Geschichten aus dem Neuen Testament - Lyrisch interpretiert

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Dieses erwähnt Jakobus gleich.
Über Joachims Elternhaus
fand man letztendlich dann heraus
und nahm' s auch als erwiesen an:
Joachim kam aus Davids Stamm.
Auch Anna – hat man angenommen –
könnte von Davids Stamme kommen.
Joachim, der großzügig war,
brachte auch gerne Gaben dar.
Zum Tempel hin trug er sie gern,
um Dank zu sagen Gott dem Herrn.
Was mehr als üblich allgemein,
das sollte für die Armen sein!
An einem großen Tempelfeste
hielt Joachim es für das Beste,
schon in der Frühe aufzustehen,
um gleich zum Tempel hin zu gehen.
Daher kam dieser fromme Mann
mit Gaben dort als Erster an.
Jedoch Rubim, der Priester war,
machte unmissverständlich klar,
dass er als Erster seine Gabe
zu bringen er das Recht nicht habe,
weil er keine Nachkommenschaft
bisher in Israel geschafft.
Joachim – traurig ob der Schmach –
sah in den Stammesbüchern nach,
ob er denn wirklich ganz allein
hier würde ohne Nachwuchs sein.
Dort musste er enttäuscht dann lesen,
dass er der Einzige gewesen.
Das schlug ihm heftig auf den Magen!
Ohne daheim etwas zu sagen
ging er von seinem Heimatort
zum Fasten in die Wüste fort.
Nur das Gebet sollte allein
für ihn Speise und Trank dort sein.
Anna, sein Weib – so kann man sagen – 4
hatte nun doppelt Grund zum Klagen:
Nicht, weil sie ohne Kinder bloß,
jetzt war sie auch den Mann noch los!
Zum Himmel schaute sie hinauf
und hörte nicht zu jammern auf.
Als Gott vernahm all diese Klagen
ließ er ihr durch 'nen Engel sagen:
»Gott wird den Wunsch dir nun gewähren,
du wirst empfangen und gebären!
Die Leibesfrucht – noch unbekannt –
wird bald in aller Welt genannt.«
Anna sprach: »Wenn ein Kind ich habe, 5
sei es nun Mädchen oder Knabe,
will ich’s dem Herrgott wiedergeben!
Nach Priesterart soll es dann leben.
Es soll sein Leben lang allein
nur Gott dem Herrn zu Diensten sein.«
Nach vierzig Tagen Fastenzeit
machte Joachim sich bereit,
wieder zu seinem Weib zu gehen,
um sie endlich wieder zu sehen.
Ein Engel hatte ihm bei Nacht
auch diese Botschaft überbracht.
Er sprach zu ihm: »Geh wieder Heim,
bald wird dein Weib dann schwanger sein!«
Voll Freude ging er auch sofort
zurück an seinen Heimatort.
Sein Weib hatte ihn froh empfangen
und gleich an seinem Hals gehangen.
Er legte sich nun erst mal hin,
und seine Frau umhegte ihn.
Da beide ja schon alt an Jahren
und in der Liebe recht erfahren,
sorgte Joachims Samen eben
jetzt endlich für ein neues Leben.
1 Lukas 3, 23 – 38 / 2 Lukas 3, 23 / 3 Protevangelium 1 /
4 Protevangelium 2 – 4 / 5 Protevangelium 4, 2 – 5, 1
* * *
Marias Geburt und ihre Zeit als Kleinkind
Wie es vom Engel prophezeit, 1
war es auch ziemlich schnell soweit,
dass Anna war in Schwangerschaft.
Als dann neun Monate geschafft,
kam ihr ersehntes Kind zur Welt;
ein Mädchen – wurde festgestellt.
Die Mutter hatte es bewegt
zum Nähren an die Brust gelegt.
Und sie entschied nun ganz allein:
»Maria soll ihr Name sein!«
Mit Annas Fürsorge wuchs dann
ihr Töchterlein gesund heran.
Damit Maria bleibe rein,
richtete sie ein Zimmer ein,
das einem Heiligtume glich.
Gleichzeitig kümmerte sie sich
darum, dass sie nichts schlechtes aß;
sorgte für Abwechslung und Spaß.
Als dann das erste Lebensjahr 2
des Mägdeleins vollendet war,
sollte dies groß gefeiert sein,
drum lud Joachim Gäste ein;
auch Priester und die Schriftgelehrten,
die einst das Spenden ihm verwehrten.
Zudem lud er in großer Zahl
das Volk rundum zu diesem Mahl.
Und alle sind zu ihm gekommen.
Nun hatte er das Kind genommen
um hier sogleich um Gottes Segen
die Hohenpriester zu bewegen.
Und diese segneten nun auch
das Kind nach hergebrachtem Brauch.
Und einer sprach: »Herr, sieh herab
aufs Kind, dem ich den Segen gab;
gib du ihm den vollkomm’nen Segen
den sonst kein anderer kann geben!«
Marias Mutter war nun froh
und dankbar, darum sprach sie so:
»Gott schenkte mir in dieser Zeit
die Frucht seiner Gerechtigkeit!
Drum stimm' ich an den Lobgesang
und preise Gott mein Leben lang!«
Maria – Annas Kind – gedieh; 3
bereits zwei Jahr' alt wurde sie.
Joachim sprach: »Nun ist’s so weit,
ich denke, es ist an der Zeit,
dass wir unseres Kindes Leben
jetzt in der Priester Obhut geben.
Wir woll’n das Kind zum Tempel bringen!
Der Grund ist hier vor allen Dingen,
unser Versprechen zu begleichen
bevor der Herr uns gibt das Zeichen!«
Doch Anna sprach: »Lass' uns die Frist,
bis unser Kind drei Jahr' alt ist!«
Sie brachte auch das Argument:
»Wird es erst dann von uns getrennt,
fällt ihm die Trennung nicht so schwer
und es vermisst uns nicht so sehr.«
Joachim hat das eingesehen
und ließ ein weitres Jahr vergehen.
Doch allzu schnell die Zeit verrinnt. 4
Schon war drei Jahre alt das Kind.
Die Eltern aber bangten schon
um Ihres Kindes Reaktion.
Wie wird Maria sich verhalten –
wie wird ihr Dasein sich gestalten?
Doch es war nicht mehr zu umgehen –
sie mussten jetzt zum Tempel gehen.
So haben sie noch vor der Nacht
Maria auch dort hin gebracht.
Ein Priester nahm das Mädchen dann
zwecks deren Obhut freundlich an.
Er segnete es und sprach leise
in einer feierlichen Weise:
»Der Herr wird in einigen Jahren
durch dich sich selber offenbaren!«
Dann setzte er Maria wieder
auf des Altares Stufen nieder.
Maria aber stand darauf
mit ihren kleinen Füßchen auf,
begann, sich tanzend zu bewegen.
Gott hat die Anmut ihr gegeben.
Und – wie Jakobus niederschrieb –
gewann ganz Israel sie lieb.
Nachdem die Eltern dies gesehen,
konnte sie nun nach Hause gehen.
Ihr Kind jedoch ließen sie hier
und dankten sogar Gott dafür,
dass es erstaunlich leicht doch ging
und ihr Kind nicht an ihnen hing.
Maria lebte nun hinfort
im Tempel – diesem heil’gen Ort.
Neun Jahre ward sie mit Bedacht
sehr fromm erzogen und bewacht.
Und Nahrung für ihr zartes Leben
hat stets ein Engel ihr gegeben.
1 Protevangelium 5, 2 – 7 / 2 Protevangelium 6, 1 – 3 /
3 Protevangelium 7 + 8 / 4 Protevangelium 7, 2 + 3
* * *
Die Überantwortung Marias an Josef
Als das Kind zwölf geworden war, 1
wurde der Priesterschaft nun klar,
dass dessen Kindheit bald vorbei
und es dann nicht mehr möglich sei,
dass es im Tempel dann noch bliebe;
das ginge nicht – bei aller Liebe!
Ein Priester aus dem Gotteshaus
sprach das Problem auch deutlich aus:
»Wenn sie der Regel Blut entdeckt,
würde das Heiligtum befleckt,
drum muss sie aus dem Tempel nun.
Brüder – was können wir nur tun?«
Der Hohepriester ging allein
ins Allerheiligste hinein.
Ganz ehrfurchtsvoll und im Ornat
bat er dort Gott den Herrn um Rat.
Er rief: »Herr, sag’ mir deine Meinung!«
Es trat ein Engel in Erscheinung.
Der sprach zu Zacharias nun:
»Du solltest folgendes gleich tun:
Ruf alle Witwer hier zusammen,
welche vom Hause Davids stammen!
Und jeder soll vor allen Dingen
seinen eigenen Stab mitbringen.
Gott wird euch einen Hinweis geben,
mit wem Maria dann soll leben.«
Herolde zogen nun durchs Land
und machten das Gebot bekannt.
Die Witwer zogen brav dort hin
und rätselten über den Sinn.
Man hat – als sie dort angekommen –
ihnen die Stäbe abgenommen;
und Zacharias trat allein
damit gleich in den Tempel ein.
Er bat Gott um ein klares Zeichen,
die rechte Auswahl zu erreichen.
Als er dann wieder kam hinaus,
teilte er alle Stäbe aus.
Dabei verwechselte er keinen;
als Letzter bekam Josef seinen.
Trotz Überprüfung fand kein Mann
eine Veränderung daran.
Doch plötzlich es ein Wunder gab,
denn einzig aus des Josef Stab
flatterte eine Taube jetzt,
die sich auf Josefs Haupt gesetzt.
Und alle, die dort hin gekommen,
haben dies staunend wahrgenommen.
Doch Zacharias sprach zu allen:
»Seht, hier ist Gottes Los gefallen!«
Zu Josef sprach er dann allein:
»Du sollst Marias Hüter sein;
sollst sie vor weltlichen Gefahren
bei dir zu Hause treu bewahren!
Schütze dies jungfräuliche Lamm
als ehrenvoller Bräutigam!«
Halte die Brautzeit treulich ein,
dann soll dein Eheweib sie sein.«
Doch Josef war zunächst entsetzt
und sprach zu Zacharias jetzt:
»Hör zu, ich bin ein alter Mann,
der das nicht auf sich nehmen kann.
Was soll ich mit dem Mädchen bloß?
Ich habe Söhne, die schon groß!
Wenn ich die Jungfrau freien würde,
wäre das für mich eine Bürde!
Zudem würde ich so auch schnell
Opfer des Spotts in Israel!«
Der Priester aber sprach bestimmt:
»Es ist wohl besser, dass man nimmt
was Gott für uns hat vorgesehen.
Es könnte Schlimmes sonst geschehen.
Denke mal an die Schriften bloß.
Drum fürchte Gott, denn er ist groß!«
Josef hatte jetzt Angst bekommen
und dieses Mädchen mitgenommen.
Maria ward wohl kaum gefragt.
Sie hat sich wohl auch nicht beklagt.
Als er daheim dann mit ihr war,
machte er gleich Maria klar,
dass er zur Zeit mit vielerlei
Arbeiten noch beschäftigt sei.
Er müsse unverzüglich fort
an einen weit entfernten Ort.
Ich bin zu Arbeiten verpflichtet.
Habe ich diese dann verrichtet,
komme ich auch zurück zu dir
und sorge für dich, glaube mir!
Der Herr wird dich hier vor Gefahren
gewiss während der Zeit bewahren.
Josef ging von Maria fort
zwecks Arbeiten an manchem Ort.
Maria – ich kann es kaum fassen –
wurde von ihm allein gelassen!
Niemand ist sich hier wohl im Klaren,
ob Josefs Söhne bei ihr waren.
Die hatte er – mal angenommen –
als Hilfskräfte wohl mitgenommen.
Haben sie Engel dort ernährt?
Im Bibeltext man nichts erfährt
über Ihr Leben in dem Haus.
Darüber schweigt die Schrift sich aus.
Hier kann ich es nicht unterlassen,
dies inhaltlich mal zu erfassen,
und zwar auch aus Marias Sicht;
ein andrer tat’s bisher wohl nicht:
Wie bitte – ja, so frage ich –
fühlte das Kind Maria sich?
Von ihren Eltern abgegeben
um bei der Priesterschaft zu leben.
Fühlte sie sich nicht einsam dort
an diesem kinderlosen Ort?
Es fällt mir schwer, an solchen Stellen,
mir das Beschrieb'ne vorzustellen!
Neun Jahre bei der Priesterschaft!
Wie hat das Kind das nur geschafft?
Ist es ganz ohne Spiel und Faxen
und ohne Freundin aufgewachsen?
Unklar ist auch, ob in den Jahren
die Eltern manchmal bei ihm waren.
Ob es Maria gar nicht quälte,
weil doch die Elternliebe fehlte?
Ich frag’ mich, was kann das bedeuten,
dass sich die Eltern auch noch freuten,
dass ihre Tochter guter Ding
dort blieb, und nicht an ihnen hing.
Sie wuchs heran – zwar fromm und rein –
doch, durfte sie auch kindlich sein?
Hat man – frage ich unverhohlen –
Marias Kindheit so gestohlen?
Wer weiß, wie ihr zumute war,
als sie grad zwölf geworden war,
und man ihr unschuldiges Leben
jetzt wieder weiter hat gegeben.
Was hat Maria wohl gesagt,
als man sie einfach ungefragt
einem wildfremden Mann gegeben,
mit welchem sie dann sollte leben?
Wer glaubt denn, dass die Weltentrückte
diese Situation beglückte?
Aber bezüglich solcher Fragen
will kein Evangelist was sagen.
1 Protevangelium 8 + 9
* * *
Die Verheißung der Geburt Jesu
Maria lebte lange Zeit 1
in Josefs Haus in Einsamkeit.
Die Braut Josefs – noch ach so jung –
vermisste auch Beschäftigung.
Im Haus tat sie zwar dies und das,
doch das machte nicht wirklich Spaß.
Die Priesterschaft wollte nun gern
'nen Vorhang für das Haus des Herrn.
Der sollte aber ganz allein
von Jungfrauen geschaffen sein,
die aus dem Stamme Davids stammen.
Es fanden sieben sich zusammen.
Maria war dabei. – Deswegen
kam ihr der Auftrag sehr gelegen!
Die Arbeit wurde aufgeteilt
und durch Verlosung zugeteilt.
Jede nahm ihren Teil daraus
zwecks der Verrichtung mit nach Haus.
Im Protevangelium Zehn
können wir durch Jakobus sehn
– da er als Einziger notierte
was viele Christen interessierte –
dass dieses Kind Maria klar
Nachkomme vom Stamm Davids war.
Somit ist für die Christenwelt
meines Erachtens festgestellt,
dass durch Maria ganz allein
Jesus konnt’ vom Stamm Davids sein.
Die wichtige Information
fehlte mir in der Bibel schon.
Nach sechs Monaten so allein, 2
kehrte bei ihr ein Engel ein.
Als den Maria dort entdeckt,
hatte sie sich schon sehr erschreckt.
Es war der Engel Gabriel,
der zu ihr sprach an dieser Stell':
»Gegrüßet seist du, holde Maid,
vor allen Frau’n gebenedeit!
Kein Grund ist, dass ein Schreck dich quält,
denn du bist von Gott auserwählt
aus all den Frauen hier auf Erden,
denn du wirst bald schon schwanger werden!
Gott will die Gnade dir gewähren,
denn du wirst einen Sohn gebären,
welcher die Welt erretten kann!
Gib ihm den Namen Jesus dann.
Man wird ihn Sohn des Höchsten nennen
und alle Welt wird ihn bald kennen.«
Maria konnt' das nicht verstehen
und fragte: »Sprich, wie soll das gehen,
denn nie hat mich ein Mann genommen!
Woher soll denn das Kindlein kommen?
Kein Mann hatte mich je verführt;
ich selbst hab nie den Drang verspürt!«
Der Engel antwortete ihr:
»Genau das ist es – glaube mir –
was Gott dem Herrn an dir gefällt;
darum hat er dich auserwählt!
Weil du nichts von Empfängnis weißt,
schickt Gott zu dir den Heil’gen Geist.
Durch ihn empfängst du völlig rein
und wirst auch dann noch Jungfrau sein!
Das bei Gott alles möglich ist,
spürst du, wenn du bald schwanger bist.
Das Kind, das du gebierst auf Erden,
wird Gottes Sohn genannt dann werden!
Was Gott beschließt, das wird auch wahr!
Elisabeth wird ja sogar
– trotz dass sie jetzt schon ziemlich alt –
den ersten Sohn gebären bald.
Deiner Verwandten Austragfrist
jetzt nur sechs Monate noch ist.«
Maria ward es völlig klar,
da sie folgsam erzogen war,
dass sie – wer weiß schon, was sie fühlte –
die Weisung Gottes auch erfüllte.
Sie sprach: »Ich bin nur Gottes Magd,
so werde wahr, was du gesagt.«
1 Protevangelium 10 / 2 Lukas 1, 26 – 38
* * *
Marias Schwangerschaft
und ihr Besuch bei Elisabeth
Maria wurde in der Tat 1
– wie Gabriel verkündet hat –
in kurzer Zeit auch schwanger schon.
In ihrem Leib wuchs Gottes Sohn!
Sie hatte Gott dafür gedankt –
doch, ihr Gefühl hat auch geschwankt.
Sie fragte sich: »Wird’s mir gelingen,
dies alles Josef beizubringen?«
Maria aber brauchte dann
jemand, mit dem man reden kann
über das Schwangerschaftsgeschehen
und wie es weiter würde gehen.
Nachdenkend, mit wem so was geht,
dachte sie an Elisabeth,
mit einem Sohn in ihrem Bauch.
Mit ihr wollte sie reden auch.
Maria ging mit frohem Sinn
eilend zu deren Wohnort hin.
Dort grüßte sie Elisabeth
und fragte höflich, wie’s ihr geht.
Als diese ihren Gruß vernahm,
es unvermittelt dazu kam,
dass dieses Kindlein in ihr drinnen
vor Freude hüpfte wie von Sinnen.
Elisabeth selbst fand das toll;
sie ward des heil’gen Geistes voll
und rief: »Du bist gebenedeit
unter den Frauen aller Zeit,
ebenso deines Leibes Frucht!
Wie schön ist’s, dass ihr uns besucht.
Du bist die Mutter unsres Herrn,
darum empfangen wir dich gern!«
Maria hat darauf gesagt:
»Ich selbst bin ja nur Gottes Magd.
Doch wird man preisen mich und loben,
weil Gott mich gnädig hat erhoben.«
Laut dem, was Lukas niederschrieb,
Maria dort noch länger blieb;
drei Monate hielt sie’s dort aus,
danach ging sie wieder nach Haus.
Maria hatte so für Wochen
mal ihr Alleinsein unterbrochen.
Diese Gespräche taten gut
und gaben ihr auch frischen Mut.
Doch sicher ist – so meine ich –
die zwei Frauen verstanden sich;
und die zwei Söhne scheinbar auch,
welche noch in der Mütter Bauch.
1 Lukas 1, 39 – 45
* * *
Josefs Heimkehr
Als sie im sechsten Monat dann, 1
kam auch zurück ihr Bräutigam.
Dass mit Maria was geschehen,
war selbstverständlich schon zu sehen.
Josef hatte es gleich entdeckt
und hat sich fürchterlich erschreckt.
Voll Kummer schlug er selber sich
und weinte danach bitterlich.
Enttäuscht sprach er Maria an:
»Sag', warum hast du das getan?
Du wurdest doch als meine Braut
jungfräulich rein mir anvertraut.
Du wardst im Tempel doch erzogen!
Damit hast du auch Gott betrogen!
Du warst doch unbefleckt und rein.
Warum gingst du auf so was ein?«
Maria indes weinte sehr
und die Erklärung fiel ihr schwer.
Sie sprach: »Ich bin auch jetzt noch rein;
ich ließ mit keinem Mann mich ein!«
Josef darauf: »Dann sag mir, Weib,
wie kam das Kind in deinen Leib?«
Maria sagte: »Auf die Fragen
kann ich dir nichts Genaues sagen.«
Josef, der ein sehr frommer Mann, 2
bedachte, was man machen kann,
was diesen Umständen entspricht.
Glücklich darüber war er nicht.
Doch wollte er vor allen Dingen
Maria nicht in Schande bringen!
Andererseits wär’s auch bequem,
ganz heimlich von ihr fortzugeh’n.
Weil er darüber nachgedacht,
ist ihm ein Engel in der Nacht
im Traum erschienen; und der sprach:
»Denk da nicht weiter drüber nach!
Du musst ihr deinen Schutz gewähren.
Bald wird sie einen Sohn gebären,
der ihr von Gottes Geist gegeben!
Du darfst getrost dann mit ihr leben!«
Als Josef nach dem Traum erwachte,
war klar, dass er das auch so machte,
wie es der Engel ihm empfahl.
Doch nahm er sie kein einz’ges Mal
als Weib; da übte er Verzicht.
Denn es steht deutlich im Bericht,
dass er sein Recht erst dann nahm wahr,
nachdem sie ihren Sohn gebar.
Doch für Maria – denk’ ich mal –
war dies zunächst mal ideal,
denn alles war für sie ja neu.
Vielleicht verspürte sie auch Scheu
und war entsprechend auch gehemmt,
denn Josef war ihr ja noch fremd.
Dem Alter nach könnt' er allein
ihr Vater – Großvater gar sein!
Allerdings war ihr junges Leben
von alten Priestern nur umgeben.
Junge Burschen aus ihrem Land
hat sie bisher wohl kaum gekannt.
Sie wurde fromm erzogen – bloß
recht weltfremd. – Sie war ahnungslos,
was außerhalb der Tempelmauern
für weltliche Gefahren lauern.
Genug jetzt von meinen Gedanken,
die sich um solche Dinge ranken.
Ich stelle besser weiter dar,
was nun danach geschehen war.
1 Matthäus 1, 18 – 25 / Protevangelium 13, 1 – 3
2 Protevangelium 14
* * *
Jesu Geburt und Marias Leben danach
Nach ihrer langen Schwangerzeit 1
war’s bei Maria bald soweit.
Hochschwanger musste sie jedoch
nach Bethlehem erst ziehen noch,
wo sie – da sonst kein Raum frei war –
Jesus in einem Stall gebar.
Von da an zählte man die Zeit
als Anfang unsrer Christenheit!
Weil dies veränderte die Welt,
hab ich gesondert dargestellt,
was damals um das erste Jahr
von Jesus dort geschehen war.
Hier will ich erst mal mit dem Schreiben