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Nach der abendlichen Kühle draussen war es in der Gaststube angenehm warm. Der Raum hatte grosse Ähnlichkeit mit dem Wohnzimmer in seinem Haus. Die Wände waren getäfelt, das unbehandelte Holz stark nachgedunkelt. Der caramelfarbige Kachelofen nahm einen beträchtlichen Platz ein im ohnehin nicht grossen Raum. Das schummrige Licht passte zur warmen Atmosphäre und stammte von hübschen Hängelampen, wie sie früher auch Tonis Mutter besessen hatte. Karierte Vorhänge, Ansichtskarten von Gästen und allerlei Schnickschnack auf Simsen und Regalen wirkten ebenfalls freundlich und boten den Gästen eine familiäre Atmosphäre, die überdies zahlreiche Klischees vom Leben in den Bergen bediente.
Fast alle Tische waren besetzt. Toni erblickte Müllers hinten an der Wand, die ihm zuwinkten und ihm bedeuteten, sich zu ihnen zu setzen.
«Dasselbe, bitte», beantwortete Toni Franks Frage nach seiner Bestellung und deutete auf die Getränke von Gusti und Greti Müller, die beide einen Espresso und ein Gläschen Grappa vor sich hatten.
«Wir brauchten ein Verdauungsschnäpschen», erklärte Greti lächelnd. «Frank hat so gut gekocht und so reichlich geschöpft, dass wir kaum mehr aufstehen mögen!»
«Mmh, ja», bestätigte Gusti. «Die Schnitzel waren ganz zart, die Sauce ein Gedicht, sag ich dir, und solchen Risotto bekommt man sonst nirgends! Er spart nicht mit dem Käse, der Frank, und mit dem Wein auch nicht, der versteht was vom Kochen.»
Toni lehnte sich zurück und beobachtete die Gäste. Die Frau mit den beiden Mädchen war am Vortag bereits hier gewesen, Wochenendausflügler. Eine nette Idee, mit den Kindern auf den Glaspass zu kommen, in einem der einfachen Zimmer zu übernachten, ein wenig zu wandern und draussen zu spielen. Sympathisch, wenn auch etwas langweilig.
Die hübschen Beine verbargen sich leider unter dem Tisch und lenkten so seinen Blick nicht vom Gesicht der jungen Frau ab, die sich über ihr Telefon beugte und mit dem Schreiben einer Nachricht beschäftigt war. Als sie kurz aufschaute, um einen Schluck ihres Mineralwassers zu trinken, kreuzten sich ihre Blicke. Hübsche Augen, freundliche Ausstrahlung, könnte sich als ganz nett herausstellen. Ihr gegenüber sass ein junger Italiener, der sich ebenfalls mit seinem Telefon beschäftigte. Für Toni würde es immer ein Rätsel bleiben, wieso die jungen Leute ihren elektronischen Kontakten eine höhere Priorität einräumten als den realen. Zwei junge Leute an einem Tisch sollten sich miteinander unterhalten, nicht jeder für sich mit seinem Telefon! Jetzt näherte sich energischen Schrittes ein zweiter Südländer, der offenbar auf der Toilette gewesen war.
«Ah, Lorenzo, erst halb zehn! Wird es denn nie mehr Abend heute? Gehen wir?»
«Nein, das hat keinen Wert, Gianni arbeitet noch. Vor elf Uhr müssen wir nicht unten sein, um diese Zeit ist auch noch nichts los in Thusis. Komm, Tiziano, trinken wir noch was.» Er winkte Frank.
Tiziano trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch, war aber einverstanden. Er musterte Sandra Studacher, der schon wieder ein Ton den Erhalt einer neuen Mitteilung ankündigte.
«Wem schreibst du denn die ganze Zeit? Ist das so wichtig?»
Seine Stimme war laut genug, dass Toni jedes Wort verstehen konnte und unter seinem Bart verstohlen schmunzelte. Ein Seelenverwandter.
«Moment … warte …», murmelte Sandra.
«Hallo, Sandra, du hast Gesellschaft!» Tiziano wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht.
«Lass sie doch», beschwichtigte Lorenzo, «es scheint wichtig zu sein.»
«Quatsch, wichtig! Los, Sandra, erzähl mal, was schreibst du da?»
«Senden!», murmelte sie, berührte das Gerät am richtigen Ort und blickte auf. «Was ich schreibe?», wiederholte sie. «Eine Kollegin hatte heute eine wichtige Prüfung, da wollte ich nachfragen, wie es ihr gegangen ist. Eine andere hat sich erkundigt, ob ich gut angekommen sei. Meine Mutter war mit dem Hund beim Tierarzt und teilte mir mit, dass ihn dieser behandeln konnte. Ein Bekannter …»
«Eben, ich wusste es doch! Alles unwichtig, hast du gehört, Lorenzo?»
«Na, hör mal! Meine Freunde und die Familie sind wichtig für mich!», empörte sich Sandra.
«Aber in den Ferien sind doch die neuen Bekanntschaften wichtig, sonst müsstest du ja gar nicht wegfahren, capisci? Du könntest genauso gut zu Hause auf dem Sofa sitzen, allein, die ganze Woche, und Nachrichten schreiben.»
Sandra holte tief Luft, um zu einer Antwort anzusetzen. In diesem Moment ertönte ein penetranter Glockenklang, der Tiziano aufspringen liess. Er riss sein Smartphone aus der Hosentasche, meldete sich mit «ciao, ciao, dimmi …» und verliess eilig das Restaurant.
Lorenzo hob resigniert die Schultern und lachte Sandra an. Sie lächelte zaghaft zurück.
«Grosse Worte und nichts dahinter, was?», sagte sie.
«Ja, er ist ein unverbesserlicher Schwätzer, aber mit ihm läuft immer etwas, da ist es nie langweilig!»
Auch Toni Hunger, der die Szene beobachtet hatte, lachte. Einen Tisch weiter vorne sassen Petra und Georg Steingruber, die Gäste aus Österreich, die nichts mitbekommen hatten. Sie beugten sich tief über eine Wanderkarte, ihre Köpfe berührten sich fast, und unterhielten sich leise. Am Tisch, der der Tür am nächsten stand, sassen die drei jungen Deutschen. Sie hatten noch kaum miteinander gesprochen, seit Toni hier war. Einer kratzte sorgfältig die letzten Reste seines Desserts aus dem Teller, einer spielte mit dem Zuckerpäckchen, das er zu seinem Kaffee erhalten hatte, und der dritte stocherte mit einem Hölzchen in seinen Zähnen.
Frank versicherte sich mit einem Blick, dass alle seine Gäste bedient waren, bevor er sich an einen der Tische setzte. Er hatte eine Karte und einige Prospekte dabei und gab bereitwillig Auskunft über die Sport- und Ausflugsmöglichkeiten, die sich den Gästen boten.
«Der Piz Beverin ist nicht zu unterschätzen. Der Aufstieg von hier aus ist keine einfache Wanderung, sondern eine Bergtour.»
«Muss man denselben Weg wieder runter, oder gibt es noch andere Routen?», fragte einer der drei Deutschen.
Frank schilderte ausführlich die anderen, weniger problematischen Möglichkeiten und ging dann über zu den leichteren Wanderungen: längere und kürzere, steilere und flachere, einsamere und solche mit Gasthäusern am Weg.
«Der Weg vom Glaspass hinunter ins Safiental hätte mich heute ungemein gereizt, als ich mit dem Velo unterwegs war», sagte Sandra. «Wie komme ich von dort wieder zurück hierher?»
«‹Velo› sagt sie», bemerkte einer der Deutschen halblaut. Und in verletzend abschätzigem Tonfall fügte er hinzu: «Wie soll jemand Fahrrad fahren können, wenn er’s nicht mal aussprechen kann?»
Einen Moment herrschte Totenstille, dann beeilte sich sein Gefährte zu bemerken: «Ach, Dieter, nun fang bloss nicht schon wieder an, dich so aufzuführen, ja?» Als der Dritte ansetzte, ebenfalls etwas zu sagen, brachte er ihn mit einem Blick zum Schweigen.
Dieter grinste spöttisch und blickte Sandra herablassend an. Bevor sie etwas sagen konnte, ergriff Frank das Wort und erklärte ihr freundlich: «Mit dem Velo – oder Fahrrad – », fügte er mit einem Blick auf Dieter hinzu, «über den Glaspass ist sehr zu empfehlen für geübte Fahrer mit guter Kondition.» Er beschrieb den schmalen Pfad den Heinzenberg hinunter nach Safien-Platz, dann den Weg durch das Safiental hinaus und diesseits des Heinzenbergs zurück. «Zum Schluss musst du dann noch den ganzen Weg bergauf nach Glas, das ist ein Krampf. Wenn du zu müde bist, kannst du das Postauto bis Tschappina benützen, dann brauchst du nur noch das letzte Stück zu trampeln.»
«Toll, das reizt mich. Kann ich dasselbe Bike morgen nochmals mieten?», fragte Sandra.
«Schau, schau, jetzt sagt sie ‹Bike›. Sogar Fremdsprachen beherrscht sie.» Dieters Stimme triefte vor Hohn und brachte den dritten deutschen Kollegen zum Explodieren.
«Nun halt endlich deine verdammte Fresse, du Arschloch! Im Restaurant unterwegs hast du den Kellner fertig gemacht, der Verkäuferin im Sportgeschäft ging’s nicht besser, und jetzt das. Du bist doch nicht normal!»
«Klaus, bitte, lass dich nicht provozieren.» Sein Kamerad versuchte wieder zu schlichten. «Dieter, heute bist du wirklich übel gelaunt. Lass doch die Leute in Frieden.»
Dieter setzte ein abschätziges Lächeln auf, schwieg aber. Erleichtertes Aufatmen bei den übrigen Gästen.
Angela Oberhofer erkundigte sich bei Frank nach ein, zwei Kesseln, die sie sich ausleihen könnte, weil sie am Montag Heidelbeeren sammeln wollte mit den Kindern.
«Klar, ich gebe euch die grossen Jogurt-Behälter mit, die braucht ihr nicht zurückzugeben. Am meisten Beeren findet ihr am Heidbüel, das ist die Kuppe am Fuss des Piz Beverin. Er ist über und über voll von Heidelbeerstauden und Alpenrosen. Zuoberst befindet sich ein kleiner See, fast eingewachsen, in einer Stunde seid ihr dort. Dahinter beginnen die Felsen, doch bis zum Teich ist der Weg völlig ungefährlich und gut markiert.»
Angela bedankte sich für die Auskünfte und machte den Mädchen den Ausflug schmackhaft.
«Frank, bitt’ schön, kannst du uns etwas sagen zu dem Weg, der am Fuss des Piz Beverin entlang nach Thusis hinunterführt?»
«Oh, Austria ist auch vertreten», liess sich Dieter vernehmen. «Sind österreichischen Snobs die Berge im eigenen Land nicht gut genug?»
Sandra stöhnte auf, Tiziano schimpfte: «Mann, was ist los! Trink noch ein Bier, das beruhigt die Nerven, capisci.»
«Darf ich dreimal raten? Ach nein, einmal wird genügen: Du bist italienischer Kellner in Deutschland, richtig?»
«Ja, das stimmt genau. Und wenn ich Gäste hätte, wie du einer bist, würde ich sie rausschmeissen, capisci, da kannst du sicher sein. Zum Glück sind die meisten nicht solche Arsch…»
Diesmal fuhr Sandra dazwischen und schlichtete den Zank.
Tiziano schwieg schliesslich und liess seinen Zorn an einem leeren Zigarettenpäckchen aus, das er wütend zerknüllte.
Dieter erhob mit süffisantem Lächeln sein Schnapsglas und nahm einen Schluck.
Frank holte tief Luft und beschrieb Georg und Petra den Weg, der über Alpweiden, durch Tobel und später durch den Wald jenseits des wilden Bergbachs Nolla nach Thusis führte.
Nachdenklich beobachtete Toni Hunger die Gäste, deren Gespräche er mit Interesse verfolgt hatte. An der Gruppe war nichts Ungewöhnliches, und trotzdem konnte er das Knistern spüren, das zwischen den Gästen herrschte. Im Gegensatz zu Toni liess das Geschehen seine beiden Tischkameraden völlig unberührt. Gusti und Greti Müller berieten, was sie noch alles erledigen mussten, um ihr Ferienhaus für den Winter bereitzumachen, und schienen nichts mitzubekommen von den Spannungen an den Nebentischen.
Schliesslich löste sich die Runde auf. Die beiden Italiener verabschiedeten sich. Angela, Jana und Julia räumten ihr Brettspiel zusammen und gingen zur Treppe, die Mädchen kichernd und flüsternd. Die Müllers trauten sich nach dem Verdauungsschnaps zu, sich zu erheben und den Heimweg zu ihrem Häuschen anzutreten. Es klappte tatsächlich, und Toni folgte ihnen hinaus. Nachdem er sich unten auf der Strasse von ihnen verabschiedet hatte, machte er sich gut gelaunt auf den Weg zu seinem Haus. Die Gästeschar schien ihm vielversprechend zu sein, wer weiss, vielleicht würde er in der kommenden Woche die eine oder andere spannende Szene miterleben.
Sie lag niedergeschlagen im Bett und fühlte sich, als würde die Bettdecke mit dem Gewicht eines Kartoffelsacks auf ihrer Brust liegen. Sie vermisste ihn so sehr. Jetzt würden sie nebeneinander liegen und sich über die Gäste unterhalten. Sie wären sich einig, dass die Tante mit den beiden Kindern zwar nett, aber langweilig sei, der Deutsche ein mieser Kerl, den man besser mied, und der alte Bauer ein sonderbarer Typ. Sie würde sich in seine Armbeuge schmiegen, er mit ihren Haaren spielen. Der schmerzhafte Stich, den sie in ihrem Herzen spürte, liess sie aufstöhnen.
Die Ferienreise hatte sie nicht abgesagt, weil das so kurzfristig nicht möglich gewesen wäre ohne finanzielle Einbusse. Das hätte wiederum bedeutet, dass sie nirgends hätte hinfahren können, und eine Woche ohne Tapetenwechsel war ihr noch schlimmer vorgekommen als eine Woche allein auf dem Glaspass. Nun war sie hier, doch ihre Hoffnung, an andere Gäste Anschluss zu finden, hatte sich zerschlagen.
Den halben Abend hatte sie mit ihrem Smartphone verbracht, um ihre Kolleginnen von der Trennung zu unterrichten. Deren Mitgefühl und tröstende Worte hatten ihr gutgetan. Nun war das Handy verstummt. Ob er wohl anrief?, fragte sie sich. Sie wartete sehnsüchtig darauf, seine Stimme zu hören, und fürchtete gleichzeitig, einem Gespräch nicht gewachsen zu sein. Sie würde schimpfen oder weinen, das Telefonat würde in einem Desaster enden, und sie würde sich wünschen, er hätte nie angerufen. Doch Sandra vermisste ihn so unsäglich, dass sie die Tränen nicht länger zurückhalten konnte.
Georg Steingruber konnte ebenfalls nicht einschlafen. Der Platz neben ihm im Bett war leer. Das war er gewohnt, denn während er um zehn Uhr abends jeweils rasch schläfrig wurde, dachte Petra um diese Uhrzeit noch in keiner Weise an Nachtruhe. Trotzdem hätte es ihn gefreut, wenn sie sich heute, an ihrem ersten Ferientag, zu ihm ins Bett gelegt hätte. Sie hätten sich über ihre neuen Bekanntschaften unterhalten können, über ihre Pläne für die nächsten Tage, über diese abgeschottete Welt auf über achtzehnhundert Metern Höhe, die für eine Woche ihr Zuhause war. Doch Petra war noch nicht von der Gaststube ins Zimmer heraufgekommen. Georg seufzte. Er zündete die Nachttischlampe an und nahm sein Buch zur Hand, um noch ein paar Seiten zu lesen, bis seine Frau endlich das Zimmer betreten würde.
Die leisen, regelmässigen Atemzüge waren der einzige Laut, der in den frühen Morgenstunden in einem der Zimmer zu hören war. Das Mondlicht zeichnete in der Dunkelheit ganz schwach die Konturen der Möbel nach. Die Kraft des Mondes reichte gerade aus, um einige Grautöne aus der Schwärze der Nacht herauszuarbeiten, aber weder für Farben noch für Wärme. Es war ein kaltes Licht. So kalt wie das Innere der Gestalt, die im Bett lag, kalt und grau.
1964
Wie immer hatte er nach der Schule die Hausaufgaben erledigt und war dann zu Schorsch in den Stall gegangen. Er half dem Alten jeweils, die Kühe zu versorgen, und oft erledigte er allerhand weitere Arbeiten. Der Alte war froh über seine Gesellschaft und seine Arbeitskraft und verdankte ihm seine Unterstützung häufig mit einem Abendessen.
So auch an diesem Tag. Johanngeorg schaute daheim kurz in der Gaststube vorbei, um seiner Mutter gute Nacht zu sagen, doch sie war nicht da. Sie sei mit dem Chef ins Tal gefahren, um Besorgungen zu machen, und noch nicht zurück, sagte die Chefin. Das war nicht aussergewöhnlich, und Johanngeorg ging hinauf in sein Zimmer.
Als er am nächsten Tag aufstand, war das Bett seiner Mutter leer. Er wusste sofort, dass eine Katastrophe über ihn hereingebrochen war. Die Welt schien stillzustehen, alle Geräusche verstummt.
Die Wirtin überbrachte ihm die schreckliche Nachricht. Seine Mutter sei gestern unten im Ort von einem besoffenen Autolenker angefahren worden. Der Wirt sei mit ihr ins Spital nach Schiers gefahren und habe einige bange Stunden in den Gängen der Klinik verbracht. Er habe inniger gebetet als je in seinem ganzen Leben, doch Gott erhörte ihn nicht. In der Nacht hätten ihn die Ärzte von ihrem Tod unterrichtet.
Johanngeorg starb ebenfalls. Er stürmte aus dem Haus und rannte den Berg hinauf, bis er vor Erschöpfung zusammenbrach. Er krümmte sich vor Schmerz, weinte, übergab sich, schrie. Irgendwann schlief er ein vor Erschöpfung.
Im Morgengrauen ging er zu den Kühen in Schorschs Stall. Dieser fand ihn, als er mit dem Melken beginnen wollte. Er versuchte, den Jungen zu trösten, redete mit ihm, doch Johanngeorg war erstarrt. Er sprach nicht, weinte nicht, reagierte nicht. Sein Körper funktionierte, doch er war unerreichbar.
In den kommenden Wochen beriet man im Dorf, was mit ihm geschehen sollte. Die Wirtsleute waren nicht erpicht darauf, einen Esser mehr am Tisch zu haben, sie sorgten bereits für zwei ledige Onkel, die bei ihnen lebten. In der Familie von Joggel, seinem leiblichen Vater, gab es ebenfalls keinen Platz für ihn. Vorübergehend lebte er bei Schorsch, doch auf die Länge ging das nicht, Schorsch war zu alt, um sich um ihn kümmern zu können.
Schliesslich bahnte sich eine Lösung mit einem kinderlosen Paar in einem der Nachbardörfer an. Die Eheleute nahmen Johanngeorg auf und bemühten sich, ihm ein neues Daheim zu geben. Ein unmögliches Unterfangen. Wie konnten diese beiden schweigsamen Leute, die ihn niemals an sich drückten und nur selten mit ihm lachten, seine fröhliche, herzliche, lebensprühende Mutter ersetzen?
Als Johanngeorg nach drei Monaten immer noch kein Wort gesprochen hatte, begannen die Eheleute zu resignieren. Sie liessen ihn weiterhin bei sich wohnen und begegneten ihm mit Wohlwollen, doch die Hoffnung, dass er den Platz eines eigenen Kindes einnehmen könnte, gaben sie auf.
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