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Andere wichtige Wasserorte waren die Stellen, wo Flüsse ineinander mündeten; sie spielen später in volkstümlichen Bräuchen eine Rolle. Es ist wahrscheinlich, dass man das Wasser als solches für eine heilige Substanz hielt. Denke nur an Tau, das geheimnisvolle Wasser, das aus dem Nichts heraus erscheint und das von den mittel- und nordeuropäischen Heiden verehrt wurde. Bis zum heutigen Tag besiegeln Bewohner des ländlichen Schottland einen Vertrag, indem sie sich die Hände über einem fließenden Gewässer schütteln; das soll bindender sein als ein schriftlicher Vertrag. In die Hand spucken, ehe man sich die Hände schüttelt, scheint einer ähnlichen Tradition zu entstammen. Und was ist mit den Heilkräften des Osterwassers, das zu Sonnenaufgang am Ostermorgen in vollkommener Stille geschöpft werden muss, eine Tradition, die man in germanisch-keltischen Ländern auf dem Kontinent findet? Viele Kelten legten bemerkenswerte Strecken zurück, um heilige Brunnen und Quellen zu besuchen und dort das Wasser einzunehmen. Auch während der römischen Besatzung ging dieser Brauch weiter. In Bezug auf die Quellenverehrung hatten die Römer mit den Kelten und den Germanen eine gemeinsame Grundlage, so dass sich ihre Kulte problemlos vermischten. Beschäftigt man sich mit den heiligen Brunnen im Rheinland, stellt man fest, dass die Ankunft der Römer die Popularität dieser Orte noch erhöht hat. Während man sich in früherer Zeit mit ein oder zwei kleinen Schreinen begnügte, findet man unter römischer Herrschaft ganze Gebäudekomplexe, viele von ihnen Herbergen, die in der Nähe der segensreichen Quelle entstanden. Die wenigsten heiligen Brunnen Britanniens geben Aufschluss über heidnische keltische Aktivitäten. Nicht etwa, weil sie nicht beliebt gewesen wären, sondern weil die folgenden Generationen, die Römer und die Menschen des Mittelalters, diese Orte so gründlich umbauten und renovierten. Unter römischer Herrschaft finden wir zahlreiche Weiheinschriften für die „Nymphen” eines Ortes. Es handelte sich dabei ursprünglich um die Göttinnen von Brunnen und Quellen; die Römer machten sich nicht die Mühe, sie beim Namen zu nennen.
Nicht nur bei heiligen Brunnen stehen die Tore zwischen den Welten offen, damit man auf die andere Seite hinüber wechseln kann. Auf ähnliche Denkweisen stößt man, wenn man die zahllosen Gegenstände erforscht, die in Flüsse, Seen und Sümpfe geworfen wurden. Von der Schweiz bis nach Schottland weihten Menschen wertvolle Gegenstände, teils alt, teils neu, und warfen sie in die Tiefen. Manche wurden absichtlich zerstört oder beschädigt, wie um ihren Wert in dieser Welt zu verringern, oder um klar zu machen, dass sie nicht mehr von Menschenhand benutzt werden sollten. Ringe, Armreifen, Torques, Schwerter, Schilde, Rüstungen, Helme, Kessel, Trompeten, Münzen… alles wurde dem hungrigen Wasser anvertraut. Man kennt das von vielen keltischen Völkern, aber der Brauch selbst scheint um einiges älter zu sein, wenn man bedenkt, dass in manchen Gegenden neusteinzeitliche Bauern Feuersteinwerkzeuge in Flüsse warfen und die Leute der Bronzezeit eifrig Waffen und ähnliche Güter opferten.

Bronzeamulette aus verschiedenen Gräbern (nach Pauli)
Oberste Reihe: Esslingen, Sirnau. Alle übrigen: Stuttgart, Uhlbach
In Britannien fließen die meisten Flüsse, die solche Opfergaben enthalten, ostwärts. Ronald Hutton schreibt von einem seltsamen Muster, das im Hinblick auf britannische Opfergaben zwischen 1200 und 400 vor unserer Zeit sichtbar wird. In dieser Periode wurden Schilde und Gefässe fast immer in Sümpfen und Teichen versenkt, während Schwerter in Flüsse geworfen wurden. Halsbänder wurden in beiden Orten nicht gefunden. In der mittleren Eisenzeit wurden die Wasserhorte Britanniens weniger populär, während in der späten Eisenzeit (die etwa 100 vor unserer Zeit in Britannien begann) Schwerter durch Kessel als populärste Opfergabe ersetzt wurden und die Zerstörung der Gegenstände vor dem Versenken zum allgemeinen Brauch wurde. Die Opfergabe war etwas, was man teilte; eine Geste des Dankes für den Reichtum oder Sieg, den die Götter geschenkt hatten.
Natürlich bleibt die Frage, wer genau die Opfergaben darbrachte und in welcher Absicht. Warum finden wir verblüffend wertvolle Waffen in Flüssen, wenn im Vergleich dazu so mancher Kriegerhäuptling mit minderwertigen Waffen begraben wurde? Wie sollen wir die Aussagen von Strabo und Diodorus Siculus deuten, die anmerken, dass die gallischen Völker Schätze und Beute, die sie im Krieg gemacht hatten, in Teiche zu werfen pflegen, als Opfergaben für die Götter? Was ist mit den Holzstatuen mit den goldenen Torques, die in den Schweizer Seen (Genf, Villeneuve) gefunden wurden? Oder, um mal eine der ekligeren Opfergaben zu betrachten, welche Bedeutung hatten die Masken, die aus der behaarten Haut von Männerbeinen angefertigt worden waren und die man mit einiger Regelmässigkeit in norddeutschen Sümpfen gefunden hat, aber auch im südlichen (keltischen) Deutschland und in der Schweiz (Rosenheim, Singen und am Chiemsee)? Und, als letzte, aber ganz und gar fiktive Idee, was ist mit König Arthur, der sterbend anordnete, dass sein heiliges Schwert in den See geworfen werden sollte? Es wäre einfach, Opfergaben für Flüsse und Seen zu verallgemeinern, es könnte aber auch in die Irre führen. Obwohl der Brauch weit verbreitet gewesen zu sein scheint, kann er in verschiedenen Ländern durchaus auf verschiedene Weise interpretiert worden sein. In manchen Fällen sind die Gegenstände, die in Flüsse und Teiche geworfen wurden, den in Gräbern gefundenen sehr ähnlich. Könnte der Fluss als eine Art Grab fungiert haben? In dem Fall wäre dann die Asche der Toten schon lange fortgespült worden, während die Grabbeigaben erhalten sind.
Das Einzige, dessen wir uns sicher sein können, ist, dass die Orte, an denen die Unterwelt nah war, bei einer Anzahl von Ritualen genutzt wurde, bei denen Opfergaben irgendeiner Art dargebracht wurden. An jedem dieser Orte ist der Schleier zwischen den Welten sehr dünn. Das trifft sozusagen auch physisch zu – man braucht kein Loch zu graben, man kann einfach etwas hineinwerfen, und plopp – ist es verschwunden. Das gilt übrigens auch für Geisteszustände.
Nur wenige natürliche Phänomene haben eine so hypnotische Qualität wie das Beobachten kleiner, auf der Oberfläche zitternder Wellen an einem abgeschiedenen See. Betrachte die Wellen, wie sie am Ufer anlaufen. Erlaube Deinen Augen, sich zu defokussieren, und beruhige Deinen Geist. Wenn Du möchtest, kannst Du Deinem Körper oder Kopf erlauben, sich leicht zu wiegen; das ist nützlich, um die Trance auszubauen. Versuche es mit verschiedenen Geschwindigkeiten; langsames Wiegen lässt das Bewusstsein tief und ruhig werden, während schnelles Wiegen leicht zu Schütteln, Zittern und wilden, erregten Trancestadien führen kann. Bei Wasser und dem besänftigenden Glitzern des Lichts auf der Oberfläche kann eine langsame Trance passender sein. Lasse Deine inneren Stimmen langsamer werden und allmählich verstummen. Schon bald wird der sanfte Rhythmus des Wassers einen traumähnlichen Trancezustand herbeiführen. Betrachte die sich spiegelnden Zweige und Bäume im Wasser, blicke nach unten und sieh die Wolken vorbeiziehen. Oder betrachte die Wasseroberfläche, wenn ein sanfter Regenschauer sie in eine Mandala sich ewig erneuernder Kreise verwandelt. Was ist mit dem Glitzern von Sonnenlicht? Leere Deinen Geist, umarme die Stille und sieh.
Trancen müssen nicht immer eigens herbeigeführt werden; unter bestimmten Bedingungen ergeben sie sich natürlich. Die Seher der Antike wussten ebensoviel über die Mechanismen des Bewußtseins wie moderne Forscher, sie wussten, dass bestimmte natürliche Phänomene Trancen induzieren können, wenn man sich ihnen geduldig und mit offenem Geist nähert. Wie Du später noch lesen wirst, sagten manche Seher wahr, indem sie die Wasserwirbel in Flüssen betrachteten. Irische Poeten pflegten das Reich zu besuchen, wo Erde und Wasser sich treffen, um wahrzusagen und zu prophezeien.
Wer immer sich einem heiligen Brunnen, einer Quelle, einem See oder Fluss näherte, hatte gute Chancen, einen massiven Bewusstseinswandel zu erleben, vorausgesetzt, er näherte sich mit ruhigem, aufnahmebereitem Geist. Du kannst das auch.
Welche Götter ruhen in den Flüssen in Deiner Nachbarschaft? Wie sahen diese Flüsse in früheren Zeiten aus? Wer wird Deine Träume empfangen? Welche Gaben würdest Du ihnen darbringen, und welche Botschaft möchtest Du für die aufschreiben, die unter der Oberfläche leben? Worauf willst Du sie schreiben? Blei ist keine besonders elegante Lösung, und die meisten Holzarten schwimmen. Du könntest etwas Lehm nehmen, ihn glatt streichen, Deine Botschaften oder Sigillen einritzen, ihn eine Weile trocknen lassen und dann der bodenlosen Tiefe anvertrauen. Was verbirgt sich am Grunde des Brunnens, des Schachtes, der Höhle oder der glitzernden Wasser des Flusses? Was verbirgt sich unter der Oberfläche des Bewußtseins?
Übung: Hinab in die Tiefe
Wasser ist eine erstaunliche Flüssigkeit. Denn Wasser kommt herum. Es kreist um die ganze Welt und geht beständig durch alle Lebewesen. Seit dem Anfang unserer Erde ist das Wasser praktisch erhalten geblieben. In diesem Augenblick hast Du Wassermoleküle im Körper, die in den Urmeeren die ersten Lebewesen berührten, in denen Trilobiten tollten, die durch Saurierblasen gingen und die in der Eiszeit Nordeuropa überzogen. Du enthältst Moleküle, die im Indus und Ganges waren, im Huang He, im Yangzi, im Nil, im Orinoko, Mississippi, Rhein, Donau, Wolga und jedem anderen Fluss und Meer der Weltgeschichte. Und in Dir sind genau jetzt Moleküle, die in sämtlichen (!) Menschen der Vorgeschichte, des Altertums und des Mittelalters waren. Egal, wo auf der Erde. Nur das Wasser, das durch die Menschen der letzten Jahrhunderte ging, hat sich noch nicht überall verbreitet. Doch das ist nur eine Frage der Zeit. Denn Wasser kommt herum. Und es ist ungeheuer voll mit Information.
Im letzten Kapitel gab es eine praktische Meditation. Und ich bin sicher, dass Du sie auch gemacht hast, denn sonst ist vieles, was folgt, einfach unverständlich für Dich. Was ziemlich schade wäre. Gehen wir nochmal zum Anfang zurück. Beim letzten Mal hast Du dich in einen Grabhügel geträumt. Das ist ein nützlicher Ort mit Verbindungen nach vielen Seiten der Welt. Diesmal machen wir etwas anderes.
Such‘ Dir einen ruhigen Ort, mach es Dir bequem und gehe in eine nette und wohlige Trance. Die Sorte, in der Du Dich richtig gut fühlst. Du hast ein limbisches System, direkt in Deinem Gehirn, und ein erstklassiges Nervensystem. Sie sind dafür da, dass Du Dir die Gefühle machst, die Dich richtig weiterbringen. Beim letzten Mal haben wir Suggestionen verwendet, diesmal machen wir es anders. Denn es gibt viele Wege in Trance. Trance ist etwas ganz Natürliches. Du kennst das schon. Aber es geht noch viel besser. Zeit für eine Überraschung. Zum Beispiel Atem zählen. Leg oder setz Dich also erstmal ruhig hin und lockere Deinen Körper. Spann die Arme an und lass die Spannung wieder los. Spanne an und lockere Dich wieder. Und nochmal. Loslassen tut gut. Und den Rest des Körpers gerade mit. Besonders den Bauch, die Brust und den Kopf. Wann war Dein Gesicht das letzte Mal so richtig weich? Jetzt ist eine gute Gelegenheit. Lass ein Lächeln durch Deinen Körper gehen. Ein richtig gutes, intensives Lächeln, das Dich mit Freude erfüllt. Und noch stärker. Sowas entlädt Endorphine. Lächle in Deinen Körper während er locker und weich wird. Arm rechts weich und schwer, Arm links ruhig und locker, Bein rechts ruhig und schwer und so weiter. Und verwende eine wohlige, ruhige und relaxte innere Stimme die immer ruhiger und langsamer wird. Ganz langsam. Sanft und behutsam. Mit jedem Ausatmen nur ein paar Worte.
Und jetzt fühlst Du in Deinen Atem hinein, wie er ganz von selbst herein und hinaus fließt. Frische Energie strömt sachte herein, alte abgestandene Luft fließt raus. Achte auf das Ausatmen. Beim Ausatmen wird Dein parasympathisches Nervensystem angeregt. Denn Ausatmen bedeutet, schwerer und lockerer zu werden und Du kannst richtig gut loslassen. Und jetzt kannst Du immer ruhiger werden. Denn Du hast viel Zeit. Du hast die Zeit Deines Lebens. Und jetzt, während Du immer tiefer in Dich herein sinkst und immer friedlicher und lockerer wirst, kannst Du langsam zählen. Eine Zahl mit jedem Ausatmen. Zähle ‘Neun‘ und fühle wie Du ruhiger wirst. Zähle ‘acht‘ und gähne richtig gut. Zähle ‘sieben‘ und lass los. Zähle ‘sechs‘ und sinke noch tiefer hinab. Zähle ‘fünf‘ und weiter geht’s in die Tiefe. Zähle ‘vier‘ und bemerke, wie gut es Dir gehen kann. Ganz natürlich und von selbst. Einfach loslassen. Jeden Atemzug ein wenig tiefer. Weiter hinab in eine erholsame, ruhige Erfahrung, in der Du ganz in die Tiefen Deiner Selbst eintauchst. Zähle ‘drei‘ und Du wirst immer einfacher. Zähle ‘zwei‘ und es geht weiter in Dich hinab. Zähle ‘eins‘ und Du genießt den Urgrund des Seins. Und zähle wieder ‘neun‘ während du ausatmest und noch tiefer gehst. Zähle ‘acht‘ und sinke sanft. Und mach so weiter bis Du in einer richtig guten Tieftrance angekommen bist. Und wenn Du glaubst, Du bist richtig angekommen, sag Dir selbst zwei oder drei mal: ‘Das nächste Mal wenn ich mich in Trance zähle, gleite ich viel schneller in einen tiefen und guten Bewußtseinszustand. Denn vom Wachbewußtsein zur Tieftrance kann es so einfach sein. Die nächste Trance wird doppelt so tief und viel besser und wohliger.‘
Funktioniert jedes Mal. Im Laufe der Zeit wirst Du lernen, in weniger als fünf Sekunden in Tieftrance zu kommen. Es ist einfach eine Frage der Übung. Du wirst überrascht sein, wie einfach das ist.
Gut. In Trance zu kommen ist eine schöne, erholsame Sache, aber viel wichtiger ist, was Du darin machst. Du willst ja nicht nur relaxen, sondern auch etwas Neues lernen. Du bist also tief innen drin und Dein Körper fühlt sich angenehm ruhig und locker. Umwelt ist da draußen, die Körperperipherie ist da draußen, Alltagsgedanken sind da draußen, alles weit weg. Denn hier wo Du bist ist alles einfach und klar. Und Du bist ganz weit unten in Dir drin. Manchmal muß man in sich hineingehen um richtig raus zu kommen. Stell Dir vor, dass Du Deinen Körper verlässt. Vielleicht gleitest Du hinaus. Vielleicht drehst Du Dich heraus. Oder Du stellst Dir einfach vor, dass Du Deinen Körper da ruhen siehst, bevor Du zu reisen beginnst. Oder Du öffnest eine Tür aus Deinem Inneren, die in eine andere Welt führt. Es gibt so viele Wege. Jeder ist eine Metapher, aber jede Metapher enthält eine ganz eigene Wahrheit.
Welche Geschichte willst Du heute erleben? Mach es eine lebenswerte Geschichte. Denk Dir eine Tür zur Anderswelt. Vielleicht ist es ein ruhiger See. Nebel gleiten über die Oberfläche, Seerosen blühen und ein Reiher schreitet leise durch das taunasse Schilf. Oder denk Dir eine Quelle. Die Wasseroberfläche kräuselt sich, und ein sanftes Rinnsal strömt über die satte, saftige, feuchte Erde. Oder ein Wasserfall. Hinter dem rauschenden, perlenden, schaumigen Vorhang liegt eine Höhle, die Dir den Weg zu neuen Erfahrungen eröffnet. Und wie wäre es mit einem Sumpf? Einem heiligen Ort wo nass und trocken ineinander übergehen, wo jeder Schritt so leicht sein muss wie eine Feder. Wo der Boden gurgelt, wo Binsen im Zwielicht schwanken und nachts Glühwürmchen über das Wasser gleiten. An solchen Orten ist der Schleier zwischen den Welten dünn. Du kannst hindurch gehen, und lernen was Dich auf der anderen Seite erwartet.
Oder ein gewaltiger Strom. In der Anderswelt kannst Du unter Wasser atmen. Du kannst mit der Strömung treiben und hinauf zum Himmel schauen. Zu den Weiden und Erlen die das Ufer säumen. Zu den Vögeln die weit über Dir fliegen. Du kannst den Fischschwärmen folgen, den Ottern beim spielen zusehen, und eine Ruhe finden, die Dich durch und durch erfrischt. Und Du kannst die Göttin des Flusses erleben, wie sie, auf Hunderten von Kilometern gleichzeitig, das ganze Land mit Segen erfüllt. Vielleicht möchtest Du mit ihr verschmelzen. Götter sind da, um erlebt zu werden. Und das selbe sagen die Götter über die Menschen. Wir kommen in einander nach Hause, denn Bewußtsein ist eins und überall.
Diese Trancen laden zur Wiederholung ein. Jedes Mal wenn Du hierher zurück kehrst, werden Deine Erlebnisse intensiver sein. Die Welt der Träume und Imagination wird stabiler, wenn Du sie oft besuchst. Und Dein Erleben wird intensiver, je mehr Du Deine inneren Sinne einbringst. Fühle das Wasser, höre seinen Klang, genieße seinen Geschmack und Geruch. Bring Dich ganz in Deine Vision ein. So wird die Anderswelt real für Dich.
Hier gibt es viel zu erleben, viel zu lernen und zu staunen.
Die Anderswelt wird Dich in vielem überraschen. Denn hier ist der Ort, an dem verborgenes Wissen ins Bewußtsein kommt. Hier ist die Chance, Dich selbst in anderer Form zu erleben. Und hier ist die Gelegenheit, Dich und die Welt neu zu erschaffen. Du kehrst verwandelt zurück. Gute Dichter, Barden, Künstler und Zauberer werden in der Anderswelt geboren. Immer und immer wieder.
Und wenn Du genug hast, kehre einfach auf dem selben Weg zurück. Schließe alle Türen und Durchgänge sorgfältig, komme in Deinen Körper nach Hause und fühle Dich wohl. Sag Dir ‘die nächste Trance erlebe ich noch intensiver.‘. Und jetzt kannst Du in die andere Richtung zählen. Zähle ‘eins‘ und merke wie Du wacher wirst. Zähle ‘zwei‘ und spüre wie Deine innere Stimme schneller wird. Zähle ‘drei‘ und strecke Deine Arme und Beine. Zähle ‘vier‘ und räkele Dich nach allen Seiten. Zähle ‘fünf‘ und Dein Atem wird tiefer und schneller und all der frische Sauerstoff geht belebend in Dich ein. Zähle ‘sechs‘ und Du steigst immer weiter auf, zur Oberfläche des Bewußtseins. Zähle ‘sieben‘ und Deine Augen öffnen sich. Zähle ‘acht‘ und Du bist frisch und wach und klar da. Zähle ‘neun‘ und Du setzt Dich auf, völlig erfrischt und neu und dieses gute Gefühl durchströmt Dich. Zähle ‘zehn!‘ und Du bist klarer und wacher als je zuvor. Willkommen in der Welt!
Und wenn Du das Ganze richtig erden willst, denn gute Magie will geerdet sein, mach bald einen Ausflug an einen Fluß, See oder Sumpf, um das Wasser auch vom Diesseits zu erleben. Das verbindet die Welten.

Kultplätze
Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob ein Kultschacht innerhalb einer Viereckschanze nun als Opfergrube gedacht war oder einfach als Brunnen diente. Bei Ausgrabungen in einer Viereckschanze bei Fellbach-Schmiden in der Nähe von Stuttgart hat man einen „Kultschacht” gefunden, bei dem es sich definitiv um einen Brunnen mit holzverkleideten Wänden handelt. Er hatte eine Tiefe von 20 m, und in einer Ecke lehnte sogar eine grobe Leiter. Trotzdem tut das der Heiligkeit des Ortes keinen Abbruch. Für die Kelten, die Germanen und die Völker der Bronzezeit, die ihnen vorausgingen, haftete Wasser und Brunnen immer etwas Heiliges an – und der oben beschriebene enthielt eine Anzahl von Opfergaben, darunter Tongefässe, Tierknochen und drei Holzfiguren, die einen wunderschönen Hirsch darstellen und zwei Tiere mit ziemlich langen, spitzen Hörnern – man denkt an Ziegen oder Steinböcke. Die letzteren beiden flankierten das Abbild eines Gottes, das leider verloren gegangen ist. Eine hohe Konzentration an Phosphat in bestimmten Schichten des heiligen Brunnens zeigt, dass an irgendeinem Punkt der Geschichte unfreundliche Leute eine Menge Mist in das Loch geworfen haben – eine beliebte Methode, um das Wasser zu vergiften. Düngervergiftung finden wir auch in einem Brunnen in Pforzheim, wo eine hölzerne Statue der Göttin Sirona gefunden wurde.
Uns steht kein Mittel zur Verfügung, um zu erfahren, wie viele Kultschächte ursprünglich mit Wasser gefüllt waren. Andererseits existieren viele Viereckschanzen, die keinerlei Schächte oder Gruben aufweisen, und eine hat sich kürzlich als befestigter Bauernhof herausgestellt, der keinerlei sakralen Zwecken diente. Das wirft eine Menge Fragen auf. Es war eine Zeit lang in Mode, jede halbwegs quadratische Schanze als sakral einzuordnen. Heutige Forscher sind da vorsichtiger, und wenn innerhalb einer Viereckschanze keine Spuren von Opfergaben zu finden sind, wissen sie meist nicht, was sie damit anfangen sollen. Und das trifft auf viele Viereckschanzen zu. Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass es sich um einen der wichtigsten Unterschiede zwischen den sakralen Bezirken Galliens und Süddeutschlands sowie des Ostens handelt. Gallische Viereckschanzen, speziell in Nordfrankreich, sind im Allgemeinen reich an Überresten von Opfertieren, sie enthalten zerbrochene Waffen, Kriegstrophäen und oft menschliche Knochen. Viele von ihnen machten mehrere Jahrhunderte des Wandels mit, wiederholte Neuaufbauten des Tempels inbegriffen. Obgleich die Rituale sich stark veränderten, blieben die heiligen Orte populär. Es gibt Kultorte in Gallien, die in der mittleren La Tène-Zeit populär waren und es bis in die Zeit der römischen Besatzung blieben, manchmal sogar bis hinein in das 4. Jahrhundert nach Christus.
Im Gegensatz dazu weisen die Viereckschanzen Deutschlands gelegentlich faszinierende Kultschächte oder Brunnen auf. Aber abgesehen davon findet man dort kaum Opfergaben vor, und wenn, dann sind sie oft plump, billig oder schlicht Abfall. Wenn Gebäude Teil der Schanze waren, standen sie üblicherweise an den Ecken. Sie scheinen auch nicht mehr benutzt worden zu sein, nachdem die Römer das Land erobert hatten. Was auch immer das bedeuten mag, es macht den Eindruck, dass massive religiöse Unterschiede zwischen diesen Orten bestehen. Hier zu guter Letzt eine verblüffende Frage, gestellt von Ludwig Pauli, in Bezug auf die süddeutschen Viereckschanzen. Wenn die Kelten Süd- und Mitteldeutschlands Viereckschanzen als Versammlungs- und Ritualorte nutzten, wie kommt es dann, dass die süddeutschen Kelten, die sich in der späten La Tène-Zeit in der Schweiz niederliessen, diesen wichtigen Brauch nicht auch in ihrer neuen Heimat einführten? War die Migration von einer religiösen Reform begleitet?
Heilige Haine
Du magst Dich nun fragen, was mit unseren naturliebenden Kelten passiert ist, die Bäume und Statuen in heiligen Hainen verehrten. Was macht ein Nemeton aus? Unsere römischen Quellen behaupten wiederholt, dass keltische (oder druidische) Rituale in heiligen Hainen stattfanden, abgeschiedenen bewaldeten Tälern oder sogar in Höhlen. Das mag so gewesen sein oder auch nicht, jedenfalls führte es zu der irrigen Idee, für die Kelten sei das Natürliche und das Heilige mehr oder weniger identisch gewesen, was man auch von den sogenannten Germanen behauptete. Vielleicht war das bei den Kulten der Hallstattzeit der Fall. Wo befinden sich die Kultplätze der Hallstattzeitleute? Abgesehen von den Grabhügeln und einigen verdächtigen Anordnungen von Gräben und „Prozessionsstraßen” sind nur noch einige wenige hoch aufragende Felsen übrig, wo man eine regelmässige Ritual- und Opferpraxis nachweisen kann. Es ist sehr wenig Beweismaterial, und es wirft die Frage auf, ob die Hallstattleute tatsächlich manche ihrer Rituale an wilden Orten in der Natur zelebrierten, wo ihre Aktivitäten kaum Spuren hinterließen. Wie Du weißt, existiert kein archäologisches Beweismaterial für heilige Haine als solche, da heilige Bäume und dergleichen keine Spuren hinterlassen, die spätere Generationen identifizieren können. Hinzu kommt, dass ein Hain schön und gut sein mag für Rituale kleineren Maßstabs wie Initiationen und Übergangsriten, aber war das wirklich der Ort, wo große öffentliche Rituale abgehalten wurden?
Die Wissenschaftler der letzten Jahrhunderte tendierten eher zu romantischen Visionen. Sie glaubten den römischen Berichten, die auf der Vorstellung beruhen, dass die gallischen Barbaren in der Abgeschiedenheit verborgener Waldtäler primitive Riten praktizierten. Diese Vorstellung hat einen gewissen Charme, besonders für uns heute, die wir fast alle mehr oder weniger gezwungen sind, in Städten zu leben. Je mehr Beton in unserer Umgebung auftaucht, desto stärker sehnen wir uns nach dem Frieden und dem Zauber der grünen Welt. Wir sind diejenigen, die Nemetona eine Maske aus Blättern, Beeren, Haar und Federn aufsetzen. Es ist allerdings fraglich, ob tatsächlich alle Kelten den Wald für friedlich hielten und für seinen Zauber empfänglich waren. In jenen Tagen gingen die Leute im Allgemeinen nicht spazieren, und wenn sie es doch taten, nahmen sie sich sehr in Acht.






