Raue Februarwinde über den Elbmarschen

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Nur gelegentlich durch einen Kauflustigen unterbrochen, der den Laden betritt, arbeitet Hannelore am Schreibtisch ihres kleinen Büros und versucht einige zusammenhängende Sätze für die von ihr geforderte Verlautbarung zu Papier zu bringen. Dabei schweifen ihre Gedanken von dem tristen Leichenfund ab und gleiten in die Ferne. Schon als sie den Fremden das erste Mal sah, verliebte sie sich in den blonden, ungemein gut aussehenden jungen Mann, von dem sie lediglich weiß, dass er aus Lübeck stammt. Sie bemerkte ihn des Öfteren bei Veranstaltungen und Zusammenkünften sowohl von Befürwortern als auch Gegnern der Windkraftanlagen, an denen sie weisungsgemäß teilnahm. Natürlich blieb ihr nicht verborgen, dass dieser ausgesprochen schöne Mann immer wieder in ihre Richtung schaute und versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Hannelore war – das muss sie sich auch heute noch ehrlich eingestehen – durch die nachlässige Art und die sexuelle Kälte ihres Ehemannes wahrlich liebeshungrig geworden. Fast jede Nacht, wenn sie allein im Ehebett lag, brach sie in Tränen aus und tröstete sich, indem sie sich selbst befriedigte. Jedes Mal, wenn Harald Stunden später zu ihr ins Bett kroch, war sie bereits in einen tiefen Schlaf versunken. Dann auf einmal weckte plötzlich dieser Adonis die heißesten Gefühlsregungen in ihrem Inneren. Als Werner Reimers bei einer Protestveranstaltung direkt hinter ihr stand, spürte sie seinen aufgeregten Atem an ihrem Nacken. Sie sah sich vorsichtig um und bemerkte, dass die Blicke sämtlicher Anwesenden auf den Sprecher fixiert waren, der vor ihnen vehement einen lautstarken Appell zum Widerstand gegen die verhassten Windkrafträder und die »Verspargelung unserer Natur« aufrief. Eine unwiderstehliche Kraft trieb sie Schritt für Schritt rückwärts, bis sie den direkten und warmen Körperkontakt und bald darauf die drängende Härte seiner Männlichkeit an ihrem Gesäß verspürte. Willenlos ließ sie sich wenig später von dem Unbekannten vom Versammlungsort wegführen, nachdem ihr dieser nur das Wort »Komm!« ins Ohr geflüstert hatte. Verschämt blickte sie aus dem Seitenfenster des fahrenden Autos, mit dem sie gemeinsam zum Gasthof »Zur Lindenschenke« fuhren, in dem er logierte. Unbemerkt betraten sie das Gebäude durch eine Hintertür und er führte sie auf sein Zimmer. Wortlos küssten sie sich, rissen sich gegenseitig die Kleider vom Leibe und fielen von einem leidenschaftlichen Fieber befallen übereinander her. Von da an nahmen sie jede sich bietende Gelegenheit wahr, um sich – wo auch immer – zu treffen. Viel sprachen sie bei ihrem immer wieder heftig aufflammenden Liebesakt nicht miteinander, zu sehr waren sie in diesen versunken. Die wenig ihnen geschenkten Augenblicke nutzten sie ausgiebig für Liebkosungen und intensivsten Geschlechtsverkehr.
»Ist jemand da? Hallo?«
Der Ruf unterbricht Hannelores Träumerei. Ein wenig beschämt bemerkt sie, dass sich ihre rechte Hand in ihrem Schoß befindet. »Einen Augenblick, ich bin gleich bei Ihnen!«, ruft sie zurück, eilt zum Waschbecken und wäscht sich die Hände.
»Was kann ich für dich tun?«, fragt sie wenig später das junge Mädchen, das sich suchend im Laden umschaut.
»Meine Mama hat gesagt, ich soll einen Liter Milch in diese Kanne füllen. Können Sie mir bitte dabei helfen?«
*
Es hat zwar aufgehört zu schneien, doch stattdessen regnet es immer wieder in Strömen. Der Mann in der Tür schüttelt das eiskalte Wasser von seinem Regenschirm ab, bevor er die Polizeidienststelle Oldenmoor betritt. »Guten Tag! Ich komme, um eine Vermisstenanzeige zu machen, Frau Kommissarin.«
»Ich danke Ihnen für die nett gemeinte Beförderung.« Die freundliche weibliche uniformierte Erscheinung mit den rot gefärbten kurzen Haaren unter der Dienstmütze schmunzelt. »Ich bin nämlich leider nur Polizeimeister-Anwärterin. Mein Name ist Helga Timm, zu Ihren Diensten.« Als der Mann lediglich kurz lächelt, fährt sie fort: »Darf ich zunächst Ihren Namen, das Geburtsdatum und die Anschrift erfahren?«
Wortlos legt der etwa sechzigjährige rundliche Mann, der unrasiert und leicht schmuddelig daherkommt, seinen Personalausweis auf den Schreibtisch.
PMA Helga Timm liest laut vor, während sie flink die Daten zur Person in ihren Computer eingibt: »Sie sind also Herr Marius Petermann, geboren am 30. November 1953 in Brunsbüttel, hier am Ort wohnhaft in der Deichgrafstraße Nr. 17. Der Name der vermissten Person, bitte?«
»Ich bin der Wirt des Gasthofes ›Zur Lindenschenke‹, eben auch unter dieser Anschrift. Vor etwa drei Monaten mietete sich ein junger Mann aus Lübeck, ein gewisser Werner Reimers, bei mir ein. Hier ist der Anmeldezettel, den er beim Einzug ausgefüllt hat. Ich weiß nicht genau, was er hier macht, doch ich glaube, er hat irgendetwas mit der Montage der Windräder in unserer Gegend zu tun. Jedenfalls ist er ein sehr ruhiger und netter Kerl und hat stets pünktlich seine zweihundertachtzig Euro für Zimmer und Frühstück bezahlt. Bisher hat er sich unauffällig und tadellos verhalten. Als er am vorletzten und auch am gestrigen Sonntag nicht wie üblich seine wöchentliche Mietzahlung entrichtete, fragte ich Grazyna, meine polnische Bedienung, ob sie etwas über Herrn Reimers wüsste. Sie sagte mir, dass unser Gast seit dem letzten Wochenende nicht mehr zum Frühstück erschienen ist. Ich fand das merkwürdig, zumal er sich nicht abgemeldet hat. Also ging ich auf sein Zimmer und stellte fest, dass seine Kleidung ordentlich im Schrank hängt. Seine Wäsche liegt in der Kommode und die üblichen Toilettenartikel befinden sich über dem Waschbecken. Ich erkläre hiermit ausdrücklich, in seinem Zimmer nichts angerührt zu haben – ich habe nur nach Herrn Reimers gesehen. Nicht dass Sie jetzt glauben …«
»Keine Aufregung, Herr Petermann, alles ist gut! Beruhigen Sie sich. Ich finde es prima, dass Sie uns Bescheid geben. Gehen Sie bitte jetzt erst einmal nach Hause, wir schicken baldmöglichst einen Kollegen vorbei, der sich das einmal vor Ort ansieht, okay?« Als der Gastwirt nickt, fügt sie an: »Kommen Sie gut nach Hause, auf Wiedersehen. Und nochmals vielen Dank für Ihre Mühe!«
Beim Hinausgehen trifft Marius Petermann auf den just eintretenden Dienststellenleiter, Hauptkommissar Boie Hansen. Die beiden ziemlich beleibten Herren passen nicht gleichzeitig durch den Eingang, weshalb Hansen höflich grüßt und zur Seite ausweicht, um den Besucher hinausgehen zu lassen, bevor er das Revier betritt.
»Moin moin, Chef! Sie sollten besser im Bett bleiben bei der Grippe, die Sie sich eingesackt haben!« Helga Timm ist verwundert über das Erscheinen ihres Vorgesetzten.
»Was wollte eigentlich der Kneipen-Petermann von uns?«, grunzt Hansen gereizt, ohne auf die Begrüßung der Polizeimeister-Anwärterin einzugehen.
»Der hat soeben eine Vermisstenanzeige gemacht. Einer seiner Gäste, ein gewisser Werner Reimers, ist seit Tagen verschollen und hat seine Rechnung nicht bezahlt.«
»Ach so, na dann …« Hansen denkt einen Moment nach: »Einen Werner Reimers kennen wir hier doch nicht, oder? Wird sich wohl wieder einfinden. Und ja, ich gehöre tatsächlich ins Bett, aber ich habe es dort einfach nicht mehr ausgehalten. Unser Willi hat mich gestern Abend noch zu Hause besucht und mir von dem Leichenfund am Windpark erzählt. Dabei habe ich erfahren, dass neben unserem Kollegen KOK Hauke Steffens, der ja jetzt bei der Kripo in Itzehoe ist, auch rein zufällig meine liebe Nili Masal, ihres Zeichens Kriminalhauptkommissarin beim LKA in Kiel, am Tatort war.« Trotz seiner triefenden Nase kann sich Hansen eines genüsslichen Lächelns nicht erwehren. »Ich kann mir bis ins Detail vorstellen, was für ein Donnerwetter unser Hein Gröhl losgelassen hat, als er erfuhr, dass jemand vom LKA dabei gewesen ist!« Er setzt sich an seinen Arbeitsplatz und grient vor sich hin. »Ja, ja, die Nili! Wir haben sie hier sehr gemocht, sie ist eine kluge Deern und macht sich, wie man hört, auch beim LKA sehr gut.«
Wie auf ein Stichwort betritt Nili die Polizeidienststelle. »Einen wunderschönen – wenn auch kalten und nassen – guten Morgen allerseits!«
»Segg ick doch, Helga!« Boie Hansen steht auf und geht freudestrahlend auf Nili zu. »Wenn man vum Düvel schnacken deit!« Beide umarmen sich herzlich. Dann besinnt er sich seines Schnupfens und schiebt Nili behutsam von sich weg. »Go forts wiet aff vun mi, Deern, ick bün arg verköllt.« Dann stellt er Nili der Polizeimeister-Anwärterin vor.
Im Laufe der nun folgenden Unterhaltung lenkt Nili geschickt das Gespräch auf den Leichenfund am Windpark. »Stellt euch vor, mein Kollege Walter Mohr und ich waren gerade beim Joggen, als der Streifenwagen der Kripo Itzehoe an uns vorbeifuhr und Hauke Steffens uns wegen des gerade einsetzenden starken Schneefalls in seinem Wagen Schutz anbot. So gelangten wir unverhofft an den Tatort. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, Hauke und auch Willi Seifert wiederzusehen. Wo ist der überhaupt?« Nili schaut sich suchend um.
Helga Timm zuckt mit den Schultern. »Der ist nicht da. POM Seifert und PM Klages wurden heute früh erneut zum Tatort gerufen, weil die Itzehoer KTU dort nach weiteren Spuren sucht.«
Nili ergänzt: »Ach ja, wegen des heftigen Schneefalls konnte die Spusi gestern dort nichts Wesentliches finden. Ich bezweifle allerdings, dass es ihnen heute bei diesem Regen besser gelingen wird.«
»Hast recht, Nili, es ist wirklich ein Schietwetter!«, kann Boie Hansen gerade noch von sich geben, als ihn auch schon eine heftige Niessalve überkommt. Die beiden Damen gehen schleunigst auf sicheren Abstand.
»Gesundheit! Ich sag doch, Sie gehören ins Bett, Chef!« Helga Timm zückt eine Packung Taschentücher und hält sie Boie Hansen hin.
»Papperlapapp! Ist doch nur ’n Schnupfen, wat shall dat!«, kontert Hansen mürrisch und zieht ein Taschentuch aus der Packung. »Zeig mir doch mal die Vermisstenanzeige von eben, Helga!« Als er diese über den Schreibtisch entgegennimmt und mit ihr den Anmeldezettel des Gasthofes »Zur Lindenschenke«, schnäuzt er sich zunächst und überfliegt dann das Geschriebene. »Schau doch mal im Computer nach, ob du etwas über diesen Werner Reimers findest. Gemäß Anmeldezettel ist er Mechatroniker, gebürtig am 22.10.1980 in 23554 Lübeck, dort wohnhaft in der Kurauer Straße 7.«
Nili spitzt die Ohren, als sie dessen Vornamen hört. Womöglich handelt es sich um KOK Köppen, der unter dem Decknamen »Werner Reimers« agiert hat. Auf ihre beiläufige Nachfrage erfährt sie von dem gerade erfolgten Besuch des Gastwirtes Petermann und dessen Meldung über das Verschwinden seines Gastes.
»Ich hatte Herrn Petermann gesagt, dass jemand von unserer Dienststelle vorbeikommen wird, um das Zimmer des Herrn Reimers zu inspizieren und ein Protokoll aufzunehmen. Aber jetzt sind ja die beiden Kollegen draußen. Was soll ich also tun?«
Geschäftig macht sich Helga an ihrem PC zu schaffen. »Hm, Werner Reimers gibt es einige in Lübeck: einen Zahnarzt, einen Malermeister, einen emeritierten Professor Doktor. Aber keinen Mechatroniker, und schon gar nicht unter der angegebenen Anschrift – also Fehlanzeige!« Ihr Gesichtsausdruck verrät Enttäuschung.
Nili überlegt. »Ist doch alles ziemlich seltsam, meint ihr nicht auch? Wenn du nichts dagegen hast, Boie, könnte ich ja mit der Kollegin Timm zum Gasthof fahren. Was hältst du davon?«
Boie Hansen nickt. »Eine gute Idee. Wie du siehst, sind wir für den Fall, dass zwei Einsätze gleichzeitig zu geschehen haben, vollkommen unterbesetzt. Ich bleibe so lange hier und halte die Stallwache, bis ihr zurückkommt. Dann gehe ich allerdings gern wieder zurück ins Bett!«
PMA Timm und Nili steigen aus deren Cross Polo und begeben sich in die nur schwach beleuchtete Gaststube. Das Gasthaus »Zur Lindenschenke« empfängt sie mit der so typischen schummrigen Dorfkneipenatmosphäre und einem schalen Geruchsverschnitt aus kaltem Rauch und abgestandenem Bier.
»Hier müsste mal ordentlich gelüftet werden!«, entfährt es Helga Timm, bevor sie laut in den Raum hineinruft: »Hallo! Jemand zu Hause?«
Sie vernehmen dumpfe Geräusche aus der Küche, dann betritt eine zierliche junge Frau die Gaststube. Hinter ihr wippt die Küchentür hin und her. Über ihrer legeren Kleidung trägt sie eine lange braune Schürze. Ihre Haare sind von einem hinter ihrem Kopf zusammengeknoteten Tuch bedeckt. »Tut mir leid, Küche öffnen erst um zwölf!«, verkündet sie, während sie ihre Hände an einem Handtuch abtrocknet.
»Guten Morgen, wir sind von der Polizei«, begrüßt Helga Timm die Frau. »Ihr Arbeitgeber, der Herr Petermann, war heute bei uns auf der Dienststelle und hat uns erzählt, dass bei Ihnen ein Gast vermisst wird – ein gewisser Herr Reimers. Ich bin Polizeimeister-Anwärterin Timm, und dies ist meine Kollegin, Kriminalhauptkommissarin Nili Masal. Bestimmt sind Sie Frau Grazyna, von der uns Ihr Chef erzählt hat, nicht wahr?« Der ausländisch klingende Akzent der Frau ist Helga Timm nicht entgangen.
»Ja, doch, ich bin Grazyna Król aus Opole, schon drei Jahre hier arbeiten bei Herrn Marius. Guter Chef!«, meint sie berichten zu müssen. »Und ja, der Herr Werner ist schon fast zwei Wochen weg! Sagt nicht Auf Wiedersehen, gegangen weg und kommen nicht mehr! Alle Kleider im Zimmer! Hat nix mitgenommen!«
»Stimmt, Frau Król, das hat uns Ihr Chef genauso berichtet. Wir würden uns gern Herrn Reimers’ Zimmer ansehen. Geben Sie uns bitte den Schlüssel?«
Die Frau nickt und geht hinter den Tresen. Einem an der Rückwand befestigten Brett entnimmt sie einen der sechs Schlüssel für die Gastzimmer.
»War Herr Reimers Ihr einziger Gast?«, erkundigt sich Nili.
»Ja, jetzt schon. Wenn die Arbeit an Windmühlen wieder anfängt, dann alle Zimmer sind besetzt von Monteuren. Ich zeige das Zimmer, ja? Es hat Nummer vier«, sagt Grazyna und geht voraus, ohne auf eine Antwort zu warten.
Durch eine Tür am hinteren Ende der Gaststube gelangen sie auf einen Flur und steigen anschließend die Treppe hinauf ins Obergeschoss. Werner Reimers’ Zimmer entpuppt sich als ein karg möblierter Raum mit einer vergilbt-geblümten Tapete sowie einer ziemlich schmuddeligen Gardine, die vor dem doppelflügeligen Fenster hängt. Die Einrichtung beschränkt sich auf ein altmodisches hölzernes Doppelbett, einen einfachen Tisch mit zwei wackeligen Stühlen, einen Wandschrank mit leicht blind gewordenen großen Spiegeln und eine Wäschekommode. An einer Wand befindet sich ein Waschbecken mit dem obligaten Alibert-Schränkchen darüber.
»Danke, Frau Król, wir kommen jetzt allein zurecht«, lädt Helga Timm die Frau zum Gehen ein. Dann macht sie sich zusammen mit Nili an die Durchsuchung von Werner Reimers’ Hinterlassenschaft. Leider fällt ihnen dabei nichts Nützliches in die Hände. »Alles nur Krimskrams«, stellt Nili fest. »Überhaupt nichts, was uns über diesen Herrn nähere Auskunft geben könnte«, bemerkt sie listig, nachdem sie eine kleine Kassette unter dem Bett erspäht und diese mit dem Fuß weiter unter das Möbelstück geschubst hat. Helga Timm, die gerade eine Schublade der Wäschekommode durchsucht, bekommt davon nichts mit. »Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen, Helga?« Nili richtet sich wieder auf, während die Polizeimeister-Anwärterin sich zu ihr umdreht. »Hier ist offenbar nichts zu holen, meinen Sie nicht auch? Ich denke, wir sollten erst einmal zur Dienststelle zurückkehren, damit Boie schleunigst nach Hause kann. Sie übernehmen dort wieder den Dienst. Ich besorge mir ein paar Umzugskartons und komme noch einmal hierher, um alles auszuräumen. Anschließend bringe ich Ihnen die Sachen in die Dienststelle. Und sollte dieser Herr Reimers wieder auftauchen, kann er sich sein Hab und Gut bei Ihnen abholen. Was meinen Sie dazu?«
Helga Timm überlegt kurz, dann nickt sie zustimmend.
Nachdem sie das Zimmer verlassen haben, klebt die Polizeimeister-Anwärterin ein amtliches Polizeisiegel an die Tür, verschließt diese und überreicht Nili den Schlüssel.
Nachdem Nili vier große Umzugskartons im OLBA-Baumarkt erstanden und sich anschließend am daneben gelegenen Imbiss an einem gegrillten Geflügel-Schaschlik gesättigt hat, fährt sie wieder zum Gasthof »Zur Lindenschenke«. Sie legt Frau Król den von Boie Hansen ausgestellten polizeilichen Berechtigungsschein zur Abholung und vorübergehenden Verwahrung von Werner Reimers’ Sachen vor und bittet die Frau um Hilfe beim Einpacken.
»Was war denn Herr Reimers für ein Mensch?«, fragt Nili, während sie Wäsche aus der Kommode nimmt und diese in einen der Kartons legt.
»Eigentlich sehr nett und höflich. Auch sehr sauber und ordentlich. Allerdings …« Frau Król, die gerade einen Pullover aus dem Kleiderschrank nimmt, stockt, wohl um sich die passenden Worte zurechtzulegen.
Nili sieht sie an. »Allerdings was?«
»Nun ja, er war schöner Mann, hat ab und zu hier Frau im Bett gehabt. Habe ich an Bettwäsche gemerkt, nächsten Morgen beim Aufräumen.«
Nili horcht auf. »Das ist wohl normal für so einen jungen Menschen, nicht wahr? Haben Sie die Frau irgendwann gesehen?«
»Nur einmal ganz kurz, von hinten, als sie gegangen.«
»Können Sie mir sagen, wie sie aussah?«
»Nein, nicht richtig. Nur ganz wenig, als sie durch die Hintertür hinaus.«
»Klein, groß? Blond oder schwarz?«
»Denke, war junge Frau, lange Beine in grünen Hosenanzug, lange braune Haare. Habe leider nicht mehr gesehen!«
»Danke, Frau Król.« Nili klappt einen der Umzugskartons zu. »Es war sehr nett von Ihnen, mir zu helfen. Sie können jetzt gehen, den Rest schaffe ich allein!« Nachdem die Frau den Raum verlassen hat, kniet sich Nili vor das Bett, zieht die Kassette darunter hervor und legt sie in einen der noch geöffneten Umzugskartons.
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