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Ich bin Jahrgang 1970, also schon ein ziemlich alter Knochen. Ich wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Ein eigenes Zimmer hatte ich nicht; stattdessen musste ich als kleiner Knirps mit meinem Papa auf Betteltouren gehen, um irgendwie zu überleben. In der Schule hatte ich oft auch nichts zu lachen. Da waren ein paar Jungs, die es auf mich abgesehen hatten, und das über Jahre hinweg. Heute, viele Jahre danach, kenne ich ein Stück der Geschichte von denen, die mir damals wehgetan haben. Ich stellte fest, dass es ihnen selbst nicht gut ging. All die Verletzungen, die Gemeinheiten und die Lieblosigkeiten, die sie mir entgegenbrachten, haben sie selbst davor von anderen Menschen abbekommen. Heute verstehe ich sie sogar, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass es gemein und verletzend war.
Oh Mann, was hatte ich für eine Kindheit! Der Papa ging jeden Tag in die Kneipe, in der Schule wurde ich nicht selten gejagt und lächerlich gemacht. Doch in all dem gab es einen Ort, an dem ich mich sicher und geborgen fühlte. Es war und ist die kleine Kirche in unserem Dorf. Schon als kleiner Junge erzählte mir meine Oma von Jesus, diesem wunderbaren Mann, welcher der Grund für Weihnachten und Ostern ist. Jesus, der alle Menschen liebt, der für die Armen, Schwachen und Ausgestoßenen da war. Ja, all das passte auch zu mir. Wenn also Menschen mir mal wieder was Schlimmes antaten, dann rannte ich in diese kleine Kirche und erzählte ihm, der da am Kreuz hing, meine Sorgen und mein ganzes Leid.
Wenn man mich geschlagen hat, sprach ich es vor ihm aus: „Jesus, heute haben sie mich geschlagen!“, und mir war, als würde er sagen: „Ich weiß, wie sich das anfühlt, auch mich haben sie geschlagen.“ Wenn ich mich als Jugendlicher von allen verlassen und gedemütigt fühlte, sprach ich das auch aus, und wieder war mir, als würde er mir antworten: „Auch das kenne ich, Michael!“
Ich fühlte mich dadurch oft verstanden und nicht mehr ganz so allein. Damals lernte ich bereits, dass es für vieles oft keine schnelle Antwort gibt, aber wie wertvoll es ist, wenn einer einfach da ist, zuhört und versteht. Daher berührt es mich verstehen zu dürfen, dass der Name Gottes „Jahwe“ wörtlich übersetzt „Ich bin für Dich da“ bedeutet. Genau dies erlebte ich als junger Kerl und darf es auch heute als Erwachsener immer wieder neu erfahren.
Diese kleine Kirche wurde zu einer Art „Tankstelle“ meines Lebens. Genau genommen nicht die Kirche, sondern der, mit dem ich mich dort traf, nämlich dieser Jesus.
In den Jahren danach lernte ich, dass er überall ist, dass er mit mir sogar in die Schule ging. Oh, wie oft hatte ich Angst, dieses große graue Gebäude zu betreten. Heute bin ich seit fast 27 Jahren mit Mut machenden Projekten an unzähligen Schulen gewesen. Jesus war bei mir, als ich mit 18 Jahren obdachlos war – heute darf ich mit Obdachlosen arbeiten. Ich betrieb intensiv Kampfsport, weil mein Leben wohl oft ein Kampf war und ich einen Ort brauchte, bei dem ich all meiner Wut und meinen Schmerzen freien Lauf lassen konnte. Ich ging in den Sicherheitsdienst, wohl nur aus dem Grund, weil ich so große Sehnsucht nach „Sicherheit“ hatte. In meiner Wut und all dem Schmerz verletzte ich viele Menschen, was mir heute unbeschreiblich leid tut. Doch irgendwann durfte ich nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen verstehen, dass Jesus mit seinem Leben für all das bezahlt hat, was Menschen mir angetan haben und auch für das, was ich anderen an Kummer und Schmerz bereitet habe. Mit dieser Erkenntnis fühlte ich mich Stück für Stück freier und konnte viele Menschen auch um Verzeihung bitten und ihnen gegenüber Liebe aussprechen.
Jesus wurde zum größten Geschenk meines Lebens. Dieses Geschenk brachte mir Hoffnung und Freiheit. Ich weiß: Was immer auch kommt, ich bin nie allein, weil „Ich bin für Dich da“ immer für mich da ist.
Am 23.10.2010 hatten meine Frau und meine Tochter einen schrecklichen Autounfall. Ich kann meine Gefühle, die ich damals hatte, kaum beschreiben, aber „Ich bin für Dich da“ war da. Am 21.2.2018 erlitt ich einen Herzinfarkt. Während ich nackt in der Notaufnahme lag und die Ärzte um mein Leben kämpften, spürte ich auch hier: „Ich bin für Dich da“ war und ist immer da. Auf viele Fragen habe ich gar keine Antworten. In meinem Beruf begegnen mir so viel Leid, soviel Wut, soviel Hass, ja auch so viel Böses. Aber einst hörte ich, dass Kälte nur die Abwesenheit von Wärme ist, dass Dunkelheit nur die Abwesenheit von Licht ist und dass das Böse nur die Abwesenheit von Liebe ist.
Es geht also um Liebe. Gott ist die Liebe. Letztendlich ist „Liebe“ unser aller Sehnsucht. Deshalb rannte ich Tag für Tag in die kleine Kirche. Deshalb hatte ich Wut und betrieb intensiv Kampfsport, weil ich nach dieser Liebe jagte, und deshalb ging ich in den Sicherheitsdienst, um tief im Inneren nach dieser Liebe und somit nach Sicherheit zu suchen.
Die Tankstelle der Liebe trage ich nun in meinem Herzen, ja, Jesus selbst. Im Sicherheitsdienst bin ich nicht mehr. Kampfsport betreibe ich nur noch, weil es mir Spaß macht, mich auszutoben. Den Beruf des Personenschützers übe ich nicht mehr aus, aber genau genommen bin ich es immer noch und werde es immer bleiben, weil wir alle Personenschützer sind – für uns und unsere Mitmenschen. Weil es so kostbar und wunderbar ist, wenn wir aufeinander aufpassen. Manchmal werden wir selbst somit sogar zur „Tankstelle der Liebe“.
Kurz bevor ich diese Zeilen schrieb, kniete ich am Bett eines fünfjährigen Jungen, der an Krebs erkrankt ist. Sein Name ist David. Er sagte mir, dass Jesus die Liebe seines Lebens ist. Auch er trägt diese „Liebes-Tankstelle“ in seinem Herzen.
Heute, mit 49 Jahren, bin ich immer noch auf dem Weg, vieles zu lernen und werde es wohl bis zur letzten Sekunde meines Lebens sein. Heute verstehe ich die Armen, weil ich selbst arm war. Heute verstehe ich die Gemobbten, weil ich selbst gemobbt wurde, heute verstehe ich die Obdachlosen, weil ich selbst obdachlos war, heute verstehe ich jene, die Katastrophen erleben, weil ich selbst Katastrophen erlebte, und verstehe jene, die um ihr Leben bangen, weil ich auch um mein Leben bangen musste. Vielleicht musste ich all dies erleben, um heute das zu tun, wonach mein Herz sich sehnt. Ich weiß es nicht genau, aber ich lebe meine Berufung.
Ich wünsche Dir, diese Tankstelle der Liebe persönlich kennenzulernen und zu lieben und sie fest im Herzen zu verankern. Möge sie Dir Hoffnung, Kraft und Trost spenden und die Gewissheit, wo immer Du auch bist und was auch immer passiert: „Ich bin für Dich da“ ist immer da!
HERZ

Dein Michael Stahl

Michael Stahl,
6.9.1970 aus Bopfingen – verheiratet 2 Kinder – Buchautor & Trainer für Selbstbehauptung – mein großes Hobby ist alles rund um Fußball und Bücher schreiben.
www.security-stahl.de
Kämpfen kann man lernen


Foto: Belinda Mayer
Ich bin im Süden Deutschlands, in der Nähe von Freiburg, aufgewachsen. Als junger Bub war ich schon sehr früh sportbegeistert und liebte es, mich auszupowern und in Bewegung zu bleiben. Am liebsten mit Ball. Durch meinen Vater war es erst der Handball, der mich faszinierte und später dann der Fußball, dem ich gerne Tag und Nacht hinterherjagte. Schule fand ich nicht so cool wie Sport machen. Deswegen hatte ich auch mal fünf Fünfen im Zeugnis: in Mathe, Physik, Englisch, Deutsch und Französisch. Darauf bin ich natürlich nicht stolz, aber ich glaube, dass jedes Kind eben seine eigenen Stärken vom lieben Gott bekommen hat, die man fördern sollte, anstatt ständig auf das zu schauen, was es nicht so gut kann. Wegen der vielen Fünfen bin ich in der 8. Klasse leider sitzen geblieben. Dadurch bin ich vom Gymnasium in die Realschule gekommen, wo ich aber einen guten Abschluss machen konnte.
Aber meine Eltern haben da zum Glück nie Druck ausgeübt, weil sie mich so liebten, wie ich bin. Dafür bin ich ihnen bis heute wirklich dankbar. Sie haben eben gemerkt: Der Junge hat andere Dinge im Kopf und wird einen anderen Weg gehen.
Es gibt viele Beispiele von Leuten, die erst auf dem zweiten Bildungsweg vorangekommen sind. Für mich war das trotzdem eine schöne Schulzeit, weil ich wirklich tolle Lehrer hatte, die ich gemocht habe. Und die haben mich, glaube ich, auch gemocht. Bis auf ein paar wenige.
An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich jetzt nicht der bravste Junge war, und ab und an gab es auch Ärger, weil Klein-Heiko sich immer wieder mal Streiche ausdachte und Unsinn im Kopf hatte.
Mein Vater war Handballspieler und hat mich immer zum Handball mitgenommen. Ich habe das total genossen, Samstagabend und Sonntag den ganzen Tag in der Halle rumzuhängen, wenn er gespielt hat. Ich hab dann in den Schulpausen immer gekickt oder Handball gespielt. Bis ich 16 Jahre alt war, habe ich beides parallel gemacht: Handball und Fußball. Und es war wunderschön, dass mein Vater bei meinen Spielen auch immer dabei war.
Er war eigentlich mein ständiger Begleiter und auch mein Antreiber. Das muss ich schon sagen: Wenn mein Vater nicht gewesen wäre, gerade in der Pubertät, dann hätte ich wahrscheinlich nicht die Disziplin gehabt, das alleine durchzustehen. Heutzutage ist es sogar noch extremer, was den Jungs abverlangt wird, aber zu meiner Zeit war es eben auch schon herausfordernd. Mein Vater hat mich immer wieder auf die richtige Spur gebracht, mein Talent erkannt, und mich dann auch immer wieder gefördert, wo er nur konnte. Gerade auch, weil ich in der Pubertät hier und da mal die Lust am Fußball verloren hatte, bin ich ihm bis heute sehr dankbar, dass er mir damals dabei half, dranzubleiben. Ich glaube, es gab viele Jungs um mich herum, die genauso talentiert waren, oder sogar noch viel mehr Talent hatten, die es im Leben aber nicht geschafft haben, weil ihre Eltern nicht so engagiert waren. Da habe ich meinem Vater unendlich viel zu verdanken. Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft.
Vor einigen Jahren habe ich den Motorradführerschein gemacht. Mein Vater hatte natürlich etwas Angst und meinte: „Mensch, Heiko, wenn dir etwas passiert!“ Aber dann hat mein Vater einfach auch den Motorradführerschein gemacht, und ich habe ihm gesagt: „Papa, wenn du Zeit mit mir verbringen willst, was du ja immer möchtest, dann hast du jetzt die Möglichkeit. Dann fahren wir beide einfach mal los Richtung Italien!“ Dann sind wir wirklich beide als Anfänger mit zwei Harley Davidsons drei Wochen runter bis nach Sizilien gefahren und zurück. Das war quasi die allererste Fahrt meines Vaters nach seiner Führerscheinprüfung, direkt mal nach Italien.
Und das war es auch: ein echtes Vater-Sohn-Abenteuer, weil wir nie wussten, wo wir am Ende des Tages landen würden. Wir haben immer erst abends geguckt, wo wir eine Unterkunft finden.
Wie die „Easy Rider“ haben wir uns gefühlt mit unseren Harleys unterm Hintern und dem Wind in den Haaren. Ich bin Gott dankbar, dass ich mit meinem Vater das alles erleben durfte in dieser atemberaubenden Natur, die er geschaffen hat.
Mit 17 Jahren bin ich als junger Fußball-Profi nach Leverkusen gekommen und dann relativ schnell erwachsen geworden, weil ich es einfach musste. Und wenn man dann mit Borussia Dortmund die Champions League gewinnt und deutscher Nationalspieler wird, dann rechnet man nicht unbedingt mit dem, was mir dann passiert ist. Ich hatte im Sommer 2000 plötzlich stechende Kopfschmerzen. Dazu noch von einem Tag auf den anderen Probleme mit den Augen, sodass ich oft dachte: „Irgendwas stimmt doch da nicht mit meinem Sehnerv.“
Im Herbst 2000, da war ich 29 Jahre alt, hat mir eine gemeine Krankheit meine Unbekümmertheit genommen: Ein bösartiger Gehirntumor, ein Germinom im Mittelhirn, wurde bei mir diagnostiziert. Seit dieser Zeit weiß ich: Das Leben kann schon mal ganz schnell zu Ende sein. Bis dahin hatte ich gedacht: „Das Leben endet nie. Dir kann niemand was anhaben!“ Denn ohne Grund beschäftigt man sich ja nicht so intensiv damit, dass man vielleicht bald tot ist, dass man sterben muss und dass das wehtun könnte. Das verdrängt man ja normalerweise. Aber wenn es einen dann selbst trifft, dann ist die Unbekümmertheit plötzlich weg. Ich musste lernen, wie man mit der Unsicherheit gut umgeht. Ich verließ mich auf mein Gottvertrauen, anstatt mich selbst zu bemitleiden.
Aber diese Zeit hatte auch positive Auswirkungen, weil ich seitdem viele Dinge mehr wertschätze bzw. andere Dinge, über die ich mir vorher Sorgen gemacht habe, nicht mehr als Problem sehe. Wir sorgen uns in Deutschland eh alle viel zu viel. Das ist doch völliger Quatsch. Ich bin gesund, ich lebe im Moment, mir geht’s gut und ich gebe mein Bestes, um dieses Zufriedensein, das ich auch in der Beziehung zu Gott finde, nicht durch Ablenkungen zu verlieren.
Ich habe in dieser schweren Zeit der Erkrankung sehr geschätzt, wie wichtig echte Freundschaften sind. Es erfüllt einen tatsächlich, wenn man intensive Gespräche mit Freunden führen und über alles reden kann, was einen tief drinnen ausmacht: über Sehnsüchte, über Gott, über Träume. Es gibt nichts Schöneres, als zusammen zu lachen. Ich liebe aber auch die Ruhe und bin sehr gerne alleine. Da tanke ich auf. Da komme ich zu mir. Da finde ich immer wieder zu Gott, und spreche offen mit ihm über alles, was mich bewegt. Ruhe ist sehr heilsam für den, der sie entdeckt hat, weil wir ja alle gar keine echte Ruhe mehr kennen.
Im Jahr 2000 musste ich also lernen, wie man kämpft. Wie man um sein Leben kämpft. Die Strahlentherapie war sicher kein Zuckerschlecken. Die Haare fallen einem aus und man könnte manchmal von einem Moment auf den anderen weinen, weil einem so schlecht ist durch das Zeugs, mit dem sie einen behandeln.
Kämpfen lernt man am besten, wenn man an etwas glaubt und wenn man sich kleine Ziele setzt. Es ist wichtig, dass es kleine Ziele sind, denn wenn man das nicht macht, sieht man die Krankheit wie einen riesigen Berg, der einen so sehr einschüchtert mit seiner Größe und Gewalt, dass man denkt, dass man da nie hoch klettern kann. Aber wenn Du Dir Etappenziele vornimmst und fragst: „Was ist mein kleines Ziel für diesen Tag heute?“, und dann später: „Was ist mein Ziel für diese Woche?“, dann schaust Du nicht auf den riesigen Berg, sondern freust Dich am Ende des Tages, dass Du die kleinen Ziele erreicht hast.
Ich danke Gott heute, dass er immer an meiner Seite war während der Phase der Krankheit, als alles ungewiss war und mir niemand sagen konnte, ob ich daran sterben würde oder nicht. Es gibt viele Menschen in Deutschland, die einen belächeln, wenn man sagt, dass man an Gott glaubt. Ich habe kürzlich im Rückblick auf die letzten zwei bis drei Jahre festgestellt, dass es mir gerade dann in allen Bereichen meines Lebens gut ging, wenn ich nah an Gott dran war, auch wenn die Leute noch so darüber gelacht haben. Wir müssen darauf achten, dass wir das Vertrauen auf Gott nicht verlieren und ihm auch wirklich Dinge zutrauen.
Im Moment habe ich so ein tiefes Gottvertrauen. Manchmal frage ich mich, wie ich das hier alles leisten kann als Bundesliga-Trainer und es hinbekomme, jedem gerecht zu werden.
Ich bin trotzdem dankbar für diese schwere Zeit damals, weil ich dadurch im Glauben gewachsen bin. Auch wenn man niemandem wünscht, das zu erleben, was ich damals durchmachen musste, es hat mich trotzdem als Person geprägt. Und gerade in Krisenzeiten unterschiedlichster Art kann man sehr dankbar sein, wenn man gesund ist und sich die richtige Haltung bewahrt, mit den Herausforderungen gut umzugehen. Ich spreche auch deswegen so offen über meine Krankheitsgeschichte, weil es mir wichtig ist, anderen Mut zu machen, und ihnen Tipps zu geben, wie man mit seinen Riesen im Leben fertig wird. Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft!
Dein Heiko Herrlich

Heiko Herrlich
ist Trainer des FC Augsburg und war als Fußballprofi nicht nur deutscher Nationalspieler, sondern auch Champions League Sieger mit Borussia Dortmund. Heiko lebt mit seiner Familie im schönen und tiefsten Bayern, umgeben von Kühen, Hasen und Hühnern.
P.S. Heiko ist übrigens ein echter „Mut-Macher“. Mit ihm veranstalte ich regelmäßig Mutmach-Events in Gefängnissen, wo wir zusammen Gefangene besuchen, um sie zu inspirieren und zu ermutigen, damit sie ihr Leben nach dem Gefängnis erfolgreich gestalten können. Auf diesem Foto sind wir in der JVA Dortmund und haben uns zwei Stunden lang mit Strafgefangenen unterhalten, die sich wirklich sehr über Heikos Besuch gefreut haben – weil sie es faszinierend fanden, dass ein Bundesliga Trainer sich extra für sie Zeit nimmt, um sie zu besuchen und ihnen Mut zuzusprechen.
Mehr zu unseren Mutmach-Events findet Ihr künftig unter:
www.wiemanriesenbekaempft.de
Vom Schulabbrecher zum Chef


Foto: Christine Karadi
Ihr alle kennt das Gefühl: endlich Sommerferien! Die wohlverdiente Pause nach einem langen Schuljahr. Nur dieses Mal war alles anders.
Ein Jahr vor meinem Abitur sollten es meine letzten Ferien sein. Meine Zeugnisse waren nie besonders gut. Das Problem dieses Jahr war ein kleiner Zusatz auf dem Zeugnisblatt: „Jonas weist erhebliche Fehlzeiten auf!“
Auf Deutsch: Ich habe eindeutig zu viel geschwänzt. Das fanden die Lehrer zu Recht uncool. Als mein Vater das las, war’s das mit meiner Schulkarriere. Er meldete mich kurzerhand von der Schule ab und schickte mich raus ins Leben. Ich habe komplett versagt, und alle haben es mitbekommen. Bin ich froh, dass es damals noch kein Facebook und Instagram gab …
Nach zwei Monaten in einer Fabrik, bekam ich eine Zivildienststelle in der Kinderklinik Karlsruhe. Es sollte ein Wendepunkt in meinem Leben sein. Jeden Tag habe ich Kinder gesehen, große und kleine, mit unterschiedlichen Krankheiten. Ihre Tapferkeit und ihre Lebensfreude haben mich direkt ins Herz getroffen! Sie haben mich motiviert, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Sie haben mir zu verstehen gegeben, dass jeder Tag ein Geschenk ist!
Nach gefühlten 1000 Bewerbungen, die alle abgelehnt wurden, habe ich verzweifelt an die Tür meines Kumpels Sven geklopft und ihn gefragt, ob er mich nicht ausbilden möchte. Er hatte sich mit einer kleinen Werbeagentur selbstständig gemacht. Ich sollte sein erster Azubi und Mitarbeiter werden.
Was soll ich sagen? Das war ein riesengroßer Segen für mich! Zusammen haben wir dann eine neue Firma aufgebaut. Dadurch durfte ich früh Verantwortung übernehmen. Nach meiner Ausbildung folgte ein Studium zum Unternehmer und so wurde ich 2014, also zehn Jahre nach meinem Schulabbruch, im zarten Alter von 27 Jahren zum Geschäftsführer. Crazy!
In den nächsten Jahren bauten wir das Unternehmen „Explain“ zum Marktführer aus. Heute haben wir fast 50 Mitarbeiter in Karlsruhe und Berlin. Wir dürfen für große Namen arbeiten wie Adidas oder BMW!
Wieso erzähle ich Dir meine Geschichte? Nein, nicht weil ich so toll bin. Im Gegenteil, weil ich eigentlich ein ziemlicher Versager war und ich in meinem Leben durch viele Täler gehen musste. Ich wünsche mir, dass meine Geschichte eine Ermutigung ist für Dich!
Was macht mich eigentlich stark?
Erstens: Es gab in meinem Leben immer Menschen, die an mich geglaubt haben! Ob es meine Eltern waren, als sie mich von der Schule genommen haben, oder Sven, als er mich aufgenommen hat in seine kleine Firma. Ich könnte euch viele Namen nennen. Familie und Freunde sind für mich das Wichtigste. Sie geben mir Kraft! Mittlerweile habe ich meine eigene Familie. Meine Frau Francine und meine beiden Jungs Milan und Levi sind das Größte für mich. Sie zeigen mir jeden Tag, um was es im Leben geht: füreinander da zu sein und sich zu lieben.
Zweitens: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass jeder Mensch außergewöhnliche Talente geschenkt bekommen hat. Unsere Lebensaufgabe besteht darin, sie herauszufinden und sie dann konsequent einzusetzen. Damit können wir Großes erreichen, egal wie jung oder alt wir sind. Unsere Talente können die Welt verändern!
Meine Hoffnung liegt in unserem Schöpfer im Himmel. Egal, ob ich durch ein tiefes Tal gehen muss oder auf einer Erfolgswelle schwimme. Er ist derjenige, der die Talente in uns angelegt hat. Er ist derjenige, der das große Ganze im Blick hat und derjenige, der mich bedingungslos liebt, egal. was kommt. Das gibt mir Kraft, Mut und Hoffnung!

Jonas Keller
Familienmensch, Altruist & Fußball-Enthusiast
CEO bei Explain
Wohnt im wunderschönen Baden-Badener Rebland
In Psalm 23 steht:
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein
Die faszinierende Beth Hamilton


Illustration: Sherina Wegmann
Ich habe mich kürzlich gefragt, was mich eigentlich in schwierigen Zeiten inspiriert, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern optimistisch zu denken. Es ist die faszinierende Lebensgeschichte einer jungen Surferin namens Bethany Hamilton. In ihrem Film Soulsurfer erzählt sie, wie ihr Leben schon im Kindesalter auf eine harte Probe gestellt wurde.
Sie ist angehende Profi-Surferin auf Hawaii, als sie mit 13 Jahren von einem Tigerhai angegriffen wird und dabei ihren linken Arm verliert. Von einem Moment auf den nächsten wird ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt. Ihr großer Traum, eines Tages eine berühmte Surferin zu werden, scheint zu zerplatzen. Mit nur einem Arm würde sie sich nicht einmal mehr richtig an ihrem Surfbrett festhalten können, wenn sie unter einer heranbrausenden Welle durchtauchen wollte. „Wie kann Gott so etwas nur zulassen?“ Immer und immer wieder stellt sie sich nach dem Unfall diese Frage. Genau darüber mache ich mir selbst auch oft Gedanken, wenn ich schlimme Nachrichten sehe.
Bethanys tragischer Unfall geschah im Jahr 2003. Wenn du jetzt glaubst, sie hätte den Mut verloren oder hätte seit ihrem Unfall nie mehr auf dem Surfbrett gestanden, dann irrst du dich gewaltig.
In dem Moment, als es ihr am schlechtesten geht, triff sie auf Menschen, die ihr von Gott erzählen. Von Gott, der „Pläne des Heils und nicht des Unheils hat“, der den Menschen „eine Zukunft und Hoffnung geben will“. Die Leiterin einer Jugendgruppe in ihrer Gemeinde liest ihr einen Bibelvers aus Jeremia vor, der sie von da an täglich beschäftigt. „Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ (Jeremia 29,11)
Durch diese Zusage Gottes ermutigt, macht Bethany in der darauffolgenden Zeit große Schritte nach vorne und erreicht mit ihrer Mutmach-Geschichte viele neue Menschen, für die sie vor dem Unfall keine Zeit gehabt hatte, da sie nur Augen für ihr Surfbrett hatte. So nimmt sie zum Beispiel mit allen Kräften an einer Hilfsaktion in Thailand teil, wo unzählige Menschen aufgrund eines Tsunami-Unglücks ihre ganze Familie verloren und nicht einmal mehr das Nötigste zum Leben hatten.






