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(49) Der Rhein entspringt in den keltischen Alpen, etwas oberhalb von Rätien, trennt auf seinem Lauf nach Westen zur Linken Gallien mit seinen Bewohnern, zur Rechten die Kelten und ergießt sich zuletzt in den Ozean. Seitdem sind diese Völker zu verschiedenen Benennungen gekommen, 2 und bis auf den heutigen Tag gilt dieser Fluss als Grenze derselben. In früheren Zeiten nämlich wurden die an beiden Ufern des Flusses wohnenden Völker Kelten genannt.
(50) Caesar war der erste Römer, der über den Rhein setzte, und im Konsulat von Pompeius und Crassus fuhr er selbst nach Britannien hinüber. 2 Dieses Land lag von dem keltischen Festland an der Küste der Moriner auf dem kürzesten Wege 450 Stadien entfernt und erstreckte sich längs des übrigen Gallien und fast des ganzen Hispanien zur See hin. 3 Den ältesten Griechen und Römern war selbst seine Existenz unbekannt; die Späteren waren im Zweifel, ob es Festland oder Insel sei. Diese haben, ohne eigene Kenntnis (da sie es weder als Nachbarn noch als Ohrenzeugen von den Eingeborenen wussten) auf bloße Mutmaßungen hin, so wie sie Muße oder Belesenheit hatten, bald das eine, bald das andere verteidigt. 4 Mit der Zeit aber wurde, zuerst unter dem Proprätor Agricola und in unseren Tagen unter Kaiser Severus, mit Gewissheit festgestellt, dass es eine Insel ist.
(51) Als das übrige Gallien beruhigt und auch die Moriner unterworfen waren, bekam Caesar Lust, auf diese Insel überzusetzen. Die Überfahrt mit dem Fußvolk bewerkstelligte er aufs Beste; nur landete er nicht, wo er eigentlich sollte; denn die Britannier hatten, auf die Nachricht von seinem beabsichtigten Seezug alle Landungsplätze dem Festland gegenüber besetzt. 2 Er umschiffte eine Landspitze und legte an einer anderen Stelle an, hier besiegte er die, die ihn angriffen, als er an einer seichten Stelle an Land stieg, und fasste festen Fuß, bevor die Verstärkung eintraf. Hierauf schlug er auch ihren Angriff zurück. 3 Zwar fielen nur wenige Barbaren, da sie sich als Wagenkämpfer und Reiter den Römern, deren Reiterei noch nicht angekommen war, mit wenig Mühe durch die Flucht entzogen, und in Schrecken gesetzt durch die Nachrichten vom Festland über sie, und dass sie überhaupt wagten überzusetzen und das Land zu betreten, schickten sie einige Moriner, mit denen sie Freundschaft hielten, an Caesar, ihm Frieden anzutragen, und wollten ihm auch damals, wie er verlangte, Geiseln geben.
(52) Als aber inzwischen sowohl die anwesende als auch die heransegelnde Flotte der Römer durch den Sturm gelitten hatten, besannen sie sich anders und griffen sie zwar, weil ihr Lager stark bewacht war, noch nicht offen an, 2 überfielen aber einige, die zur Herbeischaffung von Lebensmitteln in ihr Land oder in Freundesland ausgeschickt waren, und machten sie bis auf einige wenige, denen Caesar noch zeitig genug zu Hilfe kam, nieder. Hierauf griffen sie selbst das Lager an, richteten aber nichts aus, sondern wurden mit Verlust zurückgewiesen. Erst nach mehreren Niederlagen entschlossen sie sich, um Frieden zu bitten. 3 Caesar hätte eigentlich nicht daran gedacht, mit ihnen Frieden zu schließen; weil aber der Winter heranrückte und die Streitkräfte, die er bei sich hatte, nicht reichten, den Krieg auch während desselben fortzusetzen, da ferner die Nachkommenden auf der Überfahrt verunglückt waren, auch die Gallier während seiner Abwesenheit unruhig wurden, sah er sich wider Willen zu einem Vergleich genötigt und verlangte noch mehrere Geiseln, erhielt aber deren nur wenige.
(53) Er fuhr also zum Festland zurück und legte die Unruhen bei, ohne für sich oder den Staat einen anderen Vorteil als den Ruhm eines auf diese Insel unternommenen Feldzugs gewonnen zu haben. Er selbst tat sich viel darauf zugute und fand in Rom die übertriebenste Bewunderung. 2 Länder, von denen man früher weder etwas gewusst noch gehört hatte, durch ihn geöffnet und zugänglich gemacht, boten Hoffnungen für die Zukunft, beinahe schon verwirklicht; und alles, was noch auszuführen blieb, wurde im Wirbel der Freude als schon errungen betrachtet. Man beschloss, für diese Großtat ein Dankfest von 20 Tagen zu feiern.
(54) Währenddessen waren auch in Spanien Unruhen ausgebrochen, zu deren Beilegung dieses Land Pompeius als Provinz zugewiesen wurde. Einige Völkerschaften nämlich, die sich empört und die Vacceier an ihre Spitze gestellt hatten, wurden von Metellus Nepos, noch ungerüstet, überfallen und besiegt. 2 Als er aber Clunia belagerte, griffen sie ihn an und behielten die Oberhand. Auch bekamen sie die Stadt in ihre Gewalt, verloren dagegen an anderen Orten, jedoch nicht so, dass ihre baldige Unterwerfung zu hoffen stand; denn sie waren ihren Gegnern bei Weitem an Zahl überlegen, sodass Nepos froh war, wenn er ohne Gefahr ruhig bleiben konnte.
(55) Um dieselbe Zeit wurde auch Ptolemaios, obgleich die Römer den Beistand durch einen Volksbeschluss abgelehnt hatten und wegen seiner Bestechungen noch sehr über ihn aufgebracht waren, zurückgeführt und wieder auf den Thron gesetzt. 2 Dies taten Pompeius und Gabinius. So viel vermochten die Herrschsucht und die Geldgier selbst gegen die Beschlüsse von Volk und Senat, 3 dass Pompeius, aus Gunst gegen jenen, den Gabinius, damals Prokonsul von Syrien, damit schriftlich beauftragte, und dieser, bestochen, darauf einging und ihn mit einem Heer gegen den Willen des Staates, ohne sich um diesen oder um die Orakelsprüche der Sibylle zu kümmern, zurückführte. 4 Zwar wurde Gabinius später deswegen angeklagt, aber – dank Pompeius’ und seines eigenen Geldes – nicht schuldig gesprochen. So bunt ging es damals in Rom durcheinander, dass Obrigkeiten und Richter gegen einen geringen Teil der Summen, die Gabinius durch Bestechung erhalten hatte, ihre Pflicht vergaßen und anderen Vorbild im Freveln wurden, dessen Strafe, wenn man nur Geld hätte, leicht abzukaufen sei. 5 So wurde er damals freigesprochen; später aber, als er sowohl anderer Dinge wegen als auch weil er über 100 Millionen Drachmen in seiner Statthalterschaft erpresste hatte, vor Gericht stand, wurde er verurteilt. So traf es sich denn höchst sonderbar, dass Geld ihn bei der ersten Anklage lossprach, bei der folgenden dagegen hauptsächlich verurteilte – 6 und dass Pompeius, der zum ersten Mal, obgleich entfernt, Gabinius durch seine Anhänger gerettet hatte, jetzt, da er in der Vorstadt und beinahe vor dem Gerichtsstuhl stand, nichts vermochte.
(56) Es verhielt sich folgendermaßen: Gabinius bedrückte Syrien dergestalt, dass er dem Land weit mehr Schaden tat als die Seeräuberei, die damals sehr blühte. Da ihm aber der Gewinn daraus immer noch zu gering war, machte er anfangs Plan und Anstalt zu einem Zug gegen die Parther und ihre Reichtümer. 2 Nach dem Meuchelmord an Phraates durch dessen Söhne war ihm Orodes auf den Thron gefolgt und hatte seinen Bruder Mithridates aus Medien, das er beherrschte, vertrieben. Dieser flüchtete zu Gabinius und bewog diesen, ihm bei der Rückkehr behilflich zu sein. 3 Nun kam aber Ptolemaios mit Briefen von Pompeius und versprach sowohl ihm als auch dem Heer große Summen, teils sogleich, teils nach seiner Wiedereinsetzung, zu bezahlen. Daher gab er seinen Plan gegen Parthien auf und eilte nach Ägypten, 4 obgleich das Gesetz den Statthaltern verbot, über ihre Grenzen zu gehen oder auf eigene Faust Krieg anzufangen und das Volk und der Sibyllenspruch ausdrücklich untersagt hatten, den Mann in sein Reich zurückzuführen. Je größer aber die Hindernisse waren, desto besser ließ er sich auch bezahlen. 5 Er ließ also seinen Sohn Sisenna, einen ganz jungen Menschen, mit wenigen Soldaten in Syrien zurück und gab die ihm anvertraute Provinz noch mehr den Seeräubern preis. 6 Bei seiner Ankunft in Palästina nahm er den aus Rom entwichenen Aristobulos, welcher einige Unruhen erregte, gefangen und lieferte ihn an Pompeius aus. Nachdem er den Juden einen Tribut auferlegt hatte, fiel er in Ägypten ein.
(57) Über Ägypten herrschte damals Berenike, welche, obgleich die Römer fürchtend, sich ihm doch nicht fügen wollte, sondern einen gewissen Seleukos, der aus dem einst in Syrien blühenden Königshaus stammte, berief, zum Gemahl und zum Teilhaber an der Regierung und der Führung des Krieges nahm. 2 Als sie ihn aber zu allem untüchtig fand, brachte sie ihn um und verband sich mit Archelaos, einem Sohn jenes Archelaos, der zu Sulla übergegangen war, einem unternehmenden Mann, der sich in Syrien aufgehalten hatte, unter den gleichen Bedingungen. Gabinius hätte das Übel in der Geburt ersticken können; denn er hatte den Archelaos, welchen er schon früher beargwöhnt hatte, festgenommen und also von ihm nichts mehr zu befürchten. 3 Weil er aber besorgt war, von Ptolemaios, wenn er nichts der Rede Wertes für ihn getan hätte, weniger von dem bedungenen Geld zu erhalten, und weil er hoffte, wegen Archelaos’ Tapferkeit und Ruhm noch mehr zu bekommen, auch weil er von diesem selbst eine beträchtliche Summe erhielt, ließ er ihn freiwillig los, indem er vorgab, er sei ihm heimlich entronnen.
(58) Gabinius kam nun bis Pelusion, ohne Widerstand zu finden. Von hier rückte er in zwei Heeresteilen vor und schlug die Ägypter, die sich ihm entgegenstellten, noch am selben Tag. Hierauf erfocht er auf dem Fluss mit den Schiffen und zu Lande einen zweiten Sieg. Die Alexandriner sind nämlich zu jedem Wagstück bei der Hand und schwätzen immer, was ihnen auf die Zunge kommt. 2 Zum Krieg und zu dessen Schrecken aber sind sie nicht zu gebrauchen, ungeachtet der Tatsache, dass in den oft gefährlichen Unruhen, die bei ihnen an der Tagesordnung sind, immer Blut fließt, und sie in der Hitze des Streites das Leben für nichts und den Tod in demselben sogar für höchst wünschenswert erachten. 3 Gabinius sah sich nach ihrer Beilegung und der Ermordung sowohl vieler anderer als auch des Archelaos, plötzlich als Herrn von ganz Ägypten und übergab es dem Ptolemaios. Dieser ließ seine Tochter und die angesehensten und reichsten Ägypter, weil er viel Geld brauchte, hinrichten.
(59) Auf diese Weise setzte Gabinius Ptolemaios wieder auf den Thron, berichtete aber nichts davon nach Rom, um nicht selbst der Ankläger seines gesetzwidrigen Betragens zu werden. Da jedoch ein so wichtiges Ereignis nicht verheimlicht werden konnte, erfuhr es das Volk bald. Weil nun auch die Syrer, 2 da sie, zumal in seiner Abwesenheit, viel durch die Seeräuber litten, laut über ihn klagten, und die Zollpächter, welche wegen derselben die Zölle nicht eintreiben konnten, sehr im Rückstand blieben, gerieten die Römer in Unwillen, verlangten eine Untersuchung und waren geneigt, ihn zur Verantwortung zu ziehen. 3 Auch Cicero sprach sich mit Nachdruck dafür aus und riet unter anderem, die Sibyllinischen Bücher nochmals zu befragen, indem man, wie er hoffte, auch eine Strafe für den Übertretungsfall darin finden würde.
(60) Pompeius und Crassus waren noch Konsuln und nahmen jenen, der eine aus Rücksicht auf sich selbst, der andere diesem zu Gefallen, und weil er von Gabinius Geld bekommen hatte, öffentlich in Schutz, nannten Cicero einen Verbannten und ließen die Sache nicht zur Abstimmung kommen. 2 Nachdem sie aber abgetreten und Lucius Domitius und Appius Claudius ihnen gefolgt waren, kam es erneut zur Sprache, und die meisten Stimmen waren gegen Gabinius, 3 Domitius nämlich war, von ihrer Bewerbung her, und weil derselbe gegen seinen Willen gewählt worden war, des Pompeius Feind; und Appius Claudius, obgleich mit ihm verwandt, in der Hoffnung, dadurch das Volk für sich zu gewinnen und zugleich von Gabinius eine Geldsumme zu erhalten, wenn er der Sache eine gefährliche Wendung zu geben drohe, unterstützte ihn mit allen Kräften. 4 Ein weiterer starker Beweggrund für ihn war auch, dass Gabinius einen von Crassus zur Übernahme der Provinz vorausgeschickten Legaten nicht anerkannte und den Oberbefehl, als hätte er ihn auf Ewigkeiten erhalten, nicht abgeben wollte. Man beschloss also, die Sibyllenbücher, trotz des Pompeius Widerspruch, zu befragen.
(61) Indessen schwoll der Tiber durch ungewöhnliche Regengüsse oberhalb der Stadt oder durch einen heftigen Seewind, der die Einmündung verschloss, oder vielmehr, wie man vermutete, durch göttliches Zutun plötzlich so sehr an, dass er alle Niederungen in der Stadt überschwemmte und selbst bis zu höher liegenden Punkten stieg. 2 Die Häuser, aus Ziegelsteinen erbaut, wurden durchnässt und stürzten ein, und alles Vieh ertrank in dem Wasser. Wer sich von den Menschen nicht auf die Höhen flüchtete, kam teils in den Häusern, teils auf den Straßen um. Auch die übrigen Häuser wurden, da die Überschwemmung mehrere Tage dauerte, baufällig und veranlassten teils sogleich, teils später Unglücksfälle. 3 Durch dieses Ungemach niedergeschlagen und noch Schwereres befürchtend, weil sie sich durch des Ptolemaios Rückführung den Zorn der Götter glaubten zugezogen zu haben, beeilten sich die Römer, Gabinius noch vor seiner Ankunft zum Tode zu verurteilen, als ob sie durch seinen Tod das drohende Unheil abwenden würden. 4 So eifrig betrieb man die Sache, dass der Senat, obgleich man in den Sibyllenbüchern nichts dergleichen fand, den vorläufigen Beschluss fasste, die Richter und das Volk sollten aufs Härteste und Strengste mit ihm verfahren.
(62) Inzwischen kamen Geldsummen von Gabinius an und bewirkten, dass ihm weder während seiner Abwesenheit noch bei seiner Ankunft etwas darob zuleide geschah. Das Bewusstsein seiner Schuld machte ihn jedoch so feige und kleinmütig, dass er erst spät nach Italien kam und bei Nacht in die Stadt schlich, auch mehrere Tage sich gar nicht öffentlich sehen ließ. 2 Der Beschuldigungen waren viele und der Ankläger nicht wenige. Zuerst wurde er wegen der Rückführung des Ptolemaios, als des größeren Verbrechens, vor Gericht gestellt. Beinahe das ganze Volk strömte zu der Gerichtsverhandlung zusammen und stand oft im Begriff, ihn in Stücke zu reißen, weil Pompeius nicht zugegen war, Cicero dagegen ihn mit aller Macht seiner Beredsamkeit anklagte. 3 Und doch wurde er trotz dieser Stimmung des Volkes freigesprochen. Denn er hatte, da es um so viel ging, die größten Summen daran gesetzt und wurde von Pompeius’ und Caesars Freunden höchst lebhaft verteidigt. Sie behaupteten, die Sibylle habe einen anderen Zeitpunkt und einen anderen König gemeint, auch sei, was hauptsächlich in Betracht zu ziehen sei, in ihren Orakeln keine Strafe für diesen Fall ausgesprochen.
(63) Fast hätte das Volk die Richter selbst umgebracht. Nachdem aber diese entkommen waren, hielt es sich an die übrigen Beschwerden gegen ihn und ließ ihn wenigstens für diese büßen. 2 Denn seine durchs Los bestimmten Richter verurteilten ihn, vor der Menge sich fürchtend, oder weil sie von Gabinius – welcher wegen unbedeutender Dinge vor Gericht gezogen und in der Erwartung, auch hier zu siegen, nicht sehr freigebig gewesen war – nicht genug erhalten hatten, obgleich Pompeius in der Nähe und Cicero selbst dieses Mal sein Verteidiger war. 3 Pompeius nämlich war verreist, um Getreide herbeizuschaffen, von welchem bei dem Austritt des Tibers viel zugrunde gegangen war, und eilte zwar, um bei der ersteren Gerichtssitzung zugegen zu sein (denn er war in Italien); da er sich aber verspätete, verließ er nicht eher die Vorstadt, bis auch der zweite Prozess geführt war. 4 Das Volk versammelte sich außerhalb der Ringmauer (denn er durfte nicht in die Stadt, weil er schon als Prokonsul den Oberbefehl übernommen hatte), er hielt für Gabinius eine lange Rede an das Volk, las Briefe von Caesar an ihn zu seinen Gunsten vor und flehte die Richter an. 5 Cicero hielt er nicht nur von weiterer Anklage ab, sondern bewog ihn auch, seine Verteidigung zu übernehmen, was dessen Schimpfnamen »Überläufer« noch allgemeiner machte. Doch alles dies half Gabinius nichts, er wurde zur Verbannung verurteilt, später aber von Caesar zurückgerufen.
(64) Zu eben der Zeit starb Pompeius’ Gemahlin135 nach der Geburt eines Töchterleins. Sobald ihr auf dem Markt die Lobrede gehalten war, nahm auf Betreiben von Pompeius und Caesars Freunden, oder um ihnen überhaupt gefällig zu sein, das Volk die Leiche und begrub sie auf dem Marsfeld, obgleich Domitius sich widersetzte und sich vornehmlich darauf berief, dass es unerlaubt sei, ohne besonderen Volksbeschluss, jemanden an einem den Göttern geweihten Ort zu beerdigen.
(65) In dieser Zeit hielt auch Gaius Pomptinus seinen Triumph über die Gallier. Bis dahin war er, weil ihm niemand denselben zuerkennen wollte, außerhalb der Stadt geblieben. 2 Auch jetzt noch wäre ihm der Triumph nicht gestattet worden, wenn nicht Servius Galba, der unter ihm gedient hatte und jetzt Prätor war, heimlich und mit Anbruch des Tages, obgleich es nach den Gesetzen nicht erlaubt war, vor der ersten Stunde etwas beim Volk zu verhandeln, einigen die Stimmtäfelchen gegeben hätte. Daher fingen einige Volkstribunen, welche bei der Volksversammlung nicht zugegen gewesen waren, noch während des Aufzugs Unruhen an, sodass es sogar zu Blutvergießen kam.
125 Bei Caesar heißt der Anführer Galba. Die verbündeten Stämme waren: Bellovacer, Suessionen, Nervier, Atrebaten, Ambianer, Moriner, Menapier, Caleten, Velocassen, Veromanduer, Atuatucer, Condrusen, Eburonen, Caeraesen, Paemanen.
126 Gemeint ist der Fluss Aisne in der Champagne.
127 Cassius setzt sie mit dem Stamm gleich, die mit den Teutonen am Ende des 2. Jahrhunderts v.Chr. in das Römische Reich eingefallen und erst nach langen, verlustreichen Kämpfen von Marius besiegt worden waren. Auf ihrem Weg von Jütland nach Süden hatten die beiden Germanenstämme als Schutz ihres Besitzes eine Gruppe zurückgelassen.
128 Die Schrift hieß Anekdota und ist verloren.
129 Nach Plutarch 7000 Talente Silber. Daher rühmte sich Pompeius, er habe aus Zypern ebenso viele Schätze wie Pompeius aus all seinen Feldzügen in den Staatsschatz eingebracht, ohne einen einzigen Reiter oder Fußsoldat gebraucht zu haben. (Plutarch, Cato, Kap. 45).
130 Der Interrex wird eingesetzt, wenn das Amtsjahr der Konsuln abgelaufen ist, aber noch keine Nachfolger bestimmt sind. Seine Aufgabe ist die Abhaltung von Wahlen; wenn er sie innerhalb von fünf Tagen nicht gelöst hat, wird er von einem anderen Interrex abgelöst usw.
131 Dieses wurde im November gehalten.
132 Die feriae Latinae wurden jährlich zu einer von den Konsuln bestimmten Zeit auf dem Albaner Berg vier Tage lang zu Ehren des Latinischen Jupiter gefeiert. Die Obrigkeiten aller latinischen Städte wohnten dem Fest bei.
133 Die Loire.
134 Die Moriner wohnten in der Nähe von Calais und Dünkirchen, die Menapier näher am Rhein.
135 Caesars Tochter Julia.
XL. BUCH
INHALT
(1–3) Caesar setzt zum zweiten Mal nach Britannien über. (4–11) Von da zurückgekehrt führt er neue Kriege in Gallien. (12–13) Crassus beginnt seinen Feldzug gegen die Parther. (14–15) Schilderung der Parther. (16–30) Crassus wird geschlagen und kommt mit seinem Heer um. (31–44) Caesar unterwirft ganz Gallien jenseits der Alpen. (48–57) Milo tötet Clodius und wird verurteilt. (58–66) Anfang der Misshelligkeiten zwischen Caesar und Pompeius. Das Buch umfasst den Rest des Konsulats von Domitius und Appius Claudius sowie vier weitere Jahre mit den Konsuln:
53Gnaeus Domitius Calvinus und Marcus Valerius Messalla52Gnaeus Pompeius Magnus III und Quintus Caecilius Metellus Scipio51Servius Sulpicius Rufus und Marcus Claudius Marcellus50Lucius Aemilius Paulus und Gaius Claudius Marcellus(1) Dies geschah im siebenhundertsten Jahr seit der Erbauung der Stadt Rom. Noch unter denselben Konsuln, Lucius Domitius und Appius Claudius, ließ Caesar, außer anderen Rüstungen, auch Schiffe bauen, die zwischen den römischen Schnellseglern und den dortigen Lastschiffen das Mittel hielten, damit sie bei möglichster Schnelligkeit auch die Fluten beständen und ohne Schaden aufs Trockene liefen. 2 Sobald die zur Schifffahrt günstige Jahreszeit eintrat, setzte er wieder nach Britannien über, unter dem Vorwand, dass sie nicht die versprochene Anzahl Geiseln geliefert hätten (denn sie hatten nicht gedacht, dass er nach misslungenem ersten Versuch einen zweiten machen würde), in Wirklichkeit aber, weil er ernstliche Absichten auf den Besitz der Insel hatte, sodass er ohne diesen Vorwand einen anderen gesucht hätte. 3 Er landete an derselben Stelle wie beim ersten Mal, ohne dass sich ihm jemand wegen der Menge der Schiffe, die an vielen Punkten zugleich anfuhren, zu widersetzen wagte, und sicherte sich sogleich den Ankerplatz.
(2) Die Barbaren konnten nun zwar aus obigen Gründen seine Landung nicht verhindern, weil sie sich aber jetzt des größeren Heeres wegen, mit dem er kam, mehr fürchteten, schafften sie ihre beste Habe in die waldigsten und verwachsensten Plätze der Nachbarschaft. 2 Nachdem sie dieselbe gesichert hatten (denn sie fällten die Bäume umher und häuften andere reihenweise darauf, sodass sie sich gewissermaßen hinter einem Wall befanden), störten sie die Römer, wenn diese Futter holten. Zwar wurden sie von ihnen in offenem Feld geschlagen, lockten sie aber bei der Verfolgung bis vor jenen Platz und machten viele derselben nieder. 3 Als hierauf wieder ihre Schiffe in einem Sturm gelitten hatten, riefen sie ihre Bundesgenossen zu Hilfe und wagten unter Führung des Cassivelaunus, des angesehensten Fürsten auf der Insel, einen Angriff auf den Ankerplatz der Römer. 4 Diese gingen denselben entgegen, und gerieten anfangs durch den Anlauf der Streitwagen in Unordnung, bald aber trennten sie die Reihen, ließen jene durch, beschossen sie von der Seite und stellten die Schlacht wieder her.
(3) So blieben denn beide Teile an Ort und Stelle. Nach einer zweiten Schlacht, in der sie zwar gegen das Fußvolk im Vorteil waren, von der Reiterei aber hart mitgenommen wurden, zogen die Barbaren an die Tamesa136 zurück und schlugen ein Lager auf, nachdem sie den Übergang durch teils hervorstehende, teils vom Wasser bedeckte Pfähle zu verhindern gesucht hatten. 2 Als aber Caesar durch einen ungestümen Angriff sie nötigte, das Pfahlwerk zu verlassen, und darauf in ihren Verschanzungen belagert und daraus vertrieben hatte, als ferner diejenigen, welche ihn in dem Schifflager angefallen hatten, von anderen zurückgeschlagen worden waren, verloren sie den Mut und schlossen Frieden, indem sie sich zur Stellung von Geiseln und zu einem Tribut verstanden.
(4) So fuhr Caesar wieder vollständig von der Insel ab, ohne ein Heer daselbst zu lassen. Denn er fand es bedenklich, ein solches in einem fremden Land überwintern zu lassen, und nicht ratsam, selbst länger von Gallien abwesend zu sein. Er begnügte sich daher mit den bereits errungenen Vorteilen, um nicht, nach größeren strebend, auch diese einzubüßen. 2 Dass er daran recht getan hatte, bewies der Erfolg. Denn als er nach Italien aufgebrochen war, um daselbst den Winter zuzubringen, fingen die Gallier trotz der vielen Besatzungen, die in ihrer Mitte waren, Unruhen und einige sogar offenen Aufruhr an. Wäre dies nun während seiner Überwinterung in Britannien geschehen, so wäre wohl allgemeine Unordnung ausgebrochen.
(5) Den Anfang zum Krieg machten die Eburonen unter Führung des Ambiorix. Als Grund des Aufstandes gaben sie die Gegenwart der Römer unter den Legaten Sabinus und Lucius Cotta an, in Wirklichkeit aber war es Geringschätzung jener Feldherrn, die sie für schwach hielten, und die Voraussetzung, dass Caesar nicht so bald wider sie zu Felde ziehen würde. 2 Sie überfielen sie daher ganz unerwartet und hofften, das Lager im ersten Angriff zu erobern, und als ihnen dies nicht gelang, gebrauchten sie List. Ambiorix hatte an den geeignetsten Orten einen Hinterhalt gelegt und kam sodann mit sicherem Geleit zu den Römern, indem er vorgab, er sei zu dem Krieg gezwungen worden. 3 Er selbst erkenne sein Unrecht, vor den anderen aber sollten sie sich hüten; denn sie gehorchten ihm nicht und würden sie in der Nacht überfallen. Deshalb gab er ihnen den Rat, das Gebiet der Eburonen, wo sie bei längerem Verweilen in Gefahr kommen würden, zu verlassen und sich sobald wie möglich auf andere nahe liegende Winterquartiere zurückzuziehen.