Dein Herz hinter den Wolken

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Erst jetzt fällt mir auf, was er eben gesagt hat.
„Dein Hotel? Ich dachte, du wohnst in Hamburg?“, hake ich nach, während Mark nach einem Taxi winkt.
„Ja, das tue ich auch. Aber mein Penthouse wird gerade umgebaut, deshalb muss ich derzeit mit einem Hotel vorliebnehmen“, erklärt er mir, als wir eingestiegen sind, und gibt dem Fahrer Anweisung, in welches Hotel er uns bringen soll. Oha, das Vier Jahreszeiten. Ein ganz schöner Nobelschuppen, direkt an der Alster. Jedes Mal, wenn ich da vorbeigehe, träume ich davon, wie es wohl ist, dort einmal eine Nacht zu verbringen. Wie es aussieht, erfüllt dieser Traum sich heute!
„Auf diesen Moment habe ich den ganzen Abend gewartet!“, murmelt Mark, kaum dass das Taxi sich in Bewegung gesetzt hat, und rutscht dichter an mich heran. Den Arm um meine Schulter gelegt, zieht er mich an sich und schaut mir tief in die Augen.
„Darauf, im Taxi ins Hotel zu fahren?“, frage ich frech und grinse zu ihm auf. Ich muss mich beherrschen, nicht in seinen tiefblauen Augen zu versinken. Die Welt um mich herum verschwimmt, ich habe nur noch ihn im Blick. Mein Puls rast so sehr, dass ich das Gefühl habe, er müsste meinen Herzschlag hören können.
Leise lacht Mark bei meinen Worten auf.
„Nein! Darauf, endlich mit dir allein zu sein. O Mann, du glaubst gar nicht, wie schwer es mir heute gefallen ist, vernünftig Konversation zu betreiben. Ich hab die ganze Zeit nur daran gedacht, wie es wohl ist, dir dieses Kleid auszuziehen. Herauszufinden, was du darunter trägst. Wie sich deine nackte Haut an meiner anfühlt.“
Hoppla! Der geht aber ran! Dennoch lassen seine Worte mich nicht kalt. Sie wecken Bilder in meinem Kopf und regen meine Fantasie aufs Höchste an. Ein sehnsüchtiges Prickeln macht sich in meinem Unterleib breit. Ein Prickeln, das ich schon viel zu lange nicht mehr gespürt habe.
Bevor ich eine Gelegenheit habe, auf Marks Worte zu reagieren, beugt er sich zu mir herüber und verschließt meine Lippen mit den seinen. Fast sofort spüre ich seine Zunge, die forsch in meinen Mund dringt und nach meiner sucht. Sein Kuss hat nichts Sanftes, nichts Zärtliches, er ist getrieben von der Lust, die auch ich in mir spüre. Wären wir nicht in einem Taxi und würde der Fahrer nicht alles, was wir hier tun, mitbekommen, ich würde mich sofort auf seinen Schoß setzen.
Während wir uns küssen, bekomme ich von der Fahrt zum Hotel nichts mit. Die Welt um mich herum habe ich ausgeblendet, ich sehe und fühle nur noch Mark. Atme seinen männlich-herben Duft ein und lasse mich in seine Berührungen fallen. Erst das Räuspern des Taxifahrers reißt uns wieder in die Realität zurück.
Mark drückt dem Fahrer einen Hundert-Euro-Schein in die Hand, dann greift er nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her aus dem Taxi und ins Hotel. Die Eingangshalle mit der hohen stuckverzierten Decke nehme ich nur am Rande wahr. Auch während wir mit dem Lift nach oben in seine Suite fahren, können unsere Lippen nicht voneinander lassen.
Endlich ist es so weit, wir sind allein und ungestört. Die Tür hat Mark mit Schwung hinter uns ins Schloss krachen lassen. Jetzt steht er mit dem Rücken dagegen gelehnt und schaut mich an, während ich mich von meinem Mantel befreie und ihn auf eins der Sofas hier in der Suite fallen lasse. Sein Blick ist forschend, durchdringend. Er mustert mich von oben bis unten. Seine Lippen umspielt ein Lächeln und seine Augen schimmern im Licht der indirekten Beleuchtung.
„Gefällt dir, was du siehst?“, frage ich und drehe mich langsam um mich selbst. Sanft lasse ich meine Hüften dabei wiegen, und als mein Blick wieder auf Mark fällt, sehe ich die Lust in seinen Augen.
„O ja! Noch mehr würde es mir allerdings gefallen, endlich herauszufinden, was du unter diesem Kleid trägst. Komm mit!“ Mit zwei großen Schritten ist er bei mir, nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich her in das angrenzende Schlafzimmer. Am Fußende des breiten Bettes lässt er mich los. Dann streift er sich die Lederjacke von den Schultern und legt sie auf die Armlehne eines Sessels neben dem Bett. Schnell schlüpft Mark aus seinen Schuhen und lässt sich rücklings auf die Matratze fallen. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, sieht er mich an.
„Ich möchte dir zusehen, wie du dich ausziehst. Mach langsam, ich möchte den Anblick genießen“, fordert er, ohne mich aus den Augen zu lassen.
Was ist das denn jetzt? Soll ich ernsthaft für ihn strippen? O nein! Da hat er die Rechnung ohne mich gemacht. Ich lasse mich doch nicht begaffen wie bei einer Tierschau!
„So, so. Machoallüren, Herr Künstler?“, frage ich ironisch und gehe langsam auf ihn zu. „Ich finde, du kannst auch etwas zu meinem Spaß beitragen.“ Ich sinke neben ihn auf die Bettkante. Dann beuge ich mich vor, wobei ich darauf achte, dass er einen guten Einblick in mein Dekolleté bekommt. Sanft lege ich meine Lippen auf seine und sofort erwidert er meinen Kuss. Ich lasse meine Zunge in seinen Mund gleiten, suche nach seiner und umspiele sie. Es dauert nicht lange, da höre ich, wie Marks Atem abgehackter wird. Er keucht in den Kuss und auch ich kann ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Seine Hände legen sich an meine Taille, und er zieht mich zu sich auf das Bett, bis ich auf ihm zu liegen komme. Dann greift er nach dem Stoff meines Kleides und rafft ihn hoch, bis ich spüre, wie die kühle Luft des Zimmers über meine Schenkel und meinen Po streift. Der lange Rock meines Kleides bauscht sich um meine Taille.
„O verdammt, Lillian! Du bist nicht nur schön, du bist auch so unglaublich heiß! Deine Küsse machen süchtig. Am liebsten würde ich deinen Slip beiseiteschieben und mich sofort in dir versenken!“
Seine Worte schicken kleine Blitze in meinen Unterleib und lassen ein Prickeln dort zurück. Sie sind so verheißungsvoll, dass mein Becken wie von allein zuckt und meine Feuchtigkeit meinen Slip durchnässt.
„Es wäre doch zu schade, wenn der Spaß gleich wieder vorbei wäre, meinst du nicht?“, frage ich und schaue grinsend auf Mark hinab. Ich kann es einfach nicht lassen, ein wenig muss ich ihn aufziehen.
„Ja, da gebe ich dir absolut recht, aber versuch mal, das ihm hier zu erklären.“ Bei seinen Worten hebt er das Becken, und ich spüre seine Erektion, die gegen meinen Bauch drückt. Wieder schießt die Lust wie kleine Blitze in meinen Unterleib.
„Ich will deine Haut spüren!“, murmelt Mark und verschließt meinen Mund erneut mit seinem. Er lässt seine Finger langsam von meinen Knien aufwärts über meine nackten Schenkel wandern, bis er meinen Hintern erreicht hat. Jetzt greift er fester zu, knetet ihn, presst mich gegen seine Erektion, während seine Zunge die meine leidenschaftlich umspielt.
Die Lust in meinem Bauch steigert sich ins Unermessliche, meine Haut prickelt, und stöhnend presse ich mein Becken gegen seins. Ich spüre seine Erektion zwischen meinen Beinen, sie liegt genau auf diesem einen empfindlichen Punkt. Unruhig rutsche ich ein wenig höher und setze mich auf, greife nach dem Reißverschluss in meinem Rücken, um mir das Kleid auszuziehen.
„Warte, lass mich!“ Mark fasst nach meinen Händen und legt sie sich auf die Brust, zieht mich so ein Stück tiefer über sich und schlingt seine Arme um mich. Sein Blick ist direkt auf meinen gerichtet, seine Augen funkeln.
„Ich will dich ausziehen, und ich will jeden Fitzel deiner Haut sehen, den ich freilege“, murmelt er eindringlich. Der Wunsch, dass ich für ihn strippe, scheint vergessen. Wie in Zeitlupe öffnet er Zentimeter für Zentimeter den Reißverschluss, dann streift er mir die Träger des Kleids von den Schultern, sodass ich meine Arme herausziehen kann.
„O ja!“, flüstert Mark und sieht fast ein wenig ehrfürchtig aus, als er seinen Blick über mich wandern lässt. Er legt seine Hände an meine Schultern, damit ich mich wieder aufrichte, dann streichelt er sanft über mein Schlüsselbein und hinunter zum Ansatz meiner Brüste. „Ich liebe Spitzenwäsche!“ Sein Daumen kreist über dem BH um meine harte Brustwarze, spielt mit der kleinen Perle. Erneut schießen diese Blitze der Lust in meinen Bauch und lassen mich unruhig hin und her rutschen. Leise keuche ich auf.
„Das magst du, ja? Magst du das auch?“ Ein deutliches Stöhnen entkommt mir, und ich spüre, wie meine Lider flattern, als er mir leicht in die Brustwarze kneift.
„Ja!“ Mein Becken zuckt wie zur Bestätigung dieses einen Wortes, reibt über die Beule in Marks Hose, die genau gegen das kleine Nervenbündel zwischen meinen Beinen drückt.
Ich bin so heiß auf diesen Mann, dass ich ihn am liebsten sofort in mich aufnehmen würde. Leider trennen uns noch ein paar Stoffstücke, aber das werde ich gleich ändern. Schnell rutsche ich von Mark herunter, neben ihn auf das breite Bett. Ich gehe auf die Knie und greife nach seinem Hemd.
„Jetzt bist du dran!“, sage ich grinsend und öffne den ersten Knopf. Mark erwidert mein Grinsen und greift nach seinem Gürtel. Während ich das Hemd öffne, befreit er sich von seiner Hose und den Boxershorts. Bevor er sie beiseitelegt, fasst er noch einmal in die Hosentasche, holt ein kleines silbriges Päckchen heraus und legt es auf den Nachttisch. Dann streift er sich fahrig das Hemd von den Schultern und lässt es achtlos zu seiner Hose neben das Bett fallen.
Schnell ziehe ich mir das Kleid über den Kopf und werfe es zu seinem Hemd. Als ich nach dem Riemchen meines High Heels greife, hält Mark mich zurück.
„Nein, lass sie an!“
Wissend lache ich leise auf, er scheint zu den Männern zu gehören, die auf halterlose Strümpfe mit Spitzenbesatz und Pumps im Bett stehen. Okay, wenn es ihm so gefällt.
„Aber den Slip darf ich schon noch ausziehen, oder?“, frage ich und hebe spöttisch eine Augenbraue.
„Nein, das mache ich!“, antwortet Mark, und ehe ich michs versehe, liege ich auf dem Rücken, Mark kniet über mich gebeugt neben meinen Schenkeln. Er greift nach dem Bund meines Slips und zieht ihn hinab, streift ihn über die Schuhe und wirft ihn auf den wachsenden Klamottenberg neben dem Bett. Dann fasst er nach meinen Schenkeln und öffnet sie leicht.
„So ist es perfekt!“, befindet er und kniet sich zwischen meine Beine. Seine Finger streichen von meiner Hüfte abwärts über die Innenseite meine Schenkel bis hinunter zum Knie. Obwohl er mich fast nicht berührt, kann ich es kaum noch aushalten und spüre, dass es nicht lange brauchen wird, bis ich komme. Ich sehe hinab auf seinen harten Schwanz, der anscheinend nur darauf wartet, dass es endlich losgeht. Marks Finger streicheln über meine Haut, zeichnen leichte Kreise, als sie sich ihren Weg wieder hinauf suchen. Laut keuche ich auf, als Mark über meine empfindlichste Stelle streift. O ja, es wird nicht lange dauern!
„So nass, schöne Lilly!“, murmelt Mark, ohne den Blick von meiner Mitte zu nehmen. Während er mich mit seinen Fingern verwöhnt, sieht er darauf hinab. Sein harter Schwanz zuckt, als würde es ihn anmachen, sich selbst dabei zuzusehen, wie er mich streichelt. Vorsichtig lässt er erst einen, dann zwei Finger in mich gleiten und stößt immer wieder zu. Die andere Hand legt er um sein eigenes Glied, bewegt sie im Rhythmus seiner Finger. Ich sehe den kleinen Tropfen, der aus der Spitze austritt. Immer mehr dieser lustvollen Blitze durchzucken mich und immer abgehackter kommt mein Atem. Auch ich kann meine Augen nicht von Mark abwenden, von seiner Hand, die an seinem eigenen Schwanz spielt, und dieser Anblick allein ist es, der mich beinahe kommen lässt. Lange halte ich es nicht mehr aus!
„Mark, bitte!“, keuche ich atemlos. „Komm endlich her!“
Mark wirft mir einen kurzen Blick zu, dann versenkt er seine Finger ein letztes Mal in mir, bevor er sie zurückzieht und sich über mich beugt. Fast sofort spüre ich seine Erektion, die wieder auf diesem Punkt zwischen meinen Beinen liegt, und wie aus Reflex zucke ich hoch.
„O verdammt, Lilly! Ich kann nicht länger warten!“, sagt Mark und greift nach dem Päckchen auf dem Nachttisch. Mit einer schnellen Bewegung hat er es aufgerissen und streift sich das Kondom über die pralle Erektion. Dann legt er sich auf mich und küsst mich, während er mit einem einzigen Stoß tief in mich eindringt.
Seine Lippen hart auf meine gepresst, seine Zunge in meinem Mund, die gar nicht aufhören kann, mit meiner zu spielen, stößt er wieder und wieder zu. Es dauert nicht lange, da erhöht er das Tempo. Unser beider Stöhnen zwischen den Küssen wird lauter, wir können uns kaum noch zurückhalten. Unaufhaltsam nähere ich mich dem Höhepunkt und auch Mark ergeht es nicht anders. Ich lasse mich fallen, als ich von meinen Gefühlen überrollt werde, und wie von Ferne höre ich Mark nur Sekunden später ein letztes Mal aufstöhnen, dann spüre ich ihn in mir zucken.
Einige Minuten liegen wir nur da, aneinandergekuschelt, und genießen diese einmalige Schwere nach dem Sex. Dann steht Mark auf und verschwindet im Bad, während ich endlich die drückenden High Heels und meine halterlosen Strümpfe ausziehe und mich unter die Decke kuschele, da es im klimatisierten Zimmer ein wenig frisch ist.
„Was hältst du davon, wenn ich uns eine Flasche Champagner bestelle?“, fragt Mark, als er aus dem Bad zurückkehrt. „Oder musst du etwa schon los?“
„Ich habe die ganze Nacht Zeit“, antworte ich lächelnd und Mark grinst erfreut.
„Das ist gut! Ich finde nämlich, dass wir gerne noch eine zweite Runde starten können – nach einer kleinen Erholung.“ Damit greift er zum Telefon und bestellt wie versprochen eine Flasche Champagner.
4
LARS
Es ist noch früh, als ich am nächsten Morgen erwache, doch Mark scheint bereits unter der Dusche zu sein. Zumindest höre ich das Wasser im Bad rauschen.
Aus der zweiten Runde ist mitten in der Nacht auch noch eine dritte geworden und ich fühle mich ein wenig wund. Die Flasche Champagner haben wir gemeinsam geleert, jetzt steckt sie mit der Öffnung voran in dem Kühler, in dem sich statt Eis nur noch Wasser befindet. Müde reibe ich mir über die Augen und versuche, meinen Kopfschmerz zu ignorieren. Ich vertrage Champagner leider nicht sonderlich gut, auch wenn ich ihn noch so gern mag, und bekomme fast jedes Mal nach dem Genuss Kopfschmerzen. Langsam setze ich mich auf und warte, bis das Pochen ein wenig abgeklungen ist. Dann stehe ich auf und suche zwischen den auf dem Boden verteilten Kleidungsstücken meine Sachen zusammen. Nicht einmal meinen Slip habe ich angezogen, bevor ich letzte Nacht erschöpft eingeschlafen bin.
„Oh, gut, du bist schon wach!“, höre ich Mark hinter mir und fahre erschreckt herum. Ich hatte nicht mitbekommen, dass das Wasserrauschen aufgehört hatte. Nur mit einem Handtuch um den Hals steht er nackt in der Tür zum Bad und lässt seinen Blick unverhohlen über meinen ebenso nackten Körper schweifen. Grinsend gehe ich auf ihn zu und lege meine Arme um seinen Hals.
„Guten Morgen!“, sage ich und recke mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben. Sofort spüre ich an meinem Bauch, wie sein Schwanz sich langsam aufrichtet, während wir uns küssen.
„Guten Morgen!“, antwortet er leise, als unsere Lippen sich voneinander getrennt haben. „Es tut mir wirklich leid, aber ich muss gleich weg. Viel lieber würde ich mich jetzt mit dir ins Bett kuscheln, doch es geht leider nicht. Wenn du noch duschen willst …“ Er löst sich von mir und tritt einen Schritt beiseite, um die Tür zum Bad freizugeben. Jetzt zu duschen und danach wieder in die getragenen Klamotten zu steigen, ist nicht sonderlich reizvoll, daher lehne ich ab.
„Nein, danke. Ich gehe gleich zu Hause in die Badewanne“, antworte ich. Ja, das ist ein guter Plan. Das werde ich machen. Direkt nachdem ich eine Kopfschmerztablette eingeworfen habe. Dieses Pochen ist mehr als nur nervig!
„Okay, dann …“ Mark geht hinüber zum Schrank und sucht sich Klamotten heraus. Lächelnd lasse ich meinen Blick über ihn gleiten. Er ist so schön! Dieser gut trainierte Rücken, die kräftigen Arme, die schlanken, muskulösen Beine. Letzte Nacht hatte ich nicht die Gelegenheit, ihn ausgiebig zu betrachten – da waren wir mit anderen Dingen beschäftigt. Außerdem war das Licht gedimmt und im klaren Morgenlicht sieht man doch ganz anders aus.
„Wenn du magst – ich werde gleich von einem Fahrer abgeholt. Wir können dich nach Hause bringen.“ Ich freue mich über das Angebot und nehme es dankend an. Im Cocktailkleid mit der U-Bahn zu fahren, darauf habe ich wirklich keine Lust, obwohl ich meinen Mantel dabeihabe. Gerade an einem Sonntagmorgen würde das wohl auch sehr merkwürdig auf die anderen Fahrgäste wirken.
Während Mark mittlerweile angezogen ist, stehe ich noch immer nackt mitten im Zimmer. Grinsend mustert er mich und deutet auf die Klamotten, die auf dem Boden verteilt liegen.
„Möchtest du nackt gehen? Oder soll ich dir beim Anziehen helfen?“, fragt er ein wenig spöttisch.
„Ähm, ich … war abgelenkt!“, stottere ich. Und Marks Grinsen wird noch eine Spur breiter, als er auf mich zutritt und sich zu mir herab beugt.
„Was glaubst du, wie es mir geht, wenn du hier vollkommen nackt vor mir stehst?“, fragt er und gibt mir einen schnellen Kuss. „Was hältst du davon, wenn du mir deine Nummer gibst? Dann können wir das gerne jederzeit wiederholen! Aber jetzt muss ich leider gleich los.“ Damit tritt er einen Schritt zurück, bückt sich und zieht aus dem Klamottenberg meinen Slip hervor.
„Den hier behalte ich – du bekommst ihn beim nächsten Mal wieder.“ Augenzwinkernd steckt er sich meinen Slip in die Tasche seiner Jeans. Ich schlucke hart, als mein Kopfkino anspringt und mir eine Wiederholung der letzten Nacht präsentiert. O Mann! Allein dadurch spüre ich, wie die Blitze in meinen Bauch einschlagen und ich schon wieder feucht werde. Schnell greife ich nach meinem Kleid und streife es mir über den Kopf. Die Strümpfe stopfe ich in meine kleine Handtasche und ziehe die High Heels an. Meine Füße schmerzen noch immer, und innerlich verfluche ich den Designer, doch bis zu Hause wird es gehen. Zum Glück muss ich nicht mit der U-Bahn fahren! Ohne Unterwäsche …
Als ich in meine Wohnung komme, führt mich mein Weg als Erstes zu meinem langohrigen Mitbewohner.
„Hey, mein Süßer. Alles gut?“ Kaum habe ich den Käfig geöffnet, hüpft der Kleine heraus, und ich nehme ihn auf den Arm. Das Cocktailkleid muss eh in die Reinigung, da stören mich die Kaninchenhaare darauf nicht.
„Wollen wir mal schauen, ob wir was Leckeres für dich finden?“, frage ich Elvis und kraule ihn an der weichen Stelle direkt hinter seinen Ohren. Mit ihm auf dem Arm stehe ich auf und gehe in die Küche, wo ich ihn zu meinen Füßen absetze, damit ich ihm ein Stück Gurke abschneiden kann.
„Hier, Dicker, essen.“ Zusammen mit der Gurke lege ich ein paar Salatblätter auf den Fliesenboden. Zwei Möhrchen dazu und fertig ist sein Frühstück, auf das der Kleine sich auch sofort stürzt.
Nachdem ich mir Teewasser aufgesetzt habe, lasse ich Elvis in der Küche und gehe ins Bad, um mir ein Schaumbad einzulassen. Noch immer dröhnt mein Kopf, meine Füße schmerzen und ich fühle mich ein wenig wund nach der Nacht mit Mark. Während sich die Wanne füllt, kehre ich in die Küche zurück. Ich komme genau rechtzeitig, der Wasserkocher schaltet sich gerade aus, und als ich das kochende Wasser über den Teebeutel gieße, zieht der Duft von Kamillentee durch meine Küche. Ich verstehe gar nicht, warum die meisten Leute so gegen Kamillentee sind und ihn nur bei Krankheit trinken, ich finde ihn lecker!
Ein paar Minuten später lasse ich mich seufzend in das nach Orchideen duftende Badewasser gleiten. Der Schaum fühlt sich weich an auf meiner Haut und ich schließe genießerisch die Augen. Mann, tut das gut!
Während ich vor mich hin döse, wandern meine Gedanken zurück zu letzter Nacht und dem heutigen Morgen mit Mark. Es passiert eher selten, dass ich mich gleich am ersten Abend mit einem Mann in den Laken wälze, doch bei Mark konnte ich einfach nicht widerstehen. Ja, okay, wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir sogar genau das erhofft. Der Typ ist Sex pur und noch dazu ist er unglaublich erfolgreich und hat ein dickes Bankkonto. Damit hat er alle Kriterien erfüllt, die ich bei einem Mann habe. Und er ist anders … Anders als die reichen Kerle, die ich im Laufe der letzten Zeit kennengelernt habe. Er hat einen wundervollen Humor – bei ihm muss ich kein Blatt vor den Mund nehmen. Normalerweise nicht unbedingt eine herausstechende Eigenschaft der Hamburger Millionäre. Die meisten von ihnen sind eher steif, die würden niemals so rangehen, wie Mark es getan hatte. Vielleicht war das der Grund, warum ich bisher noch mit keinem von ihnen im Bett gewesen bin? Schließlich möchte ich auch nicht billig auf sie wirken, da mein Ziel ja eine feste Beziehung, am besten sogar eine Ehe, ist und nicht nur ein Fick-Verhältnis. Ich möchte an der Seite von einem von ihnen in der High Society angesehen sein und sei es nur als Präsentationsweibchen. Okay, diese Einstellung ist nicht gerade emanzipiert, aber ich habe einen Grund dafür. Einen guten Grund. Einen, der mir über alles geht und für den ich bereit bin, meine Emanzipation aufzugeben und hinter mir zu lassen.
Wenn ich es schaffen würde, Mark an mich zu binden, ihn dazu zu bringen, sich auf eine Beziehung einzulassen, wäre ich meinem Ziel einen riesengroßen Schritt näher. Nein, ich hätte es sogar erreicht! Dann wäre mein Plan endlich aufgegangen.
Die Fahrt hierher in der Limousine war sehr schweigsam. Eine Frau mit weniger Selbstbewusstsein als ich wäre vermutlich verunsichert und würde anfangen, sich zu fragen, warum auf einmal eine Mauer zwischen uns war, die letzte Nacht nicht existiert hat. Doch so bin ich nicht. Wir haben zwar nicht viel miteinander gesprochen, aber schließlich hätte der Fahrer jedes Wort mitbekommen. Die Blicke, die Mark mir immer wieder zugeworfen hat, haben mir gereicht. Haben sie mir doch gezeigt, dass seine Lust auf mich, sein Interesse an mir nicht abgeflammt ist. Ja, ich bin zufrieden mit dem, was ich letzte Nacht erreicht habe.
Das ausgiebige Bad hat auch meinem Kopf gutgetan. Der pochende Schmerz, den der Champagnergenuss hinterlassen hat, ist fast vollständig verschwunden. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, schlüpfe ich in einen gemütlichen Jogginganzug und ziehe mir dicke Socken über. Mit einem Toast zum Frühstück geselle ich mich zu Elvis, der auf der Couch bereits auf mich wartet.
„Na, Süßer. Frühstück beendet?“, frage ich ihn und er legt sich lang ausgestreckt neben mich. Er weiß genau, jetzt kommen wir zum gemütlichen Teil des Sonntags. Fernsehen, kuscheln und einfach nur nichts tun.
Es ist bereits früher Nachmittag, als ich mich endlich von meinem gemütlichen Sofa aufraffe, um wie jeden Sonntag bei meinen Eltern anzurufen. Mein Bruder Lars ist es, der den Hörer abnimmt.
„Hey, Mucki! Wie geht es dir? Was gibt es Neues aus der Weltstadt?“, fragt er fröhlich und nennt mich wie fast immer bei meinem alten Spitznamen aus Kindertagen. Damals, als ich ohne meinen Schnuller nirgendwohin gegangen bin. Statt wie andere Kinder dazu Nucki zu sagen, hieß meiner Mucki – und irgendwann blieb dieser Name an mir hängen. Er ist der Einzige, der das darf, weil dieser Spitzname für mich ein ganz besonderer ist. Er verbindet uns beide.
„Hier ist alles gut. Wie immer, viel Arbeit und ein verwirrter Chef“, antworte ich lachend.
„Und, warst du mal wieder auf irgendeiner tollen Veranstaltung und hast einen reichen Kerl kennengelernt?“ Der Tonfall, in dem Lars mich fragt, klingt vollkommen neutral, als würden wir gerade über das Wetter reden, doch ich weiß, wie zwiegespalten er ist. Als großer Bruder, der seine kleine Schwester über alles liebt und unbedingt beschützen möchte, findet er meinen Plan, mir einen Millionär zu angeln, alles andere als gut. Er ist der Meinung, ich würde mich selbst verkaufen. Andererseits kann er meine Gründe dafür nachvollziehen. Er weiß, dass mein Plan aus meiner eigenen Hilflosigkeit entstanden ist. Einer Hilflosigkeit, die er ebenso spürt wie ich. Die ihn genauso gefangen hält und ihm schlaflose Nächte bereitet. Er hat seine Art, damit umzugehen, ich habe meine. Auch wenn sie völlig unterschiedlich sind, wir versuchen, jeder auf seine Weise dagegen zu kämpfen. Für unsere Eltern, für unseren Vater. Die Diskussion, ob meine Art richtig ist oder nicht, haben wir schon so oft geführt, und ich möchte sie nicht erneut aufgreifen, daher beantworte ich Lars’ Frage ebenso neutral, wie er sie gestellt hat.
„Ja, ich war gestern auf einer Vernissage. Dort habe ich den Künstler persönlich kennengelernt. Er ist wirklich nett.“ Das, was letzte Nacht noch geschehen ist, lasse ich aus. Es geht meinen Bruder nichts an, mit wem ich schlafe, und ich fürchte, er würde es auch nicht sonderlich gut aufnehmen, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich gleich am ersten Abend mit Mark in der Kiste gelandet bin.