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»Er verliert sehr viel Blut!«
»Das bringen wir schon hin, Mattie.«
Noch ein paar Frauen traten hinzu, machten der Frau des Stadtmarshals Mut und gingen mit ihr zum Office hinauf.
Cobb lag in der Tat in seinem Blut, aber die Verletzung erwies sich als nicht sehr schlimm. Nur der Schmerz peinigte ihn sehr.
Fachkundig untersuchte die Frau des Schreiners Cobb und sagte: »Wir werden die Wunde auswaschen, mit Salbe bestreichen und verbinden. In ein paar Wochen spüren Sie kaum noch etwas davon, Mister Cobb.«
»Savage ist übler dran«, ließ eine andere Frau wissen. »Den werden wir beerdigen.«
»Die Cowboys sind unschuldig!«, stieß der Stadt-Marshal hervor.
Kalte Abweisung trat auf die Züge der Frauen.
»Ist es euch wirklich so egal?«
»Wir müssen an unsere Kinder denken«, sagte die Frau des Schreiners kühl. »Ihre Zukunft können wir nicht hinter die von zwei dahergelaufenen Tramps stellen.«
»So ist es!«, stimmte die Frau des Schmieds zu.
Und alle anderen nickten.
»Dafür wird euch alle der Teufel holen!«, stieß der Marshal gepresst hervor. »So etwas geht nicht gut. Wenn die Cowboys ihre Ranch erreichen, geht es euch schlecht.«
»Ihre Ranch?«, fragte die Frau des Schmieds.
»Ja, ihre Ranch.«
Die Frauen wechselten verstörte Blicke.
»Das sind keine Tramps, um die sich kein Mensch kümmert. Das dachten nur wir. Es sind Cowboys von einer großen Ranch im Osten.«
»Dann machen die Männer vielleicht einen Riesenfehler«, flüsterte Madam Watson aus der Schmiede. »Die gehen doch davon aus, dass es dahergelaufene Halunken sind.«
»Mein Gott, steh uns bei!« Die Frau des Schreiners faltete die Hände und schaute zur Decke. »Es ist doch nur wegen der Kinder. Was können die armen Kleinen dafür!«
*
Jay zügelte sein Pferd und schaute zurück.
»Was ist los?« Rio hielt ebenfalls an, wandte sich um und stellte sich in den Steigbügeln.
Jay meinte unter der Sonne im Westen dünne Staubschleier zu erkennen. »Sie sind hinter uns her.«
Rio lenkte das Pferd herum.
Von Sekunde zu Sekunde ließ sich der Staub deutlicher erkennen. Schon hörten sie Hufschlag.
»Aber warum das?«
»Vielleicht, um hier zu erledigen, was sie in ihrer Stadt nicht zuwege brachten.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Es ist jedenfalls eine Erklärung für alles. Keine gute, weil wir schnelle Pferde besitzen. Aber jedenfalls eine Erklärung.«
Das Trommeln der Hufe schwoll an.
»Weiter!« Jay gab seinem Pferd die Sporen.
Sie sprengten weiter nach Osten, aber die Verfolger blieben ihnen auf den Fersen.
Am Abend erreichten sie die Ausläufer der Brasada. Von einer Hügelkuppe aus sahen sie den Pulk. Trotz der großen Entfernung jagten ihnen die Männer aus Montrose ein paar Kugeln nach.
»Die wollen, dass wir reiten, bis die Pferde umfallen«, vermutete Rio.
»Das ginge ihnen kaum besser.« Jay schaute noch auf die Verfolger, dachte aber an den weiten Weg, der bis zur Ranch noch vor ihnen lag. Ohne Rast würden die Pferde sie dahin nicht tragen können.
»Hast du noch was zu essen in der Satteltasche? «
Jay öffnete die Tasche und zog einen schmutzigen Lappen von roter Farbe heraus.
»Was ist denn das?«, staunte Rio. »Gehört der dir?«
»Nein.« Jay warf den Lappen weg und zog weitere aus der Tasche, die er hinter dem ersten herwarf.
Die Verfolger schossen wieder. Eine Kugel pfiff hörbar vorbei.
»Die wollen uns auf Trab halten«, sagte Rio. »Was das heißen soll, weiß der Teufel.«
Jay zog eine Silbermünze aus der Satteltasche.
Rio beugte sich herüber. »Was ist denn das?«
Jay schaute in die Tasche und sah, dass die nun freigelegte untere Hälfte damit ausgefüllt war. »Die Beute. Jetzt begreife ich das Spiel.«
Rio lenkte sein Pferd dichter heran, um den Inhalt der Tasche auch sehen zu können.
»Die stellen uns irgendwo wie Banditen, die McClure überfielen. Mit der Beute. Und das kann so gut wie in der Wildnis auf einer Farm, einer Ranch oder auch in einer Stadt sein.«
»Vorausgesetzt, wir hätten da nicht gute Bekannte, die uns so ein Verbrechen nicht zutrauen, was?«
»Dass wir von einer Ranch kommen, nahmen die uns nicht ab und haben sie vielleicht auch längst wieder aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Die halten uns für Satteltramps.« Jay überlegte. »Bis San Angelo müssten es die Pferde durchhalten.«
»Und weiter?«
»Dort kennen wir die Leute und den Marshal und könnten den Spieß umdrehen. Damit rechnen die ja nicht. Sie glauben, wenn wir in einer Stadt von ihnen gestellt würden, machen alle Leute mit gegen uns. Ein paar gezielte Schüsse, dann gilt nur noch, was diese Halunken erzählen. Und alles wäre erledigt!«
Die Verfolger schossen wieder.
Jay warf das Silbergeld in die Tasche, sprang ab, hob die Lappen auf und steckte sie. ebenfalls in die Tasche. Er saß auf. »Dann mal los. Mitternacht könnten wir dort sein!«
Sie galoppierten über die Hügelkuppe hinweg und schlugen die neue Richtung nach Südosten ein.
*
Marshal Tate Clayburn zwirbelte seinen Schnurrbart, wischte über den Weißblechstern an der Jacke und verließ den Schutz des Vordaches.
Barbier Keach aus Montrose hob die Hand und zügelte sein Pferd. Im Schritt näherte er sich mit seinen Leuten der Stadtmitte. Er grinste erfreut, weil er die beiden gesattelten Pferde vor dem Saloon sah. Im Haus brannte Licht. Die anderen Hütten lagen in tiefer Dunkelheit im silbernen Mondschein.
»Hallo«, sagte der Marshal.
Die Reiter hielten bei ihm an.
»Wir sind hinter zwei Banditen her«, erklärte Keach. »Aufgebot aus Montrose.«
»Banditen?«
»Kann man wohl sagen.« Keach schaute zu den Pferden hinüber. »Die ermordeten einen fahrenden Händler und brachten achttausend Dollar Silbergeld an sich. Zwei Satteltramps. Hergelaufene Halunken. Ein Mann von uns wurde auch noch umgebracht, als wir sie in Montrose stellen wollten. Sie werden uns sicher Amtshilfe leisten, Marshal?«
Türen öffneten sich vor und hinter den Reitern. Männer mit Gewehren in den Händen betraten die Straße. Die Gewehre wurden repetiert und zielten auf die Leute aus der anderen Stadt. Und aus dem Saloon kamen Jay und Rio, ebenfalls mit Gewehren bewaffnet, die auf die Reiter zielten.
»Sind das die Kerle, Durango?«, fragte der Marshal.
Keach zog den Kopf ein. Der Schmied fluchte.
»Ja, Marshal. Das sind die Kerle, die ihren eigenen Marshal niederstreckten. Und das alles nur, damit nie jemand erfahren sollte, wie unser Cowboy Jeff Logan zu Tode kam.«
»Das sind Banditen!«, stieß Keach mit schriller Stimme hervor.
Marshal Clayburn trat zurück. »Jay Durango ist der Vormann von Rancho Bravo, Mister. Dürfte schwer sein, seinen Boss Tom Calhoun davon überzeugen zu wollen, dass er ein Mörder und Wegelagerer ist.«
Jemand lachte hinter den Reitern.
»Aber das werden wir natürlich alles gerichtlich klären. Morgen verständigen wir den US-Marshal und das Distriktsgericht. Bis zu Ihrem Prozess muss ich Sie bitten, mit meinem Jail Vorlieb zu nehmen.«
»Zur Hölle, wir haben uns selbst eine Falle gestellt!«, brüllte der Schmied.
Keach trieb sein Pferd an.
Jay ließ sein Gewehr fallen, sprang vom Fußweg, erreichte den Reiter noch, sprang an dem Pferd empor und riss Keach aus dem Sattel. Das Tier galoppierte weiter. Keach und Jay landeten im Staub, rollten durch den Sand und sprangen gleichzeitig auf. Jay nahm genau Maß und legte alle seine Kraft in den Schlag, der Keach gegen die Stirn traf.
Wie ein vom Sturm entwurzelter Baum fiel der Barbier aus Montrose um.
»Keiner bewegt sich!«, befahl Marshal Clayburn den Reitern. »Hände hoch und einer nach dem anderen absteigen. Euch werden wir schon zeigen, dass das Gesetz das Papier wert ist, auf dem es geschrieben steht!«
Keachs wilde Horde gehorchte. So wie sie abstiegen, wurden sie entwaffnet und vom Marshal eingesperrt.
Keach bewegte sich, rollte auf den Rücken und sah Jay groß wie einen Riesen über sich.
»Hallo, Mister Keach«, sagte Durango schleppend. »Ihre Freunde warten schon im Jail auf Sie!« Er bückte sich, packte den schurkischen Barbier und zog ihn auf die Füße. »Das hattet ihr euch ein bisschen falsch ausgedacht.«
»Der verletzte Cowboy wäre sowieso gestorben!«
»Ja, das ist gut möglich. Aber darum wird es nun höchstens noch am Rande gehen.«
ENDE
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