen Swimmingpool und einen Whirlpool besaßen, hatten die beiden ihre eigenen Kinder bei Babysittern abgegeben, und auf dem Tisch standen ein vorbereitetes Fondue, ein leckerer Nachtisch und zwei verschiedene Flaschen guter Wein.
Und letztendlich Attacke Schritt Nummer 3:
Der Whirlpool!
Nachdem Dave und Sue uns alles erklärt hatten, gingen sie selbst zu einem Picknick und wünschten uns viel Spaß. Sie hatten schon Handtücher hinterlegt und versprachen uns zwinkernd, laut zu hupen, wenn sie gegen 23 Uhr wieder zurückkommen würden. Nur an eine Regel sollten wir uns halten: »Kein Sex im Whirlpool!«
Warnung:
Das Witzige an den Liebesattacken ist, dass sie wirklich gefährlich sein können. Als ich an diesem Abend äußerst leicht bekleidet zu meiner Frau in den Whirlpool sprang, bemerkten wir auf einmal, dass sich direkt hinter uns, ganz ungeplant, ein Gärtner an irgendetwas im Garten zu schaffen machte. Eigentlich kein Problem – nur sieht mein Freund Dave von hinten ähnlich aus wie ich, aber seine Frau Sue hat garantiert keine roten Haare. Was sich der Gärtner gedacht hat, wird hoffentlich für immer ein Geheimnis bleiben!
Aber es war einer der coolsten Abende, an die ich mich erinnern kann. Was wären wir ohne solche Freunde? Das Beste war, dass alle eine Menge Spaß hatten. Sich umeinander zu kümmern und die Welt zu verbessern ist oft anstrengend und manchmal traurig, aber es belebt und verändert vor allen Dingen auch den »Liebesattackierer«. Von genau so einer Welt, mit solchen Freundschaften, hat Jesus geträumt und gesagt, dass sie möglich ist!

Die Idee:
Ich finde kaum etwas inspirierender, als auf Menschen zu treffen, die ihre Arbeit so richtig fröhlich und gerne ausüben.
Charly ist so ein inspirierender Mensch. Vor ein paar Jahren musste ich eines Morgens – für mich viel zu früh – auf dem Flugplatz sein, um von Vancouver nach Calgary zu fliegen. Und dabei bin ich ein richtiger Morgenmuffel, der vor neun Uhr morgens und ohne genügend Espresso im Blut eigentlich nicht zu genießen ist! An besagtem Morgen (also eigentlich: nachts …) torkelte ich deshalb irgendwie aus meinem Auto, um mich von einem Shuttlebus zum Check-in befördern zu lassen.
Und dann kam Charly, der Busfahrer. Innerhalb von 15 Minuten schaffte er es, durch seine Fröhlichkeit, Hilfsbereitschaft und seinen Enthusiasmus aus zwölf griesgrämigen, verschlafenen Passagieren eine Gruppe von Reisenden zu formen, die gut gelaunt, lachend, miteinander erzählend und vor sich hin summend auf ihre Schalter zugingen.
Der tätowierte, muskulöse Busfahrer hatte gar nicht so viel gemacht: Er hatte uns einfach fröhlich gedient! Er war einer der wenigen Leute, die ich kenne, die ihren Job absolut gerne und mit Leidenschaft machen. Total inspirierend eben.
Ich habe die Geschichte von Charly schon vielen Leuten erzählt, nur ihm selber nie … Oder seinen Vorgesetzten!
Die Attacke:
Verteile doch heute einfach mal ein paar Lobesworte, wo sie angebracht sind. Du kannst auch eine Karte oder eine E-Mail schreiben, in der du einem Vorgesetzten eines Unternehmens mitteilst, dass dich einer ihrer Mitarbeiter sehr inspiriert hat und dir seine Arbeit sehr gefallen hat. Falls es unter den Umständen angemessen ist, kannst du ja vielleicht sogar irgendwo das schöne Wort »Gehaltserhöhung« unauffällig einbauen.

Die Idee:
Vor ein paar Monaten hat mich meine Frau mit unseren drei Kindern sitzen gelassen und ist zurück zu ihrer Mama gezogen. Zum Glück nur für zwei Wochen.
Obwohl wir nach ein paar Tagen eine ganz gute Routine entwickelt hatten, kann ich nur sagen, dass ich durch diese Erfahrung einen beachtlichen Respekt für jede alleinerziehende Mama und jeden alleinerziehenden Papa gewonnen habe. Kinder zu haben ist das Schönste auf der Welt, aber eben auch sauschwer und anstrengend. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie das wäre, das immer alles alleine hinkriegen zu müssen!
An einem besonders schweren Tag in dieser Zeit ist dann der Himmel in Form einer Familie aus unserer Gemeinde auf die Erde geknallt. (Ich muss wohl ziemlich gestresst ausgesehen haben.) Auf jeden Fall haben unsere Freunde uns für den nächsten Tag zum Frühstück eingeladen, und zwar mit der Abmachung, dass ich irgendwann verschwinde und meine Kinder erst nach dem Abendbrot wieder abhole. Das Resultat waren drei fröhliche Kinder, die den ganzen Tag mit neuen Freunden und Spielsachen gemalt, gespielt und gefeiert hatten, und ein ziemlich entspannter »kurzzeitig-allein-erziehender Daddy«.
Die Attacke:
Denkt euch ein System aus, wie ihr euch als Gruppe so organisiert, dass ihr gestressten Eltern – besonders denen, die die Erziehungsarbeit ganz alleine machen müssen – ab und zu mal einen freien Tag oder Abend ermöglichen könnt.

Die Idee:
Vor einigen Jahren konnte ein Mädchen aus unserer Kleingruppe längere Zeit nicht mehr zu unseren Treffen kommen. Also haben wir uns dazu entschieden, sie einfach mal gemeinsam »abzuholen«. Damit war »Operation Fatty« geboren. Übrigens: Wir nannten die junge Dame »Fatty«, weil sie unglaublich schlank war!
Unser Plan sollte folgendermaßen umgesetzt werden:
1. Wir schmeißen eine Party zu Ehren von Fatty.
2. Ich hatte damals einen alten, grünen Lieferwagen, in dem wir langsam und ohne das Licht anzumachen vor ihr Haus rollten.
3. Ein Freund sollte, wie verabredet, Fatty an der Tür abholen, angeblich um mit ihr zusammen ins Einkaufszentrum zu gehen. Das Ganze war übrigens mit den Eltern abgesprochen.
4. Auf mein Kommando hin setzte sich die Gruppe Halloween-Masken auf, sprang mit einer Decke bewaffnet aus dem Kleinbus, schmiss die Decke über Fatty, und wir trugen unseren Preis lachend in den Laderaum meines grünen Lieferwagens. Unser Gelächter war übrigens beabsichtigt, weil wir nicht riskieren wollten, dass Fatty einen Herzinfarkt oder plötzlichen Schocktod erleiden würde!
5. Während ich aufs Gaspedal drückte, banden wir ihr hinten für einen guten Effekt auch noch die Beine mit Gaffer-Tape zusammen.
6. Zu Hause angekommen, befreiten wir sie dann (und wurden von ihr verhauen). Jeder hatte etwas zu Essen mitgebracht, und wir guckten zusammen eine DVD über einen dicken Professor, was irgendwie zum Thema »Operation Fatty« passte.
Warnung:
Ungeplant war, dass wir auf dem Weg nach Hause in eine Polizeikontrolle gerieten, dass ich vergessen hatte, meine Freddy-Krüger-Maske abzusetzen, und dass das in die Decke eingerollte, gekidnappte Mädchen schwer zu erklären war. Zum Glück kannte mich einer der Polizisten, der mich aber trotzdem lange zappeln ließ: »Ja klar, du bist Jugendpastor und ihr macht gerade nur eine lustige Aktion! Solche Ausreden hören wir jeden Tag!«
Die Attacke:
Wen kennt ihr, für den es angebracht wäre, einmal eine richtig gute Party zu feiern? Vielleicht jemand, der schon länger nicht mehr zum Hauskreis oder Jugendkreis gekommen ist? Oder jemand, der sonst immer ein bisschen am Rand steht? Oder vielleicht auch jemand, der nach einer schweren Zeit mal eine ordentliche Dosis Aufmunterung und Freude gebrauchen könnte? Setzt euch einfach als Gruppe öfter mal zusammen, um für jemanden eine möglichst kreative Feier zu planen!

Die Idee:
Eine negative Stimmung ist unheimlich ansteckend!
Vor ein paar Monaten habe ich beim Sport meine Zeiten geändert. Ich hätte eigentlich gerne weiter morgens trainiert, aber genau meine Zeiten waren auch bei einer Gruppe älterer Leute beliebt, die immer regelmäßig da waren und zwischen Geräten und Gewichten genauso regelmäßig Zeit fanden, über Leute zu lästern, die es heute mal nicht zum Training geschafft hatten. Was wahrscheinlich die vorbildliche Pünktlichkeit erklärt. Die müssen geahnt haben, dass »versäumter Sport« gleichbedeutend mit »Hauptrolle in den Geschichten der Mitsportler« sein würde.
Ich war selber nie Teil dieser Gespräche und hatte auch nicht das Gefühl, eine Beziehung aufgebaut zu haben, die mir das Recht gegeben hätte, da irgendwie einzugreifen. Ehrlich gesagt hatte ich auch gar keine Lust, mich einzumischen oder Freundschaften zu schließen. Ich gehe dahin, um Muskeln zu kriegen, nicht Freunde! Aber obwohl ich beim Training immer einen MP3-Player auf den Ohren hatte, fühlte ich mich jedes Mal ein bisschen schmutzig, wenn ich nach Hause ging. Ganz kann man seine Umwelt eben doch nicht ausschalten. Hätte ich jetzt doch etwas sagen sollen?
Von außen betrachtet sieht es ja immer doof aus, wenn Menschen negativ eingestellt sind oder sich unnötig aufregen. Und dann fahr ich doch neulich mit meinem Mountainbike auf einem Fahrradweg in unserer kleinen Stadt, und eine Frau im Auto übersieht mich und fährt mich fast um.
Erschreckt hat mich meine spontane Reaktion! Ohne nachzudenken, schüttle ich voller Verachtung den Kopf und gucke die Frau vorwurfsvoll an. Warum? Ganz einfach! Machtgehabe. Irgendetwas in mir musste der Frau zeigen, wie doof sie war, dass sie die schlimmste Autofahrerin der Welt war und dass ich eben alles besser konnte als sie. Soweit zu meiner dunklen Seite!
Aber dann hab ich mich gefangen und mich über mich selbst kaputtgelacht. Ich weiß gar nicht genau, warum. Vielleicht ist mir in dem Moment eingefallen, wie blöde ich so ein Verhalten finde, und jetzt war ich selbst so ein »spießiger Idiot«, über den ich manchmal Witze reiße, der ich nie sein wollte … Jetzt war ich eine kopfschüttelnde, sich selber so wichtig nehmende Witzfigur!
Jedenfalls musste ich über mich selber lachen, und das Gute war, dass sich dann auch die Schreckensstarre der Frau, die eben noch vor meiner beeindruckenden Machtdemonstration gekauert hatte, löste und wir zusammen lachen konnten. Irgendwie haben unsere Seelen miteinander kommuniziert, und wir haben wohl beide den Tag viel entspannter weitergelebt.
Jedes Jahr zu Ostern feiern Christen, dass Jesu Auferstehung von dem, was die Mächtigen seiner Zeit ihm angetan hatten, der Beweis dafür ist, dass Liebe über Machtdemonstrationen siegt. Dass Liebe immer eine bessere Reaktion ist, als mein Gegenüber kleinzumachen. Das kann ich nicht immer glauben, aber wenigstens in diesem Moment hatte ich das erleben dürfen.
In dem Sinne, wie wäre es, wenn eine Gruppe von uns sich vornehmen würde, an einem Tag oder an einem bestimmten Ort nur positiv über andere Menschen zu reden und gute Stimmung zu verbreiten? Nicht auf die vorgeheuchelte Art, wie eine amerikanische Bedienung auf der Suche nach Trinkgeld: »Sie sind der klügste und attraktivste Gast, den wir je in diesem Restaurant bedienen durften!« Obwohl selbst das manchmal besser ist als die Dinge, die wir uns »ehrlich« an den Kopf werfen.
Die Idee ist, positive Dinge zu finden und zu feiern, über das zu reden, was gut ist, rechtschaffen, tugendhaft, lobenswert … (Philipper 4,8). Würden Menschen, die uns begegnen, dann auch irgendwie anders weggehen, positiver, schöner, fröhlicher?
Die Attacke:
Verabredet euch dazu, am einem bestimmten Tag, dort, wo ihr seid, nur positiv zu reden, gute Stimmung zu verbreiten, mehr zu lächeln. Trefft euch am besten hinterher noch einmal, um zu besprechen, ob sich dabei in euch irgendetwas verändert hat! Das hört sich einfach an, ist eventuell aber eine der schwereren Liebesattacken!

Die Idee:
Letzte Woche hatte ich ein auf den ersten Blick unscheinbares, aber dennoch tief spirituelles Erlebnis.
Ich sitze auf meinem Fahrrad, programmiere meinen MP3-Player für meine morgendliche Fitnesstour um den See, und als ich gerade wieder losrollen will, merke ich, dass mir ein leicht verrotztes Taschentuch aus der Jacke gefallen ist.
Wirklich kein weltbewegender Moment, nur sagt mir in diesem Augenblick eine ziemlich klare Stimme in meinem Kopf: »Was für ein Mensch möchtest du sein? Einer, der diese Welt mal besser und zum Beispiel sauberer, oder einer, der sie schlechter und dreckiger hinterlässt?«
Die Attacke:
Räum wenigstens deinen eigenen Dreck weg! Oder sogar mal den, den du gar nicht verursacht hast. Wäre doch was Schönes, eine sauberere Welt!

Die Idee:
Wenn wir ehrlich sind, hören wir schlechte Nachrichten eigentlich lieber als gute. Es ist unglaublich, wie viel Unsinn geradezu gefeiert wird. Die kleinen, unauffälligen Taten, die das Leben lebenswert machen, gehen oft unter und können demnach auch nicht nachgeahmt werden.
Während unserer Kinder-Camps in Kanada haben wir immer wieder so kreativ wie möglich versucht, unseren Campern beizubringen, wie anders, ja fast gegensätzlich sich Jesus Gottes »neue Welt« vorgestellt hat. Dazu gehörte auch, gute Taten zu feiern und die Täter zu ehren. Hier sind ein paar Ideen:
Die Attacke # 7:
Die Camp-Zeitung
Ungefähr drei Mal pro Woche erschien bei uns eine Camp-Zeitung, die Bilder vom Vortag und wissenswerte Informationen enthielt, wie etwa die Gewinner der Spiele des Vortages, Eishockeyresultate der Vancouver Canucks, eine Vorschau auf kommende Spiele, das Menü für das Abendessen, Kurzvorstellungen von Camp-Teilnehmern und natürlich die »Good News«-Spalte, in der gute Taten gefeiert wurden.
Da konnte man z. B. lesen: Kim hat geteilt. Lukas wäre normalerweise ausgerastet, ist aber cool geblieben. Erika ist heimlich beim unaufgeforderten Saubermachen gesichtet worden. Yvonne hat durch ihren Humor den Abend bereichert. Kurts Einstellung und zusätzliche Arbeit hat unser Spiel gerettet usw.
Die Attacke # 8:
And the Winner is …
Wir alle wünschen uns, gefeiert zu werden! Aber oft sind es nur die Gewinner, die auf die Bühne kommen und Blumen, Applaus etc. von ihren Fans entgegennehmen.
Während unseres Camps mit dem Thema »Superhelden – Gottes neue Welt« trug eine unserer Lehrerinnen, Ellen, die ganze Zeit Superhelden-T-Shirts. Irgendwann fing sie damit an, zu Beginn ihrer »Story Time«, ihrer Geschichten-Erzählzeit, jemanden auf die Bühne zu holen, bei dem sie eine gute Tat, eine gute Einstellung, etwas Heldenhaftes beobachtet hatte. Jemand also, der in einem anderen Sinne ein Gewinner war. Die Person wurde dann extra gefeiert und bekam unter tobendem Applaus ein Spiderman-, Batman- oder Superman-T-Shirt überreicht.