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Ralph Dietze
Die dunklen Machenschaften
Die Gier nach Macht und Geld
Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis
Titel
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
Impressum neobooks
Frank schreckte durch das Klingeln seines Weckers hoch. Nach dem er ihn ausgemacht hatte, denkt er, noch fünf Minuten liegen bleiben würden nicht schaden. Ihm fiel der Streit von gestern Abend ein. Monika hatte ihm zum wiederholten Male vorgeworfen, schuld am Tod ihres Sohnes zu sein. Wie immer nach solchen Auseinandersetzungen flogen zuerst böse Worte und dann knallten die Türen.
Beide tranken wortlos ihren Kaffee und machten sich für die Arbeit fertig. Gerne würde er sie jetzt in den Arm nehmen, aber sie war immer noch sauer und lehnte jede Annäherung ab.
„Komm lass uns frühstücken, ehe es noch zu melancholisch wird. Was liegt heute bei dir an?“, fragte Monika sehr nüchtern und auf Distanz bedacht.
„Wenn nichts dazwischenkommt, bin ich 18 Uhr heute Abend zu Hause, aber du weißt ja, Monika, die Kunden machen nie was ich möchte.“ Dabei lachte er Monika an.
„Dann können wir ja noch Einkaufen fahren und müssen uns morgen nicht so hetzen.“ Frank nickte kurz.
„So, ich gehe noch schnell duschen, bevor ich mich los mache.“
„Mach das, ich räume den Tisch ab und mache mich dann auch fertig.“
30 Minuten später saßen beide im Auto und fuhren Richtung Stadt. Die Stille im Auto war wie jeden Tag zum Zerreißen angespannt. Keiner sagte etwas oder wollte was reden. Frank hielt kurz an der Haltestelle, damit Monika aussteigen konnte und weiter mit der Straßenbahn zu ihrer Arbeit fahren konnte. Mit einem flüchtigen Kuss verabschiedete sie sich von ihm. Normal könnte er sie bis zu ihrer Arbeit fahren, ohne einen großen Umweg zu seiner Arbeit. Als Monika ausgestiegen war, fuhr er, ohne sich noch einmal umzusehen, zügig weiter. Eigentlich war er erleichtert, dass Monika nicht weiter mitfuhr, obwohl er sich wünschte, dass es wieder so wird wie es einmal war, als sie noch eine glückliche Familie waren. Diesen Gedanken verwarf er aber sofort wieder und versuchte, schnell zu seiner Arbeit zu kommen.
Einige Zeit später war Frank in seinem Büro. In Gedanken vertieft saß er schon einige Minuten, als ihn Klaus durch ein „klopf, klopf“ aus seinen Gedanken riss.
„Bist du schon aufgeregt wegen des Meetings beim Chef?“
„Warum sollte ich, meine Zahlen stimmen, und deine?“
„Hör auf, zwei Kunden sind letzte Woche abgesprungen. Angeblich waren die Zahlungen zu hoch.“
Dann hättest du es korrigieren müssen und so anpassen, dass es passend ist für sie. Das weißt du doch selber.“
„Hast ja recht.“, antwortet Klaus.
„Dann nerve mich nicht mit so was am Morgen.“
Frank schaute auf seine Uhr und gab Klaus ein Zeichen, dass es Zeit wird zu gehen. Nachdem Frank wieder alleine war, ging er noch einmal seine Unterlagen fürs Meeting durch. Bevor er sein Büro verließ, schaute er auf das Foto auf seinem Schreibtisch. Da waren sie noch eine Familie, geht es ihm durch den Kopf. Wäre er damals nicht noch in die Bar gegangen, um seinen Geschäftsabschluss zu feiern, wäre sein Sohn heute noch am Leben. Frank verharrte einige Zeit in diesen Gedanken und merkte nicht, wie die Zeit verging.
„Herr Kunze, Herr Kunze!“, hörte er auf einmal seine Sekretärin.
,,Ja?“
„Man wartet auf Sie im Besprechungsraum.“
„Danke Frau Schmidt.“
Der Chef erwartete ihn schon und polterte los: „Fünf Minuten zu spät! Was gab es Wichtigeres als dieses Geschäftsmeeting, Herr Kunze? Ich hoffe, Sie haben eine gute Ausrede.“
„Ähm?“
„Gut, setzen Sie sich, damit wir anfangen können. Meine Herren, ich habe die Zahlen, mit denen vom letzten Monat verglichen. Dabei ist mir aufgefallen, dass einige von ihnen ihr Ziel diesen Monat verfehlen werden. Woran liegt das, Herr Fischer?“
Der Chef fixierte ihn dabei und merkte, wie Fischer errötete.
„Ich warte, Herr Fischer!“
„Was soll ich sagen?“
„Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, oder denken Sie, dass man hier nur zum Spaß arbeitet?“
„Das denke ich nicht, aber…“
„Hören Sie mit dem aber auf. Wenn Sie schon keine Eier haben, die Kunden so zu beraten, dass Sie ihre Unterschrift unter den Vertrag bekommen, dann sagen Sie das. Sind Sie so ein Loser oder tun sie nur so? Vielleicht wollen Sie mich nur auf die Probe stellen und schauen, wie weit Sie das ausreizen können? Wenn das so ist, bin ich sehr gespannt, was Sie in der Hinterhand haben.“
Frank merkte, wie Klaus immer unruhiger auf seinem Stuhl wurde und sich hilfesuchend im Raum umschaute.
„Darf ich dazu was sagen, Herr Petersen?“
Der schaute Frank an und gab ihm ein Zeichen.
„Wie sie ja wissen, hat Herr Fischer immer geliefert. Durch familiäre Umstände ist er etwas aus der Bahn geraten.“
Klaus fing an zu schluchzen wie ein kleines Kind. Auch das noch.
Petersen schrie ihn an: „Mann, reißen Sie sich zusammen. Das fehlt mir noch, dass meine Leute wie Waschfrauen anfangen zu heulen. Also was ist los, Herr Kunze? Sie können sich wieder zurücknehmen. Ich denke, dass Herr Fischer für sich selber antworten kann.“
Klaus schaute Petersen an und erklärte ihm seine Lage. Als er damit fertig war, lehnte sich Petersen in seinem Stuhl zurück und sah einige Minuten auf die vor ihm liegenden Blätter.
„Gut, sie haben also keine Lösung, Herr Fischer?“
Petersen schaute in die Runde und sagte dann in Richtung Klaus: „Ich gebe ihnen zwei Wochen, um das zu bereinigen. Sollten Sie das nicht hinbekommen, sind sie gefeuert. Das Meeting ist zu Ende meine Herren.“
Alle standen auf und verließen eilig den Besprechungsraum.
Beim Rausgehen schnappte sich Frank Klaus. „Komm in mein Büro! Mach die Tür zu! Wie willst du vorgehen?“
Klaus fing an zu reden: „Er kann mir doch nicht kündigen, nur weil ich einmal nicht das Ziel schaffe?“
„Klaus, höre auf damit, du weißt doch selber, es zählen nur die Zahlen von heute und nicht die von gestern. Also wir haben zwei Wochen, um das zu korrigieren. Ich helfe dir dabei, gemeinsam schaffen wir das. Lass uns anfangen, hole alle Unterlagen und Anträge der letzten vier Wochen, auch die abgelehnten. Wir werden alles noch einmal durchgehen und rufen die Kunden an, um einen neuen Termin zu bekommen. Ich werde bei den Beratungen deiner Kunden dabei sein.“
Als Klaus aufstand, um die Unterlagen zu holen, schaute er Frank an. „Warum machst du das?“
„Du bist mir nicht egal, und außerdem sind wir doch Freunde, dachte ich.“ Dabei grinste er.
Klaus grinste auch und nickte nur, dann verließ er Franks Büro.
Als Frank alleine war, sah er in seinen Terminkalender, welche Termine er diese Woche schieben kann. Dann ging er zu seiner Sekretärin.
„Frau Schmidt, Sie müssen die rot markierten Termine auf nächste Woche schieben. Schauen Sie wo es am besten rein passt und bitte nicht zu eng legen.“
„Was soll ich den Kunden sagen, Herr Kunze?“
„Ihnen fällt schon was ein, Frau Schmidt.“
„Da bist du ja, lass uns loslegen.“ Er schloss seine Bürotür.
Es wurde schon langsam dunkel. Frank und Klaus saßen immer noch über den Verträgen.
Frank schaute auf seine Uhr und musste feststellen, dass es schon spät war. Er sah Klaus an und fragte: „Wollen wir noch was trinken gehen?“
Kaum gesagt, verließen beide sein Büro und gingen geradewegs in die nächste Bar.
Nach einigen Drinks und Stunden später bestellten sie ein Taxi und fuhren jeder für sich nach Hause.
2. Kapitel
Es war schon ziemlich spät als Frank zu Hause die Haustür aufschloss. Er versuchte dabei so leise wie nur möglich reinzugehen, damit Monika nicht aufwachte und ihm vielleicht noch eine Szene machte, weshalb er nachts angetrunken mit einem Taxi heimkommt. Kaum war er im Wohnzimmer, stand Monika im Nachthemd da und legte los:
„Wenn du schon saufen gehst und angetrunken heimkommst, kannst du auch in deinem Büro schlafen. Dann sehe ich es wenigstens nicht.“
Frank wollte sich erklären, aber er kam nicht dazu. Monika verschwand, kam kurz darauf mit seinem Bettzeug zurück und warf es ihm vor die Füße. Dann ging sie ohne ein Wort ins Schlafzimmer. Frank stand wie ein begossener Pudel da und wusste nicht was er sagen sollte. Er nahm wortlos sein Bettzeug und richtete sein Nachtlager auf der Couch ein. Als er endlich lag, hörte er Monika weinen. Er wollte zu ihr, um sie zu trösten, aber diesen Gedanken wischte er schnell wieder weg. Irgendwann muss er auch eingeschlafen sein. Am nächsten Morgen war Monika schon verschwunden, Frank duschte und fuhr dann mit einem Taxi in die Firma, wo Klaus schon aufgeregt auf ihn wartete.
„Da bist du ja.“
„Was ist los?“
„Wir haben 10 Uhr einen Termin bei der Kruckern GmbH.“
„Das sind doch die von voriger Woche?“
„Ja sind sie. Jetzt verstehst du auch, warum ich so aufgeregt bin. Wenn die Kruckern GmbH unterschreibt, bin ich wieder im Soll.“ Klaus umarmte Frank herzhaft.
„Lass gut sein, du erdrückst mich noch.“
Punkt 10 Uhr waren beide bei der Kruckern GmbH am Empfang.
„Wir haben einen Termin mit dem Vorstand.“
„Wen darf ich Frau Siegbert anmelden?“, fragte die freundliche Stimme am Empfang.
„Klaus Fischer und Frank Kunze vom Bankhaus Fisch & Sohn.“
Nach einem kurzen Telefonat der Empfangsdame, kam Frau Siegbert mit festen Schritten aus dem Fahrstuhl auf Klaus und Frank zu. Mit einem Lächeln begrüßte sie erst Klaus und dann Frank.
„Kommen Sie meine Herren, Sie werden schon erwartet.“
Im Fahrstuhl betrachtet Frank Frau Siegbert aus dem Augenwinkel. Er dachte, was für eine heiße Frau. Bei diesen Gedanken merkte er, dass er leicht erregt war, und versuchte dies in Griff zu bekommen. An der Tür zum Konferenzraum angekommen öffnete sie diese mit einem freundlichen Lächeln, durch eine bestimmende Handbewegung untermauerte sie ihre Aufforderung noch.
Nachdem man sich vorgestellt hatte, übernahm Frank das Gespräch. Die ganze Zeit merkte er, wie ihn Frau Siegbert immer wieder fixierte, dabei aber vermied, süffisant zu lächeln. Frank nahm dies wahr und versuchte sich beim Gespräch zu konzentrieren. Er hatte schon viele dieser Gespräche geführt und erfolgreich abgeschlossen. Warum sollte das hier schief gehen?, dachte er beiläufig. Man tauschte sich schon einige Stunden aus und näherte sich langsam der Ziellinie. Frau Siegbert nutzte die kurze Unterbrechung von Frank.
„Herr Kunze?“
„Ja“ Frank war irritiert, dass sie ihn auf einmal ansprach.
„Sagen sie uns doch einfach was uns der Kredit von ihrer Bank kostet.“
Frank wollte noch einmal ausholen, aber Frau Siegbert fiel ihm sofort ins Wort.
„Die Kosten, Herr Kunze.“
Dabei schauten ihre blauen Augen ihn fest an, so dass Frank fast hypnotisiert war. Er konnte sich diesen Augen einfach nicht entziehen.
„25 Millionen auf 10 Jahre.“
„Danke, Herr Kunze.“
Dabei zog sie sich zurück und kommunizierte über Augenkontakt mit dem Inhaber, der dann das Gespräch an sich riss.
„Wir danken Ihnen für ihre aussagekräftige Einschätzung. Wir werden uns beraten und ihnen dann unsere Entscheidung mitteilen.“
Frank schaute etwas verwirrt Klaus an, der auch nicht wusste, was gerade passiert ist.
Frank fand als erstes seine Stimme wieder und fragte Richtung Geschäftsführer s , wann er mit einer Entscheidung rechnen könne.
„Frau Siegbert wird Sie über unsere Entscheidung informieren, sobald wir eine getroffen haben.“
„Ich danke Ihnen für ihre Zeit und ihr Angebot. Alles weitere mit Frau Siegbert.“
Darauf verließ er den Raum.
Es herrschte eine eisige Stille, die einem die Luft zum Atmen nahm. Frau Siegbert durchbrach sie, indem sie Frank ihre Visitenkarte reichte.
„Ich denke, dass Sie ab sofort mein Ansprechpartner sind?“
„Ja“, antwortete er.
„Schön, dann können wir uns ja duzen, nachdem wir das geklärt haben.“
Dabei streckte sie Frank ihre Hand entgegen.
„Ich bin Hannelore.“
Frank zögert noch kurz und schaute zu Klaus hinüber, der immer noch bewegungslos auf seinem Stuhl wie festgeklebt saß. Dann ergriff er ihre Hand und sagte: „Ich bin Frank.“
Dabei schauten sich beide tief in die Augen und vergaßen was um sie herum war.
„Du kannst meine Hand jetzt wieder loslassen, außer du möchtest sie mir brechen, damit ich den Vertrag nicht unterschreiben kann.“
„Oh entschuldige bitte, das war nicht meine Absicht.“
Sie lachte und rieb ihre Hand kurz, dabei sah sie zu Klaus, um sich zu vergewissern, dass sie auch mit dem Richtigen verhandelte.
Dann drehte sie sich um und ging zur Tür, dort angekommen drehte sie sich wieder um und beobachtete, wie Frank seine Sachen in die Tasche packte und mit Klaus zur Tür kam. Nachdem Hannelore beide wieder zum Empfang gebracht hatte, verabschiedete sie sich. Frank schaute ihr hinterher wie ein Hund, der von seinem Frauchen irgendwo angeleint zurückgelassen wurde.
Erst Klaus‘ Worte brachten ihn wieder in die Realität zurück, beim Verlassen schimpfte er wie ein Rohrspatz: „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du kannst doch nicht so ein Angebot machen, ich glaube es einfach nicht.“
Frank unterbrach Klaus. „Sag mal, wer ist eigentlich diese Hannelore Siegbert?“
„Was?“
„Wer ist Hannelore Siegbert, kennst du sie?“
„Was heißt kennen. Ich habe mit ihr verhandelt, mehr nicht. Sie war es auch, die den Inhaber vom Vertrag abgeraten hat.“
„Ich denke, dass wir das Ändern“, sagte Frank beim Verlassen der Firma.
Beide fuhren zurück in die Bank, um ihre weitere Strategie festzulegen. Frank war die ganze Zeit mit seinen Gedanken bei Hannelore. Sie hat ihn in seinen Bann gezogen, ihre blauen Augen haben so eine starke Ausstrahlung, der man sich schwer entziehen kann.
„Hörst du mir überhaupt zu, Frank?“
„Was sagtest du gerade Klaus?“
„Du hast nicht zugehört. Wo bist du mit deinen Gedanken nur?“
Nach einer kurzen Pause sagte er: „Sie hat dir aber ganz schön den Kopf verdreht.“
Klaus schaute Frank an und fragte ihn: „Möchtest du meine ehrliche Meinung dazu hören?“
Frank seufzte nur.
„Nein, wahrscheinlich nicht. Ich halte sie für den eigentlichen Inhaber und nicht Krug. Er hält nur seinen Kopf hin, sollte etwas schief gehen.“
Frank sah Klaus an.
„Wir sollten das vielleicht untersuchen, wenn du da einen Verdacht hast, nicht dass wir in etwas investieren was uns beide den Kopf kosten könnte zum Schluss.“
„Darf ich dir einen unparteiischen Rat geben Frank?“
„Ja natürlich.“
„Ich rate dir, die Sache genau zu verfolgen, aber wenn wir noch tiefer graben und nichts finden, ist nicht nur unser Ruf geschädigt, das muss uns klar sein. Wir haben keine Beweise.“
„Nur wenn es dir gut geht, geht es auch der Bank gut.“
Frank blickte Klaus nur an, dann stand er auf und ging zum Fenster. Er beobachtete einige Minuten die hastigen Menschen auf der Straße. Er drehte sich zu Klaus um und sagte: „Wenn man von hier so auf die Straße schaut, hat man einen guten Blick auf das, was da draußen los ist. Weißt du aber, wo man einen noch besseren Blick auf die Straße hat?“
Klaus schüttelte etwas irritiert seinen Kopf. Frank kam auf Klaus zu, dabei sagte er: „Vom Büro neben der Geschäftsleitung.“
„Kann sein“, sagte Klaus. „Da war ich noch nie.“
„Siehst du, das unterscheidet uns. Ich denke groß, und du klein.“
Klaus wunderte sich immer mehr und wollte was sagen, da unterbrach ihn Frank.
„Wir sollten rausfinden, ob sie göttlich ist oder ein Mensch.“
„Oh, es ist schon 19 Uhr. Ich werde jetzt heimfahren und so tun, als ob ich ein harmonisches Eheleben führe.“
Mit diesen Worten verließ er sein Büro und ließ den immer noch irritierten Klaus sitzen.
3. Kapitel
Hannelore hatte es sich im Sessel mit einem Buch und einem Glas Rotwein gemütlich gemacht und wollte so den Tag ausklingen lassen. Sie war so vertieft in ihr Buch, dass sie erschrak, als es an der Tür klingelte. Wer kann das jetzt noch sein?, dachte sie beim Gang zur Tür. Bevor sie öffnete, schaute sie durch den Türspion und wunderte sich nur. Dann öffnete sie die Tür und bat Hans-Peter herein: “Was führt dich um diese Zeit zu mir?“
Im Wohnzimmer sagte er etwas nervös: „Wir müssen reden.“
Hannelore ging zum Schrank und holte ein zweites Weinglas.
„Wenn du mich schon um diese Zeit störst, musst du mit mir auch was trinken.“
Dabei grinste sie etwas unterkühlt.
Nachdem sie die Gläser gefüllt hatte, lehnte sie sich zurück in ihrem Sessel und prostete Hans-Peter zu. Nach dem ersten Schluck fragte sie ihn: „Also was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?“
„Was hältst du von dem Angebot von diesem Kunze?“
„Deshalb kommst du zu mir nach Hause? Ich glaube es ja nicht“, sagte Hannelore mit ruhiger Stimme und schaute dabei in ihr Weinglas.
„Ich denke, dass wir das lieber privat bereden und nicht in der Firma. Die Wände haben Ohren“, antwortete Hans-Peter.
Hannelore schwenkte ihr Glas, als ob sie die Antwort im Wein suchte. Dann sah sie ihn an. „Das Angebot für die Firma ist in Ordnung, aber für das Grundstück nicht.“
Hans-Peter fragte etwas aggressiv: „Wie muss ich das jetzt verstehen?“
„Die Firma ist eigentlich pleite, das weißt du am besten. Die Zahlen sind doch alle nur geschönt für die Banken. Einer Tiefenprüfung würden die nicht standhalten.“
„Deshalb macht ihr ja die ganzen dreckigen Geschäfte über meine Firma.“
„Genau aus diesem Grund müssen wir das Grundstück vergolden, um keine, wie sagtest du gerade ‚dreckigen Geschäfte‘ mehr machen zu müssen.“
„Das ist kriminell“, antwortet Hans-Peter und trank dabei sein Glas in einem Zug leer.
„Da mache ich nicht mit. Ich habe schon zu lange zugeschaut, wie ihr meine Firma für eure Geschäfte nutzt. Irgendwann muss damit Schluss sein. Wenn du das nicht beenden kannst, beende ich es.“ Hans-Peter wollte aufstehen.
„Setzt dich!“, sagte Hannelore mit fester Stimme. Dabei sah sie ihn ernst an.
„Du meinst also, dass es kriminell ist, wenn man einem Geschäftspartner Geld gibt und er damit seine Firma an die Wand fährt.“
Hans-Peter wollte sich rechtfertigen, was Hannelore sofort im Keim erstickte.
„Wer ist vor fünf Jahren zu mir gekommen und hat mir die Ohren vollgeheult? Du warst damals schon tief in den roten Zahlen und keine Bank auf der Welt hat auch nur einen Cent in deine Firma investiert. Denkst du etwa, dass wir die Heilsarmee sind und dir das ganze Geld schenken? Da bist du aber gewaltig auf dem Holzweg, mein Lieber. Wenn wir nicht Geld in die Hand genommen hätten, wäre die Kruckern GmbH schon längst bankrott. Natürlich muss ein Unternehmen auch einmal Gewinn machen. Deshalb wollen wir das auch mit dem Bankhaus machen“, sagte Hannelore, dabei stand sie auf und ging zum Kamin, um ihre Hände aufzuwärmen.
„Danach bist du uns los und kannst mit deiner Firma machen was du möchtest.“
„Wie soll das gehen? Wenn ich unterschreibe, wollen die das Geld von mir.“
Nach einigen Minuten drehte sie sich um. „Wenn du mir nicht dazwischenfunkst, wirst du fein aus der Sache rauskommen ohne auch nur einen Euro zu zahlen.“
Hans-Peter war klar, dass er da nicht wieder rauskommt und schaute zu Boden. Hannelore nahm die Flasche und goss ihm Rotwein nach.
„Lass mich das nur machen mit diesen Bankheinis. Du wirst sehen, sie zahlen. Natürlich bekommst du deinen Teil, der dir zusteht.“ Dabei prostete sie ihm zu.
Hans-Peter stieg bei diesen Gedanken das Blut zu Kopf, er wurde rot, was Hannelore zum Lachen anregte. Sie ging zu ihm und streichelte seine Wange. Aus heiterem Himmel gab sie ihm eine Ohrfeige.
„Reiß dich gefälligst zusammen und flenne hier nicht rum.“
„Hast ja recht“, antwortet Hans-Peter, trank sein Glas wieder leer und wollte es auf dem Tisch abstellen, als Hannelore seine Hand ergriff und lächelte.
„Wenn du nicht immer so viel Ärger machen würdest, könnten wir noch viel mehr aus dem Laden rausholen.“
Hans-Peter verspürte auf einmal einen stechenden Schmerz in seiner Hand. Er wollte sie von Hannelore wegziehen, was ihm aber nicht gelang. Das Gegenteil passierte, Hannelore hielt seine Hand noch fester umklammert und drückte seinen Daumen immer weiter nach hinten. Die Schmerzen wurden immer unerträglicher und sein Daumen musste jede Sekunde brechen unter dem Druck Hannelores.
„Merke dir eins, wir sagen was gemacht wird und nur wir entscheiden, wann wir uns zurückziehen. Hast du das verstanden? - Ob du das verstanden hast?“
Sie ließ seinen Daumen los und erhob sich. Vor ihm stehend ohrfeigte sie ihn rechts und links.
„Hast du das verstanden?“
„Ja, ja, hör auf mich zu schlagen!“, schrie Hans-Peter ganz klein in seinem Sessel.
Hannelore ließ von ihm ab und sortierte sich.
„Gut, dann haben wir uns ja verstanden und alles Wichtige geklärt.“
Hans-Peter nutzte eine Atempause und sprang auf, um zur Tür zu laufen. Dort drehte er sich zu ihr um.
„Wenn ihr denkt, dass ihr mich fertig machen könnt, habt ihr euch gewaltig geschnitten. Sollte ich untergehen, werdet ihr genauso mit untergehen.“
Er verließ die Wohnung und knallte die Tür wütend zu mit der Hand, die Hannelore bearbeitet hat, was ihn schmerzhaft daran erinnerte. Hannelore quittierte dies nur durch Abwinken.
„Wo die Tür ist, weißt du?“
Da war er aber schon draußen.
4. Kapitel
Frank war in seine Akten zum Fall Kruckern GmbH so vertieft, dass er das Klopfen nicht hörte. Erst als seine Sekretärin ‚Herr Kunze‘ rief und etwas lauter klopfte reagierte er.
„Was gibt es, Frau Schmidt?“
„Sie sollen sofort zu Herrn Petersen ins Büro kommen.“
Er erschrak und dachte nur, warum soll ich jetzt auf einmal zu ihm kommen?
Beim Verlassen seines Büros bedankte er sich noch bei seiner Sekretärin.
„Was würde ich nur ohne sie machen?“
Dabei lief ihm ein Lächeln über die Wangen.
„Da sind sie ja endlich, Kunze, kommen sie rein und schließen sie die Tür.“
Petersen war deutlich anzusehen, dass er schlechte Laune hatte.
„Was gibt es so Wichtiges am frühen Morgen?“
Das sollte witzig rüberkommen, was ihm aber nicht gelang, wie er feststellen musste.
„Die Kruckern GmbH macht mir Sorgen, und dass mein bester Mann dabei ist, etwas zu machen was ihm nicht gut bekommen könnte. Wenn das passiert, was ich da denke“, fing Petersen das Gespräch an. Eiskalte Stille herrschte im Raum, Frank musste tief schlucken, bevor er antworten konnte, sagte aber nichts. Petersen lehnte in seinem Arbeitssessel.
„Erklären Sie mir einmal, was ihre Zielgruppe ist.“