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Noch an kräftigen Auschiss mütterlicherseits hot si mei Opa wieda aufs Moped gschmissn und is den gaunzn Weg retour gfoahrn um mi zu suachn. Laung hot a ned braucht, bis a mi gfundn hot. Mittn am Woidweg bin i eam entgengkreut, bledaweis woa do hoit a Kurvn und er hot mi relativ spät gsehng und er hot reflexhoiwa die Vorderbremsn zong und gleichzeitig glengt – somit hots a eam vo dem scheiß Moped owaghaut und er is fost nem mir zum Lieng kumman.
I hob mitn Zeigefinger gwachlt und zu eam gsogd: »Dudu, dudu!« wos auf Kindersproch so vü haßt wie »des tuat ma ned!« Damit woa gmahnt, dass a mi afoch obwirft und weidafoahrt. Er hots glauwi gaunz lustig gfundn, weu einige Joahr späda, wie a des dazöht hot, is a fost dastickt vor lauter Lochn.
Es woa sicha a super Aublick, wie wia zwa daun mitn Moped vom Woid aussagschossn san. I bin diesmoi vor eam gsessn, mei Hosn woa aufgrissn, mei Leiwal total dreckig, bluatig woa i ah, da Opa woa bei die Händ aufgschundn und es Moped hot a boa Krotza mehr ghobt. Schod, dass davo ka Foto gibt.
Da oame Opa hot si daun wos auhuachn kennan vo da Oma und vo da Mama. Da Papa is nur danem gstaundn und hot si obeckt. Der hot des ois relativ locker gsehng. Passt eh so, is jo nix schlimmes passiert.
A gaunz großes Highlight in Ungarn woan die Hund. Zu dem Zeitpunkt homma grod drei daham ghobt. Ma muas erwähnen, dass in Ungarn Hunde kane Haustiere san, sundan wirklich ois Wochhunde eigsetzt wean. De san oiso ned die meiste Zeit drinnan und kuschln mit dir auf da Couch, na, de san so guat wie dauand draußn und passn aufs Haus auf. Egal zu wecha Joahreszeit, Uhrzeit und egal bei welchem Wetta. Natialich hot jeda Hund a Hundshittn oda sowos in da Oat. Bei uns homs a klane Hittn ghobt, wos einegaungan san, wauns eana grod passt hot.
Owa ihr wissts jo, wia klane Kinder san, de auf Hunde obfoahrn – sofuat hirennan und so laung wie meglich streichln, bis da fad wird. I woa so ziemlich den gaunzn Tog draußn und hob mit die Hund gspüt, a Berner Sennenhund (Cindy, weiwal, drei Joahr, zu dem Zeitpunkt trächtig – Mama ihr Liebling), a Golden Retriever (Szöszi, weiwal, an oda zwa Joahr, was i leida neama) und da liabste und bravste Rottweiler, den i jemois gsehng hob, da Testőr, knopp a Joahr oid und zu dem Zeitpunkt wui mei besta Freind.
Egal obs grengt, gschniem, gstürmt oda owabrennt hot, i woa im Goatn bei die Hund und hob mit eana gspüt, ois warad i söwa ana vo eana. Mei Papa hot ma gsogd, dass i eh wie a Hund woa. Da anzige Untaschied woa nur, dass i ned so vü Hoa ghobt und nie in Goatn gschissn hob. Na wenn der wissat … ;-) Spaß am Raund.
Kurz vor mein viertn Geburtstog hot mei Mama imma eftas Deitsch mit mir gredet und i hob ned gwusst wos vo mir wü. Owa i hob beide Sprochn beherrscht, wobei i im Ungarischen a wengl besser woa ois im Deitschn und desweng hob i a ohne Probleme mit da Mama Deitsch gredet. In Wirklichkeit hots imma intensiver die Sproch lernan wuin, weu ma kurz vor unserm Umzug noch Österreich woan. I hob davo natialich nix mitgriagt. A klans Kind hot zu der Zeit wichtigare Sochn zum tuan, ois aun sowos zu denkn. Außadem hot »umziehen« (auf Deitsch!) fia mi domois bedeit, dass i ma a aundas Gwaund auziang muas, weu i scho wieda in a Hundescheiße gfoin bin oda zu sehr noch die Kiah oda Schweindln gstunkn hob.
Irgendwaun hot ma daun die Mama gsogd, dass i mi heit ned so auffiahrn deaf, weus es Gwaund neama woschn kau und i moang sauwa sei sui. Wieso, weshalb, warum? Hot eh kan Sinn, i hättat eh ned zuaghuacht. Oiso bin i aussegaungan und hob mitn Testőr a wengl gspüt. Danoch bin i in Kuahstoih gaungan und hob unsa neichs Keiwal gstreichlt. Bis heite find i des so siaß, waunst an klanan Keiwal die Haund zum Mund hoitst und es faungt drauf zu nuckeln au. Des Gleiche hot domois a Keiwal bei mir am 5. Jänner 1967 gmocht und aun den Tog kau i mo erinnan, ois warads gestan gwen. I kau mas ned erklärn, owa i woa sehr traurig. Vamutlich hob i gspiat, dass des iagandwie a Obschied auf längere Zeit is.
Am Obend is mei Papa daun herkumman und hot ma erklärt, dass i zu die Großötan mitgeh und Tschüss song sui, weu ma wegfoahrn und in an neichn Haus wohnan werdn. In da Nähe vo die aundan Großötan de i nur vo Gschichtln kennt hob.
Na, kennts eich vurstöhn, wos i aufgfiahrt hob? I bin total durchdraht. Plärrt, gschrian und um mi gschlong hob i wie a Varruckta. Hintam Opa hob i mi vasteckt und er hot goanix gmocht. Daun hob i mi hinta da Oma vasteckt und de hot gschaut, dass ned total zum Plärrn aufaungt. Nochdem mi da Papa eigfaungan hot, hob i eam so fest wie meglich in die Haund bissn, bin eam davogsprungan und hob mi draußn zu die Hund ghaut. Zum Testőr hob i mi zuwegschmissn und eam augfleht, dass a ma höfn sui. Er hot mi nur mit so an schiefn Blick augschaut, mi obgschleckt und si vor mi higlegt. Die Cindy is glei herkumman und hot si vor mir aufbaut, hechstwoahrscheinlich hots mei Plärrarei ois Aufforderung zum Beschützen vastaundn. Do hots daun da Testőr a vastaundn und mit da Cindy sowos wia a Mauer um mi herum gebildet. Und da Szöszi woa ois wuascht. De is in da Hittn gleng und hot si docht: »Leckts mi olle am Oasch, i wü schlofn.«
Iagandwaun hot ois nix mehr ghuifn. Da Papa hot mi hochghom, ma die Tränan weggagwischt und mi zum Auto brocht, wos auf uns gwoatet hot. Des woa a guada Freind vo mein Opa, den sei Bua woa auf da Grenz stationiert und der hot uns sozusong ummeschmuggeln kennan, ois wenn do ka Grenz warad.
Die Mama hot mi auf da Rückbaunk augschnoit, daun san no amoi Oma und Opa zu mir herkumman, hom ma beide a Bussal gem und da Opa hot daun gsogd: »Szeretünk« – wir hom di lieb! I wuitat des ois ned woahr hom. I wuitat ned weg vo do. Do bin i geboren, do bin i aufgwochsn, des is mei Daham und do ghea i hi. Und jetza muas i weg? Wer spüt daun mit meine Hund? Wer streichlt meine Schweindal? Wer bürstet meine Kiah? Und aun wecha Haund nucklt mei Keiwal?
Daun hot es Auto gstartet und i hob gwusst: Es is vorbei, es gibt ka Zruck mehr. I hob no amoi mein Blick üwan Hof gleitn lossn und do is auf amoi da Testőr auf mi zuaglaufn. Mei besta Freind und a so a treuer Hund, der hot genau gwusst wos jetza passiert. Die Autotia woa no offn, er hot si vor die Tia higsetzt, is mit die Vorderpfotn auf meine Haxn gsprunga und hot ma komplett es Gsicht ogschleckt. Daun hot a sein Schädl auf meine Haxn glegt, gaunz leicht gwinslt und hot vo mir loslossn. I hob nix mehr gheat aussa mei Plärrarei. Do is daun a scho es Auto losgfoahrn. Des letzte Büdl, wos i in Erinnerung hob, san meine Großötan wie sa si gengseitig umormen, uns nochwinken und wia die linke Haund vom Opa mein Testőr streichlt.
Plärrend hob i mi auf die Rückbaunk gworfn und neama aufgheat zum raunzn. Irgendwaun hob i daun eigschlofn, weu vo da Autofoahrt was i üwahaupt nix mehr.
I bin sowos vo froh, dass des ned die letzte Begegnung mit meine Großötan woa. A ihn Testőr hob i no öftas gsehng.
WIRTSHAUSGSCHICHT
Vüle vo eich wean des kennan. Ihr wuits afoch moi a bissl obschoitn und a wengl unta die Leid geh. Oiso khert ma beim Wirt seines Vertrauens ei. Genau des hob i, wie so oft, a in dera Gschicht gmocht.
Des woa im Joahr 2008 kurz vor die Nationalratswoihn. Üwaroi host die damischn Plakate gsehng, wo di Haider, Strache & Co auglocht hom mit iagandwöchn Vasprechungen, wos so und so ned ghoidn hättatn. Imma, waun i suiche Plakatal siech denk i ma: »Herrlich, fia des zoih i oiso Steian« – eigantlich kenntat ma es Plärrn kumman, owa wuascht, ändan kau is jo leida ned.
Jednfois huck i beim Wirtn, setz mi zu meine Leid am Staummtisch und bestöh ma es Übliche. A Krügal Puntigamer, sche koit, so wie sa si gheat. Die erstn zwa Schluck san imma a Traum und irgendwie a Erleichterung, fost wia a Ofn, nur erfrischender. Egal, weida im Text.
I trotsch oiso so mit meine Leid üwa aktuelle persönliche Sochn, ois da Fredl (scho a wengl fett) auf amoi zum politisieren aufaungt. SPÖ hier, Onkel Erwin do, Jörg hier, Strache duatn, die Heide Schmidt kennt er a no und er geht ma damit uandlich aufd Eier.
Unbedingt merken: Wenn i ins Wirtshaus eikehr, daun moch i des aus an guadn Grund. Entweder, weu i an Durscht hob, weu i wos gscheids essn wü oda, weu i afoch a wengl trotschn wü – OWA VO DER DAMISCHN POLITIK WÜ I NIX HEAN! Reichn eh de gaunzn deppatn Plakate, do brauch i die Parteifetischistn ned a no aun mein Staummtisch.
I: »Fredl, loss bleim und sei leise. Es interessiert kan!«
Fredl: »Du wirst scho no sehng Fraunz, da Jörgl wirds richtn, der üwarroscht olle.«
I: »Des is ma scheißegal, wos da Jörgl mocht. Vo mir aus kau a di zu dein Geburtstog üwarroschn und mit dir zum McDonald’s oda sunst wohi foahrn – is ma beim Oasch wuascht!«
Fredl: »Die Heide Schmidt wird olladings eifoahrn, wenns die notwendign Prozent schofft, daun kau sa si eh ned durchsetzn und …«
I: »FREDL! I bin ned im Parlament, mi interessiert dei Gschwofl so vü wie a asiatischer Tourist in Soizburg – nämlich goaned!«
Fredl: »Da Strache kopiert ihn Jörgl nur vo vurn bis hintn, der wird no sei Gnackwatschn griang i sog da des.«
I: »Du wirst a glei a Gnackwatschn griang, wennst ned endlich die Pappm hoitst!«
Olle aundan am Tisch hurchn scho zua und merkn wia die Wuikn aufziang, eana geht da Fredl nämlich a scho uandlich am Oasch, owa aus irgendan Grund sogts eam kana. Irgendana wirds scho richtn. Der Dodl bin jetza i, supa.
Fredl: »Glaubst du ernsthoft, de Koalitionsauflösung hot wos brocht? De wean noch da Woih genau dens gleichn Schas nomoi mochn, wiast sehng. Do gheat moi aufgmischt!«
I: »Fredl i sogs da jetza no a letztes Moi und des im Guadn! SEI LEISE! Politisiern kaunst vo mir aus daham mit deina Hauswaund, owa vaschon uns mit dem Schas!«
Fredl: »Fraunz, es is owa so! Des wird si ois wiedahuin, wenn ma ned olle umdenkn und unsa Kreizl wo Aundas mochn, des wasd du genauso guat wie i.«
I: »Heast Fredl, zoihst ma a Bier?«
Fredl: »Wos, a Bier? Jo sicha. HE CHEF? Bringst bitte a Bier fian Fraunz und mir an weißn Spritza? Daunk da.«
I: »Chef, gib ma bitte a Ottakringer Krügerl, muas ned eiskoit sei, kau scho in da Sunn gstaundn hom.«
Auf amoi homs mi olle augschaut, ois warad i vo an aundan Stern. »Da Fraunz bestöht a Ottakringer?« – des kaus jo ned gem, nie im Lem darad er des freiwüllig tuan, scho goaned, wenns a koits Punti gibt.
Jo, meine Freind san mit dera Einschätzung total richtig gleng, a Ottakringer darad i wirklich nur kurz vorm Vadurschtn trinkn. Und des a nur, waun i neama mei eigene Prunze trinken kau, weu nix mehr aussakummt.
Da Wirt stöht uns den Spritza und es nicht-kalte Bier aufn Tisch.
Fredl: »Ottakringer? Wos is los, Fraunz, bist kraunk? Hob docht mit dem Zeig woscht da ned amoi die Fiaß?«
Zack! So schnö hot da Fredl goaned schaun kennan, do hob i eam mitn Ottakringer Krügerl a Bierdusch vapasst. Der Hund woa waschlnoss vo obn bis untn.
»Des is richtig, meine Fiaß wosch i mit dem Zeig ned, owa fia dei Gsicht reichts olle moi aus! Hoit jetza endlich moi dei Goschn mit dein Politikdreck, sunst bick i di in a Sautrog eine und schau zua, wos die Schweindln mit dir auffiahrn! Und jetza schleich di ham und ziag di um, du feust wie a nossa Hund!«
Na bumm, der Bua woa augfressn. Kau i anaseids iagandwo vasteh, owa i hob eam oft gnua gsogd, dass a endlich a Ruah gem sui. Ollen aundan is er a am Oasch gaungan. Trotzdem is a brav aufgstaundn, hot beim Wirt seine Schuidn beglichn und hot si hamgschlichn. Des Krügerl hob i söwa zoiht, owa des woas ma wert.
Oiso bitte bedenkts imma: Wenns im Wirtshaus sads, lossts die Politik daham oda sunst wo, owa zahts es ned zum Wirtn mit! Des kau vadaummt noch hintn losgeh, vor ollem, waun eh kana mit dir driwa redt und du damit scho jedn aufd Nervn gehst.
Und no wos bedenken: Bier vaschütten is grundsätzlich a Todsündn. Wenn owa wirklich da Ausnauhmefoi eitretn sui, daun nehmts ans wos in eichre Augn ka Bier is. Bei mir triffts hoit es Ottakringer, Geschmäcker san bekaunntlich vaschiedn. Meina Meinung schmeckt des nämlich so wie da letzte Schluck vo an Bier, wos zwa Stundn laung in da Sunn gstaundn is – afoch scheiße!
I bin a brava Gost und mei Wirt is a klasse Kerl. Desweng hob i natialich sofuat an Fetzn ghuit und de Sauerei, wos i vaursocht hob, wieda sauba gmocht. Des vasteht si natialich vo söbst, wennst so a Aktion bringst, daun kaunst ned afoch aundare Leid dein Dreck wegraman lossn. Des gheat si ned.
I hob danoch no an lässign Nochmittog mit meine Freind am Staummtisch vabrocht und a guads Surschnitzl gessn.
Und da Fredl hot nie wieda beim Wirtn üwa Politik gsprochn.
DA FRAUNZ KUMMT NOCH ÖSTERREICH
06.01.1967
Die Mama weckt mi auf und sogt, dass ma im neichn Daham san. Sie redt nur mehr Deitsch mit mir und dazöht ma dauand, dass i des a mochn muas, weu si des so gheat. Do spricht jeda deitsch, desweng muas i des jetza a tuan. Na wenns weida nix is …
Laungsaum owa sicha wia i muntara und bin neama so schlofdamisch. Do siech i daun es erste moi unsa Haus. Jo ihr lests richtig, Haus! A Eigenbau der Marke Großötan. Apropos Großötan: I bin gaunz laungsaum und a wengl unsicher ausm Auto gstieng und zu dem Haus higaungan, wo mei Papa grod drinnan vaschwundn is. Mei Mama nimmt mi aun da Haund und wir stön uns vor di Tia. Do kummt daun auf amoi mei Papa mit an ötaren Ehepoa um die Eckn.
»Schatzl, deaf i da meine Ötan vorstöhn? Papa, Mama, des is mei Frau!«
Sie umoarmen si, ois daradn sa si scho joahrelaung kennan und hom olle an schenan Grinser im Gsicht. Do foit da Blick auf amoi auf mi und mei Papa sogt: »Und des is unsa Bua, da klane Fraunz. Kum her Bua, sog hallo zu Oma und Opa.«
Iagandwie hob i Aungst ghobt. Des suin meine Oma und mei Opa sei? De schaun doch total aundas aus und da Bauernhof is a weg. Und meine Hund san a ned do. Na, des san ned meine Großötan. De hob i no nie zuvor gsehng, des san afoch nur ötare Leid, de hoit die Ötan vo mein Papa san. Zu dem Zeitpunkt hot ma afoch die kindestypische Bindung zu die Großötan gföht.
Daun is mei Großvoda auf mi zuagaungan, hot si vor mi hinghucklt, mi mitn freindlichstn Lächeln olla Zeitn augschaut und gsogd: »Du bist oiso unsa Enkerl? Mei, bin i froh, di endlich zu sehng, des kaun i da goaned beschreim. I bin da Papa vo dein Papa, des wasd wahrscheinlich scho. Do hintn steht sei Mama, sie is dei Oma. Wir hom so vü vo dir gheat und uns so auf den Moment gfreit, wo ma die kennenlernen. I haß übrigens a Fraunz. Schau, i hob da wos kauft.«
Auf amoi hot da Großvoda an klanan Stoffhund viarazaht. I was ned wie des mei Papa gmocht hot, owa aunscheinend hot a iagandwie mein Großvoda mei Liebe zu die Hund mitteut. Wos is scho a Eiserner Vorhaung, gö?
Jednfois hot mi des üwazeigt und der oide Mau hot so an netten, freindlichen und behutsamen Eindruck auf mi gmocht, dass i eam richtig uman Hois gfoin bin und »Hallo Opa« gsogd hob. Gaunz genau was is neama, owa i kennt schwörn, dass a feichte Augn ghobt hot vor lauter Freid.
Gleiches Recht fia alle, desweng bin i a glei zur Oma grennt. De hot si a glei fui den Oasch ausgfreit, weus ihr Enkerl endlich siecht und obbussln deaf. Papa und Opa hom es Auto ausgramt und die Koffer saumt Toschn ins Haus brocht. Die Oma, mei Mama und i san daweu in die Kuchl gaungan. Es hot an frischn Opfelkuchn gem und ans sog i eich: Kana schoffts jemois so guade Opfelkuchen wie mei Oma zu mochn! A Ding der Unmöglichkeit!
Danoch is uns es Haus zagt woan, des hot mi olladings relativ wenig interessiert. I bin in da Kuchl bliem und hob mi uman Kuchn gekümmert, wenns vastehts wos i man. Bist deppat, de Bauchschmerzn danoch wia i a nie vagessn. Des Scheißheisl hob i relativ schnö eigweiht
Und so san die Mama und i Österreicher woan.
Owa wie homma des eigantlich mit da Grenz gmocht?
Des woa ois aundare ois leicht, weu wie gsogd – Eiserner Vorhaung. Und seit i auf da Wöd woa, is do imma a bissl zuagaungan, wos i so gheat hob. Noch meina Geburt woas zu gefährlich um noch Österreich zu kumman, desweng homma obwoatn miasn. Bis im Jänner 1967 so weit woa.
Der Typ der uns gfiahrt hot, woa a sehr guada Freind vo mein Opa väterlicherseits. Den sei Bua hot ois Grenzbeamter ghacklt und wennst die richtigen Kontakte ghobt host, bist fost ohne Probleme noch Ungarn oda noch Österreich kumman. Deppat stön host di hoit ned diafn. Es woa ois mit sein Sohn ausgmocht. Wir hom fost auf die Minutn genau beim Postn eitreffn miasn – a so a richtige »Leck-mi-in-Oasch«-Grenz, ma kenntat scho fost song, dass des a Woidwegal woa. Nur woa da Woid hoit ned wirklich do.
I hob auf da Rückbaunk gschlofn und nix mitgriagt. Unsa Famülienfreind woa am Lenkradl, mei Papa am Beifoahrasitz, mei Mama hintn rechts und i üwa die restliche Rückbaunk. Die Koffa und Toschn woan im Tetrismodus im Kofferraum vasenkt, i bin zuadeckt woan und unta da Deckn woa no a klanare Toschn vasteckt. Es woa zwoa a ausgmochte Partie, owa ma suitat hoit trotzdem ned wie a Flüchtlingspartie ausschaun (wos ma jo eigantlich ned woan). Weu üwa die Grenz kumman woa a Soch, owa wos wüsd den österreichischen Gendarmen aklären, wenns die kurz noch da Grenz dawischn? Do hättn unsare Kontakte neama wirklich ghuifn.
Es woa ois aundare ois leicht, owa trotzdem hommas gschofft und i bin froh driwa. Wia i öta woan bin, hom si die Verhältnisse a laungsaum owa sicha gebessert. Daunk meina Doppel-Staatsbürgerschoft hob i sogoa ois junger Bua und Jugendlicher noch Ungarn zur Verwaundtschoft foahrn kennan. Vor ollem in der Zeit, wo ma zu jedem Motörhead Konzert in da Nähe gfoahrn san, woa des sehr hüfreich – owa dazua erfoahrts späda mehr.
KINDHEIT IN WIEN
Laungsaum owa sicha hob i mi in den Wiener Alltag einelem miasn. Owa wie mocht ma des ois vierjähriger Bua in Zeitn, wo ma no ned amoi Ambros, Falco, Danzer, Fendrich und Co kennt hot? I was ned, iagandwie hob is jednfois gschofft.
An Tog noch unsara Aunkunft in Österreich homma unsan erstn richtigen Familienausflug gmocht. Wir san afoch durch Wien spaziert und hom si ois megliche augschaut. Mei Mama hot ma imma wieda dazöht, dass i so große Augn gmocht hob wia i die Koarlskirchn, die Staatsoper und es Parlament gsehng hob. Da Stephansdom hot mi aungeblich üwahaupt ned fasziniert, des woa afoch so a Hittn zwischendurch fia mi. Owa am meistn hots ma Schönbrunn autau und des is bis heite so. Wennst ois klana Bua zum erstn Moi des Schloss siechst, daun bleibt da afoch die Luft weg – bei mir woas zumindest so. Aungeblich hob i die gaunze Zeit mein Opa dazöht, dass i do wohnan wü und neama mit eana ham geh.
Da Tiergoatn hots ma a extrem autau, weu i sovü Tiere gsehng hob, vo de i zuvor nie wos gheat und nie wos gsehng hob. I man woher sui a vierjähriger Hosnscheißa (i woa scho stubenrein!), der auf an Bauernhof in Ungarn aufgwochsn is, wissen, wos a Elefaunt is und wie der ausschaut? De Scheißhaufn vo die Elefauntn woan domois greßa ois i! Des pock i bis heite ned. Klingt bled, is owa so.
Fost nebn unsan Haus is a Wohnblock gstaundn, wo logischerweise a mehrere Menschn drinnan gwohnt hom. Iagandwaun bin i bei uns in da Eifoahrt gstaundn und hob mit an Boin gspüt. I hob allanig geng die Mauer gschossn, des woa sehr lustig, weu die Mauer hot si nie deppat aufgregt und nie zruckgredt, waun i mi aufgregt hob, wenn da Boin ned do higflong is wo i wuitat.
Auf amoi is a aundara klana Bua in da Eifoahrt gstaundn und hot mi augschaut. I hob ned gwusst, wer des is und wos i mochn sui. Wü er ma wos tuan? Wü a mein Boin fladan? Wos tuat der do, do wohn jo i.
Do frogt a auf amoi: »Wie haßt du?«
I: »Fraunz. Und wer bist du?«
»I bin da Geri i wohn glei do drübn. I hob di no nie gsehng, bist scho imma do?«
I: »Nein, bin erst vor ein paar Togn mit meine Eltern herkommen von meiner anderen Oma und anderen Opa.«
Auf amoi hot der Bua zum Lochn augfaungan und gsogd: »Du redst jo ua komisch, warum denn des?«
I: »Ich red normal«
Geri: »Wuascht, spün ma a bissi Fuaßi?«
I: »Wos?«
Geri: »Fußboi, du gegn mi.«
I: »OK.«
Und des woa, obs es glaubts oda ned, da Beginn der engsten Freindschoft, de i jemois ghobt hob. So hob i mein bestn Freind kennanglernt. Da Geri woa fost mei Nochboar und wir woan ob dem Zeitpunkt fost jedn Tog beinaunda. Wir hom ois miteinaunda gmocht, egal wos. Nur punkto Madln homma späda natialich getrennte Oaweit gleistet, wenns (hoffentlich) vastehts wos i man.
Zu der Aussog, dass i komisch red. Des miasts so vasteh, i bin zwasprochig aufzong woan und hob bis vor a boa Tog no in Ungarn glebt. Mit da Mama hob i fost imma Ungarisch gredet, es gleiche mit die Großötan und ollen aundaren Leid do untn. Nur mit mein Papa hob i imma Deitsch gredt und der hot ned durchgehend in da Mundoat mit mir gsprochn. I hob hechstwoahrscheinlich a wengl an schiachn Akzent ghobt, bei dems da die Zechnnägl auf hoiwa drei draht hättat, desweng hot da Geri wui so lochn miasn.
Daunk eam hob i eigantlich glernt so richtig Weanarisch zu redn, weu ma uns dauand so untahoidn hom. Und weu mei Hirn ned grod es faulste is, hob i des ois relativ schnö glernt. I hob generell a Talent fia Sprochn, des is recht lässig.
An Kindergoatn hots fia uns domois ned gem, weus ned notwendig woa. Da Geri und i san jedn Tog zaumpickt, amoi hot mei Mama und amoi sei Mama auf uns gschaut. Am Aufaung woa mei Mama no daham und hot ihr Deitsch vabessert, daun hots in ana Großkuchl zum Oaweitn augfaungan. Und wenn beide Mütter moi ka Zeit ghobt hom, woan ma afoch bei meine Großötan und hom mit eanan unsan Spaß ghobt, vor ollem mitn Großvoda. Im Goatn homma imma »Räuber und Gendarm« (In da Mundoat: »Reiwa und Schandarm« – samma si ehrlich, des schaut scheiße aus) gspüt und da Großvoda woa natialich imma da Gendarm. Wenn ma neama kennan hom, samma einegrennt zur Oma und si hot scho an frischn Opfelkuchen, Opfelstrudel, Nusskuchen, Guglhupf oda wos was i fia guade Möhspeisn fia uns gmocht. Es woa wirklich supa, i kau mi üwa nix beschwern.
Olladings hob i meine aundan Großötan aus Ungarn, unsan Bauernhof, meine Schweindal, Kiah und meine Hund vamisst. Iagandwaun, i glaub, i woa scho kurz vorm Schuigeh, is amoi extremst oag gwen und i hob so vü great, weu i richtiges Hamweh noch Ungarn ghobt hob. Dauand wuit i wissn, warum ma ned auf an Besuch ummeschaun kennan. Erklär moi an fünfjährigen Kind, dass aufgrund politischer Unruhen die Grenzen extremst bewocht und nahezu unpassierbar san. Und daun erklär a no, warums di mitn Maschinengewehr daschiaßn, wennst afoch nur die Vawaundtschoft besuchn wüsd – du darasd des Kind nur vastören.
Mir is afoch nur gsogd woan, dass daweu afoch ned geht und i mi gedulden muas. Owa i hob ned nochlossn, i hob gschrian und randaliert, i wuitat vadaummt nomoi noch Ungarn ummeschaun. I wuit schaun, obs eh brav auf meine Hund schaun und wies meinen aundan Viechaln geht hätt i a gern gwusst.
Iagandwaun san da Großvoda und da Papa mit mir ins Auto gstieng und aus da Hauptstodt aussegfoahrn. Noch an Randl samma iagandwo auf ana Laundstroßn stehbliem und ob do hots ghaßn, dass ma zu Fuaß weidaschaun miasn. I glaub wir san circa zehn Minutn gaungan, daun woan ma auf an klanan Higal und i hob ned gwusst, wos do vor mir is.
A Zaun. A gaunz launger Zaun, der aunscheinend ka Ende nimmt. Groß woa er ah und aun da Spitzn is a schräg noch hintn gaungan. Und da Zaun hot lauta Stacheln ghobt. »Des muas jo wehtuan, do kau ma jo ned drüwa,« hob i ma docht. Daun hob i zwa Türme gsehng, de mi aun die Jägerstände in Ungarn erinnert hom, nur vü greßa. Do san einige Leid drauf gstaundn und hom wos Komisches in da Haund ghoidn. Mei Großvoda hot si zu mir owebeigt und gsogd:
»Schau Fraunz, desweng kennts die Großötan in Ungarn ned besuchn. Weu ma afoch ned vorbeikennan. De Leid do drübn wuin des ned, desweng mias ma auf der Seitn bleim. Und wenn ma trotzdem ummekraxln, wean de Burschn do oman auf uns schiaßn. Daun samma tot und wir kennan nix mehr mochn. Do is daun ois vorbei. Wir miasn no a bissl woatn, daun wird des ois sicha vorbei sei und wir kennan gemeinsaum ummeschaun. Vastehst, wos i man?«
I hob mitn Schädl gnickt und geng meine Tränan kämpft, i wuitat ned aufaungan zum plärrn.
Daun hot si mei Papa nem mir hinghucktl, mitn Finger in Richtung Zaun deit und gsogd: