Der erfolgreiche Einstieg in die Bodenarbeit mit Pferden: Pferde am Boden verstehen und trainieren (mit Bildern und Grafiken)

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Schweif

Hebt das Pferd den Schweif leicht an, trägt ihn mittig und lässt ihn gleichmäßig pendeln, dann kann man davon ausgehen, dass es dem Tier gut geht und die Lage entspannt ist.
Wird dagegen heftig mit dem Schweif geschlagen und unter Umständen sogar mit dem Huf auf den Boden getreten, sagt uns das Pferd, dass es sich nicht wohl fühlt und tut so sein Unbehagen kund. Störend können zum Beispiel lästige Fliegen oder andere Insekten, unbekannte Geräusche oder Schmerzen sein.
Möchte sich ein Pferd bewegen und seine Kameraden auf der Weide zum Spielen auffordern, ist der Schweif meist gehoben und oft zur Seite geneigt. Diese Haltung ist häufig bei jungen und / oder temperamentvollen Pferden zu sehen.

Fazit
Es ist ausgesprochen bedeutsam für die erfolgreiche Kommunikation mit dem Pferd, die grundlegende Körpersprache dieser zu beherrschen und einschätzen zu können.
Ort der Bodenarbeit - Halle, Platz, Roundpen, freie Natur
Der Ort, an dem die Bodenarbeit stattfindet, spielt eine genauso große Rolle wie die Frage, welche Art von Bodenarbeit ausgeführt werden soll.
Für die Longierarbeit eignet sich am besten ein Longierplatz oder eine Longierhalle. Da die meisten Reithallen und Reitplätze stark frequentiert sind, kann das Longieren aus Sicherheitsgründen an bestimmte Regeln gebunden sein. In einigen Reitställen ist das Longieren in der Halle und auf dem Platz sogar strikt verboten.
Trainingsarten, wie die akademische Bodenarbeit, die Langzügelarbeit oder die Freiheitsdressur sind am besten in der Reithalle durchzuführen. Ob und inwieweit akademische Bodenarbeit, Langzügelarbeit etc. durchgeführt werden kann, ist individuell mit dem Trainingsstall abzuklären. Am Anfang ist es wünschenswert und sinnvoll, über eine gerade Bande als Orientierung und Anlehnung für das Pferd zu verfügen. Es erleichtert beiden Seiten den Einstieg.
Für Natural Horsemanship eignet sich zum Beispiel zunächst ideal das Roundpen. Dieses erzeugt am Anfang der Ausbildung erst einmal Druck auf das Pferd. Das Pferd findet keine Ecke, in die es flüchten kann. Außerdem bietet das Roundpen dem Pferd aufgrund der eingrenzenden Maße nur relativ wenig Bewegungsspielraum. Dieses Eingrenzen ist wichtig, weil ein Pferd viel schneller ist als ein Mensch und dieser in freier Natur keine Chance hätte, zu Fuß mitzuhalten. Im Roundpen hat das Pferd keine Gelegenheit „auszubrechen“. Um klar zu definieren, wer der Herdenführer ist, sind die Erfahrungen aus dieser eingegrenzten Situation für das Pferd, aber auch für den Ausbilder sehr hilfreich.
In der freien Natur ist es gleichermaßen möglich, Bodenarbeit zu gestalten. So können zum Beispiel tolle Übungen auf der Koppel trainiert, oder bei einem Spaziergang verschiedene Vertrauensübungen spielerisch umgesetzt werden. Natürlich kommt es auf die Harmonie zwischen Mensch und Pferd an. Mit einem unerfahrenen oder sehr nervösen Pferd ist es ratsam, keine Experimente im Gelände auszuprobieren. Hier ist es sinnvoll, erst einmal die Vertrauensbasis zu stärken und vorab andere Möglichkeiten der Bodenarbeit zu nutzen.
Der mentale Einstieg in die Bodenarbeit
Egal vor welchen Herausforderungen man im Leben steht, am besten meistert man sie mit mentaler Stärke. So ist es auch in der Reitkunst, bzw. in der Bodenarbeit. Ein Ziel ist es, den sich ergebenden Herausforderungen zuversichtlich und gelassen zu begegnen. Es ist von Vorteil zu wissen, welche Stärken, Talente, Fähigkeiten und auch Schwächen man selbst hat. In gleichem Maß muss man beim Pferd Stärken und Schwächen erkennen, um mit diesen Erkenntnissen, verbunden mit fachlichem Wissen, in die Bodenarbeit einzusteigen. Wer an sein eigenes Potential und an das seines Pferdes glaubt, wird souverän seinen Weg zum Ziel finden.
In manchen Situationen geraten Erfolge mit dem Pferd im Routinealltag am Stall in Vergessenheit, oder man erkennt sie nicht, weil es vielleicht nur kleine Schritte sind, die letztlich zum Erfolg führen. Kleine Schritte führen auch zum Ziel! Das sollte man sich im Training mit Pferden immer vergegenwärtigen. Es ist wichtig, Freude zu erleben, bei dem was man gemeinsam tut, gute Stimmung zu haben und kreativ zu sein. Dies ist der Kern aller Arbeit mit Pferden. Außerdem ist Teamwork gefragt. Der Mensch sollte nicht auf der Position des Einzelkämpfers verharren, sondern gemeinsam mit dem Pferd arbeiten. Viele negative Situationen im Training geschehen nicht deshalb, weil das Pferd einfach „nur“ seinen Willen durchsetzen möchte, sondern auf Grund von Fehlern, die wir Menschen machen.
Wenn man die Sprache der Pferde verstanden hat und die Rangordnung klar definiert ist, werden sich einige Probleme in der Zusammenarbeit von selbst lösen.
Des Weiteren ist es wichtig, das passende Umfeld zu schaffen. Die richtigen Trainer an der Seite des Bodenführers und fachorientierte Kurse, können sehr viel Positives schaffen. Indem man offen für gute Ratschläge und gute Zusammenarbeit ist, befindet man sich auf dem richtigen Weg, um erfolgreich zusammenzuwachsen. Eine Aufgabe in der Bodenarbeit besteht darin, die Partnerschaft zwischen Mensch und Tier nachhaltig zu festigen und den Umgang zu genießen.
Was benötige ich an Zubehör für die Bodenarbeit?
In vielen Bereichen der hier vorgestellten Bodenarbeit ähnelt sich das Arbeitswerkzeug. Die aufgeführten Materialien sind keine Pflicht und werden von unterschiedlichen Lehrmeistern auch unterschiedlich genutzt. Es liegt immer im eigenen Ermessen und den Grundvoraussetzungen des Pferdes, mit welchen Möglichkeiten gearbeitet wird. Grundsätzlich ist immer die schonendste Form des Zubehörs anzuwenden, um das Vertrauensverhältnis zum Pferd nicht durch Hinzufügen von Schmerzen zu gefährden.
Arbeiten an der Longe• Longe• Longierpeitsche• Kappzaum• Trense• Longiergurt• ggf. AusbinderKlassische Bodenarbeit• Stallhalfter oder Kappzaum• Führkette• Handschuhe• eventuell eine Longe• BodenarbeitsgerteBodenarbeit als Vorbereitung auf den Fahrsport• Reithalfter/Trense• Doppellonge• Longiergurt• Umlenkrolle• Fahrpeitsche• HandschuheAkademische Bodenarbeit• Kappzaum• Akademische Handarbeitszügel• Bodenarbeitsgerte• HandschuheNatural Horsemanship• Knotenhalfter• Bodenseil• Horsemanship Stick• eventuell einen Halsring• HandschuheGelassenheitstraining• Halfter und Führstrick, Trense oder Kappzaum• Handschuhe• sämtliche Gegenstände wie zum Beispiel: eine Plane, Flattervorhang, Luftballons, Pylonen, Staubwedel, Regenschirm, Kinderwagen (ohne Kind!)Lernspiele• ggf. Halfter• Verkehrshütchen• großer Spielball• Hula-Hoop-Reifen• ausrollbarer Teppich• Karton• Wasserbehälter: z.B. Planschbecken• stabiles Podest.Zirzensik• Reithalfter, normales Halfter, Trense oder Knotenhalfter• Führstrick oder Zügel• GerteClickern• Clicker• Target Stick• Leckerli, Karotten etc.• Ggf. BauchtascheDual-Aktivierung• gelbe Fahne• gelbe und blaue Pylonen• gelbe und blaue Schaumstoffbalken• Halfter und Führstrick, Kappzaum, Knotenhalfter oder Trense• Gerte• HandschuheLangzügelarbeit• Reithalfter/Trense• Langzügel• Gerte• HandschuheFreiheitsdressurLonge mit SchnellverschlussHalsringTouchiergerteGgf. KnotenhalfterHandschuheLoben und Belohnen - ein wichtiges Hilfsmittel

Belohnung und Lob steigert die Motivation. So gestaltet es sich bei einem Menschen und auch bei den Pferden.
Sein Pferd zu belohnen sollte nicht bedeuten, ihm fortlaufend Leckerbissen ins Maul zu schieben. Dies kann schnell dazu führen, dass das Pferd aufdringlich und respektlos wird und somit die Konzentration auf die eigentliche Aufgabe verloren geht. Deshalb ist es wichtig, die Belohnung zum richtigen Zeitpunkt und angemessen einzusetzen. Besser als ständig Leckerlis zu verabreichen, ist es, nach einer Situation, in der Druck erzeugt oder bei einer bestimmten Aufgabe Leistungsbereitschaft abverlangt wurde, dies mit dem Lösen des Drucks bzw. mit einer Ruhepause zu belohnen. Pausen bedeuten Erleichterung, dienen der Entspannung und dem Ausgleich und schaffen so die Möglichkeit, sich aufs Neue zu konzentrieren.
Menschen, die ihr Pferd in der richtigen Form loben, haben später weniger Probleme im Umgang. Dies belegt eine Studie der Pferdewissenschaftlerin Emily Hancock. Die Tiere ziehen laut dieser Studie allerdings das ruhige Kraulen am Widerrist dem bekannten Abklopfen am Hals vor.
Um ihr Pferd schnell belohnen zu können, empfiehlt es sich, eine Bauchtasche zum Einsatz zu bringen. Am besten wird diese mit den Lieblingsleckerlies gefüllt und so angebracht, dass jederzeit schnell ein Leckerbissen hervorzuholen ist. Umso wertvoller die Belohnung für ihr Pferd ist, desto gewillter wird es sein, etwas dafür zu tun.
Damit das Tier eine freudige Erwartungshaltung entwickelt, kann vor jeder Gabe eines Leckerlis ein Signalwort verwendet werden. Dies ist von großem Vorteil, wenn sich das Pferd außerhalb der Reichweite (weiter als eine Armlänge) vom Bodenführer befindet. Mit dem Signalwort wird das Tier sofort belohnt und weiß, dass es im nächsten Schritt ein Leckerli erhält. Genauso verhält es sich mit dem Clicker, den man hervorragend als Belohnungssignal einsetzen kann. Mehr Informationen zum Clicker findest du im Kapitel „Clicker – Ausbildung mit positiver Verstärkung“.

Fazit
Loben und belohnen ist wichtig! Das mit Leckerlis zu tun, kann in verschiedenen Situationen die richtige Verhaltensvariante darstellen. Allerdings sollte man das Lob durch die Stimme und die Belohnung durch Ausgleich des Drucks und durch Kraulen bevorzugen.
Die Biomechanik – wie funktioniert der Pferdekörper?

Die Muskeln des Pferdes sind für die korrekte Bewegung verantwortlich. Sie stehen im direkten Zusammenhang mit den Sehnen und Bändern. Während sich ein Muskel zusammenzieht, entspannt sich der entgegengesetzte Muskel. Um ein gesundes Training zu gewährleisten und somit ein gesundes, gut bemuskeltes Pferd auszubilden, ist die Symmetrie der Muskeln sehr wichtig. Jedes Pferd besitzt für die Beugung, die Streckung, die Dehnung und für die Entspannung entsprechende Muskelpartien. Gut ausgebildete Muskeln sind zudem für das Abspreizen einiger Gliedmaßen vom Körper sowie zum Heranführen an den Körper (etwa bei der seitlichen Biegung oder der Rotation) grundlegend.
Die Vorderbeine
Bei Pferden besteht zwischen Schulter und Rumpf keine knöcherne Verbindung. Das bedeutet, Schulter und Rumpf sind über die Muskeln miteinander verbunden und werden dadurch stabilisiert. Das Pferd besitzt zahlreiche Muskeln, die die Vorderbeine bewegen. Diese dienen zum Heranziehen an die Körperachse und zur Bewegung von der Körperachse weg - die sogenannte Adduktion und Abduktion.
Die Hinterbeine
In den Hinterbeinen befinden sich fünf große Muskelgruppen. Diese lassen es zu, die Hinterbeine in unterschiedliche Richtungen zu bewegen.
• Die Achillessehnen führen zur Bewegung nach hinten
• die Oberschenkelmuskeln führen zur Bewegung nach vorne
• die Gesäßmuskulatur erlaubt die Bewegung weg von der Körperachse
• die Adduktoren und Abduktoren lassen das Heranziehen bzw. das Wegspreitzen der Beine zu
• die Rückenmuskulatur nennt sich „Musculus iliopsoas“ und zählt zu den wichtigsten Muskelpartien in der Bewegung eines Pferdes. Diese Muskeln sind für die Beugung der lumbosakralen und sacro-iliakalen Gelenke zuständig.
Hals/Nacken, Rücken und Bauchbereich
Die Muskeln im Hals-, Nacken- und Rückenbereich verlängern den Rücken. Durch sie ist es dem Pferd möglich, den schweren Pferdekopf und den Nacken anzuheben. Die Bauchmuskulatur hilft den Rücken zu biegen. Hier befinden sich auch die Muskeln, die für die seitliche Beugung im Rücken und Nacken zuständig sind. Das bedeutet, wenn sich die rechten Muskeln entspannen, spannen sich die linken Muskeln an. Die Muskeln in unmittelbarer Nähe der Wirbelsäule sind äußerst wichtig für die Stabilisierung.
Das Nackenrückenband
Beim Betrachten eines grasenden Pferdes wird in der Theorie durch den gesenkten Hals das Nackenband gespannt und zieht über den Widerrist hinweg zur Sattellage nach oben. Das Nackenrückenband besteht aus zwei Teilen, dem Nackenstrang (funiculus nuchae) und der Nackenplatte (lamina nuchae).
Der Nackenstrang verläuft vom Hinterhaupt, über den Widerrist bis zum Kreuzbein.
Die Nackenplatte des Pferdes sieht aus wie ein Fächer und verläuft vom zweiten Halswirbel bis zu siebten.
Das Nackenband dient in der natürlichen Haltung dafür, Energie zu sparen und erleichtert das Tragen des Kopfes. Zudem entlastet es die Muskulatur der Brustwirbelsäule beim Fressen.
Kaumuskulatur
Die Kaumuskulatur ist der große sichtbare Muskel, der über die Wange des Pferdes reicht. Dieser Muskel ist für das Öffnen, das Kauen und für das seitliche Bewegen des Kiefers zuständig. Die Aufgabe der Schläfenmuskeln besteht darin, den Unterkiefer anzuheben und den Mund zu schließen. Der seitliche Flügelmuskel ist ebenfalls für die seitliche Bewegung verantwortlich. Verspannungen in diesen Muskelbereichen können einen Trainingserfolg verhindern.
Die Hanken
Als Hanken werden die großen Gelenke der Hinterhand, Hüft-, Knie- und Sprunggelenke, bezeichnet. Als Hankenbeugung wird das Untersetzen der Hinterhand unter den Pferdekörper beschrieben. Die Hankenbewegung verkürzt sich, abhängig davon, wie versammelt ein Pferd läuft. Die Hinterhand des Pferdes tritt unter den Rumpf, die Kruppe senkt sich und die Vorhand ist aufgerichtet. Es sieht so aus, als ob das Pferd vorne höher ist als hinten.
Die Hanken werden oft als „Motor“ des Pferdes charakterisiert. Es ist wichtig darauf zu achten, dass man nur mit einem gut ausbalancierten Pferd vernünftig arbeiten kann. Die meisten Pferde haben eine sehr schwungvolle Hinterhand. Wenn aber zu viel Schwung aus der Hinterhand kommt, landet das Pferd hart auf den Vorderbeinen. Das bedeutet, dass ein schlecht ausbalanciertes Pferd vor allem mit gemäßigter Geschwindigkeit trainiert werden sollte, um diese Problematik zu vermeiden.

Fazit
Eine wichtige Voraussetzung beim Pferdetraining, vor allem in der Bodenarbeit, ist das Basiswissen über die Biomechanik. Das Zusammenspiel der Muskeln und das Wissen darum, wie der Ablauf der Bewegungen im Pferdekörper funktioniert, ist ausschlaggebend für einen erfolgreichen Trainingsverlauf.
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