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Die Pause war wie ne Regenerationsdusche. Der Apfelkuchen fürs Frühstück morgen ist fertig, grünen Spargel und Frühlingszwiebeln für den Rotbarsch im Gemüsesudpäckchen vorbereiten, Alufolie für die Schiffchen ist ausreichend da. Okay. Curry-Huhn-Ananas-Soße für die Farfalle köchelt vor sich hin, ich nehm ne Kostprobe – passt. Fast. Vielleicht noch ne Prise Muskat, ich schnuppere am Glas. Na ja, das Aroma schwächelt … Egal, nehm ich halt ne Prise mehr, was Paps nicht weiß … Hmm, perfekt. Ich stell den Topf bis zum Abend in den Kühlraum. Wo ist die Tomatensoße? Steht eine ausreichende Menge im Kühlschrank. Ja dann, um den Rest soll sich Niveo kümmern.
Ist zwar kein Fünf-Sterne-Menü, aber ich bin zufrieden. Die Gäste offensichtlich auch, die Auswahl der drei Menü-Alternativen wird relativ ausgeglichen angenommen. Beim Hauptgang schielen ein paar Fleischfetischisten neugierig, wenn nicht sogar neidisch von ihrem Kalbsschnitzel in Weißweinsoße auf die Teller mit den Alupäckchen samt Rotbarbe und Spargel. Ohne falsche Bescheidenheit – es schmeckt so gut, wie es aussieht. Hat Niveo bestätigt, Carlo hat’s gnädig abgenickt und die Gäste loben den Koch in den höchsten Tönen. Ich bewahr mir natürlich absolutes Pokerface. Wenn die wüssten, dass seit gestern eine 26-jährige Deutsche den Chefkochposten übernommen hat! Na ja, das Geheimnis wird sich früh genug rumsprechen, einige von den Stammgästen wissen es eh schon.
Endlich. Der Speisesaal ist verlassen, die Tische bereits eingedeckt fürs Frühstück, die meisten Gäste sind unten im Ort, ein Elvis-Presley-Imitator macht die Promenade unsicher und sorgt für leere Hotelterrassen. Verschnaufpause fürs Personal, wozu ich mich seit zwei Tagen auch zählen darf. Ich bereu’s nicht, wäre aber nix für immer. Die Hände im Nacken verschränkt, lehn ich mich im Stuhl zurück und strecke die Beine unterm Tisch aus. Tut gut, war ein ereignisreicher Tag. Ich gähne ausgiebig. Von den anderen lässt sich keiner blicken, nur Greta wirft ab und zu einen Blick raus zu den Gästen, zwei Pärchen, Mitte 50, die einträchtig unter der Markise sitzen und am Wein nippen. Sie macht aber keine Anstalten, sich zu mir zu gesellen. Was treiben die lieben Kollegen alle? Ich steh auf. Müdigkeit kontra Neugier. Vinc würde bös ablästern, so viel ist klar. Aber er ist nicht da, also kann er mich auch nicht aufhalten. Noch ein Brüller für Vinc. Die Idee, dass er mich aufhalten könnte, würde seinen Spott über meine Neugier noch toppen. Vinc’ Quasi-Anwesenheit belebt mich. Gut gelaunt mach ich mich auf die Suche nach den Rinaldis. Keiner da im gesamten Rezeptionsbereich. Auch Greta ist wieder verschwunden. Okay, dann sind sie sicher oben, in den privaten Räumen der Familie. Ein Appartement für Mia, eine Wohnung für Greta und Adriano, plus Laura und Davide. Und einen Bereich für die Eltern. Nach der Saison ziehen die Alten in ihr Haus in Tremosine, Mia will nach Mailand, hat Greta mir erzählt … Beim jetzigen Stand der Dinge hab ich da allerdings Zweifel. Aha, die Tür zum Privatbereich steht offen, aus dem hinteren Teil dringen Stimmen. Unschlüssig bleib ich vor der angelehnten Tür stehen. Sie sind in Gretas Wohnung, was mir irgendwie die Legitimation zum Eintreten erteilt, wie ich finde. Die Tür wird von innen aufgerissen, ich spring erschrocken zur Seite. Greta stürmt an mir vorbei. »Dicke Luft«, raunt sie mir zu und eilt nach unten. Ich geh rein und bleib erst mal im Flur stehen. Die Versammlung findet in der Wohnküche statt.
»Was willst du uns so dringend sagen, Mia?«, fragt Adriano.
Den gestressten Ton kenne ich von heute früh, am Pool. Klar, unten warten die Gäste.
»Beruhige dich!«, ruft Mia aufgebracht. »Ich habe gesagt, dass ich auf Niveo warte.«
»Niveo, Niveo, draußen sitzen Gäste, die wollen bedient werden. Wir leben schließlich alle von ihnen.«
»Jaja, die Leier kenn ich!« Mia scheint jetzt wirklich wütend zu sein. »Einmal! Einmal bitte ich euch um etwas! Und das ist schon zu viel!«
»Entschuldige, Schwesterchen«, beschwichtigt Adriano, »aber du weißt ja, wie das ist. Uns gibt es halt nicht während der Saison.«
Greta erscheint wieder auf der Bildfläche, im Schlepptau Niveo. Na endlich, denk ich, und quetsch mich unauffällig hinter ihnen in die Küche.
»Doro, gut, dass du da bist«, platzt Adriano heraus, als er mich sieht – so viel zum Thema unauffällig! –, »kannst du unten übernehmen?«
»Nicht nötig«, wehrt Greta ab, »ich habe die Klingel auf die Theke gestellt und den Gästen Bescheid gesagt. Die sind erst mal versorgt. Wenn es läutet, kannst du ja gehen, okay?«
Die Frage gilt mir, ich nicke, will die Aufmerksamkeit nicht weiter auf mich lenken, sonst kommt noch einer auf die Idee, dass ich nicht zur Familie gehöre – wo ich das Ganze doch nur ungern verpassen würde. Ist ja irgendwie auch ne Personalversammlung …
Niveo lehnt neben Mia an der Küchenzeile, Adriano und Greta sitzen mit den Eltern am Tisch und schauen die beiden gespannt an. An den Türrahmen gelehnt, harre ich der Dinge. Wenn die wüssten, was ich weiß, dann wären sie nicht so ruhig.
Mia fasst nach Niveos Hand. Mir entgeht das minimale Zucken von Vittorios Augenbrauen nicht.
Mia räuspert sich. »Papà, mamma, ich wollte es allen zusammen sagen, um den ewigen Heimlichkeiten ein Ende zu machen. Niveo und ich, wir lieben uns und wir wollen heiraten.«
Stille. Jetzt zucken nicht nur die Augenbrauen vom alten Rinaldi, sein ganzes Gesicht ist in Aufruhr. Aber er sagt keinen Ton. Kein gutes Zeichen, befürchte ich. Mia schluckt, wirft einen kurzen Blick zu Niveo. Der drückt ihre Hand, überlässt aber ihr das Reden. Ist wahrscheinlich auch gesünder für ihn, wenn ich das aufziehende Gewitter in Vittorios Miene richtig interpretiere. Die Ruhe vor dem Sturm.
Mia räuspert sich. »Tut mir leid, wenn es für euch überraschend kommt, aber es ist beschlossene Sache. Fürs Erste wollen wir bei Niveos Familie leben. Vielleicht eine Pizzeria eröffnen oder ein kleines Hotel. Wir werden uns irgendwie durchschlagen. Schließlich können wir nicht alle im und vom ›Magdalena‹ leben.« Mia holt tief Luft. Ich seh ihr an, wie froh sie ist, endlich alles gesagt zu haben. Na ja, fast alles.
Die Luft im Raum vibriert förmlich, ich trau mich kaum noch zu atmen. Francesca scheint das auch zu spüren, sie legt ihre Hand beschwichtigend auf die ihres Mannes. Aber das Gewitter lässt sich nicht mehr aufhalten, es entlädt sich mit voller Wucht.
»Du willst diesen Habenichts heiraten? Diesen dahergelaufenen Mitgiftjäger?« Vittorios Stimme ist gefährlich leise. »Sind denn alle meine Kinder verrückt?« Ein Seitenblick trifft Adriano, wandert weiter zu Greta.
Also, das ist echt hart! Gretas Mund ist nur noch ein dünner Strich. Am liebsten würde ich diesem italienischen Obermacho an die Gurgel springen, aber damit würde ich Greta keinen Gefallen tun. Außerdem sollte das Adrianos Part sein. »Du bist unfair! Ich liebe Niveo und er will nicht mein Geld! Was habe ich denn auch? Einen Anteil am Hotel, den ich niemals verwenden kann!«
Vittorio springt auf, die geballten Hände auf den Tisch gestützt. »Du bist mit Hugo Scalieri verlobt, vergiss das nicht!«, brüllt er, dass ich befürchte, seine Halsschlagader platzt.
»Das war euer Arrangement! Hugos Vater und du, ihr wollt das! Wir waren damit nie einverstanden. Wir suchen uns unsere Partner selber! Verdammt, papà, wir leben im 21. Jahrhundert!«, schreit Mia zurück.
Hätte gar nicht gedacht, dass in dem zarten Persönchen so eine Energie steckt. Und so eine Wut. Ich freu mich über diese Gegenwehr, ist ganz schön mutig. Und längst überfällig.
»Nicht einverstanden! Lächerlich! Du hast dich von diesem Gockel um den Finger wickeln lassen! So sieht’s aus. Liebe …« Vittorio schnaubt verächtlich. »Wir haben Traditionen. Und dazu gehört, dass man zu seinem Wort steht! Du ziehst unsere Familienehre in den Dreck!«
»Da musst du gerade reden!«, ruft Mia.
»Jetzt ist es genug. So redet meine Tochter nicht mit mir! Geh auf dein Zimmer! Und du«, er stößt seinen Zeigefinger in Richtung Niveo, »pack deine Sachen und verschwinde aus meinem Hotel! Und lass die Finger von meiner Tochter, sonst …«
Niveo kann sich nicht mehr beherrschen. Er tritt einen Schritt vor. »Sonst?«, flüstert er drohend.
Mia, sag doch endlich, dass du schwanger bist, denk ich angespannt, der Babybonus zieht immer bei den Großeltern. Aber Mia denkt anscheinend nicht daran, diesen Punkt ins Spiel zu bringen.
»Komm, Niveo, wir gehen«, sagt sie leise, mit gesenktem Blick.
Niveo folgt ihr, hochrot im Gesicht.
Warum wehrt er sich nicht? Lässt sich einfach so beleidigen? Ist es wegen Julian Weigel? Hat er etwas mit dem Tod des Gastes zu tun? Vielleicht hat er ihn gekannt und sie hatten Streit?, rasen mir die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf. Jedenfalls kann ich mir keinen Reim darauf machen, warum Mia nichts von der Schwangerschaft gesagt hat.
Unten schlägt die Klingel an. Das Zeichen für meinen Aufbruch. Muss später Greta ausquetschen …
Mittlerweile sind ein paar Gäste zurück, wahrscheinlich geflohen vor den Menschenmassen oder vielleicht vor »Elvis«? Will ja keinem was unterstellen, aber solche Eventkünstler sind manchmal mit mehr Selbstbewusstsein als Talent gesegnet.
Es ist erst elf, als Adriano mich ablöst, und ich bin so platt, dass ich nur noch ins Bett will. Okay, vorher noch Vinc anrufen … Ich nehm mir eine Flasche Orangenlimo mit hoch – und ein Fläschchen Campari Soda, samt Glas und Eiswürfel. Gerade, als ich mich gemütlich auf dem Balkon einrichte, geht drüben bei Niveo das Licht an. Er ist nicht alleine. Ich höre seine Stimme und die von Mia, kann aber nichts verstehen, obwohl ich mich sehr bemühe. Das ist jetzt blöd! Hier draußen fühl ich mich nicht mehr abhörsicher, immerhin will ich Vinc einige pikante Details erzählen. Nützt nichts, ich pack mein Zigarettenpäckchen, nippe am Campariglas und mach mich auf den Weg nach unten. Hinterm Hotel, bei den Parkplätzen, bin ich ungestört. Ich geh noch ein Stück weiter, hoch zu dem Weg, der zu den Olivenhainen führt. Von dort hab ich das Hotel im Blick – und im Notfall hört man mich schreien. Tja, bin zwar neugierig, aber nicht sehr mutig, vor allem, wenn’s dunkel ist.
Ich läute Vinc aus dem Schlaf. »Schatz, ich will morgen früh los und war schon im Bett«, brummt er ins Telefon.
»Tut mir leid, Vinc, aber ich muss dir so viel erzählen.«
»Oh Gott, das auch noch! Doro, du schaffst mich.« Belustigt? Resigniert? Wahrscheinlich beides, wie ich ihn kenne.
Gnadenlos weih ich ihn in die Familieninterna ein, inklusive Schwangerschaft und angeblicher Verlobung oder Entlobung.
»Äh …«
Es dauert ein wenig, bis diese hochbrisanten Informationen Vinc’ kognitive Schaltzentrale erreicht haben.
»Ja …«
Ich seh ihn förmlich vor mir, wie er sich durch seine nackenlangen Haare fährt und wahrscheinlich gerade sehr bereut, nicht auf dem Australientrip bestanden zu haben.
»Wär viel zu teuer gewesen.«
»Hä? Was?«
»Australien. Komm, Schatz, ich weiß doch, was du gerade gedacht hast«, flöte ich durchs Telefon.
Vinc lacht los. Ich halte das Handy ein Stück vom Ohr weg und warte, bis er sich beruhigt hat.
»Geht’s wieder?«, frag ich dann sanft.
»Ja, ich denke schon.« Er japst noch einmal, dann hat er sich wieder unter Kontrolle.
»Mann, Doro, kannst du dich nicht mal nur um deine Angelegenheiten kümmern?« Das ist jetzt ganz sicher Resignation.
»Was kann ich denn dafür? Gar nichts. Außer, dass ich hier gerade anwesend bin …«
»Ja, eben, das ist ja das Problem«, schallt es trocken aus München.
»Morgen wirst du dir selber ein Bild machen können, und ich frag Greta, was ich sonst noch nicht weiß.«
»Das wird sie dir nicht auf die Nase binden, schließlich ist das eine Familienangelegenheit«, gibt Vinc mit skeptischem Unterton zu bedenken.
»Ja schon, aber Greta hat Redebedarf, sie ist hier allein unter Wölfen … oder besser unter der Fuchtel dieses italienischen Obergurus.«
»Doro, ich versteh dich ja, aber lehn dich nicht zu weit aus dem Fenster. Ich befürchte, dieser Vittorio hat nicht viel Verständnis für solche Übergriffe.«
»Er wird mich kaum auffressen, oder?«, widerspreche ich eigensinnig, weiß aber selber, dass ich mir den Zorn vom alten Rinaldi lieber nicht zuziehen will.
»Auffressen nicht, aber rausschmeißen sicher.«
Wo Vinc recht hat, hat er recht.
»Ja und, dann machen wir halt Urlaub. Außerdem braucht er mich, nachdem er Niveo vor die Tür gesetzt hat.«
»Jeder ist ersetzbar. Das sagst du doch selber immer.«
»Eins zu null für dich«, geb ich zu und wechsle das Thema. »Ich stell schon mal ein Fläschchen Prosecco kalt und … Schatz, ich freu mich soooo auf dich«, säusle ich und seufze theatralisch, aber ehrlich, ich mein’s auch so.
Vinc lacht. »Du tust grad so, als wärst du schon ein Jahr im Ausland!«
»He!« Ich stell mich beleidigt. »Vermisst du mich gar nicht?«
»Natürlich vermiss ich dich, mein Spatz, das weißt du ganz genau! Deshalb muss ich jetzt endlich schlafen, in fünf Stunden will ich los.«
»Super. Dann wirst du so um neun oder zehn eintreffen. Oder nimmst du die Motorradstrecke? Wenn du schon so ne tolle Maschine hast …«
»Mal sehen. Das entscheide ich spontan.«
»Egal. Genieß die Fahrt. Übrigens hab ich ein bisschen recherchiert, hier gibt’s einige interessante Touren für uns. Äh, wart mal …«
»Was ist los?«, gähnt Vinc mir ins Ohr, ich hab aber grad kein solches für Vinc’sche Zwischentöne.
»Mia und Niveo sind eben rausgekommen und gehen zum Auto«, flüstere ich, obwohl die mich weder sehen noch hören können.
»Ja und? Vielleicht wollen sie noch in die Disco«, scherzt Vinc.
»Sehr witzig. Die fahren weg! Mitten in der Nacht. Eine Tasche haben sie auch dabei, und die haben’s eilig … Das muss ich Greta sagen. Jetzt gleich. Wir sehen uns morgen, okay?«
»Zisch ab, Doro! Und Küsschen.«
»Bussi, Schatz, hab dich lieb … muss jetzt aber los!«
Vinc’ Lachen weht mir ans Ohr, bevor er auflegt. Ich gönn mir zwei Sekunden verliebtes Kribbeln im Bauch – das möcht ich nicht mehr missen. Mann, der Kerl hat mich echt am Haken!
Okay. Entschlossen vertage ich die Gedanken an Vinc. Mias kleiner roter Fiat biegt vom Parkplatz auf die Straße. Ich renn das kurze Stück zum Hotel und wäre beinahe in ein Auto gerannt, das wie aus dem Nichts aus der Einfahrt des Nachbargrundstücks schießt.
»Idiot«, ruf ich ihm erschrocken hinterher. »Schalt gefälligst dein Licht ein!«
Wieder so ein Bonzenschlitten, genau wie gestern. Definitiv kein Tourist. Gibt anscheinend genügend Italiener mit nem Haufen Kohle, aber ohne Manieren. Hmm … ich schau dem Wagen hinterher. Eine Limousine wie gestern? Zufall? Oder ist es das Auto von gestern? Keine Ahnung, hab weder Kennzeichen noch Fahrer gesehen, ich weiß nicht mal, ob es dieselbe Marke ist. Egal, hat sicher eh nichts zu bedeuten, wahrscheinlich seh ich Gespenster. Ich geh ums Hotel – keine Greta an unserem Tisch.
»Weißt du, wo Greta ist?«, ruf ich Adriano zu, der ein Tablett voller Spritz und kühlen Pils in beschlagenen Gläsern auf die Terrasse balanciert.
»Greta macht die Theke«, ruft Adriano zurück und serviert die Getränke, charmant lächelnd, als wäre nichts gewesen. The Show must go on, every day, every time … Ist ja in Daddys Restaurant nicht anders.
Ich finde Greta gebückt hinter der Theke. Sie kehrt ein paar Scherben zusammen.
»Ist mir aus der Hand gerutscht«, seufzt sie müde, als sie mich bemerkt.
»Ach komm, Greta, ist doch nur ein Glas, kein Weltuntergang«, tröste ich sie. Gemeinsam beseitigen wir die Spuren, dann nehm ich mir ein Glas Prosecco, setz mich auf einen Barhocker und schau ihr zu, wie sie den Espressoautomaten sauber macht und den Vorratsbehälter der Mühle mit Bohnen bestückt.
»Mia und Niveo sind grade weggefahren«, platzt es aus mir raus.
Greta schaut überrascht auf. »Weggefahren? Jetzt, mitten in der Nacht?«
»Mit Mias Wagen und einer Tasche. Reisetasche, wie’s ausgesehen hat.«
Greta legt nachdenklich den Putzlappen weg. »Meinst du …?«
»Was? Dass sie abhauen? Keine Ahnung. Ich kenn die beiden kaum und …« Mias Schwangerschaft liegt mir auf der Zunge. Aber ich verkneif es mir, sie zu erwähnen. Das ist definitiv nicht meine Angelegenheit. Ich bin neugierig, aber keine Klatschtante.
»Das muss ich Adriano sagen.«
Der bringt gerade das leere Tablett. »Zwei Pils und zweimal Campari Orange, per favore, mia cara.«
Süß! Geht doch!, freu ich mich für Greta.
Der huscht ein kleines Lächeln übers Gesicht, was schnell wieder verschwindet, als sie Adriano von meinen Beobachtungen erzählt.
»Mia ist erwachsen. Was hast du erwartet? So, wie meine Eltern sie heute behandelt haben.«
»Na ja, du warst auch nicht gerade eine Unterstützung«, werf ich ihm vor.
Greta hebt verwundert die Augenbrauen, sagt aber nichts.
Adriano seufzt traurig. »Ja, ich weiß. Ich hätte zu ihr stehen müssen, aber ich war viel zu überrascht.«
»Du willst also allen Ernstes behaupten, dass du nichts von Mias und Niveos Verhältnis mitbekommen hast? Dann wundert mich allerdings gar nichts mehr«, sag ich und schau zu Greta. Die hat verstanden, was ich damit auch sagen wollte, bei Adriano bin ich mir allerdings sicher, dass der null kapiert. Weder die Gefühle von Mia und Niveo noch die seiner eigenen Frau!
Du bist ne harte Nuss, denk ich mir, aber dich knack ich noch. Raue Schale, weicher Kern. Sonst hätte Greta dich nicht genommen!
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