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“Der blöde Kopierer funktioniert nicht”, schimpfte Lauren, die gerade wieder zur Tür rein kam.
Sie wollte etwas kopieren, doch der Kopierer streikte.
“Hast du meine E-Mails gelesen?”, fragte Lauren, als sie wieder am Bürotisch saß und sich ihrem PC widmete.
“Ja sorry, habe was nachgeschaut, bin dann versehentlich auf die aufleuchtende E-Mail gekommen, habe sie aber nicht gelesen. Ich schwöre. War sowieso nur die Adresse deines Vaters.” Nina versuchte glaubhaft zu wirken, doch Lauren schaute sie wütend an.
“Du hast an meinem PC nichts zu suchen. Nina, das ist ein Kündigungsgrund und das nächste Mal werde ich das auch melden.”
Nina äffte sie still nach.
“Fragt sich nur wer hier bald die Kündigung kriegen wird,” dachte sich Nina, entschuldigte sich allerdings nochmals bei Lauren.
Daniel saß gerade an einem neuen Projekt, das lief allerdings ziemlich schleppend, da er gedanklich immer wieder abschweifte, auf die Situation zwischen Lauren und ihm. Er fickte seine Tochter, da konnte man schon mal etwas durcheinander sein.
“Hey Kollege, alles klar?” Lucas, sein Kollege, bat ihn um Unterlagen. Bereits zum dritten Mal.
“Entschuldige Lucas, ich schicke es dir dann gleich, Moment noch.”
Daniel war in Gedanken. Es machte ihn wahnsinnig, dass seine Arbeit unter der Situation litt.
“Das hast du vorhin schon mal gesagt. Mensch Daniel was ist los? Probleme?”
Daniel schaute gespannt auf seinen Bildschirm und schüttelte den Kopf.
"Alles okay." Das war es zwar nicht, aber das ginge niemanden etwas an. Oder zumindest keinem Kollegen, der eigentlich nur drauf spekulierte, dass Daniel Platz für ihn machte.
Um 15:00 Uhr machte Daniel dann Pause und ging raus auf das Parkgelände in dem es sich gute Spaziergänge laufen ließ. Frische Luft tat ihm gut. Er würde wahrscheinlich eh heute nichts vernünftiges mehr zusammen bringen. Er lief mit gesenktem Kopf durch den Park. Er fühlte sich so schlecht.
Was sollte er nur tun? Wie sollte er damit nur umgehen?
An einer leeren Holzbank setzte er sich hin und ließ sich die Sonnenstrahlen auf sein Gesicht scheinen.
Es war über 25 Grad warm, aber er hatte eine Gänsehaut. Nicht weil ihm kalt war.
Mit einem Mal fühlte er, wie sein Oberschenkel wärmer wurde und ihn ein Schauer durchzog.
Ruckartig setzte er sich auf und öffnete die Augen, schaute neben sich.
“Lauren? Was machst du hier?”
Lauren saß gerade neben ihm und schaute ihn lächelnd an.
“Ich hab doch schon Feierabend, weißt du doch. Ich hab immerhin feste Zeiten.” Irgendwo musste ihr Gehaltsunterschied ja begründet sein. Abgesehen von der Berufserfahrung, Studium und Verantwortungsbereich.
Lauren ließ ihre Hand auf seinen Oberschenkel ruhen, was Daniel zwar einerseits gut tat und gefiel, aber andererseits furchtbar unangenehm war, hier in der Öffentlichkeit.
“Hab ich vergessen. Lass meinen Oberschenkel los, du weißt warum.”
Er forderte sie ruhig, aber bestimmt auf. Solche Spielereien wollte er auf der Arbeit nicht. Das Gelände war videoüberwacht und es konnte jeder vom Fenster aus zu ihnen rüber blicken.
“Nimmst du mich kurz in den Arm? Mir ist kalt.” Sie fragte leise und flehend.
“Bei fünfundzwanzig Grad im Schatten ist dir kalt? Eine glaubwürdigere Ausrede hättest du dir aber schon überlegen können oder?” Daniel lächelte, überlegte dann ob er ihr den Gefallen tun sollte. Unauffällig und normal.
“Das war keine Ausrede. Mir ist wirklich innerlich kalt, wenn ich dich nicht spüre. Nur ganz kurz Daniel, bitte. So dramatisch ist das doch nicht.” Lauren ging vorsichtig mit ihrem Kopf auf seine Schultern und schmiegte sich an ihn.
Daniel legte seinen rechten Arm kurz um sie und gab ihr einen Kuss auf ihr braunes, gewelltes Haar.
“Na komm schon. Ich muss wieder rein und du hast Feierabend.”
Daniel stand auf und Lauren verabschiedete sich lächelnd. Etwas glücklicher ging er dann wieder ins Büro. Laurens Haar roch so gut…
So wirklich gut kam er zwar immer noch nicht voran, aber irgendwie freute er sich schon auf Lauren heute Abend. Um 19:00 Uhr machte er dann Feierabend und verließ das Gebäude.
Sein Auto war unten in der Tiefgarage und auf den Weg dahin traf er Susan, die ihn freundlich grüßte und ihn nach seinem Befinden fragte.
Er arbeitete vor zwei Jahren kurz mit ihr zusammen, kannte sie allerdings schon etwas länger. Früher hatte er eine kurze Bettgeschichte mit ihr. Als sie ihn anlächelte fiel ihm auch wieder ein, was sie gut konnte, den Blowjob hatte er noch in Erinnerung.
Heute gefiel sie ihm nicht mehr, obwohl er wusste, dass sie ein Männertraum war mit ihren blonden, gelockten, langen Haaren. Aber für ihn strahlte sie keinerlei Erotik oder Anziehung mehr aus, stellte er jedenfalls fest, während sie munter drauf losredete. War das nun gut oder schlecht, dass sich in seiner Hose nichts mehr regte?
“Wäre schön, wenn du dich mal wieder melden würdest. Wir könnten mal wieder was zusammen unternehmen. Hier hast du meine Nummer.”
Susan griff in ihre Handtasche und holte Papier und Stift raus. Sie schrieb an der Wand ihre Handynummer auf. So richtig interessieren tat ihn das zwar nicht, aber eigentlich konnte er ja schon gar nicht mehr Desinteresse ihr gegenüber ausstrahlen, wie er bereits schon tat. Alles andere wäre dann unhöflich geworden.
“Susan, ich hab echt viel zu tun in der Firma”, sagte er gelangweilt zu ihr, als sie ihm den Zettel gab.
“Na ja vielleicht findest du ja mal kurz Zeit oder du besuchst mich mal. Meine Adresse ist immer noch dieselbe. Vielleicht magst du auch mal rein beruflich zu mir, wir haben doch ganz gut zusammen gearbeitet. Eine neutrale Meinung zu deiner Arbeit könnte doch nicht schaden.”
Daniels rechter Mundwinkel ging nach oben, der andere wollte nicht.
“Ja sicher, wenn ich Zeit habe komme ich drauf zurück, aber ich bin derzeit voll ausgelastet. Du Susan, ich muss los, werde erwartet.” Daniel zeigte auf die Armbanduhr und ging auf sein Auto zu.
Als er im Auto saß stopfte er den Zettel ins Handschuhfach und schrieb Lauren eine Nachricht, dass er nach Hause kommen würde und ob sie was Leckeres gekocht hätte. Am Ende schrieb er noch ein, “freue mich auf dich.”
Auf der Heimfahrt schaltete er den Radio an und sang mit. Je näher er dem Appartementblock kam, desto fröhlicher und gut gelaunter wurde er. Den ganzen Tag in deprimierte Gedanken versunken und nun freute er sich einfach nur noch auf sie. Im Akkordtempo ging er die Treppenstufen hoch, da ihm der Lift zu lange dauerte bis er erschien. Außerdem war Fitness ja nie schlecht, erst recht wenn man 90 % des Arbeitstages auf einem Bürostuhl saß.
Er öffnete seine Wohnung und ihm kam ein angenehmer Essensduft entgegen und sein leerer Magen meldete sich, empört über die heutige Vernachlässigung.
“Da bist du ja”, rief Lauren und ging auf ihn zu, fiel über ihn her und öffnete seine Krawatte.
“Hey, ich dachte das Dessert gäbe es zum Schluss”, sagte er lachend zu ihr und versuchte sich aus den Händen von Lauren zu befreien, die über seinen Oberkörper glitten und sich in seinem Hosenbund verfingen.
“Na gut, komm mit. Essen ist schon fertig.”
Zehn Minuten später saßen sie dann essend gegenüber. Lauren und Daniel hielten sich mit einer Hand einander fest. Nach ein paar Augenblicken stand sie dann auf und ging zu ihm hin, setzte sich vorsichtig auf seinen Schoß, nahm eine Garnele, führte sie zu seinem Mund und ließ ihn abbeißen.
Lauren schaute in seine grünen Augen die sie verliebt und gierig anschauten. Sie kraulte mit ihrer Hand seinen Nacken. Er bekam eine deutliche Gänsehaut.
“Ich bin so glücklich wenn ich bei dir bin”, sagte sie leise.
“Ich bin auch glücklich, wenn du bei mir bist, aber ich habe Angst. Warum nur habe ich so ein Verlangen nach dir?”
Seine Hand griff nach ihrer Taille, strich über ihren Oberschenkel. Lauren küsste ihn leidenschaftlich, griff in sein Hemd um seine Brust zu spüren, über die sie neckisch strich. Daniel konnte sein Verlangen nach ihr nicht unterdrücken und blickte kurz auf den Esstisch.
Mit seinem rechten Arm räumte er einmal darüber. Es gab ein kurzes Geklirre und das ein oder andere Geschirr und Besteck fiel runter, doch das war gerade nebensächlich. Er wollte sie hier und jetzt…
Kapitel 4
Es vergingen ein paar weitere Tage. An einem Samstag im Juli hatten beide frei. Es war ein sehr heißer Tag und niemand wollte wirklich raus. Wie schade, dass diese Appartements, in den sie wohnten, keine Außenfläche hatten. Für die Mietpreise wäre ein Pool jedenfalls fast verpflichtend gewesen.
Relaxend lagen sie beide in Daniels Bett und blickten wehmütig zum Fenster raus. Sie überlegten was sie beide zusammen unternehmen konnten.
Plötzlich sprang Lauren auf und forderte Daniel dazu auf sich anzuziehen, da sie was vor hätte.
“Was hast du denn vor Lauren?” Daniel gähnte und stand auf, eigentlich war es im Bett auch gemütlich.
“Wir zwei fahren zum Badesee, das heißt, du darfst deine Badehose mitnehmen.”
Daniel schaute sie skeptisch an. So wie er Lauren kannte, würde sie eh nicht die Finger von ihm lassen wollen und was wäre nun, wenn sie irgendein Bekannter sehen würde?
“Meinst du das ist eine gute Idee?”
Lauren nahm seine Hände und zog ihn zu sich hoch.
“Reicht dir das Argument mich im sexy Bikini zu sehen?”
Daniel dachte kurz scheinheilig nach.
“Hm, Überzeugt“, gab er dann sicher von sich. Lächelnd ging sie in ihre eigene Wohnung, packte ein paar Dinge zusammen und zog sich einen sehr aufreizenden Bikini an.
Ein paar Minuten später waren sie bereits im Auto. Daniel fuhr, musste aber immer wieder zu seiner Tochter rüber schielen. Die zog nämlich ihren Wickelrock provokativ hoch, öffnete ihre Bluse und ließ den recht freizügigen Bikini zum Vorschein kommen.
Unfreiwillig kam ihm plötzlich der Gedanke, dass Elena das nie getan hätte und nie tun würde. Es war ihm unangenehm, dass er unbewusst Lauren mit Elena verglich und dachte stattdessen lieber an wilde Phantasien mit seiner Lauren. Im Bikini.
“Ich muss tanken.” Bei der nächsten Tankstelle bog er ab.
“Lass mich tanken. Holst du mir bitte eine Cola von da drüben?” Lauren zeigte auf das Fastfood Restaurant, das neben der Tankstelle war.
“Okay, aber bitte richtige Zapfsäule benutzen”, sagte er lachend. Lauren hatte vor ein paar Monaten aus Versehen Benzin statt Diesel getankt. Nach ein paar Metern spielte ihr dann der Motor einen Streich.
Das fand Daniel recht amüsant und zog sie dementsprechend auf. Bis ihm eine Woche später, total Gedankenversunken, aus Versehen das gleiche passierte.
Daniel war ziemlich genervt als er an der Schlange des Fastfood Restaurants stehen musste.
Geschlagene zwanzig Minuten stand er nun in einer Menschenschlange, umgeben von Menschen die,
a) penetrant nach Schweiß stanken
b) in Schweiß standen, dass einem der Ekel überkam
c) zickige kleine Mädchen und deren weltbewegende Probleme oder
d) dass, war das schlimmste, eine ekelhafte Parfümwolke mit sich zogen…
Erleichtert kam er dann endlich dran.
“Hallo schöner Mann, was darf es sein?” Eine junge Frau hinter der Theke grinste ihn frech an.
“Zwei große Cola”, sagte er genervt, er wollte endlich wieder raus.
“Sorry aber wir haben nur noch Sprite oder Wasser da, die anderen Leitungen sind defekt. Heißen Kaffee kann ich noch anbieten.”
Daniel seufzte, auch das noch. Sprite bekam er nicht runter, Wasser wollte er nicht, davon abgesehen, sah er denn so aus als würde er heißen Kaffee wollen?! Bei diesen Temperaturen?! Für Lauren nahm er dann allerdings eine Sprite mit und beschloss sich an der Tankstelle was zu holen, hätte er ja gleich tun können, aber seine geliebte Lauren bat ihn um eine Cola aus diesem Laden. Eigentlich ging es ihr eher um die Verpackung. Ein Strohhalm war spaßiger, als ein Flaschenhals.
Lauren derweil hatte getankt und ging rein um zu bezahlen.
An der Kasse war ein junger Mann, Anfang oder Mitte zwanzig vielleicht, dem Lauren sofort gefiel.
Na klar, eine junge hübsche Frau, mit schönem Gesicht, kurzen Minirock der kaum den Po bedeckte, einem knappen Bikini der von einer leichten Bluse umhüllt war, noch dazu lange wohlgeformte Beine.
Ein optischer Leckerbissen für wohl jeden Mann, der zumindest ein wenig auf Frauen stand. Noch dazu war sie ja augenscheinlich alleine. Sie gab ihm einen größeren Schein, den er dankend annahm.
“Sag mal, wie fühlt man sich eigentlich wenn man die schönste Frau im Raum ist?” fragte der Typ keck, als er das Wechselgeld überreichte. Lauren schaute ihn gelangweilt an und drehte sich um, schaute einmal quer durch den Laden. Hier war niemand weiteres und wenn das nun eine Anmache gewesen sein sollte, war diese ziemlich dämlich und total verpeilt.
“Wie fühlt man sich, wenn man gerade den Titel gewonnen hat, größter Idiot der Welt?”, antwortete Lauren genervt und wollte rausgehen, doch dieser Typ lief ihr hinterher und versperrte ihr mit seinen Händen die Tür.
“Hey warte mal, ich weiß der war doof. Darf ich dir als Entschuldigung einen Kaffee anbieten?”
Der Typ war frech und unverschämt, stellte Lauren fest, eventuell war das auch Berechnung.
“Verrätst du mir deinen Namen?” fragte Lauren scheinheilig.
“Hi ich bin Nick und arbeite, wenn ich Zeit habe, immer an dieser Tankstelle um mir mein Jurastudium selber zu finanzieren.” Er grinste und Lauren sah, dass der Typ anscheinend Spinat zwischen den Zähnen hatte und musste nun unweigerlich zu grinsen anfangen. Ob er denn später als Anwalt Erfolg haben würde, blieb zu bezweifeln.
“Dankeschön, jetzt weiß ich wie ich mein Kind nie nennen werde und warum ich meinen Ex Freund wieder in den Wind geschossen habe. Der hatte auch Jura studiert und wenn du mich jetzt nicht vorbeilässt lernst du die Folgen des Strafgesetzbuches persönlich kennen.” Wütend drängte sie sich an dem Typen vorbei und stieg ins Auto.
“Alles Schweine außer Papa”, schrie sie wütend und schlug mit ihren Fäusten auf das Armaturenbrett. “Daniel würde so etwas nie tun”, sagte Lauren leise und wartete auf ihren Vater.
Der Typ von der Tankstelle starrte zu ihr ins Auto rüber und sie kam nicht drum rum ihm den Mittelfinger und ihre Zunge rauszustrecken. Vielleicht nicht ganz das souveräne Verhalten, doch sie war genervt.
Daniel ging in die Tankstelle um sich was zu trinken zu holen. Er sah, als er auf dem Weg zur Kasse war, dass der Kerl dahinter grinsend durch das Ladenfenster starrte. Daniel schaute ebenfalls durch und bemerkte dass er seine Lauren anstarrte.
“Schönes Mädel oder?”, fragte Daniel scheinheilig als er ihm die Cola übergab.
“Hm, ziemlich heißer Feger, aber wohl eine Lesbe.”
Daniel schaute ihn fragend an. Seine Lauren war ganz sicher nicht lesbisch, es sei denn, er wäre unbemerkt zur Frau geworden. Wie kam der nur drauf?
Er schüttelte verständnislos den Kopf und ging dann raus. Als er dann im Auto ankam bei Lauren, fiel diese buchstäblich über ihn her.
“Hey was ist denn mit dir los? War ich so lange weg?” Verwundert übergab er ihr die Sprite.
“Ich wollte diesem jungen, überaus charmanten Mann in der Tankstelle nur mal zeigen, auf was für einen Mann ich steh.” Lauren kicherte und bat ihn weiter zu fahren. Daniel musste schmunzeln als Lauren ihm erzählte was sie drinnen erlebt hatte.
Eine dreiviertel Stunde später kamen sie dann auf den steinigen Parkplatz des Sees an, wo die Sonne runter brannte.
“Schau mal an, wie viel los ist und da willst du mir sagen es gäbe noch leere Stellen für uns?”
Daniel schaute zu dem See hin, das Geschrei war bis hier zu hören und überall wo er hinschaute waren Menschen.
“Ja doch, ganz sicher. Allerdings müssen wir ein bisschen laufen.”
Daniel blickte in die Sonne, es war unglaublich wie diese runter brannte. Er zog sich eine Sonnenbrille auf.
Sie liefen Hand in Hand spazieren, bis sie nach einem zwanzigminütigem Spaziergang an einem leeren, schattigen Strandbereich ankamen. Daniel breitete eine Decke aus und setzte sich erleichtert hin.
Lauren ließ sich vor ihm auf die Knie fallen und legte ihre Arme um seinen Nacken.
“Findest du mich sexy?”, fragte sie ihn neckisch und zog ihre Bluse aus.
“Das weißt du doch”, antwortete er und betrachtete sie.
“Das war aber keine Antwort auf meine Frage. Findest du mich sexy?”, fragte sie noch mal.
“Was willst du hören? Du weißt, dass ich dich sexy finde, aber es fällt mir nicht gerade leicht das zu sagen.”
Lauren zog ihm das T-Shirt über den Kopf und legte ihre Hände auf seine Brust.
“Uns hört doch niemand zu. Ich würde aber gerne hören, dass ich dich anmache. Sag mir doch ein paar Dinge, die für uns verboten sind.”
Daniel schüttelte den Kopf und ließ sich nach hinten fallen.
“Lauren bitte, ich kann das nicht, noch nicht. Ich trau mich das noch nicht mal zu denken. Wie soll ich dir dann nur so etwas sagen? Du weißt, dass ich dir nicht widerstehen kann.”
Sie stand seufzend auf, ließ ihren Wickelrock fallen und rannte dann ins Wasser. Sie wollte sich abkühlen, außerdem schwamm sie recht gerne.
Daniel, der am Strand lag, war wieder mal in Gedanken versunken. Würde das denn jemals aufhören, dass er sich selbst Vorwürfe machte?
“Daniel?”, hörte er dann plötzlich eine Männerstimme fragen und setzte sich ruckartig auf.
“Jerry? Du hier?”, fragte Daniel mit klopfenden Herzen.
Es war sein Ex Schwager. Elenas Bruder samt Frau. Daniels Herz klopfte bis zum Hals, hoffentlich würde er ohne ein weiteres Wort verschwinden. Mit Jerry hatte er so gut wie keinen Kontakt, er sah ihn alle Jubeljahre mal. Der Typ war in Daniels Augen wahrscheinlich ein mieseres Arschloch als er je war und fast alle hielten ihn für Mr. Perfect, vor allem Elena, die ihn immer idealisiert hatte. Dabei beschiss er seine Frau schon ewig lange und griff öfter mal jungen Mädels auf den Hintern. Ein Schleimbatzen und Angeber dazu. Absolut widerlich der Kerl. Für Elena war er allerdings der heiligste Mensch auf Erden… Obwohl Daniel zugeben musste, dass er zeitweise eine Art Freundschaft gepflegt hatte.
“Ja, nette Aussicht hier. Und du Daniel? Mit neuer Flamme unterwegs?”
Daniel wusste gar nicht was er nun antworten sollte, davon abgesehen, dass der Kommentar unnötig war. Würde er ja sagen, wäre die Gefahr viel zu groß, dass er Lauren erblicken würde. Würde er die Wahrheit sagen, dann…
“Nein, Lauren und ich hatten Lust ein wenig zu schwimmen”, sagte er trocken und hoffte Jerry würde sich nicht sonderlich viel dabei denken.
“Deine Tochter ist auch dabei? Sag ihr mal schöne Grüße, sie kann sich ruhig mal melden.”
Winkend ging er dann glücklicherweise mit seiner Frau weiter.
Daniel atmete erleichtert auf. Um Haaresbreite waren sie einer Katastrophe entgangen. Nicht auszudenken, wenn er ein paar Minuten früher gekommen wäre.
Daniel schaute sich nach Lauren um, doch er sah sie nicht. Er machte sich irgendwie Sorgen und wollte gerade aufstehen nach ihr suchen, doch mit einem Mal waren zwei Hände vor seinem Gesicht und zwei Lippen auf seinem Schulterblatt, die ihn küssten.
“Rate mal wer?”, fragte Lauren, die sich hinter ihm versteckte.
“Ein kleines Biest, das gerade Glück hatte nicht da gewesen zu sein”, antwortete Daniel lächelnd und nahm ihre Hände aus seinem Gesicht.
“Wieso was ist passiert?” Neugierig fragend gesellte sie sich auf seinen Schoß.
“Dein lieber Onkel Jerry war gerade da.”
Lauren riss die Augen auf und starrte ihn an.
“Jerry? Hier?”
“Ja, du darfst dich bei geeignetem Zeitpunkt mal bei ihm melden. Ich rate ab…”
Lauren fing zu zittern und kuschelte sich ängstlich an ihn ran.
“Lauren was ist los?”, fragte er vorsichtig und nahm sie schützend in den Arm, er kam nicht drum rum sich gerade wie ein sorgender Vater zu fühlen.
“Nichts, ich… stell mir grad vor was passiert wäre, wenn er vorher aufgetaucht wäre.” Daniel spürte an seinem Hals, dass ihre Augen nass waren. Sie musste anscheinend weinen.
“Hey Lauren, du hast doch ganz schön Angst davor, wenn raus kommt was mit uns ist. Ich habe dich doch gewarnt, dass wir auffliegen können, wenn wir uns draußen anders verhalten.”
Lauren musste um ihre Tränen kämpfen.
Nein, sie hatte keine Angst davor dass es andere erfahren, aber sie hatte Angst vor Jerry. Der Typ war so widerlich. Was niemand wusste war, dass Jerry der damalige Grund für ihre Probleme war.
Jerry besuchte Elena ziemlich häufig, er war ja der Bruder ihrer Mutter und als Lauren zwölf wurde näherte er sich ihr auf ziemlich unsittliche Weise. Anfangs starrte er sie immer so eigenartig an, dann griff er ihr auffallend oft auf ihren Po. Das war Lauren damals schon unheimlich und unangenehm, doch sie traute sich damals nicht es ihrer Mutter zu sagen.
Irgendwann griff Jerry ihr dann damals zwischen die Beine. Lauren hatte ihn versucht zu sagen, dass sie das nicht will. Sogar ziemlich deutlich, wie sie empfand, doch er sagte ihr dass sie sich nicht anstellen soll, sie würde doch eh eine Frau werden. Würde sie das nicht tun, wäre sie genauso unglücklich wie ihre Mutter und es bliebe nie ein Mann bei ihr…
Dieser Satz prägte Lauren damals und sie glaubte ihm, so dumm es sich im Nachhinein betrachtet anhörte.
Sie sah, wie unglücklich ihre Mutter war, wie oft sie weinte und Lauren dachte daran, dass ihr Vater ihre Mutter Elena verließ. Das wollte sie nicht und widerwillig fügte sie sich Jerry.
Wie war das damals eklig für sie. Er griff ihr an die Brust, zwischen die Beine. Er begann sie zu küssen, überall…
Später erzählte er ihr was Männern so gefallen würde und nicht lange darauf musste sie diese Dinge dann bei ihm tun. Anfangs fing sie zu würgen an, wenn sie das tat. Dieser Kerl hatte so was von widerlich gerochen und erst geschmeckt. Das schlimmste kam dann, als Elena ihn bat mal über Nacht zu bleiben um auf sie aufzupassen.
Elena musste damals aus diversen Gründen, die Lauren noch nicht mal heute wusste, weg, wahrscheinlich aus psychischen Gründen, wenn sie drüber nachdachte.
Lauren sperrte sich an jenem Abend ins Zimmer ein und ging erst um zwei Uhr Nachts raus, weil sie so dringend auf die Toilette musste. Anscheinend hatte er auf sie gewartet, denn er fing sie ab, fragte sie ob sie nicht mal mehr lernen wollte. Lauren ahnte schreckliches…
Er zog sie damals ins Schlafzimmer ihrer Mutter, drückte sie fest auf das Bett und betatschte sie überall. Sie musste ihm in dieser Nacht ihre Unschuld geben. Es tat höllisch weh.
Sie musste sich auf ihn setzen und er drückte sie runter. Sie blutete so extrem und weil sie das Bettlaken voll blutete schlug er sie. Das war so schmerzhaft…
Das ging ein paar Mal so weiter. Wie oft, wusste sie nicht mehr, zählte sie auch nicht.
Sie war damals dann überglücklich als er beruflich für die nächsten Jahre weg musste oder sollte. Diese Tortur hatte ein Ende gefunden.
Mit der Zeit lernte sie dann, dass das, was er tat, komplett falsch war. Sie versuchte diese Sache allerdings zu vergessen, was ihr auch gelang, mehr oder weniger.
Bis sie dann erfuhr, dass Jerry wiederkommen sollte. Ab dem Zeitpunkt, als sie das von ihrer Mutter hörte, veränderte sie sich. Sie war nicht mehr lieb und nett, sondern aggressiv und zickig. Ihre Schulnoten fielen penetrant in den Keller, sie schrie von früh bis spät ihre Mutter und ihre Geschwister an, denen sie Mitschuld an der Sache gab.
An dem Tag, als ihr Vater sie dann aufnahm, sollte Jerry wiederkommen. An diesem Abend veranstaltete sie einen fürchterlichen Radau, beschimpfte ihre Mutter und zerschlug die halbe Wohnung. Als ihre Mutter dann sagte, dass sie zu ihm sollte, damit dieser ihr mal Benehmen beibrachte, verschwand sie und wollte weg.
Sie erzählte niemanden was los war.






