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Ihre Lippen zitterten, als sei sie enttäuscht. »Als du reinkamst, war ich mir so sicher, dass du ›Ja‹ sagen würdest.«
Sie hatte ihn bereits beobachtet, als er hereingekommen war? Zu dem Zeitpunkt hatte er sie noch gar nicht wahrgenommen. Vielleicht steckte in der Frau doch mehr Potential, als er vermutete.
Tom traf nie unüberlegte Geschäftsentscheidungen.
Aber einmal musste ja das erste Mal sein.
»Du hast recht, du brauchst mich«, stellte er klar, »aber nicht so, wie du denkst. Du brauchst einen Geschäftspartner.«

»Das ist es.« Luzi lehnte sich gegen die Wand und gab Tom damit den Blick in das ausgebaute Dachgeschoss frei. »Was meinst du?«
Das Einfamilienhaus aus den siebziger Jahren hatte ein Spitzdach mit diversen Giebeln und Holzvertäfelung. Schon von außen hatte Tom das Gefühl gehabt, dass hier eine Renovierung notwendig werden könnte, und sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. »Es ist schrecklich. Altbacken. Hier kannst du keine Kunden empfangen. Du brauchst jung, frech und modern, mit einem Hauch geschmackvoller Erotik.«
»Ich will hier doch keine Kunden empfangen!« Luzi sah ehrlich schockiert aus. »Mein Mann würde das nie gutheißen.«
»Er weiß nicht, dass du vorhast, eine Erotik-Agentur zu betreiben?« Tom glaubte, sich verhört zu haben.
Luzi schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ich habe es ihm nicht gesagt, weil ich ihn damit nicht belasten möchte. Es ist nicht so, dass er etwas dagegen hätte; er ist einfach nur sehr beschäftigt. Die Zeit, die er bei uns ist, möchte ich nicht mit geschäftlichen Diskussionen verbringen, sondern mit Lachen, Essen, Freunde treffen, Vögeln.«
Hätte sie das letzte Wort nicht erwähnt, Tom hätte ihren Mann für einen totalen Spießer gehalten. »So etwas vor seinem Ehepartner zu verheimlichen, ist aber nicht loyal.«
»Es genügt, wenn mein Geschäftspartner eingeweiht ist.«
Jetzt kamen sie zum Kern der Sache. »Noch habe ich nicht endgültig zugesagt«, entgegnete Tom. Er hatte sich erst einmal Luzis Büro ansehen wollen, das sie ihm als ›groß und hell‹ beschrieben hatte.
Groß stimmte, mal davon abgesehen, dass er in der Hälfte des Raumes nicht stehen konnte, weil irgendeine Dachschräge im Weg war. Ein großes Fenster, das beinahe die gesamte Schmalseite einnahm, ließ tatsächlich viel Licht herein, das aber nicht in jeden Winkel des Raumes kam. Dazu schluckten die verdammten Erker und vor allem die unmoderne Holzvertäfelung viel zu viel Licht.
»Dieser Raum ist nicht repräsentativ«, begann Tom in seinem Beratertonfall. Luzi mochte älter sein als er – er wusste inzwischen, dass die zwei Töchter im Teenageralter hatte, die sie sich aber geweigert hatte, ihm vorzustellen – aber was Geschäftliches anging, war sie quasi noch ein Baby. »Selbst, wenn du hier keine Kunden empfangen möchtest, sollte er hell und freundlich sein. Viel weiß, ein paar Bilder an den Wänden, Lampen und natürlich ein vernünftiger Arbeitsplatz mit der neuesten Technik.«
»Und wo soll das Geld dafür herkommen?«
Die Frage war berechtigt. Tom entnahm ihr, dass Luzi selbst kein Geld dafür hatte. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, wie sie es überhaupt geschafft hatte, auf so eine Geschäftsidee zu kommen. Denn die zugrunde liegende Idee war tatsächlich gut. Nur an die Umsetzung ging Luzi mit bemerkenswerter Naivität heran. Einfach fremde Männer in Bars ansprechen, um sie zu rekrutieren? Außer einem Laptop nichts an Geschäftsausstattung? Keine Geschäftsadresse, kein Geld, kein Konto, nichts?
Nachdem Tom seine Gedanken artikuliert hatte, zuckte Luzi nur mit den Schultern. »Ich habe geheiratet und zwei Töchter großgezogen, davon hatte ich auch keine Ahnung und es hat trotzdem irgendwie geklappt. So sind wir Kubaner. Wir sind gewohnt, aus Nichts etwas zu machen, das irgendwie funktioniert.«
Ihre Naivität hatte etwas Berührendes. Außerdem hatte Tom inzwischen gemerkt, dass Luzi mit Leib und Seele hinter der Idee stand – wenn sie etwas wollte, brannte sie dafür. Er hatte nie gedacht, ein Helfersyndrom zu haben, dafür hatte Geld ihm immer zu viel bedeutet. Aber angesichts der Frau vor ihm wurde Tom weich.
»Wenn du die Agentur offiziell als Gewerbe anmeldest, erfährt dein Mann früher oder später davon. Du wirst Steuern zahlen müssen, selbst, wenn du kein Geld verlangst. Du brauchst einen Steuerberater, eine professionelle Website, eine Datenbanksoftware, eine offizielle Geschäftsadresse und alles Mögliche andere«, zählte er auf.
Luzi schmollte. »In Kuba haben wir einfach gemacht«, argumentierte sie.
»Wir sind hier aber nicht in Kuba, sondern in Deutschland«, nutzte Tom das Totschlagargument.
Luzi schmollte weiter. »Dann lass dir eine Lösung einfallen, dazu bist du schließlich Berater.«
Wenn alles so einfach gestrickt wäre wie Luzis Weltbild, hätte er jetzt keine Probleme. Tom überlegte, welche legalen Möglichkeiten es für ihre Firmenidee gäbe. Wenn sie die Website als reine Informationsplattform tarnten, über die keine Geschäfte zustande kämen, hätten sie vielleicht eine Chance. Er besaß noch ein paar derzeit inaktive Scheinfirmen, von denen er eine für diesen Zweck nutzen konnte. Geld durfte natürlich keins fließen, aber wenn sie entgeltlos oder auf Spendenbasis – ausschließlich in Cash – tätig würden, könnte man auch dieses Problem umgehen.
Geld brauchten sie trotzdem. Für die Renovierung des Dachbodens, für eine vernünftige Einrichtung, für technische Geräte. Ein Kredit kam natürlich aus Anonymitätsgründen nicht in Frage, Crowdfunding genauso wenig, und dass bei Luzi nichts zu holen war, konnte er sich denken.
Ob Luzi ihn deshalb angesprochen hatte, weil sie vermutete, dass er Geld hatte? Aber da hatte sie ja noch nicht wissen können, dass er nicht als zu vermittelnder Mann, sondern als Geschäftspartner bei ihr einsteigen würde.
»Okay, ich gebe dir das Geld«, sagte er. »Und dann machen wir euren Dachboden richtig schick, so dass man gerne hier arbeitet.«
Doch anstatt ihm zu danken, stemmte Luzi die Hände in die Hüften. »Kubanische Frauen haben ihren Stolz! Ich will deine Almosen nicht, und ich will auch nichts Schickes. Ich will es gemütlich. Und wenn ich eins im Überfluss habe, dann Freunde, die sich mit handwerklichen Tätigkeiten auskennen.«

Luzi hatte tatsächlich nicht zu viel versprochen. Zwei Wochen später hingen luftig-helle Vorhänge vor den frisch geputzten Fenstern, die Holzdielen waren geweißt, und den Boden zierte ein heller Laminatboden in Holzoptik. Ein weißes Regal, zwei weiße Rattansessel mit blauen Kissen samt passendem Rattantischchen sowie mehrere individuell aussehende Lampen waren dekorativ aber dennoch strategisch günstig über den Raum verteilt. Luzias alter Holztisch war aufbereitet worden, genauso wie eine Holzkommode. Die beiden ergonomisch geformten Arbeitsstühle hatte Tom während einer Büroauflösung günstig erworben.
»Zwei?«, hatte Luzi mit hochgezogener Braue gefragt.
Sie sah das Ganze weiterhin als Ein-Frau-Unternehmen, als ihr Baby. Das wollte Tom ihr auch nicht wegnehmen, schließlich hatte er seine eigene Firma, sondern nur ergänzen. »Als dein Geschäftspartner werde ich voraussichtlich auch ab und zu vorbeikommen, und wer weiß, vielleicht brauchst du ja bald eine Aushilfe, weil es dir alleine zu viel Arbeit ist?«
Doch anstatt sich zu freuen, auch über die technische Ausstattung, die er ihr überlassen hatte, hatte Luzi gefragt: »Und wo sind unsere Kunden?«
Er hatte ihr erklärt, dass es besser sei, erst einmal die Website ans Laufen zu bringen, damit sie bei der potentiellen Kundenakquise etwas hatten, auf das sie zurückgreifen konnten. Persönliche Treffen würden entweder in seinem Büro oder in Cafés oder an anderen neutralen Orten stattfinden müssen. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er die ihm dadurch entstehenden Kosten sogar als Spesen im Rahmen seiner eigenen Tätigkeit absetzen.
Luzi kannte natürlich auch jemanden, der ihr die Website umsonst einrichtete und sich dabei als Fußfetischist outete. Er wurde zu ihrem ersten Rekruten, den sie ganz stolz unter Toms Anleitung in ihre Datenbank eingab.
»So, jetzt kannst du loslegen mit der Kundenakquise!«, sagte Luzi. »Da kannst du zeigen, ob deinen großen Worten auch Taten folgen!«
Das wollte Tom natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Durch seine diversen sexuellen Ausschweifungen kannte er einige verschwiegene Clubs und diverse Gentlemen, die sich überraschend schnell überzeugen ließen, sich in LUZIFERS Kundenkartei aufnehmen zu lassen.
»Wieso auch nicht? Kostet nichts, und durch die persönliche Beratung vermitteln sie mich an exakt die Frauen, die meine sexuellen Fantasien teilen. Einfacher komme ich nicht auf meine Kosten«, antwortete einer davon auf Toms explizite Nachfrage.
»Ja, aber bei LUZIFERS stehen die Wünsche der Frauen im Vordergrund«, bremste Tom seinen Enthusiasmus.
»Hab ich schon verstanden. Dass ich die Frau glücklich mache, ist doch ein schöner Bonus. Gut für beide und für mein Ego noch obendrein. Wer weiß, vielleicht lerne ich dadurch ja auch noch was Neues?«

Als Tom das nächste Mal Luzis Dachboden betrat, traute er seinen Augen kaum. In einem Erker stand eine Staffelei samt einem Tischchen mit Aquarellfarben, ein weiteres Regal quoll vor bunter Wolle über, auf einem der Rattansessel lag Strickzeug, und in einer Ecke hatte Luzi Nähsachen ausgebreitet. Auf ihrem Arbeitstisch stand jetzt eine Nähmaschine. Zwei Bücherregale und eine Musikanlage waren ebenfalls hinzugekommen.
»Was ist denn hier los?«, fragte Tom entgeistert. Hatte Luzi ihre Idee etwa schon aufgegeben, jetzt, wo die Kundenakquise – sie hatten tatsächlich die ersten drei Interessentinnen gefunden – erste Früchte trug?
»Mein Mann wunderte sich, was ich den ganzen Tag hier oben mache«, antwortete Luzi fast entschuldigend, »also habe ich meine Mal- und Handarbeitssachen rauf gebracht. Hier ist doch so viel Platz, hier stören sie niemanden. Und wenn ich mal Leerlauf habe, kann ich einfach eine Weile stricken.«
Tom wollte schon aufbegehren, dass man in dieser Umgebung kein professionelles Unternehmen führen könne, als ihm auffiel, dass ein Hobbyraum die perfekte Tarnung für eine Sex-Agentur war. Wer würde hier schon ein Unternehmen vermuten?
»Na, dann«, sagte er resigniert. »Aber eins musst du mir versprechen: das erste von LUZIFERS vermittelte Date ist meins. Ich muss schließlich testen, ob unser Konzept überhaupt funktioniert.«
2.Ana: Auf der Suche nach Mr. Grey
Vorspiel
»Ich habe gerade eine neue Kundenanfrage hereinbekommen. Sie sagt, ihr Name sei Anastasia S. und sie sei Studentin.«
Grinsend nahm Tom das Blatt entgegen, das Luzi ihm hinhielt. Die rassige Kubanerin lebte schon seit vielen Jahren in Deutschland und war selbst glücklich verheiratet. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, andere Leute sexuell verkuppeln zu wollen.
Diesmal also eine Anastasia S. »Lass mich raten, Luzi, sie sucht ihren Mister Grey? Den Job übernehme ich doch gerne.«
Luzi entriss ihm das Blatt wieder. »Das könnte dir so passen! Wozu haben wir eine Datenbank voll williger Männer, die es gar nicht abwarten können, von uns ausgewählt zu werden?«
Tom streckte die Hand aus, um das Blatt zurückzufordern. »Wozu bin ich dein Geschäftspartner, wenn ich nicht auch ab und zu in den Genuss komme, mitzumachen?«
Luzi wusste genau, dass Tom eine dominante Ader hatte. Sein Job als Managementberater ließ ihm viel Freiraum, den er gerne für diverse Eroberungen nutzte. LUZIFERS kam ihm dabei sehr gelegen, obwohl er seine Teilhaberschaft an der Agentur, die offiziell gar nicht existierte, immer als Hobby abtat.
Entsprechend war ihr von vorneherein klar gewesen, dass er sich diesen speziellen Auftrag nicht ohne Weiteres entgehen lassen würde. »Hier ist ihr Foto und die Kontaktdaten. Vermassel es nicht.«
»Als ob ich schon jemals einen Auftrag vermasselt hätte«, entgegnete er, ehrlich getroffen.
»Irgendwann ist immer ein erstes Mal.« Luzi konnte selbst nicht erklären, woher ihr plötzlicher Anfall von mütterlichem Beschützerinstinkt für diese Anastasia S. kam. Die Frauen, die sich bei LUZIFERS meldeten, wussten, worauf sie sich einließen. Obwohl die Agentur kein Geld für ihre Dienste nahm, legten sie sehr viel Wert darauf, ihre Kunden in jeglicher Weise zufriedenzustellen. Dies beinhaltete auch, dass man seine geheimen Vorlieben sehr genau und ehrlich angab, damit der perfekte sexuelle Partner gefunden werden konnte, der genau diese Wünsche erfüllte.
»Luzi, mach dir keine Sorgen. Ich Christian, sie Anastasia, wir geilen Sex.«
Doch Luzi war keinesfalls überzeugt. »Lies das Buch lieber vorher noch mal!«, empfahl sie Tom. »Ich kümmere mich derweil um einen Termin.«
Höhepunkt
Ana atmete tief durch, bevor sie den Aufzug betrat und auf den Knopf zum genannten Stockwerk drückte. Ein Hochhaus, in dem stunden- oder tageweise Büros angemietet werden konnten.
Sie hieß tatsächlich Anastasia, dank eines Faibles ihrer Mutter für russische Geschichten. Seit sie denken konnte, hatte man sie aber immer nur Ana genannt. Insofern war es erschreckend gewesen, dass die Hauptperson in einem Bestseller den gleichen Namen trug wie sie selbst. Ein Bestseller, den sie wieder und wieder gelesen hatte, weil die Geschichte der Literaturstudentin, die dem reichen Geschäftsmann verfiel, sie so fasziniert hatte.
Der Wunsch, so etwas selbst zu erleben, war über Monate hinweg gewachsen. Ihr Studienfach Betriebswirtschaft hatte sie bewusst gewählt in der Hoffnung, dadurch junge, gutaussehende, erfolgreiche Männer kennenzulernen. Doch obwohl sie mehrere Praktika absolvierte, hatte sie bisher überwiegend ältere, verheiratete, uninteressante Männer getroffen.
LUZIFERS hatte ihr Interesse geweckt, weil die Agentur die Wünsche der Frauen in den Mittelpunkt stellte und trotzdem kein Geld wollte. Ansonsten hätte sie sich als Studentin den Kontakt gar nicht leisten können.
Mit einem lauten ›Pling‹ sprangen die Aufzugtüren auf. Zögernd trat sie hinaus. Vor ihr lag ein langer Flur.
Sie setzte sich in Bewegung, bemüht, mit den ungewohnt hohen Absätzen das Gleichgewicht zu halten. Die Anweisungen waren eindeutig gewesen: weiße Bluse, kurzer schwarzer Rock, halterlose Strümpfe, hochhackige Pumps. Von Unterwäsche war nicht die Rede gewesen, also hatte sie – nach langer Überlegung – keine angezogen.
Ana schluckte, als sie vor der Tür ankam. Vorsichtig klopfte sie, hörte jedoch nichts.
Ob sie einfach hineingehen sollte?
Gerade, als sie die Hand auf die Klinke legte, wurde die Türe von innen aufgerissen. Sie stolperte ins Zimmer und landete unsanft auf den Knien, direkt vor den Füßen eines Mannes.
Genau wie in dem Buch, dachte sie unwillkürlich, während er ihr aufhalf. Sie riskierte einen schüchternen Blick. Wow. Groß, schlank, gutaussehend. Kein kupferfarbenes Haar, wie bei der Romanfigur, sondern dunkle Locken, und keine grauen Augen, sondern blaue. Ansonsten sah er genau so aus, wie sie sich einen erfolgreichen Selfmade-Millionär vorgestellt hatte, von dem perfekt sitzenden dunkelgrauen Anzug bis zu den schwarzen Lederschuhen und dem selbstbewussten Blick, mit dem er sie abschätzend musterte. »Anastasia.«
»Ana, Mister. .. äh. ..«
»Christian?«
Ana nickte. Wahrscheinlich hieß er nicht wirklich so, aber es half ihr, in ihrer Rolle zu bleiben. »Ich bin gekommen, weil. ..«
»Nein, noch sind Sie nicht gekommen, Ana«, unterbrach der Mann sie. »Ab sofort werden Sie nur noch sprechen, wenn Sie gefragt werden.«
Sie errötete. »Verzeihung.«
»Haben Sie die Seile dabei?«
Ungeschickt zog Ana das Paket aus ihrem Rucksack. Der Mann betrachtete sie belustigt. Wahrscheinlich hatte er eine elegante Damentasche oder zumindest eine Aktentasche erwartet.
»Hier, bitte. Naturfaserseil, Kabelbinder und Kreppband, ganz, wie Sie gewünscht haben.« Nicht, dass er ein durchgeknallter Massenmörder ist, der die Agentur nutzt, um sein nächstes Opfer zu finden, schoss ihr verspätet durch den Kopf.
Im nächsten Moment hatte er sie gepackt und gegen die Tür geschoben. Mit der einen Hand umfasste er ihre Handgelenke und hielt sie über ihrem Kopf fest, die andere vergrub er in ihren Haaren, so dass sie ihren Kopf nicht mehr bewegen konnte. Mit den Hüften drückte er sie gegen die Tür.
Sie erstarrte vor Schreck. Dann senkten sich seine Lippen auf ihre und küsste sie, besitzergreifend und fordernd. Langsam löste Ana sich aus ihrer Starre und erwidert den Kuss.
»Gut«, erwiderte der Mann knapp und ließ sie unvermittelt wieder los, gerade, als sie anfing, seine Berührung zu genießen. »Du hast die Verschwiegenheitserklärung unterschrieben, wie ich gesehen habe. Dann können wir ja jetzt anfangen.«
Er griff hinter sich auf den Schreibtisch, wo zwei Ledermanschetten lagen. Bevor Ana reagieren konnte, hatte er ihr die Armbanduhr ausgezogen und auf den Schreibtisch gelegt, direkt neben eine Reitgerte.
Als Nächstes befestigte er die Ledermanschetten um ihre Handgelenke und band sie mit dem Kabelbinder aneinander. Sie fragte sich gerade, wozu sie die Seile hatte mitbringen müssen, als er auch schon danach griff und sie an ihren gefesselten Handgelenken zu der bodentiefen Fensterfront zog. Dort fixierte er sie, Arme über dem Kopf, mittels des Seils am Fenstergriff, so dass sie ihm zugewandt stand.
Ana keuchte überrascht und ein Stück weit verunsichert. Alles war so schnell gegangen, dass sie gar nicht auf die Idee gekommen war, sich ihm zu widersetzen. Und jetzt war es zu spät.
Er trat vor sie und betrachtete sie zynisch. »Nett. Allerdings hast du noch zu viel an.«
Methodisch öffnete er einen Knopf ihrer Bluse nach dem anderen und zog dann den Stoff zur Seite, so dass ihre Brüste freilagen. Dass sie keinen BH trug, kommentierte er nicht.
Ana senkte ihren Blick. Ihre Nippel hatten sich bereits verhärtet und aufgerichtet. Als er nun auch noch beide Brustwarzen zwischen seine Finger nahm, sie in die Länge zog und leicht zwirbelte, stöhnte sie auf.
»Soso, das macht dich also an.« Er klang zufrieden. »Ich will, dass du dich mir zu meinem Vergnügen unterwirfst. Freiwillig. Andernfalls. ..« Er beendete den Satz nicht, aber sie folgte seinem Blick zum Schreibtisch, auf dem neben der Reitgerte noch andere Utensilien lagen.
Eins davon ergriff er und kam wieder auf sie zu. »Ich werde dir jetzt die Augen verbinden.«
Instinktiv drehte sie ihren Kopf zur Seite. Er ergriff sie am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Verstanden?«
Sie atmete hektisch. »Verstanden«, krächzte sie.
»Na also.« Geschickt legte er ihr die Augenbinde an und knotete sie an ihrem Hinterkopf fest, so dass sich Dunkelheit über die Szenerie legte. Nur ihr Kopfkino lief auf Hochtouren.
Sie hörte etwas klimpern, als ob feines Metall an feines Metall schlagen würde, und verspannte sich unwillkürlich. Doch es waren nur seine Finger, die erneut nach ihren Nippeln fassten, sie zwirbelten und reizten, bis sie erstickt aufschrie.
»Sei still, das ist noch gar nichts.« Im nächsten Moment verspürte sie einen beißenden Schmerz in ihrer rechten Brustwarze, kurz darauf gefolgt von der linken.
Ana wimmerte. Vermutlich hatte er ihr Klemmen angesetzt. So schlimm hatte sie sich den Schmerz nicht vorgestellt. Von etwas zu lesen war etwas ganz anderes, als es selbst zu erleben.
»Ich sagte, sei still. Sonst hole ich das Klebeband.«
Verschreckt hielt sie die Luft an, um ja keinen Laut von sich zu geben.
»Also, atmen solltest du schon. Möglichst ruhig und gleichmäßig. Versuch, dich zu entspannen, dann ist es besser erträglich.« Seine Stimme klang belustigt, aber gleichzeitig unerwartet sanft.
Tatsächlich, unter dem Schmerz kam langsam noch ein anderes Gefühl zutage. Lust. Sie wurde doch tatsächlich geil von der Situation!
Er schien es zu bemerken, denn er schob ihren Rock hoch. Seine Finger strichen kurz über ihre Scham und bewegten sich dann direkt zwischen ihre Beine, die er mit leichtem Druck seines Knie weiter auseinander schob. »Da ist aber jemand feucht.«
Peinlich berührt wollte Ana ihre Beine wieder schließen, aber er hatte sich inzwischen vor sie gekniet. Seine Finger zogen ihre Schamlippen auseinander, bevor er seinen Kopf zwischen ihre Schenkel schob. Ganz deutlich spürte sie seinen Atem und das Kratzen seiner Bartstoppeln an ihrer empfindlichen Haut.
Seine Zunge leckte durch ihre Spalte, umspielte ihre Lustperle. Ana zuckte und wand sich in ihren Fesseln.
»Halt still, Baby«, murmelte er und setzte seine süße Folter fort. Seine Zunge stupste gegen ihre Klitoris, umrundete sie, stupste erneut, bevor er seine Lippen um die Knospe schloss und daran saugte. »Du riechst gut. Du schmeckst auch gut.«
»Jaaa«, stöhnte Ana hemmungslos. Vergessen waren die Fesseln, die Klammern, die Situation. Sie wollte mehr. Sie wollte ihn. Verlangend drängte sie ihr Becken gegen seinen Mund.
Doch gerade, als sie dachte, es nicht mehr aushalten zu können, ließ er von ihr ab und erhob sich. »Dreh dich um, das Gesicht zum Fenster.«
Schlagartig kam sie in die Realität zurück. Verdammt, jeder, aber auch wirklich jeder, der zufällig in Richtung dieses Fensters blickte, würde sie sehen können!
»Bitte …«, begann sie.
»Ungehorsam wird sofort bestraft.« Der Schlag traf sie am Oberschenkel, nicht fest, aber eine eindeutige Warnung. Ana sog scharf die Luft ein und drehte sich um.
»Bleib so.« Sie hörte, wie er wieder Richtung Schreibtisch ging, zurückkam, etwas auf den Boden fallen ließ.
Hoffentlich nicht die Gerte!, schoss es ihr durch den Kopf.
Seine Hände legten sich auf ihre Hüften. Sie zuckte zusammen.
»Du sollst stillhalten«, knurrte er.
Erneut schob er zwei Finger zwischen ihre Beine, drang in sie ein, massierte ihre inneren Wände. Ana lehnte sich zurück und stöhnte lustvoll. Sofort zog er seine Hand zurück. »Sechs Schläge. Du wirst laut mitzählen.«
Frustriert stöhnte Ana auf. Sie war so nah an einem Orgasmus gewesen!
Der erste Schlag war sanft, fast spielerisch. »Eins«, zählte sie brav, obwohl es ihr widerstrebte, sich schlagen zu lassen.
Auch der zweite Schlag war sanft und fachte ihre Lust weiter an. »Zwei.«
Der dritte jedoch brannte wie Feuer. Sie schrie auf und versuchte, auszuweichen. Dabei kam sie mit den Klemmen gegen das Fenster und zischte vor Schmerz.
»Habe ich dir erlaubt, dich zu bewegen?«
In diesem Moment hasste sie ihn – leidenschaftlich. »Das tut weh!«
»Ich weiß.« Seine Hand streichelte über ihre Pobacken, beruhigte die gereizte Haut, besänftigte ihren Geist. »Aber es macht dich auch an. Noch drei.«
Ana biss die Zähne zusammen. Sie könnte die Situation beenden, doch ihre Neugier war stärker.
Die nächsten beiden Schläge kamen direkt hintereinander. Beim letzten ließ er sich Zeit, streichelte erneut ihre Pobacken, bis sie vor Nervosität wimmerte.
»Sag mir, dass du es willst«, raunte er ihr ins Ohr.
Völlig benommen nickte sie.
Obwohl sie den Schlag erwartet hatte, kam er überraschend. Sie quiekte.
»Ich habe dich nicht verstanden.«
»Sechs!«
Erneut schoben sich seine Finger in sie. Sie war noch feuchter geworden. Inzwischen war ihr egal, was die Leute von ihr dachten. Alles, was sie wollte, war ein Orgasmus.
»Ich werde dich jetzt ficken«, sagte er, und sie erschauerte.
Es waren jedoch nicht seine Finger, die in sie eindrangen. Ana keuchte, als ihr klar wurde, dass er sie anscheinend gerade mit dem Griff der Gerte fickte, mit der er sie geschlagen hatte.
Doch auch diesmal ließ er sie nicht kommen, hörte genau in dem Moment auf, als sie kurz davor war, vor Lust zu zerfließen. Frustriert stöhnte sie auf.