Die jüdisch-christlich-islamische Kultur Europas

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„Mit einer überraschend komplizierten astronomischen Rechenmaschine haben die alten Griechen den Lauf der Himmelskörper berechnet. Der Mechanismus von Antikythera, eine im 2. Jahrhundert vor Christus gebaute Zahnradapparatur, ist weit komplexer als alle bekannten technischen Geräte, die in den folgenden tausend Jahren entwickelt wurden. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Journal ‘Nature’ nach einer erneuten Untersuchung der Apparatur.“225
Diese umwerfende Entdeckung auf dem Meeresgrund könnte nicht nur dazu beitragen, dass neue archäologische Quellen der Antike nicht bloß eine Ergänzung der literarischen Quellen sind, sondern auch dazu führen, unser Bild von der Antike zu revolutionieren.
Griechische Quellen
Noch schwieriger als für das Römische Reich ist die Quellenlage im Bereich der griechischen Antike. Selbst Ferdinand Gregorovius226 ist höchst verwundert, dass über Athen, die einst die größte und bedeutendste Stadt des antiken Hellas gewesen sein soll, so wenig überliefert ist. Bezeichnenderweise waren, wie Ferdinand Gregorovius feststellen musste, die Originalnamen der Mehrheit der antiken Monumente von Athen vergessen. Von ihnen hatten sich ohnehin meist nur spärliche Ruinen erhalten. Auch die antiken Landschaftsbezeichnungen waren durch moderne Namen ersetzt worden. Man reiste z.B. nicht mehr zum Peloponnes, sondern nach Morea. Auf dem Peloponnes lebten seit dem frühen Mittelalter so gut wie keine Griechen mehr. Diese wurden in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts angeblich durch hellenisierte „jüdische Skythen“ in Kooperation mit den Slawen nach Sizilien verjagt.227 Der gesamte Balkan wurde durch die slawische Expansion besiedelt. Diese „slawische Infiltration“ führte schließlich dazu, dass griechische Sprache und Kultur so gut wie vollständig verdrängt wurden.228 Das gilt auch für die griechischen Namen.
Nach der Befreiung Griechenlands vom sog. osmanischen Joch musste in der antiken griechischen Überlieferung nach den ursprünglichen Namen gesucht werden bzw. nach den Namen, welche nach Auffassung der antiken Autoren die ursprünglichen gewesen sein sollen. Die Monumente bekamen also die Namen verpasst, welche man in der altgriechischen Literatur gefunden bzw. neu entdeckt hatte. Sehr seltsam, dass die nichtgriechischen ausländischen Forscher über die Denkmäler und historischen Relikte besser Bescheid wussten als die Bewohner von Athen in der Neuzeit. Auch im Athen der Renaissancezeit haben wir ähnliche ‘Verluste’ von wichtigen Quellen zu beklagen wie in Italien. Der Katalog von Inschriften und lokalen Namen von Denkmälern in Athen, welcher in der Mitte des 15. Jahrhunderts eingerichtet worden sein soll, ging bezeichnenderweise vollständig verloren und wurde nie mehr gesichtet.229
Hier stellt sich die Frage: Kann man das angebliche Schweigen der Quellen so interpretieren wie im 19. Jahrhundert der bayerische Fallmerayer, der diese Tatsache damit erklärte, dass die Awaro-Slawen die gesamte Bevölkerung des alten Griechenland niedergemetzelt hätten? Seit dem 7. Jahrhundert A.D. findet man bei den byzantinischen Schriftstellern viel häufiger Namen italienischer als griechischer Städte. Nirgendwo ist jedoch überliefert, dass Athen von Feinden angegriffen oder zerstört worden sei. Nicht einmal die berühmten Monumente der Stadt werden bei dem Schriftsteller Sinesius erwähnt. Viele antike Tempel sollen im Mittelalter in christliche Kirchen umgewandelt worden sein. Es lassen sich auch keine Schulen und Bibliotheken im Mittelalter nachweisen. Höchst glaubwürdig ist die Enttäuschung von Michael Choniates aus Konstantinopel, welcher 1174 zum Bischof von Athen ernannt worden war. Er soll anlässlich seiner ersten Reise nach Athen statt glänzender Marmorbauten nur „zerfallene Mauern und hüttengleiche Häuser zu seiten armseliger Gassen“ zu Gesicht bekommen haben. Er gewann den Eindruck, dass die Bewohner des 12. Jahrhunderts wie „auf Schutthaufen“ hausten.230 Es lebten in Griechenland und auch in Athen fast keine Griechen. Noch im 19. Jahrhundert bezeichneten sich die Bewohner von Griechenland und der griechischen Inseln als Pωμαιοί, als Römer, und wurden auch von den Türken so genannt.231 Nicht einmal die Einwohner Athens sprachen mehrheitlich Griechisch. Die griechische Sprache wurde erst wieder seit der Renaissance, nicht zuletzt auch auf die Initiative des Westens hin, die offizielle Sprache der in Griechenland lebenden Menschen. Voll durchgesetzt hat sich die griechische Sprache in Griechenland aber erst nach der Loslösung vom Osmanischen Reich. Und auch erst dann wurden aus den „Römern“ wieder „Hellenen“ (Έλλενες). Zur Bildung der griechischen Nation und zur Etablierung einer einheitlichen neugriechischen Sprache in Griechenland haben, was heute kaum noch jemand weiß, auch das wittelsbachische Königshaus und das Königreich Bayern einen bedeutenden Beitrag geleistet. Selbst die modernen Olympischen Spiele von 1896 in Athen sind ohne bayerische Initiative und Kapital nicht denkbar.232 Die Erinnerung an die antiken Olympischen Spiele war im modernen Griechenland komplett verloren gegangen.
Das mittelalterliche Griechenland ist im Grunde, ethnisch betrachtet, kein griechisches Land, es war überwiegend von Slawen bewohnt. Slawisch sind auch die Namen fast aller Orte und Siedlungen gewesen. Davidson schließt nicht aus, dass „slawische Kulturen Träger dieses Griechentums sein könnten“.233
Erst seit dem 16. und 17. Jahrhundert A.D. tauchen allmählich wieder griechische Namen in Griechenland auf. Höchst bezeichnend ist die wenigen Historikern bekannte Tatsache, dass Griechenland für das griechisch geprägte Byzantinische Reich234 im Grunde lange Zeit ein Fremdkörper gewesen war und im 8. Jahrhundert u. Z. wie ein feindliches Land erobert werden musste. Im 8. Jahrhundert diente Griechenland sogar nachweislich als Exil für politische Kriminelle. Erst seit dem 15. Jahrhundert taucht Griechenland wieder aus dem angeblichen Dunkel der Vergangenheit auf, und vor allem Athen gewinnt für die Handelsmacht Venedig strategische Bedeutung. Nicht einmal die konservativsten Historiker können leugnen, dass das Bild des klassischen Hellas erst im Rahmen des modernen humanistischen Bildungsideals (Griechisch und Latein als Hauptsprachen an den Gymnasien) entscheidend durch die klassische Restauration des 19. und 20. Jahrhundert geprägt worden ist. Wir dürfen heute davon ausgehen, dass im Rahmen dieser euphorischen Restaurationsideologie manche Schwachstellen der antiken Überlieferung übersehen und auch literarische und sachliche Quellen gefälscht worden sind. Für diese Behauptung liefert Zhabinsky235 gute Argumente, wie sie auch Davidson, Landau und andere Autoren der Hamburger Schule schon vor Jahren gebracht haben. Zhabinsky stellt sogar die Behauptung auf, dass seit dem 18. Jahrhundert A.D. archäologische Expeditionen „purposefully destroyed all the discoveries that contradicted the established views on history. In the best case, they declared them as erroneous.”236
Es sind also auch für das antike Griechenland gewichtige Bedenken anzumelden. Auch hier bestimmt nicht die historische Realität die öffentliche Meinung, sondern die Forscher suchen nach Dokumenten und Zeugnissen, welche in das Bild der öffentlichen Meinung passen. In diesem Sinne empfiehlt Nicolò Macchiavelli, ein typischer Vertreter der Renaissance, den Fürsten, sich die Geschichte als ein Instrument nutzbar zu machen, mit welchem man die Untergebenen wirkungsvoll regieren kann. Das bedeutet ja wohl, dass sich die Herrschenden genauso wenig an die Objektivität der historischen Aussage halten müssen wie an die Regeln der Moral.237 Für die Machtpolitik der Renaissance wie der sog. westlichen Großmächte gilt: Wenn man die Dokumente, welche die Nachfrager wie Politiker, Medien, wissenschaftliche Institute und sonstige Machtträger haben wollen, nicht findet, dann muss man etwas nachhelfen. Wer sucht, der findet. Wer für das Finden der richtigen Dokumente und Daten gut bezahlt wird, findet noch mehr. Die Brotgeber von Macchiavelli, die Medici in Florenz, scheinen kein ausgeprägtes Wissen von der Antike gehabt zu haben. Udo Kultermann, der die Geschäftskontrakte der Medici studierte, fand nämlich heraus, dass „die Medici über Vertreter in Brügge Teppiche aus Flandern hatten kommen lassen, durch die sie mit Szenen der antiken Geschichte vertraut wurden“.238 Aussagen dieser Art, welche sich übrigens auch bei Fomenko und anderen russischen Gelehrten finden, werfen einen Schatten auf die landläufige These, dass die Renaissance tatsächlich „die Wiederentdeckung der heidnischen Kultur der Antike nach dem langen Schlaf des Mittelalters“ auf allen Lebensgebieten war. Diese Frage zu stellen, ist nicht nur im Fall des Weiterlebens der römischen, sondern auch der griechischen Antike angebracht.
Eine zentrale Frage der altgriechischen Geschichte ist in diesem Sinne die attische Demokratie, welche ja einen wichtigen Bestandteil der europäischen Ideologie der Renaissance und des Humanismus wie auch des Neuhumanismus in der politischen Gegenwart bildet.
Besonders relevant erscheint mir dazu eine Stelle aus den Historien von Herodot über den persischen, durch Kleinasien führenden Feldzug des Xerxes gegen 480 v. u. Z. gegen Festlandgriechenland, vor allem gegen das ‘aufmüpfige’ Athen. Neuere Forschungen machen deutlich, dass der „Despot Xerxes“ ein Produkt der altgriechischen und modernen amtlichen europäischen Historiographie ist.239
In diesem hoch brisanten Bericht Herodots wird uns glaubhaft versichert, dass der persische Feldherr Mardonios, Schwiegersohn des persischen Königs Dareios, anlässlich dieses Feldzuges im jonischen Kleinasien wohl im Jahre 592 vor u. Z. „alle [griechischen] Tyrannen in den jonischen Städten“ absetzte und die Demokratie wieder einrichtete. Anschließend fuhr er weiter zum Hellespont.240 Im Zusammenhang mit dieser Maßnahme des Mardonios verweist Herodot 6,43 auf „jene Hellenen, die nicht glauben wollen, dass Otanes damals den persischen Sieben die Einführung der Demokratie in Persien vorgeschlagen und empfohlen hat.“ Otanes, Utâna, war einer von den sieben adeligen persischen Verschwörern, welche den Usurpator Gaumâta getötet und Dareios I., dem Großen, geholfen hatten, den Thron zu besteigen. Die Einführung einer Demokratie im Persischen Reich ist wohl letztlich daran gescheitert, dass sich die Demokratie für ein großes Imperium nicht so eignet wie für einen relativ kleinen griechischen Stadtstaat. Wenn es auch im alten Persien keine formelle Demokratie gab, so gab es doch wohl schon seit elamischer241 Zeit Prinzipien, wie man sie in der Antike nirgendwo anders findet. König Kyros gestattete nicht nur „den in Babylon versklavten Juden die Rückkehr nach Jerusalem, damit sie ihren Tempel wieder aufbauen konnten“, sondern schuf auch „das erste religiös und kulturell tolerante Reich der Welt“, in welchem immerhin 23 verschiedene Völker unter königlicher Zentralregierung friedlich zusammenlebten. Die humanen und politischen Errungenschaften, welche die europäische Forschung seit dem 19. Jahrhundert den alten Griechen und Römern zugeschrieben hatten, gab es im alten Persien also schon weit früher.
Um die attische Demokratie in ihrer wahren Qualität zu beurteilen, ist zudem zu bedenken, dass sie im wesentlichen auf eine kurze Zeitspanne im 5. Jahrhundert vor u. Z. beschränkt und fast ausschließlich im Peloponnesischen Krieg von Thukydides überliefert ist. Bei der Beurteilung der griechischen Klassik beachtet die amtliche Historiographie viel zu wenig, dass es in Athen noch bis zum Ende des 6. Jahrhunderts vor Chr. eine klassische Tyrannis unter Hipparchos und Hippias gab. Bei der Lektüre der klassischen griechischen Geschichtsschreiber gewinnt man zwar den Eindruck, als ob die attische Demokratie massiv am Sturz der attischen Tyrannis mitgewirkt habe. Das stimmt aber leider nicht. Es war nämlich eine Interventionsarmee der Spartaner, den (aus athenischer Sicht) antidemokratischen Prototypen, welche 510 die Herrschaft des Tyrannen Hippias beseitigt hatte. Es ist paradox, dass dieses Ereignis ausgerechnet in der „Lysistrate“ des Komödienschreibers Aristophanes überliefert ist. Die Athener verstanden es also schon damals, „in den Festen und Ritualen eine kollektive Erinnerung“ einzuüben, „welche die spartanische Intervention austilgte und die Befreiung den Tyrannentötern [von 414 vor u. Z.] zusprach.“242 Die Vorstellung der Athener zur Entstehung ihrer Demokratie steht also im Widerspruch zu bestimmten historischen Ereignissen, welche allerdings in der attischen Komödie anders überliefert worden sind als von den politisch-historischen Schriftstellern, welche dazu neigten, Tatsachen, die nicht in die politisch-demokratische Ideologie der attischen Demokratie passten, einfach zu verschweigen.
Zu dieser einseitigen Interpretation der politischen Realität kommt noch hinzu, dass die attische Demokratie nur einem relativ kleinen Teil der Bevölkerung, welche Steuern zahlten, vorbehalten war. Ausgeschlossen waren alle Frauen, die meist nicht griechischen Periöken, Freigelassene und Sklaven. Ich erinnere weiterhin auch an die leichte Verführbarkeit der Athener durch Demagogen aller Art, z.B. in den sog. Scherbengerichten (ostrakismoí) und beim sizilianischen Abenteuer des Alkibiades. Auch Martin Freksa kommt in seinem Buch „Genesis Europas“ an mehreren Stellen zu der Erkenntnis, dass selbst „zu der Zeit, als Perikles auf der Höhe seiner Macht stand, Attika nur dem Namen nach eine Demokratie war.“243 Sie war eine „bloße Fassade“.244 Das Bürgerrechtsgesetz von 451 v. Chr., auch als „Bastardgesetz“ betitelt, wurde „im Zusammenhang mit einer wirklichen oder angeblichen Überfremdung Attikas“245 beschlossen. Bestimmungen dieses Gesetzes, dass z.B. „Kinder, deren Mutter nicht aus Attika stammt, als Ausländer gelten“246, sind weder ein Ausdruck von Toleranz gegenüber ‘Fremden’ noch ein Argument für die angeblich so hochentwickelte attische Demokratie.
Wie wenig die Athener demokratische Prinzipien auch anderen Städten und Staaten gegenüber anwandten, zeigt ja nicht nur der Überfall auf Syrakus, sondern auch die von jeglicher demokratischen Ethik losgelöste Behandlung der peloponnesischen Melier, wie diese Thukydides in seinem berühmten Melierdialog problematisiert hat. Den attischen Demokraten galt bei der Behandlung der Melier Macht vor Recht. Demokratie hatte in der attischen Außenpolitik keinen Platz. Daraus wird aber auch ersichtlich, dass die heute immer wieder als Vorbild gepriesene attische Demokratie völlig losgelöst war von rechtsstaatlichen Prinzipien sowohl nach innen als auch nach außen. Nach modernem Demokratieverständnis ist jedoch Demokratie ohne Rechtsstaatlichkeit undenkbar.
Die hier geschilderten Fälle mahnen zu einem kritischeren Umgang mit den literarischen Quellen und den affirmativen Historikern, die uns diese vorsetzen. Sie lassen es aber auch durchaus realistisch erscheinen, dass Dichter wie Aristophanes historische Sachverhalte und Ereignisse objektiver darstellen als die politisch gesinnten Autoren, falls nicht die einen wie die anderen in der frühen Neuzeit frei erfunden sein sollten.
Es ist ein großes Verdienst von Morosov, auch Sachquellen in seine kritischen Betrachtungen der griechischen Antike einbezogen zu haben. Er verweist dabei auf Abbildungen, die bis heute von der althistorischen Geschichtsforschung als antik eingestuft werden. Die von ihm ausgewählten Bilder (Anhang II) zeigen in erstaunlicher Weise typisch christliche Symbole, wie sie im Mittelalter und in der Neuzeit immer wieder vorkommen. Aus der Fülle der von ihm gebrachten Beispiele möchte ich nur auf den angeblich mesopotamischen assyro–babylonischen König Ashur– Nazareh–Khabal, der angeblich gegen 930 vor u. Z. gelebt haben soll, verweisen. Doch dieser vermeintlich in der Antike lebende König hat ein christliches Kreuz auf seiner Brust und schaut unverkennbar wie ein orthodoxer Eparch des Mittelalters aus.
Aus der Tatsache dieser äußerst problematischen und vielfach dubiosen Überlieferung der klassischen Autoren und Sachquellen der Antike und ihrer vielfach zweifelhaften Zuordnung kann man den Schluss ziehen, dass das uns überlieferte Bild der Antike weitgehend nicht der bisher herrschenden Lehre entspricht. Das Bild, das wir heute von der Antike, vor allem der griechischen Klassik, haben, ist unvollkommen, unvollständig und verfälscht, da ja viele antike Autoren verloren gegangen, die erhaltenen durch permanentes Abschreiben fehlerhaft sind und manche Autoren auch erfunden sein können.
Auch bei unverfälscht und korrekt überlieferten Quellen der Antike gab es die Möglichkeit, geschichtliche Ereignisse und Sachverhalte tendenziell darzustellen und ideologisch zu verzerren. In diesem Sinne regte sich in der späten römischen Kaiserzeit ab dem 4. Jahrhundert der „Geist der Lüge“ in der „offiziellen Schriftstellerei“, auch bei den christlichen Autoren. Dieser beherrschte in besonderem Maße die Kirche im 5. und 6. Jahrhundert. Der bekannte deutsche evangelische Theologe Adolf von Harnack charakterisiert diese Entwicklung mit dem lapidaren Satz:
„In diesen Jahrhunderten hat keiner mehr irgendeiner schriftlichen Urkunde, einem Aktenstück oder Protokoll getraut.“247
Um ein komplettes Bild der Antike zu erhalten, ist es daher unbedingt erforderlich, das gesamte Quellenmaterial, das uns aus der Antike geblieben ist, heranzuziehen und im Sinne der von Herbert Hunger getätigten kritischen Analyse neu auszuwerten und zu bewerten. Auch die lange Zeit verfemten Forschungen von Wilhelm Kammeier248 wären es wert, von der konventionellen Forschung ernster als bisher genommen und kritischer analysiert zu werden.
Die reiche archäologische Hinterlassenschaft großer antiker Städte wie Alexandria, Ephesus, Konstantinopel bleibt bei vielen Antike-Kritikern völlig ausgeklammert. Auch die lateinischen Inschriften, vor allem die 16 Bände des ab 1863 herausgegebenen Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL)249 wie auch die Supplemente zum CIL, die Zwölftafelgesetze und die sich daraus ergebende Rechtsentwicklung, die großen Rechtseditionen des Codex Theodosianus250 und des Corpus Iuris251 wie auch die reichen Papyruseditionen, z.B. von Petrie, und nicht zuletzt die etruskischen Relikte252 müssten im Sinne der Thesen von Davidson, Landau und anderen, in Verbindung mit der konventionellen Geschichtsmethodik, systematisch ausgewertet werden. Das ist eine Arbeit, welche die Kräfte eines einzelnen Forschers bei weitem übersteigt, aber nach wie vor ein Desideratum einer kritischen historischen Forschung sein sollte. Eine solche umfassende Forschung könnte sicher auch neue Erkenntnisse zur Wirksamkeit des Juden- und Christentums auf Europa bringen. Zumindest könnte eine systematische zielorientierte Quellenanalyse aller antiken Quellen mehr Licht in den römischen-katholischen Kulturtransfer und dessen Auswirkungen auf Europa bringen.
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