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Gleichzeitig beginnt aber auch unsere zweite Uhr, der sogen. „suprachiasmatische Kern“ [d.i. eine Zellregion oberhalb der Sehnerven-Kreuzung („Chiasma“), hier werden die Lichtsignale von der Netzhaut der Augen an die Zirbeldrüse weitergeleitet] Zellen zu verlieren und Einwirkungen auf die Zirbeldrüse einzubüßen.
Die Folgen sind:
Die gesamte Steuerung des Hormon-Systems - richtiger: der Hormon-Systeme oder Hormon-Verbände - wird unregelmäßig und zeigt nach und nach (und immer stärkere) Fehlfunktionen.
Gleichzeitig können sich Schlafstörungen bemerkbar machen, die Empfindlichkeit gegen Hitze und Kälte nimmt zu, Verdauungsfunktionen und auch Harnausscheidung nehmen ab, das Immunabwehrsystem wird leistungsschwächer und damit wird unser Organismus anfälliger gegenüber Angriffen von außen - so z.B. Infektionskeimen, Allergenen und auch Karzinogenen -.
Fazit:
Die Alterung ist in vollem Gange!
Prof. Dr. Walter Pierpaoli (Spezialgebiet: Neuro-Immun-Modulation - renommierter „Melatonin-Forscher“ und Spezialist für die Zirbeldrüse) bezeichnet dieses Nachlassen der Melatonin-Produktion (dies muss aber immer auch im Verbund mit anderen Hormonen gesehen werden) und somit des Verlaufes des Alterungsprozesses treffend mit: ... „dem Dirigenten geht der Saft aus!“
Wichtig:
Seit etwa sechzig Jahren ist bekannt, dass Lebensvorgänge in Tages-, Mond-Phasen oder jahresperiodischen Zyklen schwingen.
Die innere Uhr beeinflusst jedoch nicht nur den gesunden Organismus, sie steuert auch Erkrankungen und letztlich auch „Alterungsprozesse“!
Zuletzt noch - als Vorab zur „Therapie“ -:
Es ist also kein „Werbegag“ oder gar eine „Menschen-Verdummung“, wenn - soweit das möglich ist - therapeutische Maßnahmen, also die Einnahme von sowohl chemisch-definierten wie biologischen Arzneimitteln zur Therapie bei bestehenden Krankheiten wie auch die Anwendung von Ergänzungsmitteln zur Gesundheits- und Vitalitäts-Vorsorge erfolgt i.S.d. „Chronobiologie“!
Zu vergegenwärtigen ist, dass jede Zelle unseres Körpers folgt einem individuellen inneren Rhythmus; d.h. Leistung und Regeneration und Ruhe und Reaktion lösen einander ab.
Dabei regulieren äußerliche = externe und körpereigene = interne ‚Zeit- und Taktgeber‘ die geistigen, körperlichen und seelischen Funktionen.
Das ist auch die Erklärung, warum die Wirkung von Arznei- und Ergänzungsmitteln abhängig ist insbesondere von der Tageszeit der Einnahme!
Medikamenten-Einnahme nach der Tageszeit
(Quelle: DocCheck News)
Ob ein Arzneimittel vor, zum oder nach dem Essen eingenommen werden muss, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Der Resorptionsort, Magen oder Dünndarm, spielt ebenso eine Rolle wie die Löslichkeit des Arzneistoffes und die Zusammensetzung der Nahrung.
Fettreiche, grobe oder heiße Mahlzeiten verzögern die Magenpassage besonders stark. Arzneimittel wie beispielsweise Betablocker werden aufgrund der verzögerten Magenentleerung bei der Einnahme nach dem Essen schlechter aufgenommen, als wenn sie nüchtern eingenommen werden. Bei Betablockern spielt auch noch die Löslichkeit eine Rolle.
Lipophile (fettlösliche) Betablocker wie Metoprolol und Propranolol werden nahezu vollständig und rasch aufgenommen; hydrophile Betablocker wie Atenolol hingegen nur unvollständig (> 50%). Gleichzeitige Nahrungszufuhr kann daher bei „fettigen“ Betablockern die Aufnahmerate steigern, wobei die Rate bei wasserliebenden verringert ist.
Nahrungsfette regen die Gallensaftproduktion an. Gallensäuren fördern die Löslichkeit schwerlöslicher Arzneimittel. Auch das schwerlösliche Kalium-sparende Diuretikum Spironolacton wird in Folge verbesserter Löslichkeit bei gleichzeitiger Nahrungsmittelaufnahme rascher und vollständiger aufgenommen.
Säure bestimmt Löslichkeitszeitpunkt
Der pH-Wert des Magen-Darm-Saftes bestimmt ebenfalls die Resorption von Arzneistoffen. Die verzögerte und gleichmäßige Freisetzung eines Arzneistoffes aus oralen Retardzubereitungen wird überwiegend durch den pH-Wert-abhängigen Auflösungsprozess der verwendeten Hilfsmittel gewährleistet. In den ersten 60 bis 90 Minuten der Nahrungsaufnahme kommt es zur Erhöhung des pH-Wertes im Magen von nüchtern 1,6 auf Werte zwischen 3 und 6. Ein derartiger Anstieg des pH-Wertes kann die Freisetzung eines Arzneistoffes aus einer magensaftresistenten Darreichungsform beeinträchtigen.
Magensaftresistente Arzneiformen sollen den Magen unversehrt passieren und sich erst im Dünndarm auflösen und dort resorbiert werden.
Magensaftresistente Tabletten verlassen bei Nüchterneinnahme spätestens nach zwei Stunden den Magen. Wird anstelle von (Leitungs-)Wasser ein nährstoffhaltiges Getränk wie Saft, Limonade oder Milch getrunken, verlängert sich der Passagevorgang um Stunden. Bei Einnahme nach dem Essen kann dieses bis zu 11 Stunden dauern.
Dieses hätte zur Folge, dass sich das Arzneimittel über längere Zeit in einem weniger sauren Nahrungsbrei befindet und angegriffen oder zerstört wird.
Große Bindung – großer Abstand
Kinetisch besonders kritisch sind zudem Substanzen mit einer großen Plasmaproteinbindung. Der gebundene Arzneistoff wird zwar transportiert, wirkt aber nur in freier Form. So ein Kandidat ist beispielsweise das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin. Seine Bindung an Transportproteine beträgt über 99 Prozent, damit ist es Spitzenreiter unter den Arzneistoffen.
Die Einnahme sollte 30 bis 60 Minuten vor der ersten Nahrungsaufnahme des Tages erfolgen, denn die Bioverfügbarkeit liegt im nüchternen Zustand bei circa 75-85 Prozent. Diese kann bei gleichzeitiger Aufnahme von Nahrung um bis zu 35 Prozent reduziert werden. Außerdem sollten die Tabletten nicht mit Mineralwasser, sondern nur mit Leitungswasser geschluckt werden. Der Anteil an Calcium und Magnesiumionen reicht aus, um die Wirkung zu vermindern.
Einnahme-Empfehlung
(Quelle: Professor Dr. Walter E. Haefeli und Arwa Hassan, Universität Heidelberg)
● vor dem Essen:
Atenolol, Celiprolol, Eisenpräparate, L-Dopa, Tetracycline, Gyrasehemmer,
Metoclopramid, L-Thyroxin, Diclofenac
● zu einer fetthaltigen Mahlzeit:
Carbamazepin, Phenytoin, Metoprolol, Propranolol, Griseofulvin,
Spironolacton
● am Abend einzunehmen:
Simvastatin, Cimetidin, Rabeprazol, Carboplatin, Quinapril, Indometacin,
Atorvastatin, Isradipin, Valsartan, Telmisartan, Olmesartan, Ranitidin, ACE-Hemmer
● vor dem Schlafengehen einzunehmen:
Acetylsalicylsäure (ASS), Valsartan, Telmisartan, Olmesartan, Ramipril,
Theophyllin, Beta-2-Sympathomimetika,
● am Morgen einzunehmen:
Amlodipin, Perindopril, Omeprazol, Pantoprazol, ACE-Hemmer
● am sehr frühen Morgen einzunehmen:
Kortikosteroide (bei Langzeiteinnahme z.B. morgens 2/3 der Ds, gegen 15 Uhr das restliche 1/3), Metamizol.
Chronologisches versus Biologisches Alter
Viel und oft wird in den letzten Jahren über evtl. bestehende Unterschiede zwischen „chonologischem“ und „biologischem“ Alter.

Chronologisches Alter:
Das Alter eines Individuums als reine Zeitangabe – heißt: Anzahl der Jahre und Tage ab der Geburt. Dies kann z.B. mittels Kalender ermittelt werden.
Biologisches Alter:
Das Alter eines Individuums gemessen am körperlichen und geistigen Entwicklungs- bzw. Verfallszustand. Also: Grad an physischer, mentaler, kognitiver und emotionaler Reife des Menschen.
Als biologisches Alter bezeichnet man die Summe aus kalendarischem Alter und körperlichen wie seelischen Einflüssen.
„Man ist so alt, wie man sich fühlt".
Stimmt fast, denn nicht nur Ihr Geburtsdatum bestimmt, wie alt Sie sind.
Wie alt Sie wirklich sind, hängt von der Beschaffenheit Ihrer Blutgefäße ab.
[Hinweis:
Im Internet können Sie einen Test „Biologisches Alter“ machen]
Merke:
Das Biologische Alter ist im Gegensatz zum chronologischen Alter beeinflussbar:
„30 Prozent sind genetisch vorgegeben, 70 Prozent bestimmt der Lebensstil“.
Auch wenn es trivial scheint, lautet die Formel: gesund zu leben, hält jung.
Biologie des „Alterns bzw. des Älterwerdens“
Nun endlich zum eigentlichen Thema:
Seien Sie unbesorgt, ich will und werde unter dieser Überschrift nun nicht ausholen zu einem reinen fachwissenschaftlichen Vortrag!
Dennoch ist es für das Verständnis des Älterwerdens und somit auch der gegensteuernden Möglichkeiten des „Super Drauf“ [Vital, Fit und Gesund in’s und im Alter] - wenn Sie so mögen: „Anti-Aging“ (wie es ja leider und in meinen Augen absolut falsch heißt; hier kann und darf es doch nicht „gegen Altwerden“ gehen, sondern einzig um ein „gesundes Altern“; also treffender - wenn schon englisch, dann - „Healthy-Aging“ oder auch „Pro-Aging“) unverzichtbar, dass Sie über die wichtigsten Prozesse und Vorgänge in und mit Ihrem Körper und zwar auf und in allen seinen drei Ebenen, nämlich von „Körper + Seele + Geist“ - Bescheid wissen, also über die Lebens-Vorgänge schlechthin.
Zuerst einmal möchte ich mich mit den biologischen Alterungsvorgängen und zwar ganz allgemein befassen.
Da kommt mir spontan zuerst ein Gedicht aus dem Jahre 1834 des schwäbischen Dichters, Naturlyrikers und Juristen Karl Friedrich Hartmann Mayer (1786-1870) in den Sinn:
Kind und Greis
Es scheint der Unschuld Glorie
Durch’s gold‘ne Knabenhaar.
Gott gebe, sie durchschimmerte
Es immer sonnig klar!
Wie froh das Kind den Greis umhüpft Des Silberhaare lind Bald legt, bald sparsam wieder lüpft Ein sanfter Herbsteswind!
Kind, stehst du einst der Glorie bar Auf deinem Weg zur Gruft, So flattre dir durch’s dünne Haar Doch noch der Hoffnung Luft!
Lassen Sie mich beginnen mit einer unausweichlichen Frau wie Mann (be-)treffenden Tatsache:
Der biologische Alterungsprozess verläuft in nahezu sämtlichen Organen nach einem programmierten zeitlichen Schema ab.
Die Maximalfunktion ist bei beiden Geschlechtern mit 18-25 Jahren erreicht, nimmt dann konstant ab und führt bei Unterschreiten der „disability threshold“ [so viel wie „kritische Leistungsgrenze“] zur Krankheit.
Dieser Prozess ist entsprechend individuell chronologisch zeit-entsprechend, akzeleriert [= gefördert/beschleunigt] (aA) oder retardiert [= verlangsamt/gebremst] (rA).
Fakt:
Mit der Abnahme der Vitalität steigt die Wahrscheinlichkeit für alters-relevante Erkrankungen, so u.a. die im Alter vermehrt bestehenden bzw. eintretenden sogen. Volkskrankheiten.
Also:
In den Zellen, den Zellverbänden, Geweben und Organen wie über die besonders wichtigen hormonellen Veränderungen - die „Wechseljahre“ -, die Veränderungen im Haushalt von Mineralstoffen, Spurenelementen, Enzymen und Coenzymen und des gesamten „intermediären“ Stoffwechsels, also des sogen. „Inneren Milieus“.
Dazu über Gesundheitsprobleme bzw. gesundheitliche Risiken - denken Sie hier nur einmal an die Osteoporose und zunehmenden Elastizitätsverlust (bei gleichzeitiger Minderung der Durchlässigkeit) der Gefäßwände, dem (zeitweisen und/oder teilweisen) Nachlassen der Hirnleistungsfähigkeiten und auch der psychischen Verfassung und Stabilität -; weiter zu wissen, dass die Haut nicht mehr so glatt und elastisch ist; und ebenso wichtig: das gesamte Immunabwehrsystem zeigt erste und auch deutlichere Verschleißerscheinungen und zuletzt noch wird unser Körper nicht mehr so gut fertig mit den (permanenten) Belastungen durch Umweltgifte, Schadstoffe, Freie (Sauerstoff-)Radikale (Oxidativer Stress) und die Aufnahmefähigkeit und Verwertungsleistungen für wichtige „Vitalstoffe“ (Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine und vitamin-ähnliche Wirkstoffe, für Enzyme und Coenzyme und auch die wichtigen Aminosäuren) wird stetig geringer usw. - und und und ...
Wichtig vor allem zu wissen, dass diese „natürlichen biologischen Prozesse beim Älterwerden und im Alter“ nicht gleichbedeutend sind mit „Krankheiten“, es aber durch diese inneren Veränderungen bei gleichzeitigen sonstigen Faktoren (Bewegungsarmut, verminderte Abhärtung, falsche Ernährung, Stress u.a.m.) leicht(er als sonst) anfangs zu Störungen, dann zu Fehlfunktionen und zuletzt zu Krankheiten kommen kann und vielmals auch kommen wird!
Doch gehen wir der Reihe nach vor.
Fünf Gründe gilt es zu kennen und zu verstehen
für das „Altern“ und „Älterwerden“
Grund 1
Rückgang der Hormone
[d.h.: viele Hormone werden vermindert gebildet, stehen quasi auf „Sparflamme“!]
Grund 2
Dauerschädigung des Organismus durch den schädigenden Einfluss der sogen. „Freien Radikale“ oder „Sauerstoff-Radikale“ bzw. „Oxidativer Stress“
Grund 3
Nachlassen der körpereigenen Immunabwehr(-Systeme)
Grund 4
Sogen. „Verzuckerung“ der Zellmembranen
Grund 5
Schädigung an den Chromosomen
[bzw. an Chromosomen-Teilen; z.B. v.a. durch „Mutationen (u.a. UV- und sonstige Strahlen, Röntgen, usw.)]
Mit zunehmendem Lebensalter - und, um es schon an dieser frühen Stelle und sehr deutlich zu sagen: das heißt nicht, erst mit 60 Jahren aufwärts; sondern schon einige Zeit vor dem Beginn der Wechseljahre und die können schon mit 35 Jahren beginnen! - kommt es faktisch und praktisch in (fast) allen Organen, Geweben und Zellen unseres Körpers - dies ist ein natürlicher Zustand - zu fortschreitenden und zunehmenden Alterungs-, Verschleiß-, Aufbrauch- und Abbau-Prozessen.
Bevor wir noch etwas näher in diese Materie einsteigen, sollten wir uns zunächst mit den biologischen Alterungsprozessen auseinandersetzen und dabei zu sprechen kommen über die bisher bestehenden „Acht Alters-Theorien“.
Die verschiedenen Theorien des Alterns ergeben sich aus unterschiedlichen biomedizinischen Forschungen.
1. Die Abnutzungs- und Verschleiß-Theorie
oder
Das Mechanische Alterungs-Modell
Abnutzung und Verschleiß sind für den Alterungsprozess der Menschen verantwortlich.
Nach der Theorie des Amerikaners Prof. Raymond Pearl (1879-1940 - theoretischer Biologe und Genetiker - nach ihm ist der „Pearl-Index“ benannt {= Maß für die Zuverlässigkeit von „Empfängnis-Verhütungs-Methoden“}: Er gibt an, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die trotz Verwendung einer bestimmten Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist die Methode) führen Aktivität der Organe und jeder Lebensvorgang des Körpers zur Abnutzung und einem Verschleiß, der sich im Laufe der Lebensalter immer mehr bemerkbar macht. Dabei hat die Lebensweise eine positive oder negative Auswirkung auf das Voranschreiten von Verschleiß und Abnutzung.
Also:
Je intensiver das Leben, desto schneller sind die körperlichen Folgen sichtbar.
Körpereigene Reparatursysteme, die in jungen Jahren einwandfrei funktionieren, lassen im Alter nach und sorgen so nach außen sichtbar für Falten, Altersflecken, graue Haare und Gefäß-Ablagerungen.
Unausweichliche Folge ist der Tod.
In einem Zustand mangelnder Regeneration geht mehr Substanz verloren, als wieder aufgebaut werden kann. So kommt es zu einem permanenten, mit zunehmendem Alter immer schwerwiegenderem Verlust von funktionellen Strukturen.
Auslöser eines solchen katabolen Zustands können sein:
chronische Irritationen, unausweichlicher Gewebeverschleiß sowie unvermeidbare Einwirkungen der Umwelt.
2. Die Hormon-Theorie
oder
Die Neuro-endokrine Theorie
Seit langem ist bekannt, dass mit dem Alter die Konzentration bestimmter Hormone im Blut-Serum abnimmt. Am eklatantesten zeigt sich dieser Effekt bei den weiblichen Geschlechtshormonen, die bei Frauen in den Wechseljahren innerhalb weniger Jahre fast völlig versiegen. In den letzten Jahren verdichten sich die Erkenntnisse, dass es ein Äquivalent zum weiblichen Klimakterium auch beim Mann gibt (Klimakterium virile, Andropause, PADAM; s.d.). Allerdings erfolgt hier das Absinken der Geschlechtshormone weniger dramatisch und die Fertilität bleibt länger bzw. noch sehr lange erhalten.
Das von den meisten Gynäkologen und Endokrinologen empfohlene Vorgehen im Klimakterium besteht in der Substitution der fehlenden Hormone (Hormone Replacement Therapy, HRT - auf Deutsch: HET = Hormon-Ersatz-Therapie).
Hierdurch werden nicht nur subjektive psycho-vegetative Beschwerden während der Wechseljahre effektiv beseitigt, sondern es wird auch organischen Hormon-Mangelerkrankungen wie der Osteoporose, der Arteriosklerose oder dem Morbus Alzheimer vorgebeugt. Schauen wir uns die Erkrankungen an, auf die eine Östrogensubstitution präventiv wirkt, so sehen wir, dass es sich dabei um klassische, alters-assoziierte Erkrankungen handelt.
Genau an diesem Punkt setzt die neuroendokrine Theorie ein.
Ihre These lautet:
Nicht weil wir altern sinken die Hormonspiegel, sondern weil die Hormonspiegel sinken altern wir!
Die entsprechende Therapie besteht demnach in dem „Konzept der erweiterten Hormonsubstitution“, also dem Ersatz aller mit dem Alter absinkenden Hormone. Hierzu gehören nicht nur die Östrogene und Gestagene der Frau, sondern auch deren Androgene.
Korrespondierend wird beim Mann nicht nur das fehlende Androgen substituiert, sondern gegebenenfalls auch ein Östrogenmangel ausgeglichen.
Es sind aber nicht nur die Geschlechtshormone, die altersbedingt vermindert sezerniert werden.
Auch das Nebennierenrindenhormon DHEA (Dehydroepiandrosteron = das am häufigsten vorkommende Steroidhormon im menschl. Organismus), das Zirbeldrüsen-Hormon Melatonin oder das Hypophysenvorderlappen-Hormon Somatotropin (Human Growth Hormone, HGH) gehören zu jenen Hormonen, deren Konzentration im Serum mit dem Alter deutlich absinkt.
Die biologische Funktion des Melatonins liegt im Wesentlichen in der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Eventuell ist es nicht so sehr die hormonelle Wirkung des Melatonins als viel mehr sein ausgeprägt anti-oxidativer Effekt, der hier zum Tragen kommt.
Als „Pro-Aging-Königshormon“ …
… wird von vielen, vor allem amerikanischen Autoren, das Wachstumshormon (HGH) angesehen.
In der Tat weist das Hormon des HVL eine deutliche Sekretionsabnahme mit zunehmendem Lebensalter auf. Die Anfang der 1990er Jahre publizierten Arbeiten von Rudman et al zeigten eine eklatante Verbesserung bio-medizinischer Altersmarker bei HGH substituierten Männern. Gut dokumentiert ist inzwischen ein positiver Effekt des Wachstumshormons auf die Body-Composition (Abnahme von Fett, Zunahme von Muskelmasse) sowie eine Erhöhung der Knochendichte.
Eine Substitution erscheint bei einem Mangel von HGH also durchaus indiziert. Fraglich ist, ob die Substitution lediglich die alters-entsprechenden HGH-Spiegel wieder herstellen sollte oder die Spiegel von chronologisch jüngeren Personen zu erreichen versucht, in der Vorstellung, hierdurch „die biologische Uhr zurückzudrehen“.
Insbesondere bei dem letzten Ansatz erscheint Vorsicht geboten. Zum einen ist das Krebsrisiko unter einer HGH-Therapie nicht vollständig geklärt, zum anderen treten bei HGH - im Gegensatz zu DHEA und Melatonin - bereits bei geringer Überdosierung unerwünschte Nebenwirkungen auf. Hierzu gehören Wasser-Einlagerungen, Gelenkschmerzen, Störung des Glukosehaushaltes und das Karpal-Tunnel-Syndrom. Ein nicht zu unterschätzendes Therapie-Hindernis ist schließlich auch die Tatsache, dass die Substanz sehr teuer ist und täglich subkutan injiziert werden muss.
Allerdings sind in den letzten Jahren auch oral einzunehmende HCG-Präparate auf den Markt gekommen, z.B. als Trinkampullen.
Neben der Substitution von HGH kann man aber auch versuchen, die körpereigene HGH-Sekretion zu stimulieren. Vielen Therapeuten gilt dieser Ansatz als der wesentlich physiologischere und gesundheitlich gesehen sicherer. Eine Möglichkeit, die Hypophyse zu einer vermehrten Ausschüttung von HGH zu bewegen, besteht etwa in dem von Huber, Wien, propagierten Dinner Cancelling Konzept (das Abendessen ausfallen lassen):
Das ist nicht nur ein Mittel zur Kalorienzufuhr-Beschränkung. Die dadurch ausgelöste nächtliche Hypoglykämie stellt den stärksten körpereigenen Reiz für die Hypophyse dar, die frühmorgendliche Ausschüttung von Wachstumshormon zu erhöhen.
Auch dieses Beispiel zeigt erneut den engen Zusammenhang zwischen Diätetik und Endokrinologie.
Fakt ist:
Der permanente Abfall vieler Hormone führt zu Kapazitäts- und Funktionsverlust vieler Körpersysteme, wir „welken und schrumpfen“ - psychisch, geistig (kognitiv/neuro-mental) und körperlich -.
Niedrige Hormonspiegel gelten heute als Ursache vieler alters-bedingter Krankheiten und des Alterns schlechthin.
3. Die Theorie der Freien (Sauerstoff-)Radikale
oder
Die Theorie des Oxidativen Stresses
Für die Abwehrfunktionen von Krankheitserregern und Fremd-Substanzen sowie für Regelprozesse verwendet der Organismus hoch-reaktive Verbindungen von Sauerstoff und Stickstoff.
Neben diesen Schutzfunktionen können die hoch-reaktiven Verbindungen aber auch körpereigenes Gewebe angreifen (zum Thema „Freie Radikale/Oxidativer Stress vgl. eigenes Kapitel).
Beim Ungleichgewicht zwischen dem Entstehen von Sauerstoff-Radikalen und der Produktion von Antioxidantien kommt es zum Oxidativen Stress.
Dieser zerstört Zellmembranen, Proteine und vor allem die DNS im Zellkern und die DNS in den Mitochondrien. Besonders letztere sind vom Oxidativen Stress besonders betroffen, da dort die größte Menge an Sauerstoffradikalen entsteht.
Dadurch wird der Mensch älter.
Die Theorie der freien Radikale wurde 1954 von dem US-amerikan. Wissenschaftler Denham Harman (Bio-Gerontologe - Universität von Nebraska) aufgestellt.
Im Falle einer Störung der Proteinstrukturen treten Fehlleistungen auf: Die Oxidation der Fettfraktion LDL führt zur Arterienverkalkung.
Die Membran- und Enzymstörungen in den Mitochondrien führen zu einer verminderten Stoffwechselleistung. Die Schädigung der DNS führt zu weiteren „Fehlerkatastrophen“. Diese werden für die mit zunehmendem Alter häufiger auftretenden Krebserkrankungen verantwortlich gemacht.
Als oxidative Substanzen greifen die freien Radikale unterschiedliche Zellstrukturen an. Zu den bevorzugten Zielorten gehören die Lipide.
So werden z.B. die lipidreichen Zellmembranen durch Oxidation in ihrer Integration geschädigt und ihrer Permeabilität verändert. Dies kann bis zum Zellzerfall führen.
Auch das Cholesterin ist ein bevorzugter Angriffspunkt freier Radikaler. Inzwischen wissen wir, dass es fast ausschließlich die oxidierte Form des LDL-Cholesterins ist, die sich in der Gefäßwand anreichert und so zu einer Arteriosklerose führt. Freie Radikale schädigen aber auch Proteine innerhalb und außerhalb von Zellen, darunter auch viele Enzyme, die durch Oxidation an ihren katalytischen Zentren inaktiviert werden. Schließlich können freie Radikale auch durch direkte Angriffe auf die Chromosomen Mutationen auslösen und wirken somit als Karzinogene.