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Der Klang seiner Stimme, seine Betonung (die dunkle Seite) – Madeleine beißt sich auf die Zunge, um nicht aufzukeuchen. Denn urplötzlich ist sie feucht geworden, einfach durch diesen Moment, der für sie mit süßer erotischer Energie aufgeladen ist.
Sie steht da wie ein Schulmädchen, mit einer Mischung aus Angst und Lust klopft ihr Herz, und er geht wahrhaftig wie ein strenger Lehrer um sie herum.
»Dein Haar ist geflochten, und von deiner Kleidung wollen wir gar nicht erst reden. Sie ist auf keinen Fall so, wie sie sein sollte. Wolltest du in Erfahrung bringen, was geschieht, wenn du dich meinen Wünschen widersetzt? Ja?«
Das leise Zischen einer Peitsche jagte Madeleine einen prickelnden Schauer über den Rücken. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass sie ihn herausfordern will. Sie erinnert sich, wie Jean-Luc sie vorhin fragte, ob sie nicht gern gehorche, und wie ihr keine Antwort einfiel.
Jetzt hebt sie mutig den Kopf – das süße Pochen zwischen ihren Beinen wird quälender, stärker, köstlicher – und sagt mit fester, stolzer Stimme: »Ja.«
Er grinst. »Es heißt: Ja, Herr«, korrigiert er sie.
Sie starrt ihn an. Dies ist der Wendepunkt. Madeleine öffnet die Lippen, die Spannung steigt und steigt.
»Ja, Herr«, sagt sie dann gehorsam.
Einen Moment lang entsteht im Raum ein Schweigen, das wie mit Gold angefüllt ist. Dann spricht Simon de Bergerac weiter, ruhig und bestimmt.
»Nun gut, Madeleine … deine Bejahung zeigt mir, dass du innerlich womöglich schon weiter bist, als du selbst ahnst. Denn es bedeutet schließlich, dass du bestraft werden willst. Und genau das soll auch geschehen. Dreh dich um, Gesicht zur rechten Säule. Und du auch, Jean-Luc, Gesicht zur linken Säule.«
Wie ferngesteuert tut Madeleine auch das, spürt Lust, leckt sich zugleich nervös über die Lippen.
»Öffne dein Haar, Madeleine.«
Das ist noch leicht. Wieder sagt sie: »Ja, Herr«, und ihre Hände nesteln an ihrem Haar, lösen den Zopf, und die Flut hellbraunen gelockten Haares strömt über ihre Schultern und den Rücken hinab wie ein Wasserfall.
Doch der nächste Befehl des Comte folgt auf der Stelle.
»Jetzt zieh dich nackt aus.«
Sie schluckt. Er scheint aber zu wissen, dass es ihr so, mit dem Rücken zu ihm, leichter fällt, auch dieser Anweisung zu gehorchen.
»Dir, Jean-Luc, ist es nun verboten die Dame anzusehen«, erklingt Marinas ein wenig scharfe Stimme. »Ihr Anblick ist nur für den Comte bestimmt.«
Und für dich, geht es Madeleine flüchtig durch den Kopf. Sie fragt sich, ob dieser Marina womöglich auch Frauen gefallen. Zögernd beginnt sie die Knöpfe ihres Kostüms zu öffnen. Verdammt. Es gefällt ihr einerseits, kostet sie aber andererseits auch Überwindung.
»Mit sinnlichen Bewegungen, wenn dir das möglich ist, und nicht allzu langsam, Madeleine«, hört sie Simon.
Das spornt sie an, und bald darauf steht sie tatsächlich nackt da wie Eva. Glücklicherweise ist ihr warm. Nicht allein deshalb, weil der Raum angenehm temperiert ist, sondern vor allem deshalb, weil ihr Körper von Hitze durchpulst wird.
Der Comte nähert sich ihr und umkreist sie. Anerkennend pfeift er durch die Zähne. »Mhmm, sehr hübsch«, kommentiert er ihr Aussehen, um gleich darauf wieder zu kommandieren. »Geh näher an die Säule, los. Presse dich gegen sie. Umarme sie.«
Die Säule umarmen? Stumm tut sie, was er ihr gesagt hat, und gleich darauf fasst sie mit den Händen auch an die metallisch funkelnden, kalten Ketten, die sich um die Marmorsäule winden wie Schlangen. Ihre nackte Haut berührt den Marmor. Sie seufzt.
Aus dem Augenwinkel beobachtet Madeleine, dass sich auch Jean-Luc derart an der anderen Säule aufstellen muss, und dass er ebenfalls mittlerweile nackt ist. Sie kann das aber nur erahnen, denn »seine« Säule befindet sich zwischen ihm und ihr, so dass sie lediglich einen entblößten Arm und ein behaartes, muskulöses Bein sieht. Sein Gesicht ist ihrem Blick entzogen – so wie er sie gleichfalls nicht betrachten darf.
Im Grunde genommen interessiert sie dies jedoch nicht allzu sehr. Im Moment will sie gar nicht wissen, wie er aussieht und wer er ist. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, den fremdartigen Empfindungen nachzuspüren, die durch ihr ganzes Sein fließen.
Simon de Bergerac steht jetzt ganz nah bei ihr. Etwas klirrt in seiner Hand, und sie reißt die Augen auf: Goldfarbene Handfesseln sind es. Seine Brauen gehen ironisch in die Höhe, als er sieht, wie es in ihrem Gesicht arbeitet – sie weiß, gleich wird sie von ihm gefesselt werden, und allein die Vorstellung erregt sie bereits namenlos. Unwillkürlich kneift sie die Schenkel ein wenig zusammen.
Scheinbar ungerührt legt ihr der Comte die Handschellen an, verbindet ihre Gelenke alsdann mit den Ketten an der Säule. Das wirklich zu erleben, ist sogar noch besser. Madeleine erbebt unter den Gefühlen, die die Fesselung in ihr auslösen.
Simon lacht leise. Dann greift er ihr grob und zugleich zärtlich zwischen die Beine, reibt kurz die nassen Schamlippen, spart ihre Klit dabei aus.
»Ja, das gefällt dir offensichtlich, kleine Schlampe«, sagt der Adlige in seinem weichen, vornehmen Tonfall, und dieser Kontrast zu den Worten bereitet Madeleine noch mehr Lust. Sie fasst es kaum, doch es erzeugt ein süßes Pochen in ihr, von ihrem Gastgeber »kleine Schlampe« genannt zu werden!
Sie ist zwischen Scham und Lust gefangen, ihre Wangen glühen. Gleich darauf jedoch überläuft es sie nicht nur heiß, sondern auch eiskalt, denn Simon, der sich wieder entfernt hat, redet mit Marina über sie.
»Sie ist äußerst reizvoll präsentiert und hat einen einladenden Hintern«, meint Marina.
»Hmmja«, stimmt der Comte genüsslich zu, »und ich möchte wetten, sie wartet nur darauf, dass wir beginnen.«
Warten? Worauf? Doch Madeleine ahnt es längst. Ihre Finger umklammern die Ketten. Das Gespräch hinter ihr geht weiter, und sie windet sich vor angstvoller Erwartungslust.
»Was denkst du, Marina? Wie viele hat sie sich verdient?«
»Nun, sieben für ihren Ungehorsam, hier in flachen Schuhen, mit Zopf und in scheußlicher konservativer Kleidung zu erscheinen. Und dann … wie oft hat sie eben gerade vergessen, dir richtig zu antworten?«
»Zweimal«, erwiderte Simon.
»Zweimal drei. Also noch sechs dazu.«
Wieder tritt er nah an die Delinquentin heran und macht sie mit einer elastischen Augenbinde aus Samt blind.
»Ganz ruhig«, besänftigt er die Zitternde, »gib dich völlig dem hin, was du fühlst, meine Süße.«
Madeleine nickt und atmet einmal tief durch. Jetzt ist ihr ein Sinn geraubt worden, und selbst wenn sie sich den Hals verrenkt, kann sie nicht sehen, was da auf sie zukommt.
»Nur noch ein wenig Geduld, dann kommst du an die Reihe«, verkündet ihr »Herr«. »Erst ist Jean-Luc dran, damit er sich nicht vernachlässigt fühlt.« Ein grausames Lachen folgt.
Schon wenige Sekunden später hört Madeleine ihren »Leidensgenossen« zu ihrer Linken schmerzlich aufstöhnen, obwohl sie nichts zuvor vernommen hat, kein sausendes oder pfeifendes Geräusch. Womit sie ihn wohl gerade gepeinigt haben? Jetzt, in diesem Moment, steigert die ängstlich-lustvolle Unwissenheit ihre Erregung noch, ungefragt, ungewollt steigen farbige Bilder in ihr auf von dem, was die herrische schwarzhaarige Frau wohl mit Jean-Luc anstellt.
Sein Stöhnen geht über in Laute kaum verhohlener Lust.
»Und jetzt du, ma Chère«, erklärt Simon unvermittelt.
Madeleine kann nicht anders, sie schreit auf, als etwas ihre Haut berührt – doch es sind nur … Federn! Oder etwas Ähnliches, vielleicht ein Staubwedel? Weich und zart fährt der Wedel über ihre bloße Haut, bis sie sich wieder entspannt. Und schon kommt eine Steigerung, die ihr ein leises Ächzen entlockt: eine Bürste. Mit kräftigen Strichen bürstet Simon ihren Po und die Schenkel, bis sie leicht brennen.
Der erste harte Klaps, den er ihrer linken Arschbacke ganz nebenbei mit der flachen Hand verpasst, ist ein kleiner, aber süß prickelnder Schock.
Wieder entfährt ihr ein Schrei.
»Du bist unerfahren, aber«, ertönt die strenge Stimme des Comte de Bergerac dicht an ihrem Ohr, »lass dir gesagt sein, dass es in unseren Kreisen üblich ist, eine Bestrafung mit mehr Selbstbeherrschung hinzunehmen, als du sie momentan an den Tag legst.«
Sie seufzt zerknirscht, süß gedemütigt, erregt. Ihre Augenlider flattern heftig. Als der nächste Schlag ihren Po trifft, gelingt es ihr, die Laute, die ihr entweichen wollen, auf ein fast unhörbares Ächzen zu beschränken.
»Schon besser«, lobt Simon. »Und glaube mir, es steigert auch deinen Genuss.«
So unglaublich das klingt, was er da sagt, es ist die pure Wahrheit. Madeleine lernt in diesen Minuten, so tief in sich hinein zu lauschen und zu spüren wie niemals zuvor. Lernt, dass die immer durchdringender werdende Konzentration Energien erzeugt, sie eine Lust fühlen lässt, die wie braungoldener Honig durch ihr Nervengeflecht rinnt.
Madeleines Alltag, ihr Job, ihre Aufgabe – alles ist nicht nur in weite Fernen gerückt, sondern ausgelöscht, so, als hätte es niemals existiert.
Die flache Hand des Comte fällt jetzt schneller und in immer kürzeren Abständen auf ihren Po, der bestimmt schon rot schimmert. Madeleine ahnt, dass es nicht dabei bleiben wird, dass er ihr einfach nur so den Hintern versohlt wie ein strenger Vater. Hat sie nicht auf einem der mit Damasttuch gedeckten Tische ein paar Instrumente gesehen, aufgeladen bis zur Spitze mit bösartigen, verheißungsvollen Versprechungen? Welches wird er nehmen?
Madeleine hängt in ihren Fesseln und schwebt schon ein bisschen. Sie fühlt sich wunderbar.
»So, meine süße hingebungsvolle Madeleine«, beginnt der Comte mit einer Freundlichkeit, unter der Härte schimmert wie ein Kiesel unter dem sanft fließenden Wasser eines Baches.
»Nach diesem kleinen Vorspiel«, er nennt es wirklich so!, »wirst du von uns die wirkliche Strafe erhalten.«
Diese Ankündigung erzeugt widersprüchliche Empfindungen in ihr, angesiedelt zwischen »Nein, nein!« und »Ja bitte«, beides ein einziges Wimmern, beides in sehnsuchtsvollem Ton.
Doch sie nimmt sich zusammen, lässt dieses Gestammel nicht laut werden, es spielt sich nur in ihrem Kopf ab. »… in unseren Kreisen ist es üblich, eine Bestrafung mit Selbstbeherrschung hinzunehmen«, tönt ein leiser Widerhall in ihrem Kopf.
Was dann ihren brennenden Po berührt, ist kühles Leder. Eine kleine Schlaufe, eine Reitgerte, denkt Madeleine und spannt sich unwillkürlich an. Aber lange passiert überhaupt nichts. Mit zärtlicher Geduld und behutsamer Intensität lässt Simon die Gerte über ihre Haut wandern, lässt sie zahlreiche Flüsse und Kanäle zeichnen, sehr, sehr sacht und unendlich quälend … bis die kitzelnde Erwartungsspannung Madeleine beinahe aufkreischen lässt.
So weit ist sie schon, nach so kurzer Zeit?
Dass sie um Schläge mit der Gerte betteln würde?
»So.« Das klingt bereits wie ein Peitschenhieb.
Ihre Hände umklammern die Ketten fester. Das Zischen, mit dem die Reitgerte die Luft durchteilt, klingt überdeutlich in ihren Ohren, lässt sie erschauern, lässt ihre Lust wie einen Fluss über die Ufer treten.
Schmerz explodiert, zuckt durch sie hindurch, als der Streich auf ihrem Gesäß landet – und verwandelt sich in puren Genuss. Sie wird noch feuchter, und sie stöhnt. Schon folgt der nächste Schlag, und, nach einer kleinen Pause, der dritte. Soweit sie überhaupt noch denken kann, blitzen kurz Bildfragmente in ihr auf. Erinnerungen daran, wie sie oftmals, sehr verschämt, versucht hat, sich selbst Erleichterung zu verschaffen, ungelenke Versuche, sich selbst zu peitschen, eher ein bisschen trist und von der Angst erstickt, krank zu sein.
Jetzt ordnet sich ihr Begehren ein, jetzt erhält alles seinen Sinn.
Und sie kann fühlen, wie sehr es Simon de Bergerac gefällt, sie zu züchtigen. Auch das empfindet sie als ein sehr wichtiges Element, es gehört dazu wie alle anderen Einzelheiten und Arrangements an diesem kostbaren, besonderen Abend … ihr Stöhnen geht in ein lustvolles Keuchen über..
Ihr Zuchtmeister legt eine Pause ein, tritt nah an sie heran und streichelt ihren erhitzten Körper. Langsam, sehr langsam lässt er seine Hand über ihre Haut gleiten, fährt mit den Fingerspitzen die Spuren nach. Sie fühlt seine herbe, männliche Aura – und sie windet sich voller Entzücken, als seine Hand sanft über ihre Scham fährt.
Dann haucht seine Stimme nah an ihrem Ohr. »Allgemein heißt es, dass Frauen, die auf der aktiven Seite spielen, viel grausamer sind. Ich möchte das gerne sehen.«
O nein jetzt wird diese … diese Lederhexe die Gerte in die Hand nehmen und mich …
Madeleine atmet heftig und schnell, und die Lust, die sie nach wie vor durchströmt, scheint jetzt eine dunklere Tönung anzunehmen.
Urplötzlich erinnert sie sich an das »Sicherheitswort«, das Bernard ihr genannt hat. CAMOUFLAGE. Sie will es nur aussprechen, wenn es wirklich unumgänglich ist.
Irritierenderweise kommt Marina, als Simon ihr seinen Platz überlassen hat, auch erst einmal dicht an Madeleine heran und streichelt sie mit kundigen Händen. Das ist seltsam, aber auch sehr erregend. Sie muss sich auf die Lippen beißen, um nicht vor Wollust zu seufzen. Besondere Aufmerksamkeit widmet Marina ihren Brüsten, zwirbelt die Spitzen und knetet die weichen Halbkugeln, ohne der Delinquentin aber weh zu tun. Sie presst ihren harten, straffen Leib gegen Madeleines Rücken, nimmt der Gefesselten dann die Binde ab. »Ich möchte den Ausdruck in ihren Augen sehen«, schnurrt sie mit leichtem osteuropäischem Akzent. »Und jetzt sei tapfer, Madeleine – schreie und weine ruhig, wenn du musst, aber vielleicht …« Sie lässt den Satz vielsagend verklingen, lacht sardonisch, und Madeleine, zitternd, schaut über ihre Schulter zurück und sieht, wie die Frau die Gerte prüft, sie durch ihre Finger gleiten lässt und ein paarmal damit durch die Luft schlägt. Zwuusch … zwusch …
Und dann erfährt Madeleine, wie richtig Simons Äußerung ist. Die Art und Weise, mit der Marina zuschlägt, ist anders. Gnadenloser, ausgeklügelter. Madeleine schnappt nach Luft und will schreien, als der erste Hieb ihren Oberschenkel trifft – das zieht gemein, treibt ihr die Tränen in die Augen – aber sie schafft es noch, diesen Schrei zu verschlucken. Ihre Hände krampfen sich fester denn je um die Ketten. Erneut schlägt Marina zu. Und noch einmal. Jetzt atmet Madeleine schluchzend, und salzige Tropfen laufen über ihre Wangen. Marina kommt zu ihr und schaut ihr intensiv, zärtlich und ein auch ein wenig streng ins Gesicht.
Das harte Spiel erregt sie auch, das ist deutlich zu sehen. Ein zarter Moschusgeruch strömt von ihr aus.
Wie rieche ich selber?, zieht es Madeleine verwirrt durch den Kopf, während ein unerwartetes, seltsames Wohlgefühl sich in ihrem gesamten Körper ausbreitet.
Neben ihr, an der anderen Säule, seufzt jetzt Jean-Luc.
»Still, Sklave«, herrscht Marina ihn an. »Habe ich dir etwa erlaubt, einen Laut von dir zu geben?«
Er verstummt.
Mit freundlicher Stimme wendet sich Marina nun wieder Madeleine zu. »Deine Strafe hast du tapfer erduldet. Nur – ich habe Lust, dich noch weiter zu züchtigen, aber nicht mit der weichen, elastischen Gerte.«
Nervös fährt Madeleines Zunge über ihre Lippen. Welche Instrumente lagen da noch …?
Es ist Simon, der seiner Spielgefährtin das Züchtigungswerkzeug bringt und es ihr überreicht. Madeleine schluckt, als sie hinschaut, sich wieder den Hals ein wenig verrenkend: ein Rohrstock.
»Soll ich ihn zuerst an Jean-Luc erproben, Süße?«, fragt Marina, wieder mit lauernder Freundlichkeit, unter der sich – anderes verbirgt. Und sie lächelt, weil Madeleine hastig nickt.
»Vor dem Stock fürchten sich die meisten«, meint sie, »und dass Jean-Luc dabei schweigt, ist nicht zu erwarten. Ich werde ihn also knebeln.«
Atemlos beobachtet Madeleine auch diese Prozedur und fühlt, wie die Innenseite ihrer nackten Schenkel noch feuchter wird. Erregt sie ihre Angst? Sie weiß es nicht zu sagen, und es ist ihr auch egal.
Ihr Blick kreuzt sich mit dem des ebenfalls lächelnden Simon, dessen schöne Augen immer heller funkeln.
»Schau her«, sagt er, »Jean Luc bekommt eine Glasmurmel in die Hand, die er nur fallenzulassen braucht, wenn es etwa unerträglich für ihn werden sollte. Denn das Sicherheitswort könnte er mit dem Knebel ja nicht mehr richtig aussprechen.«
Marina ist verantwortungsbewusst und fürsorglich. Behutsam wärmt sie zunächst den straffen, wohlgeformten Po des Delinquenten auf. Mit kleinen Klapsen und nur allmählich fester werdenden Fast-schon-Hieben … die Jean-Luc jedoch so hinnimmt, als seien sie wenig mehr als ein kräftiges Tätscheln.
Madeleine erwartet gespannt, von der prickelnden Schwingung, der magisch aufgeladenen Atmosphäre in einen tiefen Sog mitgezogen, dass der erste richtige Hieb mit plötzlicher Heftigkeit geführt wird, und sie wird nicht enttäuscht.
Marina gebraucht den Rohrstock mit absoluter Präzision und Geschicklichkeit. Zieht ihn quer über beide Gesäßbacken des angeketteten Mannes und Jean-Luc zuckt in seinen Ketten, bäumt sich auf.
Schlag auf Schlag fällt nun. Marina wird schneller, sie schlägt stärker zu. Madeleine windet sich fast ebenso wie der Gezüchtigte, sie erwartet jeden Moment, dass die Murmel fallen und klickernd über den Boden springen wird. Doch das passiert nicht. Sie versucht mitzuzählen und kommt auf etwa dreißig Rohrstockhiebe. Das ist doch unvorstellbar, das …
Aber als Marina, nun auch etwas schneller atmend, den Stock weglegt, den schweißnassen Nacken ihres »Opfers« liebevoll streichelt und ihn von dem Knebel erlöst, erkennt Madeleine, dass Jean-Luc die schwere Züchtigung genossen hat.
Er keucht und ächzt zunächst und seine Stimme ist ein wenig rau, doch mit großer Innigkeit stößt er hervor: »Danke, meine Herrin, danke …« Ohne Zweifel muss er seine »Peinigerin« anbetend anschauen. Sein Gesicht ist Madeleines Blick durch die Säule jedoch nach wie vor entzogen.
Marina gibt ihm einen kleinen anerkennenden Klaps auf die Schulter und dann kommt sie, mit einem frischen Rohrstock in der Hand, wieder auf Madeleine zu.
Simon hat sich in einem goldfarbenen Sessel niedergelassen und scheint im Augenblick sehr zufrieden mit der Rolle des Beobachters.
Marina greift in Madeleines Haarschopf und zieht ihren Kopf zurück. Mit dem Rohrstock berührt sie die Lippen der gefesselten Frau, ihre Wangen, dann lässt sie den Stock sogar leicht über ihre Kehle gleiten. »Einen jedenfalls bekommst du von mir«, schnurrt sie. »Einen musst du aushalten. Es sei denn, du sagst das Wort …«
Erwartungsvoll, spöttisch, blickt sie Madeleine an.
Dieser ist es nunmehr fast unmöglich, »Camouflage« zu rufen, so sehr es sie auch dazu drängt. Als Madeleine ihre Haare wieder loslässt, wirft sie stolz den Kopf zurück.
»Nein!«, faucht sie. »Ich schaffe das … auch mehr als einen!«
Hat sie das wirklich gesagt?
»Wunderbar, Herzchen. Deine Haltung ist lobenswert. Als Anerkennung dafür werde ich dich auch nicht knebeln – und du darfst ruhig schreien.«
Madeleine ahnt nur nebelhaft, weshalb sie auch mit dem Rohrstock einverstanden ist, obwohl es ihr im Grunde zu weit geht … sie will einfach nicht, dass es endet, dass dieser Abend der Wunder schon zu Ende sein würde. Denn das wäre er, davon ist sie überzeugt.
Ihr Hintern braucht nicht mehr aufgewärmt zu werden, er ist bereit.
Madeleine ist es eher nicht, sie verkrampft sich, drückt sich fest an die Säule. Sie zittert.
»Entspann dich!«, ermahnt Simon sie sanft, und dann, an Marina gerichtet: »Drei ist die magische Zahl, meine Liebe.«
Marina nickt. »Genau daran habe ich auch gedacht.«
Bösartig zischt der Rohrstock durch die Luft.
Der Schmerz, der erst Sekunden nach dem Aufklatschen auf ihren Po einsetzt, ist bitter, brennend, aufwühlend, fressend. Madeleine schreit wild auf, reißt an den Ketten, wirft sich hin und her und stampft mit beiden Füßen auf, trampelt schockiert.
Marina schont sie auch beim zweiten Hieb nicht.
»Oohhhh!«, heult Madeleine und zappelt noch stärker. »Nein, nein, bitte nicht mehr, ich kann nicht mehr, nicht noch einen!« Sie schämt sich ihres Gejammers und ihrer Tränen, doch Marina bleibt ebenso gelassen wie Simon. Er steht auf und kommt zu ihr.
»Möchtest du das Wort aussprechen?«, fragt er sie freundlich. »Sag es, und alles ist vorbei. Und glaube nicht, dass wir dann enttäuscht wären – uns ist klar, wie hart es für dich, eine Anfängerin, sein mag. Der Abend wird trotzdem ganz angenehm ausklingen …« Hat er abermals ihre Gedanken gelesen, ihre Ängste und Beklemmungen gespürt? Unter seinen einfühlsamen Worten schmilzt sie dahin und als er ihre tränenüberströmten Wangen zart und brüderlich küsst, beruhigt sie sich vollends.
Zwei dicke Striemen kann sie auf ihrem Gesäß fühlen, und nun soll sie also noch einen dritten bekommen. Der dritte Schlag ist der gemeinste, denn er landet nicht auf ihrem wohlgepolsterten Po, sondern knapp darunter, auf den viel empfindlicheren Oberschenkeln.
Madeleines Schmerzgeheul erfüllt den gesamten Festsaal, und ihre Ketten klirren, weil sie so heftig an ihnen zerrt.
Man lässt ihr Zeit, sich zu erholen.
Die Hitze, die durch sie hindurch pulsiert, ist um so vieles stärker als die Wärmeempfindung nach der Züchtigung durch die Gerte, dass es sie halb verrückt macht. Und dann geschieht das absolut Unglaubliche, etwas, das sie bei all ihren geheimen, uneingestandenen Phantasien niemals für möglich gehalten hätte: Die wohlige Hitze in ihr dehnt sich aus und verwandelt sich in ein strömendes Glücksgefühl, unaufhaltsam gespeist von einem See, nein, von einem ganzen Ozean.
Die Tränen, die sie jetzt vergießt, entspringen nicht mehr dem Schmerz. Madeleine hungert jetzt nur noch nach einer Vollendung, einer Erfüllung. Der Hunger pocht beharrlich in ihrem Schoß.
Sowohl sie als auch Jean-Luc werden von ihren Ketten befreit.
»So, nun darfst auch du ihn ansehen«, erklärt Marina. Sie, die so erbarmungslos den Rohrstock geschwungen hat, packt die nackte Madeleine und schiebt sie freundschaftlich auf den Mann zu, der ebenfalls so vor ihr steht, wie Gott ihn schuf.
Madeleines Augen werden groß: Himmel, ja, sie kennt ihn! Der Juniordirektor des Stahlwerkes, vor dem sie und ihre feministische Kampfgruppe erst vor wenigen Tagen protestiert haben. Und er war derjenige, der dann heraustrat und versuchte, mit den aufgebrachten Frauen zu reden. Er sprach lange und gut, wenn auch sehr autoritär, und … also deshalb ist ihr seine Stimme bekannt vorgekommen.
Wenn sie nicht alles täuscht, so haben sich sein Blick und der ihre einmal kurz gekreuzt.
Erinnert er sich auch daran? Sie schaut ihm in die dunkelbraunen Augen und ist sich nicht sicher, meint aber, ein gewisses Funkeln auf ihrem Grund wahrzunehmen. Doch dann schlägt er seine langen dichten Wimpern nieder und versucht verschämt, seine beachtliche Erektion mit den Händen zu bedecken.
Verblüfft fragt sich Madeleine, ob womöglich alle oder zumindest sehr viele Menschen ein solches Doppelleben führen und von geheimen Wünschen geplagt und geleitet werden … Wenn wir alle offen damit umgehen würden, wäre diese Welt vielleicht ein besserer Ort, überlegt sie flüchtig.
»Berührt euch, wenn ihr mögt, begrüßt euch einmal richtig«, lächelt Simon an Madeleines linker Seite, während Marina an ihre rechte tritt. Nun kann Madeleine sehen, dass sich Jean-Lucs glühender Blick auf seine Herrin richtet und er sich vor Sehnsucht beinahe verzehrt. Doch indem er Madeleine wieder ansieht, spürt sie deutlich, dass er sie auch begehrt.
Der Stahlwerkdirektor nimmt ihre Hand und küsst sie.
»Kommt mit hinaus, meine Kinder«, sagt Simon, »es ist eine angenehm milde Nacht, die Zeit harter Prüfungen ist vorüber und draußen – wo ich einen bequemen Platz für uns vorbereitet habe – erwartet uns ein herrliches Himmelsschauspiel.«
Hand in Hand folgen die beiden ihrem Gastgeber, während Marina das Schlusslicht bildet.