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ALLEN KLEIN
Nicht nur Lennon war im Januar 1969 liebestoll. Auch McCartney war frisch in Linda Eastman verliebt und lernte im Dezember 1968 ihren Vater kennen. Lee Eastman war als Anwalt in der Musikbranche tätig und in den Augen McCartneys genau der richtige, um Apple geschäftlich auf Kurs zu bringen. Trotz erfolgreicher Platten verloren die Beatles durch ihre Firma Geld, etwas, das Lennon in einem Interview im Januar 1969 offen zugab. Wenn es so weitergehe, wären sie in sechs Monaten pleite. Dieses Interview wiederum rief Allen Klein auf den Plan, der sich Lennon anbot, die Geschäfte Apples zu führen. Neben all dem zwischenmenschlichen und musikalischen Zwist verhärteten sich auch hier schnell die Fronten. Lennon konnte Harrison und Starr schnell auf seine Seite ziehen, da diese befürchteten, dass Eastman als McCartneys zukünftiger Schwiegervater zu sehr in seinem Sinne agieren würde. McCartney versuchte mit Hilfe von Mick Jagger, der bereits einschlägige Erfahrungen mit Klein gemacht hatte, Lennon umzustimmen. Aber beim gemeinsamen Gespräch tauchte Lennon mit Klein im Schlepptau auf, woraufhin Jagger einen Rückzieher machte. Im Mai 1969 bekam Klein einen Dreijahresvertrag als neuer Geschäftsmanager der Beatles. Dieser strukturierte Apple rigoros um und setzte seine eigenen Leute auf wichtigen Posten ein. Apple Electronics wurde geschlossen und die Kündigung von Neil Aspinall konnte nur auf Einspruch der Beatles abgewendet werden. Mit der Beauftragung von Spector als Produzent von »Let It Be« war die Beziehung zu Klein für McCartney gelaufen. Auf Anregung von Lee Eastman klagte er gegen die restlichen Beatles auf Vertragsauflösung. Im Dezember 1970 bekam McCartney vor Gericht Recht und Klein konnte daraufhin keine Entscheidungen mehr im Namen der Band treffen. Aber auch die restlichen Beatles überwarfen sich in der Folge mit Klein. Harrison war unzufrieden, wie Klein mit den Geldern der Benefizshow »Concert for Bangladesh« umging. Dieser hatte vergessen, das Event als wohltätig anzumelden, weswegen die Einnahmen jahrelang aus steuerrechtlichen Gründen eingefroren wurden. Auch wurde Klein beschuldigt, sich selbst an den Verkäufen der Platte zum Konzert bereichert zu haben. Lennon wiederum fühlte sich und Ono zu wenig durch Klein unterstützt. Sein Vertrag wurde daraufhin nicht verlängert, woraufhin Lennon zähneknirschend zugab, dass McCartney wohl recht mit seinen Bedenken gehabt hätte.
Klein und die Beatles zogen nach dem Ende der Geschäftsbeziehungen vor Gericht und verklagten sich gegenseitig. 1977 wurde der Rechtsstreit außergerichtlich von Ono im Namen der Beatles geklärt.
Parallel zu dem ganzen Hickhack schrieb McCartney einen Brief an Allen Klein und verlangte, dass Spector Änderungen an »Let It Be« vornehmen solle. Insbesondere das Arrangement von »The Long and Winding Road« stieß ihm übel auf. Dabei hatte er die Aufnahmen laut Starr zuvor bereits abgenommen. Für Änderungen war es allerdings zu spät und »Let It Be« erschien als letztes Album der Beatles am 8. Mai 1970. Das, was Anfang Januar 1969 in Twickenham begonnen hatte, war das lange, beschwerliche Ende einer der größten Bands der Popgeschichte. Von der Kritik wurde das Album nicht ganz eindeutig aufgenommen. Zum Teil unwissend, dass die Aufnahmen bereits vor »Abbey Road« entstanden waren, lautete ein Credo, dass die Band ihren Zenit überschritten hatte und die Auflösung gerade zur rechten Zeit kam. Glyn Johns »Get Back« wäre sicherlich kein besseres Album als »Abbey Road« geworden, aber es wäre im Gegensatz zu »Let It Be« ein ehrlicheres Album gewesen. Ein Album mit einem roten Faden und einer Geschichte, die den Bogen zu den Anfängen der Beatles schlägt, statt eines traurigen Schwanengesangs.
LET IT BE … NAKED (2003)
Als »Let It Be … Naked« 2003 erschien, dachten viele Fans, dass sie nun endlich das ursprüngliche »Get Back« bekommen hätten. Allan Rouse, Paul Hicks und Guy Massey bekamen den Auftrag, eine Version zu erstellen, die dem ursprünglichen Konzept von »Get Back« folgen sollte. Insbesondere McCartney war mit Spectors Bearbeitung höchst unzufrieden. Rouse, Hicks und Massey griffen auf die Master von Glyn Johns und Phil Spector zurück und entfernten die opulenten Orchester-Arrangements Spectors und die Studiogespräche zwischen den Songs. Außerdem wurde auf die Songs »Dig It« und »Maggie Mae« zugunsten von »Don’t Let Me Down« verzichtet. Auch wurden zum Teil andere Aufnahmen als bei »Let It Be« verwendet, manchmal sogar mehrere verschiedene Takes zusammengeschnitten. Mit den beiden »Get Back«-Fassungen, die Glyn Johns erstellte, hat »Let It Be … Naked« wenig gemein. So fehlen weiterhin Stücke wie »Rocker«, »Save the Last Dance for Me« und auch das entfernte »Maggie Mae«. All diese Stücke wären auf beiden Fassungen von Johns enthalten gewesen.
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