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„Eine innere Stimme?“ Evelyn Warner sah mich mitfühlend an.
„Ja, besser kann ich es nicht erklären. Es war eine Art innerer Dialog. Aber nicht mit mir selbst, da war etwas anderes in meinem Kopf.“
Die Therapeutin machte sich eifrig Notizen, ihre Gesichtszüge verrieten nun ernste Besorgnis.
„Bin ich krank?“ fragte ich.
Nach einer kurzen Pause antwortete sie: „Nein. Krank bist du sicher nicht. Ich überlege nur, ob ich dich medikamentös behandeln sollte.“
„Ich werde keine Pillen nehmen“ entgegnete ich streng.
Dr. Warner rieb sich das Kinn. „Okay, es war ja nur einmal. Aber sollte es noch einmal vorkommen, sagst du mir sofort Bescheid. Kann ich mich darauf verlassen?“
Ich gab ihr mein Wort.
„Du bist sicherlich nicht krank, Jake. Aber merkwürdig ist das schon“ sagte Brenda.
Zusammen mit John und seinem Freund saßen wir auf ihrer lilafarbenen Plüsch – Couch.
„Das glaube ich auch nicht“ sagte John Jones sicher.
„Aber was war es?“ fragte ich in die Runde.
„Es wird ein Zusammenspiel von Stress und früheren Erfahrungen sein“ antwortete Nick. „Der Besuch bei diesem Anwalt hat einfach alte Gefühle hervorgeholt, die sich dann als deine Stimme ausgegeben haben.“
Diese Sicht klang plausibel.
„Erzählst du Noah davon?“ wollte Brenda wissen.
„Erst einmal nicht, ich will nicht, dass er sich unnötige Sorgen macht.“
John, Nick und ich verabschiedeten uns von Brenda. Die beiden Männer begleiteten mich zur Videothek.
Auf dem Weg dorthin sagte John: „Jake, Nick hatte mich letztens mit einem guten Film überrascht. Wäre es möglich, diesen bei euch zu kaufen?“
„Na klar“ erwiderte ich. „Wenn du mir den Titel nennst, sehe ich gleich nach und wenn wir ihn nicht vorrätig haben, bestelle ich ihn euch.“
Vor der Eingangstür fiel Nick plötzlich noch ein, etwas erledigen zu müssen.
„Du planst doch nicht etwa wieder eine Überraschung, Hase?“ fragte John.
„Nein, ich habe nur etwas vergessen, um das ich mich kümmern muss“ antwortete sein Freund.
Sie gaben sich einen Kuss und hielten den kommenden Abend für sich fest.
John betrat als erstes den Laden. Jemand stand im Eingangsbereich auf einer Leiter, man sah nur die Hose.
„Huch, ich glaube ich stehe hier im Weg“ sagte eine Stimme.
Die Person kletterte die Leiter herunter. Es war Jacob.
Allerdings, dachte ich, und nicht nur hier.
Er hatte gerade eine neue Leuchtstoffröhre angebracht.
„Die neueste LED – Technik“ erklärte er.
Cryptal City war technisch auf dem neuesten Stand, obwohl die Stadt bereits am 31.07.1692 gegründet worden war.
31. Juli.
Das Todesdatum unserer Eltern, nur wenige Jahrhunderte später.
Komm´ auf unsere Seite, pochte es in meinem Kopf.
„Schatz? Hast du wieder Kopfschmerzen?“
Noah kam aus dem Hinterzimmer hervor und sah meinen schmerzverzehrten Gesichtsausdruck.
„Ja und es wird schlimmer“ sagte ich, ohne zu erwähnen, dass eine Stimme in meinem Inneren mit mir sprach.
Er reichte mir eine Kopfschmerztablette und nachdem es mir etwas besser ging, zog mich John zur Seite.
„Das ist eure Aushilfe?“ fragte der Detective erstaunt.
Er hatte Jacob zuvor noch nicht gesehen.
„Ja“ stöhnte ich, „der hilft hier aus.“
„Sieht gut aus, oder?“
Hätte mein Kopf nicht geschmerzt, hätte ich mir die Hände vor die Stirn geschlagen.
„Du kennst ihn nicht. Er ist manipulativ“ flüsterte ich. „Siehst du nicht, wie er meinem Mann auf den Hintern starrt?“
„Dein Mann hat ja auch einen tollen Hintern.“
„Ha ha. Der geht aber weder Jacob noch dich etwas an, außerdem bist du vergeben!“ warf ich ihm vor.
„Das war auch nur ein Scherz, Jake. Ich bin glücklich mit Nick. Er ist klasse.“
Ich ging um die Theke herum und gab den Titel, welchen John mir nannte, in den PC ein.
Ein lautes Krachen unterbrach meine Suche. Jacob hatte den Karton mit Neulieferungen fallen lassen. Noah half ihm mit dem sortieren.
„Siehst du“, sagte ich zu Jones, „das ist der älteste Trick. Jemand lässt etwas fallen und der Geliebte hebt es auf. Dabei treffen sich ihre Blicke und wenn sie nicht gestorben sind...“
Der Leiter des Police Office grinste. Als er mir in die Augen sah, wich sein Lachen aus dem Gesicht.
„Ich meine es ernst, er versucht ihn andauernd anzumachen.“
Vor uns streichelte Jacob meinem Mann über den Rücken.
„Danke, Noah. Du bist wirklich ein liebenswerter Chef.“
„Mich widert es an“ sagte ich.
„Langsam verstehe ich, was du meinst. Er sucht anscheinend wirklich ständig Noah´s Nähe.“
„Wenigstens du siehst das auch so. Huch, ich glaube ich stehe hier im Weg“ äffte ich unsere Aushilfe nach.
„Hast du mit Noah mal darüber gesprochen?“
Ich winkte ab. „Großen Wert auf ´ne Eifersuchtsszene habe ich nicht“ erklärte ich.
„Kannst du dich noch an damals erinnern, als er von unserem Kuss erfahren hat und mich auf dem Feld angegangen ist?“
Und wie ich mich erinnerte. „Ja, das tue ich.“
„Dann hast du doch auch das Recht, ein wenig Eifersüchtig zu sein.“
„Damals war es aber Cecilia Combe, welche ihn so provoziert hatte. Sie war genau so provozierend wie Jacob. Er könnte ihr Sohn sein.“
John rammte mir seinen Ellenbogen in die Seite.
„Psst, beschreie das lieber nicht.“
Der gewünschte Titel war nicht mehr vorrätig, weshalb ich ihn telefonisch bei einem anderen Verleiher bestellte. Noah hatte mir diesen Tipp genannt, da der Weg über den Vertrieb stellenweise wirklich lange dauerte, gerade wenn neue Filme auf den Markt kamen. Die Möglichkeit den Film bei einem Verleiher zu ordern, hatte uns schon manchen Kunden erhalten und machte es möglich, dass John die Kaufversion seines neuen Lieblingsfilms bereits in zwei Tagen abholen konnte.
„Mach dir´ nicht so einen Kopf. Ich muss jetzt zur Dienststelle. Als deren Leiter kann ich mir zwar ab und an frei nehmen, es ist aber auch einiges liegen geblieben. Ich denke an dich, bye.“
Nun war ich alleine mit meinem Mann und der Aushilfe.
Ich sah auf die Uhr des PC´s. Es war erst früher Nachmittag, was bedeutete, dass ich noch etliche Stunden mit Jacob vor mir hatte.
Wenigstens konnte ich so ein Auge auf ihn werfen.
Kapitel 8: Der Überfall
Viel geschah an diesem Tag nicht mehr. Noah fühlte sich ein wenig unwohl, weshalb er es mir und Jacob überließ den Laden abzuschließen.
„Willst du in dem Zustand fahren?“ fragte ich meinen Mann unsicher.
Doch er beharrte darauf. Jacob erwähnte mir gegenüber zum Glück nichts mehr von Noah. Aber er hatte es sich auch so schon mit mir verscherzt.
Da er noch etwas vor hatte, fragte er mich ob er eine halbe Stunde früher gehen durfte. Natürlich erlaubte ich es ihm, nur damit ich meine Ruhe hatte. In der Videothek war ja außerdem nicht viel los.
Einige Kunden liehen sich die neuesten Horrorschocker aus, Komödien wurden von ein oder zwei Menschen im höheren Alter bevorzugt.
Ich stellte aufgrund meiner Arbeit immer wieder fest, dass die Jugend es brutal mochte und die Älteren das ruhige oder lustige Fahrwasser bevorzugte. Bei Menschen ab fünfzig plus waren Doku´s beliebt, aber auch Servicethemen oder Comedy – Serien. Die Jugendlichen holten meistens Action – oder Horrorfilme. Die jungen Vierziger interessierten sich dann für einen Mischmasch: Drama und Geschichtsverfilmungen.
Neukunden kamen an dem Abend keine mehr, was mich etwas erleichterte.
Während ich die Kasse abschloss, öffnete jemand die Tür.
„Wir haben eigentlich schon geschlossen, aber ich kann gerne...“
Ich erschrak.
Vor mir stand eine in schwarz gekleidete Person. Eine Skimütze verdeckte ihr Gesicht.
Ich lief zurück zur Theke, ergriff mein Smartphone und war dabei, Noah´s Nummer zu wählen.
Die Person kam auf mich zugerannt und schlug mir mitten ins Gesicht. Meine Kopfschmerzen begannen sofort von Neuem.
Ich ließ mein Smartphone fallen und sank zu Boden.
Eine Hand ergriff meinen Hals.
Der Traum von Miss Kaminsky, die Hände..., ging es mir angsterfüllt durch den Kopf.
Ich wurde nach oben gezogen, bekam kaum Luft. Als ich mich wehren wollte, schlug mir mein Gegenüber auf die Nase. Ich spürte eine warme Spur an meinen Lippen herunterfließen. Es schmeckte nach Blut.
Die unbekannte Person öffnete ihren Gürtel.
Panik überkam mich.
Los, töte ihn, Jake. Du hast die Macht, es zu tun.
Wieder ertönte unter einem dröhnenden Schmerz in meinem Kopf diese Stimme.
Nein!, dachte ich. Hilf mir lieber.
Du kannst dir nur selbst helfen. Die Magie wurde dir in die Wiege gelegt. Nutze sie!
Der Griff um meinen Hals verengte sich. Die Person vor mir knöpfte sich bereits die Hose auf.
Töte ihn! Gleich wird es zu spät sein.
Ich kämpfte nicht nur gegen die reale Person vor mir, sondern auch gegen die unbekannte Stimme an.
Die Person zog ihre Boxershort herunter, es war eindeutig ein Mann und ich wusste, was er vorhatte.
Aktiviere die Macht in dir und richte ihn hin!, befahl mir die Stimme nun klar und deutlich.
Ich hoffte, der Albtraum würde schnell vorbei sein.
Nun griff der Mann mit beiden Händen nach meinem Hals und würgte mich .
Ich bekam keine Luft mehr. Meine Kraft verschwand, während er meine Hose aufknöpfte und herunterzog.
Noah, verzeih´ mir, dachte ich angsterfüllt.
Der Mann legte sich auf mich. Ich wollte schreien, aber es ging nicht. Mein Kopf dröhnte unaufhörlich.
Eine weibliche Person schrie plötzlich.
Der Mann auf mir drehte sich um.
Ich sah Brenda. Als sie mir in die aufgequollenen Augen blickte, rannte sie auf den maskierten Täter zu. Er ließ von mir ab, stand auf und fiel über seine halb angezogene Hose. Brenda trat dem Mann in den Bauch. Dieser stöhnte nicht einmal vor Schmerzen. Er zog seine Hose hoch und schleuderte meine beste Freundin gegen ein Regal. Sie schrie laut auf.
„Brenda!“ krächzte ich.
Das alles erinnerte mich an die Situation im Stadtarchiv. Tagelang waren wir gefangengehalten worden und als wir Mrs. Combe überwältigen wollten, hatte es einen ähnlichen Kampf gegeben.
Brenda sackte zu Boden.
Der Täter flüchtete.
Eine halbe Stunde später war John Jones in der Videothek eingetroffen.
„Ich wollte Noah und Jake besuchen, mir nebenbei noch einen Horrorfilm für heute Abend ausleihen. Aber ich war spät dran. Mein Bus ließ auf sich warten. Auf meiner Uhr war es ungefähr 22:10 Uhr. Ich dachte, der Laden müsste doch eigentlich schon geschlossen haben – ich hatte mich bei meinen Freunden ja nicht angekündigt. Dann sah ich plötzlich die Personen auf dem Boden liegen. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis ich verstand, dass dort kein abwechslungsreiches Spiel zwischen zwei Liebenden stattfand und als ich Jake´s blasses Gesicht sah, half ich ihm“ gab Brenda zu Protokoll.
„Es war ein ruhiger Abend. Die Aushilfe, Jacob Lester, ging eine halbe Stunde vor Ladenschluss. Er sagte, er hätte noch etwas vor. Ich hatte gerade die Kasse abgeschlossen, als... der Typ kam und mich...“
Mir liefen die Tränen herunter. Ein Notarzt leistete an mir weiter erste Hilfe.
„Brenda, ist alles okay?“ fragte ich sie.
„Ja, nur ´ne leichte Gehirnerschütterung und blaue Flecken. Deine Gesundheit ist jetzt wichtiger“ antwortete meine Freundin.
„John, wirst du das Schwein kriegen?“
„Ich werde alles mögliche dafür tun. Glaub´ mir, er hat das nicht umsonst getan, Jake.“
Jones brachte mich nach Hause, nachdem ich dem Notarzt versicherte, dass es mir wieder einigermaßen gut ginge und die Gewaltspuren per Fotos dokumentiert worden waren.
„Oh mein Gott!“ schrie Noah entsetzt, als er mich sah.
Er reichte mir ein Glas Wasser und John erzählte ihm von dem Überfall. Vorsichtig küsste er mich, dann nahm er seine Jacke und lief zur Haustür.
„Noah! Wo willst du hin?“ rief Jones ihm nach.
„Ich werde das Schwein fertig machen und das auf meine Weise.“
Der Leiter des Police Office sah mich an, dann rannte er ihm nach und zog ihn wieder in den Flur. Von der Küche aus konnte ich die Szene beobachten. Er erklärte meinem Mann, dass es nichts bringen würde, auf eigene Faust in einer Großstadt wie Cryptal City – dazu noch im Dunkeln – alleine nach einem gefährlichen Mann zu suchen.
„Fick´ dich!“ schrie Noah.
Tränen stiegen in sein Gesicht und er schlug gegen den Brustkorb unseres Freundes.
„Fick´ dich! Ich werde diese widerliche Tat rächen! Würdest du auch zuhause bleiben, wenn du wüsstest, dass dein Freund fast missbraucht worden wäre? Das Arschloch mach´ ich fertig!“
„Beruhige dich!“ redete John auf ihn ein.
Wieder streiten sie sich, genau wie auf dem Feld, dachte ich mit rasendem Herzen.
Als Noah dann noch auf unseren Freund einschlug, wehrte sich John Jones und verpasste meinem Mann eine Ohrfeige.
Daraufhin packte Noah den Detective und schleuderte ihn gegen die Wand. Dabei fiel das Bild meiner Eltern und mir herunter.
„Hört endlich auf!“ schrie ich.
Die beiden betrachteten zuerst mich und dann das zerbrochene Glas des Bilderrahmens.
Noah´s Augen waren vor Tränen gerötet, ebenso seine Wange.
John war verschwitzt und richtete seine Kleidung.
„Es tut mir leid, Jake“ entschuldigte sich mein Mann nach einigen Minuten. „Ich bin einfach so wütend auf denjenigen, der dir das angetan hat.“
Noah sah mir tief in die Augen, dann begann er lauthals zu weinen. Ich umarmte ihn so gut es mit meinem schmerzenden Hals ging.
Er brauchte fünf Minuten, um sich wieder einigermaßen zu beruhigen.
John entschuldigte sich bei Noah für die Ohrfeige. Er wiederum entschuldigte sich für seinen Ausraster.
Jones versprach uns, den Täter so schnell wie möglich zu finden und verabschiedete sich.
Mein Mann und ich gingen zur Couch und kuschelten eine Weile miteinander. Nachdem Noah eingeschlafen war, stand ich auf und ging ins Bad.
Ich erschrak: mein Hals hatte große, blaue Flecken.
Kapitel 9: Ein Verdacht
„Das geht mit Camouflage weg“ war sich Brenda einige Tage später sicher. „Wie du weißt, lerne ich im Salon auch einiges über Kosmetik. Aber sag´ mal, wie kommst du mit dem Überfall zurecht?“ „Einigermaßen“, erwiderte ich, „ich gehe deswegen wieder zur Therapie. Na ja, nicht nur deswegen – auch wegen der Stimme.“
„Du hörst sie immer noch?“
„Seit dem Überfall nicht mehr, aber währenddessen. Sie hat mir befohlen den Typen zu töten.“
„Krass! Aber bist du sicher, dass es nicht deine eigenen Gedanken waren? Schließlich wollte er sich an dir vergehen!“
„Nein“, war ich mir sicher, „das war nicht meine eigene Stimme. Wenn ich nur wüsste, woher sie kommt und was sie möchte“ sprach ich meinen Gedanken laut aus.
„Diese innere Stimme hat dir befohlen, deinen Angreifer zu töten?“
„Ja, Dr. Warner. Es war eine fremde Stimme und nicht meine eigenen Gedanken“ sagte ich, wie um mich zu verteidigen.
„Das weiß ich doch. Ich habe dich zwei Jahre lang begleitet und kann deinen Geisteszustand sehr gut einschätzen“ beruhigte mich Evelyn Warner.
„Vielleicht sollte ich es doch mit Tabletten versuchen“ schlug ich vor.
Die Therapeutin kaute auf ihrem Kugelschreiber.
„Nein, das wäre noch zu früh. Das mit den Tabletten war auch nur mein erster Gedanke. Da du die Stimme bereits wiederholt gehört hast, habe ich eine andere Vermutung.“
Jetzt wurde ich neugierig.
„Jake, es ist schon bei vielen Patienten vorgekommen, dass sie Stimmen hörten. Religiös geprägte Menschen erklärten, es sei die Stimme Gottes. Abergläubische Menschen wahren sich sicher, Geister zu hören. Auch wenn es etliche Beweise für real existierende Geister gibt – so weit man das Wort real in diesem Zusammenhang nutzen kann – war meist etwas anderes die Ursache für die Stimmen. Du hattest mir von einem stets begleitenden Dröhnen in deinem Kopf erzählt. Das hatten die anderen Menschen auch. Mir ist ein Patient bekannt, welcher so etwas ähnliches wie in deinem Fall erlebt hatte.“
„Was ist mit ihm geschehen?“ fragte ich.
„Er ist leider verstorben.“
Ich schluckte. „An was?“
Evelyn Warner richtete sich auf. „Gab es in deiner Familie schwere Krankheiten?“
„Was? Nein, nicht das ich wüsste. Da müssten Sie Akteneinsicht beantragen.“
„Das werde ich auch tun, wobei es bei verstorbenen Patienten etwas schwierig werden wird. Ich benötige dazu deine Zustimmung. Jake, ich würde dich gerne in ein Krankenhaus überweisen.“
„Wozu das?“ fragte ich irritiert.
„Um abzuklären, ob du einen Tumor in deinem Kopf hast, der verantwortlich für die Stimme ist.“
Ich schluckte.
„Einen Tumor? Ich fasse es nicht! Jake, wieso hast du mir von der Stimme nicht schon viel früher erzählt?“ sprach Noah wütend.
„Ich wollte nicht, dass du dir unnötige Sorgen machst.“
„Unnötig? Jake, du bist mein Mann! Nichts was dich betrifft ist unnötig. Und natürlich mache ich mir Sorgen um dich, das bringt eine Ehe so mit sich.“
Er umarmte mich.
„Es tut mir leid. Ich hätte dir davon erzählen sollen, nach allem was wir durchgemacht haben.“
„Ist schon gut, mach´ dir jetzt keine Gedanken darüber. Wir warten jetzt die Untersuchung und das Ergebnis ab. Aber wenn du wieder diese Stimme hörst, sagst du mir sofort Bescheid. Verstanden?“
Die Untersuchungen im Krankenhaus einen Tag später waren aufwendig. Ich wurde an viele verschiedene Apparaturen angeschlossen, es wurden Bluttests gemacht und schließlich eine Computertomographie. Die Stimme war bis zu dem Tag nicht wiedergekehrt, daher hoffte ich auf Besserung. Noah konnte nachts kaum schlafen und war tierisch um mich besorgt.
„Was ist denn nun?“ fragte mein Mann einen Oberarzt.
Dieser konnte ihm keine Antwort geben, stattdessen verwies er ihn darauf, auf Dr. Warner zu warten. Vorsichtshalber wurde ich so lange dort behalten.
Noah wachte an meinem Bett und drückte meine Hand. Am späten Nachmittag kam endlich meine Therapeutin.
„Kein Tumor, Jake. Laut CT ist alles in deinem Gehirn in Ordnung. Die vorläufigen Ergebnisse der restlichen Untersuchungen an anderen häufig vorkommenden Stellen, sind bisher positiv.“
„Also Entwarnung?“ fragte Noah.
„Zumindest bis die endgültigen Ergebnisse eingetroffen sind.“
Noah atmete erleichtert auf. Ich streichelte ihm durch seine rotbraunen Haare.
„Ich liebe dich, mein Engel“ sagte er.
Mit einer Hand wischte ich ihm eine Träne aus dem Gesicht.
Auch die endgültigen Ergebnisse schlossen einen Tumor oder eine andere gefährliche Krankheit aus. Brenda zeigte mir, wie ich meinen Hals einigermaßen normal schminken konnte.
Die Schmerzen wurden mit jedem Tag weniger. Ich ging mittlerweile jeden zweiten Tag zur Therapie, um das erneut erlebte Trauma zu überwinden und um keine Sexualphobie zu entwickeln. Dr. Warner machte mir klar, dass ich mich keinster Weise falsch verhalten hatte und ich keine Mitschuld tragen würde.
Eine Woche später ging ich, auf ihr Anraten hin, das erste Mal wieder zur Videothek. Noah hatte Jacob frei gegeben um neben den Kunden ganz für mich da sein zu können. Dank der Therapie hatte ich tatsächlich kein Trauma, als ich den Laden betrat.
Lediglich mein Herz pochte schneller.
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