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(28) Die Parther rückten übrigens nicht weiter als bis zum Euphrat vor und begnügten sich damit, das diesseits gelegene Land wieder zu erobern, später fielen sie, jedoch in kleiner Anzahl, in Syrien ein, weil sie daselbst weder einen Feldherrn noch ein Heer erwarteten, weshalb sie denn Cassius, ihrer geringen Anzahl wegen, mit wenig Mühe zurücktrieb. 2 Dieser hatte nämlich den ihm in Karrhai, aus Hass gegen Crassus von den Soldaten angebotenen und später von diesen selbst wegen der großen Verluste gern überlassenen Oberbefehl nicht angenommen. Jetzt aber übernahm er notgedrungen für den Augenblick und die nächste Zukunft die Verwaltung Syriens. 3 Die Parther nämlich ließen noch nicht ab, sondern zogen mit einem stärkeren Heer dem Namen nach unter Pakoros, dem Sohn Orodes’, in der Tat aber (da jener noch ein Knabe war) unter der Führung des Osakes, gegen sie zu Feld und drangen bis Antiochia vor, indem sie sich alles umher unterwarfen. 4 Sie hatten Hoffnung, sich auch des Übrigen zu bemächtigen, da die Römer nicht so viele Truppen daselbst hatten, um sich mit ihnen messen zu können und das Volk, ihrer Herrschaft müde, sich ihnen, als Nachbarn und Leuten gleicher Lebensart, geneigt zeigte.
(29) Als sie vor Antiochia nichts ausrichteten (denn Cassius schlug sie mutig zurück, und sie selbst waren nicht imstande, einen Ort zu belagern), wandten sie sich gegen Antigonia.138 Weil aber die Umgebung der Stadt mit Bäumen bewachsen war und sie in dieselbe nicht eindringen konnten oder es nicht wagten, 2 beschlossen sie, die Bäume umzuhauen und den ganzen Platz zu lichten, um dann getrost und sicher einen Angriff gegen die Stadt selbst zu unternehmen. Weil sie aber auch dies nicht zustande brachten (da es eine nicht geringe Arbeit war und die Zeit unnütz vergeudet wurde, auch Cassius ihre zerstreuten Streitpartien beunruhigte), zogen sie ab und wollten anderswo ihr Heil versuchen. 3 Mittlerweile hatte Cassius auf dem Weg, den sie nehmen mussten, einen Hinterhalt gelegt, zeigte sich hier mit wenigen Leuten und verlockte sie zum Nachsetzen, wo er sie umringte und unter anderen auch Osakes niedermachte. Nach dessen Tod räumte Pakoros ganz Syrien und wagte keinen Einfall mehr in dasselbe.
(30) Zugleich mit dessen Abzug kam Bibulus als Statthalter Syriens an, obgleich man, um Unordnung bei den Ämterbewerbungen zu verhüten, beschlossen hatte, dass kein Prätor oder Konsul weder sogleich noch vor den nächsten fünf Jahren in die auswärtigen Provinzen gehen sollte. 2 Bibulus hielt das den Römern unterworfene Land in Ruhe und hetzte die Parther selbst gegeneinander auf. Denn er gewann einen Satrapen Ornodapates, der mit Orodes unzufrieden war, und veranlasste ihn durch Unterhändler, Pakoros auf den Thron zu setzen und gegen jenen mit ihm zu Felde zu ziehen. 3 So endete denn dieser Krieg der Römer mit den Parthern im vierten Jahr nach seinem Anfang unter den Konsuln Marcus Marcellus und Sulpicius Rufus.
(31) In derselben Zeit bezwang Caesar die aufständischen Völkerschaften Galliens in mehreren Schlachten, indem er teils selbst, teils durch seine Unterbefehlshaber die Taten verrichtete, von denen ich wenigstens die merkwürdigsten berichten will. 2 Ambiorix hatte sich mit den Treverern, welche den Tod des Indutiomarus noch immer nicht verschmerzen konnten, vereinigt, zog daselbst große Streitkräfte zusammen und nahm auch von den Germanen Truppen in Sold. 3 Um sich nun mit diesen vor der Ankunft jener zu schlagen, fiel Labienus in das Land der Treverer ein. Als sie sich aber nicht zur Wehr setzten, sondern sich, die Hilfstruppen erwartend, hinter einem Fluss, der sie von den Römern trennte, hielten, berief er seine Soldaten und hielt eine Rede, die dem Schein nach seinen Leuten Furcht, jenen aber Mut einflößen sollte. 4 Sie müssten sich, sagte er, bevor noch die Germanen zu Hilfe kämen, zu Caesar und in Sicherheit zurückziehen, er werde ihnen sogleich das Zeichen zum Aufbruch geben. Nicht lange darauf brach er auf, und was er erwartete, traf ein. 5 Als die Barbaren dies hörten (sie waren nämlich sehr wachsam auf ihn, und er hatte deshalb sehr laut gesprochen), glaubten sie wirklich, dass er sich fürchte und zu fliehen gedenke. Sie setzten eiligst über den Fluss und zogen ihm schnellstens nach. 6 Labienus überfiel die Zerstreuten, brachte die Vordersten in Schrecken und jagte allein schon durch sie die anderen in die Flucht. Da sie nun in Verwirrung flohen, übereinanderfielen und sich zum Fluss hindrängten, tötete er viele.
(32) Dennoch entkamen auch viele, aber Caesar achtete darauf nicht. Die Auffindung und Verfolgung des Ambiorix dagegen, der bald dahin, bald dorthin entfloh und überall viel Schaden tat, machte ihm schwer zu schaffen. Er konnte seiner auf keine Weise habhaft werden, gegen die Germanen aber zog er, weil sie den Treverern zu Hilfe gekommen waren, zu Felde, 2 jedoch auch diesmal, ohne etwas auszurichten, weil er sich aus Furcht vor den Sueben sogleich wieder entfernte. So hatte er den Ruhm, zum zweiten Mal über den Rhein gegangen zu sein. Die Brücke brach er nur da ab, wo sie ans feindliche Ufer stieß, und baute einen Turm auf derselben, als ob er noch öfter übersetzen wollte. 3 Ergrimmt, dass Ambiorix ihm überall entrann, gab er dessen Vaterland, obgleich es ruhig geblieben war, der Plünderung preis und ließ es vorher öffentlich bekannt machen, damit sich recht viele dazu einfinden möchten. So machten sich denn viele Gallier, auch viele Sigambrer, über die Beute her. 4 Letztere aber begnügten sich nicht, das Land jener zu plündern, sondern gingen auf die Römer selbst los. Sie erkundeten die Zeit, wo sie zum Futterholen aufbrachen, überfielen ihr Lager und töteten, als jene auf die Nachricht davon herbeieilten, viele von ihnen. 5 Aus Furcht vor Caesar zogen sie jetzt eiligst in ihr Land ab. Wegen des Winters und der Unruhen in Rom nahm dieser sogleich dafür Rache an ihnen. Er entließ nun seine Soldaten in die Winterquartiere, er selbst aber begab sich nach Italien, vorgeblich wegen des diesseitigen Galliens, im Grunde aber, um das, was in der Stadt vorging, mehr von der Nähe aus beobachten zu können.
(33) Währenddessen fingen die Gallier erneut Unruhen an. Die Arverner nämlich empörten sich unter Führung des Vercingetorix und machten alle Römer, die sie in den Städten und auf dem Lande fanden, nieder; darauf wandten sie sich gegen die Bundesgenossen und behandelten die zum Aufstand Geneigten freundlich, die Übrigen als Feinde. 2 Auf die Kunde davon kehrte Caesar zurück und traf sie im Land der Bituriger, in welches sie eingefallen waren; zwar konnte er ihnen, weil er seine Soldaten noch nicht alle beisammenhatte, nicht zu Hilfe kommen, fiel aber selbst in das Arvernerland ein und nötigte so die Feinde heimzukehren; er zog jedoch vorher ab, weil er sich ihnen noch nicht gewachsen glaubte.
(34) Sie kehrten daher wieder in das Land der Bituriger zurück, eroberten die Stadt Avaricum und hielten sich lange darin. Von den Römern später innerhalb deren Mauern belagert, welche auf der einen Seite ein unzugänglicher Sumpf, auf der anderen ein reißender Strom umgab, schlugen sie bei ihrer großen Anzahl die Angriffe derselben mit Leichtigkeit zurück und fügten ihnen durch Ausfälle großen Schaden zu. 2 Zuletzt brannten sie alles in der Umgebung, nicht nur Felder und Dörfer, sondern auch Städte, die den Römern einigen Vorschub leisten konnten, ab und plünderten, was jenen aus der Ferne von den Bundesgenossen zugeführt wurde, sodass die Römer dem Schein nach Belagerer, in der Tat aber die Belagerten waren, 3 bis ein heftiger Platzregen und ein starker Wind (denn der Winter brach ein) sie beim Angriff überfiel und in ihre Zelte zurücktrieb und darauf auch die Barbaren in ihre Häuser einschloss. Als sie die Brustwehren verlassen hatten, griffen die Römer, weil sie unverteidigt waren, plötzlich von Neuem an 4 und eroberten sogleich einen Turm, ehe noch die Feinde ihrer Anwesenheit gewahr wurden; darauf gewannen sie ohne viel Mühe auch die übrigen, plünderten die ganze Stadt und ließen, erbittert über die lange Belagerung und die ausgestandene Not, die ganze Bevölkerung über die Klinge springen.
(35) Hierauf unternahm Caesar einen Feldzug in ihr Land. Da aber die übrigen Arverner, von dem Krieg bedroht, die Brücken, über die er gehen musste, vorher besetzt hatten, zog er, wegen eines Übergangspunktes verlegen, eine lange Strecke längs des Ufers hin, um vielleicht eine Stelle zu finden, wo er ohne Brücke über den Fluss gehen könnte. 2 Als er darauf an einen waldigen und schattigen Platz kam, ließ er das Gepäck und den größeren Teil des Heeres vorausgehen, mit dem Befehl, den Zug so weit wie möglich auszudehnen, damit es den Anschein hätte, als ob sie alle des Weges kamen; er selbst blieb mit den Stärksten seiner Leute zurück, fällte Holz, baute Flöße, und setzte auf ihnen über den Fluss, indessen die Barbaren die Vorausziehenden bewachten und Caesar unter ihnen vermuteten. 3 Sodann rief er in der Nacht diese zurück, setzte sie gleichfalls über und bemächtigte sich des Landes; die Einwohner aber waren nach Gergovia geflüchtet und hatten ihre beste Habe dahin gebracht, wo er sich heftig, aber vergeblich mit ihrer Belagerung abmühte.
(36) Die Festung lag nämlich auf einem von Natur aus festen Hügel und war noch durch starke Mauern gesichert. Zudem hielten die Barbaren alle Anhöhen umher besetzt, sodass sie nicht nur sicher an Ort und Stelle bleiben konnten, sondern auch meist mit Vorteil Ausfälle machten. 2 Caesar nämlich stand, da er sich keines festen Punkts bemächtigen konnte, in der Ebene und wusste nicht voraus, was sie vorhatten. Die Barbaren aber, im Besitz der Anhöhen, sahen in sein Lager herab, konnten den geeigneten Zeitpunkt zum Angriff wählen und waren, 3 wenn sie sich auch irgendwo zu weit vorgewagt hatten, doch wieder bald innerhalb ihres Bereichs. Die Römer dagegen konnten sich auf keine Weise in die Weite eines Steinwurfs oder Pfeilschusses nähern. 4 Als nun Caesar die Zeit unnütz verstreichen sah und zwar nach mehreren Angriffen auf die Anhöhe, auf welcher die Stadt lag, einen Teil davon nahm und sich verschanzte, sodass er von dort aus die anderen Teile leichter angreifen konnte, im Ganzen aber nichts gewann 5 und überdies viele Leute verlor und keine Hoffnung zu ihrer Eroberung hatte, die Haeduer aber inzwischen unruhig wurden und bei seinem Zug gegen diese der zurückgelassene Teil des Heeres hart mitgenommen wurde, hob er die Belagerung auf.
(37) Anfangs waren die Haeduer dem Vertrage treu geblieben und hatten ihm Hilfe geschickt, später aber wurden sie von anderen und besonders von Litavicus wider ihren eigenen Willen zu Feindseligkeiten verleitet. Als dieser sie auf keine andere Weise dazu bringen konnte, ließ er sich von ihnen den Auftrag geben, Caesar einige Hilfstruppen zuzuführen, 2 und zog auch wirklich aus, als wollte er es tun, schickte aber Reiter voraus, von denen einige zurückkehren und berichten mussten, dass die mit ihnen Ausgeschickten und die anderen bei den Römern Befindlichen von denselben ergriffen und umgebracht worden seien. Jetzt suchte er die Soldaten durch eine dieser Kunde entsprechende Rede noch mehr zu erbittern, 3 sodass sie nicht nur selbst abfielen, sondern auch die anderen zum Abfall bewogen. Caesar jedoch erhielt Kunde davon und schickte die Haeduer, welche er bei sich hatte und angeblich umgebracht hatte, zu ihnen, damit alle sahen, dass sie noch am Leben wären. Er selbst kam mit der Reiterei nach, und sie besannen sich eines Besseren und söhnten sich mit ihm aus.
(38) Als die Römer in Caesars Abwesenheit einen neuen Verlust erlitten und darauf ganz von der Stadt abzogen, fürchteten die Anstifter des Aufstands und diejenigen, welche den Anhängern des Umsturzes Gehör gaben, sie möchten darob zur Strafe gezogen werden, und fingen neue Unruhen an. 2 Auf die Nachricht davon baten die Haeduer im Lager Caesars um Erlaubnis heimzukehren, indem sie versprachen, alles wieder zu beruhigen. So entlassen, kamen sie nach Noviodunum, wo die Römer ihre Kriegskasse, ihre Lebensmittel und viele Geiseln hatten, machten die Besatzung, die sich dessen nicht versah, mithilfe der Einwohner nieder und bemächtigten sich alles dessen, was sie daselbst fanden. 3 Auch verbrannten sie die Stadt, damit sich die Römer derselben, weil sie bequem gelegen war, nicht als Stützpunkt im Krieg bedienen möchten, und versetzten auch die übrigen Haeduer in Aufstand. Caesar wollte sogleich gegen sie zu Felde ziehen, wandte sich aber, vom Fluss Liger gehindert, gegen die Lingonen. 4 Allein auch hier wollte es ihm nicht glücken. Labienus eroberte aber die in der Sequana139 liegende Insel, nachdem er die vor derselben auf dem Festland stehenden Feinde besiegt und auf vielen Seiten stromauf- und -abwärts, um nicht auf einem Punkt übersetzend Hindernisse zu finden, den Übergang bewerkstelligt hatte.
(39) Ehe dies vorgefallen war, hatte Vercingetorix, der Caesar seiner Verluste wegen weniger fürchtete, einen Zug in das Land der Allobroger unternommen und schloss denselben, auf dem Wege, jenen zu helfen, im Land der Sequaner, ein, 2 brachte die Römer aber nicht nur nicht zu Schaden, sondern zwang sie im Gegenteil, weil sie an ihrer Rettung verzweifelten, zur Tapferkeit und unterlag durch zu großes Vertrauen auf seine Überzahl; wozu die germanischen Bundesgenossen der Römer nicht wenig beitrugen, 3 da sie mit ihrem Ungestüm und ihren riesigen Körpern ihre Kühnheit unterstützten und die sie umgebenden Reihen der Feinde durchbrachen. Diesen Sieg benutzend schloss Caesar die Fliehenden in Alesia ein und belagerte sie.
(40) Ehe sie indessen völlig eingeschlossen waren, entließ Vercingetorix die Reiter, teils aus Mangel an Futter für die Pferde, teils damit sie, in ihre Heimat zurückgekehrt, ihm Lebensmittel und Hilfe brächten. 2 Als diese aber zu lange ausblieben und den Belagerten der Mundvorrat auszugehen begann, trieb er Frauen und Kinder und was sonst nicht wehrhaft war, aus der Stadt, in der eitlen Hoffnung, die Römer würden sie als Beute betrachten und am Leben erhalten, oder dass wenigstens die Übrigen mit den Lebensmitteln derselben sich länger halten könnten. 3 Caesar aber, welcher selbst nicht Lebensmittel genug hatte, um noch andere unterhalten zu können, und auch durch ihre Rückkehr den Mangel der Feinde zu vermehren hoffte (denn er erwartete, dass sie sie auf jeden Fall wieder aufnehmen würden), trieb sie alle zurück. 4 So kamen sie, zwischen Stadt und Lager, von keinem Teile aufgenommen, aufs Jämmerlichste um. Zwar gelangten Reiter und andere Hilfstruppen nahe an die Stadt, wurden aber nach einem Reitertreffen mithilfe der Germanen besiegt. 5 Als sie darauf in der Nacht noch einmal versuchten, sich durch die Verschanzungen in die Stadt durchzuschlagen, litten sie großen Verlust, denn die Römer hatten an den der Reiterei zugänglichen Stellen verborgene Gruben gegraben, spitze Pfähle daselbst eingeschlagen und die Oberfläche dem anderen Boden so gleich gemacht, 6 dass Mann und Pferd unvorsichtig hineinstürzten und zugrunde gingen. Doch ließen sie nicht eher ab, als bis sie in einem Treffen bei den Verschanzungen selbst nebst denen, die aus der Stadt einen Ausfall machten, unterlagen.
(41) Vercingetorix konnte, weder gefangen noch verwundet, entkommen; in der Hoffnung aber, von Caesar, mit dem er einst in Freundschaft gestanden hatte, Verzeihung zu erhalten, kam er ohne vorherige Unterhandlung zu ihm und stand, während dieser auf dem Richterstuhl saß, so plötzlich vor ihm, dass einige in Schrecken gerieten. Er war ein sehr großer Mann und nahm sich in den Waffen stattlich aus. 2 Als nun alle schwiegen, stürzte er, ohne ein Wort zu sprechen, die Hände gefaltet, auf seine Knie und flehte, dies stimmte, bei der Erinnerung an sein früheres Glück und den gegenwärtigen Anblick, die anderen um Mitleid an. Caesar aber machte ihm gerade dies, worauf er seine Hoffnung auf Verzeihung baute, zum Vorwurf, 3 und erklärte, dass die frühere Freundschaft sein jetziges Unrecht nur noch vermehre. Deshalb versagte er ihm sein Mitleid, ließ ihn auf der Stelle in Fesseln legen und ihn, nachdem er ihn später im Triumphzug vorgeführt hatte, mit dem Tode bestrafen.
(42) Dies geschah jedoch erst später. Jetzt unterwarf er sich die einen derselben teils durch Vergleich, teils besiegte und unterjochte er sie. Denn die angrenzenden Belger leisteten ihm unter dem Atrebaten Commius lange Zeit Widerstand und lieferten mit unterschiedlichem Erfolg zwei Reitertreffen; und noch im dritten, an welchem auch das Fußvolk teilnahm, war der Erfolg anfangs ungewiss, bis die Reiterei ihnen unverhofft in den Rücken fiel und sie zum Weichen brachte. 2 Nun verließen die Übrigen in der Nacht ihr Lager, steckten einen Wald, durch den sie kamen, in Brand und ließen ihre leeren Wagen zurück, um durch diese und das Feuer die Feinde aufzuhalten und sich selbst unangefochten zurückziehen zu können. 3 Ihre Erwartung aber täuschte sie; denn die Römer setzten, sobald sie ihrer Flucht gewahr wurden, denselben nach, und als sie an das Feuer kamen, löschten sie es oder hieben die Bäume um. Ein Teil drang mitten durch die Flammen, holte sie unerwartet ein und machte viele derselben nieder.
(43) Dies hatte zur Folge, dass sich ein Teil ergab; der Atrebate aber entkam und ruhte auch so noch nicht, sondern versuchte, Labienus in einen Hinterhalt zu locken. 2 In einem Treffen besiegt, ließ er sich zu einer Unterredung mit ihm bewegen; bevor man sich aber vereinigte, wurde er von einem Römer verwundet, weil man nicht glaubte, dass es ihm mit der Unterhandlung ernst sei. Er entfloh und machte den Römern erneut zu schaffen, bis er selbst, an einem glücklichen Erfolg verzweifelnd, denen, die zu ihm hielten, unbedingte, und für sich (wie einige berichten) unter der Bedingung, keinem Römer wieder vor Augen zu kommen, Verzeihung erwirkte. 3 So kam es mit ihnen zum Frieden; die anderen ergaben sich entweder freiwillig oder wurden durch Waffengewalt zur Unterwerfung gebracht; und Caesar wusste durch Besatzungen, Strafen, Brandschatzungen und Auflagen die einen niederzuhalten, die anderen zu bezähmen.
(44) So wurden diese Kriege unter den Konsuln Lucius Paulus und Gaius Marcellus beigelegt. Caesar hätte nun wegen der Gallier und der ihm zum Oberbefehl bewilligten Zeit Gallien verlassen und nach Rom zurückkehren müssen; denn seine Zeit war beinahe abgelaufen und der Krieg beendet, sodass er keinen angemessenen Grund mehr hatte, die Entlassung der Legionen und die Niederlegung des Oberbefehls zu verweigern. 2 Weil aber die Stadt in Parteien zerrissen, Crassus gefallen war und Pompeius nach dreimaligem Konsulat, und nachdem er die Verlängerung seines Oberbefehls in Spanien auf weitere fünf Jahre durchgesetzt hatte, wieder einen Gipfel seiner Macht erreicht hatte 3 und nach dem Tod des Kindes, das noch allein ihre Freundschaft zusammenhielt, mit ihm nicht mehr befreundet war, war er besorgt, er möchte, seiner Soldaten beraubt, seiner und seiner anderen Feinde Willkür preisgegeben sein, und entließ sie nicht.
(45) In denselben Jahren nämlich waren in der Stadt viele Unruhen, besonders bei den Wahlen, vorgefallen, sodass kaum endlich im siebenten Monat Calvinus und Messala zu Konsuln ernannt wurden. 2 Und auch diese Wahl wäre nicht zustande gekommen, wenn nicht Quintus Pompeius Rufus, obgleich Sullas Enkel und Volkstribun, vom Senat ins Gefängnis gesetzt worden wäre. Dieselbe Strafe wurde auch gegen alle anderen, die Böses im Schilde geführt hatten, ausgesprochen und Pompeius bevollmächtigt, wider sie einzuschreiten. 3 Zuweilen mochten wohl auch die Vögel die Wahlen aufhalten und den Interrex nicht begünstigen; die Volkstribunen aber, welche die Verwaltung der Staatsangelegenheiten an sich rissen und statt der Prätoren die Festspiele selbst hielten, hatten die meiste Schuld bei der Verhinderung der Wahlen. Das brachte auch Rufus ins Gefängnis, 4 und dieser ließ später den Ädil Favonius einer unbedeutenden Ursache wegen, um einen Gefährten seiner Schande zu haben, eben dahin führen. Außer anderen Hindernissen, welche die Volkstribunen insgesamt den Wahlen in den Weg legten, schlugen sie auch vor, statt der Konsuln Kriegstribunen zu wählen, damit, wie früher, mehreren die höchste Macht übertragen würde. 5 Als man aber nicht auf sie hörte, behaupteten sie, dass man dann wenigstens den Pompeius zum Diktator wählen müsste, und zögerten unter diesem Vorwand lange Zeit die Wahlen hinaus. Denn Pompeius war abwesend, und von den Anwesenden fand es jeder gleich bedenklich, für die durch Sullas Grausamkeit allgemein verhasste Regierungsform zu stimmen und – aus Furcht vor Pompeius – sie diesem zu verweigern.
(46) Als er endlich, wenn auch ziemlich spät, in der Stadt erschien, schlug er freilich die ihm angebotene Diktatorenwürde aus und ließ Konsuln wählen; aber auch diese konnten sich, wegen der durch beständige Mordtaten entstandenen Unruhe keine Nachfolger geben, obgleich sie das Senatorengewand ablegten und in Trauerkleidern, wie es bei großen Unglücksfällen zu geschehen pflegte, den Senat versammelten. 2 Sie fassten den Beschluss, dass keiner nach der Verwaltung der Prätur oder des Konsulats, vor Ablauf des fünften Jahres, eine auswärtige Provinz erhalten sollte, um zu versuchen, ob sich nicht der Kampf um die Ehrenstellen legen würde, wenn die Leute nicht sogleich zur Macht gelangten. Denn man kannte weder Ziel noch Maß 3 und kämpfte durch Bestechungen, noch öfter mit den Waffen, gegeneinander, sodass selbst Konsul Calvinus einmal verwundet wurde. Weder Konsuln noch Prätoren noch Stadtpräfekten hatten ihre Nachfolger; vielmehr herrschte in der Stadt die erste Zeit des Jahres gänzliche Gesetzlosigkeit.
(47) So geschah denn nichts mehr in gehöriger Ordnung. Der Markt, welcher sonst alle neun Tage stattfand, wurde dieses Mal am 1. Januar gehalten. 2 Weil man dies nicht für Zufall, sondern für eine Vorbedeutung hielt, beängstigte es die Römer nicht weniger als die Tatsache, dass eine Eule in der Stadt gesehen wurde, dass eine Bildsäule drei Tage lang geschwitzt hatte und ein feuriger Strahl von Süden nach Osten geschossen war, dass ferner viele Blitze, viele Erdschollen, Steine, Scherben und Blut vom Himmel herabgefallen waren. 3 Auch war meines Erachtens der im vorigen Jahr gegen Ablauf desselben über Serapis und Isis gefasste Beschluss als nicht geringeres Vorzeichen anzusehen. Denn ihre auf Kosten Einzelner erbauten Tempel mussten auf Befehl des Senats niedergerissen werden; man machte sich überhaupt wenig aus denselben, und auch als ihre öffentliche Verehrung endlich durchgesetzt wurde, durften ihre Tempel doch nur außerhalb der Stadtmauer errichtet werden.
(48) Bei solcher Lage der Stadt, da keine Verwaltung der Staatsangelegenheiten bestellt war, fielen fast jeden Tag Mordtaten vor, und die Wahlen kamen, obgleich die Bewerber um die Ämter sich drängten und weder Geld noch Menschenblut deswegen schonten, nicht zustande. 2 Milo, welcher sich um das Konsulat bewarb, verwundete Clodius, welchen er auf der Via Appia traf, anfangs nur leicht, dann tötete er ihn aus Furcht, jener möchte Rache an ihm nehmen, und in der Hoffnung, wenn er alle seine Sklaven, die diesen Mord verübt hatten, auf der Stelle freilasse, er eher nach seinem Tod für den Mord als für die Verwundung, wenn er am Leben bliebe, freigesprochen zu werden. 3 Als abends die Kunde davon in die Stadt kam, entstand große Aufregung. Die Parteien hatten Anlass zu Krieg und Unfug, und selbst die Parteilosen, welche den Clodius hassten, waren aus Menschlichkeit, und weil sie auch Milo bei dieser Gelegenheit loswerden wollten, über diesen entrüstet.