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„Setz dich hin“, zischte er leise, „und iss dein Frühstück, damit wir endlich in die Kirche fahren können!“ Seine Stimme klang warnend, sie zitterte ein wenig vor überschäumendem Zorn. Als Stacy dem Befehl nicht sofort nachkam, packte Harold ihn unsanft und warf ihn auf den Stuhl zurück.
Im Wohnraum herrschte lähmende Stille. Nur das Ticken der Standuhr machte ihnen klar, dass die Zeit unaufhörlich voranschritt und diese schreckliche Situation irgendwann vorbei sein würde. Die Stuhlfüße kratzten auf den Holzbohlen, als Sarah sich behutsam erhob. Ihre kleine, zarte Hand legte sich auf den Unterarm ihres Vaters.
„Bitte, Pa, beruhige dich“, bat sie leise. „Denk an deinen Blutdruck!“
Es dauerte noch einige Sekunden, dann setzte Harold sich auf seinen Stuhl zurück, nahm seine Gabel wieder auf und aß weiter, als wäre nichts geschehen. Auch Byron und Charlotte taten es ihm nach. Niemand sprach ein Wort und die Spannung, die in der Luft zu explodieren drohte, war kaum zu ertragen.
Stacy brauchte einige Minuten, ehe er realisieren konnte, was passiert war: Er hatte versucht, sich gegen seinen Vater aufzulehnen und war gescheitert. Hätte ihm nicht so viel an dieser Ranch gelegen, die er nicht einmal erben würde, weil er nur der Zweitgeborene war – vermutlich wäre er jetzt auf und davon und über alle Berge. Sein männlicher Stolz war zutiefst verletzt und in diesem Augenblick hasste er seinen Vater für die – wie ihm schien – ungewöhnlich strenge Erziehung, die er ihm entgegenbrachte und das noch in seinem Alter! Er war kein kleines Kind mehr! Er wusste sehr genau, was er tat und was er wollte und wenn er es mit Molly trieb, dann war das seine ganz einige, intime und private Angelegenheit, die überhaupt niemanden in seiner Familie irgendetwas anging!
Langsam richtete Stacy sich auf, als fürchtete er, sein Vater könnte doch noch die Kontrolle über sich verlieren und ihm Schlimmeres antun als nur die Ohrfeige. Er kannte seinen Vater zu gut. Mehr als einmal hatte er von ihm als Kind eine Tracht Prügel bezogen, die ihn zwei Tage lang gezwungen hatte, sich nirgends hinzusetzen, sondern die Mahlzeiten im Stehen einzunehmen. Ganz zu schweigen von den ungezählten Stunden im dunklen, finsteren, feuchten Vorratskeller hinter dem Haus, zwischen Spinnen und Eidechsen, von denen er wusste, dass sie da waren, aber die er nie hatte sehen können in dem schwarzen Loch. Unauffällig fuhr Stacy sich mit dem Handrücken über die linke Wange. Sie schmerzte noch immer und als er sich zwang, den ersten Bissen des Rühreis in den Mund zu schieben, hatte er das Gefühl, vom Stuhl zu kippen.
‚Das muss der Alkohol von gestern sein’, dachte er. Doch er zwang sich, den Teller bis zur letzten Gabel leer zu essen, auch wenn der Rest seiner Familie bereits aufgestanden war. Charlotte half Sarah den Tisch abzuräumen, während Byron sich damit entschuldigte, noch seine Haare kämmen zu müssen und seinen kleinen Bruder für die letzten Minuten vor der Abfahrt alleine mit dem schweigenden Vater im Wohnraum zurückließ.
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