Die Pest der Korruption

- -
- 100%
- +
Im Jahr 1961 entdeckte Eddy, dass der krebsauslösende Affenvirus SV-40 achtundneunzig Millionen Gaben des Salk-Polioimpfstoffs kontaminiert hatte. Als sie das SV-40-Virus neugeborenen Hamstern einspritzte, entwickelten die Tiere Tumore. Eddys Entdeckung erwies sich als beschämend für viele Wissenschaftler, die an dem Impfstoff arbeiteten. Anstatt sie für ihre fantastische Arbeit zu ehren, verbannten die NIH sie aus der Polioforschung und übertrugen ihr andere Aufgaben. Die NIH ließen die alarmierende Information verschwinden und setzten den Impfstoff weiterhin ein.
Im Herbst 1960 lud die New York Cancer Society Eddy ein, den Einführungsvortrag bei ihrer jährlichen Konferenz zu halten. Eddy entschied sich für das Thema von Tumoren, die von dem Polyomavirus ausgelöst werden. Sie beschrieb jedoch auch Tumore, die von dem in Nierenzellen von Affen vorkommenden viralen Erreger SV-40 hervorgerufen werden. Ihr Vorgesetzter bei den NIH wies sie wütend zurecht, dass sie die Entdeckung öffentlich erwähnt hatte, und verbot ihr Stellungnahmen zu Krisen im Gesundheitswesen. Eddy setzte sich für die Veröffentlichung ihrer Arbeit zu dem Virus ein, die den Vorrat an kontaminierten Vakzinen als Krise für das Gesundheitswesen auswies. Einflussreiche Leute aus den Behörden blockten die Veröffentlichung ab und erlaubten Merck und Parke-Davis, den krebsauslösenden Impfstoff an Millionen Erwachsene und Kinder in den USA zu verkaufen.
Am 26. Juli 1961 berichtete die New York Times, dass Merck und Parke-Davis ihre Salk-Vakzinen zurückgezogen hatten. In dem Artikel stand nichts über Krebs. Die Times veröffentlichte den Bericht auf Seite 33 neben einem Artikel zu Strafgebühren von Bibliotheken für zu spät abgegebene Bücher.
Während zwei Arzneimittelhersteller, Merck und Parke-Davis, ihre Polio-Vakzine im Jahr 1961 zurückriefen, lehnten die Funktionäre der NIH einen vollständigen Rückruf des verbliebenen Vorrats ab. Sie fürchteten eine Rufschädigung für ihr Impfprogramm, wenn die Bevölkerung erfuhr, dass der Public Health Service [eine Behörde im Gesundheitsministerium der Vereinigten Staaten] sie mit einem krebsauslösenden Virus infiziert hatte. Als Folge davon erhielten Millionen von nichtsahnenden US-Amerikanern zwischen 1961 und 1963 krebsauslösende Impfstoffe. Der Public Health Service verschwieg dieses „Geheimnis“ dann vierzig Jahre lang.
Insgesamt erhielten achtundneunzig Millionen Amerikaner Impfungen, die potenziell das krebsauslösende Virus enthielten, das jetzt Bestandteil des menschlichen Genoms ist. Im Jahr 1996 identifizierten Forscher der Regierung das SV-40 in 23 Prozent der Blutproben und bei 45 Prozent der Spermaproben, die von gesunden Erwachsenen stammten. Sechs Prozent der Kinder, die zwischen 1980 und 1995 geboren wurden, sind infiziert. Die Funktionäre des Gesundheitswesens verabreichten über Jahre hinweg Millionen von Menschen die Vakzine, obwohl ihnen klar war, dass sie infiziert war. Sie kontaminierten die Menschheit mit einem Affenvirus und lehnten es ab zuzugeben, was sie getan hatten.
Heutzutage wird das SV-40 in Forschungslaboren rund um die Welt eingesetzt, weil es so verlässlich Krebs auslöst. Die Forscher benutzen es, um bei Tieren eine breite Palette von Knochen- und Gewebskrebs einschließlich Mesotheliomen und Gehirntumoren zu produzieren. Diese Krebsarten sind in der Babyboom-Generation explodiert, die die Salk- und die Sabin-Polio-Vakzine zwischen 1955 und 1963 erhielt. Hautkrebs ist um 70 Prozent gestiegen, Lymphome und Prostatakrebs um 66 Prozent und Gehirntumore um 34 Prozent. Vor 1950 traten Mesotheliome beim Menschen selten auf. Heute diagnostizieren die Ärzte bei den US-Amerikanern jedes Jahr fast 3.000 Fälle. 60 Prozent der Tumore, die untersucht wurden, enthielten SV-40. Heute finden Wissenschaftler das SV-40 in einer breiten Palette von tödlichen Tumoren, so etwa bei 33 bis 90 Prozent der Gehirntumore, bei acht von acht Ependyomen und beinahe der Hälfte der getesteten Knochentumore.
Die nachfolgenden Maßnahmen der NIH bestanden darin, Bernice Eddy zu verbieten, Reden in der Öffentlichkeit zu halten oder Fachkonferenzen zu besuchen. Man verzögerte ihre Veröffentlichungen, entfernte sie gänzlich aus der Vakzin-Forschung, tötete schließlich ihre Tiere und verbot ihr den Zugang zu ihren Laboren. Die Art und Weise, wie man sie behandelte, ist weiterhin kennzeichnend für den fortgesetzten Skandal in der Wissenschaftlergemeinde. Trotzdem wurde das Bernice-Eddy-Drehbuch der NIH zur standardisierten Mustervorlage für die für Impfstoffe zuständigen Regierungsbehörden, wenn es um die Behandlung von andersdenkenden Vakzin-Wissenschaftlern geht, die die Wahrheit über Impfstoffe aussprechen wollen.
Dr. John Anthony Morris war ein Bakteriologe und Virologe. Ab 1940 arbeitete er 36 Jahre lang bei den NIH und der Food and Drug Administration (FDA) [US-amerikanische Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit]. Morris war der leitende Beamte für Impfstoffe beim Bureau of Biological Standards (BBS) bei den NIH und später bei der FDA, als das BBS 1970 der FDA zugeordnet wurde. Dr. Morris verärgerte seine Vorgesetzten mit dem Argument, die Forschung, die von seiner Einheit durchgeführt wurde, zeige, dass es keinen verlässlichen Beweis für die Wirksamkeit der Grippeimpfung gäbe. Insbesondere beschuldigte er seine Dienstvorgesetzten, sie hätten das Programm zur Massenimpfung gegen die Schweinegrippe hauptsächlich auf einer unbegründeten Angstkampagne und auf falschen Behauptungen der Arzneimittelhersteller aufgebaut. Er warnte, die Vakzine sei gefährlich und könne neurologische Schäden verursachen. Sein Vorgesetzter bei den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) warnte Dr. Morris: „Ich würde Ihnen raten, nicht darüber zu reden.“
Als mit der Vakzine geimpfte Personen begannen, über Nebenwirkungen zu berichten wie etwa das Guillain-Barré-Syndrom, widersetzte sich Dr. Morris dieser Anweisung und ging an die Öffentlichkeit. Er erklärte, dass die Grippeimpfung unwirksam und potenziell gefährlich sei. Außerdem könne er keine Belege dafür finden, dass diese Schweinegrippe gefährlich sei oder von Mensch zu Mensch übertragen würde.
In einer Vergeltungsmaßnahme konfiszierten FDA-Funktionäre seine Forschungsmaterialien, tauschten die Schlösser seines Labors aus, versetzten seine Labormitarbeiter und blockierten seine Bemühungen, seine Befunde zu veröffentlichen. Die FDA steckte ihn in einen kleinen Raum ohne Telefonanschluss. Jeder, der zu ihm wollte, musste dafür die Erlaubnis vom Leiter des Labors einholen. Im Jahr 1976 feuerte das Department of Health and Human Services (HHS) Dr. Morris unter dem Vorwand, er habe Bücher aus der Bibliothek nicht rechtzeitig zurückgegeben.
Die dann folgenden Ereignisse stützten Dr. Morris’ Skepsis über die Schweinegrippeimpfung. Im Jahr 1976 war das Impfprogramm gegen die Schweinegrippe dann so problembehaftet geworden, dass die Regierung die Impfungen stoppte, nachdem 49 Millionen Menschen die Vakzine erhalten hatten. Unter den Opfern der Vakzine waren 500 Fälle mit dem Guillain-Barré-Syndrom, davon waren 200 Menschen gelähmt und 33 tot. Darüber hinaus trat nach Medienberichten die Schweinegrippe bei den Geimpften sieben Mal häufiger auf als bei den Ungeimpften.
In seinem Nachruf in der New York Times wird Dr. Morris mit dieser Aussage zitiert: „Die Hersteller dieser (Grippe-)Vakzine wissen, dass sie wertlos ist, aber sie verkaufen sie trotzdem weiter.“ 1979 sagte er der Washington Post: „Es ist medizinischer Beschiss … ich glaube, die Öffentlichkeit sollte eine ehrliche Information auf einer Grundlage erhalten, die es den Menschen ermöglicht zu entscheiden, ob sie sich impfen lassen oder nicht“, und er fügte hinzu: „Ich glaube, sie würden sich nicht damit impfen lassen, wenn sie die vollständigen Informationen erhielten.“
Die FDA benutzte das gleiche Drehbuch im Jahr 2002, um den gefeierten Epidemiologen Dr. Bart Classen zu isolieren, zum Schweigen zu bringen und aus dem Regierungsdienst zu vertreiben. Dessen umfassende epidemiologische Studien, die größten jemals durchgeführten, hatten einen Zusammenhang zwischen der Hib-Vakzine (Impfstoff gegen Haemophilus Influenzae Typ B) und einer Epidemie von Diabetes im Kindesalter ergeben. Die FDA befahl Dr. Classen, die Veröffentlichung der von der Regierung finanzierten Studien zu unterlassen, verbot ihm, öffentlich über den alarmierenden Ausbruch zu sprechen, und zwang ihn schließlich zum Verlassen des Staatsdienstes.
Im Jahr 1995 stellten die CDC den promovierten Experten für Computeranalytik Dr. Gary Goldman ein, um die größte jemals durchgeführte und von den CDC finanzierte Studie über die Windpocken-Vakzine durchzuführen. Goldmans Ergebnisse über eine isolierte Population von 300.000 Bewohnern des Antelope Valleys in Kalifornien zeigte, dass die Wirkung der Vakzine nachließ, zu gefährlichen Ausbrüchen von Windpocken bei Erwachsenen führte und dass zehnjährige Kinder, die die Vakzine erhielten, über drei Mal häufiger an Gürtelrose erkrankten als ungeimpfte Kinder. Gürtelrose hat eine zwanzig Mal höhere Todesrate als die Windpocken und kann zur Erblindung führen. Die CDC befahl Goldman, seine Ergebnisse zu verheimlichen, und verbot ihm, die Daten zu veröffentlichen. 2002 kündigte Goldman unter Protest. Er schickte seinen Vorgesetzten einen Brief und erklärte den Grund seines Rücktritts: „Ich lehne es ab, mich an wissenschaftlichem Betrug zu beteiligen.“
Die neuere Geschichte der Medizin quillt über von anderen Beispielen brutaler Unterdrückung wissenschaftlicher Arbeiten, die die Risiken von Vakzinen aufdecken. Zu den Opfern gehören geniale und mitfühlende Ärzte und Wissenschaftler wie Dr. Waney Squier, der ohne ausreichende Beweise verurteilte britische Gastroenterologe Andy Wakefield, das standhafte Forschungsteam aus Vater und Sohn David und Dr. Mark Geier, die italienische Biochemikerin Antionetta Gatti und der dänische Epidemiologe Peter Gøtzsche. Eine gerechte Gesellschaft hätte diesen Visionären Denkmäler gesetzt und sie mit Lorbeeren und Führungsposten geehrt. Unsere korrupten Medizinfunktionäre haben sie systematisch verleumdet und zum Schweigen gebracht.
In England trat die Neuropathologin Dr. Waney Squier vom Radcliffe Hospital in Oxford als Zeugin in einer Reihe von Prozessen im Namen von Angeklagten auf, denen man vorgeworfen hatte, ein Schütteltrauma bei ihrem Baby verursacht zu haben. Squier glaubte, dass in diesen Fällen Vakzine und kein physisches Trauma die Gehirnverletzungen der Kleinkinder hervorgerufen hatten. Im März 2016 hat der Medical Practitioner’s Tribunal Service (MPTS) sie beschuldigt, Beweise gefälscht und gelogen zu haben und hat sie aus dem Ärzteregister gestrichen. Squier legte im November 2016 Berufung gegen die Entscheidung des Gerichts ein. Der High Court of England hob die Entscheidung des MPTS auf und kam zu dem Schluss: „Die Entscheidung des MPTS ist in vielerlei Hinsicht maßgeblich fehlerhaft.“
Professor Peter Gøtzsche war Mitbegründer der Cochrane Collaboration im Jahr 1993, die ins Leben gerufen wurde, um der erdrückenden Korruption in der veröffentlichten Wissenschaft und der Wissenschaftler von der Pharmaindustrie entgegenzuwirken. Über 30.000 der führenden Wissenschaftler der Welt traten Chochrane als ehrenamtliche Gutachter bei in der Hoffnung, Unabhängigkeit und Integrität in der veröffentlichten Wissenschaft wiederherzustellen. Gøtzsche war dafür verantwortlich, Cochrane zum weltweit führenden unabhängigen Forschungsinstitut zu machen. Er gründete auch das Nordic Cochrane Center im Jahr 2003. Am 29. Oktober 2018 gelang es den Interessenvertretern der Pharmaindustrie, angeführt von Bill Gates, Professor Gøtzsche auszustoßen. Ein abgekartetes Gremium, von Gates kontrolliert, warf Gøtzsche aus der Cochrane Collaboration, nachdem er eine gut begründete Kritik der HPV-Vakzine veröffentlicht hatte. Im Jahr 2018 feuerte die dänische Regierung unter dem Druck der Pharmaindustrie Gøtzsche aus seiner Position am Rigshospitalet in Kopenhagen. Seine Forschungsergebnisse über die HPV-Vakzine bedrohten die Gewinne der Pharmaindustrie.
Wissenschaft ist im besten Fall eine Suche nach existenzieller Wahrheit. Manchmal jedoch bedrohen diese Wahrheiten mächtige ökonomische Paradigmen. Sowohl die Wissenschaft als auch die Demokratie beruhen auf dem freien Fluss korrekter Informationen. Gierige Konzerne und käufliche Regierungsbehörden haben sich immer wieder als willfährig gezeigt, die Wissenschaft zu verdrehen, zu verzerren, zu verfälschen, Informationen zu verheimlichen und eine offene Debatte zu zensieren, um persönliche Macht und die Profite der Konzerne zu schützen. Zensur ist der Todfeind sowohl der Demokratie als auch der öffentlichen Gesundheit. Dr. Frank Ruscetti zitiert oft Valery Legasov, den mutigen russischen Physiker, der sich Zensur, Folter und der Bedrohung seines Lebens durch den KGB widersetzte und der Welt die wahre Ursache der Tschernobyl-Katastrophe offenbarte hat: „Ein Wissenschaftler zu sein bedeutet naiv zu sein. Wir sind so konzentriert auf unsere Suche nach der Wahrheit und versäumen es dabei, in Betracht zu ziehen, wie wenige tatsächlich wollen, dass wir die Wahrheit finden. Aber sie ist immer da, ob wir sie sehen oder nicht, ob wir sie sehen wollen oder nicht. Die Wahrheit schert sich nicht um unsere Bedürfnisse und unsere Wünsche. Sie schert sich nicht um unsere Regierungen, unsere Ideologien, unsere Religionen. Sie wird immer und ewig auf uns warten.“
Dieser Bericht von Judy Mikovits und Kent Heckenlively ist von entscheidender Bedeutung sowohl für die Gesundheit unserer Kinder als auch für die Lebendigkeit unserer Demokratie. Mein Vater glaubte, dass moralische Tapferkeit die seltenste Art von Heldentum sei. Seltener sogar als die körperliche Tapferkeit von Soldaten in der Schlacht oder große Klugheit. Er empfand sie als die eine entscheidende Qualität, die notwendig sei, um die Welt zu retten.
Wenn wir unsere Demokratie weiter genießen und unsere Kinder vor den Kräften schützen wollen, die die Menschheit zur Ware zu machen versuchen, dann brauchen wir mutige Wissenschaftler wie Judy Mikovits, die bereit sind, den Mächtigen die Wahrheit zu sagen, auch wenn dies furchtbare persönliche Kosten mit sich bringt.
Einführung
Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass ich einmal eine der umstrittensten Personen in der Wissenschaft des 21. Jahrhunderts werden würde.
Für mich ging es immer darum, das Datenmaterial zu verstehen und den Patienten zuzuhören. Als Wissenschaftler sollen wir Probleme lösen und der Menschheit helfen. Das ist unser Auftrag, genau das ist das Ziel, dem wir unser Leben gewidmet haben.
Wie kann es sein, dass Krankheiten wie das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS), Autismus, neurologische Krankheiten und sogar Krebs so umstritten wurden, dass viele in der Medizin die Augen verschließen vor den möglichen Ursachen, die diesen Krankheiten zugrunde liegen?
Ich verstehe nicht, warum wir uns nicht alle zusammentun können, um das zu ergründen. Vielleicht sind einige meiner Vorstellungen richtig und vielleicht sind manche falsch. Nehmen wir sie doch einfach alle unter die Lupe und schauen, was passiert.
Als ich im Labor gearbeitet und bahnbrechende Entdeckungen wie etwa in der Entwicklung von AIDS-Medikamenten gemacht habe, um die schlimmste moderne Seuche unserer Zeit, die HIV-AIDS-Epidemie, aufzuklären, ging es nie um Ruhm oder Ansehen.
Es ging darum, das Leben der Menschen zu verändern.
Das ist es, woraus ich meine größte Zufriedenheit ziehe.
Ich betrachte mich nicht als jemand, der das Rampenlicht sucht. Als ich im Labor gearbeitet habe, war ich gewöhnlich morgens um fünf Uhr dort, um oft nicht früher als um sechs Uhr am Abend nach Hause zu gehen (außer es gab ein Baseballspiel in Camden Yards). Ich lese eine Menge wissenschaftlicher Artikel, um zu verstehen, was die besten Köpfe auf dem Gebiet herausfinden. Wenn ich mich entspannen will, schaue ich gerne Baseball, was erklärt, warum ich oft eine Baseballkappe trage. Das ist einfach bequemer für mich. Ich mag auch andere Sportarten wie Basketball und Fußball, und viele Jahre habe ich zu dem Verein gehört, den wir scherzhaft den „Poor Boys Yacht Club“ nennen (tatsächlich heißt er Pierpont Bay Yacht Club, aber wir ziehen den Namen PBYC vor). Und ich habe es genossen, mit meinem Mann und unseren Freunden auf dem Pazifischen Ozean segeln zu gehen. Ich nehme an Selbsthilfegruppen für Krebskranke teil, um mit meinem Wissen als Forscherin den Menschen bei ihren Therapien zu helfen, indem ich ihnen die Optionen erkläre, die sie von ihren Ärzten vorgeschlagen bekommen.
Nichts von alledem kann erklären, warum die Polizei an einem Morgen Mitte November 2011 in meinem Haus eine Razzia durchführte und mich ohne Haftbefehl und ohne die Möglichkeit, auf Kautionszahlung freizukommen, fünf Tage im Gefängnis festhielt. Ich habe niemanden umgebracht. Ich bin kein Agent einer fremden Macht. Tatsächlich wurde ich niemals vor Gericht gestellt und die Anschuldigung löste sich auf wie der Frühnebel in Kalifornien.
Was, glaube ich also, war mein wirkliches Verbrechen?
Das Datenmaterial zu verstehen und den Patienten zuzuhören.
Wir glauben, dass der Schlüssel zur Lösung dieser Fragen tatsächlich im Jahr 1934 im sonnigen Los Angeles, der Stadt der Engel, liegt.
* * *
Unter Experten ist man sich weitgehend einig, dass CFS in den Vereinigten Staaten zum ersten Mal in Los Angeles zwischen 1934 und 1935 auftrat. Der Ausbruch betraf 198 Ärzte, Krankenschwestern, medizinisch-technische Assistenten und andere Mitarbeiter des Los Angeles County Hospital während eines Polioausbruchs.
Merkwürdigerweise bekam nur das Krankenhauspersonal CFS; die Patienten des Krankenhauses blieben verschont.
Hört sich das nicht wie eine heiße Spur an?
Die Anzeichen und Symptome waren mysteriös. Die Patienten waren schon durch die geringste Belastung erschöpft, litten unter Übelkeit, Lichtempfindlichkeit, Gleichgewichtsverlust, Schlaflosigkeit und Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten. Sie durchlebten Schübe von Lähmungen, gefolgt von Schwierigkeiten, die Extremitäten zu heben, hatten Atemprobleme, Kopfschmerzen, stechende Schmerzen. Die Opfer litten unter erdrückenden Depressionen, gefolgt von euphorischen Zuständen, Weinanfällen ohne ersichtlichen Grund und zeigten oft heftige Anzeichen von Abneigung gegenüber Menschen oder Dingen, die sie zuvor gemocht hatten.1 Es war, als ob ihre Körper und ihre Gehirne sie im Stich gelassen hätten.
Ich betrat die Bühne im Mai 2006, als ich einen Vortrag von einem Forscher anhörte, der festgestellt hatte, dass Menschen, die lange Zeit an CFS erkrankt waren, erhöhte Raten von sehr seltenen Krebsarten aufwiesen. Das roch aus meiner Sicht nach einem Virus wie HIV (Humanes Immundefizienzvirus), das seine Opfer oft durch das begleitende AIDS (aquired immunodeficiency syndrome – erworbenes Immundefizienzsyndrom) und die verschiedenen Krebsarten und anderen Probleme umbringt, mit denen ihr Immunsystem dann nicht mehr fertig wird.
Die HIV-AIDS-Epidemie, die den Planeten in den 1980er- und 1990er- Jahren heimsuchte und nach neuesten Zahlen mehr als 39 Millionen Menschen umbrachte, ist ein wichtiger Gegenpunkt zur CFS-Epidemie. CFS schien in den 1980er-Jahren zu explodieren. Es begann in den Jahren 1984 bis 1985 mit einem Ausbruch am Lake Tahoe an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada. Die Krankheit erfasste zuerst die Lehrer einer lokalen Oberschule, sprang dann über auf urbane Räume wie San Franzisco, Los Angeles und New York. Von dort breitete sie sich quer über das Land aus. Zu dieser Zeit herrschte das Dogma vor, HIV-AIDS würde nur Männer betreffen, weshalb CFS oft als non-HIV-AIDS bezeichnet wurde.
HIV-AIDS brachte die Patienten im Verlauf von mehreren Jahren um. CFS ließ seine Opfer am Leben, aber in einem Zustand, der einem Winterschlaf glich. Freunde und Familienmitglieder sagten den Patienten oft, sie würden „gut aussehen“ und sollten vielleicht nur „ein bisschen mehr rausgehen“ und ihren „Stress reduzieren“. Viele der Immunmarker waren in beiden Gruppen anormal, aber das Ergebnis war sehr verschieden.
Diejenigen mit CFS blieben am Leben, aber sie sehnten sich oft nach einer Erlösung durch den Tod.
* * *
In der Wissenschaft wird üblicherweise der erste Ausbruch einer Krankheit genau auf mögliche Hinweise hin untersucht.
Der Forscher fragt: Welche Faktoren sind den Erkrankten gemeinsam? Ich bin sicher, Sie haben zahlreiche Bücher gelesen und Filme und Fernsehshows gesehen, in denen man genau nach einem solchen Plan vorgeht.
Das Gleiche geschah – zumindest anfangs – mit diesem ersten Ausbruch von CFS unter dem Krankenhauspersonal in Los Angeles in den Jahren 1934 bis 1935. Die Forscher, die zufällig zur Stelle waren, als diese neue Krankheit zuerst auftrat, waren Dr. John R. Paul, ein Professor von der Yale Medical School, und Dr. Leslie Webster, ein Arzt vom Rockefeller Institute in New York.
In einem 1971 veröffentlichten Buch über die Geschichte der Polio widmete Dr. Paul dieser neuen Krankheit, die unter dem Namen CFS bekannt wurde, zuvor aber als Myalgische Enzephalomyelitis (ME) bezeichnet worden war, ein ganzes Kapitel. ME bedeutet wörtlich „Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks“. Viele beziehen sich auf diese Krankheit als Chronisches Erschöpfungssyndrom/Myalgische Enzephalomyelitis oder CFS/ME. Andere sind der Meinung, man sollte besser von ME/CFS sprechen. Fatigue [Erschöpfung] ist ein Symptom bei vielen Krankheiten, und ich glaube, der Gebrauch dieses Begriffes hat die Wissenschaft behindert und die Patienten vier Jahrzehnte lang ins Abseits gedrängt. Die Gemeinde der Patienten zieht den Begriff ME/CFS vor, und ich werde ihn in diesem Buch benutzen.
Noch Jahrzehnte später schien Dr. Paul von dem, was er während dieses ersten Ausbruchs von ME/CFS und seinen möglichen Ursachen gesehen hatte, verfolgt zu werden. Hatten sie etwas entscheidend Wichtiges übersehen? Paul schrieb:
Trotz alledem ist der Vorfall in Los Angeles eine Mahnung, dass sogar diejenigen, die sich selbst als Experten betrachten, gelegentlich falsch liegen, obwohl sie es äußert ungern zugeben, insbesondere gegenüber ihren Patienten. Das ist die bitterste Pille, die sie manchmal schlucken müssen. Den Mitgliedern unseres Forschungsteams ist es irgendwie nicht gelungen, die Heimtücke der Situation zu erkennen. Sie hatten die Möglichkeit einer hysterischen Komponente oder des Auftretens einer polio-ähnlichen Erkrankung nicht genügend hervorgehoben. Als schwache Entschuldigung kann man anführen, dass wir uns so darauf konzentriert hatten, das Poliovirus zu isolieren, dass wir kaum an etwas anderes denken konnten.2
Ich sehne mich oft nach der Ehrlichkeit und Selbstreflexion von Forschern wie Dr. Paul, obwohl ich vermute, dass auch er noch ein paar Geheimnisse für sich behalten hat. Wenn ich über die Kontroverse nachdenke, die unsere Arbeit hervorgerufen hat, frage ich mich, was Paul gemeint hat mit der „Heimtücke der Situation“. Wie konnte die Suche nach der Wahrheit über eine Krankheit heimtückisch sein?
Einem Virus ist es sicherlich gleichgültig, was die Wissenschaft über es herausfindet.
Die Frage bleibt, was die Wissenschaft möglicherweise verheimlichte?
* * *
Kent Heckenlively, der Co-Autor meines früheren Buches Die Pest, mit dem ich auch bei diesem Buch zusammengearbeitet habe, fand eine mögliche Antwort.
Kent entdeckte medizinische Forschungsartikel, nach denen das medizinische Personal am Los Angeles County General Hospital eine frühe Poliovakzine erhalten hatte, die von Dr. Maurice Brodie in Zusammenarbeit mit dem Rockefeller Institute von New York entwickelt worden war.3 Das Poliovirus war viele Male durch Gehirngewebe von Mäusen geschleust worden. In den 1930erJahren war die Verwendung von Mäusegewebe zur Züchtung von Viren neu und zuvor nur in der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Gelbfieber eingesetzt worden.4 Dem medizinischen Personal wurde zusätzlich ein Stoff zur Verstärkung der Immunreaktion verabreicht, der mit Thiomersal, einem Quecksilberderivat, konserviert wurde.5
Kent hatte auch die Abschrift eines Vortrags ausfindig gemacht, den Dr. G. Stuart vor einer Versammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1953 in Uganda über Probleme mit der Gelbfiebervakzine und den darin enthaltenen Mäusebestandteilen gehalten hatte:
Zwei Haupteinwände gegen diese Vakzine wurden vorgebracht wegen der Möglichkeit, (i) dass die Mäusegehirne, die bei ihrer Herstellung verwendet wurden, mit einem Virus kontaminiert sein könnten, der zwar in Mäusen latent bleibt, aber für den Menschen pathogen ist … oder die Ursache einer demyelinisierenden Enzephalomyelitis sein kann; (ii) dass der Einsatz eines Virus – als Antigen –, der erhöhte neurotrope Eigenschaften hat, schwerwiegende Reaktionen nach sich zieht, die das zentrale Nervensystem betreffen.6





