- -
- 100%
- +
20. Ich habe Albträume:
a) nie oder sehr selten
b) manchmal
c) oft
d) meistens oder immer
[Den Test können Sie entweder Ihrem Behandler mitbringen oder zur Erst-Information im Internet durchführen über: https://www.therapie.de/psyche/info/ test/angst/generalisierte-angststörung/]
[Quelle: Die Selbstbeurteilungs-Angst-Skala ist der Veröffentlichung von Zung, W.W.K. „A rating instrument for anciety disorders" aus Psychosomatics, 1971, Vol. 12: 371 – 379 entnommen. Das Testverfahren in hier dargebotener Form wird verwendet mit der Genehmigung von Psychosomatics (Copyright 1971). American Psychiatriatric Association]
E. Selbst-Testung zur Anwendung Psychotherapie
Mit Hilfe des folgenden Tests können Sie herausfinden, ob es für Sie hilfreich wäre, eine Psychotherapie bei einem Psychotherapeuten zu machen.
Hinweis:
Die folgenden Fragen beziehen sich auf die letzten 4 bis 8 Wochen.
Beachten Sie bitte:
Der folgende Test ersetzt keine Diagnose durch einen Psychotherapeuten! Er liefert lediglich erste Hinweise, ob Sie möglicherweise unter einem Problem leiden, bei dem Sie überfordert sind. Wenn Sie sich unsicher sind oder wenn Sie Selbstmordgedanken haben, dann nehmen Sie Kontakt mit einem Psychotherapeuten auf.
Zum Test:
Lesen Sie die folgenden Feststellungen durch. – Überlegen Sie bei jeder Feststellung, ob diese auf Sie 0 = nicht zutrifft, 1 = etwas zutrifft, oder 2 = ja, sehr zutrifft
Tragen Sie die Werte in die Felder [ ] vor den Fragen ein.
Selbst-Testung zur Anwendung Psychotherapie
Fragen:
[ ] Ich habe schon versucht, mein Problem alleine in den Griff zu bekommen,
leider ohne Erfolg
[ ] Ich habe Probleme, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren
[ ] Ich habe keinen Appetit mehr
[ ] Mein Problem belastet mich sehr
[ ] Mein Problem belastet meine Partnerschaft
[ ] Ich kann mich kaum noch an etwas erfreuen
[ ] Mein Problem ist in den letzten Wochen schlimmer geworden
[ ] Ich habe körperliche Beschwerden (Erschöpfungs-,Angst-, Unruhezustände,
Magen-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Schwindel usw.)
[ ] Meine Leistungsfähigkeit hat nachgelassen
[ ] Ich habe Selbstmordgedanken
[ ] Ich nehme Alkohol, Tabletten, Drogen, um mich besser zu fühlen
[ ] Ich kann mit anderen nicht über mein Problem sprechen
[ ] Ich getraue mich nicht, mit einem Arzt/Therapeuten über mein Problem zu
sprechen
[ ] Ich grüble viel und kann kaum noch abschalten
[ ] Ich habe das Gefühl, alles wächst mir über den Kopf
[ ] Ich glaube nicht, dass ich meine Probleme alleine in den Griff bekomme
[ ] Ich esse vielmehr als früher
[ ] Ich habe Schlafstörungen
Auswertung:
Ergibt die Summe der Punkte aus den 18 Fragen mehr als 15 Punkte, dann ist eine psychotherapeutische Behandlung und Analyse dringend anzuempfehlen.
Bei einer Punktzahl zwischen 10-15 Punkten sollten Sie sich eine solche Behandlung überlegen; als Hilfe: Wiederholung des Tests nach 1, maximal 2 Wochen.
Dazu meine Empfehlung, mein Rat:
Aufsuchen eines Psychotherapeuten
Sie sollten unbedingt einen Psychotherapeuten aufzusuchen, …
a. wenn Sie nicht mehr in der Lage sind, Ihre Alltagspflichten zu erfüllen
wenn Sie schon selbst versucht haben, sich zu helfen, aber jetzt keinen Rat mehr wissen
b. wenn Ihr Leidensdruck groß ist und Sie an Selbstmord denken
c. wenn Sie Probleme mit Alkohol oder anderen Suchtmitteln bekämpfen
d. wenn Sie mehr als 4 Wochen unter Ängsten oder Depressionen leiden
e. wenn Sie unter Schmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Herz-
Rhythmusstörungen oder anderen körperlichen Beschwerden leiden und der Arzt keine körperliche Ursache feststellen kann.
Die gesamte Diagnostik sollte sich (mindest weitgehend) orientieren an den aktuell geltenden „Leitlinien Angststörungen“ des Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM), der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM), der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM).
Übrigens:
Diese Leitlinien gelten auch für die Therapie!
Aus- und Folgewirkungen
Eine einmalige Angst-Attacke bleibt in aller Regel folgenlos für Körper-Seele-Geist des Betroffenen. Ganz anders sieht das aus bei anhaltenden und gravierenderen Angststörungen!
Fakt ist:
Je länger eine Angststörung besteht, je länger diese psychische Erkrankung nicht adäquat behandelt wird, je gravierender die Krankheit im Ausmaß ist, desto einschneidender sind dann auch die Folgen/Auswirkungen auf den gesamten Menschen und zwar in seinen 3 Ebenen „Körper-Seele-Geist“!
In knapper Form mögliche Folgen und Auswirkungen von Angst-Störungen:
Menschen mit einer Angststörung leiden oft an einer starken Einschränkung ihrer Lebensqualität - nicht nur durch ihre Angst- bzw. Panikattacken, sondern auch durch den Versuch, Situationen zu meiden, die Angstzustände auslösen -.
Diese Vermeidungsstrategie gegen Angst-/Panikattacken führt zu weiteren emotionalen Belastungen wie etwa:
- hoher Erwartungsangst, d.h. der ständige Gedanke an das mögliche
Auftreten neuen Angst- bzw. Panikattacken
- Gefühle der Abschottung und Einengung bis hin zur Depression
- Verlust des Selbstvertrauens aufgrund der permanenten Angstzustände
- Abhängigkeiten von anderen Menschen oder Medikamenten, auch von
Hilfsmitteln oder Mechanismen als Schutz vor Panikattacken
- Vermeidung ungewohnter Aktivitäten und Abschottung im gewohnten
Umfeld
- Beeinträchtigung der Beziehung zur Familie, zum Partner, zu Freunden
und zur Arbeitswelt.
Dazu und daneben können noch folgende weiteren Auswirkungen auftreten/vorkommen:
1. Beeinträchtigung bis einschneidende Veränderungen im sozialen
Umfeld – bis hin zum Jobverlust, Arbeitslosigkeit, Frühverrentung usw. –
2. Beeinträchtigung des subjektiven Wohlbefindens
3. Einschränkung der Selbständigkeit (Autonomie)
4. Eingeschränkte/verminderte Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit –
physisch, psychisch, kognitiv/geistig –
5. Störung bis Beendigung der Karriere(-entwicklung)
6. Abhängigkeit/Sucht gegenüber Schmerz- und Beruhigungsmitteln und/
oder Alkohol und/oder sonstigen Drogen
7. Depression und sonst. Psychische Dekompensationen – u.a. auch mit
suizidalen Gedanken, Absichten und Vorhaben bis hin zur Ausführung –
8. Beziehungsprobleme – bis hin zum Partnerverlust –
9. Sexuelle Störungen - bis hin zu Libido-Verlust, Frigidität (Frauen) bzw.
Impotenz (Männer).
Therapie
Ein wichtiger erster Hinweis/Rat meinerseits vorweg:
Sofortige Zuweisung zur stationären Behandlung – optimal in eine Akutklinik mit psychiatrischer oder psychosomatischer Abteilung – ist erforderlich, wenn beim „Angst-/Panik-Patient“ bestehen/vorliegen:
a) schwerster Leidendruck und
b) Unfähigkeit, gewöhnliche/übliche berufliche und soziale
Anforderungen im Lebensalltag zu bewältigen!
Ein zweiter und bewährter Rat:
Die Therapie einer „neurotischen Störung“ wie z.B. einer Angststörung muss in jedem Falle eine individuelle sein i.S.e. „Maßanfertigung“; keinesfalls also eine „Therapie von der Stange“, quasi nach „Schema F“!
Stets sollte es sich dabei um eine „Mehr-Säulen-Therapie“ (multi-modal) handeln.
Ein 3. Ratschlag:
In vielen Fällen von Angststörungen ist es für den Betroffenen hilfreich, wenn eine „Vertrauensperson“ in den Behandlungsverlauf eingebunden ist/wird.
Nun endlich zum „Ganzheitlichen Behandlungskonzept bei Angst-Störungen“:
Im Vorab will ich nochmals klar festhalten, dass das nachstehende Konzept kein starr-rigides Procedere ist, sondern, dass vielmehr aus den vorgeschlagenen Optionen entsprechend der vorliegenden Klinik (Beschwerden) individuell, variabel und selektiv zu verfahren ist.
Ebenfalls sehr wichtig, dass sofort – d.h. unmittelbar nach Diagnose-Stellung – mit der Therapie begonnen wird!
D.h., auch wenn die Differential-Diagnostik noch nicht abgeschlossen ist.
I.S.e. „Start-Therapie“ sollte unbedingt mehrgleisig vorgegangen werden:
1. Nicht-arzneiliche Therapie-Optionen
a) Entspannungsverfahren ()
[hier eignen sich bestens: Autogenes Training (AT) (), Progressive Muskel-Relaxation nach Jacobson (PMR) () und/oder Yoga ()]
wenn vor Ort die Möglichkeit besteht, dann evtl. zusätzlich:
b) Respiratorisches Biofeedback nach Prof. HansCarl Leuner ()
(„Atembiofeedback“)
c) Farb-Therapie nach Prof. Dr. Max Lüscher ()
d) Atemtherapie nach Prof. Ilse Middendorf („Erfahrbarer Atem“)
2. Fachtherapien durch Arzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin, Psychologen
[entsprechend bestehenden Beschwerden]
a. Verhaltenstherapie
b. Anti-Stress-Coaching
c. Gesprächstherapie
d. Psychoanalyse
e. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
f. Familien-/Paar-Therapie
g. Gestalttherapie
h. DeHypno-Therapie
i. Hypnose
3. Medikamentöse Therpie
[mit z.B. einem, niedrig-dosierten chemischen Anxiolytikum (Angstlöser) (s. Kasten untenstehend), alternativ mit einem biologischen Medikament – z.B. Laresa® (s. untenstehend) -]
Zwischennotizen:
1. Chemisch-synthetische (chemisch definierte) Anxiolytika
Sie besitzen eine speziell angstlösende Wirkung, wobei im Gegensatz zur ebenfalls Angst-bekämpfenden Medikamenten aus der Gruppe der SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) – wie z.B. Citalopram (Cipramil®) – weniger die depressiv motivierten Ängste, als vielmehr allgemeine und phobische Ängste und auch Angst- bzw. Panikattacken therapiert werden können. Einen den spezifischen Antidepressiva vergleichbaren „stimmungs-aufhellenden“ Effekt besitzen die Anxiolytika nicht.
Zahlreiche Anxiolytika besitzen von der Wirkung her starke Ähnlichkeit mit Sedativa (Beruhigungsmittel); daher ist Vorsicht geboten im Straßenverkehr und beim Bedienen von Maschinen.
Nach wie vor sind Benzodiazepine – Diazepam (Valium®), Alprozalam (Tafil®), Bromazepam (Lexotanil®), Lorazepam (Tavor®), Oxazepam (Praxiten®) – mit die effektivsten angstlösenden Wirkstoffe.
Aber nun zum großen Nachteil und gesundheitlichem Risiko:
Sie besitzen allesamt ein hohes bis sehr hohes
„Sucht- & Abhängigkeits-Potenzial“!
Missbrauchsfälle sind damit keine Seltenheit.
Meine Meinung:
Wenn Benzos eingesetzt werden sollten, dann einzig unter Kontrolle und nur für einen möglichst kurzen Zeitraum!
Weitere angstlösende Wirkstoffe sind Trizyklische Psychopharmaka – Trimipramin (Stangyl®) – sogen. NaSSA (auch NSSA = Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva – Mirtazapin (Remergil®) – und Anti-Epileptika – Pregabalin (Lyrica®) – und SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) – Escitalopram (Cipralex®) –.
Relativ neu ist zur Therapie von Angststörungen der Serotonin-Antagonist Buspiron (Anxut®). Allerdings ist die Sofort-Wirkung hier nur schwach und die Gesamtwirkung tritt erst nach 10-14 Tagen ein.
2. Laresa®
(Wirkstoff: reines standardisiertes Lavendel-Öl – Hersteller Spitzner)
Zu Lasea® noch ein Wirksamkeitsbeleg (zahlreiche Studien liegen vor):
Lasea® verfügt über eine mit der chemisch-synthetischen Wirksubstanz ‚Lorazepam‘ (z.B. Tavor®) vergleichbare angstlösende (anxiolytische) Wirkung [1 Kps. entspricht 0,5 mg Lorazepam]. Allerdings – das sind die Vorteile der Natur-Wirksubstanz – unter Laresa® keine Gefahr einer Abhängigkeit, keine Sedierung und somit auch keine Minderung des Reaktions-Vermögens und auch keine Tachyphylaxie (d.i.: keine Toleranz-Entwicklung gegenüber dem Wirkstoff).
Zurück zum Thema:
Ist die Diagnostik abgeschlossen und abgeklärt, um welche ‚Art‘ von Angststörung (neurotischer Störung) es sich handelt, dann ist es Zeit, von der Start-Therapie umzuwechseln auf die nachgehende und zumeist als länger andauernde und ggfls. im Behandlungsverlauf abzuändernde (was die Art der Therapiesegmente, die Wahl der Arzneimittel usw. angeht) „multi-modale spezifische Angststörungs-Therapie“.
Es versteht sich von selbst (sollte es zumindest), dass einerseits regelmäßige Verlaufskontrollen durch den/die Behandler erfolgen sollten [eine Anmerkung dazu: wenngleich mehrere (Fach-)Behandler in die Therapie involviert sind, so macht es meinen Erfahrungen nach unbedingt Sinn, wenn quasi als zentrale Koordinationsstelle der vertraute Hausarzt/hausärztliche Internist fungiert!] und andererseits ist die best- und höchstmögliche Mitarbeit + Therapieeinhaltung seitens des Patienten unumgänglich!
In Abwandlung des Ausspruchs des berühmten deutschen Mediziners, Prof. Dr. Franz Volhard („vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gestellt“) soll das heißen:
„Vor die Therapie haben die Götter die Information, Akzeptanz und das verantwortungs-bewusste Selbstmanagement gestellt“!
Will heißen:
Nach Sicherung der Diagnose muss der Kranke umfänglich über die Art und Schwere der vorliegenden Angsterkrankung informiert werden.
Dazu müssen außerdem mögliche Folgen und gesundheitliche Risiken aufgezeigt werden (ohne allerdings den Kranken noch mehr zu (ver-) ängstigen).
Zudem sollten bereits zu diesem frühen Zeitpunkt Möglichkeiten der Therapie in der Schulmedizin wie der seriösen biologisch-naturheilkundlichen Medizin besprochen werden und auch darauf deutlich und klar darauf hingewiesen werden/sein, dass „ohne die aktive und konsequente Mitarbeit“ des Kranken (moderndeutsch: Compliance) bzw. die bestmögliche „Selbsthilfe“ es absolut nicht geht, will der Kranke schnellstens auf dem Wege der Besserung vorankommen (dazu s. unten).
Nunmehr zur „multi-modalen spezifischen Angststörungs-Therapie“.
In der knappen Übersicht.
Diese Gesamt-Therapie setzt sich zusammen aus folgenden Teilsegmenten:
1. Eigenleistungen des Patienten: „Selbsthilfe“
2. Verhaltenstherapie
3. Psychoanalytische Verfahren
4. Sozio-therapeutische Ansätze
5. Medikamentöse Therapie
Gehen wir Schritt-für-Schritt vor.
Um es noch einmal festzuhalten:
Je nach Art der Angststörung, nach der Schwere der Krankheit und nach dem bisherigen Krankheitsverlauf muss die Therapie individuell dargestellt werden.
Eine feste Konstante ist in jedem Falle und für alle Fälle die „Selbsthilfe“.
1. Eigenleistungen des Kranken: „Selbsthilfe“
Ganz am Anfang muss unbedingt ein schonungsloses wie offenes (und sich selbst gegenüber ehrliches) Aufarbeiten der bisherigen Lebensweise und Lebensführung, des individuellen „Lifestyls“ stehen, wobei Schwachstellen und Belastungsfaktoren insbes. gegenüber den eigenen Ängsten aufzuspüren sind.
Im Nachgang gilt es dann, dass der Patient seinerseits eine neue Einstellung zu eigenen Angst gewinnt und er bereit ist, sich seinen Ängsten zu stellen und nicht zu flüchten.
Im 3. Schritt gilt schließlich dreierlei:
Erstens sich selbst d.h. seinem Leben eine neue Struktur zu geben (vielmals ist das zum ersten Mal!), zweitens bereit zu sein, sein Leben selbst(verantwortlich) in die Hand zu nehmen, also Selbst-Management und – soweit dies möglich ist – auch Selbst-Controlling zu betreiben und drittens die (in der Psycho-Therapie erarbeiteten und erlernten) Angst- und Stress-Bewältigungs-Strategien in den Lebensalltag umzusetzen, also anzuwenden!
Dazu und daneben sollte regelmäßig ein Entspannungsverfahren – bestens bewährt und auch zuhause sowie unterwegs (z.B. im Urlaub) leicht durchzuführen sind Autogenes Training (AT), Yoga (auch in den beiden „modernen“ Varianten des „Lach- und des Schrei-Yogas“) und/oder Progressive Muskelrelaxation nach Edmund Jacobson (PMR) –.
Insbesondere bei langjähriger Erkrankung hat sich eine Einbindung in eine „Selbsthilfe-Gruppe Angststörungen“ (z.B. Auskunft im Internet) () vielmals bewährt und den Kranken stabilisiert – nebenbei sind diese Selbsthilgfegruppen auch für die Angehörigen hilfreich -.
Es sollte sich von selbst verstehen, dass ein hoher Konsum an diversen Genussmitteln (Alkoholika, Nikotin, Bohnenkaffee/Schwarztee) nicht gerade gesundheitsförderlich ist. Hier gilt es den Konsum auf ein „Normalmaß“ zu reduzieren.
Unbedingt auf den Prüfstand gehört der Konsum an Medikamenten – insbes. auch sogen. „frei-käufliche“ –. Faustregel muss hier sein:
„Alles an Arzneimitteln, die nicht verordnet sind, weglassen“ und gleichzeitig „die verordneten Arzneien konsequent nach Anordnung“ einnehmen!
Regelmäßige und dosierte, also „moderate“ körperliche Aktivitäten – aber kein „Auspowern“ und auch kein „Hochleistungssport“ – stehen ebenfalls auf der Agenda an Eigenleistungen.
2. Verhaltenstherapie
(hier gemeint die Therapie bei einem Psychologen, Psychiater, Nervenarzt, Arzt für Psychosomatische Medizin und/oder Psychotherapeuten)
Hier werden zunächst Gespräche über den/die Auslöser und den/ die Aufrechterhaltungs-Faktoren der Angst geführt, um die geeignete Form der Psychotherapie auszuwählen.
Die Führung eines Angst-Tagebuchs (erhältlich vom behandelnden Psychiater/Psychologen und auch zum Downloaden im Internet) halte ich für hilfreich (neben der jeweiligen „Stimmungslage“ sind dort u.a. zu notieren: Angstzustände und evtl. Auslöser, sonstige Beschwerden und Auffälligkeiten, Medikamente …).
Die Gespräche sollen zu einem neuen Verständnis der Krankheit führen, um störende Einstellungen und Erwartungen auszuschalten. Es finden sich verschiedene Therapien, um den Teufelskreis zu durchbrechen, die Angst in kleinen Schritten zu bewältigen und sich selbst zu helfen.
Gehen wir der Reihe nach vor:
a) Psycho-Edukation
d.h. Aufklärung über Erscheinungsformen und Ursachen von Angst-Störungen, ggfls. unter Einbeziehung einer Vertrauensperson/eines Familienangehörigen.
b) Kognitive Therapie
d.h. Identifizierung, Bewertung und Korrektur der mit der Angst/Panik verbundenen irrationalen Annahmen + Gedanken des Kranken.
c) sogen. systematische Desensibilisierung
d.h.: der Patient setzt sich nach dem Erlernen eines Entspannungs-Verfahrens () (s.v.) in systematischer und hierarchisch abgestufter Weise dem Angst-Auslöser im Alltag aus – sogen. „abgestufte Exposition“ –.
Allmähliche Löschung des Angst-Verhaltensmusters. Nur sinnvoll, wenn ein ‚Vermeidungsverhalten‘ – wie z.B. bei Phobien – vorliegt.
d) Expositionsverfahren
Das Expositionsverfahren wird am häufigsten angewendet.
Dem Erkrankten werden Übungsschritte näher gebracht, mit denen er ängstliche Situationen bewältigen kann. Der Therapeut setzt ihn nach einiger Zeit einer ausgewählten Situation aus. So kann der Erkrankte merken, dass seine Befürchtungen irreal waren und dass er seine Erwartungsängste bewältigen kann, so dass seine Angst sich schrittweise verringert.
e) Psychoanalytische Verfahren
Hierbei handelt es sich – abhängig von der Persönlichkeitsstruktur und der Introspektions-Fähigkeit (= Fähigkeit zur Selbstbeobachtung der eigenen Erlebnis- und Verhaltensweisen) – um psychoanalytisches Standardsetting (= spezifische Gestaltung der Bedingungen der Therapie wie z.B. Einzel oder Gruppen-Therapie, Therapietechniken u.a.m.) bis zu niederfrequenten Therapie.
Erforderlich sind klare Setting-Absprachen wegen z.T. ängstlicher Verhaltensweisen des Patienten. Bei „Ich-schwachen“ Pat. mit ubiquitärer (überall und aus jedem Anlass vorkommend) Angst-Symptomatik – v.a. bei generalisierter Angststörung – gilt ein vorrangiges Anstreben von „Ich-Stärkung“ und „Erhöhung der Angst-Toleranz“ und nicht von vornherein eine „Konflikt-Aufdeckung“! Bei Vermeidungsverhalten den Patienten anhalten, sich begleitend zur Therapie den betreffenden Angst-auslösenden Situationen auszusetzen.
f) Sozio-therapeutische Ansätze
Bei chron. Krankheitsverläufen mit psycho-sozialen Folgeerscheinungen – z.B. gesellschaftliche Isolierung, berufliches Scheitern – sind Re-Integrations-Maßnahmen erforderlich (z.B. Selbsthilfegruppen, Reha-Beratung über Arbeitsamt usw.).
g) Weitere und sonstige Therapie-Optionen
Dazu gehören – neben den wichtigen Entspannungsverfahren (s.o.) – u.a. Selbstsicherheits-Training, Kommunikationstraining, therapeutische Tages-Strukturierung und/oder tiefenpsychologische Einzel- oder Gruppen-Therapie.
3. Medikamentöse (chemisch-definierte) Therapie
Was die Möglichkeiten der Therapie mit chemisch-definierten Arzneimitteln bzw. Wirkstoffen angeht, so darf ich auf meine Ausführungen vorne (Start-Therapie) verweisen.
Je nach Typus der Angststörung wird der Therapeut nicht umhin kommen (zumindest initial bzw. zeitweise), Anxiolytika mit Anti-Depressiva zu kombinieren.
Was die Auswahl der Antidepressiva angeht, mein
TIPP
Es gilt zu unterscheiden, ob der Patient ein Morgentief oder ein Abendhoch hat oder umgekehrt und auch noch, wie es um den Schlaf-Wach-Rhythmus bestellt ist.
Ein Beispiel:
Bei Schlafstörungen und Depressionen ist abends geeigneter Citalopram (Cipramil®) und ist morgens wirksamer Escitalopram (Cipralex®).
Und umgekehrt.
Neben den vorne bereits genannten arzneilichen Optionen wird bei Depressionen und sozialen Phobien v.a. ein sogen. ‚MAO-Hemmer‘ [Hemmer des Enzyms Monoaminooxidase, das für den Abbau von Biogenen Aminen/Neurotransmittern/ Gehirnbotenstoffen – Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin - zuständig ist. Im Gehirns-Stoffwechsel stehen so vermehrt Neurotransmitter zur Signal-Übertragung bereit, was sich bei bestimmten Depressions-Formen positiv auswirkt (s. unter Kapitel „Depressionen“) – z.B. Moclobemid (= MAO-A-Hemmer) (Aurorix®)] in die Therapie einbezogen.
Außerdem werden zur Therapie eingesetzt „Betablocker“, wie z.B. der Wirkstoff Propranolol (Dociton®).
4. Medikamentöse biologisch-naturheilkundliche Therapie
Pflanzliche Anxiolytika („Angstlöser“) und Antidepressiva haben aber auch ihre Berechtigung zur Therapie von Angststörungen, insbesondere bei leichtergradigen Beschwerden und Krankheitsverläufen.
Zu berücksichtigen ist dabei aber, dass die Wirkung erst langsam einsetzt; im Gegenzug haben diese Präparate aber nur geringe Nebenwirkungen und absolut kein Suchtpotenzial! In vielen Fällen lassen sich aber die Dosierungen chemisch-definierter Wirkstoffe (und somit deren Nebenwirkungen) reduzieren.