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Hinweise:
Leser*innen von Raubkopien sollten wissen, dass der Autor für das folgende Lesevergnügen keinen einzigen Cent erhält. Die Leseempfehlung dieses Buches liegt bei 16 Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Klappentext
Vorwort
Kapitel 1: Das dritte Jahr
Kapitel 2: Die verstümmelte Leiche
Kapitel 3: Scott Avendale
Kapitel 4: Die schockierende Wahrheit
Kapitel 5: In der Gerichtsmedizin
Kapitel 6: Mrs. Tiché
Kapitel 7: Hausdurchsuchung
Kapitel 8: Charles Maylock
Kapitel 9: Zufriedenheit
Epilog
Der Autor
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Impressum
Klappentext
Eigentlich haben Jeff und Cole dieses Halloween dienstfrei, allerdings bittet Bale sie am frühen Morgen telefonisch zum Coregrother See zu kommen. An dessen Ufer finden sie nicht nur den getöteten Scott Avendale vor, sondern auch einen Gehstock, den das Wasser jedoch für die Spurensicherung unbrauchbar gemacht hat. Zurück im Police Office zeigt das Paar dem Inspector ein Foto des mutmaßlichen Beweisstücks, woraufhin dieser plötzlich apathisch wird. Seine Mitarbeiter machen sich Sorgen um ihren Vorgesetzten, der sich nach einigem Ringen schließlich ein Herz fasst und sie in ein lange zurückliegendes, düsteres Geheimnis einweiht. Die beiden Detectives sind einerseits schockiert, andererseits dadurch in der Lage, Parallelen zu ihrem aktuellen Fall festzustellen.
Nun beginnt für sie ein Kampf gegen die Zeit, da Bale seine Pensionierung einreichen und Scotland Yard für immer verlassen will. Jeff und Cole setzen alles daran, dessen eigene Akte zu schließen und gleichzeitig Scott´s skrupellosen Mörder zu finden. Die Zeugenaussage einer alten Frau führt sie schließlich zu einer heißen, aber auch gefährlichen Spur...
Was werden die Ermittler über Bale´s Vergangenheit erfahren und werden sie in der Lage sein, dessen Verstrickungen mit dem gegenwärtigen Mord zu entwirren?
Vorwort
Liebe*r Leser*in,
dieser Band ist der erste aus der Mord an Halloween – Reihe, welcher ohne Vorlage entstand, was mich zwar einige Überlegungen kostete, mir aber auch mehr Freiheiten bot. Das Grundgerüst bestand aus zwei Einfällen, allerdings musste ich eine Idee verwerfen, da sie ihre eigene Thematik hatte, die mir an dieser Stelle zu komplex erschien.
Zu jedem Buch und zu jeder Geschichte haben Leser*innen einen besonderen Bezug, manche mögen den einen Charakter mehr, den anderen weniger. Um eine der Nebenfiguren greifbarer zu machen, musste ich mich zwischen Richard und dem Inspector entscheiden. Meine Wahl fiel auf letzteren, da er in dieser Reihe einfach präsenter ist und oftmals auch Entscheidendes zur Falllösung beiträgt. Weil ich ihn aber nicht alleine bei der Aufklärungsarbeit zeigen wollte, entschied ich mich dazu, Bale´s Vergangenheit näher zu beleuchten und diese mit einem aktuellen Fall zu verweben. Darüber hinaus konnte ich ihn einmal von einer anderen Seite zeigen. Der Inspector, dessen Vornamen wir nicht kennen – nein, auch ich kenne ihn noch nicht – gehört neben Jeff Mason und Cole Morkride zu den wichtigsten Figuren meiner Reihe. Daher dachte ich mir für den vielbeschäftigten Leiter des Coregrother Polizeibüros etwas „besonderes“ aus. Sein trauriges Schicksal und seine tragische Vergangenheit erschienen mir erst zu umfangreich, um in dieser Reihe erzählt zu werden, doch nach einigen Änderungen in der Geschichte wird dieses Geheimnis gleich gelüftet werden...
Den Prolog zu meinem ersten Buch, Cryptal City – Vier Jugendliche gegen eine Stadt (das Erscheinungsjahr der Erstveröffentlichung war 2014) schrieb ich damals grob auf vier Seiten Papier nieder. Alle anderen bisher erschienenen Werke tippte ich direkt am PC, was ich einfacher empfand. Die Rohfassung dieses Bandes schrieb ich allerdings wieder handschriftlich, was vor allem der Tatsache geschuldet war, dass ich sie im Krankenhaus schreiben musste. Vielleicht ist er deshalb auch so düster geworden, da ich ziemliche Schmerzen hatte und die Sache langwierig war... In meinem Krankenbett hatte ich zwar viel Zeit zum nachdenken, konnte die folgende Geschichte aber dennoch ohne größere Denkpausen aufschreiben und mich später zuhause in aller Ruhe an die Überarbeitung machen.
Eines meiner Hauptanliegen war es, einen der Nebencharaktere menschlicher werden zu lassen und ein weiterer, die Story um Jeff und Cole weiterzuspinnen. Ich hoffe, es ist mir in Deinen Augen gelungen und Du hast ebenso viel Freude wie ich mit dem fünften Band von Mord an Halloween!
Denny van Heynen
Kapitel 1: Das dritte Jahr
Es war kurz vor sieben Uhr in der Früh, als mein Smartphone klingelte. Neben mir lag mein Partner, der noch einen süßlich – exotischen Duft von der letzten Nacht verströmte. Mein Partner – das war Cole Morkride, mit dem ich schon seit über drei Jahren zusammen war. Er arbeitete seit sieben Jahren bei Scotland Yard, während ich seit neun Jahren dort angestellt war.
Vor mehr als drei Jahren geschah das, was ich eigentlich nicht für möglich gehalten hatte: nach meiner anfänglichen Schwärmerei für meinen Kollegen, die sich später in Verliebtheit gewandelt hatte, war es zwischen uns zu einem Kuss gekommen. Danach hatte ein Jahr lang eine Art Stillstand zwischen uns geherrscht, bis wir beide uns schließlich wieder nähergekommen waren und uns unsere Liebe füreinander gestanden hatten. Nachdem er zu mir in den Osten der Stadt gezogen war und wir anfängliche Schwierigkeiten bezüglich seiner ausufernden Deko überwunden hatten, war aus unserer zarten Liebe langsam eine starke Beziehung entstanden.
Verschlafen rieb ich mir die Augen und nahm den Anruf meines noch immer tönenden Smartphones mit einem Fingerwisch entgegen.
Bale, hatte ich zuvor verschwommen von dem Display abgelesen, weshalb es mich nicht wunderte, plötzlich dessen Stimme zu hören.
„Guten Morgen, Mason. Entschuldigen Sie, dass ich Sie um diese nachtschlafende Uhrzeit wecke. Ich sage es nicht gerne, aber es gibt wieder eine Leiche.“
Schlaftrunken versuchte ich, die gesagten Worte zu verstehen.
„Mason, sind Sie noch da?“
„Ja“ antwortete ich knapp.
„Jeff, sehen Sie mal auf den Kalender“ bat mich mein Vorgesetzter.
Ich nahm das Mobiltelefon von meinen Ohren, wodurch der Annäherungssensor reagierte und das Display erhellte. Ungläubig starrte ich auf die verschwommenen Zahlen, die ein grausiges Datum anzeigten: wir hatten den 31. Oktober, Halloween, und dieses Mal erreichte meinen Partner und mich bereits am frühen Morgen eine Todesmeldung. Mit ihr würde wieder ein neuer und aufregender Fall beginnen – so viel stand bereits jetzt fest.
„Aber wir haben heute unseren...“ wollte ich entgegnen, wurde jedoch unterbrochen.
„Bitte.“
Ein langer Seufzer meinerseits folgte.
„Um wie viel Uhr erwarten Sie uns?“ fragte ich mit trockenem Mund in den Hörer.
„Uns?“ echote Cole verärgert im Hintergrund, während er sich aufrichtete.
„Wenn Sie beide in einer Stunde hier sein könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
Damit legte der Inspector auf.
„Was hat Bale gesagt?“ wollte mein Gegenüber leicht aufgebracht wissen.
Er zog die Baumwollbettdecke weg, wodurch sein schlanker Oberkörper zum Vorschein kam. Zu meiner Freude schlief er meistens ohne Oberteil.
„Dass wir weniger als eine Stunde Zeit haben, um zu einem neuen Tatort zu fahren“ erwiderte ich wahrheitsgemäß, während ich mit dem Zeigefinger über seine Brust fuhr.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“
Ich nahm Cole´s Gesicht in meine Hände und küsste seine warmen, weichen Lippen.
„Jeff, du hast mir vor einer Ewigkeit versprochen, dass wir öfter mal ausspannen und nicht mehr wie üblich von Fall zu Fall hetzen. Deshalb haben wir uns heute extra dienstfrei genommen. Jeff, das war deine Idee gewesen!“
„Ja, ich weiß...“ gab ich kleinlaut und mit schlechtem Gewissen zu.
Tatsächlich hatte ich ihm versprochen, mehr für ihn und weniger für die Arbeit da zu sein. Wir hatten sogar schon über Hochzeitspläne gesprochen, die aufgrund unseres Dienstes zurzeit auf Eis lagen und Cole hatte mir offenbart, dass er seit längerem einen Kinderwunsch hegte. Ich war jedoch noch nicht bereit dazu und unsere Arbeit hielt uns zu sehr in Atem, als dass wir einer Elternrolle hätten gerecht werden können. Damit war das Thema nicht vom Tisch, aber bis zu einem späteren Zeitpunkt ausgesetzt. Sich um ein Kind zu kümmern, war uns derzeit auch nicht möglich, weil wir beide zu sehr in unserem Beruf eingespannt waren. Doch das langweilige Wälzen von Akten oder Verhören von Verbrechern schweißte ein Paar nicht wirklich zusammen – vor diesem Hintergrund verstand ich Cole´s Wunsch nach einer eigenen Familie.
Bale hatte uns im letzten Jahr eine Woche Urlaub geschenkt, als Dank dafür, dass wir und einige Kollegen das Archiv des Police Office mühsam digitalisiert hatten. Wir hatten uns Irland als Urlaubsziel ausgesucht und diesen Kurzurlaub im Nachbarland auch in vollen Zügen ausgekostet. Schon dort hatte ich ihm das Versprechen gegeben, mir künftig mehr Zeit mit ihm freizuschaufeln. Detective zu sein, war mein Traumberuf, aber meine Liebe zu Cole war mir mit der Zeit immer wichtiger geworden. Wichtiger, als ich es mir je hätte vorstellen können. Ihm war es nicht nur gelungen, mein Herz im Sturm zu erobern, sondern mich wieder für die kleinen, schönen Dinge, welche das Leben für jeden Menschen bereithielt, zu begeistern.
Ich kroch von meiner Bettseite zu Cole hinüber und küsste ihn noch einmal intensiv.
„Weißt du noch, als wir vergangenes Jahr auf einer saftigen Wiese in der Nähe von Noble Castle lagen? Das, was ich dir dort versprochen habe, werde ich auch halten. Aber wir müssen uns jetzt nun mal beide fertigmachen, einen Mord aufklären und die tatverdächtige Person hinter schwedische Gardinen bringen. Du weißt, dass Bale uns nicht anrufen würde, wenn er andere Leute hätte, die diese Arbeit zu seiner Zufriedenheit erledigen könnten.“
Cole nickte brummend, bevor er aus dem Bett krabbelte. Dass wir an Halloween mal wieder arbeiten mussten, war anders betrachtet auch ein schönes Kompliment des Inspectors. Damit lobte er unsere hohe Aufklärungsquote und sorgte nebenbei dafür, dass wir mit noch größerem Elan bei der Sache waren. Cole und ich waren eben nicht nur beruflich perfekt aufeinander eingespielte Detectives, sondern auch privat ein harmonisches Paar.
Kapitel 2: Die verstümmelte Leiche
Mit meinem Dienstwagen fuhr ich Richtung Stadtmitte, Cole saß auf dem Nebensitz, von wo aus er unseren Vorgesetzten anrief, um zu erfahren, wo sich der genaue Tatort befand. Als er auflegte, erzählte er mir, dass wir zum Coregrother See fahren sollten, welcher ziemlich im Westen unserer kleinen Stadt lag. 1738 gegründet, hatten sich hier nach und nach viele Geschäfte niedergelassen. Die Kleinstadt unterlag dem Wandel der Zeit und musste sich regelmäßig verändern, weshalb es deren Bevölkerung an nichts fehlte. Vor über drei Jahren hatte am Highway ein veganer Imbiss eröffnet, welcher seit jeher gut frequentiert wurde. Cole hatte mich beim ersten Besuch in einer Dienstpause dorthin eingeladen, seitdem waren wir immer mal wieder darin anzutreffen.
An diesem Tag, dem 31. Oktober, war viel los auf der Straße. Jede Menge Erwachsene besorgten die letzten Zutaten für ihr Halloween – Menü, während deren Kinder in die kleinen Läden zum Frühshoppen gingen. Entweder kauften sie sich etwas Süßes oder ein neues Kostüm, für das abendliche Umherziehen von Haus zu Haus. Es hatte fast den Anschein, dass es in dieser so friedlich wirkenden Stadt keine größeren Strafdelikte geben würde, doch Bale, mein Lebensgefährte und ich wurden jedes Mal wieder auf´s Neue eines Besseren belehrt. Allgemein war die kriminelle Energie ein Problem, welches es zu lösen galt – nicht nur in Coregroth.
Nach guten dreißig Minuten waren wir am See angekommen. Ich parkte den Wagen auf dem sandigen Weg und stieg nach Cole aus. Er begrüßte den auf uns wartenden Inspector mit einem Handschlag, während ich mir die Umgebung ansah. Weil es ziemlich frisch war, zog ich den Reißverschluss meines Mantels ein Stück höher. Es war viel zu kalt, um im See schwimmen zu gehen – trotzdem lag an dessen Ufer eine männliche Leiche. Um sie herum war ein Bereich von wenigen Metern mit Ästen und einem gelben Flatterband abgesperrt worden.
Schon wieder ein Mord an Halloween, ging es mir seufzend durch den Kopf.
Halloween war nicht ereignisreicher als andere Tage und dennoch gab es immer wieder Fälle, die mir vor Augen führten, welche Monster in dieser Welt lebten. Cole und ich hatten schon viele Menschen, die Straftaten begingen, hinter Gitter gebracht, leider gab es aber noch genug Menschen, die mit unserem englischen Gesetz in Konflikt gerieten.
Ich trat einige Schritte durch den nassen Sand, um mir das Opfer genauer ansehen zu können. Es wirkte noch ziemlich jung und war etwa in meinem Alter. Die dunkelroten Haare des Mannes waren nass, was mir verriet, dass er sich vor seinem Tod im Wasser aufgehalten hatte. Seine körperbetonte Kleidung war fast überall gewaltsam aufgerissen worden. Blut und nackte Haut waren der Öffentlichkeit preisgegeben. Die Augen des Schlanken waren trüb. Da die Haut ansonsten normal aussah, vermutete ich, dass der Mann nicht im See, sondern an Land ermordet worden war. Hätte er sein Leben im Wasser gelassen, wären wir mit einer aufgeschwemmten Leiche konfrontiert worden – so viel wusste ich zumindest schon von Richard, einem befreundeten Gerichtsmediziner. Es gab nicht viele Wasserleichen, doch wenn Cole und ich vor einer standen, klärte uns der Grauhaarige stets über deren genaue Symptome auf. Nicht nur einmal wurde mir von Richard´s gnadenloser Berichterstattung übel, doch da musste ein Detective eben durch. Cole war noch zarter besaitet als ich, weswegen ich ihm bei extremen Fällen zusätzlich eine Stütze sein musste.
Um eine präzise Fallakte zu führen, mussten wir die Details bei einem Leichenfund so detailliert wie möglich beschreiben – auch im Hinblick auf eventuelle spätere Erkenntnisse. War die Leiche erst einmal unter der Erde oder verbrannt, konnten wir eine Menge Spuren und Hinweise vergessen. Es gab zwar die Möglichkeit einer Exhumierung, die wurde aber aufgrund des Geldes von der Stadt nicht gerne gesehen. Auch die Hinterbliebenen wehrten sich aus ethischen Gründen verständlicherweise oftmals dagegen. Selbst die Friedhöfe wollten einer Grabaushebung und dem damit von der Presse entfachten medialen Rummel am liebsten aus dem Weg gehen. Daher galt es, im Vorhinein möglichst sauber zu arbeiten, statt später aufwendige Nacharbeit leisten zu müssen.
Bale kam zu mir und reichte mir ebenfalls die Hand.
„Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, Mason und Ihnen sagen, dass ich es wiedergutmachen werde. Ihr Partner scheint mir bereits verziehen zu haben. Sie wissen, dass ich Sie nur aus Ihrer wohlverdienten Dienstruhe rufe, wenn der Fall brisant ist. Aber gerade jetzt an Halloween feiern wieder viele Ihrer Kollegen ihre Urlaubstage ab und da Sie und Morkride nicht weggefahren sind, war es mir persönlich lieber, Sie zu benachrichtigen.“
Okay, nächstes Mal weiß ich es besser, dachte ich nebenbei und wollte mir merken, später eine digitale Notiz im nächsten Jahreskalender anzufertigen.
„Wer ist der Tote?“ erkundigte ich mich.
Einige Polizeikräfte standen um das Flatterband herum, die Leute von der Spurensicherung machten sich gerade an die Arbeit. Sie fotografierten das bisher namenlose Opfer, bevor sie zwei Männer vom örtlichen Beerdigungsinstitut durch die Absperrung ließen, die den leblosen Körper auf eine eiserne Bahre hievten und mit ihr in einem silbernen Leichenwagen verschwanden.
„Der Mann hatte keine Papiere bei sich“ erklärte Bale.
Sein Diensttelefon klingelte, weshalb der Endfünfziger sich von mir abwandte und einige Meter fortging.
„Wer macht nur so etwas?“ sprach Cole leise. „Der Typ muss in deinem Alter sein. Wenn ich mir vorstelle, dass du da...“
Ich unterbrach den schrecklichen Gedankengang meines Liebsten mit einem Kuss auf seinen weichen Mund.
„Mir wird schon nichts passieren, außerdem habe ich dich an meiner Seite – du passt doch gut auf mich auf.“
Cole´s Lippen formten sich zu einem Lächeln. Ich fuhr ihm über die Wange, als ich hinter ihm etwas am Ufer entdeckte.
„Was ist denn das?“ fragte ich neugierig beim Zusteuern auf einen länglichen schwarzen Gegenstand, der etwa dreißig Meter von der Leiche entfernt lag.
„Sieht aus wie ein Gehstock“ meinte Cole, der mir gefolgt war.
Ich ging in die Knie, hütete mich aber tunlichst davor, den Stock zu berühren, um keine Spuren zu verwischen.
„Vielleicht gehört er dem Opfer“ spekulierte ich und winkte jemanden von der Spurensicherung herbei, um Fotos davon anzufertigen.
„Vielleicht ist es auch einfach nur Müll, den irgendjemand hier achtlos entsorgt hat. Der See ist nicht gerade dafür bekannt, der sauberste Ort Coregroth´s zu sein“ erwähnte mein Partner.
Ich sah ihn schief an, weswegen er noch einmal über mein Gesagtes nachdachte.
„Okay... Aber war er dafür nicht ein wenig zu jung?“ erwiderte Cole überrascht.
„Nicht nur alte Menschen benötigen medizinische Hilfsmittel, Liebling“ klärte ich ihn auf. „Eventuell hatte er gesundheitliche Einschränkungen, die die Nutzung des Stocks notwendig machten.“
Cole überlegte einen Moment und wandte sich dann an den Mitarbeiter der Spurensicherung.
„Können Sie den Stock mitnehmen, wenn Sie mit den Fotos fertig sind?“
Ich musste grinsen, denn nun zog offenbar auch er die Möglichkeit in Betracht, dass der Gehstock etwas mit der Leiche zu tun haben konnte.
„Alles klar! Ich schicke sie euch über´s Internet direkt zu einem Drucker ins Büro“ antwortete der in einem weißen Schutzanzug steckende Mann.
„Danke“ erwiderte ich, ehe ich mich zu Cole wandte: „Die kleinen, aber feinen Wunder der Technik...“
Eine kalte Brise fegte über den See und uns hinweg, weswegen ich meinen Arm um meinen Freund legte und langsam mit ihm zurückging.
„Eines frage ich mich allerdings noch, Jeff: Würde jemand mit einer Gehbehinderung in einem unbefestigten Gebiet schwimmen gehen?“ wollte er von mir nach einer Pause wissen.
Unsicher sah ich ihn an, eine Antwort blieb ich ihm jedoch schuldig, da der Inspector, der sein Telefonat inzwischen beendet hatte, wieder zu uns kam.
„Ein unwirtliches Wetter heute. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mit Ihnen beiden gerne zum Police Office fahren.“
Weil wir nichts dagegen einzuwenden hatten und so zumindest wieder zurück in die Wärme kamen, saßen wir eine halbe Stunde später wieder im beinahe leeren Bürogebäude von Scotland Yard.
„Halloween lohnt sich als freier Diensttag – darüber solltest du mal nachdenken“ gab Cole mir neckend zu verstehen, während der Inspector in seinem eigenen, abgetrennten Büro verschwand.
„Das war aber ein kurzes Telefonat eben am See“ meinte ich und nickte mit dem Kopf Richtung Bale´s Bürotür.
„Ich glaube, es war sein Mann, mit dem er telefoniert hat. Bale war jedenfalls ziemlich kurz angebunden.“
Vor einiger Zeit hatte es zwischen ihm und seinem Ehemann gekriselt, doch näheres war uns nicht bekannt. Wir hatten darüber auch nur spekulieren können, da der Inspector nicht gerne über Persönliches sprach. Zudem wollten wir ihn zu nichts drängen. Doch irgendein dunkles Kapitel musste es in seinem Leben geben, zu viel Leid hatte er mit seinen Augen bereits ansehen müssen – immerhin war er seit über dreißig Jahren im Dienst.
Kurze Zeit später kam unser Vorgesetzter in das Großraumbüro zurück.
„Mittels eines Gebissabdrucks wurde unsere Leiche zweifelsfrei identifiziert“ weihte uns Bale in den aktuellen Ermittlungsstand ein.
„Oh, das ging ja schnell!“ entfuhr es mir überrascht.
„Die Leute im Labor sagten irgendetwas von einer neuen Technik und einem Schnelltest. Na ja, das soll uns nicht weiter interessieren. Hauptsache, wir haben den Namen.“
„Wie hieß unser Opfer denn?“ war Cole nun neugierig.
„Scott Avendale“ berichtete Bale, der uns eine neue Akte mit dem Namen auf den Tisch legte.
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