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„Ist zum Davonrennen!“, murmelt am Ende des Berichtes Tine. „Kontrolleure geben wohl niemals auf. Mir verging der Spaß für heute, verabschieden wir uns.“
Hanna bewegt sich daraufhin bald in die Diele, jedoch tippt sie Eugenia auf den Arm, und fragt, laut hörbar allen, die sich in Mäntel kleiden: „War es ein Berliner Investor, den du gestern einließest? Wirst Grund gehabt haben, mich zu übersehen. Als ich durchs Mosaik der Butzenscheiben am Portal spähte, sah ich ihn ungeduldig den Schnäuzer zwirbeln. Grobschlächtig aber wirkte er trotzdem, wie ein Rübenbauer in elegantem Maßanzug.“
„Du meinst jenen Zuckerbaron vom Festland. Bemerkenswert an dem war nur, wie gutgelaunt Herr Berthold sich die Hände rieb, und sofort zu Villa Delbrück eilte, nachdem der gegangen war.“
„Also doch!“ Hannas Augen glühen. „Die brauen was zusammen! Wenn’s Licht angeht, wissen das alle. Immer mehr gewisse Herren drücken im Haus Kurth die Klinke. Manchmal stehen sie wegen des geplanten Casinos und anderer Geschäfte gar schon an, weil die Gemeinde mehr Geld hat, seit das Bernsteinhandelsmonopol fiel. Deren kostbare Präsente reißen mich zu Vermutungen hin.“
Eugenia wendet sich ab, rückt am Spiegel ihren Hut zurecht.
„Hanna, was nutzt es dir? Geh weniger naiv durch den Ort.“
Tine horcht auf, in ihrem Geist bildet sich ein Mosaik.
„Hanna, welche gewisse Herren?“
„Einer mit schiefer Nase und Gehstock trägt ständig eilends Pakete herein. Die Pein des Alterns im Gesicht scheint mir sein Grund zu sein, wozu er sich das aufhalst.“
„Wer könnte dagegen anbeten, meint die Pastorsgattin wegen ihrer Knie“, kräht Eugenia zynisch und schlüpft in die Handschuhe.
„Auch dieser Herr könnte das Gewissen durch eine Spende zum Kirchenbau erleichtern!“, wirft Emilie ein, mit glühenden Augen hinter der Brille. „Kommenden Sonntag beehren mich die Frauen von Zimmermann, Apotheker und Müller zur nötigen Zerstreuung ob ihrer Schicksale. Also bis nächstes Mal.“ Ihr Augenglühen endet im Abwägen von Helena, die den Mantel zuknöpft. „Längst wollte zu dir Johann. Meinem alternden Mann enteilt jegliche Zeit.“
Für Helena schwebt bei dem Blick, getragen von den Worten, etwas Endgültiges durch die Diele. Auch Emilies Eifersucht auf des Lehrers Zuneigung, wiederum eine unüberbrückbare Welle. Helena drängt es ins Freie, sie reicht Emilie die Hand.
„Oh ja, die Zeit. Wir sehen uns kaum, grüße ihn herzlich.“
Emilie wendet sich hastig und unmissverständlich um, sorgt mit dem Finger am Mund für gemäßigtes Geplauder am Ausgang, wo Rosa, agil hantierend, die Heimweglaternen anzündet. Als Hanna die ihre annimmt, legt sie Emilie eine Hand an den Arm.
„Zürne nicht meiner Neugier, von der deine Teetafel ein rohes Ende nahm. Dafür gebührt mir kein Abendfriede. Mich wühlt mein Verplappern auf, aber du sagtest ja, nehmt Anteil aneinander.“
„Von derlei Randerscheinungen lass dich nur kurz tangieren, und trotze unerschütterlich allen Machenschaften, von denen du etwas hörst“, meint daraufhin Emilie, mit lehrerhaftem Ton. Sie tätschelt begütigend Hanna, aber drängt sie zur Haustür hinaus.
Im Frost der Nebel, teils sind sie wie Wolken, lässt Tine alle anderen an sich vorbei. Sie wartet auf Helena, und zieht sie mit sich.
„Ich muss etwas lästern, nach dem Gewitter in Emilies Haus. Die Stofftiere lösten Kontroversen aus. Im Laden ignoriere ich derlei, im Privaten ärgert mich das!, vermiest mir fast Emilies Buch für den Abend, gemütlich im Sessel. Ich könnte verzweifeln an Emilies so manipulierender Intoleranz.“
Ihr Buch stimmt kräftig zu, wippt in Tines Tasche, im Gehen vor und zurück. Dem Schlackern an ihre Hüfte entrückt Helena um eine Handbreite.
„Ich fühle mich nach dem müßigen Geschwätz hilflos, Tine.“
„Du erkennst Emilies Absicht? Eugenia war deine Erneuerung, so bald schon, zu viel und zu brillant, um sie anzuerkennen.“
„Ist es an dem, sei auch du nicht mehr streng mit ihr.“
Helena nimmt Tines Arm, einer Eispfütze am Weg ausweichend. Einmütig passt Tine ihre Schritte an.
„Weißt du mehr von Marthas Söhnen? So sage es mir ganz unter uns, Helena.“
„Martha erbat Schweigen. Erzähle du eines deiner Gerüchte.“
„Aha. Verkürzen wir den Weg mit Abscheulichkeiten anderer.“ Tine schaut Helena von der Seite an, dann unters Laternenlicht, um sicher zu gehen. „Im Geschäft höre ich von Betrügereien, bei denen mir meine Ohren zufallen. Aber, in Gemunkel keimt Wahres, falsche Blüten, auch taube Nüsse! Nun, das Ungeheuerlichste der Leute ist Folgendes. Ein alter Agent erpresst Bernsteinsammler damit, ihn für allzeit los zu sein, wenn sie ihr Küstenland übereignen. Wer keines hat, ist für ihn uninteressant.“
„Entsetzte Lüüt vertrauen dir Geheimnisse an.“
„Wo käme ich hin, wenn ich mir die alle zu Herzen nähme!“
„Eben! Die Suppe nicht versalzen lassen.“
„Dein Fischblut ist nicht ohne, wir kommen ins Geschäft, so dein Optimismus sprudelt, aus meinem flutet eine Idee. Gibst du mir die hübschen Stofftiere in Kommission, stelle ich sie aus. Ich seh schon Sommergäste sich für die Spiele der Kinder eindecken, in Ruhe und Langmut bei mir Trikotagen und Kurzwaren erwerben. Kommst du mit Bernstein voran, gilt es auch dafür.“
„Großartig! Urahnin Eli höre ich applaudieren, auf rechter Spur komme das Gute. Dein Angebot ehrt mich, aber wieso gilt es auch für die Bernsteine? Du kennst das Risiko.“
Tine lacht in den Nebel über ihr auf, und quietscht heraus: „Im Laden liegt Intimwäsche für Damen. Schämen sollten sich Spione. Nichts passiert mir. Eher entgehen mir gute Verkäufe, achte ich nur eine Sekunde lang auf Denunzianten!“
„Komisch. Fischköpfe sehe ich vor mir. Pranken schieben die in feine Wäschespitze!“, kichert Helena.
Helena biegt, im schwachen Licht ihrer Laterne, bald in den Wiesenweg ein. Dort hört sie von jenseits der Nacht einen Ruf, das zarte Band von Vedders Lächeln sieht sie nach ihr luschern. Ihr ein Gewinn, während der mit Handarbeit randvollen Stunden, die ihr vor liegen für die nächste Nacht.
10
Anfang März deckt Helena ein Leinen auf die Kiepe mit den von Helge zuvor bestellten Käselaiben für seine Mutter Line, Köchin in Villa Achterkerke. Helena rückt die Riemen am Rücken zurecht, und geht hinaus in den windarmen Frühlingsmorgen. Froh bemerkt sie an der Ahlbecker Chaussee die an saftigen Zweigen sprießenden roten Knospen, nicht aufzuhalten im Sonnenlicht. So wie sie selber, die ihre Schultern voran stemmt. Fern hört sie Hufe traben, indes sie an den Hügel zur Villa einbiegt.
Nach ihrem Klopfen an die rückwärtige Küchentür, öffnet ihr Line, die zugreift, die Kiepe am Grill ausleert. Helena mustert wie jedes Mal ihre Freundin. Ein weißes Tuch bedeckt ihr Haar, ihre Brust die Rüschen der Schürze, von ihr betastet. Der Mund, der pausenlos witzeln und jede Schinderei würzen kann, liegt in scharfen Zügen. Dennoch umarmt Helena herzlich Line, nimm ihre Münzen an. Line stellt sich vor die großen Kochtöpfe, die noch keine Speisen in den Raum duften oder hinaus der drei schmalen Fenster. Das Morgenlicht malt an die schwarzweißen Bodenfliesen vor den blank polierten Herd Karrees, hübsch gespiegelt an den emaillierten Klappen, doch nicht an Lines Gesicht.
„Ach, Helena, der Tag heute wäre nach deinem Geschmack. Du liebt es, bleibt nichts gleich. Deinem Naturell entfällt solch eine Ärgerlichkeit wie der ausgefranste Saum an deinem braunen Rock. Ja, Helena, Graf Bülow ist auf Gothen, er hat Ärger mit dem Verwalter, der nach Amerika will. Setz dich zu mir, Tee ist stets bereit, fährt der Graf früh aus.“
Im selben Atemzug noch, füllt Line für Helena eine Tasse, rückt weniger geschwind die Zuckerdose vor sie, und plumpst auf einen Stuhl. Hektisch tippt sie an die Zeitung am Tisch, fährt mit dem Finger entlang an einem Bericht.
„Oklahoma Land Run. Besiedelung des Indianerterritoriums am 22. April 1889. Freigabe von zwei Millionen Morgen fruchtbares Land an Siedler. Auswandererschiffe gehen von Hamburg ab.“
Line reckt die Stirn in die Luft. Ihr Blick streift Helena, dann durch die Küche. Im Ton ihrer Stimme schwingt Unbehagen.
„Der Verwalter hörte von den im Hamburger Hafen Lungernden. Ungelernte heuern auf Dampfern an, schuften während dem Warten auf ihre Abfahrt siebzig Stunden am Stück, erschütternd sowas. Aber davon klingeln Helge die Ohren, und jetzt auch von meinen Prügeln. Mag ihn nicht hergeben, brauche ihn für Steffi. Denn mein Oller ist seit Joos’ Unglück wie ausgewechselt, wälzt sich nachts, pufft ins Bettzeug, gemartert von der Endlichkeit eines Fischerlebens. Wegen dem von Joos. Helge bekniet er, nicht aufs Erbe des Fangrechts zu warten, kein Helfer zu bleiben. Aber der taugt auch nicht fürn Ackerbau. Was soll nur werden ...“
Line krümmt sich vor häuslichen Sorgen und wischt über ihre Stirn, deutet dann auf die Zeitung.
„Letzthin stritten Graf und Verwalter ausführlich über neue Dünger. Hätte er sein lassen können, haut er sowieso ab. Dieser Zeitungsbericht preist die Düngetafel Grünebergs als unentbehrlich für die Wirtschaft. Der Forscher konnte den Westdeutschen Verein für Erfindungsschutz gründen und den Chemieverband. Aus Stettin stammt er und durfte als zweites von sechs Kindern eine Lehre in der Pelikan-Apotheke absolvieren.“ Line tippt nachhaltig auf. „So sollte es sein. Allerdings gehen hier die potentiellen Gönner in Ferien, achten kaum auf meinen barfüßigen Ableger, der im Sand pickt wie ein Hahn auf Suche nach einem goldenen Korn.“
Ein angedeutetes Kopfschütteln bringt Helena zustande. Sie bedient sich mit der grazilen Zange vom Würfelzucker aus einer Porzellandose im Silbergestell, und rührt ihren Tee.
„Male Helge keine schwarze Zukunft, Line, auch wenn er auf Steffi achten muss. Mit der Zeit findet er etwas besseres.“
„Wenn das doch bald wäre, sonst rutscht er ab.“
Lines Wangen blähen sich gewichtig. Gedankenverloren nimmt sie einen Zuckerwürfel und wirft ihn zwischen den Händen hoch.
„Line, Sorgen helfen Helge nicht. Lass dich nicht am Zucker aus, nimm einstweilen unseren Schnack. Neuen Dünger brauche ich nicht, von eigenem Mist wachsen prächtige Kartoffeln. Putzenius kennt übrigens Major Dreher gut, den Gründer unserer Ahlbecker Feuerwehr. Sein Einsatz komme nah dem des Bürgermeisters, meint er, und freut sich auf die Einweihung am ersten April.“
„Ich geh nicht zu dem Fest, und Helge soll das auch nicht!“
Lines Verdruss sitzt tief in ihren Mundwinkeln. Sie wirft den Zucker in die Tasse und rührt hektisch mit dem Löffel.
„So eine Veranstaltung wie die gibt nur unerfreuliche Ablenkungen, und artet stets in Bechern aus. Grobe Leute sichern uns die Häuser.“
„Reibe dich nicht daran!“ Helena zieht Leuchten in ihre Augen. „Besser am Baulärm an Swinemünder Villen. Das Wolliner Kreisblatt berichtet, Swinemünde wird der reichen Welt reizvoller werden, das Stadtbild soll glänzen wie einst. Zumal inzwischen etliche Berliner Familien für Wochen von teuren Ahlbecker Hotels nach Heringsdorf abweichen. So jedenfalls begründet das Kreisblatt die Umtriebe des Bürgermeisters Herrn Eggebrecht.“
„Helge taugt weder für Bauarbeiten, noch für eine Pension.“ Übergangslos legt Line ein Grinsen der Art in ihr Gesicht, von der sie weiß, Helena mag es, denn sie bedrückt noch etwas. „Erst im Mai kommen mehr Gäste in die Villa, doch plant der Graf schon seine eigene Molkerei. Deshalb, Helena, verkaufe den Käse alsbald woandershin. Frage die Köchin bei den Delbrücks.“
„Oh! Das erwischt mich kalt. Euer Käsegeld kam regelmäßig!“
Helenas Hände knallen auf die Tischplatte. Durch den Schlag hindurch, spürt sie einen leisen Hauch aus dem Winterruhe, der ihr einen Handelswagen zeigte, eine andere Möglichkeit.
Line, derweil noch bestürzt von dem, was sie ausgelöst hat, nestelt an einem Schürzenträger, wobei sie tief den Kopf neigt. Denn steif sitzt Helena, mit Blässe um die Nase.
„Ach, Helena, ich hab dich erschreckt, und schlecht siehst du aus, aber lass den Kopf nicht hängen. Besuch die Swinemünder und verkaufe deinen Verwandten etwas von deinem Käse.“
„Ach, die missgönnen mir das Schwarze an den Nägeln! Bauern sind denen unschickliches Pack ohne Hirn. Sie würden mich einer Pension vermitteln. Im Dankesbrief für die Anteilnahme an Joos’ Hinscheiden bekundete ich, mir gebe mein Land ein gutes Leben.“
„Ja, die eigene Scholle, sei sie noch so klein, erhält dich in unserer Zeit des Kopfstehens. Schlimm geht es den Städtern. Neid und größte Armut gehen überall um.“
Line nickt leicht, an ihre viel eher reichen Gäste denkend, und an das Befinden ihrer Freundin Helena. Line deutet hin auf Helenas Tee, und schaut zu wie sie trinkt. Dann aber plappert sie, ohne einen witzelnden Beiklang von Nöten zu sehen, nur um Helena etwas abzulenken.
„Vor Zeiten gründeten die Siedler von Gut Gothen die Dörfer auf Parzellen von Oberforstmeister von Bülow, mit Salzhütten am Strand, worin Aufseher die Fassheringe prüften, bevor die zum Verkauf frei waren. Unsere Fischer sind rechtschaffen wie einst geblieben, wenige schwarze Schafe lechzen nach mehr Vermögen.“ Helenas Lider flattern, also ergänzt Line in warmherzigem Ton: „Deiner Landidylle steht ein schwerer Weg ohne Joos bevor. Du willst mit deinen zwei Händen alles beackern? Mir würde es vor der Plackerei grausen! Dein Mut scheint dir nicht zu fehlen.“
„Ooch ... es kommt auf den Zweck an. Sind die Kartoffeln in die Erde gelegt, wachsen meine paar Reihen von allein.“
Helena mag über Vedders Beitrag nichts berichten, denn Line lächelt bewundernd und neugierig. Davon muss sie Line ablenken.
„Wendickes Hotel lädt zu Abendgesellschaften, zur Feier des fünfzehnten Jahres an der Dünenstrasse. Vermutlich wegen neuer respektabler Konkurrenz. Ecke Seestrasse eröffnet nächstes Jahr der Ahlbecker Hof.“
„Fünfzehn Jahre? Schnell vergangen. Das Amt teilt großzügig Baugenehmigungen aus. Ob der Spekulanten rauft Graf Bülow sein schütteres Haar, aber eigentlich reibt er seine Finger imaginär an Geldscheinen.“ Line lächelt vergnügt, ihre Absicht gelang. „Du hast wieder Farbe. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“
„Hm! Schick mir durch Helge einen halben Sack Mehl, und ein Dutzend leckere frische Eier. Oder geht das auch nicht mehr den üblichen Gang?“
„Sei unbesorgt. Ich verrechne es mit dem Käse. Wahres muss wahr bleiben, sonst gibt es einen eingezogenen Hals am krummen Buckel. Geradestehen ist wie Respekt vor mir selber haben.“
Erleichtert und aufrichtig, lächelt Helena Line an.
„Das stimmt. Eine meiner Wahrheiten ist, ich warte auf den Händler Friedel, ihm neue Stofftiere anzubieten, und dann hätte ich sofort Nadelgeld zur Hand. Ein Sortiment nimmt Tine für die Badegäste.“ Nach einer Minute Grübeln ergänzt sie: „Ich las in der Gartenlaube von den Nähmaschinen und hätte gern eine. Damit könnte ich viel mehr in meiner knappen Zeit anfertigen.“
Sprachlos von solchen Neuerungen verstummt Line. Sie schaut zur Wanduhr; die Zeit verflog. Geschäftig steht sie auf, umarmt Helena flüchtig.
„Einandermal erzähle mir ausführlicher, für heute endet die Audienz. Ein opulentes Mittagsgedeck wünscht sich ein Graf.“
Nachdem Helena mit dem nun leichten Korb gegangen ist, erwartet Line die Küchenhilfe Anna, um mit ihr das Essen zu kochen. Bis sie da ist, studiert sie die Zeitung, vor sich hin murmelnd.
„Die Moldauer Würfelzuckerfabrik feiert ihre fünfzehn Jahre Bestehen. Was in höheren Kreisen auf den Tisch kommt, fertigen Arbeiterinnen im Stundenlohn von dreizehn Pfennig. Die tägliche Fabrikarbeitszeit dauert elf bis siebzehn Stunden. Oh, in 1890 erst wird die Feiertags- und Nachtarbeit für Frauen verboten? - Ah, des Kaisers Streit mit Kanzler Bismarck wird durch Caprivis Sozialistengesetz und in Minderheitenfragen eine Wende bringen. Caprivi will die Kinderarbeit unter vierzehn Jahren in Fabriken abschaffen, auch Sonntagsarbeit. Seine Reformen zielen auf den Wandel vom Agrar- in einen Industriestaat. Oh, seine markante Aussage lautet, wir exportieren entweder Waren oder Menschen.“
Line nickt zustimmend. Ihr Heim erlebt sie nur im Dustern, früh im Gehen, nachts im Heimkehren. Und Helge ... Ja, er spürt den Sog der neuen Winde, die hauen ihn nicht von vorne fast um. Könnte er eine gehörige Portion Zähigkeit aufbringen, wenn ihm in der Fremde ein Hungerlohn gezahlt wird?
In der Schale voll Zuckerwürfel zerstört Line einen glatten Würfel. Körnchen berieseln ihre Finger, und der Gedanke, etwas anderes würde sie zerbröseln, könnte sie es. Denn alle in ihrer Familie sind an das Karge gewöhnt, kein Krümel von Zucker lenkt davon ab und keine Raserei des Nachts!
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