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(33) Auch dies wurde vorher verraten, denn Cicero, der die einen vor Gericht verteidigt, andere eingeschüchtert hatte, reichte weit und hatte viele, die ihm solches zutrugen. Jetzt beschloss der Senat, Catilina aus der Stadt zu schaffen. 2 Dieser war froh, unter solchem Vorwand davonzukommen, begab sich nach Faesulae, begann offenen Krieg, trat, nachdem er den Titel und die Ehrenzeichen eines Konsuls angenommen hatte, an die Spitze der von Manlius angeworbenen Truppen und sammelte noch mehrere, erst Freigeborene, dann auch Sklaven unter seine Fahnen. 3 Jetzt erklärten ihn die Römer für einen Hochverräter, schickten Antonius, von dessen Teilnahme an der Verschwörung sie nichts wussten, gegen jenen zu Felde und legten selbst die Toga ab. Deshalb blieb auch Cicero zurück, obgleich ihm Makedonien im Los als Provinz zugefallen war; weder dorthin ging er (er hatte die Provinz, um seine Rechtsangelegenheiten abzuwarten, an seinen Amtsgenossen abgetreten) noch auch in das nahe Gallien, das er der jetzigen Umstände wegen für jenes angenommen hatte, sondern blieb zum Schutz der Stadt zurück und schickte den Metellus dahin ab, damit Catilina sich hier nicht festsetzen möchte.
(34) Und dass er blieb, war für die Römer das größte Glück. Denn als Lentulus mit anderen Mitverschworenen und den Allobrogern, welche sich, als Gesandte in Rom weilend, von ihm hatten verleiten lassen,103 im Begriff stand, die Stadt an mehreren Orten anzuzünden und zu morden, 2 griff Cicero die so Angewiesenen auf, führte sie mit ihren Briefen in die Curie, versprach ihnen volle Straflosigkeit und legte so die Verschwörung völlig zutage. Jetzt erhielt Lentulus vom Senat den Befehl, die Prätur niederzulegen, wurde mit den anderen Verhafteten in Gewahrsam gesetzt, die anderen aber aufgesucht. 3 Dies alles hatte selbst den Beifall des Volkes, besonders da um die Zeit der Versammlung, in welcher Cicero über diese Angelegenheit eine Rede hielt, Iupiters Standbild auf den Rat der Auguren mit nach Osten und dem Forum gerichteten Gesicht auf dem Capitol aufgestellt wurde. 4 Denn da dieselben aus dem Umsturz des Götterbilds die Entdeckung einer Verschwörung geweissagt hatten und die Wiederaufrichtung gerade in die Zeit fiel, wo jene auf frischer Tat ertappt wurden, so pries das Volk die Fügung des Gottes und wurde über die Schuldigen noch mehr aufgebracht.
(35) Es verbreitete sich das Gerücht, dass auch Crassus unter der Zahl der Verschwörer sei, und einer der Verhafteten hatte ihn wirklich genannt, aber nur wenige glaubten es. 2 Die einen gaben überhaupt keinem solchen Verdacht Raum, andere meinten, die Verschwörer hätten es erdichtet, um durch einen so mächtigen Mann mehr Vorschub für ihre Sache zu gewinnen. Wenn es einige aber auch glaubhaft fanden, so hielten sie es nicht für ratsam, einen der ersten Männer des Staates mit ins Verderben zu ziehen und die Stadt in noch größere Verwirrung zu stürzen. 3 So wurde die Sache gar nicht aufgenommen. Als aber viele, sowohl Sklaven als Freie, die einen aus Furcht, die anderen aus Bedauern mit Lentulus und seinen Mitgefangenen, sich zusammentaten, um ihn der Verhaftung und dem Tod zu entreißen, erfuhr es Cicero noch zeitig genug, um das Capitol und das Forum noch in der Nacht mit Wachen zu versehen. 4 Durch ein göttliches Vorzeichen mit Anbruch des Tages in seiner guten Hoffnung noch mehr bestärkt, weil nämlich bei einem von den Vestalinnen104 in seinem Haus vorgenommenen Opfer die Flamme ungewöhnlich hoch ausschlug, befahl er dem Volk, vor den Prätoren den Fahneneid zu schwören und sich, falls Soldaten notwendig würden, bereitzuhalten. Mittlerweile versammelte er den Senat und wusste diesen so sehr in Furcht und Schrecken zu setzen, dass er die Gefangenen zum Tod verurteilte.
(36) Lange waren sie unentschieden und hätten beinahe den Tod nicht gegen sie verhängt. Nachdem alle vor ihm für die Todesstrafe gestimmt hatten, äußerte Caesar seine Meinung dahin gehend, man solle die Gefangenen in verschiedene Städte verteilen, ihr Vermögen einziehen 2 und gesetzlich verbieten, ihre Begnadigung jemals in Antrag zu bringen. Wenn einer fliehe, so solle man die Stadt, aus der er entronnen ist, zur Feindin des Staates erklären; dahin entschieden sich alle bis auf Cato, sodass auch einige der Vorredner ihre Meinung zurücknahmen. 3 Als aber dieser sie des Todes für schuldig erklärte und die Folgenden mit ihm stimmten, so wurden die Schuldigen durch die Mehrheit der Stimmen mit dem Tod bestraft, auch deshalb ein Opfer- und Dankfest verordnet (was bisher aus solchem Anlass nie geschehen war). Auch die anderen als Teilnehmer Genannten wurden aufgesucht und selbst solche vorgeladen, die man der Absicht eines Beitritts beargwöhnte. 4 All dieses vollzogen die Konsuln. Aulus Fulvius, ein Mitglied des Senats, tötete der eigene Vater. Doch tat er dies, wie einige glauben, nicht ohne Vorbild. Denn auch viele andere, nicht nur Konsuln, sondern selbst Privatleute, haben ihre Kinder mit dem Tod bestraft.
(37) Nächst diesen Verfügungen wurde die Wahl der Priester auf den Antrag des Labienus und auf Betreiben Caesars gegen Sullas Gesetz dem Volk zurückgegeben und so das Domitische Gesetz105 wieder in Gültigkeit gesetzt. 2 Caesar wünschte nämlich, an die Stelle des verstorbenen Metellus Pius Oberpriester (Pontifex maximus) zu werden, obgleich er noch sehr jung und noch nicht Prätor gewesen war. Dies hoffte er, bei dem Volk sowohl aus anderen Gründen als auch deshalb, weil er den Labienus gegen den Rabirius unterstützt und nicht für den Tod des Lentulus gestimmt hatte, durchzusetzen, und wurde Oberpriester, obgleich sich außer vielen anderen auch Catulus um dieses Amt beworben hatte. 3 Es machte nämlich Caesar nichts aus, jedem, selbst dem gemeinsten Mann zu schmeicheln und schönzutun, und weder in Worten noch Handlungen hielt er sich zurück, wenn er nur seine Zwecke erreichte. Eine zeitige Erniedrigung erachtete er gegen künftige Macht gering und entblödete sich nicht, bei denen, über die er mit der Zeit zu herrschen hoffte, eine Weile den Untertänigen zu spielen.
(38) Dieses Benehmen gewann die Menge für Caesar. Auf den Cicero waren sie [inzwischen] wegen der Hinrichtung der Bürger erbost und suchten ihn überall und endlich auch dadurch zu kränken, dass sie ihn, besonders auf Anstiftung des Tribuns Metellus Nepos, am letzten Tag seines Konsulats, als er sich rechtfertigen und die Verdienste seiner Amtsführung aufzählen wollte 2 (denn gar zu gern ließ er sich, nicht bloß von anderen loben, sondern rühmte sich auch selbst), unterbrachen und außer dem Eid106 nicht zur Rede kommen ließen. Nur nahm er, um Recht zu behalten, in seinen Schwur die Worte auf, dass er den Staat gerettet habe, was jedoch die Erbitterung gegen ihn nur noch erhöhte.
(39) Catilina fand sogleich am Anfang des Jahres, da Iunius Silanus und Lucius Licinius Konsuln waren, seinen Tod. Denn so lange wartete er auf den Erfolg des Lentulus, obgleich er ein beträchtliches Heer beisammenhatte, in der Hoffnung, wenn nur erst Cicero und sein Anhang umgebracht wären, leichtes Spiel zu haben. 2 Als er aber den Tod des Lentulus erfuhr und deshalb viele von ihm abfielen, Antonius und Metellus Celer aber durch die Einschließung von Faesulae seine Bewegungen hemmten, sah er sich zu einer Schlacht genötigt und rückte, da sie in getrennten Lagern standen, zuerst gegen Antonius vor, obgleich dieser in größerem Ruf als Metellus stand und ein stärkeres Heer befehligte. 3 Er hoffte aber, Antonius werde als Mitverschwörer geflissentlich die Schlacht verlieren. Weil dieser solches befürchtete und ihn, den Geschwächten, nicht mehr begünstigte (denn die meisten Menschen pflegen nach den Kräften der anderen und dem eigenen Vorteil ihre Freundschaft oder Feindschaft zu bemessen), 4 weil er ferner besorgt war, er möchte ihm, wenn er ihn und seine Leute ernstlichen Widerstand leisten sehe, etwas vorwerfen und Geheimnisse zutage bringen, stellte er sich krank und überließ die Schlacht dem Marcus Petreius.
(40) Dieser lieferte das Treffen und erschlug Catilina mit 3000 der Seinen nach dem tapfersten Kampf nicht ohne eigenen Verlust. Denn keiner floh, und alle fielen auf der Stelle, wo sie gefochten hatten, sodass selbst die Sieger das Vaterland beklagten, dass sie so viele und tapfere Männer, wenn auch nicht schuldlos, doch immer Bürger und Bundesgenossen, verderben mussten. 2 Antonius schickte seinen Kopf in die Stadt, damit sie, seines Todes gewiss, die Furcht ablegten, und wurde, obgleich die Zahl der Erschlagenen unter der gesetzlich dafür vorgesehenen war (6000), als Imperator begrüßt. Man verordnete Dankopfer und legte, als hätte man jede Gefahr überstanden, die Toga [anstatt des Kriegsmantels] wieder an.
(40) Die Bundesgenossen aber, die sich an Catilina angeschlossen hatten und noch nicht bekämpft waren, gaben noch keine Ruhe, sondern setzten, aus Furcht vor der Strafe, die Feindseligkeiten fort. Da sie aber doch nicht beisammen waren, so überfielen die wider sie geschickten Heerführer sie einzeln und bestraften sie, 2 andere, bisher verheimlicht, wurden auf die Angabe des Ritters Lucius Vettius, eines Mitverschwörers, der sie gegen eigene Straflosigkeit verriet, überführt und zur Rechenschaft gezogen. Als er aber einige angegeben hatte, deren Namen er auf ein Täfelchen geschrieben hatte, und nachher erklärte, noch viele andere ergänzen zu wollen, 3 schöpften die Senatoren Verdacht, dass er nicht redlich verfahre, und gaben ihm die Tafel nicht zurück, damit er keine mehr ausstreiche, sondern hießen ihn, die etwa Übergangenen mündlich anzugeben. So gab er aus Scham und Furcht nur noch wenige an. 4 Als aber in der Stadt und bei den Bundesgenossen, weil man die Namen der Genannten nicht wusste, Unruhe entstand und die einen über sich selbst in banger Ungewissheit schwebten, andere Unschuldige beargwöhnten, so beschloss der Senat, ihre Namen öffentlich bekannt zu machen. So wurden die Unschuldigen beruhigt und die Beschuldigten vor Gericht gefordert und die einen gegenwärtig, die anderen abwesend verurteilt.
(42) Dies tat und erlitt Catilina; er war durch den Ruhm Ciceros und die wider ihn gehaltenen Reden berühmter geworden, als seine Taten verdienten, wenig aber fehlte, so wäre Cicero schon damals wegen der Hinrichtung des Lentulus und seiner Mitgefangenen angeklagt worden. 2 Doch war es mit dieser Klage nur dem Wort nach auf ihn, im Grunde aber auf den ganzen Senat abgehoben, der Senat habe nicht das Recht, ohne Beistimmung des Volkes einen Bürger zum Tode zu verurteilen. So schrien das Volk und vor allen Metellus Nepos, 3 damals aber [noch] ohne Erfolg. Der Senat setzte alle, die damit zu tun gehabt hatten, außer Verantwortung und fügte noch die Drohung hinzu, dass, wer noch einen derselben zu belangen sich unterfinge, als Feind und Verräter des Staates angesehen werde. So wurde Nepos abgeschreckt und rührte sich nicht weiter.
(43) Hier setzte sich der Senat durch und nicht minder darin, dass er den Vorschlag des Nepos abwies, Pompeius, der noch in Asien war, zurückzurufen unter dem Vorwand, den zerrütteten Zustand des Staates zu ordnen, im Grunde aber, weil er durch ihn, einen dem Volk zugewandten Mann, seine gefährlichen Anschläge durchzusetzen hoffte. 2 Gegen den Antrag sprachen gleich anfangs die Volkstribunen Cato und Quintus Minucius und ließen den Schreiber nicht weiter vorlesen, als aber Nepos den Aufsatz selbst vorlesen wollte, rissen sie ihm denselben aus der Hand und hielten ihm, als er seinen Antrag mündlich stellen wollte, den Mund zu. 3 Als aber die einen auf diese, die anderen auf jene Seite traten und mit Stöcken, Steinen und selbst Schwertern widereinander kämpften, versammelte sich noch desselben Tags der Senat, legte Trauer an und befahl den Konsuln, die Stadt zu beschützen und darauf zu sehen, dass der Staat nicht zu Schaden komme. 4 Nepos, auch hier zurückgeschreckt, ließ sich von der Stunde an nicht mehr öffentlich sehen, brachte aber hernach eine Klage wider den Senat beim Volk an und reiste, obgleich er nach dem Gesetz keine einzige Nacht außerhalb der Stadt zubringen durfte, eiligst zu Pompeius ab.
(44) Nach diesem Vorgang wagte auch Caesar, damals Prätor, weiter keine Neuerung. Er arbeitete nämlich darauf hin, dass bei dem Bau des Iupitertempels auf dem Capitol der Name des Catulus, den er der Unterschlagung beschuldigte und über die Verwendung der Gelder zur Rechenschaft forderte, von demselben abgenommen werden, dem Pompeius aber die Beendigung des Bauwerkes übertragen werden solle. 2 Denn es war noch einiges, wie es bei solchen Gebäuden geschieht, nicht völlig ausgeführt oder dies gab wenigstens Caesar vor, um dem Pompeius die Ehre der Vollendung zuzuwenden und dessen Namen statt des Catulus dort anzuschreiben. Jedoch ging seine Freundschaft für Pompeius nicht so weit, dass er sich einem Senatsbeschluss, wie der gegen den Nepos war, hätte aussetzen wollen. Denn er tat dies nicht so sehr seinetwegen, sondern wollte sich vielmehr dadurch selbst in Gunst bei dem Volk setzen. 3 Die Furcht vor Pompeius war aber so groß und so allgemein (denn man wusste damals noch nicht gewiss, ob er die Heere entlassen würde), dass man, als er seinen Unterbefehlshaber Marcus Piso als Bewerber um das Konsulat vorausschickte, die Wahl bis zu seiner Ankunft verschob und den anwesenden [Piso] einstimmig zum Konsul bestimmte, weil ihn Pompeius Freunden und sogar Feinden empfohlen hatte.
(45) Indessen hatte Publius Clodius die Gemahlin Caesars in dessen eigenem Haus während eines Gottesdienstes geschändet, den die Vestalinnen nach hergebrachter Sitte unter strengem Ausschluss der Gegenwart von Männern in den Häusern der Konsuln und der Prätoren anstellen. Caesar klagte ihn selbst nicht an (denn er wusste wohl, dass er wegen seines großen Anhangs nicht würde für schuldig befunden werden), 2 entfernte aber seine Gemahlin, indem er erklärte, obgleich er dem Gerücht nicht glaube, könne er doch nicht mehr mit ihr zusammenleben, weil sie einmal im Verdacht des Ehebruchs stünde. Eine keusche Frau dürfe sich nicht nur wirklich nicht vergehen, sondern nicht einmal Grund zu schlimmem Verdacht geben. 3 Zur selben Zeit wurde auch die steinerne Brücke zu der kleinen Tiberinsel gebaut und die Fabricische genannt.
(46) Im folgenden Jahr unter den Konsuln Piso und Marcus Messala wurde Clodius von den Großen, die ihn ohnedies hassten und sein Verbrechen verabscheuten, zumal da die Oberpriester die Wiederholung der entheiligten Opfer anordneten, angeklagt 2 und, trotz des Stillschweigens Caesars, des Ehebruchs, des Verrats in Nisibis und eines strafbaren Umgangs mit seiner Schwester beschuldigt. Er wurde aber freigesprochen, obgleich die Richter, um sich vor ihm zu sichern, eine Bewachung vom Senat erbeten und erhalten hatten. 3 Weshalb Catulus im Spott bemerkte, sie hätten die Bewachung nicht verlangt, um ohne Gefahr den Clodius zu verurteilen, sondern um die von ihm erhaltenen Bestechungsgelder zu hüten. Dieser Mann, welcher jederzeit aufs Schönste verkündet hatte, dass ihm das Gemeinwohl über alles ging, starb nicht lange darauf. 4 Im selben Jahr nahmen die Zensoren alle, welche Staatsämter bekleidet hatten, auch über die gesetzliche Zahl,107 in den Senat auf, und das Volk, welches bisher ohne Unterbrechung den Fechterspielen zugeschaut hatte, stand jetzt mitten im Spiel auf, um zu Mittag zu essen. Diese Sitte, welche damals aufgekommen ist, herrscht noch jetzt, so oft der Herrscher Fechterspiele gibt. Solches geschah in der Stadt.
(47) Die Allobroger aber verheerten das narbonensische Gallien, und Gaius Pomptinus, Statthalter desselben, sandte seinen Unterbefehlshaber gegen sie; er selbst bezog auf gelegener Stelle ein Lager und beobachtete alles, was vorging, um ihnen, wie es der Augenblick erforderte, den nötigen Rat und Beistand zu leisten. 2 Manlius Lentinus rückte vor die Stadt Valentia und setzte die Feinde so in Schrecken, dass die meisten entflohen und die Übrigen um Frieden baten. Die Landbewohner aber eilten indessen zu Hilfe, fielen plötzlich über [die Römer] her und drängten ihn von der Stadt zurück. Das Land aber plünderte er ungestört, 3 bis Catugnatus, der Anführer des gesamten Stammes, nebst einem Teil der Anrainer der Isara, ihnen zu Hilfe kam. Jetzt wagte er wegen ihrer Menge von Schiffen nicht, ihnen den Übergang zu verwehren, damit sie sich nicht vereinigten, wenn sie ihm in Schlachtordnung gegenüberstünden. 4 In das waldige Ufergebiet aber legte er einen Hinterhalt, fing die einzeln Übersetzenden auf und hieb sie zusammen. Als er aber den Flüchtigen nachsetzte, stieß er auf den Catugnatus und wäre mit seinem ganzen Heer aufgerieben worden, wenn nicht ein plötzlicher Sturm die Feinde an der Verfolgung gehindert hätte.
(48) Als Catugnatus weiterzog, fiel er wieder in das Land ein und eroberte die Stadt, vor welcher er die Niederlage erlitten hatte. Lucius Marius aber und Servius Galba gingen über den Rhodanus, verheerten das Land der Allobroger und erschienen zuletzt vor der Stadt Solonium, 2 nahmen einen festen Punkt über derselben, besiegten die Feinde, welche widerstanden, in einer Schlacht und verbrannten einen Teil der meist aus hölzernen Häusern bestehenden Stadt, konnten sie aber nicht erobern. Denn auf die Nachricht vom Anzug des Catugnatus rückte ihm Pomptinus mit dem ganzen Heer entgegen, schloss ihn ein und machte, außer Catugnatus, alle zu Kriegsgefangenen. Jetzt wurde es ihm leicht, auch das übrige Land zu unterwerfen.
(49) Während dieser Zeit kam Pompeius nach Italien und ließ den Lucius Afranius und Metellus Celer zu Konsuln wählen, indem er hoffte, durch sie alles, was er wollte, durchsetzen zu können. 2 Vor allem wünschte er die Verteilung von Ländereien an seine Soldaten und die Bestätigung dessen, was er als Feldherr verfügt hatte, fiel aber mit beidem durch. Denn die Großen, denen er schon früher nicht gefiel, hintertrieben die Abstimmung. 3 Von den Konsuln selbst half ihm der eine, Afranius, ein besserer Tänzer als Staatsmann, nicht. Metellus aber, auf Pompeius erzürnt, dass dieser sich von seiner Schwester, obgleich er Kinder von ihr hatte, geschieden hatte, arbeitete ihm in allem entgegen. 4 Auch Lucius Lucullus, den er bei einer Unterredung in Galatien schnöde behandelt hatte,108 setzte ihm heftig zu, verlangte, er solle von jedem seiner Schritte einzeln Rechenschaft geben und nicht für alle gemeinsam Bestätigung verlangen. 5 Es sei nicht mehr als billig, dass seine Verfügungen, die nicht jeder genau kenne, nicht alle sogleich, wie von einem Gewaltherrscher, hingenommen und bestätigt würden. Und da jener auch mehrere seiner Anordnungen umgestoßen hatte, so verlangte er, der Senat solle beide prüfen, um den besseren Rechtskraft zu geben. Hierin wurde er von Cato, Metellus und anderen Gleichgesinnten aufs Nachdrücklichste unterstützt.
(50) Als der Volkstribun die Verteilung der Ländereien an Pompeius’ Soldaten vorschlug und noch hinzufügte, dass an alle Bürger dergleichen gegeben werden sollten, um sie zu Ersterem und zur Bestätigung seiner Vorkehrungen williger zu machen, widersetzte sich ihm Metellus dergestalt, dass er von jenem ins Gefängnis geworfen wurde. 2 Da er aber hier den Senat versammeln wollte und Lucius Flavius (so hieß der Volkstribun) den Tribunenstuhl gerade vor den Eingang stellen ließ und sich darauf setzte, um allen den Eingang zu verwehren, befahl jener die Wand des Gefängnisses zu durchbrechen, um dem Senat den Eintritt zu bahnen und schickte sich an, die Nacht daselbst zuzubringen. 3 Pompeius ließ auf die Nachricht davon, aus Scham und Furcht vor dem Unwillen des Volks, dem Flavius bedeuten aufzustehen. 4 Zwar gab er nachher vor, Metellus habe ihn selbst darum bitten lassen, fand aber bei niemandem Glauben, denn zu gut kannte man den stolzen Sinn desselben, da er ja auch das Anerbieten der anderen Volkstribunen, ihn zu befreien, abgelehnt hatte. Selbst die weitere Drohung des Flavius, er werde ihm nicht erlauben, in die ihm durchs Los zugefallene Provinz abzugehen, wenn er ihm nicht willfahre, beugte seinen Sinn nicht, sondern er blieb ohne Widerrede in der Stadt zurück. 5 Als Pompeius durch des Metellus und der anderen Widerstand nichts ausrichtete, gab er dem Neid die Schuld und drohte die Sache vor das Volk zu bringen. Aus Furcht aber vor noch größerem Schimpf, wenn er auch hier durchfiele, gab er die ganze Sache auf. 6 Wie er nun sah, dass er in der Tat nichts vermochte und Tadel und Missgunst von denen, die er sonst nach seinem Wink gelenkt hatte, nun aber keine Unterstützung zu erwarten hatte, bedauerte er, die Heere zu früh entlassen und sich in die Willkür seiner Gegner gegeben zu haben.
(51) Clodius aber wünschte, um sich an der Nobilität wegen der wider ihn erhobenen Klage rächen zu können, Volkstribun zu werden und suchte anfangs einige Volkstribunen zu veranlassen, die Befähigung auch der Patrizier zum Tribunat vorzuschlagen; als es ihm nicht gelang, entsagte er seinem Patrizierrecht und trat in den Stand und die Rechte des Bürgerstandes über. 2 Nun bewarb er sich sogleich um das Tribunat, wurde aber, weil sich Metellus ihm entgegenstellte, nicht gewählt. Dieser war zwar mit ihm verwandt, konnte aber seine Aufführung in keiner Weise billigen. Er nahm zum Vorwand, dass sein Übertritt nicht nach den bestehenden Gesetzen stattgefunden habe, nach welchen dieser nur durch einen Senatsbeschluss rechtsgültig wurde. Dies über Clodius. 3 Der Vorschlag, die Rom und ganz Italien beschwerlichen Zölle aufzuheben, fand bei jedermann Beifall, nur dem Prätor, der ihn gemacht hatte (es war Metellus Nepos), zürnte der Senat und wollte seinen Namen von dem Gesetz wegstreichen und einen anderen an dessen Stelle setzen. 4 Dies geschah nun zwar nicht; man konnte aber deutlich sehen, dass der Senat Wohltaten von schlecht gesinnten Menschen nicht gerne annahm. Zu derselben Zeit gab Faustus, Sullas Sohn, zu Ehren seines Vaters Gladiatorenspiele, bewirtete das Volk glänzend und reichte ihm Bäder und Öl unentgeltlich. Dies geschah in Rom.
(52) Caesar war nach seiner Prätur Statthalter in Lusitanien, und obgleich er nach der mit leichter Mühe vollbrachten Ausrottung der Räuberbanden, die dieses Land beunruhigten, hätte in Ruhe bleiben können, so hatte er doch keine Lust dazu. Denn ruhmbegierig, wie er war, dem Pompeius und anderen nacheifernd, die vor ihm zu großer Macht gelangt waren, plante er große Dinge und hoffte, wenn er jetzt etwas Bedeutendes leiste, sogleich zum Konsul gewählt zu werden und dann glänzende Taten zu verrichten. 2 Unter anderen günstigen Vorbedeutungen hatte er auch als Quästor in Gades geträumt, er wohne seiner Mutter bei und die Wahrsager hatten ihm geweissagt, er werde zu großer Macht gelangen. Weshalb er denn auch bei dem Anblick einer Bildsäule Alexanders im dortigen Herculestempel seufzte und beklagte, dass er noch keine große Tat verrichtet habe. 3 Aus diesen Gründen rückte er, obgleich er, wie schon erwähnt, Frieden haben konnte, an den Berg Herminius109 und befahl den Bewohnern desselben in die Ebene herabzuziehen, unter dem Vorwand, dass sie nicht mehr von ihren festen Plätzen aus Räubereien treiben könnten, in Wirklichkeit, weil er voraussah, dass sie dies nie tun würden und er daher Anlass zum Krieg bekäme. 4 Und so kam es auch. Sie griffen zu den Waffen und wurden von ihm bezwungen. Weil aber einige der benachbarten Völkerschaften, aus Furcht, er möchte auch sie angreifen, ihre Kinder und Frauen nebst ihrer kostbarsten Habe über den Durius110 flüchteten, überfiel er, während sie dies taten, ihre Städte und lieferte ihnen eine Schlacht. 5 Sie trieben Herden vor sich her, um über die zum Raub des Viehs zerstreuten Römer herzufallen; er aber zog an den Herden vorbei, griff sie selbst an und siegte.