- -
- 100%
- +
Auch Sickle „lieferte“, seit 1940, in jeder Dekade einen amerikanischen klassischen Sieger, und sein Meisterstück, sechs Generationen später, war der Triple Crown-Gewinner Affirmed, der diese 1978 gewann. Dessen Großvater Raise A Native wurde Vater von Majestic Prince (Kentucky Derby; Preakness Stakes), als auch Großvater von klassischen Siegern, die diese Rennen in drei aufeinander folgenden Jahren gewannen. 1978 begann Affirmed, dann folgte Coastal, und 1980 Genuine Risk. Alle drei amerikanischen Triple Crown Sieger der 1970er Jahre gingen von Phalaris aus, und nur einer direkt von Eclipse. Damit war der von Lord Derby gezogene Hengst gleichzeitig auch der stärkste klassische Einfluss jener Zeit in den USA.
Und der Eclipse-Nachfahre St. Simon (1881) war in dem angesprochenen Zeitraum ebenfalls aktiv. Seine Vertreter hießen 1981 Pleasant Colony (Derby; Preakness) und Summing (Belmont Stakes), und ein Jahr früher war es der Preakness Stakes Sieger Codex. Und seit sein Enkel Royal Tourist 1908 die Preakness Stakes gewann, wurde die St. Simon-Hengstlinie in Amerika in jeder Dekade durch wenigstens einen klassischen Sieger vertreten. Gallant Man gewann 1957 die Belmont Stakes, und Tom Rolfe acht Jahre später die Preakness Stakes. Oxford (1857; Birdcatcher) vertritt die sechste Generation von Eclipse und ist der Vorfahre der Dreifachen Krone-Sieger Sir Barton, Whirlaway und Assault. Und über Swyford führt der Weg zu Quadrangle (Belmont Stakes 1964) und dem Kentucky Derby-Sieger von 1965, Lucky Debonair. Dennoch waren für diesen Zweig die 1930er und 1940er Jahre erfolgreicher, als man ihm zwischen 1930 bis 1950 acht klassische Sieger zuordnen musste.
Zwischen 1953 und 1963 erblühte der Gainsborough Zweig der Eclipse Linie durch zehn klassische Sieger, zu denen Pensive-Ponder-Needles als „Drei-Generationen-Klassiker“ zählten, während ein anderes Segment, das zu einer Zeit die klassische Szene in Amerika beherrschte, von Teddy (1913) ausging. Seine Vertreter waren sein Sohn Sir Gallahad III und sein Enkel Bull Lea (1935). Zu ihr gehören drei Triple Crown-Siege, inklusive des „Vater-Sohn-Duos“ Gallant Fox und Omaha. 1979 gehörten 98 % aller amerikanischen graded Stakes-Sieger der Eclipse Hengstlinie an, während sich Herod und Matchen die übrigen 2 % teilten.
Für Matchem war Fair Play ein Nachfahre in der 11. Generation, und er zeugte vier klassische Sieger, zu denen auch Man O’War zählte. Und dieser, der ebenfalls vier dieser Sieger auf der Bahn hatte, durfte auch auf den Triple Crown Gewinner War Admiral verweisen, der der einzige „amerikanische Dreifache“ war, der nicht der Eclipse Hengst-Linie entsprang. Die Matchem-Linie ist nicht tot, sie wurde fortgeführt durch War Relic und dessen Urenkel In Reality (1964). Auch Frankreichs Derby- und „Arc de Triomphe-Sieger“ Sassafras, der 1988 in den USA einging, trug, über einen anderen Zweig, Matchem Blut.
Herod (1758) hatte in Amerika in der angesprochenen Periode seinen letzten klassischen Sieger 1966. Es war der Belmont-Gewinner Amberoid, ein Tourbillon Urenkel von Count Amber, einer von neun, die sich seit 1900 – der Höhepunkt dieser Hengstlinie in den USA war etwa jene Jahrhundertwende – mit klassischen Ehren schmücken konnten. Aber auch Amberoid war der erste klassische Sieger der Herod Hengstlinie nach 12 „nicht klassischen Generationen“. Und im amerikanischen „The Thoroughbred Record Sire Book“ von 1982 wurden nur wenige mit Matchem- oder Herod-Blut angeboten. Es war also auch hier „Eclipse first, the rest nowher“.
The Byerly Turk führt in seiner Hengstlinie zu Pferden wie dem ungeschlagenen Apfelschimmel The Tetrarch (1911; Roi Herode) oder Tourbillon (1928; Xar), der für Marcel Boussac zum Gründerhengst und dreifachem Beschäler-Champion wurde. Auch Englands Derbysieger von 1969, Blakeney, vertritt in seinem Mannesstamm eine direkte Linie, die zu Byerly Turk führt. Die Schaltstelle hier ist, wie bei Tourbillon, Herods großer Sohn Woodpecker (1773). Dieser, und der ebenfalls von Herod stammende ungeschlagene Highflyer, (1774) waren als Rennpferde fast so berühmt wie der große Eclipste. Als Vaterpferde wurden sie jedoch zu Grundpfeileren, während The Byerlys Töchter zahlreiche berühmte Familien schufen.
Der von Sir Charles Bunbury gezogene Highflyer kam gegen Ende seiner Rennlaufbahn für 2.500 Pfund in die Hände von Richard Tattersalls, der die geniale Idee hatte, das Blut des hervorragenden Herod mit dem des noch größeren Eclipse zu vereinen. Und so erwarb Tattersalls alle verfügbaren Eclipse-Stuten für sein Gestüt und wurde reichlich belohnt. Neben St. Ledger- und Oakssiegern zeugte Highflyer auch die Derbysieger Noble, Sir Peter Teazle und Skyscraper, die zu Epsom 1786/87 und 1789 gewannen. Und Sir Peter Teazle war auch der väterliche Ausgangspunkt von Frankreichs Derbysieger Friant (Champaubert), der 1912 in seiner französischen Heimat gewann. Richard Tattersalls ehrte seinen 13-fachen Beschäler-Champion ebenfalls. Er nannte sein Heim Highflyer Hall.
Zu der Hengstlinie, die von Godolphin Arabian ausging, zählen auch Hurry On, Precipitation oder Santa Claus, die direkte Nachkommen von Matchem sind. Als Santa Claus, der 1964 das Epsom Derby gewann, Anfang 1970 starb, verlor die Vollblutzucht einen ihrer vielversprechendsten Hengste. Der Sohn von Chamossaire (1942; Precipitation) besaß enorme Geschwindigkeit und war dennoch in der Lage, die Besten seiner Zeit über 2.400 Meter herauszufordern. Er gewann u. a. die 2000 Guineas und die Derbys zu England und Irland, und seinen zweiten Platz im „Arc de Triomphe“ erkämpfte er auf einem für ihn ungeeigneten Boden. Hurry On zeugte u. a. die drei Derbysieger Captain Cuttle, Coronach und Call Boy, und den hervorragenden Steher Precipitation (1933). Im St. Ledger war dieser noch nicht fit genug, schlug den Sieger aber drei Wochen später ohne Schwierigkeiten. Von seinen Siegen in Langstrecken-Rennen war der Ascot Gold Cup der wichtigste Treffer. In der Zucht fiel dem Hengst, der auf der Bahn die Farben seiner Züchterin Lady Zia Wernher getragen hatte, die Aufgabe zu, den Einfluss des großen Matchem fortzuführen. Er gründete auch neue Zweige, und seine Söhne sind in vielen Ländern tätig. Bei dem nach Japan exportierten Derbysieger Larkspur (1959; Never Say Die) war der große Steher der mütterliche Vater.
Von den beiden Derbysiegern Captain Cuttle (1919) und Coronach (1923), die die Farben ihres Züchters Lord Woolavington trugen, hielt Trainer Fred Darling den jüngeren für den etwas besseren Renner. Er musste jedoch erst herausfinden, dass Coronach einen starken Reiter und die Freiheit brauchte, seinen Weg zum Ziel selbst zu finden. Unter Joe Childs gewann der Fuchs mit der goldenen Mähne einige denkwürdige Rennen, doch verlor er drei von vier Kämpfen gegen Lord Derbys ausgezeichneten Phalaris-Sohn Colorado. Im Derby reichte es für diesen allerdings nur zum dritten Platz, und im Gestüt waren ihm nur zwei Saisons vergönnt. Coronachs mütterlicher Großvater Tredennis (Kendal) gewann nie ein Rennen, wurde aber ein ordentlicher Zuchterfolg. Zu seinen wichtigsten Nachkommen, die 485 Rennen gewannen, zählten vor allem die Söhne Golden Myth (1918), Bachelor’s Double (1906) und Lord Wembley (1923). Dieser zehnfache Sieger wurde 1928 nach Argentinien exportiert, wo er ein führender Hengst wurde, während der vom irischen Tally Ho Stud gezogene Golden Myth auch in den Eclipse Stakes und dem Ascot Gold Cup erfolgreich war. Bachelor’s Double war als Zweijähriger ungeschlagen und gewann neun von siebzehn Rennen, darunter das Irische Derby. Züchterisch gesehen war er das Produkt eines sieglosen Vaters aus einer nicht gelaufenen Mutter.
Coronach, der ein harter Puller war wie sein Halbbruder Captain Cuttle (1919), zeugte einige gute Pferde im Ausland und beendete sein Leben nach erfolgreichen jahren in Neuseelands Zucht. Captain Cuttle war massiv und stark wie sein Vater, konnte aber nicht so hart trainiert werden, wie es seine Statur verlangt hätte. Fred Darling war zwar der Meinung, dass er nicht so gut war, wie sein ungeschlagener Vater, aber dennoch ein großartiges, gelehriges und intelligentes Rennpferd gewesen sei. Nach nur drei Jahren in der englischen Zucht kauften ihn die Italiener 1927 für 50.000 Pfund und hatten, obwohl er schon im Alter von 13 Jahren starb, mit ihm großen Erfolg. In der Heimat hinterließ er an Walter Gay einen Derbyzweiten, und für King George V die 1925 geborene 1000 Guineas-Siegerin Scuttle, die als zweijährige die Cheveley Park Stakes gewonnen hatte und in den Oaks auf den Ehrenplatz lief. Der frühe Tod des Hengstes war jedoch auch ein Verlust für den weiteren Fortbestand der Matchem-Linie, die außerdem den Nachteil gehabt haben mag, dass ihr Begründer, The Godolphin Arabian, nur für gestütseigene Stuten herangezogen wurde.
Es war jedoch dieses große Dreigestirn, Eclipse, Herod und Matchem, das die Rasse Vollblut auf den Weg brachte. Von diesem Triumvirat führen die Linien wie ein großes Eisenbahnnetz in alle Welt. An ihren Knotenpunkten, den Galoppphänomenen und Zuchtwundern, vereinigen sie sich und streben wieder auseinander, um sich mit dem Besten und Neuem von nebenan aufs Neue zu vereinigen. Und so kommt man von Italiens Nearco zu Amerikas Crack Bold Ruler oder Canadas Riesen Northern Dancer. Englands Hyperion führt zu Argentiniens Supercrack Forli, der mit seinen Nachkommen eine regelrechte Bonanza feierte. Perus Pamblona, die in der Heimat die „Quadruple Crown“ gewann, fohlte 1973 Epsom-Derbysieger Empery, der später nach Japan exportiert wurde. Südafrikas Wolf Power hatte an Flirting Around einen Sohn des großen Amerikaners Round Table zum Vater, der selbst die Verbindung zu Europas Princequillo knüpft. Und für den „Veredlungsfaktor Vollblut“ in der Landespferdezucht muss man nur Halla oder Tempelhüter nennen, der zum Symbol des ostpreußischen Pferdes wurde.
Als „Original- oder Gründerstuten“ (ihr Pedigrees sind weiter zurück nicht verfolgbar) gilt in der Vollblutzucht nur eine kleine Anzahl, wobei man von weniger als 100 ausgeht, von denen im Laufe der Zeit etwa die Hälfte keine Rolle mehr spielte. Ende des 19. Jahrhunderts analysierten, unabhängig von einander, der Amerikaner Bruce Low und der Deutsche Hermann Goos die im neuesten General Stud Book eingetragenen Stuten bis hin zu ihrem mütterlichen Ursprung, und ihr Ergebnis waren 43 Familien. Bruce Low ordnete damals diese Stuten nach den Erfolgen ihrer Nachkommen und gab ihnen die Nummern 1-43, die jedoch nichts anderes als Familiennamen sind. Modernere Untersuchungen ergaben, dass 81 % der Gene aller heutigen Vollblüter von 31 Original-Vorfahren abstammen, und die Anzahl könnte sich durch die heute zur Verfügung stehenden Techniken auch noch weiter reduzieren.
Im Norden Englands wurden „Rennen“ schon sehr früh mit schnellen Ponys (Galloways) und ihren irischen Counterparts, den „Hobbys“, geritten. Gleichfalls gab es in England bereits um 1200 eine gezielte Pferdezucht, sodass auch andere Pferde aus Spanien und Italien importiert wurden, die bereits über Anteile von „Araberblut“ verfügten. Im 16. Jahrhundert kreuzten die Engländer Conemara-Ponys mit Arabern und Berbern, und erhielten dadurch einen neuen Typ Pferd, der größer und schneller war. Wahrscheinlich waren auch Andalusieer mit am Werk, die das „neue Pferd“ größer machten. Danach versuchte man es mit verschiedenen Kreuzungen. Und zu diesen zählten auch die Versuche mit den Hengsten Godolphin Arabian (oder Godolphin Barb), Darley Arabian und Byerly Turk, die man mit den einheimischen „gemeinen“ Stuten erfolgreich paarte. Einige Dekaten später etablierten die Engländer die Zucht durch „Line-Breeding“, also Inzucht. Auf der administrativen Seite erschien im 18. Jahrhundert auch der Rennkalender, den Weatherby in Zusammenarbeit mit den englischen Rennsport-Autoritäten veröffentlichte, wie auch 1786 eine Liste der erfolgreichsten Deckhengste, womit der Züchter Hinweise zu Leistungen auf der Rennbahn und zu den Vererbern erhielt.
Als die Rasse Vollblut durch intensive Auslese und Leistungsprüfungen fest etabliert war, veredelte es nicht nur andere Rassen, sondern half auch neue zu starten. So den Traber oder das Quaterhorse. Aber auch alle anderen halbblütigen Leistungsrassen sind mit Hilfe des Englischen Vollblutpferdes entstanden. Und als diese neuen Rassen „geboren“ waren, wurden sie durch Auslese und Paarung gefestigt.
Im amerikanischen Trabrennsport spielte der Vollblüter Messenger (1780; Mambrino) – 3 x 4 auf Cade; 4 x 4 auf The Godolphin Arabian ingezogen – eine besondere Rolle. Der Hengst, den John Pratt gezogen hatte, gewann in seiner Heimat zehn von 16 Rennen, wurde um 1787 von einem Thomas Berger in die USA importiert, deckte seine erste Saison 1788 in Philadelphia und wechselte danach mehrfach den Besitzer. Zu seinen Nachfahren zählte auch der 1849 geborene Hambletonian (Abdallah), der eine starke Trabaktion hatte und als der Gründervater der amerikanischen Traber angesehen wird. Messenger ist sein Urgroßvater, und bei Hambletonians Mutter Ammazonia steht er gleich zweimal im Pedigree. Ihr Vater Dove stammt von Saratoga, der ein Messenger-Sohn war, und Doves Großmutter trug den Namen Messengers Mare. Vollblüter wurden aber nicht nur genutzt, um die Traber auf den Weg zu bringen, sondern auch später noch eingekreuzt.
Die Traber-Rasse entstand jedoch aus dem Bedarf, ein schnelles Wagenpferd zur Verfügung zu haben. Das war so in Amerika, Frankreich oder auch in Rußland. Hier war es Ende des 18. Jahrhunderts der Graf Orlow, der diese Rasse entwickelte. Als Zuchtziel galt ein verlässliches Zugpferd für Kutsche und Schlitten, das lange Distanzen mit großer Schnelligkeit absolvieren konnte, wobei auch hohe Trabaktion und Adel gewünscht waren. Nach einigen Fehlversuchen kaufte er im heutigen Griechenland einige Araber, die bereits für Härte und Ausdauer bekannt waren. Zu diesen Neuerwerbungen gehörte auch der Schimmelhengst Smetanka, der mit 153 Zentimetern Größe den Vorstellungen Orlows am besten entsprach. Einer seiner Nachfahren wurde mit einer dänischen Stute gepaart, die den Hengst Polka I fohlte, der seinerseits mit einer holländischen Harddraver-Stute einen Hengst zeugte, der verbessertes Trabvermögen erkennen ließ. Und dieser Schimmel bekam den Namen Bars I und wurde zum Stammvater der Orlow-Traber, die jedoch wegen ihrer Lastbeförderung gegenüber anderen Trabern eine Sonderstellung einnehmen. Die inzwischen ausgestorbenen holländischen Harddraver waren eine sehr alte Rasse, die bereits Tacitus und Cäsar als „kleines, dunkles Pferd mit guter Trabaktion“ erwähnt haben sollen. Als der Vollblüter erschien, begann ihr Ende.
Die Amerikaner waren jedoch die ersten, die Wert auf eine hohe Trabgeschwindigkeit auf kurzer Strecke legten, ohne den Pferderücken zu belasten. Das war zwar ähnlich wie das Vorhaben, das Graf Orlow anstrebte, aber bei ihm sollten weite Distanzen in schwierigem Gelände schnell überbrückt werden, wobei auch noch eine erhebliche Zuglast auf jedes Pferd einwirkte. In Amerika jedoch waren es kurze Distanzen auf „gepflegtem“ Geläuf, und das zu ziehende Sulky war federleicht. Somit war es auch logisch, dass sich, neben dem Orlow-Traber, ein völlig anderer „Traber-Typ“ entwickeln musste. Und im Gegensatz zum Galopper, dessen Beschleunigung des natürlichen Trabes der Galopp ist – womit auch der Renngalopp eine natürliche Gangart bleibt – wurde dem Traber eine künstliche „Hochgeschwindigkeits-Gangart“ im Trab anerzogen. Und die Zucht auf diese Trabschnelligkeit hat auch das Exterieur der Traber beeinflusst, auf diese unnatürliche Gangart angepasst, und damit auch das Skelett für den beschleunigten Trab geformt. Äußerlich sichtbar ist das z. B. durch den oft kurzen Schritt, denn der Traber braucht nicht unbedingt die beim Galopper so wichtige schräge Schulter. Auch Sehnen, Lunge und Herz werden beim Traber nicht so stark belastet wie beim Vollblüter, denn das Tempo auf den Traber-Ovalen ist geringer, und das Trabrennpferd hat auch stets zwei Beine auf der Erde. Das Rennpferd, das beispielsweise auf englisch-irischen Rennbahnen auch bergan und bergab galoppiert und springt, muss jedoch in der schnellsten Gangart an seine Grenzen gehen, als auch den gesamten Schwung und die Wucht mit jeweils einem Vorderbein abfangen. Ein Unterschied, der auch die Kosten beider Sportarten beeinflusst und den Trabrennsport „preiswerter“ macht.
In der Quater Horse-Zucht hat der Vollblüter Old Sorrel einen Namen, und der Araber El Bedavi war in der Südtiroler Haflinger-Zucht eine wichtige Quelle. Die American Quarter-Horses haben ihren Ursprung in den Kolonien Virginia und Carolina, wo die Siedler am Rande der Wildnis ein hartes Leben führten und einen schnellen, kräftigen und robusten Typ Pferd entwickelten. Zunächst hatten die Spanier wieder Pferde mit nach Amerika gebracht, und die Indianer züchteten mit entlaufenen oder erworbenen Tieren daraus einen kleinen harten und genügsamen Typ. Weitere Pferde, auch lokaler Rassen, kamen im frühen 17. Jahrhundert mit englischen Einwanderern in die neue Heimat, die die Chickasaw bereits um 1611 mit ihren wesentlich schnelleren und flinken Pferden gekreuzt haben sollen.
1752 wurde der in England auf Langstrecken erprobte vierfache Sieger Janus (Godolphin Arabian) nach Virginia importiert, der mit 150 Zentimeter Größe ein eher globaler Typ Vollblüter war. Über seine Mutter, die von Bartlett’s Childers stammte, hatte der Hengst an Darley Arabian einen weiteren Vollblut-Gründerhengst im vorderen Pedigree. Seine Nachkommen mit den Pferden der Region waren klein, kompakt, hart, muskulös und zeigten Sprintstärke über kurze Strecken. Und das war genau der Typ, den die Farmer damals brauchten, als sie sich am Rande der Wildnis eine neue Existenz aufbauten. In der Woche arbeiteten diese Pferde sehr hart auf dem Feld, im Wald, vor dem Wagen, oder sie trugen ihre Reiter über weite Wege. An den Sonntagen waren sie jedoch gefragte „Rennpferde“, die auf kurzen Wegen oder anderen Pisten, die ihre Besitzer irgendwo über etwa 400 Meter freigeschlagen hatten, Abwechslung in das harte Dasein brachten.
Als sich bei den Siedlern in Texas die Rinderarbeit als Hauptaufgabe entwickelte, reifte die in Virginia erfundenen Rasse durch das Einkreuzen der Mustangs, die westlich des Mississippies lebten, zum American Quater Horse. Für diese Rasse war auch der in Virginia gezogene, siebenfache Sieger Sir Archy (1805) von Bedeutung, der an Diomed den ersten Derbysieger zum Vater hatte und 3 x 4 auf Herod ingezogen war. Auch der bereits genannte Janus übte durch seinen Sohn Printer (1817), dessen Mutterseite unbekannt ist, weiteren Einfluss auf diese Sprinterrasse aus, wie auch der vor ihm geborene Vollblüter Blackburns Whip (1805). Dieser Hengst hatte den großen Eclipse zum Urgroßvater, und bei seiner Mutter stand in der dritten Generation auf beiden Seiten Janus im Pedigree.
Als legendäres Quarter-Horse galt auch der 1843 geborene Steel Dust, ein Halbblüter von Harry Bluff, der Blackburns Whip zum Großvater hatte. Seine Vollblutmutter Big Nancy stammte von dem Sir Archy-Enkel Jackson, dessen Mutter eine Tochter von Blackburns Whip war. Und auf diesen Steel Dust ging auch Peter McCue (1895) zurück, der in dieser Flitzerzucht als bedeutender Vererber bezeichnet wird.
Sehr früh war auch Kaiser Friedrich Wilhelm I. bei der Arbeit, der zunächst beschloss, seine über das ganze Land verstreuten Bestände (mehr als 1.000 Pferde, inkl. rund 500 Zuchtstuten) aus den Gestüten und Marställen zu zentralisieren.
1732 wurde per Erlass das Hauptgestüt Trakehnen gründete, das an das gleichnamige Dorf grenzte, und ab 1786 in Königlich Preußisches Hauptgestüt Trakehnen umfiermierte und auf freiem Gelände entstanden war.
Die besten Pferde wurden für die Zucht ausgewählt, und diese hochselektiv weitergeführt. 1817 wurden einige englischen Vollblüter und Araber gekauft, und weitere 1826 und 1837 angeschafft. Danach führten stetige harte und strikte Selektierung und Aussonderung zu dem edlen Pferd, das wir heute als Trakehner bezeichnen, und die bereits ab 1912 bei Olympischen Spielen starteten, und 1936 vier von sechs Goldmedaillen im Reiten gewannen.
In jenen Jahren war das Trakehner Haupt-Gestüt, das ursprünglich eins von fünf Preußischen Hauptgestüten war, auf mehr als 6.000 Hektar angewachsen. Davon waren etwa 2.400 Wiesen und Weiden, der Rest Acker- und Gartenland, Anlagen und Wege. Als die Rote Armee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges näherrückte, wurde Trakehnen im Oktober 1944 evakuiert. Insgesamt haben nur etwa 700 Pferde Krieg und Flucht überlebt, darunter wenige Dutzend Hengste. Die meisten dieser Pferde landeten in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern, weil manche Treks ihren Marsch nach Westen dort abbrachen. Keith (1944) war der letzte Original-Trakehner-Hengst, der 1976 mit fast 35 Jahren in Niedersachsen seine Augen für immer schloss. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen wieder neue Hengstlinien dazu, die auf Vollblut-Stammvätern beruhten, doch haben auch von den etwa 20.000 Züchtern, die sich vor dem Zweiten Weltkrieg mit dieser Zucht befassten, nur einige Hundert überlebt. Heute ist die Trakehnerzucht ein lebendiges Kulturgut und auch unter staatlicher Kontrolle.
Die Vorarbeit für die „Trakehner“ leisteten aber schon die Ordensritter, denn als diese in das spätere Hochzuchtgebiet des ostpreußischen Warmblutpferdes Trakhener Abstammung einzogen, gab es dort aus der bodenständigen Zucht nur eine kleine, flinke und zähe Rasse, das Schweikenpony. Sie nutzten diesen Typ zwar auch für die Kampfreiterei und förderten die weitere Reinzucht des kleinen Schweiken, gründeten für den eigenen Bedarf jedoch selbst Gestüte. Um 1400 soll es davon mehr als 30 gegeben haben, wobei das Zuchtziel ein schweres Reitpferd war, das dem gepanzertem Ritterheer entsprach. Als der Orden 1410 nach der Schlacht von Tannenberg zerfiel und weitere Kriege folgten, war auch der Niedergang der blühenden Pferdezucht eingeläutet.
Erst als der Markgraf Georg Friedrich etwa 200 Jahre später die Regentschaft übernahm, wurde die Pferdezucht unter strengen Regeln der Selektion fortgeführt, die Zucht den Ansprüchen der Zeit angepasst und orientalisch beeinflusste Veredlerhengste eingeführt, um ein leichtes Militärpferd zu erhalten.
Zu den „veredelten“ Pferden unserer Zeit zählte auch Hans-Günther Winklers großartige Halla, mit der er 1954 Weltmeister der Springreiter wurde und 1956 und 1960 drei olympische Goldmedaillen gewann. Ihr Vater Oberst war ein deutscher Traberhengst, dessen väterliche Wiege in Amerika stand. Die Abstammung der Mutter dieser Legende und Diva, die 1979 im Alter von 34 Jahren starb, ist unbekannt, denn sie soll ein französisches Beutepferd gewesen sein. In Warendorf wurde dieser Wunderstute eine lebensgroße Bronzestatue gesetzt, die auch gleichzeitig daran erinnert, dass Hans-Günther Winkler nicht nur einer der allerbesten Springreiter war, die Deutschland je hervorbrachte, sondern auch der erfolgreichste Springreiter der Welt. Er gewann fünf Goldmedaillen und je einmal Silber und Bronze, dazu zwei Weltmeister- und einen Europameistert-Titel. Mit Halla und Winkler wird sich auch stets der meisterliche Ritt und die unglaubliche Leistung dieser Stute verbinden, die in der zweiten Runde im Nationenpreis bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1956 einen schwer verletzten Reiter im Sattel hatte, der bei jedem Sprung vor Schmerzen aufstöhnte und seiner Partnerin nur wenig helfen konnte. Aber dieser Null-Fehler-Ritt sicherte der deutschen Mannschaft Gold. Es war eine unglaubliche, einmalige Leistung von Mensch und Pferd.
Seit 1377 sind bereits Match-Rennen bekannt, die mit Stechen über vier bis fünf Meilen abgehalten wurden, und zu Zeiten King Charles II., der dabei auch selbst in den Sattel stieg, wurden Rennen auch schon im englischen Newmarket abgehalten. Aus den jährlichen Besuchen des Königs im Frühjahr und Herbst ging nicht nur das „Newmarket Town Plate“ hervor (1675 gewann er es selbst), sondern auch die beiden großen Meetings unserer Tage. 1727 wurden Geldpreise eingeführt, und ab 1750 unterschiedliche Distanzen. Dreißig Jahre später war Diomed der erste Derbysieger, und 1791 hatten die Ausgleichsrennen Premiere. Diese sollten, durch mehr oder weniger zu tragendes Gewicht, allen Startern eines Rennens gleiche Chancen einräumen. In jenem Jahr erschien auch von James Weatherby „An Introduction to a General Stud Book“, in der er die Fohlen in chronologischer Folge unter dem Namen der Mutter auflistete, Pedigrees und private Notizen hinzufügte. Damit war der Start des Auftrages erfolgt, den der Jockey Club vergeben hatte, um die verstreuten Daten zu der unübersichtlichen Zucht- und Rennsituation des 18. Jahrhunderts in einem einzigen Report zusammenzufassen. Diesem „Vorbuch“ folgten 1792, 1800 und 1803 weitere Ausgaben, die die Originalausgabe verbesserten, korrigierten und erweiterten, während die endgültige Schlussversion des ersten Bandes 1808 veröffentlicht wurde. In dieser sollen bereits rund 5.500 Pferde mit ihren Namen und Daten erfasst worden sein.