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Etwas Unvergessliches erlebten wir am letzten Abend: Wir baten alle diejenigen, die sich in den vergangenen Tagen für den Glauben entschieden hatten, einmal auf die Bühne zu kommen. Es war bewegend: Erst kamen einige, dann mehr und mehr, so lange, bis die Bühne bis hinten hin überfüllt war. Viele hatten Tränen in den Augen, weil sie von der Verlorenheit zum ewigen Leben durchgebrochen waren.
Wir erlebten eine Art des Dankens, wie wir sie hierzulande gar nicht kennen. So bekamen wir z. B. einen Rosenstrauß geschenkt. Eine Kostbarkeit, wenn man bedenkt, dass eine Rose umgerechnet 2,50 Euro (damals 5 DM) kostete. Und drei Rosen, das entsprach 7,50 Euro oder 15 000 Rubel (nach damaligem Kurs). Das waren immerhin etwa zehn Prozent eines durchschnittlichen Monatsgehalts! Andere wiederum brachten mit selbst verfassten Gedichten, die sie auf der Bühne vortrugen, ihren Dank gegenüber Gott zum Ausdruck. Sie freuten sich, dass sie in diesen Tagen Jesus als ihren Retter gefunden hatten. Das alles hat uns tief beeindruckt, und wir waren froh, diese Reise unternommen zu haben.
3. Universität: In den folgenden Tagen waren auch einige Vorträge an der Universität Königsberg angesetzt. Nach einem Vortrag am Mathematischen Institut stand ein Professor während der Diskussion auf und sagte: »Sie haben uns heute viel fachlich Interessantes gesagt, aber was Sie über Gott gesagt haben, das hat mich noch viel stärker beeindruckt.« Ich weiß nicht, ob wir uns eine vergleichbare Situation an einer deutschen Hochschule vorstellen können: Ein Professor steht vor versammeltem Auditorium auf – vor Studenten, Assistenten und Kollegen – und bekundet sein größeres Interesse an Glaubens- denn an Fachfragen. Übrigens: In dem Hörsaal hing ein großes Porträt von einem der bedeutendsten deutschen Mathematiker, David Hilbert21 (1862-1943). Darunter stand in großer deutscher Antiqua-Schrift sein viel zitierter Satz »Wir müssen wissen. Wir werden wissen.«
Hinweis: Später waren wir noch dreimal im nördlichen Ostpreußen und haben immer wieder – wie auch die noch folgenden Einzelberichte zeigen – Gottes gnädiges Handeln erfahren. Diese überwältigende Aufgeschlossenheit gegenüber dem Evangelium haben wir bei den Folgereisen allerdings nicht mehr so erlebt.
2.4 Vom Professor für Atheistik zum Radiomissionar
Es war im Mai 199222, als wir zu Vorträgen in Karaganda23 in Kasachstan unterwegs waren. Im überfüllten Hörsaal der Universität sind offenbar Menschen aus allerlei Völkern der ehemaligen Sowjetrepubliken. Ich sehe ganz verschiedene Augenformen, auch Schlitzaugen – das müssen Kasachen, Kirgisen, Tataren, Usbeken oder auch Russen sein.
In meinem Vortrag »Wozu gibt es Sterne?« bringe ich zahlreiche astronomische Details; im zweiten Teil gehe ich auf den ein24, der die Sterne geschaffen hat: Jesus Christus. Der Schöpfer ist auch der Retter; es ist der Mann von Golgatha, der für uns am Kreuz starb, um Sündenvergebung zu ermöglichen. Am Ende des Vortrags frage ich in den Hörsaal hinein: »Wer möchte die Botschaft Jesu für sich persönlich annehmen? Wer möchte sich durch Jesus erretten lassen?« Ich kann es kaum fassen: Erstaunlich viele Leute stehen auf; es sind etwa die Hälfte aller Hörer. Nach einem abschließenden Gebet verspreche ich allen mehrere evangelistische Bücher und eine Bibel. Viele Hände strecken sich uns entgegen, um das versprochene Geschenk entgegenzunehmen. Schnell bildet sich eine Schlange von Studenten, die sich ein Autogramm des Autors in ihrem Buch wünschen.

Teil eines handschriftlich angefertigten Werbeplakats für die Vorträge (Original in DIN A0) in Russland. Auch das Bild wurde aufgrund eines Passbildes als Federzeichnung ausgeführt.
Wenn wir von solchen Reisen zurückfliegen, frage ich mich oft, wie das Gehörte auf die Menschen im Nachhinein wohl wirken mag? Ist dann alles schnell verflogen, oder gibt es bleibende Frucht? Nie wird es darüber eine Statistik geben. Das alles weiß wirklich nur der Herr, der uns in seinen Dienst gestellt hat.
Zwei Jahre später sind wir wieder in Karaganda, und wieder ist ein Vortrag an derselben Universität angesagt. Wie es so landesüblich ist, suchen wir zunächst den Rektor auf, der uns zu einem kurzen Willkommensgespräch empfängt. Dann geht es in den Hörsaal, und ein Professor namens Pawel Kulikow stellt uns den Studenten als Gäste aus Deutschland vor. Ich traue meinen Ohren nicht, als ich seine einführenden Worte höre:
»Ich begrüße den deutschen Wissenschaftler Professor Gitt, seinen Übersetzer Dr. Tröster und die mitgekommene Begleitung. Vor zwei Jahren war er bereits hier gewesen und hatte einen Vortrag über die atemberaubende Größe und Vielfalt der Sterne gehalten. Ich saß damals inmitten der Studenten und wartete auf das, was dieser Mann aus Deutschland uns wohl sagen würde. Was es in diesem Hörsaal noch nie gab: Mit freundlicher, aber entschlossener Stimme lud er uns ein, eine Entscheidung für Christus zu treffen. Als Zeichen der Annahme standen damals viele Studenten auf. Ich wusste überhaupt nicht, was mit mir geschah. Plötzlich erhob ich mich auch, obwohl ich gar nicht begriff, was ich da tat. Es war eine merkwürdige Kraft, die mich geradezu schob. Ich hatte auch die Bücher mitgenommen, die damals verschenkt wurden, und begriff erst später, was es mit diesem Aufstehen auf sich hatte: Ich hatte für Christus eine Entscheidung getroffen. Ihr kennt mich. Ich lehrte viele Jahre das Fach ›Atheistik‹25 an dieser Uni. Jetzt bin ich Christ. Ihr bekommt heute auch die Chance, euch zu entscheiden. Tut es!«
Gott hatte jemanden überwunden, der ein überzeugter Gottesleugner26 war und der jahrelang den Studenten mit wissenschaftlichen Argumenten beigebracht hatte, dass es keinen Gott gibt. Mir wurde bewusst, wie weitreichend doch Gottes Retterliebe ist. Hier gilt, was uns Jesus in Lukas 18,27 sagt: »Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.«
Wir erfuhren später, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion das Fach »Wissenschaftlicher Atheismus« abgeschafft worden war. An seine Stelle trat die Vorlesung »Geschichte des Atheismus und der Religionen«. Zu diesem neuen Fach gab es keinerlei Lehrmittel. So verwendete er das von mir geschriebene Buch »Und die anderen Religionen? «, das es auch in Russisch gibt. Es ist ein durch und durch evangelistisch konzipiertes Buch. So missioniert der frühere Professor für Atheistik nun in seinen Vorlesungen. Er hat später eine Radiomission für Kasachstan gegründet, um viele Menschen in der Landessprache mit dem Evangelium zu erreichen.
2.5 Die Kirgisin, die in letzter Sekunde den Himmel fand27
Vor einigen Jahren28 waren wir mit einigen Mitreisenden zu einer evangelistischen Vortragsreihe im Theater in Bischkek, der Hauptstadt Kirgisiens, eingeladen. Am letzten Abend – es war ein Donnerstag – ging es um die Frage: »Wie komme ich in den Himmel?« Der Vortrag und auch alle Nachgespräche waren bereits beendet, und der Hausmeister stand schon mit seinem Schlüsselbund bereit, um den Saal abzuschließen. Da kam in letzter Sekunde eine Kirgisin auf die Bühne und stellte erregt die Frage: »Stimmt es wirklich, dass man ohne Jesus nicht in den Himmel kommen kann?« Ich bestätige ihr das. – »Aber wenn ich zu Jesus komme, dann wird mir Allah böse sein.« Wie konnte ich dieser suchenden Frau mit muslimischem Hintergrund das kurz erklären? Ich sagte: »Wissen Sie, diesen Allah gibt es gar nicht. Weil Sie in diese Religion hineingeboren sind, haben Sie von Allah gehört, er ist aber lediglich eine Erfindung von Menschen. In Afrika glauben viele Leute an böse Geister. Wenn diese Menschen von Jesus hören und sich für ihn entscheiden, verlieren sie alle Angst vor ihnen. Sie gehören dann zu Jesus und gewinnen den Himmel. Sollte das für Sie nicht genauso gelten?« – »Sagen Sie, wie kann ich diesen Jesus finden?« – »Sie haben die beste Frage gestellt, die man überhaupt stellen kann.« Ich erklärte ihr den Weg zum Herrn. Immer noch auf der Bühne stehend, beteten wir in dem inzwischen leeren Theater. Sie hat ihr Leben an der Person Jesu festgemacht und damit den Himmel gebucht.
In Anbetracht der Umstände war dies wohl das kürzeste Bekehrungsgespräch, das ich je geführt habe. Wenn Gott eines Menschen Herz öffnet, sind nicht mehr viele Erklärungen nötig.
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