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Mutti ließ mich rein, ich hörte wieder dieses freudige Grunzen, als ich das Schweinchen streichelte. Ich konnte mich kaum von ihm trennen.
Heute war das Schweinchen ganz besonders lieb zu mir. Es ließ zu, dass ich es immer und immer wieder streichelte, ohne mich zu schupsen.
Dein Schweinchen ist sehr krank, hörte ich den Doktor sagen. Es braucht jetzt Ruhe, doch wie er das sagte, das hörte sich nicht gut an. Ich hörte darauf, was der Doktor sagte, ich ließ das Schweinchen in Ruhe. Ich verließ es mit den Worten, du wirst bald wieder gesund, Schweinchen, ich hole dir nur noch was Gutes zu fressen, dann bin ich wieder bei dir. Kaum hatte ich ausgesprochen, zog mich Mutti nach draußen. Oben in der Küche setzte sie mich auf ihren Schoß, lass dir mal etwas erklären mein Kind.
Schweine kauft man sich nicht zum Spielen oder zum Streicheln, sondern wenn sie groß sind, muss man sie schlachten.
Wir können dann das Fleisch verkaufen, damit wir von dem Geld andere Dinge wie zum Beispiel Schuhe und Kleidchen für dich kaufen können. Auch wir müssen etwas von dem Fleisch essen, sonst verhungern wir.
In diesem Moment verstand ich die Welt nicht mehr, ich fühlte die Tränen, die mir über mein Gesicht liefen. In meinem Kopf war es wie bei einem Karussell, alle Gedanken waren durcheinander. Gänse darf man nicht lieb haben, sie muss man töten, wenn sie groß sind.
Ein Schwein, das ein Freund ist, darf man essen, oder gegen andere Dinge eintauschen, das war zu viel für heute. Wie eine Schlafwandlerin ging ich, ohne etwas zu essen, in mein Bett, unter Tränen schlief ich doch noch ein. In den Schweinestall ging ich nie mehr, obwohl mir Mutti gesagt hatte, dass das Schwein leider an seiner Krankheit gestorben war. Es hätte eine Schweinekrankheit gehabt, die man Rotlauf nennt.
Ich wurde größer, älter, erwachsener, lernte, mit den Tieren zu leben. Lernte auch, dass es Nutztiere und Streicheltiere gab. Ich musste ebenso lernen, dass man sich manchmal von einem Tier trennen musste.
Inzwischen waren viele Jahre vergangen. Meine Pflegeeltern, meinen Bruder Albrecht, auch das Gut, habe ich verlassen. Warum wirst du dich nun fragen?
Doch das ist eine ganz andere Geschichte.
Es war das Jahr 1958
Erwachsen war ich geworden, das heißt, dass ich nun schon 18 Jahre jung war. Erwachsen war ich noch lange nicht. Von dieser großen Welt hatte ich keine Ahnung. Und aus dem Elternhaus meiner Mama war ich bei Nacht und Nebel weggelaufen. Ja, ich bin wegelaufen, denn in meinem Elternhaus passierten schlimme Dinge, über die ich jetzt nicht sprechen möchte. Das ist eine andere Geschichte.
Bei diesem Weglaufen lernte ich einen Mann kennen, der 20 Jahre älter war als ich. Mit ihm lebte ich von nun an zusammen. Sein Name war Erich Simon. Wir wohnten in einer schönen Wohnung auf der Königsallee in Düsseldorf.
Eines Tages, es war fast ein Jahr vergangen, stellte Erich fest, dass mir ein Tier zum Streicheln fehlte. Nicht nur ein Tier fehlte mir, auch die Wälder und Wiesen standen auf meiner Vermisstenliste. Da Erich Mitleid mit mir hatte, machte er sich Gedanken, wie er mir helfen konnte.
Das Schicksal wollte, dass ich wieder einen neuen Freund bekam, einen kleinen, weißen Pudel.
Nun aber erst einmal etwas über diesen kleinen, weißen Hund. Er hatte fünf Geschwister, davon war er der Kleinste, der Schwächste, der Hässlichste, niemand wollte ihn haben. Ja, er war ein kleiner, weißer, reinrassiger Pudel. Sein Frauchen war sehr unglücklich, dass er als sechster Hund noch geboren wurde. Doch seine Hundemama gab ihm Milch und war genauso lieb zu ihm wie zu seinen Geschwistern.
Als er geboren wurde, sagte der Pudelverband, dass es immer nur fünf Hunde in einem Wurf geben darf. Wenn aber einer mehr geboren wird, soll der ganze Wurf nicht anerkannt werden.
Du hörst schon, auch kleine Tiere könnten viel erzählen. Und da dieses kleine Wesen nicht sprechen kann, mache ich es für ihn.
Da sein Frauchen Geld mit den Hunden verdienen wollte, musste sie diesen kleinen, weißen Hund verschweigen. Somit war er einfach nicht da. Keiner aus seiner Menschenfamilie wollte ihn behalten, er sollte irgendwie verschwinden. So haben ihn seine Menschen auch behandelt, keiner war lieb zu ihm, keiner streichelte ihn.
Er aber wusste von all dem nichts. Er spielte mit seinen Geschwistern und wenn er vom Spielen mit ihnen müde geworden war, kuschelte er sich an sie.
Eines Tages kam ich. Einen Karton Wein sollte ich hier abgeben.
Da stellte mir die Frau ihre Hunde vor. Nur ein Hund wurde in ein anderes Zimmer geschoben, den sollte ich nicht sehen. Dabei war er doch auch so schön weiß und lieb wie die anderen, dachte ich.
Dieses Wegsperren ließ sich der kleine Hund nicht gefallen, er piepste, so laut er konnte. Gerne hätte er gebellt, doch dafür war er noch zu klein. Doch ich hatte das Piepsen gehört und bat die Frau, mir den kleinen, piepsenden Hund zu zeigen.
Da wurde plötzlich die Türe geöffnet, der kleine Hund stürzte herein zu den anderen. Nein, sagte die Frau, den kann ich ihnen nicht verkaufen, den können sie geschenkt bekommen. Wie kam sie darauf, dass ich einen Hund kaufen wollte? Ich sollte doch nur den Wein abgeben. Ich bückte mich zu dem kleinen Hund hinunter, nahm ihn in meine Arme und hatte plötzlich das Gefühl, er fühlte sich wohl auf meinem Arm.
Sicher waren das seine Gedanken
Dieser netten Frau, die mich auf ihrem Arm hält, muss ich erst einmal ihr Gesicht lecken, tatsächlich er tat es. Nun drückte er auch noch sein Köpfchen fest an mich und wenn er sprechen könnte, würde er wohl sagen, nimm mich doch bitte mit.
Dass ich diesen Hund nun als Geschenk haben sollte, ließ ich mir nicht zweimal sagen, es machte mich überglücklich. Ich drückte ihn noch fester an mich und verabschiedete mich schnell, damit die Frau es sich nicht doch noch anders überlegte.
Als ich mich verabschiedete, fiel mir plötzlich ein, warum ich eigentlich gekommen war. Ach, rief ich noch beim Gehen, was ich noch sagen wollte, ich hätte es fast vergessen, der andere Wein wird morgen um 11 Uhr nachgeliefert.
Fest an mich gedrückt, hielt ich das kleine, weiße Knäuel. So schnell ich konnte, ging ich nach Hause. Die Menschen, die mir begegneten, wollten alle meinen kleinen, neuen Freund streicheln, ich ließ es geschehen. Wenn jemand fragte, wo der denn herkommt, sagte ich, das weiß ich nicht, er ist ein Geschenk.
Als ich dann zu Hause ankam, sollte er erst einmal sein neues Herrchen kennenlernen. Ich setzte den kleinen Hund vor sein neues Herrchen auf den Fußboden und sagte schnell, er war ein Geschenk, wir müssen ihn behalten, das habe ich versprochen.
Natürlich werden wir ihn behalten, sagte Erich, wie heißt dieser kleine Kerl? Er hat noch keinen Namen, sagte ich, na dann muss er jetzt einen bekommen.
Herrchen und ich, wir setzten uns an den kleinen Sofatisch und suchten in einem Buch, in dem viele Namen standen, nach einem Namen. Plötzlich sagte ich, du Erich, ich weiß, wie wir ihn nennen werden.
Er ist klein, wird immer klein bleiben, also muss er einen großen Namen bekommen.
Wir werden ihn Ali nennen, so wie in dem Märchen Alibaba und die 40 Räuber.
Alibaba ist zu lang, also wird er Ali heißen. Es wurde beschlossen und so blieb es.
Ali wuchs heran, er wurde zu einem schönen, weißen Zwergpudel. Er war nicht mehr hässlich, so wie sein erstes Frauchen gesagt hatte. Er bekam von mir und seinem Herrchen alle Liebe, Pflege und auch besonders gutes Fressen. Wir nahmen ihn überall mit hin. Zum Spazieren, in Restaurants und in den Urlaub.
Ali wohnte nun mit uns auf der Prachtstraße von Düsseldorf, auf der Königsallee. Wir waren eine richtig elegante Familie. Überall wo wir zu dritt hinkamen, wurden wir bestaunt. Auch ein schönes Ferienhaus hatten wir mitten zwischen Wald und Feld. Dort fuhren wir zu dritt an den Wochenenden hin.
Ali durfte hier sogar alleine spazieren gehen. Er war immer sehr aufgeregt, wenn ich ihm die Haustüre von unserem Ferienhaus öffnete. Er schoss wie ein kleiner Blitz nach draußen. Er tat es wie Kinder, die endlich die Freiheit auf ihrem Spielplatz genießen können. Unsere Haustüre blieb immer offen stehen, damit Ali kommen konnte, wann immer er wollte. Er genoss es, wenn er nach Hause kam, war sein Futter schon in seiner Schüssel. Wir frühstückten in unserem Ferienhaus immer sehr lange und genossen die Zeit, in der wir hier waren. So wie auch Ali die Ruhe und die Freiheit genoss.
Ali lag immer mit seinem Deckchen in einem Sessel, auf dem er sich von seinem Morgenspaziergang ausruhte. Für ihn war seine kleine Welt in bester Ordnung. Keine Autos, kein Straßenlärm, nur Freiheit, Frauchen und sein Herrchen. Wie gesagt, ein richtig gutes Hundeleben hatte er.
Ali war nicht nur ein kleiner Stadthund, in einem Pudel steckt auch ein wenig Jagdinstinkt. So wurden seine Spaziergänge in Freiheit immer ausgedehnter.
Heute kam er nicht wie sonst nach Hause. Da die Sonne schon so schön am Morgen schien, es draußen warm war, machte ich mir keine Gedanken, dass er beim Frühstück nicht bei uns war.
Sicher liegt er vor der Haustüre und genießt die warme Sonne? Nur wenn es regnete, lief Ali schnell zum Pipi machen raus und war dann auch schnell wieder im Haus. Er ließ sich dann noch brav die Füßchen abputzen und sprang in seinen Sessel, der an einem Fenster stand. Von diesem Platz hatte er eine sehr gute Aussicht nach draußen.
Heute war wieder die warme Sonne da, doch schien es, als wäre es nicht wie sonst, denn als ich an die Haustüre ging, war Ali zum Frühstück nicht zu sehen.
Langsam begann ich, mir doch Sorgen zu machen. Da hörte ich plötzlich von Weitem einen Hund bellen. Ich erschrak, das konnte nur Ali sein, denn hier gab es keine anderen Hunde. Erich, Erich, hör doch mal, sagte ich aufgeregt, ist das nicht Ali?
Wir liefen beide, so schnell wir konnten, in die Richtung, aus der das Gebell kam. Was wir nun sahen, ließ uns beide laut lachen.
Vor uns lag ein großes Zuckerrübenfeld, die Rüben mit ihren Blättern waren sehr groß. Es war ein Schauspiel, was wir da sahen, denn über die Rübenblätter hopste in großen Sprüngen hin und her ein großer Hase. Wir trauten unseren Augen nicht, denn in weiten Abständen hopste ein bellender, kleiner, weißer Pudel, der den Hasen fangen wollte.
Wir riefen, so laut wir konnten, seinen Namen. Doch Ali wollte den Hasen unbedingt fangen, er hörte unser Rufen nicht. Endlich, ich war weit in das Rübenfeld hineingegangen, da sah mich Ali, nun hörte er auch seinen Namen. Ich hatte Glück, er gab tatsächlich sein Spiel auf. Die Liebe zu seinem Frauchen war wohl doch größer als die Jagd auf den Hasen, den er sowieso nicht fangen konnte.
Als Ali in meiner Nähe war, hing ihm seine kleine, rosa Zunge aus dem Schnäuzchen.
Das war ein Zeichen, dass ihn alles etwas überanstrengt hatte. Sicher ließ er auch deswegen von dem Hasen ab. Herrchen freute sich, dass Ali bei der Hasenjagd nichts geschehen war, sondern dass es für ihn nur ein Spiel war. Als wir zu Hause ankamen, musste Ali erst mal in die Badewanne.
Aus einem weißen, gepflegten Hund war ein kleiner Schmutzfink geworden. Das Baden schien ihm zu gefallen, denn er wurde danach in ein großes Badehandtuch gewickelt und durfte auf Frauchens Schoß ausruhen. Sein Spiel mit dem Hasen hatte ihn doch sehr angestrengt. Nun war auch schon wieder Zeit, Ali stadtfein zu machen. Wir mussten nach Düsseldorf zurück in unsere Wohnung. Das hieß, wieder brav an der Leine gehen bis zum nächsten Wochenende. Als wir in Düsseldorf ankamen, war auch hier schönes Wetter.
Am nächsten Morgen machte ich mich hübsch, um mit Ali Gassi zu gehen. Es war ungefähr neun Uhr morgens, ich trug wie immer Schuhe mit hohen Absätzen und hatte ein schickes Kleid an.
Ali war hübsch gebürstet, er trug heute Morgen ein rotes Halsband, dazu eine passende rote Leine. Bevor wir zur Türe hinausgingen, rief Herrchen uns nach, schaut doch einmal nach den Börsenkursen unten bei der Bank.
Diesen Satz konnte ich schon beten, so oft rief er uns den morgens nach. Wir waren brav und taten immer, na fast immer, was uns Herrchen auftrug. Doch heute sollte es etwas anders ablaufen als sonst.
Damit wir es nicht vergessen, gingen wir zuerst zur Bank, um Herrchen die Nachricht über die Börsenkurse mitzuteilen.
Aber als wir zur Bank kamen, stand vor uns schon ein Mann, der zwischen seinen Beinen eine Kollegtasche mit einem offenen Reißverschluss stehen hatte.
Dieser Tasche schenkte ich jetzt keine Bedeutung. In der Hand hielt der Mann, na ja, man könnte sagen der Herr, weil er so vornehm gekleidet war, einen Schreibblock und einen Kugelschreiber oder so etwas ähnliches, er machte sich Börsennotizen.
Wir stellten uns hinter diesen Mann, um ihn nicht zu stören, denn wir brauchten ja nur nach einer Aktie zu schauen und das ging immer sehr schnell.
Dieses Mal dauerte es Ali wohl doch zu lange. Ich fühlte plötzlich einen kleinen Ruck an seiner Leine, aber was ich da sah, ließ mich den Atem anhalten, denn Ali konnte scheinbar sein Pipi nicht mehr anhalten, er dachte wohl, die Kollegtasche dieses Mannes könnte man auch als Baum nutzen, darum hob er sein Beinchen und pieselte dem Mann genau in den offenen Reißverschluss seiner Kollegtasche.
Ich erschrak, als ich das sah. Ich machte schnell einen Ruck an Alis Leine und so schnell mich meine Stöckelschuhe trugen, gingen wir, nein eher liefen wir, bis wir die nächste Hausecke erreicht hatten. Aber statt ernst oder böse zu sein, lachte und lachte ich, Tränen rannen über mein schön geschminktes Gesicht. Ich hielt mir den Bauch beim Lachen. Ich stellte mir die schlimmsten Dinge in meinem Kopf vor.
Wenn dieser Mann nun ein Geschäftsmann wäre? Aktien in seiner Tasche hätte? Oder wenn seine Butterbrote für sein Frühstück darin wären? Er diese Kollegtasche dann auf einen schön glänzenden Schreibtisch legte? Dieser dann auf einmal nass wäre? Seine Akten nicht mehr zu lesen wären? Er auch seine Butterbrote nicht essen könnte? Alle diese Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum.
Ich war jung, man muss es mir verzeihen, ich konnte einfach nicht aufhören zu lachen. War das Schadenfreude? Nein, das war es für mich nicht, es war einfach nur lustig.
Als wir bei Erich in der Wohnung ankamen, wunderte er sich, wo wir so lange geblieben waren. Wir wollten doch gemeinsam frühstücken.
Er sah mich an, wollte mich gerade nach unserer Verspätung fragen, da fing er plötzlich auch an zu lachen. Ich staunte über sein Lachen, konnte es nicht verstehen, hatte ich doch noch nichts von unserem Erlebnis erzählt. Aber Lachen muss wohl ansteckend sein, denn ich lachte sofort wieder mit. Wir lachten um die Wette, keiner konnte sich beruhigen. Doch wieso lacht Erich eigentlich, fiel mir auf einmal ein, er hat uns doch nicht gesehen oder gibt es noch einen Grund zum Lachen? Warum lachst du, fragte ich ihn plötzlich. Na, schau doch mal in den Spiegel, dann weißt du, warum ich lache.
Ja, es gab wirklich etwas zu lachen. Als ich in den Spiegel schaute, erschrak ich, denn ich sah aus wie ein Clown, meine Schminke, meine schwarze Wimperntusche alles hatte sich über mein ganzes Gesicht verteilt.
Nun fing auch ich wieder an zu lachen, denn so war ich auf der Königsallee spazieren gegangen.
Ach du lieber Himmel, was mögen bloß die Leute, die an mir vorbei gegangen waren, gedacht haben? Ich aber konnte immer noch vor lauter Lachen kaum sprechen. Nun erzählte ich, was uns eben vor der Bank passiert war. Schon brach ein neues Gelächter von uns beiden los. Unser Frühstück war wohl eins der lustigsten, was wir gemeinsam je hatten. Nur Ali frühstückte schon mal, er ließ es sich gut gehen. Er wusste ja nicht, dass er den Spaß ausgelöst hatte.
Schnell war wieder unser Wochenende da, es ging wieder ab in die Einsamkeit, in die Freiheit und zu der Gemütlichkeit.
Ali war sofort wieder auf Wanderschaft, doch wir frühstückten erst einmal. Erich hatte eine Schallplatte mit Operettenmusik aufgelegt, die ich immer sehr gerne hörte und dabei meinen Gedanken freien Lauf ließ. Ali kam heute sehr früh von seinem Spaziergang zurück. Wir wunderten uns sehr darüber. Ich schaute ihn an und sagte, na du bist ja schon wieder da, hast du heute keinen Hasen gesehen?
Ali hatte sein Köpfchen nach unten gehalten, was mich sehr wunderte. Ich hob mit meiner Hand sein Köpfchen hoch und erschrak, das Blut floss ihm aus seinem kleinen Schnäuzchen. Schnell hob ich ihn auf meinen Arm. Auch Erich war von seinem Stuhl schnell aufgestanden. Jetzt sahen wir, dass Alis rechter Schneidezahn ganz nach vorne stand und schrecklich blutete.
Schnell fuhren wir zu einem Tierarzt, doch leider sagte der Tierarzt, den Zahn müsse er ziehen, der würde nie mehr richtig anwachsen.
Die Liebe, die Ali nun bekam, und das fein zurechtgemachte Fresschen sollten seinen Schmerz vergessen lassen. Von nun an hatte er nur noch einen Schneidezahn. Das aber tat seiner Schönheit keinen Abbruch.
Beim Fressen störte es ihn auch nicht. Auch ohne diesen Zahn liebten wir ihn. Was je mit seinem Zahn passiert war, oder wobei es passiert war, erfuhren wir nie. Die wildesten Gedanken gingen mir durch den Kopf. Wie zum Beispiel, er könnte sich mit einem Fuchs gezankt haben? Oder um einen Stock gestritten haben? Alle Überlegungen blieben ohne Aufklärung.
Doch auch dieses Mal ging die schöne Zeit in unserem Ferienhaus viel zu schnell vorbei. Auf der Fahrt nach Düsseldorf dachte ich noch, so könnte mein Leben ewig weitergehen. Ruhe, Frieden und glücklich sein. Doch ich irrte mich. Plötzlich hatte das Schicksal etwas anders mit uns vor. Meine Freundschaft mit Erich zerbrach.
Der Altersunterschied war wohl doch zu groß. Erich hätte mein Papa sein können, denn es waren ja 20 Jahre, die er älter war als ich. Schon eine ganze Weile wusste ich, dass ich zu Erich mehr Vatergefühle hegte, als Gefühle für einen Geliebten. Sicher, weil ich meinen Papa im Zweiten Weltkrieg verloren hatte und ihn sehr vermisste.
Wir beide trennten uns, blieben aber Freunde.
Ach, was ich noch sagen wollte. Viele, viele Jahre später erfuhr ich, dass Erich ermordet wurde. Es gab in Düsseldorf in den Zeitungen, in den Medien, jahrelange Untersuchungen, wer wohl der Mörder gewesen ist. Aber bis heute blieb der Mörder unerkannt. Ich hoffe, dass man den Mörder doch noch findet.
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