Ich rauche gern….und hör jetzt auf! Die erfolgreichsten Strategien Nichtraucher zu werden. Die neueste Forschung - Wissen das wirklich funktioniert. Aufhören und trotzdem schlank bleiben.

- -
- 100%
- +
Nur allmählich – nach weiteren 50.000-100.000 Zügen pro Jahr – dämmert es Rauchern, dass man wie ferngesteuert ist. Da sind auf einmal so viele Situationen ohne Zigarette gar nicht mehr schön. Gute Dinge, wie ein schönes Essen, werden ohne Zigarette miserabel. Sie haben Ihr Gehirn perfekt mit jedem Zug programmiert. Mit tausenden von Zügen konditioniert. Zum Kaffee, beim Warten, nach dem Essen, vor dem Einstiegen in den Zug, nach dem Aussteigen, in der Pause, nach der Arbeit, mit Freunden, zum Bier, beim Telefonieren, nach dem Sex, an bestimmten Orten oder wenn Sie den Rauch von anderen schnüffeln. Wie automatisiert, ohne weiter darüber nachzudenken, greifen Sie zur Zigarette und nennen es „Gewohnheit“.
Weitere 100.000 Züge später rauchen Sie gegen den Stress an
Und dann? Vor allem Langweile und Stress werden immer mehr zum Rauchauslöser. Sie brauchen jetzt Nikotin, um Ihr Nervenkostüm herunterzufahren. Sie merken kaum, dass es jetzt das Nikotin selbst ist, das Ihren ganzen Körper – z.B. durch Ausschütten von Adrenalin – stresst oder Ihren Herzschlag hochfährt. Im Vordergrund steht die kurzfristige Erleichterung durch die Zigarette.
Wie haben Sie das bloß in der Schule verkraftet, als der Lehrer Ihnen eine 5 gegeben hat? Unglaublich, wie strapazierfähig Sie als Kind ohne Zigarette waren. Aber man wird halt älter und ist auch nicht mehr so in Form. Kein Raucher käme je auf die Idee, dass Rauchen schlapp macht. Denn vordergründig regen Zigaretten doch an. Oft beruhigen sie auch. Zwei gegensätzliche Wirkungen mit ein und derselben Droge.
Blicken Sie der Realität ins Auge: Kein Kind und kein Nichtraucher braucht je eine Zigarette, um sich besser zu fühlen. Der soziale Druck und der Wunsch „dazuzugehören“, ist der einzige Grund, mit dem Rauchen anzufangen. Auch Sie haben Zigaretten nie gebraucht, bis Sie die ersten Packungen geraucht hatten, die Andockstellen im Gehirn sich umgebildet haben und Sie dann auf einmal „gerne“ rauchen, um einen Mangel zu beheben.
Wie „gerne“ rauchen Sie?
Erst raucht man „gerne“. Einige 100.000 Züge später raucht man „getrieben gerne“. Einige von Ihnen sind vielleicht jetzt schon, nach einer langen Raucherkarriere von 10-20 Jahren oder 730.000 bis 2 Millionen Zügen an den Punkt gekommen, wo sie mit schlechtem Gewissen und schon spürbaren gesundheitlichen Folgen „gezwungen gerne“ rauchen müssen. Viele Kettenraucher haben längst das „Gerne“ hinter sich gelassen und machen sich keine Illusionen mehr über die Sucht. Sie ergeben sich dem Schicksal, weil man es einfach tun muss. „Ich komme nicht davon los. Ich rauche. Und Punkt.“
Je länger man raucht, desto mehr nimmt das „Gerne“ ab und das „Müssen“ zu. Dann ist meist der Zeitpunkt gekommen, an dem der Raucher aufhören möchte. Sie wissen selbst am besten, in welchem Stadium von „Gerne“ Sie gerade stehen. 30% der Raucher rauchen auf alle Fälle „so gerne“, dass sie einmal im Jahr versuchen mit dem Rauchen aufzuhören, es dann aber doch „zu gerne tun“, um tatsächlich davon loszukommen.
„Hurra, ich rauche“
Wenn Sie überzeugter Genussraucher sind, gibt es eigentlich keinen Grund, damit aufzuhören. Auf der anderen Seite, haben Sie beim Kauf einer Packung Zigaretten je gedacht: „Super. Es ist doch fantastisch, dass ich angefangen habe zu rauchen, denn was hätte ich sonst alles verpasst…“. Ehrlich gesagt, ich habe diesen Satz noch nie von einem Raucher gehört. Denn fast alle Raucher wären eigentlich lieber Nichtraucher. Und wer schon einmal aufgehört und wieder angefangen hat, fängt seine Geschichte fast immer so an: „….leider habe ich dann wieder eine geraucht“.
Alle Raucher beneiden Gelegenheits-Raucher, die es schaffen nur ein paar Zigaretten pro Tag zu rauchen und nicht weiter darüber nachzudenken. Nur 10% der Raucher gehört tatsächlich zu dieser Gruppe. 5 Zigaretten pro Tag. Das wäre doch ideal, denken Sie? Keineswegs. Wenn Sie als normaler Raucher, mit viel Willen Ihre Zigarettenzahl herunterdrücken und niedrig halten, wenden Sie dazu enorme Energie auf. Denn wer süchtig ist, möchte immer mehr rauchen und nicht etwa weniger. Sie verzichten also den ganzen Tag, meist aus gesundheitlichen Gründen, bis Sie sich dann endlich „die Eine“ gönnen. Diese Willens-Gelegenheits-Raucher erzählen mir nie „Hurra, ich rauche wenig. Ist das ein tolles Gefühl“.
Ist Rauchen eine Gewohnheit?
Die meisten Raucher erzählen von einer „Gewohnheit“ oder einer „dummen Angewohnheit“. Rauchen ist aber keine Gewohnheit, so als ob Sie gerne etwas essen. Gewohnheiten lassen sich jederzeit abstellen. Wenn ich in England auf der linken Straßenseite fahren muss, statt wie hier auf der rechten, schalte ich die Gewohnheit innerhalb von wenigen Sekunden um, schon wenn ich mit dem Mietwagen aus dem Flughafen fahre. Etwas länger dauert es dann, Blinker und Scheibenwischer nicht ständig zu verwechseln, die sich auch umgekehrt am Steuerrad befinden. Aber nach ein paar anfänglichen Fehlgriffen gelingt auch das. Ich stelle meine Gewohnheit ohne Probleme einfach um. Mir ist es auch noch nie vorgekommen, dass ich nicht rechts fahren darf und deswegen unruhig und nervös werde oder eine Panikattacke bekomme. Ich stehe auch nicht nachts auf, um bei leeren Straßen mal eine Runde rechts zu fahren. Warum müssen wir als Raucher dann immer von „Gewohnheit“ oder „dummer Angewohnheit“ sprechen? Sucht und Gewohnheit sind zwei vollkommen verschiedene Dinge.
Sind Sie ein Gewohnheitsmensch?
Gewohnheitsmensch! Das hört sich an, als würden Sie jeden Tag das Bürgerliche Gesetzbuch lesen oder kleinkariert Ihre Gewohnheiten mit der Uhr verrichten. Wollen Sie sich wirklich so beschreiben? Was ist übrig geblieben von Ihrem jugendlichen Übermut, nichts tun zu müssen? Raucher waren doch eher die Jugendlichen, die sich gegen die Erwachsenen aufgelehnt haben. Kein Mensch beschreibt sich gerne als Gewohnheitstier. Und was wäre Rauchen für eine Gewohnheit? Sich 4.000 hochgiftige Substanzen in die Lunge hineinzupumpen, um 10-15 Jahre früher zu sterben? Ich glaube nicht, dass Sie so eine „Gewohnheit“ aufrechterhalten würden, wenn es denn eine Gewohnheit wäre.
Essen Sie gerne Broccoli?
Ich esse zum Beispiel für mein Leben gerne Brokkoli. Trotzdem muss ich ihn nicht 20mal am Tag essen. Ich habe auch nicht ständig unterwegs etwas Brokkoli dabei, um ihn zu knabbern und so meinen Brokkoli-Blutspiegel wieder anzuheben. Ich habe auch noch nie das Gefühl gehabt, dass ich anderen Menschen erzählen müsste, warum ich so gerne Brokkoli esse. Auch: Brokkoli essen kann ich einfach sein lassen, wenn ich es will. So ist das mit Gewohnheiten. Auch die schönsten Gewohnheiten wird man leid. Ständig Brokkoli wäre ein Alptraum. Bei Zigaretten kann man selten genug bekommen. Selbst nach Hundertausenden von Nikotin-Zügen will man immer noch mehr.
Rauchen ist also keine Gewohnheit. Jede Gewohnheit ließe sich im Handumdrehen abstellen, wenn Sie diese leid sind oder sie Ihnen schadet. Rauchen ist eine Sucht, die erhebliche Probleme macht, sie abzulegen. Es bringt daher auch nichts, sich selbst (und anderen) vorzulügen, man rauche „aus Gewohnheit“ oder es wäre eine „dumme Angewohnheit“. Benennen Sie es als das, was es ist: Eine Sucht mit Suchtverhalten. Zumindest sich selbst gegenüber. Das wäre schon ein erster riesiger Schritt.
Ihre Kinder mögen keinen Broccoli? Kein Problem. Margie in diesem TV-Spot wird Ihnen zeigen, wie Sie Ihre Kinder an das Broccoli-Essen bekommen. Den Spot können Sie auf der Homepage unter Links zu YouTube, Kapitel 1 sehen.
Haben Sie sich das Rauchen freiwillig angewöhnt?
„Natürlich. Es war ja meine Entscheidung.“ Ja, Sie haben sich sicher entschieden, einige Zigaretten mitzurauchen. Aber haben Sie sich auch entschieden, ein Leben lang weiterzurauchen? Das kam ganz allmählich, weil Sie auf einmal „gerne“ rauchten und später „gerne rauchen mussten“. Sie haben sich das Rauchen nicht „angewöhnt“ oder sich dafür entschieden. Sie haben mit den allerersten Zigaretten gelernt, wie man diese handhabt und geraucht, ohne darüber nachzudenken, ob Nikotin süchtig macht. Immerhin behaupteten die Top-Manager der Tabakindustrie noch 1992 vor dem US-Untersuchungsausschuss unter Eid, dass Nikotin nicht süchtig macht. Es ist ziemlich sicher, dass auch Sie als Jugendlicher nie wirklich darüber nachgedacht oder sich zu irgendetwas bewusst entschieden haben.
Wie könnte man auch abhängig werden vom Inhalieren von stechendem Rauch? Das ist der große Trick der Zigarette: Wir meinen, jederzeit aufhören zu können, weil der Rauch nicht besonders angenehm ist und wir es am Anfang aus sozialen Gründen tun. Aber dann ging alles auf einmal wie ganz von selbst, nachdem Sie anfingen „gerne“ zu rauchen.
Warum ist die Zigarette allgemein so akzeptiert?
Zigaretten gehören zu den harten Drogen: Sie werden extrem schnell abhängig und an keiner Droge sterben so viele Menschen Jahr für Jahr. Warum ist die Zigarette dann so akzeptiert? Die Frage ist relativ einfach zu beantworten. Ein Heroinsüchtiger oder Alkoholiker kann nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten. Zusätzlich wirken diese Drogen halluzinogen, das heißt berauschend. Kontrollverluste, sich daneben benehmen, weil die Hemmschwelle sinkt, oder ins existentielle Nichts abgleiten wie bei Heroin. Der Raucher bleibt dagegen vollkommen normal, arbeitsfähig und verstirbt erst 20-30 Jahre später.
Der Raucher unterscheidet sich nicht – so lange er genügend Nikotin im Blut hat – vom Verhalten, der Stimmung, der Arbeitsfähigkeit eines Nichtrauchers. Erst wenn der Nikotinspiegel fällt, dann stellen sich Unruhe, Nervosität, Gereiztheit und Konzentrationsschwäche ein. Aber jeder Raucher vermeidet das, indem er einfach die nächste raucht. So gesehen sind Zigaretten die kleinbürgerlichste aller Drogen und werden als normal akzeptiert. Der zweifelhafte „Verdienst“ der Zigarettenindustrie ist es, das Rauchen als sogenannte „Gewohnheit“ gesellschaftsfähig gemacht zu haben und dadurch über die Gefahr des Rauchens und der Sucht hinwegzutäuschen.
„Ich bin aber trotzdem ein Gewohnheitsraucher“
Sie rauchen also nach dem Essen, in Gesellschaft oder zur Entspannung. Ok. Wenn Sie ein Gewohnheitsraucher sind, dann dürfte es Ihnen nicht schwer fallen, diese Gewohnheit einfach abzustellen. Machen wir einen Test: Schmeißen Sie Ihre Zigaretten weg! JETZT! Nichts zwingt Sie, zu rauchen. Ist wie beim Brokkoli. Wenn Sie in der nächsten Woche nicht ein einziges Mal unruhig oder nervös werden und das unbedingte Gefühl haben, rauchen zu müssen, dann brauchen Sie das Buch nicht weiter zu lesen. Die meisten Leser werden aber wie ich schon nach kurzer Zeit dieses unruhige leere Gefühl haben, dass etwas fehlt. Das kann sich bis zu Angst und Panik steigern. Die Einflüsterung „ich brauche eine Zigarette“ kommt dann zwanghaft. Das hat mit Gewohnheit überhaupt nichts zu tun.
Entlarven Sie, warum Sie „gerne“ rauchen
Wie wenig „gerne“ manche Raucher tatsächlich rauchen, haben wir schon gesehen. Die meisten Raucher wissen eigentlich überhaupt nicht, warum sie rauchen. Sie tun es einfach. Es kommt wie ein Hungergefühl und geht dann, wenn man geraucht hat, wieder weg. Wichtig ist dabei Folgendes: Ohne zu verstehen, warum Sie „gerne“ rauchen, werden Sie nie wirklich aufhören können, zu rauchen. Sie würden dann ständig das Gefühl haben, auf etwas „zu verzichten“.
Viele Methoden zum Rauchstopp konzentrieren sich nur darauf, dass Rauchen die Gesundheit ruiniert, dass Sie 5-8 Jahre kürzer leben und dass das Privileg zu rauchen ein Vermögen kostet. Sie werden es schwer haben, aufzuhören, wenn Sie sich beim Rauchstopp auf diese Gründe konzentrieren. Denn Sie rauchen ja nicht aus den Gründen, warum Sie nicht rauchen sollten! Jeder Nichtraucher oder Arzt wird versuchen, Sie mit diesen Begründungen „warum man nicht rauchen sollte“ zum Aufhören zu bewegen. Nur funktioniert das nicht. Sonst hätten die meisten Raucher schon längst damit aufgehört. Tatsächlich gäbe es wahrscheinlich keine Raucher mehr.
Wir rauchen aus ganz anderen Gründen „gerne“: Aus Genuss, aus Lust, um Stress zu reduzieren, um sich ruhiger oder konzentrierter zu fühlen. Um aufzuhören, müssen Sie diese Gründe bearbeiten. Erst wenn Sie das „Gerne“ entlarvt haben, werden Sie von Zigaretten ganz leicht loskommen.
Klopfen Sie sich auf die Schulter. Sie haben das erste Kapitel geschafft. Auch wenn die Sucht Sie vielleicht davon abhalten wollte, haben Sie sich durchgesetzt!
Fazit
Rauchen ist ein soziales Instrument: Man fängt an, um dazu zu gehören, um cool und erwachsen zu sein.
Nikotin ist eine harte Droge und macht schneller abhängig als jede andere Droge.
Das Nervenbotensystem im Gehirn verändert sich bei Jugendlichen schon nach wenigen Zigaretten.
Erst durch die Veränderung des Nervenbotensystems werden Zigaretten befriedigend, erst dadurch fangen Rauchanfänger an, gerne zu rauchen, und verlieren sehr schnell die Kontrolle darüber.
Mit Nikotin erreichen Raucher den kleinen Auftrieb auf das Normal-Niveau eines Nichtrauchers.
Rauchen ist keine Gewohnheit, sondern eine Sucht.
Sie haben sich zwar als Jugendlicher entschieden, mal Eine zu rauchen, aber nicht ein Leben lang weiterrauchen zu müssen.
Es ist schwierig aufzuhören mit den Drohgründen „warum Sie nicht rauchen sollten“. Erst wenn Sie verstehen, warum Sie gerne rauchen, können Sie ganz leicht aufhören, weil Sie dann auf nichts mehr verzichten.
2. Werbung & Hollywood als Vorbilder
Haben Sie es sehr eilig, mit dem Rauchen aufzuhören? Dann können Sie dieses Kapitel, überspringen. (Aber welcher Raucher hat es eilig aufzuhören? Am liebsten wird der beängstigende Zeitpunkt „der letzten Zigarette“ doch immer noch etwas weiter hinausgeschoben. Unter diesem Aspekt könnten Sie also auch weiterlesen.) In diesem Kapitel geht es darum, wie unser Selbstverständnis als Raucher durch Werbung und Hollywood geprägt wurde. 390 Millionen € gibt die Nikotinindustrie in Deutschland jährlich für die Werbe-Gehirnwäsche von Jugendliche aus. Und viele Milliarden Dollar wurden in Hollywood schon über den Tisch geschoben. In den Zeiten, wo Sie das Rauchen angefangen haben, durfte wahrscheinlich noch Zeitungs- und TV-Werbung gemacht werden. Heute ist diese Werbung verboten, aber das Werbebudget ist über die letzten 10 Jahre gleich hoch geblieben. Heutzutage wird das Geld in Sportsponsoring, Musik-Events, Plakate und Kinowerbung gepumpt, oder es werden in Clubs Probepackungen ausgegeben, um Jugendliche zu ködern. Denn nur für junge Leute interessiert sich die Nikotin-Industrie. Zum einen lassen sich Kinder und Jugendliche bestens beeinflussen, zum anderen werden junge Gehirne sehr schnell süchtig. Neun von zehn Rauchern fangen unter 21 Jahren an. Das durchschnittliche Anfangsalter liegt bei 11-14 Jahren. Jede Million des Werbebudgets ist gewinnbringend eingesetzt, um Jugendliche langfristig nikotinabhängig zu machen.
Haben Sie sich entschieden zu rauchen?
„Natürlich habe ich mich selbst dazu entschieden, zu rauchen. Was denn sonst?“ Solange wir rauchen, sagen wir das alle. Aber treten wir doch mal einen Schritt beiseite und schauen uns das genauer an.
Sie kennen sicher die Markenversessenheit von Kindern, zum Beispiel für ganz bestimmte Turnschuhe. Da dürfen es nur die von der einen teuren Marke sein, auf keinen Fall andere. Simple T-Shirts müssen unbedingt das Logo dieses einen In-Mode-Labels tragen, sonst brechen Krisen aus. Die Werbeindustrie nutzt die enorme Aufnahmefähigkeit und Beeinflussbarkeit von Kindern und Jugendlichen. Marken werden früh mithilfe der Werbung fest eingeprägt. „Branding“ nennt man das in der Werbesprache, übersetzt heißt dies „brandmarken“, wie man das bei Rindern macht. Ein Beispiel: 30% der 3-Jährigen und 91% der 6-Jährigen, die man in USA befragt hat, konnten nach der Trickfilm-Kampagne mit dem Kamel das Logo der Marke zuordnen. Zu Beginn dieser Camel-Kampagne rauchten 0,5% der Jugendlichen Camel. Drei Jahre später waren es 32,8% der rauchenden Jugendlichen.
Jugendliche auf der Suche nach Vorbildern werden mit Milliardenbeträgen für eine Zigaretten-Markenwelt begeistert und gebunden. Der quer denkende Lucky Strikes-Raucher, der unabhängige, genießende Gauloise-Typ, der Freiheit und Abenteuer liebende Marlboro-Typ oder die elegante, zur besseren Gesellschaft gehörende JohnPlayerSpecial-Raucherin. Die Zigarettenmarke wird zum Ausdruck des eigenen Persönlichkeitsentwurfs und entsprechenden Wunschvorstellungen. Marken sind Identifikationshilfen und für ein bestimmtes Lebensgefühl, das damit demonstriert werden kann. Diese Werbevorstellungen bleiben auch noch beim Erwachsenen aktiv. Die Treue zur eigenen Zigarettenmarke ist extrem hoch.
Denken Sie bei Rollenvorbildern nur mal an die Formel 1 und an Michael Schumacher in seinem roten Marlboro-Ferrari Anzug. Für junge Raucher wirkt dies magisch anziehend. Michael Schumacher würde natürlich nie rauchen, denn das würde die Sauerstoffversorgung des Gehirns und die Konzentration dauerhaft herabsetzen. Die Werbung verbindet also Dinge in Ihrem Kopf, die absolut nichts miteinander zu tun haben.
Man muss Kinder und Jugendliche nur dazu bringen, Zigaretten auszuprobieren, und sie hängen schon bald in der Nikotinfalle fest. Da die Sucht und die physiologischen Veränderungen im jungen Gehirn schon nach wenigen Zigaretten einsetzen, ist die Aufgabe damit erfüllt. Circa 140.000 Kinder und Jugendliche als „Ersatzraucher“ müssen pro Jahr in Deutschland gewonnen werden. Das gesamte Werbebudget der Zigarettenindustrie zielt nur auf diese jungen Raucher. In den Dokumenten von R. J. Reynold heißt es: „Junge Raucher sind die einzige Quelle von Ersatzrauchern…. nur 5% fangen nach dem Alter von 24 Jahren noch an.“ [4] In einem anderen internen Dokument heißt es, „CAMEL FILTER, die Marke muss den Anteil der 14-24 jährigen erhöhen“.[5] Erwachsene Raucher brauchen keine Werbung. Sie sind aus Sicht der Industrie sowieso süchtig und kaufen auch ohne Werbung mit hoher Markentreue weiter.
Wurden Sie durch Werbung in die Nikotinfalle gelockt?
Als Raucher meint man immer, man habe sich dazu entschieden zu rauchen. Aber wie stark waren die Werbebilder, Hollywood und der soziale Druck, um einen zum Ausprobieren zu bringen und dann in der Nikotinfalle hängen zu bleiben? Da ist weniger eigene Entscheidung drin als man glaubt.
Ein Beispiel, wie effizient Sucht vermarktet werden kann, sind Probepackungen. Party-Events mit besonderen DJs und Musik-Events, bei denen nette Mädchen und Jungs Feuerzeuge verteilen oder halb leere Zigarettenpackungen gegen volle Packungen austauschen. Natürlich richten sich diese Aktionen nur an Erwachsene, wird beteuert. Da nimmt man dann auch an tollen Preisausschreiben teil, wo im Kleingedruckten steht, dass man über 18 Jahre ist. Studien zeigen, dass das Verteilen von Probepackungen die Häufigkeit, Raucher zu werden, bis zum 22-fachen anheben kann, da die Sucht extrem schnell eintritt.[6] Beliebt ist auch die gezielte Platzierung von Plakatwerbung und Leuchtreklamen an Haltestellen in der Nähe von Schulen. Deutschland ist das einzige Land in der EU, das Plakat- und Kinowerbung noch nicht verboten hat. Aber es gibt ja starke Selbstbeschränkungen der Tabakindustrie. Im Kino zum Beispiel darf Zigarettenwerbung ja erst nach 18 Uhr gezeigt werden. Da sind Jugendliche natürlich längst im Bett….
Haben Sie sich wirklich ganz unbeeinflusst dazu entschieden zu rauchen, weil es von Anfang an ein solcher Genuss war? Oder wollten Sie es nur mal ausprobieren, weil Sie erwachsen und cool sein wollten und die Werbung Ihnen dieses Gefühl vermittelte? Und wollten Sie dann ein ganzes Leben lang weiterrauchen müssen? Waren Sie wirklich unbeeinflusst von den Werbebildern? Wenn Sie jetzt alle Fragen verneinen, wäre ich – wenn ich ein Zigarettenkonzern wäre – bitter enttäuscht. Aber die Nikotindealer haben uns ja trotzdem an den Haken bekommen. Das ist alles was zählt für den Umsatz.
Werbebilder, die man nicht los wird
Wie viele dieser Werbebilder und Persönlichkeitsentwürfe haben Sie heute noch im Kopf? Warum rauchen Sie zum Beispiel eine bestimmte Marke, wenn Sie die Werbung nicht geprägt haben soll? Raucher haben eine unerklärlich hohe Markentreue. Kaum ein Raucher, der seine Zigarettenmarke wechselt, obwohl bei Blindvertestungen nur 5% der Raucher die eigene Marke identifizieren können. Auch wenn die Werbebilder über ein bestimmtes Lebensgefühl, Genuss und Freiheit schnell hinter die Sucht zurücktreten, bleiben diese aktiv im Kopf, als Rechtfertigung für das Rauchen.
Hollywood prägt am meisten
Filme und Serien haben einen noch größeren Einfluss auf Raucher als andere Vermarktungsstrategien. Eine smarte, rauchende Sharon Stone, ein Leonardo di Caprio oder die magere und emanzipierte Sex- und Stil-Ikone Sarah Jessica Parker aus der Serie Sex in the City, die jede Woche in einer neuen Folge vor sich hinqualmt, haben großen Leitbildcharakter, besonders für die jungen Rauchanfänger. Selbst in den typischen US-Krankenhaus-Serien sieht man rauchende Ärzte. Was könnte Teenagern deutlicher vermitteln, dass Rauchen ja so ungesund doch nicht sein kann. Selbst bei Tom & Jerry und anderen Trickfilmen wurde geraucht.
Schauen Sie mal: Hier ist nur ein Auszug aus der Top-Liste weiblicher, rauchender Schauspielerinnen.[7] Tatsächlich rauchen die meisten davon nur in den Filmen, aber nicht als Privatperson, denn man altert schneller, wenn man raucht. Das wäre schlecht für die Karriere. In wie vielen Filmen haben also die Stars geraucht?
In 45 Filmen Sarah Jessica Parker, in 41 Catherine Deneuve, in 37 Bette Davis, in 35 Holly Hunter, in 28 Melanie Griffith, in 27 Joan Crawford, in 26 Joan Collins, in 26 Romy Schneider, in 25 Isabelle Huppert, in 23 Susan Sarandon, in 23 Marlene Dietrich, in 21 Jeanne Moreau, in 21 Kirstie Alley, in 19 Lana Turner, in 19 Kim Cattrall, in 18 Ava Gardner, in 18 Shirley MacLaine, in 18 Ginger Rogers, in 18 Rita Hayworth, in 17 Jane Fonda, in 17 Jacqueline Bisset, in 17 Jessica Lange, in 16 Anita Ekberg, in 16 Sharon Stone, in 16 Anne Bancroft, in 15 Juliette Binoche, in 15 Faye Dunaway, in 14 Diane Keaton, in 14 Elizabeth Taylor, in 14 Simone Signoret, in 13 Penélope Cruz, in 13 Winona Ryder, in 13 Lauren Bacall, in 13 Sophia Loren, in 13 Demi Moore, in 13 Franka Potente, in 13 Meryl Streep, in 13 Goldie Hawn, in 13 Brigitte Bardot, in 13 Sigourney Weaver, in 13 Nicole Kidman, in 13 Heike Makatsch, in 12 Kate Blanchet, in 12 Gwyneth Paltrow, in 12 Gena Rowlands, in 12 Senta Berger, in 12 Julie Christie, in 11 Drew Barrymore, in 11 Sandra Bullock, in 11 Vanessa Redgrave, in 11 Michelle Pfeiffer, in 11 Kate Winslet, in 11 Whoopi Goldberg, in 11 Meg Ryan, in 11 Bette Midler, in 11 Angelina Jolie, in 11 Madonna, in 11 Sophie Marceau, in 10 Greta Garbo, in 10 Elke Sommer, in 10 Uma Thurman, in 10 Cameron Diaz……..
Wenn man die 250 Filme mit den höchsten Einspielergebnissen der letzten 10 Jahre analysiert, zeigt sich Folgendes: 85% der Filme enthalten Rauchszenen und in 28% wurde eine Tabakmarke gezeigt.[8] In einem Drittel aller Filme, die sich gezielt an Teenager richteten, sind Zigarettenmarken deutlich zu erkennen. Der Vorteil der US-Filme liegt zusätzlich darin, dass sie weltweit gesehen werden. Obwohl die Tabakfirmen offiziell zugesagt haben, kein Produktplacement zu machen, waren 80% der gezeigten Packungen von 4 großen Tabakmarken. 40% gingen allein auf das Konto einer einzigen Marke: Marlboro. Innerhalb von 10 Jahren hat sich der Anteil von Schauspielern, die Zigarettenmarken vor der Kamera zeigen, verzehnfacht. Alles natürlich ganz zufällig…. Sicher lagen bestimmte Zigarettenschachteln gerade einfach so auf dem Set und die Kamera zoomte ganz zufällig darauf. Die Nikotinmafia behauptet jedoch, Hollywood nicht zu unterstützen. Die Auswertung interner Dokumente der Tabakindustrie zeigt aber genau, wie für rauchende Schauspieler und jedes Produktplacement in Serien und Filmen gezahlt wurde.[9]