Das exegetische Proseminar

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Einwände gegen eine literaturwissenschaftlich orientierte Exegese: Literaturwissenschaftliche Hermeneutiken sind nicht unumstritten. Diachrone und synchrone Exegeseansätze werden oft als konkurrierend betrachtet, was aber nicht zutreffen muss.1 Dass beide Auslegungsweisen sich durchaus ergänzen können, zeigt bspw. die neue Kommentarreihe IEKAT.2
Dennoch liest man immer wieder von Vorbehalten gegenüber literaturwissenschaftlich bzw. synchron ausgerichteten Interpretationen. So wird moniert, dass die Untersuchung der historischen Tiefendimension auf der Strecke bleibe.3 Dass eine solche zumindest bei Utzschneider/Nitsche jedoch erfolgt, wird gerne übersehen. Ein anderer Einwand behauptet, diachrone Interpretationen seien per se objektiver als synchrone,4 weil deren Ergebnisse in größerem Maße intersubjektiv überprüfbar seien. Die Einsichten einer synchronen Exegese seien demgegenüber viel stärker dem subjektiven Eindruck unterworfen. Dagegen ist einzuwenden, dass eine literaturwissenschaftliche Exegese einerseits ja gerade durch ihre methodische Strukturiertheit ganz besonders auf Intersubjektivität hin ausgelegt ist.5 Andererseits zeigt v.a. die Vielfalt der Ergebnisse im Rahmen diachroner Deutungsansätze, wie stark jene von subjektiven Einschätzungen abhängig sind.
Insgesamt erscheint ein Verharren im (vermeintlichen) Antagonismus zwischen Synchronie und Diachronie wenig hilfreich. Besser wäre es, die jeweiligen Stärken in ihren jeweiligen Domänen fruchtbringend einzusetzen.6
Ein Vergleich von »klassischer« und literaturwissenschaftlicher Exegese: Um die Stärken des literaturwissenschaftlichen Ansatzes herauszuarbeiten, möchte ich einen Vergleich mit der »klassischen« Herangehensweise unternehmen. Dafür greife ich auf Uwe Beckers Buch »Exegese des Alten Testaments« zurück,7 das vermutlich zu den Werken mit der derzeit größten Verbreitung gehört.8
(a) Die Abfolge der Arbeitsschritte: Sehr aufschlussreich ist eine Betrachtung der Abfolge der Methoden, da sich schon hier die unterschiedlichen Hermeneutiken zeigen.9 Im Bereich der ersten Arbeitsschritte stimmen die beiden Werke natürlich überein: Nach einer Arbeitsübersetzung folgt die Textkritik. Danach gehen die Autoren jedoch unterschiedliche Wege. Bei Utzschneider/Nitsche ist hier die ausführliche Textanalyse angesiedelt, während sich bei Becker direkt die Literarkritik, die Überlieferungsgeschichte und die Redaktionsgeschichte anschließen. Dieser Dreierblock wird bei Utzschneider/Nitsche als »Geschichte des Textes« nach Gattungs- und Traditionskritik, der »Welt des Textes«, behandelt. Bei Becker hingegen folgen diese beiden als Form- und Traditionsgeschichte auf Literarkritik, Überlieferungs- und Redaktionsgeschichte. Den Abschluss bildet bei Utzschneider/Nitsche die resümierende Interpretation, bei Becker das Kapitel »Historische Aussageabsicht und Interpretation«.
Ganz offensichtlich ist damit Beckers Ansatz v.a. an der diachronen Dimension der Texte interessiert. Die Abfolge der Arbeitsschritte suggeriert ein Zurückschreiten von den jüngsten und damit am leichtesten zugänglichen Daten immer weiter hin zu den ältesten noch greifbaren Vorformen des Textes. Ganz folgerichtig wird darum auch die abschließende Gesamtexegese diachron tituliert: »Historische Aussageabsicht«.
Utzschneider/Nitsche verstehen dagegen Texte stärker als literarische Entitäten. Entsprechend soll in der Textanalyse der Text zunächst so erschlossen werden, wie er uns vorliegt. Gattungs- und Traditionskritik beleuchten im Anschluss daran die literarischen Deutungshorizonte der Texte (»die Welt des Textes«). Erst dann folgt die Untersuchung der Literargeschichte, die an dieser Position allerdings auf die Ergebnisse der vorherigen Arbeitsschritte zurückgreifen kann. Bereits hier zeigen sich die grundlegenden Unterschiede, die im Vergleich einzelner Arbeitsschritte noch plastischer werden.
(b) Textanalyse vs. Literarkritik: Halten wir im ersten konkreten Beispiel Beckers Literarkritik neben die Textanalyse bei Utzschneider/Nitsche, wird sehr schnell deutlich, wie stark auch Beckers Methodik von literaturwissenschaftlichen Grundsätzen durchdrungen ist.10 Bis ins Detail ähneln die Analysemethoden stark jenen des »Arbeitsbuches«.11 So werden u.a. folgende Untersuchungen vorgeschlagen: die sprachlich-syntaktische Analyse (vgl. Satzebene der Textoberflächenstruktur); die semantische Analyse (vgl. Wortebene der Texttiefenstruktur); die narrative Analyse (vgl. Textebene der Texttiefenstruktur); sowie die pragmatische Analyse (identisch mit der Textpragmatik bei Utzschneider/ Nitsche).12 Gleichzeitig fällt auf, dass einige Analyseschritte des Arbeitsbuches bei Becker zunächst offensichtlich fehlen. Diese werden z.T. im Rahmen der Formgeschichte als »sprachliche, stilistische und rhetorische Analyse« nachgeholt.13
Die Grundhermeneutik präsentiert sich bei Becker als eine dezidiert diachrone, die der synchronen Betrachtung eines Textes kaum Eigenwert zugesteht, wie Becker herausstellt: »So führt die synchrone Lektüre beinahe von selbst zu einer Lektüre unter diachroner Perspektive.«14 Außerdem tritt bei Becker ein Phänomen auf, das öfters bei literarkritischen Operationen zu beobachten ist: Insgesamt wird bei der Ausgrenzung von Wachstumsschichten stärker auf inhaltliche Argumente als auf formale zurückgegriffen.15 Methodisch betont Becker zwar, dass beide Aspekte ineinander greifen müssen,16 räumt aber inhaltlichen Fragestellungen deutlich breiteren Raum als formalen Indizien ein.17
Der Vergleich zwischen Becker und Utzschneider/Nitsche zeigt eine Reihe von Parallelen, insgesamt erweisen sich jedoch wesentliche Unterschiede in der Herangehensweise. Dabei ist nicht jede methodische Entscheidung Beckers nachvollziehbar. Es wirkt bisweilen so, als rührten die Differenzen von einem grundlegendem Unbehagen Beckers gegenüber der literaturwissenschaftlichen Fragestellung her. Dies ist insofern bedauerlich, als die Methodik Beckers durch die starke Fokussierung auf die Diachronie von Beginn an Gefahr läuft, sich für wichtige Texterkenntnisse zu verschließen. Mit der »literarkritischen Schere« im Kopf verbaut man sich möglicherweise die Möglichkeit von Beobachtungen am Text, die bspw. für die Kohärenz einer Passage sprechen können.18 Eine synchron orientierte Herangehensweise in Form einer Textanalyse dürfte eine größere Offenheit für Textphänomene mit sich bringen, als dies bei einer anfänglichen Literarkritik der Fall sein dürfte.
(c) Gattungskritik vs. Formgeschichte: Mit Blick auf die Gattungskritik bzw. die Formgeschichte zeigen sich zunächst deutlich weniger Unterschiede. So ist Becker explizit bestrebt, sich von der »traditionellen Sicht« abzugrenzen19 und spricht sich dezidiert dafür aus, »zunehmend den literarischen Charakter der alttestamentlichen Texte«20 wahrzunehmen. Becker führt hierfür die Wendung »Sitz im Buch« für literarische Sitze im Leben ein 21 – ähnlich wie Utzschneider/ Nitsche mit ihrem »Sitz im Leben ›Literatur‹«. Folgelogisch ist Becker daran interessiert zu eruieren, welche Intentionen hinter den literarischen Gestaltungen stehen.22 Hierfür rekurriert er stark auf wegweisende Forschungsergebnisse der Linguistik und Literaturwissenschaft.23
Bei all diesen Übereinstimmungen fallen die Differenzen aber umso stärker ins Gewicht. Dies beginnt bei der bereits beschriebenen Abfolge der Methodenschritte. Becker folgt hier nach wie vor der traditionellen Sicht. Diese suggeriert jedoch gerade, dass der Text auf Prägungen aus der mündlichen Entwicklungsphase hin zu befragen ist. Da Becker dies zurückweist, wundert man sich, warum er an der traditionellen Reihenfolge festhält. Die einzige Antwort, die er selbst hierzu bietet, ist, dass vorlaufend in der Literarkritik die Eigenständigkeit des Textes erhoben werden müsste.24 Da dies jedoch auch in einer Textanalyse geschieht, ist das Argument nicht zwingend.
Außerdem bleibt in der vorgelegten Abfolge unklar, ob die Formgeschichte bei Becker am literarkritisch bereinigten Text oder an der vollständigen Fassung des Endtextes durchgeführt werden soll. Träfe ersteres zu, hätte Becker sich genau genommen doch nicht von der Hermeneutik der älteren Exegese verabschiedet.25 Darüber hinaus begäbe er sich damit in einen gewissen Widerspruch zu sich selbst, da er vorher formuliert, dass es in der Methode »generell um die Erhebung der sprachlichen Eigenart eines Textes«26 geht und damit doch wohl um die eines vollständigen Textes. Eine umgekehrte Reihenfolge erscheint daher deutlich sinnvoller. Erkenntnisse aus der literarisch orientierten Gattungskritik können so nämlich in die literarkritischen Überlegungen einfließen und diese zusätzlich argumentativ absichern.
Eine Zusammenfassung des Vergleichs: Der Vergleich zwischen Utzschneider/Nitsche und Becker ergab zunächst, dass sich viele Spuren einer literaturwissenschaftlichen Hermeneutik auch im eher traditionell orientierten Werk Beckers finden. Dies ist insofern begrüßenswert, als sich durch eine literaturwissenschaftliche Analyse die vielfältigen und -schichtigen Tiefendimensionen der Texte eröffnen. Um dies zu erreichen, ist literaturwissenschaftlichen Methoden jedoch ein Eigenwert zuzubilligen, was zur zusammenfassenden Kritik an Becker führt:
Bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass die literaturwissenschaftlichen Ansätze von Becker nicht konsequent verfolgt werden. Wenn z.B. die Gattungskritik in ihrer literarischen Ausrichtung ernst genommen werden will, muss sie in der Reihenfolge der Methodenschritte einen anderen Ort bekommen. Aber auch die Literarkritik ist bei Becker in zweifacher Hinsicht zu einseitig angelegt: einmal in der Auswahl der an den Text anzulegenden Fragestellungen, dann aber v.a. mit Blick auf die literarkritische Orientierung, die von vornherein bestimmte Ergebnisse festlegt.
Trotz aller Kritik sind aber auch Stärken von Beckers Lehrwerk gegenüber dem von Utzschneider/Nitsche zu benennen: Ein Vorteil besteht bspw. schlicht im Textumfang, was gerade für ein Lehrbuch von großer Bedeutung ist. Utzschneider/Nitsche räumen texttheoretischen Einführungen breiten Raum ein, welche das Buch meiner Lehrerfahrung nach schwer zu rezipieren machen.27 Die ungewohnte literaturwissenschaftliche Terminologie stellt auch und v.a. für Lehrende oft ein Hindernis dar. Durch die pointierte Darstellung werden bei Becker schließlich manche Zusammenhänge und Trennlinien zwischen einzelnen Arbeitsschritten deutlicher herausgestellt (v.a. im Bereich Literargeschichte).28
Dennoch scheinen mir die konzeptionellen Vorteile bei Utzschneider/Nitsche zu liegen. Bei Becker wird der Text letztlich stark als Mittel zum Zweck verstanden, eine mögliche Historie zu rekonstruieren. Hier hielte ich für die erste Annäherung an einen Text eine gewisse »Umkehrung der Beweislast« sinnvoll: nicht sofort von seiner Inkohärenz auszugehen, sondern textliche Kohärenzsignale in den Blick zu nehmen, um zu verstehen, wie dieser Text »funktioniert« – auch und gerade mit seinen Brüchen. Ohne textgenetische Schichtungen abstreiten zu wollen, würde ich viel mehr damit rechnen, dass der Text in seiner (z.T. sicherlich recht sperrigen) Endgestalt etwas zu sagen hat.29 Oder historisch ausgedrückt: Es geht darum zu verstehen, warum die Tradenten uns den Text in der vorliegenden Form präsentieren.
Der didaktische Mehrwert
Das vorgeschlagene konzeptionelle Weiterdenken zugunsten einer literaturwissenschaftlichen Exegese scheint abschließend auch unter didaktischen Gesichtspunkten ratsam. Meine eigene Lehrerfahrung zeigt – und dieser Eindruck wurde mir schon verschiedentlich in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen aus der exegetischen Lehre unterschiedlicher Hochschulstandorte bestätigt –, dass gerade die diachron ausgerichteten Methodenschritte der Literargeschichte1 unter Studierenden eine nicht unerhebliche Plausibilitätskrise durchleben. So werden Rekonstruktionsversuche einer Textgeschichte oft sehr skeptisch betrachtet und gerne durch die pejorativ gebrauchte Bezeichnung »Spekulation« abgewertet. In dieser Situation scheint mir ein literaturwissenschaftlich orientierter Ansatz in hohem Maße geeignet, dieser Plausibilitätskrise entgegenzutreten: Zunächst nimmt eine präzise synchrone Textwahrnehmung den biblischen Text in seiner Endgestalt ernst. Ein hermeneutisches Ringen um ein Verständnis der Jetzt-Gestalt zum Eingang ermöglicht – falls ein Text dazu Anlass bietet – in einem zweiten Schritt die Einsicht, dass bestimmte Aspekte nur durch die Zuhilfenahme diachroner Wachstumsmodelle verständlich werden. So werden mögliche Vorbehalte von Studierenden aufgegriffen und gleichzeitig in eine differenzierte Textwahrnehmung überführt. Dies wird aber durch das anfängliche Ernstnehmen des Endtextes erheblich erleichtert.
Hinzu tritt ein weiterer Aspekt, der gerade für die didaktische Vermittlung nicht unerheblich ist: die Anschlussfähigkeit der exegetischen Methoden. Gerade in interdisziplinärer Hinsicht birgt ein literaturwissenschaftlich orientierter Ansatz für Lehramts-Studierende großes Potential, da die Fächer Evangelische und Katholische Theologie gerne mit sprachwissenschaftlichen Fächern kombiniert werden. Solchen Studierenden sind die Methoden literaturwissenschaftlicher Textanalyse vertraut.2 In der Begegnung zwischen jenen Fächern und einer literaturwissenschaftlich inspirierten Exegese kann also ein interdisziplinärer Wissens- und Kompetenzaustausch entstehen, der für beide Seiten fruchtbar ist. Außerdem können dadurch Hemmungen der Studierenden vor dem Umgang mit den oft als fremd empfundenen biblischen Texten abgebaut werden, was gleichzeitig die Fremdheitsgefühle selbst schwinden lässt.
Eine gesteigerte Anschlussfähigkeit literaturwissenschaftlicher Methoden bietet sich schließlich im Hinblick auf die Praxisrelevanz akademischen Lehrens und Lernens: Die Einübung einer präzisen Wahrnehmung des Endtextes schult das Auge für Textstrukturen und -aussagen,3 was u.a. in der Predigtvorbereitung, im Schulunterricht oder auch in der Gemeindepädagogik höchst ertragreich angewendet werden kann. Eine Analyse der Erzählperspektiven oder von semantischen Strukturen eines Textes kann den kreativen Prozess der Textaneignung stark befruchten und zu äußerst plastischen Auslegungen anregen.4 Auch dies trägt zu einer Akzeptanz exegetischer Methoden unter Studierenden erheblich bei.
Sowohl unter exegetischen, als auch unter didaktischen Gesichtspunkten ist es angesichts des Gesagten angeraten, den Text als textum, als historisches Gewebe von Gedanken in Form literarisch (bisweilen äußerst kunstvoll) arrangierter Worte, ernst zu nehmen.
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Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa)
Jahrgang 1 – 2016, Heft 2
Schritt für Schritt auf dem Weg in den Text –
Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1–15
Christina Hoegen-Rohls
Abstract | This article emphasizes the meaning of segmentation of verses as first methodological access to biblical text passages. This method is not included in exegetical textbooks yet, but serves as a tool to support a qualified awareness of biblical texts by students in each phase of their studies. The self-assurance to be an »expert from the very beginning« motivates students to investigate the deeper structures of texts and to get themselves into exegetical methodology.
In a first step the author refers to the differences of printed images in various editions of biblical texts. In a second step, students raise their awareness for characteristics by language within the texts. And in the final step they develop their appreciation for the narratological structure of the text.
Der vorliegende Beitrag möchte praxisnah an einem konkreten Textbeispiel aus dem Johannesevangelium zeigen, wie wertvoll es ist, sich im exegetischen Proseminar von Anfang an Zeit für den Text zu nehmen. Vorführen und reflektieren möchte ich die Methode der Verssegmentierung, die den ersten wissenschaftlichen Kontakt zum auszulegenden biblischen Text herstellt – sei es in der Originalsprache, sei es in einer deutschen Übersetzung. Diese Methode ist bisher nicht fester Bestandteil unserer exegetischen Methodenbücher.1 Als Hochschullehrerin im Bereich der Bibelwissenschaften und der Biblischen Didaktik machte ich jedoch in langjähriger Praxis die Erfahrung, dass Studierende es schätzen, diesen grundlegenden Arbeitsschritt für den Umgang mit einem alt- oder neutestamentlichen Text zu erlernen, da er Sicherheit verleiht und ihnen hilft, sich von Anfang an als selbständig agierende »Textexperten« zu verstehen. Die Methode der Verssegmentierung erfolgt nach klaren, nachprüfbaren Regeln, die von den Studierenden und der Lehrkraft im gemeinsamen Lehr-/Lern-Prozess festgelegt, immer wieder überdacht und unter Angabe von Gründen verschlankt oder weiter ausdifferenziert werden können. Eine Beschäftigung mit dem »visuellen Text« in unterschiedlicher Textgestalt bereitet die Verssegmentierung vor – eine Aufgabe, bei der sich Studierende nach meiner Erfahrung intensiv mit ihren eigenen Beobachtungen einbringen und ihr Auge dafür schulen, dass ein Druckbild Sinn erzeugen kann, indem es Hinweise auf Inhalt und Struktur des Textes gibt. Auf diese Weise von Anfang an produktiv arbeiten zu können und dabei zu frühen Erfolgserlebnissen zu gelangen, ohne bereits auf das Methodenbuch angewiesen zu sein, macht die im folgenden skizzierte Methode der Verssegmentierung gerade für Anfängerinnen und Anfänger im exegetischen Proseminar attraktiv. Das Selbstbewusstsein, »Experten von Anfang an« zu sein, motiviert Studierende dazu, sich den Text im weiteren Lernprozess tiefer zu erschließen, und fördert ihre Bereitschaft, sich auf den Kanon der exegetischen Methodenschritte einzulassen.
