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1940 wurde die Paarung von Schwarzliesel mit Alchimist wiederholt. Das Produkt Schwarzkünstler konnte mit seiner Schwester Schwarzgold zwar nicht konkurrieren, war aber im Jahrgang 1941 der bester Nachkomme seines Vaters und hatte es verdient, aufgestellt zu werden. Der nächste Jahrgang war einer der besten und enthielt den Waldfrieder Klassehengst Gundomar, der wegen des Krieges dreijährig ungeprüft blieb. Als Vierjähriger gewann er fünf Rennen, darunter das Arthur-von-Weinberg-Erinnerungsrennen und das als „Prüfungspreis der Vierjährigen“ in München nachgeholte Derby. Obwohl seine so großartig begonnene Beschälerlaufbahn durch einen schweren Koppelunfall in Römerhof abrupt beendet wurde, hinterließ er in seiner kurzen Karriere als Deckhengst nicht wenig. In Frankreich zog F.Dupré von ihm Prince d’Quilly (Großer Preis von Baden 1951, und Sieger in Frankreich, Italien, England und Belgien), und die vom gleichen Züchter in Waldfried gekaufte Gundomar-Tochter Rhea fohlte 1955 nach Ticino die hervorragende Bella Paola. Die 1950 geborenen Maranon (Großer Preis der Düsseldorfer Industrie und Wirtschaft) und Baal (Großer Preis von Baden) waren weitere gute Gundomar-Söhne, sein bester Vertreter jedoch der ein Jahr ältere Mangon. Er gewann u. a. Henckel-Rennen, Derby und zweimal den Großen Preis von Nordrhein- Westfalen. Obwohl ihm auch nur drei Beschäler-Jahre vergönnt waren, war er in der Zucht noch besser. An Alarich (Gerling-Preis), der 1957 aus einer Ticino-Mutter gezogen wurde, und dem ein Jahr jüngeren Baalim (Winterfavorit, Union, St. Ledger) hatte er zwei Derbysieger auf der Bahn.
Was 1943 und später in Graditz gezeugt wurde, litt unter den Auswirkungen des Krieges und verlor, wie die westlichen Alchimist-Kinder, kostbare Zeit, weil der Rennbetrieb erst am 22.4.1946 in München wieder begann. Ganz ohne waren jedoch weder der Jahrgang 1943, noch die drei Jahre, die Alchimist verblieben. Seine Tochter Waldrun (1943), aus der Aurelius-Stute Walburga gezogen, wurde zu einer der bedeutendsten Stammmütter und rief die W- Familie in Ravensberg ins Leben. Und zu den sehr guten Pferden, die noch folgten, zählte auch die Röttgener Stammesart, die hohe Rennklasse vertrat (Deutscher Stutenpreis), und über ihre Tochter Sterna Großmutter des Prix de l’Arc de Triomphe-Siegers Star Appeal wurde. Und ihre Fohlen Stani (1949; Nuvolari) und Sant Cruz (1957; Caran D’Ache) konnten ebenfalls laufen. Der Hengst gewann den Großen Preis von Baden und den zu Düsseldorf, die Stute den Herbst-Stutenpreis, Preis der Diana, Schwarzgold-, Ratibor- und Sierstorpf Rennen.
1944 wurde Alchimist durch die Zuchtperle Ottomane und Grolledoch vertreten, die zu den besten Stuten dieses Jahrgangs zählte. Letztere war eine Vertreterin der Grave-and-Gay-Familie und Mutter von Grolledochnicht. Ein Jahr später hielt Alchimist als „Abschiedsgeschenk“ noch zwei echte Volltreffer bereit, Birkhahn und Aralia! Den Hengst für Madlene von Heynitz, der die Farben von K.-H. Wieland trug, die Stute für Schlenderhan. Während Birkhahn zwei Derbys gewann, siegte die Stute bei sechs Erfolgen auch im Schwarzgold- und Gladiatoren Rennen, Frühjahrs-Stutenpreis, dem Preis der Diana und wurde eine hervorragende Zuchtstute. Ihr Tantieme-Sohn Agio, Sieger im Großen Preis von Nordrhein-Westfalen und St. Ledger, zeugte mit Promised Lady (Prince Chevalier) 1966 Lombard, und ihre Tochter Aralina, die aus der Oleander-Stute Aster stammte, wurde Mutter des Kronzeuge-Sohnes Arratos. Dieser 1969 geborene Kronzeuge-Hengst gewann elf Rennen, während Lombard auf 20 Volltreffer kam, zu denen auch drei Preise von Europa zählten. Und beide, Birkhahn und Aralia, hatten sich auch im Derby zu Hamburg getroffen, wo der Hengst die Schlenderhaner Favoriten auf den Ehrenplatz verwies. In der Zucht stand der Alchimist-Sohn, der u. a. auch den Großen Preis der DDR gewonnen hatte, viermal an der Spitze seiner Kollegen, und einmal weniger führte er die Liste der Väter erfolgreicher Mutterstuten an. Birkhahn war ein Klasse-Rennpferd und in der Zucht ein hervorragender Vater.
Sein Einfluss reichte auch noch bis weit hinein ins „neue Graditz“. So kam 1965 seine Tochter Wiener Operette in Görlsdorf zur Welt, die 1971 den Grande-Enkel Wildschütz fohlte, dessen Vater Fahnenträger 1959 das Blaue Band in Hoppegarten gewann, während er selbst die drei DDR-Derbysieger Fallada, Sonnenblick und Rienzi zeugte, die 1981, 1988 und 1989 triumphierten und von Martin Rölke, Angelika Glodde und Lutz Pyritz gesteuert wurden. Die Mütter von Fallada und Rienzi waren Enkelinnen von Niederländer, und die Mutter von Sonnenblick hatte Harlekin als väterlichen Großvater.

Alchimist-Denkmal in Altefeld (Foto: Von Dk0704-Eigenes Werk, CC-BY-SA. https://commons wikimedia. Org)
Eine Alchimist-Enkelin von Birkhan war die 1961 in Graditz geborene Amatia aus der Angeber-Stute Arte, die sich Erfolge wie Festa-, Kincsem-Rennen und den Großen Stutenpreis der DDR auf ihre Fahnen schrieb. In der Zucht wurde sie 1974 Mutter des Tuny-Sohnes Antrieb, der für Graditz auch das DDR-Derby und den Großen Preis seiner Heimat sicherte. Im Heimatgestüt aufgestellt, lieferte er u. a. den Derbysieger Zigeunerheld, der das DDR-Derby 1983 unter Lutz Pyritz gewann. Gezogen war der Hengst aus einer Asterios-Tochter, und seine zweite und dritte Mutter waren Töchter von Grande und Birkhahn. Schließlich hatte Birkhahn in jener Zeit noch zwei DDR-Derbysieger auf der Bahn: 1956 war das Feston, der aus der Lampostochter Frühlingssonne gezogen war, die bereits ein Jahr früher mit dem Harlekin-Sohn Faktotum (Triple Crown) dieses Rennen „gewonnen“ hatte, während 1962 der Riesenaußenseiter Foliant (aus der Oleander-Enkelin Flut gezogen) des Leipziger Besitzertrainers E. Sommer in Hoppegarten triumphierte und die beiden Ticino-Enkel, die Steinadler-Söhne Bambus und Makler mit kurzem Kopf und zwei Längen auf die Plätze verwies.
Alchimist, der 1933 seine letzten vier Rennen – Union, Derby und die Großen Preise von Berlin und Baden gewann, vollbrachte besonders in letzterem eine überragende Leistung. Als Dreijähriger hatte der Graditzer 59 Kilo zu schleppen und musste u. a. der gleichaltrigen Boussac’schen Ksar-Stute La Circe sieben Kilo geben. Der Herold-Sohn gewann dennoch unangefochten mit drei Längen, und die Französin war anschließend in ihrer Heimat im Prix Vermeille nicht zu bezwingen. In der Zucht muss man zusammenfassend nur die Namen Schwarzgold, Birkhahn, Gundomar oder Waldrun nennen, die für Ravensberg hocherfolgreich wurde und sicherlich nur mit Festa verglichen werden kann. Alchimist blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Graditz, dass bis dahin elf Derbysieger abgesattelt hatte, und soll 1945 von russischen Soldaten erschossen worden sein.
Bei den vielen Graditzer Stuten muss ich mich, soweit sie noch nicht zu Wort kamen, auf wenige Ausnahmen beschränken. Aus der Gründerzeit wären besonders Alveole, Goura und die vier Jahre ältere Diana-Siegerin Das Veilchen zu nennen (1868; Cavendish), die 3 x 3 auf Touchstone ingezogen war. Diese in Graditz geborene Rappstute blieb in acht Rennen ungeschlagen und gewann „im Canter“ oder „mit Überlegenheit“ auch Rennen wie die Goldene Peitsche, die die Graditzer insgesamt 14mal beherrschten, zwei Staatspreise der IV. Klasse, die vierte Entscheidung des Frankfurter-Wäldchen-Rennens und im englischen Ipswich das über die Meile führende Suffolk-Handicap. Als die Stute mit ihrem Pfleger nachts in Harwich auf das Schiff nach Rotterdam wartete und plötzlich das Pfeifen einer Dampfmaschine ertönte, erschrak die Stute so heftig, dass sie über das Bollwerk sechs Meter tief ins Wasser sprang. Zweieinhalb Stunden später fand man sie in der Nähe einer Landungsbrücke wieder, warf ihr ein Seil über den Kopf und, nachdem sie noch eineinhalb Kilometer geschwommen war, konnte sie an einem seichten Ufer endlich gerettet werden. Ihre Zuchtlaufbahn war dennoch eine sehr gute, und zu ihren Fohlen zählten u. a. Vergissmeinnicht (Diana-Siegerin und Mutter von Weltmann), und Wehmut, die Incroyable (1897) fohlte, der in der Doppelmonarchie eine gute Rolle spielte. Nach dem sehr guten Sieger Wunderhorn (1874; Rustic) folgten weitere, als auch Walpurgis (Ratibor-Rennen 1880) oder Willkommen (1879; The Palmer), deren Chamant-Tochter 1892 nach St. Gatien Waschfrau (Diana; St. Ledger).fohlte.
Gewaltigen Einfluss auf die deutsche Zucht nahm auch die 1852 von Melbourne gezogene Blooming Heather durch ihre Töchter Mahonia (Stammmutter des Röttgener Derbysiegers Palastpage und des Waldfrieders Slaby, der Ratibor-Rennen und den Großen Preis von Berlin gewann) und Gorse. Diese sollte sich zu einer der allerbesten Stuten entwickeln, die in Deutschland wirkten. Für Schlenderhan fohlte ihre Tochter Blaue Hexe Tausendfüßler (Henckel-Rennen), und Gorse selbst Good Hope (Union, Derby zu Wien) und Miss Gorse, die Mutter des Chamant-Sohnes Dorn (Henckel-, Union-Rennen, St. Ledger, Großer Hansa-Preis, Großer Preis von Berlin) und Schottland. Deren Sohn Real Scotch gewann St. Ledger und Henckel-Rennen, während der Weg über ihre 1897 geborene Tochter Thistle zu Shamrock führt (1906; Bay Ronald), die die Nuage-Stute Sonnenwende gebar und somit zur mütterlichen Großmutter von Samurai (1937; Oleander) wurde, der das St. Ledger und den Großen Preis von Baden gewann. In Schlenderhan erlosch diese Familie durch die Requirierung von mehreren Stuten und Samurai durch die Amerikaner.
Gorse hinterließ auch die gute Rennstute Goura, und diese rechte Schwester von Good Hope (Buccaneer) schlug durch ihre Töchter Glocke und Geheimnis in der Zucht sehr gut ein. Geheimnis wurde u. a. Mutter des Derbysiegers Geier (im toten Rennen), und die 13fache Siegerin Glocke, die an Tartar auch den Deutschen und Österreichischen Derbysieger schlagen konnte, fohle z. B. Glöcknerin (Diana; St. Ledger), die ihrerseits 1896 Gnädigste gebar und damit Mutter des Derbysiegers Gulliver II wurde. Von der 1858 aus England eingeführten Selima, die 1869 als erstes Fohlen den neunfachen Sieger Sonntag lieferte, war bereits vorher die Rede. Die ein Jahr ältere, ungeprüfte Engländerin Miss Boswell war eine Urenkelin der berühmten Rebecca, deren Tochter Alice Hawthorn (1838; Muley Moloch) 52 Rennen gewann und den im Derby und Ascot Gold Cup erfolgreichen großen Beschäler Thormanby (1857; Windhound oder Melbourne) brachte. Aus dieser Familie 4 hatte Graf Lehndorf auch Vanessa erworben, die Mutter von Das Veilchen. Und beide haben an Anticipation (1802), die von dem Eclipse-Enkel Beningboroug stammt und aus einer Herod-Tochter gezogen wurde, die gleiche Stammmutter. Auf Herolds Mutter Hornisse trifft das ebenfalls zu wie auf die 1949 geborene Ticino-Tochter Königstreue (Schwarzgold-Rennen), bei der Anticipation als 13. Mutter im Pedigree steht. In Deutschland musste Miss Boswell aber erst 21 Jahre alt werden, ehe sie den in 15 Rennen erfolgreichen St. Ledger-Sieger Botschafter (1880; Chamant) fohlte, der als Fünfjähriger gut genug war, die Epsom Stakes, das Doncaster Spring Handicap und das Newton Ehesterfield Handicap auf der Insel zu gewinnen.
1893 wurde aus England die gute Rennstute und Springfield-Tochter Ponza (Yorkshire Oaks) eingeführt, und auch auf sie gehen einige gute Pferde zurück, darunter der 1941 geborene Poet (Henkel-, Union-Rennen), der später in der Warmblutzucht deckte, Pathos (Union, Großer Preis von Berlin) und Positano (1893; St. Simon), der in der australischen und neuseeländischen Zucht erfolgreich wirkte und vier Melbourne Cup-Sieger stellte. Mit großen Erwartungen war auch die 1893 geborene Helm aus England importiert worden, die in den Coronation Stakes die Oaks-Siegerin Canterbury Pilgrim schlug. Unter ihren sechs Fohlen war der 15fache Sieger Hannurabi, von dem bereits die Rede war. Von der Insel kam auch die Orme-Tochter Ordinate. Sie wurde Großmutter von Ordensjäger, der 16 Rennen gewann, aber keine klassischen Nennungen besaß.
1900 traf auch die Ayrshire-Tochter Hortensia in Graditz ein, die 1891 aus der Buccaneer-Enkelin Beauharnais in England gezogen war. Diese Stute, die in ihrer neuen Heimat acht Fohlen das Leben schenkte und 1909 einging, wurde in der deutschen Zucht zu einer der besten Stuten. Und auch sie gehörte dem gleichen Zweig der Familie 4 an wie z. B. das Veilchen, Königskrone (1891; Recorder) oder Astäre (1932; Asterus), in deren Stammbaum Alice Hawthorn als neunte Mutter erscheint. Un diese Stute ist die Urgroßmutter der von Fährhof 1964 eingeführten und dort sehr gut eingeschlagenen Crape Band (1960; Crepello), die als Zweijährige drei Rennen in England gewann. Hortensias letzte beiden Töchter waren Hornisse (Mutter von Herold und Habicht, der in Ravensberg deckte) und Haferflocke. In Graditz hatte die Linie aber keinen Bestand, zumal auch die Töchter der Haferflocke abgegeben wurden.
Ein anderer Import war beispielsweise Girton Girl (1900; Royal Hampton), die 1904 nach Deutschland kam, und deren Halbschwester Aliena (1903; Mackintosh) den irischen Derbysieger Land of Song fohlte, der nach seinem Erfolg 1914 nach Australien exportiert wurde. In Deutschland hinterließ die Royal Hampton-Tochter aus der Lady Wrangler Glockenspiel (1906; Ard Patrick) und die Ard Patrick-Stute Granada. Deren Nuage-Sohn Gibraltar gewann 1919 das Deutsche Derby, und Glockenspiels Sohn Glockenturm heftete Rennen wie den Hoppegartener Jubiläums-Preis und den Preis von Dahlwitz an seine Farben und wurde Deckhengst. Ein guter Kauf war auch die Irin Delilah II, 1918 von dem Australier The Victor gezogen, der in der Hengstlinie auf Fisherman zurückgeht. Diese Stute stammte aus der Yorkshire-Oakssiegerin Costly Lady, deren Mutter Corstorphine (Foxhall/USA) eine Halbschwester von Miss Hannah war, deren Sohn Yellow (1887; Dutch Skater) Rennen wie Großer Preis von Baden, Grand Prix de Deauville, Prix Hocquart, Prix Jean Prat gewann und in Frankreich ein guter Deckhengst war. In Deutschland hinterließ Delilah II auch den mehrfachen Sieger großer Ausgleiche, Dardanos (1916; Beniou), und die 1917 geborene Nuage-Stute Dichterin, die Mutter des Derbyssiegers Dionys (1928; Herold) wurde.
Wenn man den Namen von Alveole (1889; Crafton) erwähnt, die 1905 mit 15 weiteren Stuten von den Erben des Gestüts Römerhof nach Graditz kam, dann wird man automatisch an so großartige Vollblutladies erinnert wie Boussac’s Astronomie (1932; Asterius); die Italienerin und Mutter von Nearco, Nagora (1928; Havresac); Plucky Liege (1912; Spearmint), die vier Chef-de-Race-Beschäler fohlte; Ibidem (1903: Little Duck), die Baron Edouard von Oppenheim als letztes Fohlen ihrer Mutter von Römerhof erwarb; Festa (1893; St. Simon), die in der Waldfrieder Zucht der Weinberg-Brüder Gewaltiges leistete, als auch an die in 54 Rennen ungeschlagene Ungarin Kincsem (1874; Cambuscan). Ihre Buccaneer-Tochter Budagyongye 1885 gewann das Deutsche Derby, während deren ungelaufener Vollbruder Talpra Magyar (1885) 1891 mit der österreichischen Hermit-Enkelin Totleany Tokio zeugte, der in Österreich die 2000 Guineas und das Derby, in Ungarn das St. Ledger, und in Deutschland die Großen Preise von Baden und Berlin gewann.
Die genannten Stuten wurden hauptsächlich über ihre Söhne berühmt, während Alveole in erster Linie durch ihre Töchter großen Einfluss erreichte. Dennoch ermittelte Martin Beckmann, dass auch vierzig Jahre nach Alveoles Tod von den 1952 in der Bundesrepublik Deutschland 54 aufgestellten Deckhengsten noch neun auf Alveole zurückführten. Etwa zur gleichen Zeit, als Alveole in Graditz eingestellt wurde, traf das in etwa auch auf Stuten wie z. B. Luxury (1891; Isonomy) und Eccola ((1899; Saraband) zu. Diese gewann die Diana und wurde u. a. 1939 Urgroßmutter des Herold-Sohnes Effendi (Henckel-, Union-Rennen).

Die lebensgroße Statue der in 54 Rennen ungeschlagenen Ungarin Kincsem (1874-1887), die auch dreimal den Großen Preis von Baden gewann; hier auf der nach ihr benannten Budapester Rennbahn „Kincsem-Park“. (Foto: By W.User Gvarady, English Wikipedia CC-BY-SA 3.0)
Alveole, eine gute Rennstute, wurde 1889 von Lord Calthorpe in England gezogen und 1894 nach Deutschland exportiert. Ihr 1882 geborener Vater Crafton (Stewards Cup), der von Kisber stammte, konnte es mit diesem nicht entfernt aufnehmen. Ihre Mutter Sainte Alvere (1883; Hermit; vier Siege als Zweijährige), die Baron Eduard von Oppenheim für 12.500 Mark auf einer Auktion des Zuchtvereins erwarb, war eine Halbschwester von Peregrine (Pero Gomez), der 1881 Iroquis, dem ersten amerikanischen Derbysieger zu Epsom, den Vortritt lassen musste. Beide Stuten waren in der Zucht auch güst, hatten mehrere Fohlen, die früh eingingen oder nicht viel konnten. Aus Alveoles deutscher Zeit sind der Sirstorpff-Sieger Gajus (1901; Saraband); der 1905 geborene Ard Patrick-Hengst Anklang (Großer Preis von Hamburg); Anschluss und natürlich die große Zuchtstute Antwort bekannt.
St. Alveres Mutter Adelaide (1866; Young Melbourne) gewann fünf kleine Rennen, und fohlte nach jener noch sechs weitere Sieger, von denen der Hengst – die übrigen waren Stuten – Peregrine der beste Renner war. Bei den Stuten wurden Nydia (1875; Orest; 7 Siege) und St. Hilda (1876; Hermit; 13 Siege) Stammmütter in Südafrika und Ungarn, während die Tochter Queen Adelaide (1881; Hermit) die July Stakes und das Dewhurst Plate gewann und die 1000 Guineas-Siegerin Aida (1898; Galopin) fohlte. Damit wurde Queen Adelaide u. a. auch Stammmutter der 1930 geborenen Phalaris-Stute Chatelaine (Oaks, Champion Stakes)) und von Avenger (1944; Victrix), der den Großen Preis von Paris gewann.
Als die zehnjährige St. Alvere für Schlenderhan erworben wurde – ihr Vater Hermit mag als einer der größten Vererber aller Zeiten den Kauf beflügelt haben – hatte sie bereits vier Fohlen hinterlassen, darunter Alveole und Columbian (1898; St. Simon), deren ungarische Fohlen 22 Rennen gewannen. Ersteigert hatte diese Graf Szapari, der zwischen 1884 und 1919 etwa 120 Stuten aus England nach Ungarn importierte, für 800 Guineas. Und ihre dort, in der Zucht des Prinzen Tassilo Festetics, gefohlte Tochter Clara (1910; Robert Le Diable) spielte in der ungarischen Zucht eine große Rolle. Zu deren Nachkommen zählten beispielsweise die Stuten Claire (1930 1000 Guineas und Oaks Ungarn; Österreichischen Oaks) und Canada (1930; Pazman), die in ihrer Heimat die 1000 Guineas, Oaks und das Derby gewann.
In Schlenderhan fohlte St. Alvere 1895 und ein Jahr später zwei Charibert-Hengste, die früh eingingen, und nach einem weiteren Jahr folgten 1898 und 1899 zwei Füchse von Dorn und Saphir, mit denen nicht viel anzufangen war, und die zum Wallach wurden. Die Stute von 1900 ging ebenfalls bald ein, und nach einem Jahr Pause kam die Saphir-Tochter Vera zur Welt, die in den Farben ihrer Zuchtstätte geclaimt wurde, für ihren neuen Besitzer fünf Rennen gewann, in der Zucht aber keine Spuren hinterließ. Und dann fohlte sie in ihrem Todesjahr 1905 die Saphirtochter Blaustrumpf, die in der Waldfrieder-Zucht, in die sie auf Umwegen gelangte, zur Gründerin der B-Linie wurde.
Für Graditz absolvierte Blaustrumph nur drei Rennen, gewann das erste, und wurde im Sommer-Verkaufsrennen in Hoppegarten für 6.600 Mark gefordert. In neuen Farben gelangen noch 12 Siege, darunter das Saphir-Rennen. Die Stute war aber bereits 18 Jahre alt, als sie 1923 mit ihrer Fels-Tochter Blaue Blume das Erbe der Engländerin Sainte Alvere sicherte. Und diese Tochter fohlte nach Ladro Blaue Adria, die Mutter von Baal (1950; Gundomar), der den Großen Preis von Baden gewann und Derbysieger Baalim (1958; Mangon), Dieser gewann auch das St. Ledger, das Union-Rennen und den Preis des Winterfavoriten, während jener im Tausch Birkhahn nach Schlenderhan brachte.
Von Alveoles Töchtern wurde nur eine auf der Insel geboren, so dass das Blut ihrer Mutter auf dem Kontinent viel stärker verbreitet war, als in England. Auf die dort gefohlte Luscious (1894; Harpenden oder Royal Hampton) gehen auch der 1941 geborene brillante Sprinter und Fairway-Sohn Honeyway zurück, der 16 Rennen gewann, als auch die über 2.000 Meter führenden Champion Stakes beherrschte. Ein andererer, der dieses Blut ebenfalls trug, war der Flamboyant-Sohn Flamingo, der an Lady Peregrine eine Enkelin der Luscious zur Mutter hatte. Im Derby 1928 unterlag der Sieger der National Breeders Produce-, Great Yorkshire Stakes und der 2000 Guineas seinem eigenen Tempo und wurde vom Sieger Felstead noch sicher geschlagen. Von dem Westaustralian-Urenkel Marco zog Sir John Robinson 1914 aus Flamingos Großmutter Lisma auch den Hengst Omar Khayyam, der als Jährling für 300 Guineas in die USA verladen wurde. Dieser Fuchshengst gewann 1917 als erstes im Ausland gezogenes Pferd das Kentucky Derby und machte seine Mutterlinie international bekannt. Als Beschäler begann er, der 12 von 28 Starts gewonnen hatte (u. a. Travers Stakes, Saratoga Cup, Pimlico Autoun Handicap), 1920 auf der Claiborne Farm. Neun Jahre später siedelte er nach Virginia um, und verließ diese Welt 1938.
1908 kaufte Baron Oppenheim für 13.000 Mark die vom Zuchtverein in England für 23.230 Mark erworbene Cream Tart (1903: Floritzel), womit er eine im Blut zu Lisma stehende Dreiviertelschwester in der Zucht hatte. Von ihr erhielt er u. a. Blätterteig (1914; Biniou), die zweimal die Goldene Peitsche gewann und Blinzen (1931; Prunus) fohlte, zu dessen Siegen auch der Große Hansa Preis, Großen Preis von Berlin und das St. Ledger zählten, und der 1945 von den Russen Richtung Osten abtransportiert wurde. Alveole selbst, die G. von Bleichröder 1894 auf einer Auktion in Frankreich für 12.800 Francs ersteigerte, blieb dreimal güst, brachte mehr Stuten als Hengste, und fünf ihrer Töchter – Luscious, Bayreuth, Fama, Antwort und Abwechslung – wurden zu Stammmüttern. 1912 hörte ihr Herz auf zu schlagen.
Bayreuth (1896; The Barb) erreichte über ihr letztes und drittes Fohlen, Ibidem, Einfluss in der Schlenderhaner Zucht. Georg von Bleichröder (Römerhof) hatte 1901 auch Ibidems Vater Little Duck (Französisches Derby, Großer Preis von Paris) eingeführt, als dieser durch den 1889 geborenen Perdican (Großer Preis von Baden) oder den vier Jahre jüngeren Champaubert (Pric du Jockey Club; Prix Royal Oak) längst kein unbeschriebenes Blatt mehr war. In Römerhof zeugte Little Duck auf Anhieb Ibidem, die als Zweijährige sechs Rennen gewann, als auch ihre beiden Starts (Diana und Graditz-Rennen) ein Jahr später. Und zu den Nachfahren dieser Familie, der Bayreuth bzw. Alveole oder Sainte Alvere, zählen u. a. Schlenderhaner Pferde wie Alba, Asterblüte, Asterios oder Ataxerxes (1977; Exbury), der den Preis von Europa gewann. Zunächst begannen die Nachkommen der Ibidem mit dem Buchstaben „I“, zu denen auch die Ibidem-Enkelin Isabella zählte, die 1926 in Erlenhof den Graf Ferry-Sohn Graf Isolani fohlte, zu dessen 16 Siegen auch Erfolge gehören wie die im Derby, St. Ledger, Union- und Gladiatoren-Rennen, Großen Hansa-Preis (zweimal) und den Großen Preisen zu Köln, der Republik und dem von Österreich. An dem Anfangsbuchstaben „A“ kann man sich jedoch erst seit der Ibidem-Tochter Arabis (1915; Ard Patrick) orientieren, denn davor gingen die in Schlenderhan mit „A“ beginnenden Namen auf die erworbene Ascona (1956; Mangon) zurück, die auch Großmutter von Derbysieger Alpenkönig (1967; Tamerlane) wurde.
Außer Bayreuth hatte Alveole in Deutschland keinen besonders guten Start, doch rückte die von dem ausgezeichneten Stutenvererber Saraband 1900 gezogene Fama wieder einiges ins rechte Licht. Als gute Rennstute wurde sie auch Mutter von 13 lebenden Fohlen. Die 1909 geborene Hanibal-Tochter Flagge (u. a. Henckel-, Landgrafen-Rennen, Oppenheim Memorial, Goldene Peitsche, Großer Preis von Magdeburg), der neun Jahre jüngere 17fache Sieger Famulus (Gladiatoren-Rennen, Hoppegartener Ehrenpreis), oder die aus der Formosa gezogene Ferro-Tochter Forsythia, die bei Erlenhofs Derbysieger Fanfar (1960; Sunny Boy) als Urgroßmutter im Pedigree steht, sind Beispiele.
Im Hinblick auf Fama sei noch eine Anmerkung zu dem Doncaster-Enkel Saraband (1883; Muncaster) erlaubt: 1890 wurde die Saraband-Tochter Ilse geboren, die eine Galopin-Tochter zur Mutter hatte, als Jährling in den Besitz von Baron Hermann von Münchhausen kam und den Großen Preis von Baden, die Diana, das Fürstenberg–, und Wäldchens-Rennen (zweimal) gewann. Und Saraband war auch der Vater der 1892 geborenen Admiration, die 1901 nach Gallinule die Irin Pretty Polly fohlte, die 22 Rennen gewann, darunter Champagne-, Middle Park- und Chevely Park Stakes, 1000 Guineas, Oaks, St. Ledger, Coronation Cup, Champion Stakes und Jockey Club Cup. Und diese von Eustache Loder gezogene Lady, die auch seine Farben trug gilt als eine der größten Stuten, die je eine Rennbahn betraten. Am 17. August 1931 verstarb sie im irischen Eyrefield Lodge Stud und fand ihre letzte Ruhe neben Spearmint und dessen Sohn Spion Kop.