- -
- 100%
- +
Mit Medeah (1905; Masque) gewann Blanc die Französischen Oaks (Prix de Diane), das heimatliche St. Ledger (Prix Royal Oak) und fünf weitere Rennen. Den „Prix de Diane“ gewann Blanc auch in den beiden Folgejahren mit den Ladies Union (Ajax) und Marsa (Adam), die von diesem Trio mit acht Siegen auch das meiste Geld verdiente. Dieses „Stuten-Derby“ holte sich auch schon die von Winkfields Pride gezogene Profane 1904.
Medeahs Tochter La Flambee (1912) von Ajax, die nie lief, wurde auf der Auktion nach Amerika an William Woodward verkauft, der sie während des 1. Weltkrieges jedoch in Frankreich beließ und 1917 den Epsom Derbysieger und St.-Simon-Enkel Durbar (1911; Rabelais), der kein französisches Blut trug und aus einer Amerikanerin gezogen war, als Partner für seine Stute auswählte. Die Farben von Durbars Besitzer – Mr. H. B. Dureya, der während der amerikanischen Anti-Wettgesetze seine Pferde in der Normandy in einem Gestüt in der Nähe von Neuvy stationierte – waren in England durch Siege im Goodwood- und Stewards Cup von 1909, als auch von Sweepers Sieg in den 2000 Guineas von 1912 bekannt. Durbar, der auf einen schwachen englischen Jahrgang traf, mit eigenem Hafer, Heu und Wasser zehn Tage vor dem Derby anreiste, hatte an Matt McGee auch einen amerikanischen Jockey im Sattel. Er gewann mit drei Längen, lief kein weiteres Rennen in England, und musste sich mit einem vierten und dritten Platz zu dem großartigem Rennpferd Sardanapale (1911; Prestige), im Französischen Derby und dem Großen Preis von Paris begnügte. Der Sieger dieser beiden Rennen trug die Farben seines Züchters, Baron M. de Rothschild, und in der Zucht nahm er besonders über seine Töchter Einfluss. Durbar reiste 1927 nach Amerika und war vier Jahre später tot. Sein bestes Produkt war die 1918 geborene Durban, die das Gran Criterium (1.600 m), das Gran Criterium d‘ Ostende (1.000 m), das letztmals 1963 gelaufen wurde, und den Prix Vermeille (2.400 m) gewann. Gedeckt von Ksar erhielt Marcel Boussac 1928 seinen Gründerhengst Tourbillon. Aber auch seine Tochter aus der La Flambee, Flambette, die die C. C. American Oaks und fünf weitere Rennen gewann, konnte sich sehen lassen, denn sie wurde zum Ausgangspunkt einer Stutenlinie, die sehr gute Pferde vereint.
Zu dieser gehörten Omaha (Dreifache Krone USA); dessen Vollbruder Flares (1933), der als Jährling nach England kam (Champion Stakes, Ascot Gold Cup, Princess of Wales Stakes) und in Kanada ins Gestüt ging; Johnstown (Kentucky Derby, Belmont Stakes 1939); Jacola, Americas zweijährige Champion-Stute 1937, die Seabiscuit schlug, und deren Sohn Phalanx (Pilate) 1947 bei den amerikanischen Dreijährigen an der Spitze stand (Zweiter im Derby; Dritter im Preakness, Sieger im „Belmont“ und Jockey Club Gold Cup). Auch Gallorette (1942), eine der besten Rennstuten Amerikas, die in fünf Rennzeiten 72 Starts absolvierte, 21 davon gewann und 33 Plätze belegte, gehörte als Enkelin der Flambette dazu.
Das einzige siegreiche der sieben Fohlen aus der Medeah war ihre Ksar-Tochter Medee (1924), die als Jährling nach Argentinien exportiert wurde. Ihr Sohn Medicis (1933) gewann dort sehr gute Rennen und wurde ein erfolgreicher Hengst in Chile.
Blancs Aktivitäten als Owner-Breeder zogen sich über mehr als vierzig Jahre, und seine letzte große Aktion war 1919 der Kauf des Jährlings Ksar für den damaligen Rekordpreis von 151.000 Franc. Der Vater des Hengstes, Bruleur (1910), war zwar Sieger im französischen St. Ledger und im Großen Preis von Paris und zwischen 1921 und 1929 auch Champion-Beschäler, doch hatte er damals noch nichts von Bedeutung auf der Rennbahn. Ksars Mutter Kizil Kourgan hingegen war eine der besten Rennstuten, die je in Frankreich liefen (gewann u. a. Frankreichs 1000 Guineas, Oaks, Prix Lupin, Großen Preis von Paris) und stammte aus der Kasbah, die in den französischen Oaks erfolgreich war. Ksar war aber auch stark ingezogen, denn die Mutter seines Vaters Bruleur stammte von Omnium II, der auch der Vater seiner eigenen Mutter Kizil Kourgan war. Diese hatte aber bis dahin auch noch nichts Nennenswertes gefohlt, und als Ksar auf die Welt kam, war sie bereits 19 Jahre alt. Blanc, damals auf diese Inzucht und den hohen Preis angesprochen, soll gesagt haben „ja er ist häßlich, aber er hat einen sagenhaften Schritt“. Und dieser Pferdemann behielt Recht, konnte aber Ksars große Dreijährigen-Siegesserie (Hocquart, Lupin, Derby, St. Ledger, Prix de l‘ Arc de Triomphe) und dessen neuen Gewinnrekord (320.000 $) nicht mehr erleben, denn Blanc starb 1920. Als Vierjähriger gewann Ksar den „Arc de Triomphe“ erneut, wurde aber im Prix Gladiateur über 3.100 Meter auf schwerem Geläuf geschlagen. 1931 stand er in Frankreich an der Spitze der erfolgreichsten Deckhengste und war auch ein guter Stutenerzeuge, doch seine größte Leistung bestand darin, dass er für M. M. Boussac Tourbillon zeugte, der nicht nur ein erstklassiges Rennpferd war, sondern in der Zucht eine Ausnahmerolle spielte. 1935 wurde Ksar nach Virginia (Montana Hall Stud) exportiert und starb dort 1937.

Der 1936 von M. Boussac gezogene Pharis wurde auch Vater der Schlenderhaner Derbysiegerin Asterblüte (Freies Foto Wikimedia Commons, Gooren Collection)
Blancs Witwe führte das Gestüt noch einige Jahre weiter, doch ohne diesen genialen Züchter verschwand die Zuchtstätte bald in der Bedeutungslosigkeit. Marcel Boussach, der Blancs Gestüt kaufte, profitierte auch von den Ideen und Überlegungen seines Züchterkollegen, denn die Kombination Ksar und Durban ergab Tourbillon, den besten in Frankreich gezogenen Hengst des 20. Jahrhunderts.
Hinsichtlich Blancs englischer Importe von hohem Rennvermögen wie Energy, Rondeau oder Flying Fox war festzustellen, dass der Züchter gute Resultate erzielte, während die Engländer, die ihre Stuten von Flying Fox in Frankreich bedecken ließen, in der Heimat aufzogen und trainierten, damit nicht erfolgreich waren. Ein ähnliches Phänomen stellte A. S. Hewitt in seinem Buch auch mit Frankreich / USA fest, denn als nach dem 1. Weltkrieg französisches Blut importiert wurde, zeigten sich enorme Erfolge, während die Rückimportation von z. B. Sir Gallahad III-Blut nach Frankreich keine wirklichen Cracks brachte. Und das, obwohl dieser Hengst in Amerika viermal an der Spitze der Beschäler stand und zwölfmal die Liste der erfolgreichsten Stutenväter anführte. Zurückgeführt wird das von Hewitt auf den jeweils niedrigeren Entwicklungsstand der Zucht des zuerst importierenden Landes, den die Importe dann jeweils anhoben.
Von den anderen sehr gute Pferden, die Edmond Blanc züchtete, wären noch der Energy-Sohn Rueil (1889), Grand Prix de Paries-Sieger, und als Zwei- und Dreijähriger der Champion seiner Heimat; Clover (Wellingtonia) und Saxon (The Bard) zu nennen, die, wie die bereits erwähnten Ajax (Teddys Vater) 1904 und Dagor 1913, die Französischen Derbys der Jahre 1889 und 1901 gewannen.
MARCEL BOUSSAC’
Farben trugen zwölf Sieger des Französischen Derbys, und sechs, die den Prix de l‘Arc de Triomphe gewannen. Fünf seiner Stuten siegten im Prix de Diane (Frankreichs Oaks), je eins seiner Pferde gewann das Englische Derby und die Oaks zu Epsom, und jeweils zwei hefteten den Ascot Gold Cup und das St. Ledger zu Doncaster an ihre Farben. Siebenmal trug auch der Sieger des Prix du Cadran – Frankreichs 4.000-Meter-Equivalent zum englischen Gruppe 1-Ascot Gold Cup – die Farben dieses Besitzerzüchters, der die französische Zucht neunzehnmal anführte. Zusätzlich gewannen seine Pferde mehrere „Guineas“, und 16 Zweijährigen-Champions setzten sich in wichtige Zweijährigen-Rennen in Frankreich und England durch.
Eine Besonderheit war die 1932 von Coronach aus der vorzüglichen Rennstute Zariba (Sardanapale) gezogene Corrida. Dieser Fuchs mit großer Blesse brauchte, obwohl zweijährig Sieger im Prix Morny, Anlauf. Insgesamt gewann die Stute 13 von 33 Starts und belegte 15 Plätze, und ihre besten Leistungen zeigte sie vier- und fünfjährig. Nach einem Erfolg im Großen Preis von Marseille folgte dreijährig ein dritter Platz im „Arc“. Und diese beiden Rennen holte sie sich in den beiden Folgejahren, 1936 und 1937. Sie war auch im „Grand International d’Ostende“ nicht zu schlagen, gewann in der Heimat den „Prix du Presidente de la Republique“ (1936), und ein Jahr später den „Großen Preis der Reichshauptstadt“ (Berlin), in dem sie den deutschen Derbysieger von 1935, Sturmvogel, und die italienische Oakssiegerin Amerina in die Schranken verwies. Die hübsche Stute, die in Frankreich, England, Deutschland und Belgien gewann, war nicht unbesiegbar, aber wankelmütig, doch folgte nach einer Niederlage sofort wieder ein Volltreffer. Und wer sie mit einer Großen der Vergangenheit vergleichen wollte, nannte den Namen der 1874 geborenen ungarischen Wunderstute Kincsem, die in vier Rennzeiten 54 Starts ungeschlagen erledigte, und dabei auch drei Großen Preis von Baden-Baden gewann.
In der Zucht hinterließ Corrida, bedingt durch Unfruchtbarkeit, Verfohlung oder Unfälle, an Coaraze (1942; Tourbillon) nur ein einziges Fohlen, und das wurde, nach elf Siegen, inklusive des Französischen Derbys, in Brasilien ein Spitzenbeschäler. Seine Mutter jedoch, die auf der Rennbahn mehr als 45.000 Pfund und vier Millionen Französische Franc gewonnen hatte, endete tragisch, denn sie verschwand 1944 während der Schlacht in der Normandie. Für die Erhaltung ihres Blutes sorgte jedoch Coarazes Tochter La Mirambule (1949). Diese gehörte einer sehr guten Stutenlinie an, in der ihre Urgroßmutter La Francaise eine wichtige Rolle spielte, die auch bei Pferden wie Tambourine (1959; Irish Derby) oder Nasram (1960; Nasrullah), der die „King George VI“ gewann und in der Zucht in USA und Deutschland agierte, im Pedigree stand.
Boussac hatte, anders als der Aga Khan oder Lord Derby, kaum züchterische Berater an seiner Seite, während jene die Ratschläge von George Lambton, Vuillier und Walter Alston schätzten. Boussac züchtete nach eigener Einschätzung, als auch mit französischen, amerikanischen und englischen Blutströmen, und er ignorierte auch den „Jersey Act“. Dieser, benannt nach dem Senior-Steward des Englischen Jockey Clubs, schloss das Eintragen amerikanischer Vollblüter in das Britische General Stud Book aus, sofern deren Vorfahren nicht bereits eingetragen waren. Hintergrund war der Zustrom amerikanischer Rennpferde nach Europa, als im 20. Jahrhundert einige US-Bundesstaaten das Wettgeschäft verboten, und damit Sport und Zucht gewaltig absanken. Weil jedoch die Aufzeichnungen über die junge amerikanische Zucht den britischen Anforderungen noch nicht genügte – zusätzlich gingen durch den Bürgerkrieg auch Nachweise zu Zucht- und Rennleistungen oder Abstammung verloren – entstand die Befürchtung, dass „unreines“ Blut in die europäische Vollblutzucht eindringen könnte. Für diese, und die Definition „Thoroughbred“ gab es jedoch ganz klare Regeln, und der „Jersey Act“ zog die Maschen daher noch enger. 1949 wurde dieser Paragraph jedoch geändert, weil die Erfolge verschiedener, damals in das General Stud Book nicht eintragbarer Pferde, bewiesen, dass sie der Definition und den Leistungen entsprachen und nachträglich aufgenommen werden konnten.
Zu diesen Pferden gehörte auch Boussacs Tourbillon, der als sehr gutes Rennpferd in der Zucht eine Glanzrolle spielen sollte. Dieser hatte jedoch drei Blutströme – zwei davon auf der mütterlichen Seite – die zu Amerikas Legende Lexington führten, und Tourbillon nach der alten Paragraphenfassung somit vom Eintrag in das General Stud Book ausgeschlossen hätten. Der erste „Sündenbock“ war Armenia, die Mutter von Tourbillons Vater Durbar, die aus der Urania (1892) gezogen war, und Urania, die 35 von 87 Starts gewann und aus einer der besten amerikanischen Familien kam, führte auf beiden Seiten zu Lexington: Uranias Vater war Hanover, der von Hindoo stammte, und dessen Mutter war die Lexington Tochter Florence, und Uranias Mutter Wanda hatte an Winnie Minor ebenfalls eine Lexington-Stute zur Mutter, so dass Urania 3 x 4 auf Lexington ingezogen war. Als weiterer Störfaktor galt Tourbillons Großmutter Banshee, deren Vater Irish Lad an Arrowgrass (1898) eine Mutter hatte, deren beide Eltern ebenfalls zu Lexington führten. Außerdem ist Banashees Mutter Frizette eine Tochter von Hamburg, über dessen Vater Hanover der Weg zu Hindoo führt, dessen Mutter Florence (1869) von Lexington stammt.
Einen Höhepunkt auf der Rennbahn erreichte Boussac mit seinen Pferden 1950, als sein Stall sechs Klassiks gewann: In Frankreich Derby und St. Ledger mit Scratch und die 1000 Guineas, die Corejada neben den Irish Oaks gewann. Calcador fügte das Epsom Derby hinzu, und Asmena machte mit den Oaks zu Epsom das halbe Dutzend komplett. Im gleichen Jahr stammten auch acht der zehn besten Zweijährigen Frankreichs von den Boussac-Hengsten Djebel, Phalaris und Tourbillon. Zwölf Monate später trugen Stymphale und Talma, die vierjährig im Ascot Gold Cup auf Platz drei lief, Boussacs Farben im St. Ledger Frankreichs und Englands siegreich über die Ziellinie, wie das der vorjährige Zweijährigen-Champion Auriban 1952 im Derby seiner Heimat tat.
Dieser, wie auch Stymphale und Corejada stammten von Pharis aus Tourbillon-Müttern; Talma II und Scratch hatten ebenfalls Pharis zum Vater, waren jedoch aus Asterus-Stuten gezogen. Und Galcador und Asmana stammten von den Tourbillon-Söhnen Djebel und Goya, ihre Mütter von Pharos und Asterus.
1954 erschien keiner der eigenen Beschäler unter den zehn besten Deckhengsten Frankreichs, doch reichte es wenigstens für Boussacs dreijährige Djebel-Stute Cordova zum zweiten Championat als Frankreichs Jahrgangsbeste, die insgesamt in Frankreich, England und Italien am Start war. Zwei Jahre später standen jene Stallions aber wieder im Rampenlicht, denn die Sieger in Frankreichs Oaks, 1000 Guineas, Derby und dem Prix Vermeille, Apollonia, Philius und Janiari, kamen aus dem Rennstall von Boussac. Philius, der Vorjahres-Champion bei den zweijährigen Hengsten, stammte von Pharis aus einer Tourbillon-Tochter, die beiden anderen von Tourbillons Sohn Djebel aus einer Asterus-Enkelin und (Apollonia) aus der Pharisstute Corejada. Diese Sieger waren auch gleichzeitig die letzten „Klassiker“ die die Hengste dieses Züchters, Pharis und Djebel, hinterließen, und die sich innerhalb von zwei Jahren von dieser Welt verabschiedeten.
Damit legten sich auch erste Schatten auf das Haras de Fresnay-le-Buffard in der Normandie. Abgesehen davon, dass Boussacs Imperium in den späten 1970er Jahren in schweres finanzielles Fahrwasser geriet, an dessen Ende der Bankrott stand, führen Fachleute den Niedergang der Zucht auf „Übersättigung“ zurück. Die mehr als 100-köpfige Stutenherde war von dem Blut seiner vier Hengste Pharis Tourbillon, Djebel und Asterus geprägt, und Boussac begann auch Stuten in die Zucht zu nehmen, die dem Anspruch auf Rennleistung und Gesundheit nicht entsprachen. Zudem erwies sich auch der Kauf der Outcross-Hengste Whirlaway (US-Triple Crown-Sieger 1941), der nach Herzschlag bereits zwei Jahre später tot war, als sein Zuchtgefährte Coaltown (1945; Bull Lea) 1955 eintraf, als Fehlgriff. Letzterer hatte dem Franzosen 514.000 Dollar gekostet und war 1948 hinter seinem Calumet-Stallgefährten und Triple Crown-Winner Citation zwar Zweiter im Kentucky Derby, am Jahresende jedoch der Champion-Sprinter Amerikas.
Whirlaway passte wohl im Charakter nicht zu Tourbillon-Töchtern, denn die Produkte aus dieser Verbindung galten als überzüchtet, und Coaltown, der 1965 einging, war als Stallion in Amerika und Frankreich ein totaler Versager.
Die letzten hervorragenden Pferde, die Boussac zog, waren die Crepello-Tochter Crepellana, die 1969 die Französischen Oaks (Prix de Diane) gewann, und der 1975 von Mill Reef gezogene Französische Derby-Sieger Acamas. Dessen Mutter Licata stammt von Abdos, der als Großvater Djebel ausweist, während Crepellana aus einer Djebelenkelin stammt. Der große Unterschied dieser beiden Klassepferde bestand somit in der Tatsache, dass Marcel Boussac sie von „fremden“ Hengsten erhielt, und nicht von den eigenen. Crepello wurde 1954 von dem Blenheim-Enkel Donatello gezogen, stand 1969 an der Spitze der Deckhengste in England/Irland und fünf Jahre später war er auch Champion als „Broodmare Sire“. Mill Reef, den Paul Mellon 1968 zog und Ian Balding im englischen Kingsclere vorbereitete, war Derbysieger, in diesem Alter Europas „Pferd des Jahres“ und ein Jahr später Englands „King“ bei den älteren Jahrgängen. Das war gleichzeitig auch wieder ein Schritt zurück in jene Zeit vor 1935, denn danach nutzte Boussac nur noch selten Hengste, die er nicht besaß.
Als Boussacs Zucht auf dem Höhepunkt war, verkaufte er eine Anzahl sehr guter Pferde nach Amerika, darunter auch Ardan, der zu Hause den „Arc de Triomphe“ und das Derby gewonnen hatte. Der 1946 geborenen Tourbillon-Sohn Ambiorix, ein Zweijährigen-Champion, wurde von der Claiborne Farm mit 250.000 Dollar bezahlt und führte 1961 die amerikanischen Beschäler an. Dieser war jedoch ein sehr guter Meiler, während alle anderen Verkäufe als Erzeuger versagten. Entweder diese Franzosen passten nicht zum amerikanischen Rennsystem, oder sie waren für dortige Verhältnisse nicht gut genug. Wahrscheinlich fehlte ihnen damals aber lediglich genug „Speed“, der in Amerika eine Hauptrolle spielt. Unterstreichen könnte das auch Dan Cupid, ein 1956 geborener Native Dancer-Sohn, der in Frankreich lief und mit der Französin Sicalade (Sicambre), die hinsichtlich ihrer Blutlinien als „stout“ zu bezeichnen ist, den Sieger im Prix de l’Arc de Triomphe, Sea Bird, zeugte, der auch Englands Epsom-Derby 1965 beherrschte, im Grand Prix de Saint Cloude ebenfalls spazieren ging, und im „Arc“ einen Reliance mit sechs längen abfertigte, der vorher bei fünf Erfolgen mit den Besten seines Landes ähnlich umgesprungen war.
Auch umgekehrt zeigte sich dieser Trend, wenn französische Stuten nach Amerika exportiert wurden und in diesem „speedorientiertem“ Rennsystem in der Zucht gut einschlugen. Von der Französin Flambette war bereits die Rede, aber auch Boussacs sieglose Teddytochter La Troienne (1926), die ganze 1.250 Guineas kostete, wurde eine der erfolgreichsten Zuchtstuten, die Amerika im 20. Jahrhundert importierte. Nach dem Commando-Enkel Black Toney wurde sie u. a. Mutter von Bimmelech (1937), der zweijährig ungeschlagen blieb, insgesamt elf Rennen gewann, darunter Preakness-, Belmont- und Blue Grass Stakes, und im Derby auf den zweiten Platz lief. Und bei Never Bend steht er beispielsweise als Vater dessen Großmutter Be Faithfull im Pedigree, und somit auch bei Mill Reef in der dritten Ahnenreihe. Und auch J. R. Keene war schon erfolgreich, als er „schnelles“ Blut der amerikanischen Domino-Commando-Hengstlinie mit dem importierter „Steher-Stuten“ kreuzte.
Zu Marcel Boussacs wichtigsten Pferden, die er besaß oder selbst züchtete, gehörten vor allem seine vier hochqualitativen Beschäler, die innerhalb von 14 Jahren das Licht der Welt erblickten: Asterus (1923), Tourbillon (1928), Pharis (1936) und Djebel, der ein Jahr später geboren wurde.
Asterus, dessen Mutterlinie zu Maid of Masham (22 Siege) führt, die auch bei Fair Play als fünfte Mutter im Stammbaum steht, stammte aus der nicht gelaufenen Astrella (1912), deren Vater Verdun u. a. die Französischen 2000 Guineas und den Großen Preis von Paris für sich entschied, während die Großmutter Saint Astra (Ladas) die Oaks ihrer Heimat gewann. Asterus (Teddy) wurde von Baron Maurice de Rothschild gezogen, auf der Auktion als Jährling an Marcel Boussac verkauft, gewann in Frankreich und England „Gruppe-I-Rennen“ und stand 1934 in Frankreich an der Spitze der Deckhengste. Von 1943 bis 1948 war er auch der führende Stutenvater und ging nach Herzversagen schon 1938 ein.
Die Mutter von Tourbillon, Durban, eine Urenkelin von St. Simon, wurde ebenfalls als Jährling gekauft, während Tourbillons Vater, der Bruleur-Sohn Ksar (zweifacher „Arc“-Sieger) nicht zum Bestand von Boussacs Gestüt zählte. Tourbillon, der neben dem Derby weitere große Rennen gewann, hat auch das Zukunftsrennen von Baden-Baden auf seiner Siegerliste stehen. Er gewann diese Youngster-Prüfung zwei Jahre früher als der Graditzer Alchimist.
Pharis, dessen Vater Pharos ebenfalls ein „fremder“ Hengst war, den der Earl of Derby 1920 zog, galt trotz seiner nur drei Starts, die er ungeschlagen absolvierte und dabei das Französische Derby und den Großen Preis von Paris gewann, als eines der besten Pferde, das je in Frankreich lief. Im Gestüt zeugte er für seinen Besitzerzüchter die vier Derbysieger Ardan, Scratch, Auriban und Philius. Djebel, der wie Pharis und Tourbillon von Boussac selbst gezüchtet worden war, siegte u. a. in den Englischen 2000 Guineas und dem „Arc de Triomphe“. Seine von Gay Crusader stammende Mutter Loika war aus der Coeur A Coeur gezogen, die der Verbindung Teddy mit der Ayrshire-Tochter Ballantrae (1899) entsprang. Und diese Fuchsstute gewann in England das Cambridgeshire und wurde 1904 von William Collins Whitney nach Amerika importiert, wo sie auch als dritte Mutter von Equipoice (1928) zu finden ist, der als „Chocolate Soldier“ bekannt war und 1932/33 in Nordamerika zum „Pferd des Jahres“ gewählt wurde. Insgesamt gelangen diesem Fuchshengst in den Farben von Harry Payne Whitney & Cornelius Vanderbilt Whitney bei 51 Versuchen 29 Siege und 14 Platzierungen, die sich zu rund 334.000 Dollar summierten.
Der als Jährling erworbene Teddy-Sohn Asterus (1923), der als Vierjähriger in England die Champion Stakes gewann und zu Frankreichs bestem Stutenerzeuger in der Geschichte aufstieg (sechsmal in der Sptzenposition), und Tourbillon hatten gute Pedigrees und waren sehr gute Rennpferde, wobei Asterus ein hochklassiger Zweijähriger mit Speed war und dessen Stehvermögen bis etwa 2.000 Meter reichte. Im Gestüt könnten seine Töchter auch zusätzlich von der Qualität der jüngeren Boussac-Hengste profitiert haben. Die ersten zwei Mütter des Ksar-Sohnes Tourbillon (1928) waren in Frankreich hochklassige Rennpferde und Zuchtstuten, seine dritte Mutter war die Gründerstute Frizette, und seine direkte Mutter, Kizil Kourgan (Omnium), die aus der Französischen Oaks-Siegerin Kasbah stammte, gewann in ihrer französischen Heimat die 1000 Guineas, Oaks und den Großen Preis von Paris. Tourbillons Vater war zweifacher Arc de Triomphe-Sieger, der auch das Derby gewonnen hatte, womit Tourbillon einen ausgezeichneten Stammbaum besaß. Und beide Beschäler erfüllten, nach den gezeigten Rennleistungen, auch die Erwartungen im Gestüt.
Auch Pharos war ein fremder Hengst, dem Boussac 1936 Pharis verdankte. Dieser galt als das beste französische Rennpferd seiner Zeit und stammte gleichzeitig vom besten Beschäler ab, der damals zur Verfügung stand. Pharis blieb bei drei Starts ungeschlagen, gewann das heimische Derby, den Großen Preis von Paris; kam 1941 nach Deutschland und ging vier Jahre später wieder nach Hause. Dort gewannen vier seiner Söhne Frankreichs Derby. Obwohl Pharos damals auch von so bekannten Züchtern wie Francoise Dupre und Lord Derby genutzt wurde, hinterließ er bei ihnen kein Produkt der Rennklasse eines Pharis, hinter dessen Mutter nur eine moderate Stutenlinie stand. Auch wenn die Hengstlinie von Pharis zu Englands Derysieger 1974, dem schwierigen Snow Knight führt, hinterließ auch Pharis in Europas Gestüten keinen würdigen Nachfolger.
Der vierte im erstklassigem Hengstquartett, die letzten drei zog Boussac selbst, war der von Tourbillon stammende Djebel, der ein besserer Zweijähriger war als sein Vater, ein hochklassiges Rennpferd und ein hervorragender Beschäler aus einer sehr guten Mutterlinie. Auf dem grünen Rasen gewann er bei seinen 15 Siegen mehrere Rennen zweimal, und in den Englischen 2000 Guineas, dem „Arc de Triomphe“ und im Grand Prix de St. Cloud war er auch nicht zu schlagen. Im Gestüt zeugte er für Boussac fünf Champions. An My Babu hinterließ er in England den Champion-Zweijährigen von 1947, der zu seinen elf Erfolgen auch die in den 2000 Guineas, den Graven- und Sussex Stakes zählte, und der nach seinen Jahren in England auch in der amerikanischen Zucht mit Erfolg wirkte. Dafür hatten ihn 1955 Leslie Combs und seine Partner für 600.000 Dollar gekauft und auf der Spendthrift Farm aufgestellt, wo er 1957 seine Tätigkeit aufnahm.
Boussac, der 1914 in Partnerschaft mit Count Gaston de Castelbajac eine „Acht-Stuten-Partnerschaft“ startete, erwarb seine ersten Qualitätsstuten aus dem Gestüt des Amerikaners Herman Duryea, der seinen Bestand nach Frankreich verlagert hatte, als 1911 und 1912 in New York keine Rennen stattfanden. 1919 kaufte der Franzose sein Fresney-le-Bufford, und im Folgejahr verfügte Boussac bereits über 28 Zuchtstuten. Bereits 1959 konnte er feststellen, das damals 30 % seiner 105 Stuten in ihren Mutterlinien zu der 1914 geborenen Only One (sie fohlte an Ramus den ersten Derbysieger für Boussac, der 1922 gewann), Bonfire oder Diana Vernon zurückführten, die bereits zur genannten Partnerschaft gezählt hatten. Andererseits hatte Boussac bereits 1925 kräftig aussortiert, denn von den 28 Stuten, die sich fünf Jahre früher auf seinen Koppeln tummelten, waren nur noch sechs vorhanden, während der Rest der nun 54 Köpfe zählenden Herde aus Neueinkäufen stammte, von denen 20 in England getätigt worden waren. In den folgenden 25 Jahren, als die Herde auf mehr als einhundert Zuchtstuten angewachsen war, gehörten zu diesen lediglich zehn Neueinkäufe. Der Rest stammte aus der eigenen Nachzucht, wodurch das „vorhandene Blut“ erheblich verdichtet wurde.