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Wie kam es, dass ich heute „Pastor im ICF Karlsruhe“ (in Anlehnung an obigen Absatz sei die Anmerkung erlaubt, dass ich nicht sagte: „Pastor all over the World“) bin?
1999 besuchte ich mit meiner Frau und 6000 weiteren Menschen den Willow-Creek-Leitungskongress in Karlsruhe. Dort malte Bill Hybels ein Bild von einer Kirche, die in ihren Gottesdiensten am Sonntag in erster Linie die Menschen im Blick hatte, die Gottesdienste sonst eher selten besuchten. Das hat unser Herz unglaublich bewegt und uns gleichzeitig ein Bild von Gemeinde oder Kirche gegeben, wie wir es bislang noch nicht mal erträumt hatten. Wir dachten: Wenn Kirche so ist, dann würden wir nicht nur selber gerne hingehen, sondern auch unsere Freunde einladen. Und von da an konnten wir uns Kirche nicht mehr anders vorstellen.
Ich war damals noch angestellt beim CVJM Baden. Darum haben wir erst mal das Gespräch mit dem CVJM und der evangelischen Kirche im Raum Karlsruhe gesucht. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Wir wollten zu viel, zu früh und zu schnell innerhalb der evangelischen Kirche verändern. Eigentlich wollten wir, getrieben von der Motivation, unsere kirchendistanzierten Freunde zu gewinnen, eine Kirche in der Kirche gründen und das noch, ohne dass einer von uns beiden ordinierter „Pfarrer“ (da ist das Zauberwort wieder) war. Gut, wir waren jung und mit 33 darf man, wenn die Motivation stimmt, ja auch mal naiv sein. So haben wir (gemeint ist die evangelische Landeskirche im Dekanat Karlsruher Land und der eingetragene Verein, den wir initiativ, wie wir sind, schon mal gegründet hatten) uns am Ende darauf geeinigt, dass es wohl besser ist, wenn wir unseren Weg selbstständig gehen.
Da stand ich nun, wohl ahnend, dass ein landeskirchlich geprägter CVJMer, wenn er eine evangelische Freikirche gründet, wohl bald schon zu den ehemaligen „Landeskirchlern“ gehört. Konsequenterweise habe ich daraufhin auch meine Anstellung beim CVJM Baden gekündigt. Wir haben von dem Teilzeitgehalt meiner Frau und einigen Nebenjobs gelebt und das ging eigentlich auch gut, weil wir ja, wie schon erwähnt, keine Kinder haben und darum beide arbeiten konnten. An dieser Stelle möchte ich mit großem Respekt diejenigen erwähnen, die so eine Phase in ihrem Leben mit Familie und Kindern durchlaufen. Liebe Leserinnen und Leser: Wenn ihr von so einer Familie einen Freundesbrief mit detaillierter Bankverbindung bekommt, dann wisst ihr, was zu tun ist, denn es sind mutige Helden, die euch schreiben. Also war ich nun auf einmal … ja was war ich denn jetzt? Denn „Pastor“ wollte ich mich noch nicht nennen, denn ein Pastor sollte ja eine Gemeinde haben. Doch wir hatten damals weder eine Gemeinde noch eine Location. Was wir hatten, war eine große Vision, 25 Menschen im Wohnzimmer und 200 Kinositze, die wir in einer Nacht- und Nebelaktion aus einem Kino im Karlsruhe ausgebaut hatten.
Also, Pastor war ich noch nicht. Aber ich war auch nicht mehr CVJM-Sekretär und nicht mehr Jugend- oder Musikreferent des CVJM Baden. Ich war ein Mann, der zusammen mit seiner Frau wusste, wo er her kam und wo er hin wollte und sollte. Aber meine berufliche Identität konnte ich nicht mehr auf eine Visitenkarte drucken. Und ich wünsche jedem Menschen eine solche Phase in seinem Leben. Denn unsere Identität darf sich nicht allein aus dem ergeben, was wir tun. Unsere Berufsbezeichnung ist weit weniger wichtig als unsere Berufung und unsere ganz eigene von Gott geschaffene Persönlichkeit. Aber, um ganz ehrlich zu sein, ein bisschen hilfreich ist es dann schon, wenn man nach dieser Phase wieder etwas auf die Visitenkarte schreiben kann.
Also haben wir einfach angefangen. Schritt für Schritt sind wir in die Richtung gegangen, in der unser Ziel lag. Und unser Ziel war zu der Zeit wohl das einzige, was ganz klar war: Wir wollten eine Gemeinde gründen, in die wir unsere kirchendistanzierten Freunde einladen konnten. Eine Gemeinde, in der unsere Freunde „Kirche neu erleben“ können. Eine Gemeinde, die ihnen hilft, eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus aufzubauen. Und dieses Ziel hat sich bis heute nicht verändert.
Und was dann passierte, stimmt uns bis heute dankbar. Unsere Gemeinde wuchs nach vier mühsamen Jahren mit kleinen Besucher- und Budgetzahlen von 80 auf 200, von 200 auf 400 und dann mit mehreren Gottesdiensten auf inzwischen über 1200 Menschen an drei Standorten an.
Wir empfinden es jede Woche neu als ein Privileg, ICF Karlsruhe leiten zu dürfen. Wie soll man das Gefühl beschreiben, wenn etwas „funktioniert“ hat, was man einerseits nie ganz in der Hand hat und wofür man auf der anderen Seite schon etwas kann. Es ist eine Mischung aus dem Gefühl, dass wir wohl nicht alles verkehrt gemacht haben, und GNADE. Gott hat meiner Frau und mir ein starkes Leiterpotenzial anvertraut. Und sicher haben sich uns darum auch viele begabte Leiterinnen und Leiter angeschlossen. Und Gott hat uns die Gabe geschenkt, so zu predigen, dass Menschen berührt und bewegt werden. Und sicher sind darum dann auch immer mehr Menschen in unsere Gottesdienste gekommen. Und Gott hat uns eine große und klare Vision gegeben, die wir auch kommunizieren konnten und die Menschen angezogen hat.
Aber der Aspekt der Gnade ist auch nicht zu unterschätzen. Woran lag es, dass nach vielen Versuchen und Irrtümern, zur rechten Zeit die richtigen Menschen kamen? Was konnten wir dafür, dass einer von den Richtigen just in dem Moment kam, wo wir eine alte Industriehalle zur ICF-Eventhall ausbauen mussten und genau der davon nicht nur etwas verstand, sondern einer der Besten ist, die es gibt? Womit haben wir es verdient, dass aus unserer Zusammenarbeit eine wertvolle Freundschaft geworden ist und aus der Freundschaft eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit im Leitungsteam von ICF Karlsruhe? Womit haben wir es verdient, dass in unserem engsten Mitarbeiterteam Menschen sind, die zu uns passen; Menschen, die unglaublich stark begabt sind, mit einer ausgeprägten Persönlichkeit, und die gleichzeitig einen sehr demütigen und geschliffenen Charakter haben? Womit haben wir es verdient, dass unser Team eine Gemeinschaft aus Freunden ist, die sich vorstellen können, auch mit 85 noch Kirche neu zu erfinden? Was konnten wir dafür, dass Menschen zur richtigen Zeit das Geld spendeten, das wir bitter nötig hatten? Was können wir dafür, dass meine Frau und ich uns heute mehr lieben als je zuvor und zu den „stabilen Ehepaaren“ gehören, die nicht gleich weglaufen und aufgeben, wenn’s hart wird? Es hätte viele Gründe gegeben, an denen unsere Ehe wie so manch andere hätte zerbrechen können. Und so könnte ich noch ganz viele Beispiele anführen, die sich für mich sehr stark nach Gnade anfühlen.
In einer Ecke unserer Eventhall steht ein Kreuz, wo unser Team nach den Gottesdiensten für Menschen betet und auch das Abendmahl feiert. Jeden Sonntag, wenn alle Gottesdienste rum und alle Besucher und auch die meisten Mitarbeiter gegangen sind, knien meine Frau und ich uns vor diesem Kreuz nieder und nehmen noch gemeinsam das Abendmahl zu uns. Immer sind es ähnliche Worte und Sätze, die wir mit einem dankbaren Herzen am Ende eines langen Tages formulieren:
„Danke Jesus, dass du uns das Privileg gegeben hast, diese Gemeinde zu leiten. Es ist uns eine Ehre, als Sohn und Tochter dir und deiner Familie zu dienen. Danke für die vielen begabten und wunderbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die heute wieder einen wunderbaren Dienst getan haben. Wir legen jetzt alle Menschen und Mitarbeiter und die ganze Gemeinde in deine Hände. Wir lassen sie los, alle Menschen und auch alle Sorgen, weil wir nicht deinen Job machen wollen. Du hast gesagt, dass du dich sorgst. Und wir freuen uns jetzt auf den Abend (ich füge in Gedanken hinzu: und auf den guten Wein und den Käse) und auf den freien Montag. Gute Nacht Herr Jesus! Amen.“
Das ist meine Geschichte. Und nicht nur meine, sondern auch die meiner Frau Sibylle Beck, mit der ich ICF Karlsruhe seit gut zehn Jahren leite.
Meine Faszination
Was mich immer wieder neu fasziniert, ist zu erleben, wie Gott durch unsere Arbeit das Leben vieler Menschen nachhaltig verändert. Und wie Menschen Kirche neu erleben, die Gottesdienste bislang eher selten besucht haben.
Was mich aber auch fasziniert, ist, wenn Christinnen und Christen ihr ganzes Leben für diese große Vision investieren. Viele von ihnen haben gut bezahlte Jobs aufgegeben, um für viel weniger Geld, aber wesentlich mehr Sinn, täglich weit mehr als acht Stunden zu arbeiten.
Andere investieren sich ehrenamtlich so verbindlich, dass wir sie gebeten haben, ihren privaten Urlaub nicht nur bei ihrem Chef, sondern auch mit unserem Büro abzustimmen. Sie gehören zum Staff, obwohl wir sie nicht bezahlen. Ohne sie würde nicht vieles, sondern so ziemlich alles zusammenbrechen.
Und es ist faszinierend, zu erleben, wie sich diese unkonventionelle und vom Auftrag her motivierte Form von Kirche (Gemeinde) ausbreitet. In der Region, in der wir wohnen, aber auch in unserem Land. Und damit meine ich nicht nur die Kirchen, die zum ICF-Movement gehören.
Meine Motivation
Wir haben damals mit den Menschen angefangen, die da waren. Viele von ihnen sind heute nicht mehr dabei – um genauer zu sein, fast alle. Viele von ihnen sind nach und nach gegangen. Von manchen mussten wir uns trennen, weil es sonst nicht mehr gegangen wäre. Aber sie waren die Helden der ersten Stunde und ohne sie wäre vieles vielleicht nicht so oder gar nicht geworden. Sie haben ihr Bestes gegeben, sie haben gespendet und viele Stunden ehrenamtlich investiert.
Was ich damit sagen will: Denkt in der Anfangsphase nicht ständig darüber nach, ob ihr die richtigen Leute an Bord habt, denn niemand hat am Anfang die richtigen Leute. Ihr habt nur die, die ihr habt, und mit denen müsst ihr anfangen! Das ist übrigens auch eine gute Übung für später, denn die Menschen suchen uns aus, nicht wir sie. Und da werden immer auch welche dabei sein, die wir uns nicht ausgesucht hätten.
Wir müssen nur wissen, was wir wollen und was nicht. Und wir müssen wissen, wo wir hin wollen und wie wir da hin kommen. Und wir müssen Acht geben, wen wir nah an uns ran lassen; also wen wir in unser Coreteam berufen oder als Leiterinnen und Leiter einsetzen. Aber am Anfang kommen sie alle: die Mühseligen und Beladenen, die Freikirchler und Landeskirchler, die, die besser nicht gekommen wären und die, von denen man sich wünschte, sie wären geblieben. Es ist oft ein Wechselbad der Gefühle, ein Kommen und Gehen. Das ist normal! Wichtig ist, dass wir als Leiter auf Kurs bleiben, durchhalten und das Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Und man muss anfangen! Viele haben große Pläne und Visionen. Aber wenige haben den Mut, den ersten Schritt zu gehen. Und noch weniger die Ausdauer, die vielen danach folgenden kleinen und mühsamen Schritte zu tun. Manche bleiben stehen und träumen ein Leben lang vom großen Ziel. Manche von ihnen schreiben noch ein Buch oder einen Artikel. Aber keiner von den Träumern hat je eine lokale Gemeinde gegründet, die zur Hoffnung für die Menschen in der Welt wurde.
BIOGRAFISCHES

Steffen Beck, Jg. 1966, verheiratet mit Sibylle Beck. Steffen ist leitender Pastor der evangelischen Freikirche ICF Karlsruhe, die er zusammen mit seiner Frau 2005 gegründet hat. Berufslehre, Studium der Theologie am theologischen Seminar Johanneum in Wuppertal. 1991 – 2001, Jugend- und Musikreferent beim CVJM-Landesverband Baden.
steffen.beck@icf-karlsruhe.de
Träume groß – handle im Kleinen
Leo Bigger
Meine Story
Ich wuchs in einer Familie mit fünf Kindern auf. Gemeinsam besuchten wir die katholische Kirche und fast alle von uns waren Ministranten. Schon als kleiner Junge hatte ich eine große Leidenschaft für Gott und die Kirche.
Mit acht Jahren wurde auch ich Ministrant und das veränderte mein junges Leben. Ich ging nicht mehr nur jeden Sonntag voller Freude in die Kirche, sondern durfte ab jetzt in der ersten Reihe Platz nehmen! Stolz unterstützte ich den Priester bei seinen Aufgaben und reichte ihm das Messbuch, das Brot und den Wein. Bei diesem Dienst blühte ich auf. Besonders angetan war ich vom Schwenken des Weihrauchfasses. Feuer, Rauch, Nebel, Action und Show faszinierten mich schon seit eh und je.
Natürlich freute sich auch meine Mutter, wenn sie mich am Sonntag in meinem weißen Ministranten-Outfit, schick zurecht gemacht, sah. Das war aber nicht alles. Sie erkannte meine Hingabe und Liebe zur Kirche und mein bereitwilliges Herz, diesem Gott voll Leidenschaft zu dienen. Ich liebte die Aufgabe als Ministrant und meldete mich immer als Erster, wenn ein Freiwilliger gesucht wurde, wie zum Beispiel für eine Beerdigung. Denn damit schlug ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich konnte die Schule schwänzen und mich in der Kirche aufhalten.
1984 hörte ich, dass der Papst für einen Besuch in die Schweiz kommen würde. Ich war gerade mal knackige 14 Jahre alt. „Da muss ich dabei sein!“ sagte ich mir. So reiste ich für einen wirklich unvergesslichen Ausflug nach Einsiedeln. Als dynamischer, junger Leo war ich gespannt wie ein Flitzebogen und wollte unbedingt hören, was dieser Mann der Kirche zu sagen hatte. Heute erinnere ich mich leider an keines seiner Worte. Das ist schon fast peinlich. Doch unauslöschlich in meiner Erinnerung ist die Entscheidung, die ich an dem Tag getroffen habe und die mich bis heute nicht loslässt: „Gott, ich möchte dir mein ganzes Leben lang dienen! Hier bin ich!“
Diese Entscheidung hat mein ganzes Leben geprägt. Was ich Gott als 14-jähriger Teenager versprochen habe, hat er ernst genommen. Bis auf den heutigen Tag hat er nicht aufgehört, mein Herz zu verändern und schenkt mir die Liebe für ihn und für die Menschen.
Als so ganz, ganz langsam der Bartwuchs begann, kam ich auf DIE Idee. Eine Idee, mit der ich nicht nur mein Taschengeld aufstocken könnte, sondern die auch eine Menge Spaß versprach. Wie bereits erwähnt, liebte ich als Ministrant die Rauch- und Nebelschwaden und gleichzeitig mochte ich Action. Einer meiner Freunde hatte in seinem Elternhaus einen großen schönen Keller. So machten wir uns ans Werk und zimmerten, tapezierten, dekorierten, drapierten, installierten Lautsprecher und nebelten zu guter Letzt die Bude ein. Das Ergebnis unseres Werkes ließ jedes Teenagerherz in die Lüfte springen: Wir hatten unsere eigene Disco! Wir freuten uns wie die Kinder. So veranstaltete ich meinen ersten Event: Privat-Disco in Buchs, St.Gallen. Die Leute rannten uns die Bude ein.
Was ich damals mit meinen 16 Jahren auf ungestüme Art und Weise gelernt hatte, war, dass ich es liebe, Menschen zu leiten und Events zu organisieren. Ich hatte eine visionäre Idee einer Keller-Disco, die ihresgleichen suchte. Gemeinsam mit meinen Freunden erlebte ich, was geschehen kann, wenn alle zusammen ein Ziel und eine Vision verfolgen.
Als cooler Disco-Besitzer musste ich noch einen Schritt weiter gehen. So spielte ich E-Gitarre in einer richtigen Rockband. Dies war in den 80er Jahren das „Hippste vom Hippen“. Als Musiker zog ich nicht nur an den Gitarrensaiten, aus irgendwelchen Gründen zog ich auch die Mädels mit meiner ultra-stylischen Gitarre inklusive meines neuen Outfits an. Aber Gott wäre nicht Gott, wenn er mein Gebet, das ich damals als 14-jähriger betete, nicht ernst genommen hätte. In dieser Zeit, mit 18 Jahren, habe ich mein Leben Jesus Christus übergeben: „Hier bin ich Gott! Du sollst ab sofort die erste Rolle in meinem Leben spielen.“ Die Gitarre, die Band, die Disco, das war meine Leidenschaft und auch nicht schlecht, aber ich wollte Gott alles hingeben. Zuerst kommt Er und dann die Musik, die Rauchschwaden und die Action.
Wie es der „Zufall“ so wollte, habe ich kurze Zeit später dem schönen Österreich einen Besuch abgestattet. An einem Sonntagabend besuchte ich im Ort Götzis, nah an der Schweizer Grenze, eine katholische Messe. Was ich dort erlebt habe, hat mich förmlich umgehauen. In der Kirche waren knapp 1000 junge Leute versammelt und es ging voll ab. Nicht nur die Stimmung war bombastisch, sondern auch der Gottesdienst war der Hammer. Die Leute sangen für Gott, begleitet von einer coolen Band. Die Moderation war wirklich gut und es wurde sogar ein Theater aufgeführt. Was der Pfarrer anschließend auf der Kanzel erzählte, konnte man nicht nur verstehen – die 1000 Leute hörten gespannt zu, weil die Predigt lebensnah war. Und das Krasse war: Es schien so, als ob alle freiwillig da wären und Spaß hätten. Ich dachte: Genau so muss Kirche sein – eine volle Kirche, gute Musik, ein unterhaltsames, tiefgründiges, relevantes und begeisterndes Programm! Ich bin überzeugt, dass Menschen in die Kirche gehen wollen, doch viele Kirchen machen es den Menschen so schwer, sich dort wohl zu fühlen. Kirche muss die Sprache der Menschen von heute sprechen.
Als ich wieder nach Hause kam, war ich vollgepumpt mit Ideen und Wünschen, wie Kirche heute aussehen sollte. Diese Gedanken haben mich nicht mehr losgelassen.
Als 19-jähriger begann ich meine Ausbildung als Maschinenzeichner. Doch dieser Beruf war für mich unbefriedigend. Denn als Maschinenzeichner geht es in erster Linie um präzise Millimeterarbeit und nicht um das große Ganze. Es kam, wie es kommen musste: Die Aufgabe, einen Motorrad-Motor zu zeichnen, überstieg meine Kompetenzen und ich stieß in jeder Hinsicht an meine Grenzen. Dieser Job war nicht für mich konzipiert. Ich liebe das Große, will gute Idee kreieren und vorangehen. Ich bin ein visionärer Typ und die Konzentration auf die „Millimeter“ ist nichts für mich. So brach ich die Lehre ab. In diesem Moment verstand ich Gott nicht. Warum musste ich diesen Weg gehen? Warum konnte ich nicht von Anfang an einen Beruf finden, der genau zu mir passt?
Aber das war nicht die einzige Enttäuschung, die mich in dieser Zeit durcheinander brachte.
Ich spielte immer noch in dieser „Hardrockband“ und liebte Jesus von ganzem Herzen. Die Gelegenheit, bei einer Evangelisationsveranstaltung als Band aufzutreten, passte perfekt und wir sagten zu. Mein Herz machte 1000 Sprünge: Ich konnte in einer Kirche coole Musik machen und den Menschen damit zeigen, wie genial unser Gott ist. Wir legten uns ins Zeug und ich spielte wie noch nie zuvor auf meiner E-Gitarre. Was für ein Auftritt!
Nach unserem Auftritt kam eine Frau auf mich zu, die mir ins Gesicht sagte: „Deine Gitarre ist vom Teufel!“ Ich war entsetzt und schockiert zugleich. Ich stotterte nur: „Nein, das stimmt nicht. Ich habe sie selber gekauft!“
Dann kam der Pfarrer auf uns zu und teilte uns mit, dass wir nie wieder in der Kirche oder in einem seiner Gottesdienste spielen dürften. Fertig, aus. „So etwas wie ihr kommt mir nie wieder ins Haus!“, sagte er bestimmt.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Nun hatten wir endlich super Musik in der Kirche. Musik, die die Leute ansprach, weil ihnen die Melodien und der Stil bekannt waren. Nur mit dem Unterschied, dass wir damit Gott anbeteten; mit den Texten und vor allem mit unseren Herzen. Wir waren voll Leidenschaft dabei und wollten Gott bei dieser Evangelisation mit unseren Talenten und aktueller Musik in den Fokus bringen: Und was passierte? – Wir wurden rausgeschmissen!
Ich war enttäuscht vom Pfarrer, von der Kirche und von Gott. Das war mir doch so wichtig und ich hatte ein Herz dafür. Und nun wurde mir gesagt: „Das ist vom Teufel“ – „Hau ab, du mit deinen dummen Ideen!“
Zwei meiner Freunde, die mit mir damals in der Band spielten, haben seit diesem Erlebnis nie wieder einen Fuß in eine Kirche gesetzt. Aufgrund dieser Begebenheit wollten sie mit Kirche und auch mit Gott nichts mehr zu tun haben. Bis heute.
Auch ich brauchte viel Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten. Aber ich hatte Gott ein Versprechen gegeben: Ich will dir dienen. Und ich hatte immer noch eine Leidenschaft für die Kirche und vor allem für Gott. Es kann doch nicht sein, dass Kirche die Leute vertreibt. Warum ist das so?
Die Situation in dieser Kirche war für mich ein Stolperstein. Es war ein Moment, der mich zu Boden hätte bringen können. Aber ich wollte und konnte dies nicht zulassen. „Jetzt erst recht“, dachte ich mir. Ich wollte nicht stehen bleiben, sondern nutzte diesen „Stolperstein“ als Treppe, um einen Schritt weiter zu kommen. Nicht bitter, sondern besser werden. Mir ist die Kirche nicht egal. Ich habe eine Leidenschaft für sie, denn Jesus liebt sie über alles!
So ging ich nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Offsetdrucker ans IGW, um Theologie zu studieren.
Später begann ich unter der Leitung von Heinz Strupler im ICF Zürich mitzuarbeiten. Diese Arbeit beflügelte mich. Mit eigenen Augen konnte ich eine Kirche sehen, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte. Und ich durfte ein Teil davon sein. Menschen kommen in die Kirche und hören und erleben Gott auf zeitgemäße Art und Weise. Kirche kann begeisternd und inspirierend sein. Und das muss sie auch! Denn wir haben einen Gott, der genau so ist. Voll von Liebe für uns Menschen.
Meine Faszination
Ich liebe und diene einem Gott, der uns die Erde anvertraut hat, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Wenn man diesen Auftrag ernst nimmt, mit einem Team kombiniert, das innovativ, kreativ, unlimitiert und unbegrenzt denkt und lebt, nenne ich das Kirche. Kirche ist für mich ein Gefäß, in dem Menschen mit Träumen, Ideen, Zielen und unterschiedlichen Leidenschaften zusammenkommen. Dieses Team stellt sich begeistert folgende Fragen:


Wenn wir diese Haltung und dieses Engagement in unseren Teams haben, dann ist die Kirche ein fantastischer Ort. Kirche kann so begeisternd, vibrierend und ansteckend sein!
Denn ich träume von einer Kirche, die am Puls der Zeit steht.
Dort finden Menschen eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus.
In dieser Kirche erleben Menschen echte Liebe und Gemeinschaft.
Begabungen werden entdeckt und gefördert.
Die Kirche, von der ich träume, ist leidenschaftlich, wächst ständig und hat eine positive Auswirkung auf unsere Gesellschaft.
Eine solche Kirche fasziniert mich bis auf den heutigen Tag!
Meine Motivation
Es gibt keinen Ort in dieser Welt, an dem Begabungen und Talente besser entdeckt und gefördert werden können als in einer Kirche. Jede erdenkliche Arbeit kann man in einer Kirche ausleben. In meiner Berufslehre musste ich mich genau an die Rahmenbedingungen meines Jobs halten und konnte meine Predigtbegabung nicht ausleben. Doch die Kirche gab mir die Plattform, meine Leidenschaften auszuleben, zu entdecken und zu entwickeln. Ich begann als Ministrant, war später Worshipleiter und heute bin ich Senior Pastor und Leiter einer wachsenden Bewegung. Das ist die Kraft der Kirche mit unlimitierten Möglichkeiten. So etwas gibt es sonst nirgendwo auf der Welt. Darum liebe ich die lokale Kirche.
Stell dir vor, du stellst dir und deinem Team jeden Tag diese Fragen:

